DAS NEUE TESTAMENT

DAS EVANGELIUM NACH MATTHÄUS

Jesu Stammbaum

Kapitel 1

  1. Dies ist das Buch von der Geschichte Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes Abrahams.

  2. Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder.

  3. Juda zeugte Perez und Serach von der Thamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram.

  4. Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salma.

  5. Salma zeugte Boas von der Rahab. Boas zeugte Obed von der Ruth. Obed zeugte Jesse.

  6. Jesse zeugte den König David. David zeugte Salomo von dem Weib des Uria.

  7. Salomo zeugte Rehabeam. Rehabeam zeugte Abia. Abia zeugte Asa.

  8. Asa zeugte Josaphat. Josaphat zeugte Joram. Joram zeugte Usia.

  9. Usia zeugte Jotham. Jotham zeugte Ahas. Ahas zeugte Hiskia.

  10. Hiskia zeugte Manasse. Manasse zeugte Amon. Amon zeugte Josia.

  11. Josia zeugte Jojachin und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft.

  12. Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jojachin Sealthiël. Sealthiël zeugte Serubabel.

  13. Serubabel zeugte Abiud. Abiud zeugte Eliakim. Eliakim zeugte Asor.

  14. Asor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud.

  15. Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Matthan. Matthan zeugte Jakob.

  16. Jakob zeugte Joseph, den Mann der Maria, von welcher ist geboren Jesus, der da heißt Christus.

  17. Alle Glieder von Abraham bis auf David sind vierzehn Glieder. Von David bis auf die babylonische Gefangenschaft sind vierzehn Glieder. Von der babylonischen Gefangenschaft bis auf Christus sind vierzehn Glieder.

Jesu Geburt

  1. Die Geburt Jesu Christi geschah aber also. Als Maria, seine Mutter, dem Joseph vertrauet war, erfand sich's, ehe er sie heimholte, daß sie schwanger war von dem heiligen Geist.

  2. Joseph aber, ihr Mann, war fromm und wollte sie nicht in Schande bringen, gedachte aber, sie heimlich zu verlassen.

  3. Indem er aber also gedachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Joseph, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, dein Gemahl, zu dir zu nehmen; denn das in ihr geboren ist, das ist von dem heiligen Geist.

  4. Und sie wird einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.

  5. Das ist aber alles geschehen, auf daß erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14):

  6. «Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden seinen Namen Immanuel heißen», das ist verdolmetscht: Gott mit uns.

  7. Da nun Joseph vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm des Herrn Engel befohlen hatte, und nahm sein Gemahl zu sich.

  8. Und er berührte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und hieß seinen Namen Jesus.

Die Weisen aus dem Morgenland

Kapitel 2

  1. Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen:

  2. Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

  3. Da das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm das ganze Jerusalem

  4. und ließ versammeln alle Hohenpriester und Schriftgelehrten unter dem Volk und erforschte von ihnen, wo der Christus sollte geboren werden.

  5. Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem im jüdischen Lande; denn also steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1):

  6. «Und du Bethlehem im jüdischen Lande bist mitnichten die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir soll mir kommen der Herzog, der über mein Volk Israel ein Herr sei.»

  7. Da berief Herodes die Weisen heimlich und erkundete mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,

  8. und wies sie nach Bethlehem und sprach: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß ich auch komme und es anbete.

  9. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen hin, bis daß er kam und stand oben über, wo das Kindlein war.

  10. Da sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut

  11. und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

  12. Und Gott befahl ihnen im Traum, daß sie nicht sollten wieder zu Herodes gehen, und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Flucht nach Ägypten

  1. Da sie aber hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und flieh nach Ägyptenland und bleib allda, bis ich dir's sage; denn Herodes geht damit um, daß er das Kindlein suche, es umzubringen.

  2. Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich bei der Nacht und entwich nach Ägyptenland

  3. und blieb allda bis nach dem Tod des Herodes, auf daß erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Hosea 11,1): «Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.»

Kindermord des Herodes

  1. Da Herodes nun sah, daß er von den Weisen betrogen war, ward er sehr zornig und schickte aus und ließ alle Knäblein zu Bethlehem töten und in der ganzen Gegend, die da zweijährig und darunter waren, nach der Zeit, die er mit Fleiß von den Weisen erkundet hatte.

  2. Da ist erfüllt, was gesagt ist von dem Propheten Jeremia, der da spricht (Jeremia 31,15):

  3. «Zu Rama hat man ein Geschrei gehört, viel Weinen und Heulen; Rahel beweinte ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn es war aus mit ihnen.»

Rückkehr aus Ägypten

  1. Da aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traum in Ägyptenland

  2. und sprach: Stehe auf und nimm das Kindlein und seine Mutter zu dir und zieh hin in das Land Israel; sie sind gestorben, die dem Kinde nach dem Leben standen.

  3. Und er stand auf und nahm das Kindlein und seine Mutter zu sich und kam in das Land Israel.

  4. Da er aber hörte, daß Archelaus im jüdischen Lande König war anstatt seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dahin zu kommen. Und im Traum empfing er Befehl von Gott und zog ins galiläische Land

  5. und kam und wohnte in der Stadt, die da heißt Nazareth; auf daß erfüllt würde, was da gesagt ist durch die Propheten: Er soll Nazarener heißen.

Bußpredigt Johannes des Täufers

Kapitel 3

  1. Zu der Zeit kam Johannes der Täufer und predigte in der Wüste des jüdischen Landes

  2. und sprach: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

  3. Und er ist der, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat und gesprochen (Jesaja 40,3): «Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet dem Herrn den Weg und machet richtig seine Steige!»

  4. Er aber, Johannes, hatte ein Kleid von Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber war Heuschrecken und wilder Honig.

  5. Da ging zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem und das ganze jüdische Land und alle Länder an dem Jordan

  6. und bekannten ihre Sünden und ließen sich taufen von ihm im Jordan.

  7. Als er nun viele Pharisäer und Sadduzäer sah zur Taufe kommen, sprach er zu ihnen: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?

  8. Sehet zu, tut rechtschaffene Frucht der Buße!

  9. Denket nur nicht, daß ihr bei euch wollt sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Ich sage euch: Gott vermag dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken.

  10. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt. Darum, welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

  11. Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht genug, ihm die Schuhe abzunehmen; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.

  12. Und er hat seine Worfschaufel in der Hand; er wird seine Tenne fegen und den Weizen in seine Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.

Jesu Taufe

  1. Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, daß er sich von ihm taufen ließe.

  2. Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf wohl, daß ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?

  3. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Laß es jetzt also geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er's ihm zu.

  4. Und da Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.

  5. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe.

Jesu Versuchung

Kapitel 4

  1. Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf daß er von dem Teufel versucht würde.

  2. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.

  3. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden.

  4. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): «Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht.»

  5. Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels

  6. und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben (Psalm 91,11.12): «Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.»

  7. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben (5. Mose 6,16): «Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.»

  8. Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit

  9. und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest.

  10. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben (5. Mose 6,13): «Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen.»

  11. Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.

Beginn der Wirksamkeit Jesu.

Jüngerberufung

  1. Da nun Jesus hörte, daß Johannes gefangen gelegt war, zog er in das galiläische Land

  2. und verließ die Stadt Nazareth, kam und wohnte zu Kapernaum, das da liegt am See im Lande Sebulon und Naphthali;

  3. auf daß erfüllt würde, was da gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1):

  4. «Das Land Sebulon und das Land Naphthali, die Straße am See, das Land jenseits des Jordan, das heidnische Galiläa,

  5. das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und die da saßen am Ort und Schatten des Todes, denen ist ein Licht aufgegangen.»

  6. Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

  7. Als nun Jesus an dem Galiläischen Meer ging, sah er zwei Brüder, Simon, der da heißt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer.

  8. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

  9. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

  10. Und als er von dannen weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Schiff mit ihrem Vater Zebedäus, daß sie ihre Netze flickten. Und er rief sie.

  11. Alsbald verließen sie das Schiff und ihren Vater und folgten ihm nach.

  12. Und Jesus ging umher im ganzen galiläischen Lande, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheit und alle Gebrechen im Volk.

  13. Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrienland. Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Plagen behaftet, die Besessenen, die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen; und er machte sie gesund.

  14. Und es folgte ihm nach viel Volks aus Galiläa, aus den Zehn Städten, von Jerusalem, aus dem jüdischen Lande und von jenseits des Jordan.

DIE BERGPREDIGT

(KAPITEL 5-7)

Seligpreisungen

Kapitel 5

  1. Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.

  2. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

  3. Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.

  4. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

  5. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

  6. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

  7. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

  8. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

  9. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

  10. Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.

  11. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider euch, so sie daran lügen.

  12. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.

Salz und Licht

  1. Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz kraftlos wird, womit soll man's salzen? Es ist zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinausschütte und lasse es die Leute zertreten.

  2. Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.

  3. Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.

  4. So soll euer Licht leuchten vor den Leuten, daß sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Jesu Stellung zum Gesetz

  1. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.

  2. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.

  3. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.

  4. Denn ich sage euch: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Vom Töten

  1. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist (2. Mose 20,13; 21,12): «Du sollst nicht töten; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein.»

  2. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz! der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du gottloser Narr! der ist des höllischen Feuers schuldig.

  3. Darum: wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und wirst allda eingedenk, daß dein Bruder etwas wider dich habe,

  4. so laß allda vor dem Altar deine Gabe und gehe zuvor hin und versöhne dich mit deinem Bruder und alsdann komm und opfere deine Gabe.

  5. Sei willfährig deinem Widersacher bald, solange du noch mit ihm auf dem Wege bist, auf daß dich der Widersacher nicht überantworte dem Richter und der Richter dem Diener und werdest in den Kerker geworfen.

  6. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dannen herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlest.

Vom Ehebrechen

  1. Ihr habt gehört, daß gesagt ist (2. Mose 20,14): «Du sollst nicht ehebrechen.»

  2. Ich aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen.

  3. Wenn dir aber dein rechtes Auge Ärgernis schafft, so reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde.

  4. Wenn dir deine rechte Hand Ärgernis schafft, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, daß eins deiner Glieder verderbe und nicht der ganze Leib in die Hölle fahre.

  5. Es ist auch gesagt (5. Mose 24,1): «Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr geben einen Scheidebrief.»

  6. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, daß sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene freit, der bricht die Ehe.

    Lukas 16,18. 1. Korinther 7,10.11.

Vom Schwören

  1. Ihr habt weiter gehört, daß zu den Alten gesagt ist (3. Mose 19,12; 4. Mose 30,3): «Du sollst keinen falschen Eid tun und sollst Gott deinen Eid halten.»

  2. Ich aber sage euch, daß ihr überhaupt nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron;

  3. noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt.

  4. Auch sollst du nicht bei deinem Haupt schwören; denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen.

  5. Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.

Von der Feindesliebe

  1. Ihr habt gehört, daß da gesagt ist (2. Mose 21,24): «Auge um Auge, Zahn um Zahn.»

  2. Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel; sondern, wenn dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Backe, dem biete die andere auch dar.

  3. Und wenn jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem laß auch den Mantel.

  4. Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei.

  5. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.

  6. Ihr habt gehört, daß gesagt ist (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen.»

  7. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde; <segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen;> bittet für die, so euch <beleidigen und> verfolgen,

  8. auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.

  9. Denn wenn ihr liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?

  10. Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Sonderliches? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?

  11. Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.

Vom Almosengeben

Kapitel 6

  1. Habt acht auf eure Frömmigkeit, daß ihr die nicht übt vor den Leuten, auf daß ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.

  2. Wenn du nun Almosen gibst, sollst du nicht lassen vor dir posaunen, wie die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  3. Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,

  4. auf daß dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Beten. Das Vaterunser

  1. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Synagogen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  2. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

  3. Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhöret, wenn sie viel Worte machen.

  4. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr ihn bittet.

  5. Darum sollt ihr also beten:

    Unser Vater in dem Himmel!

    Dein Name werde geheiligt.

  6. Dein Reich komme.

    Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

  7. Unser täglich Brot gib uns heute.

  8. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.

  9. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel*.

    <Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.>

    *Andere Übersetzung: «erlöse uns vom dem Bösen».

  10. Denn wenn ihr den Menschen ihre Übertretungen vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben.

  11. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Übertretungen auch nicht vergeben.

Vom Fasten

  1. Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Angesicht, auf daß sie vor den Leuten etwas scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn dahin.

  2. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht,

  3. auf daß du nicht scheinest vor den Leuten mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, welcher im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.

Vom Schätzesammeln und Sorgen

  1. Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen.

  2. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht nachgraben noch stehlen.

  3. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

  4. Das Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.

  5. Wenn aber dein Auge böse ist, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!

  6. Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

  7. Darum sage ich euch: Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung?

  8. Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

  9. Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen kann, ob er gleich darum sorget?

  10. Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.

  11. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eine.

  12. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen?

  13. Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?

  14. Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet.

  15. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.

  16. Darum sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

Wider den Richtgeist

Kapitel 7

  1. Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet.

  2. Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden.

  3. Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?

  4. Oder wie darfst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen? Und siehe, ein Balken ist in deinem Auge.

  5. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest.

  6. Ihr sollt das Heilige nicht den Hunden geben, und eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen, auf daß sie dieselben nicht zertreten mit ihren Füßen und sich wenden und euch zerreißen.

Von der Gebetserhörung

  1. Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

  2. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

  3. Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete?

  4. oder, so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete?

  5. So nun ihr, die ihr doch arg seid, könnt dennoch euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten.

Vom Tun des göttlichen Willens

  1. Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.

  2. Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und ihrer sind viele, die darauf wandeln.

  3. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt, und wenige sind ihrer, die ihn finden.

  4. Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

  5. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?

  6. Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt arge Früchte.

  7. Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen, und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.

  8. Ein jeglicher Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

    Kapitel 3,10. Johannes 15,2.6.

  9. Darum: an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

  10. Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.

  11. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Taten getan?

  12. Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch nie gekannt; weichet von mir, ihr Übeltäter!

  13. Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf den Felsen baute.

  14. Da nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und wehten die Winde und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf den Felsen gegründet.

  15. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Mann gleich, der sein Haus auf den Sand baute.

  16. Da nun ein Platzregen fiel und kamen die Wasser und wehten die Winde und stießen an das Haus, da fiel es und tat einen großen Fall.

  17. Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre;

  18. denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.

Heilung eines Aussätzigen

Kapitel 8

  1. Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm viel Volks nach.

  2. Und siehe, ein Aussätziger kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen.

  3. Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei gereinigt! Und alsbald ward er von seinem Aussatz rein.

  4. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, sage es niemand, sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere die Gabe, die Mose befohlen hat, ihnen zum Zeugnis.

Der Hauptmann zu Kapernaum

  1. Da aber Jesus hineinging nach Kapernaum, trat ein Hauptmann zu ihm, der bat ihn

  2. und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual.

  3. Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen.

  4. Der Hauptmann antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehst, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

  5. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er's.

  6. Da das Jesus hörte, verwunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!

  7. Aber ich sage euch: Viele werden kommen vom Osten und vom Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen;

  8. aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

  9. Und Jesus sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselben Stunde.

Jesus im Hause des Petrus

  1. Und Jesus kam in des Petrus Haus und sah, daß dessen Schwiegermutter lag und hatte das Fieber.

  2. Da ergriff er ihre Hand, und das Fieber verließ sie. Und sie stand auf und diente ihm.

  3. Am Abend aber brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus durch sein Wort und machte alle Kranken gesund,

  4. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 53,4): «Er hat unsre Schwachheit auf sich genommen, und unsre Krankheit hat er getragen.»

Vom Ernst der Nachfolge

  1. Und da Jesus viel Volks um sich sah, hieß er hinüber ans andre Ufer fahren.

  2. Und es trat zu ihm ein Schriftgelehrter, der sprach zu ihm: Meister, ich will dir folgen, wo du hingehst.

  3. Jesus sagt zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.

  4. Und ein anderer unter den Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, daß ich hingehe und zuvor meinen Vater begrabe.

  5. Aber Jesus spricht zu ihm: Folge du mir und laß die Toten ihre Toten begraben!

Stillung des Sturmes

  1. Und er trat in das Schiff, und seine Jünger folgten ihm.

  2. Und siehe, da erhob sich ein großes Ungestüm im Meer, so daß auch das Schiff mit Wellen bedeckt ward. Und er schlief.

  3. Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Herr, hilf uns, wir verderben!

  4. Da sagt er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer. Da ward es ganz stille.

  5. Die Menschen aber verwunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam sind?

Heilung zweier Besessener

  1. Und er kam ans andere Ufer in die Gegend der Gadarener. Da liefen ihm entgegen zwei Besessene, die kamen aus den Grabhöhlen und waren sehr gefährlich, so daß niemand diese Straße gehen konnte.

  2. Und siehe, sie schrien und sprachen: Was willst du von uns, du Sohn Gottes? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?

  3. Es war aber ferne von ihnen eine große Herde Säue auf der Weide.

  4. Da baten ihn die bösen Geister und sprachen: Willst du uns austreiben, so laß uns in die Herde Säue fahren.

  5. Und er sprach: Fahret hin! Da fuhren sie aus und fuhren in die Säue. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer und ersoffen im Wasser.

  6. Und die Hirten flohen und gingen hin in die Stadt und sagten das alles und wie es mit den Besessenen ergangen war.

  7. Und siehe, da ging die ganze Stadt heraus Jesus entgegen. Und da sie ihn sahen, baten sie ihn, daß er aus ihrer Gegend weichen möchte.

Heilung des Gichtbrüchigen

Kapitel 9

  1. Da trat er in das Schiff und fuhr wieder herüber und kam in seine Stadt.

  2. Und siehe, da brachten sie zu ihm einen Gichtbrüchigen, der lag auf einem Bette. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

  3. Und siehe, etliche unter den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott.

  4. Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, sprach er: Warum denkt ihr so Arges in euren Herzen?

  5. Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle?

  6. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben, - sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!

  7. Und er stand auf und ging heim.

  8. Da das Volk das sah, fürchtete es sich und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.

Berufung des Matthäus

  1. Und da Jesus von dannen ging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.

  2. Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tische mit Jesus und seinen Jüngern.

  3. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: Warum isset euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?

  4. Da das Jesus hörte, sprach er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

  5. Gehet aber hin und lernet, was das ist (Hosea 6,6): «Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.» Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Über das Fasten

  1. Da kamen die Jünger des Johannes zu ihm und sprachen: Warum fasten wir und die Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

  2. Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute Leid tragen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; alsdann werden sie fasten.

  3. Niemand flickt ein altes Kleid mit einem Lappen von neuem Tuch; denn der Lappen reißt doch wieder vom Kleid, und der Riß wird ärger.

  4. Man füllt auch nicht jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißen die Schläuche, und der Wein wird verschüttet, und die Schläuche kommen um. Sondern man füllt jungen Wein in neue Schläuche, so werden sie beide miteinander erhalten.

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

  1. Da er solches mit ihnen redete, siehe, da kam einer von den Obersten der Gemeinde und fiel vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und lege deine Hand auf sie, so wird sie lebendig.

  2. Und Jesus stand auf und folgte ihm und seine Jünger.

  3. Und siehe, eine Frau, die zwölf Jahre den Blutfluß gehabt, trat von hinten zu ihm und rührte seines Kleides Saum an.

  4. Denn sie sprach bei sich selbst: Könnte ich nur sein Kleid anrühren, so würde ich gesund.

  5. Da wandte sich Jesus um und sah sie und sprach: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Und die Frau ward gesund zu derselben Stunde.

  6. Und als er in des Obersten Haus kam und sah die Pfeifer und das Getümmel des Volks,

  7. sprach er: Weichet! denn das Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.

  8. Als aber das Volk hinausgetrieben war, ging er hinein und ergriff sie bei der Hand. Da stand das Mägdlein auf.

  9. Und diese Kunde erscholl in jenes ganze Land.

Zwei Blinde und ein Stummer

  1. Und als Jesus von dannen weiterging, folgten ihm zwei Blinde nach, die schrien und sprachen: Ach, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  2. Und da er heimkam, traten die Blinden zu ihm. Und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, daß ich euch solches tun kann? Da sprachen sie zu ihm: Herr, ja.

  3. Da rührte er ihre Augen an und sprach: Euch geschehe nach eurem Glauben.

  4. Und ihre Augen wurden geöffnet. Und Jesus bedrohte sie und sprach: Sehet zu, daß es niemand erfahre!

  5. Aber sie gingen hinaus und verbreiteten die Kunde von ihm in jenem ganzen Lande.

  6. Da nun diese waren hinausgegangen, siehe, da brachten sie zu ihm einen Menschen, der war stumm und besessen.

  7. Und da der böse Geist war ausgetrieben, redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich und sprach: Solches ist noch nie in Israel gesehen worden.

  8. Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.

Die große Ernte

  1. Und Jesus ging umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheit und alle Gebrechen.

  2. Und da er das Volk sah, jammerte ihn desselben; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben.

  3. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter.

  4. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter in seine Ernte sende.

Berufung der zwölf Jünger

Kapitel 10

  1. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Vollmacht über die unsauberen Geister, daß sie die austrieben und heilten alle Krankheit und alle Gebrechen.

  2. Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: der erste Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und Johannes, sein Bruder;

  3. Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus;

  4. Simon Kananäus und Judas Ischarioth, welcher ihn verriet.

Aussendung der Jünger

  1. Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte,

  2. sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.

  3. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

  4. Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.

  5. Ihr sollt nicht Gold noch Silber noch Kupfer in euren Gürteln haben,

  6. auch keine Tasche zur Wegfahrt, auch nicht zwei Röcke, keine Schuhe, auch keinen Stecken. Denn der Arbeiter ist seiner Speise wert.

  7. Wenn ihr aber in eine Stadt oder ein Dorf geht, da erkundigt euch, ob jemand darin sei, der es wert ist; und bei demselben bleibet, bis ihr von dannen zieht.

  8. Wenn ihr aber in ein Haus geht, so grüßet es;

  9. und wenn es das Haus wert ist, wird euer Friede auf sie kommen. Ist es aber nicht wert, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

  10. Und wenn euch jemand nicht aufnehmen wird noch eure Rede hören, so geht heraus von jenem Hause oder jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen.

  11. Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande der Sodomer und Gomorrer wird es erträglicher gehen am Tage des Gerichts als solcher Stadt.

Mahnung zum mutigen Bekennen

  1. Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.

  2. Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch überantworten den Gerichten und werden euch geißeln in ihren Synagogen.

  3. Und man wird euch vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.

  4. Wenn sie euch nun überantworten werden, so sorget nicht, wie oder was ihr reden sollt; denn es soll euch zu der Stunde gegeben werden, was ihr reden sollt.

  5. Denn ihr seid es nicht, die da reden, sondern eures Vaters Geist ist es, der durch euch redet.

  6. Es wird aber ein Bruder den andern zum Tod überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum Tode helfen.

  7. Und ihr müsset gehaßt werden von jedermann um meines Namens willen. Wer aber bis ans Ende beharret, der wird selig.

  8. Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen, bis des Menschen Sohn kommt.

  9. Der Jünger ist nicht über den Meister noch der Knecht über seinen Herrn.

  10. Es ist dem Jünger genug, daß er sei wie sein Meister und der Knecht wie sein Herr. Haben sie den Hausvater Beelzebub geheißen, wieviel mehr werden sie seine Hausgenossen so heißen!

  11. Darum fürchtet euch nicht vor ihnen.

    Es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, was man nicht wissen werde.

  12. Was ich euch sage in der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das Ohr, das predigt auf den Dächern.

  13. Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die Seele nicht können töten; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.

  14. Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Dennoch fällt deren keiner auf die Erde ohne euren Vater.

  15. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählt.

  16. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.

  17. Wer nun mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.

  18. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.

Anfeindung um Jesu willen

  1. Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.

  2. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater und die Tochter wider ihre Mutter und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter.

  3. Und des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.

  4. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert.

  5. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert.

  6. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

  7. Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

  8. Wer einen Propheten aufnimmt darum, daß er ein Prophet ist, der wird eines Propheten Lohn empfangen. Wer einen Gerechten aufnimmt darum, daß er ein Gerechter ist, der wird eines Gerechten Lohn empfangen.

  9. Und wer einen dieser Geringen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt darum, daß er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch: es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.

Des Täufers Frage

Kapitel 11

  1. Und es begab sich, da Jesus solch Gebot an seine zwölf Jünger vollendet hatte, ging er von dannen weiter, zu lehren und zu predigen in ihren Städten.

  2. Da aber Johannes im Gefängnis die Werke Christi hörte, sandte er seine Jünger

  3. und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

  4. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und saget Johannes wieder, was ihr höret und sehet:

  5. Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt;

  6. und selig ist, der nicht Ärgernis nimmt an mir.

Jesu Zeugnis über den Täufer

  1. Da die hingingen, fing Jesus an, zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht?

  2. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die da weiche Kleider tragen, sind in der Könige Häusern.

  3. Oder was seid ihr hinausgegangen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: er ist mehr als ein Prophet.

  4. Dieser ist's, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.»

  5. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen, die vom Weibe geboren sind, ist keiner aufgestanden, der größer sei als Johannes der Täufer; der aber der Kleinste ist im Himmelreich, ist größer als er.

  6. Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis hierher leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, reißen es weg.

  7. Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis zur Zeit des Johannes;

  8. und so ihr's wollt annehmen: er ist der Elia, der da kommen soll.

  9. Wer Ohren hat, der höre!

  10. Wem soll ich aber dies Geschlecht vergleichen? Es ist den Kindern gleich, die an dem Markt sitzen und rufen ihren Gespielen zu

  11. und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr wolltet nicht tanzen; wir haben euch vorgeklagt, und ihr wolltet nicht trauern.

  12. Johannes ist gekommen, aß nicht und trank nicht; so sagen sie: Er ist besessen.

  13. Des Menschen Sohn ist gekommen, isset und trinket; so sagen sie: Siehe, wie ist der Mensch ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und der Sünder Geselle! Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden aus ihren Werken.

Weherufe über galiläische Städte

  1. Da fing er an, die Städte zu schelten, in welchen die meisten seiner Taten geschehen waren, und hatten doch nicht Buße getan:

  2. Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Bethsaida! Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, wie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan.

  3. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen am Tage des Gerichts als euch.

  4. Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben? Du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden. Denn so zu Sodom die Taten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, es stünde noch heutigen Tages.

  5. Doch ich sage euch: Es wird dem Land der Sodomer erträglicher gehen am Tage des Gerichts als dir.

Lobpreis des Vaters. Der Heilandsruf

  1. Zu der Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.

  2. Ja, Vater; denn es ist also wohlgefällig gewesen vor dir.

  3. Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn denn nur der Vater; und niemand kennt den Vater denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

  4. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.

  5. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.

  6. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Jesus und der Sabbat

Kapitel 12

  1. Zu der Zeit ging Jesus durch ein Kornfeld am Sabbat; und seine Jünger waren hungrig, fingen an, Ähren auszuraufen, und aßen.

  2. Da das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbat nicht erlaubt ist.

  3. Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David tat, da ihn und die mit ihm waren hungerte?

  4. wie er in das Gotteshaus ging und aß die Schaubrote, die er doch nicht durfte essen noch die, die mit ihm waren, sondern allein die Priester?

  5. Oder habt ihr nicht gelesen im Gesetz, wie die Priester am Sabbat im Tempel den Sabbat brechen und sind doch ohne Schuld?

  6. Ich sage euch aber: Hier ist Größeres als der Tempel.

  7. Wenn ihr aber wüßtet, was das ist (Hosea 6,6): «Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer», hättet ihr die Unschuldigen nicht verdammt.

  8. Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbat.

  9. Und er ging von dannen weiter und kam in ihre Synagoge.

  10. Und siehe, da war ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand. Und sie fragten ihn und sprachen: Ist's auch recht, am Sabbat zu heilen?, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten.

  11. Aber er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, wenn er ein einziges Schaf hat und es fällt ihm am Sabbat in eine Grube, der es nicht ergreife und ihm heraushelfe?

  12. Wieviel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf man wohl am Sabbat Gutes tun.

  13. Da sprach er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und sie ward ihm wieder gesund gleichwie die andere.

  14. Da gingen die Pharisäer hinaus und hielten einen Rat über ihn, wie sie ihn umbrächten.

Der Gottesknecht

  1. Aber da Jesus das erfuhr, wich er von dannen. Und ihm folgten viele nach, und er heilte sie alle

  2. und bedrohte sie, daß sie die Kunde von ihm nicht ausbreiten sollten,

  3. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 42, 1 – 4):

  4. «Siehe, das ist mein Knecht, den ich erwählt habe, und mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich will meinen Geist auf ihn legen, und er soll den Heiden das Recht verkündigen.

  5. Er wird nicht hadern noch schreien, und man wird seine Stimme nicht hören auf den Gassen;

  6. das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen, bis daß er hinausführe das Recht zum Sieg;

  7. und die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.»

Jesu Macht über die bösen Geister

  1. Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm; und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah.

  2. Und alles Volk entsetzte sich und sprach: Ist dieser nicht Davids Sohn?

  3. Aber die Pharisäer, da sie es hörten, sprachen sie: Er treibt die bösen Geister nicht anders aus denn durch Beelzebub, ihren Obersten.

  4. Jesus wußte aber ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jegliches Reich, wenn es mit sich selbst uneins wird, das wird verwüstet; und eine jegliche Stadt oder Haus, wenn es mit sich selbst uneins wird, kann nicht bestehen.

  5. Wenn nun Satan den Satan austreibt, so muß er mit sich selbst uneins sein; wie kann dann sein Reich bestehen?

  6. Wenn ich aber die bösen Geister durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.

  7. Wenn ich aber die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.

  8. Oder wie kann jemand in eines Starken Haus gehen und ihm seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube?

  9. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

Die Sünde wider den Geist

  1. Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben.

  2. Und wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet wider den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt.

  3. Setzet entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzet einen faulen Baum, so wird die Frucht faul. Denn an der Frucht erkennt man den Baum.

  4. Ihr Otterngezüchte, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

  5. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz.

  6. Ich sage euch aber, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben am Tage des Gerichts von einem jeglichen nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.

  7. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.

Zeichenforderung der Pharisäer

  1. Da hoben an etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprachen: Meister, wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen.

  2. Und er antwortete und sprach zu ihnen: Das böse und abtrünnige Geschlecht sucht ein Zeichen; und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Propheten Jona.

  3. Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in des Fisches Bauch war, so wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein.

  4. Die Leute von Ninive werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.

  5. Die Königin vom Süden wird auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen, denn sie kam vom Ende der Erde, Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.

  6. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausgefahren ist, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht.

  7. Da spricht er denn: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's leer, gekehrt und geschmückt.

  8. Dann geht er hin und nimmt zu sich sieben andere Geister, die ärger sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie allda; und es wird mit demselben Menschen hernach ärger, als es zuvor war. So wird's auch diesem argen Geschlecht gehen.

Jesu wahre Verwandte

  1. Da er noch zu dem Volk redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden.

  2. Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden.

  3. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?

  4. Und reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder!

  5. Denn wer den Willen tut meines Vaters im Himmel, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Vom Säemann. Sinn der Gleichnisse

Kapitel 13

  1. An demselben Tage ging Jesus aus dem Hause und setzte sich an das Meer.

  2. Und es versammelte sich viel Volks zu ihm, so daß er in das Schiff trat und sich setzte, und alles Volk stand am Ufer.

  3. Und er redete zu ihnen mancherlei in Gleichnissen und sprach: Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen.

  4. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf.

  5. Etliches fiel auf das Felsige, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.

  6. Als aber die Sonne hochstieg, verwelkte es, und weil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre.

  7. Etliches fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten's.

  8. Etliches fiel auf ein gutes Land und trug Frucht, etliches hundertfältig, etliches sechzigfältig, etliches dreißigfältig.

  9. Wer Ohren hat, der höre!

  10. Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?

  11. Er antwortete und sprach: Euch ist's gegeben, daß ihr die Geheimnisse des Himmelreichs verstehet, diesen aber ist's nicht gegeben.

  12. Denn wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.

  13. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es auch nicht.

  14. Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6, 9.10): «Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen.

  15. Denn dieses Volkes Herz ist verstockt, und ihre Ohren hören übel, und ihre Augen schlummern, auf daß sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen hülfe.»

  16. Aber selig sind eure Augen, daß sie sehen, und eure Ohren, daß sie hören.

  17. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und zu hören, was ihr höret, und haben's nicht gehört.

  18. So höret nun ihr dieses Gleichnis von dem Säemann:

  19. Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Arge und reißt hinweg, was da gesät ist in sein Herz; das ist der, bei dem an den Weg gesät ist.

  20. Bei dem aber auf das Felsige gesät ist, das ist, der das Wort hört und es alsbald aufnimmt mit Freuden;

  21. aber er hat nicht Wurzel in sich, sondern er ist wetterwendisch; wenn sich Trübsal und Verfolgung erhebt um des Wortes willen, so nimmt er Ärgernis.

  22. Bei dem aber unter die Dornen gesät ist, das ist, der das Wort hört, und die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht.

  23. Bei dem aber in das gute Land gesät ist, das ist, der das Wort hört und versteht es und dann auch Frucht bringt; und der eine trägt hundertfältig, der andere sechzigfältig, der andere dreißigfältig.

Vom Unkraut unter dem Weizen

  1. Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte.

  2. Da aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon.

  3. Da nun aber die Saat wuchs und Frucht brachte, da fand sich auch das Unkraut.

  4. Da traten die Knechte zu dem Hausvater und sprachen: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?

  5. Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du denn, daß wir hingehen und es ausjäten?

  6. Er sprach: Nein! auf daß ihr nicht zugleich den Weizen mit ausraufet, wenn ihr das Unkraut ausjätet.

  7. Lasset beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um der Ernte Zeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es in Bündel, daß man es verbrenne; aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune.

Vom Senfkorn

  1. Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn, das ein Mensch nahm und säte es auf seinen Acker;

  2. welches das kleinste ist unter allem Samen; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Sträucher und wird ein Baum, daß die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen.

Vom Sauerteig

  1. Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: Das Himmelreich ist einem Sauerteig gleich, den ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward.

  2. Solches alles redete Jesus in Gleichnissen zu dem Volk, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen,

  3. auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Psalm 78,2): «Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen und will aussprechen, was verborgen war von Anfang der Welt.»

Deutung des Gleichnisses vom Unkraut

  1. Da ließ Jesus das Volk von sich und kam heim. Und seine Jünger traten zu ihm und sprachen: Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker.

  2. Er antwortete und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist's, der den guten Samen sät.

  3. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Reichs. Das Unkraut sind die Kinder der Bosheit.

  4. Der Feind, der es sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende der Welt. Die Schnitter sind die Engel.

  5. Gleichwie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird's auch am Ende dieser Welt gehen.

  6. Des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reich alle, die Ärgernis geben und die da Unrecht tun,

  7. und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.

  8. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Wer Ohren hat, der höre!

Schatz im Acker und kostbare Perle

  1. Das Himmelreich ist gleich einem verborgenen Schatz im Acker, welchen ein Mensch fand und verbarg ihn; und in seiner Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker.

  2. Abermals ist das Himmelreich gleich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte,

  3. und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.

Vom Fischnetz

  1. Abermals ist das Himmelreich gleich einem Netze, das ins Meer geworfen ward und allerlei Gattung fing.

  2. Als es aber voll war, zogen sie es heraus an das Ufer, saßen und lasen die guten in Gefäße zusammen, aber die unnützen warfen sie weg.

  3. Also wird es auch am Ende der Welt gehen: die Engel werden ausgehen und die Bösen von den Gerechten scheiden

  4. und werden sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneklappen sein.

  5. Habt ihr das alles verstanden? Sie sprachen: Ja.

  6. Da sprach er: Darum, ein jeglicher Schriftgelehrter, der ein Jünger des Himmelreichs geworden ist, gleicht einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.

Verwerfung in Nazareth

  1. Und es begab sich, da Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er von dannen

  2. und kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so daß sie sich entsetzten und sprachen: Woher kommt diesem solche Weisheit und Taten?

  3. Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Joseph und Simon und Judas?

  4. Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn das alles?

  5. Und sie nahmen Ärgernis an ihm. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger als in seinem Vaterland und im eigenen Hause.

  6. Und er tat daselbst nicht viel Zeichen um ihres Unglaubens willen.

Herodes und Jesus. Ende des Täufers

Kapitel 14

  1. Zu der Zeit kam die Kunde über Jesus vor den Vierfürst Herodes.

  2. Und er sprach zu seinen Leuten: Das ist Johannes der Täufer; der ist von den Toten auferstanden, deshalb wirken in ihm solche Kräfte.

  3. Denn Herodes hatte Johannes gegriffen, gebunden und in das Gefängnis gelegt wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philippus.

  4. Denn Johannes hatte zu ihm gesagt: Es ist nicht recht, daß du sie hast.

  5. Und er hätte ihn gerne getötet, fürchtete sich aber vor dem Volk; denn sie hielten ihn für einen Propheten.

  6. Da aber Herodes seinen Geburtstag beging, da tanzte die Tochter der Herodias vor ihnen. Das gefiel Herodes wohl.

  7. Darum verhieß er ihr mit einem Eide, er wollte ihr geben, was sie fordern würde.

  8. Und wie sie zuvor von ihrer Mutter angestiftet war, sprach sie: Gib mir her auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!

  9. Und der König ward traurig; doch um des Eides willen und derer, die mit ihm zu Tisch saßen, befahl er, es ihr zu geben.

  10. Und schickte hin und ließ Johannes im Gefängnis enthaupten.

  11. Und sein Haupt ward hergetragen auf einer Schüssel und dem Mädchen gegeben; und sie brachte es ihrer Mutter.

  12. Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leib und begruben ihn und kamen und verkündeten das Jesus.

Speisung der Fünftausend

  1. Da das Jesus hörte, wich er von dannen auf einem Schiff in eine einsame Gegend allein. Und da das Volk das hörte, folgte es ihm nach zu Fuß aus den Städten.

  2. Und Jesus stieg aus und sah die große Menge; und es jammerte ihn derselben, und er heilte ihre Kranken.

  3. Am Abend aber traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Die Gegend ist öde, und die Nacht fällt herein; laß das Volk von dir, daß sie hin in die Dörfer gehen und sich Speise kaufen.

  4. Aber Jesus sprach zu ihnen: Es ist nicht not, daß sie hingehen; gebt ihr ihnen zu essen.

  5. Sie sprachen: Wir haben hier nichts als fünf Brote und zwei Fische.

  6. Und er sprach: Bringet mir sie her.

  7. Und er hieß das Volk sich lagern auf das Gras und nahm die fünf Brote und die zwei Fische, sah auf gen Himmel und dankte und brach's und gab die Brote den Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.

  8. Und sie aßen alle und wurden satt und hoben auf, was übrigblieb von Brocken, zwölf Körbe voll.

  9. Die aber gegessen hatten, waren bei fünftausend Mann, ohne die Frauen und Kinder.

Jesus wandelt auf dem Meer.

Der sinkende Petrus

  1. Und alsbald trieb Jesus seine Jünger, daß sie in das Schiff traten und vor ihm hinüberfuhren, bis er das Volk von sich ließe.

  2. Und da er das Volk von sich gelassen hatte, stieg er auf einen Berg allein, daß er betete. Und am Abend war er allein daselbst.

  3. Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen entgegen.

  4. Aber in der vierten Nachtwache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer.

  5. Und da ihn die Jünger sahen auf dem Meer gehen, erschraken sie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht.

  6. Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprach: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!

  7. Petrus aber antwortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser.

  8. Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu.

  9. Als er aber den Wind sah, erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: Herr, hilf mir!

  10. Jesus aber reckte alsbald die Hand aus und ergrifft ihn und sprach zu ihm: O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?

  11. Und sie traten in das Schiff, und der Wind legte sich.

  12. Die aber im Schiff waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahrlich Gottes Sohn!

  13. Und sie fuhren hinüber und kamen ans Land nach Genezareth.

  14. Und da die Leute an diesem Ort sein gewahr wurden, schickten sie aus in das ganze Land umher und brachten alle Kranken zu ihm

  15. und baten ihn, daß sie nur seines Kleides Saum anrühren dürften. Und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

Menschensatzungen und Gottes Gebot

Kapitel 15

  1. Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte von Jerusalem und sprachen:

  2. Warum übertreten deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Sie unterlassen die Waschung der Hände vor dem Essen.

  3. Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen?

  4. Gott hat geboten (2. Mose 20,12; 21,17): «Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»

  5. Aber ihr lehret: Wer zu Vater oder Mutter spricht: Ich opfere Gott, was dir sollte von mir zukommen,

  6. der braucht seinen Vater oder seine Mutter nicht zu ehren; und so habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen.

  7. Ihr Heuchler, gar fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13):

  8. «Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist ferne von mir;

  9. vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.»

  10. Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: Höret zu und fasset es!

  11. Was zum Munde eingeht, das macht den Menschen nicht unrein; sondern was zum Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein.

  12. Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß die Pharisäer an dem Worte Ärgernis nahmen, als sie es hörten?

  13. Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, die werden ausgerissen.

  14. Lasset sie, sie sind blinde Blindenleiter! Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.

  15. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dies Gleichnis.

  16. Und Jesus sprach zu ihnen: Seid denn auch ihr noch immer unverständig?

  17. Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, das geht in den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen?

  18. Was aber zum Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein.

  19. Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.

  20. Das sind die Stücke, die den Menschen unrein machen. Aber ohne Waschung der Hände essen macht den Menschen nicht unrein.

Das kanaanäische Weib. Heilungen

  1. Und Jesus ging fort von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon.

  2. Und siehe, ein kanaanäisches Weib kam aus jener Gegend und schrie ihm nach und sprach: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt.

  3. Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach.

  4. Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.

  5. Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir!

  6. Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

  7. Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die von ihrer Herren Tisch fallen.

  8. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.

  9. Und Jesus ging von dannen weiter und kam an das Galiläische Meer und ging auf einen Berg und setzte sich allda.

  10. Und es kam zu ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Krüppel, Blinde, Stumme und viele andere und legten sie Jesus vor die Füße, und er heilte sie,

  11. so daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.

Speisung der Viertausend

  1. Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks; denn sie sind nun schon drei Tage lang bei mir und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ohne Speise von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem Wege.

  2. Da sprachen zu ihm seine Jünger: Woher sollen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?

  3. Und Jesus sprach zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben und wenige Fischlein.

  4. Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erde

  5. und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern, und die Jünger gaben sie dem Volk.

  6. Und sie aßen alle und wurden satt; und hoben auf, was übrigblieb von Brocken, sieben Körbe voll.

  7. Und die da gegessen hatten, waren viertausend Mann, ohne die Frauen und Kinder.

  8. Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er in ein Schiff und kam in das Gebiet von Magadan*.

    *Nach anderer Überlieferung: Magdala.

Zeichenforderung der Pharisäer

Kapitel 16

  1. Da traten die Pharisäer und Sadduzäer zu ihm; die versuchten ihn und forderten, daß er sie ein Zeichen vom Himmel sehen ließe.

  2. Aber er antwortete und sprach: <Des Abends sprecht ihr: Es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot.

  3. Und des Morgens sprecht ihr: Es wird heute Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Über des Himmels Aussehen könnt ihr urteilen; könnt ihr dann nicht auch über die Zeichen der Zeit urteilen?>

  4. Dieses böse und abtrünnige Geschlecht sucht ein Zeichen; und soll ihm kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des Jona. Und er ließ sie und ging davon.

Vom Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer

  1. Und als die Jünger ans andere Ufer gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mit sich zu nehmen.

  2. Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

  3. Da dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das wird's sein, daß wir nicht haben Brot mit uns genommen.

  4. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Ihr Kleingläubigen, was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brot habt?

  5. Verstehet ihr noch nicht? Gedenket ihr nicht an die fünf Brote unter die fünftausend und wieviel Körbe ihr da aufhobt,

  6. auch nicht an die sieben Brote unter die viertausend und wieviel Körbe ihr da aufhobt?

  7. Wie verstehet ihr denn nicht, daß ich nicht vom Brot zu euch rede? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

  8. Da verstanden sie, daß er nicht gesagt hatte, daß sie sich hüten sollten vor dem Sauerteig des Brots, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer.

Das Bekenntnis des Petrus

  1. Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß des Menschen Sohn sei?

  2. Sie sprachen: Etliche sagen, du seiest Johannes der Täufer; andere, du seiest Elia; wieder andere, du seiest Jeremia oder der Propheten einer.

  3. Er sprach zu ihnen: Wer saget denn ihr, daß ich sei?

  4. Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!

  5. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

  6. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.

  7. Ich will dir des Himmelreichs Schlüssel geben, und alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel los sein.

  8. Da bedrohte er seine Jünger, daß sie niemand sagen sollten, daß er der Christus wäre.

Erste Leidensankündigung

  1. Seit der Zeit fing Jesus Christus an und zeigte seinen Jüngern, wie er müßte hin nach Jerusalem gehen und viel leiden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.

  2. Und Petrus nahm ihn zu sich, fuhr ihn an und sprach: Herr, das verhüte Gott! Das widerfahre dir nur nicht!

  3. Er aber wandte sich um und sprach zu Petrus: Hebe dich, Satan, von mir! Du bist mir ein Ärgernis; denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

  4. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir.

  5. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

  6. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse?

  7. Denn es wird geschehen, daß des Menschen Sohn kommt in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und alsdann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.

  8. Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die nicht schmecken werden den Tod, bis daß sie des Menschen Sohn kommen sehen in seinem Reich.

Verklärung Jesu

Kapitel 17

  1. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus und Jakobus und Johannes, seinen Bruder, und ging mit ihnen allein auf einen hohen Berg.

  2. Und er ward verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.

  3. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

  4. Petrus aber hob an und sprach zu Jesus: Herr, hier ist für uns gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.

  5. Da er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

  6. Da das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und erschraken sehr.

  7. Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Stehet auf und fürchtet euch nicht!

  8. Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.

  9. Und da sie vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt dies Gesicht niemand sagen, bis des Menschen Sohn von den Toten auferstanden ist.

  10. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Was sagen denn die Schriftgelehrten, zuvor müsse * Elia kommen?

    *Kapitel 11,14. Maleachi 3,23.

  11. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Elia soll freilich kommen und alles zurechtbringen.

  12. Doch ich sage euch: Elia ist schon gekommen, aber sie haben ihn nicht erkannt, sondern haben mit ihm getan, was sie wollten. So wird auch des Menschen Sohn leiden müssen von ihnen.

  13. Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte.

Heilung des mondsüchtigen Knaben

  1. Und da sie zu dem Volk kamen, trat zu ihm ein Mensch und fiel ihm zu Füßen

  2. und sprach: Herr, erbarme dich über meinen Sohn! denn er ist mondsüchtig und hat schwer zu leiden; er fällt oft ins Feuer und oft ins Wasser;

  3. und ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, und sie konnten ihm nicht helfen.

  4. Jesus aber antwortete und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch dulden? Bringt ihn mir her!

  5. Und Jesus bedrohte ihn; und der böse Geist fuhr aus von ihm, und der Knabe ward gesund zu derselben Stunde.

  6. Da traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

  7. Er aber sprach zu ihnen: Um eures Kleinglaubens willen. Denn ich sage euch wahrlich: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin!, so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.

  8. <Aber diese Art fährt nur aus durch Beten und Fasten.>

Zweite Leidensankündigung

  1. Da sie aber versammelt waren in Galiläa, sprach Jesus zu ihnen: Es wird geschehen, daß des Menschen Sohn überantwortet wird in der Menschen Hände,

  2. und sie werden ihn töten, und am dritten Tage wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.

Tempelsteuer

  1. Als sie nun nach Kapernaum kamen, gingen zu Petrus, die den Tempelgroschen einnahmen, und sprachen: Pflegt euer Meister nicht den Tempelgroschen zu geben?

  2. Er sprach: Ja. Und als er heimkam, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was meinst du, Simon? Von wem nehmen die Könige auf Erden Zoll oder Steuer: von ihren Kindern oder von den Fremden?

  3. Er sprach: Von den Fremden. Jesus sprach zu ihm: So sind die Kinder frei.

  4. Auf daß wir ihnen aber nicht Ärgernis geben, so gehe hin an das Meer und wirf die Angel, und den ersten Fisch, der heraufkommt, den nimm; und wenn du sein Maul aufmachst, wirst du ein Zweigroschenstück finden; das nimm und gib's ihnen für mich und dich.

Von Kindersinn und Ärgernis

Kapitel 18

  1. Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist doch der Größte im Himmelreich?

  2. Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie

  3. und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.

  4. Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.

  5. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.

  6. Wer aber Ärgernis gibt einem dieser Kleinen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.

  7. Weh der Welt der Ärgernisse halben! Es muß ja Ärgernis kommen; doch weh dem Menschen, durch welchen Ärgernis kommt!

  8. Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dir Ärgernis schafft, so haue ihn ab und wirf ihn von dir. Es ist dir besser, daß du zum Leben lahm oder als ein Krüppel eingehest, als daß du zwei Hände oder zwei Füße habest und werdest in das ewige Feuer geworfen.

  9. Und wenn dir dein Auge Ärgernis schafft, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, als daß du zwei Augen habest und werdest in das höllische Feuer geworfen.

  10. Sehet zu, daß ihr nicht jemand von diesen Kleinen verachtet. Denn ich sage euch: Ihre Engel im Himmel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.

  11. <Denn des Menschen Sohn ist gekommen, selig zu machen, was verloren ist.>

Das verlorene Schaf

  1. Was meint ihr? Wenn irgendein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, geht hin und sucht das verirrte?

  2. Und wenn sich's begibt, daß er's findet, wahrlich, ich sage euch, er freut sich darüber mehr als über die neunundneunzig, die nicht verirrt sind.

  3. Also ist's auch bei eurem Vater im Himmel nicht der Wille, daß eins von diesen Kleinen verloren werde.

Verhalten gegen sündige Brüder.

Gemeinsames Beten

  1. Sündigt aber dein Bruder, so gehe hin und halte es ihm vor zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.

  2. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß jegliche Sache stehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund.

  3. Hört er die nicht, so sage es der Gemeinde. Hört er die Gemeinde nicht, so sei er dir wie ein Heide und Zöllner.

  4. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein.

  5. Weiter sage ich euch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, das soll ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.

  6. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.

Der Schalksknecht

  1. Da trat Petrus zu ihm und sprach: Herr, wie oft muß ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Ist's genug siebenmal?

  2. Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.

  3. Darum ist das Himmelreich gleich einem König, der mit seinen Knechten rechnen wollte.

  4. Und als er anfing zu rechnen, kam vor ihn einer, der war ihm zehntausend Pfund schuldig.

  5. Da er's nun nicht hatte, zu bezahlen, hieß der Herr verkaufen ihn und sein Weib und seine Kinder und alles, was er hatte, und bezahlen.

  6. Da fiel der Knecht nieder und warf sich auf sein Angesicht vor ihm und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir's alles bezahlen.

  7. Da jammerte den Herrn des Knechts, und er ließ ihn los, und die Schuld erließ er ihm auch.

  8. Da ging derselbe Knecht hinaus und fand einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er griff ihn an und würgte ihn und sprach: Bezahle, was du mir schuldig bist!

  9. Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Habe Geduld mit mir; ich will dir's bezahlen.

  10. Er wollte aber nicht, sondern ging hin und warf ihn ins Gefängnis, bis daß er bezahlt hätte, was er schuldig war.

  11. Da aber seine Mitknechte solches sahen, wurden sie sehr betrübt und kamen und brachten vor ihren Herrn alles, was sich begeben hatte.

  12. Da forderte ihn sein Herr vor sich und sprach zu ihm: Du Schalksknecht, alle diese Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest;

  13. hättest du da dich nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?

  14. Und sein Herr ward zornig und überantwortete ihn den Peinigern, bis daß er bezahlt hätte alles, was er ihm schuldig war.

  15. So wird euch mein himmlischer Vater auch tun, wenn ihr nicht vergebet von Herzen, ein jeglicher seinem Bruder.

Über Ehe, Ehescheidung, Ehelosigkeit

Kapitel 19

  1. Und es begab sich, da Jesus diese Reden vollendet hatte, machte er sich auf aus Galiläa und kam in das Gebiet des jüdischen Landes jenseits des Jordan;

  2. und es folgte ihm viel Volks nach, und er heilte sie daselbst.

  3. Da traten zu ihm die Pharisäer, versuchten ihn und sprachen: Ist's auch recht, daß sich ein Mann scheide von seiner Frau um irgendeiner Ursache willen?

  4. Er antwortete aber und sprach: Habt ihr nicht gelesen, daß, der im Anfang den Menschen geschaffen hat, schuf sie als Mann und Weib

  5. und sprach (1. Mose 2,24): «Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und werden die zwei ein Fleisch sein»?

  6. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.

  7. Da sprachen sie: Warum hat dann Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben, wenn man sich scheidet?

  8. Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, um eures Herzens Härtigkeit willen; von Anbeginn aber ist's nicht so gewesen.

  9. Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn um der Hurerei willen, und freit eine andere, der bricht die Ehe.

  10. Da sprachen die Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist's nicht gut, ehelich zu werden.

  11. Er sprach aber zu ihnen: Dies Wort fasset nicht jedermann, sondern denen es gegeben ist.

  12. Denn etliche enthalten sich der Ehe, weil sie von Geburt an zur Ehe unfähig sind; etliche enthalten sich, weil sie von Menschen zur Ehe untauglich gemacht sind; und etliche enthalten sich, weil sie um des Himmelreichs willen auf die Ehe verzichten. Wer es fassen kann, der fasse es!

Jesus segnet die Kinder

  1. Da wurden Kinder zu ihm gebracht, daß er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an.

  2. Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solcher ist das Himmelreich.

  3. Und er legte die Hände auf sie und zog von dannen.

Der reiche Jüngling

  1. Und siehe, einer trat zu ihm und sprach: Meister, was soll ich Gutes tun, daß ich das ewige Leben möge haben?

  2. Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich über das, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.

  3. Da sprach er zu ihm: Welche? Jesus aber sprach: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben;

  4. ehre Vater und Mutter»; und: «du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.»

  5. Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch?

  6. Jesus sprach zu ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!

  7. Da der Jüngling das Wort hörte, ging er betrübt von ihm; denn er hatte viele Güter.

  8. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher wird schwer ins Himmelreich kommen.

  9. Und weiter sage ich euch: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.

  10. Da das seine Jünger hörten, entsetzten sie sich sehr und sprachen. Ja, wer kann dann selig werden?

  11. Jesus aber sah sie an und sprach zu ihnen: Bei den Menschen ist's unmöglich; aber bei Gott sind alle Dinge möglich.

Vom Lohn der Nachfolge

  1. Da fing Petrus an und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns dafür?

  2. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir seid nachgefolgt, werdet dereinst bei der Wiedergeburt, da des Menschen Sohn wird sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit, auch sitzen auf zwölf Thronen und richten die zwölf Stämme Israels.

  3. Und wer verläßt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's vielfältig empfangen und das ewige Leben ererben.

  4. Aber viele, die da sind die Ersten, werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein.

Die Arbeiter im Weinberg

Kapitel 20

  1. Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater, der früh am Morgen ausging, Arbeiter zu dingen in seinen Weinberg.

  2. Und da er mit den Arbeitern eins ward um einen Silbergroschen zum Tagelohn, sandte er sie in seinen Weinberg.

  3. Und er ging aus um die dritte Stunde und sah andere an dem Markte müßig stehen

  4. und sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist.

  5. Und sie gingen hin. Abermals ging er aus um die sechste und neunte Stunde und tat gleich also.

  6. Um die elfte Stunde aber ging er aus und fand andere stehen und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig?

  7. Sie sprachen zu ihm: Es hat uns niemand gedingt. Er sprach zu ihnen: Gehet ihr auch hin in den Weinberg.

  8. Da es nun Abend ward, sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn und heb an bei den letzten bis zu den ersten.

  9. Da kamen, die um die elfte Stunde gedingt waren, und empfing ein jeglicher seinen Groschen.

  10. Da aber die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; und sie empfingen auch ein jeglicher seinen Groschen.

  11. Und da sie den empfingen, murrten sie wider den Hausvater

  12. und sprachen: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gemacht, die wir des Tages Last und die Hitze getragen haben.

  13. Er antwortete aber und sagte zu einem unter ihnen: Mein Freund, ich tue dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir eins geworden um einen Groschen?

  14. Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten geben gleich wie dir.

  15. Habe ich nicht Macht, zu tun, was ich will, mit dem Meinen? Siehest du darum scheel, daß ich so gütig bin?

  16. So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. <Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.>

Dritte Leidensankündigung

  1. Und da Jesus wollte hinaufziehen nach Jerusalem, nahm er die Zwölf besonders und sprach zu ihnen auf dem Wege:

  2. Siehe, wir ziehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten überantwortet werden; und sie werden ihn verdammen zum Tode

  3. und werden ihn überantworten den Heiden, ihn zu verspotten und zu geißeln und zu kreuzigen, und am dritten Tage wird er auferstehen.

Die Söhne des Zebedäus

  1. Da trat zu ihm die Mutter der Kinder des Zebedäus mit ihren Söhnen, fiel vor ihm nieder und wollte etwas von ihm bitten.

  2. Und er sprach zu ihr: Was willst du? Sie sprach zu ihm: Laß diese meine zwei Söhne sitzen in deinem Reich, einen zu deiner Rechten und den andern zu deiner Linken.

  3. Aber Jesus antwortete und sprach: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde <und euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde>? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir.

  4. Und er sprach zu ihnen: Meinen Kelch sollt ihr zwar trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten und Linken zu geben, steht mir nicht zu, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.

  5. Da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.

  6. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset: die Fürsten halten ihre Völker nieder, und die Mächtigen tun ihnen Gewalt.

  7. So soll es nicht sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener;

  8. und wer der Erste sein will unter euch, sei euer Knecht;

  9. gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Zwei Blinde vor Jericho

  1. Und da sie von Jericho auszogen, folgte ihm viel Volks nach.

  2. Und siehe, zwei Blinde saßen am Wege; und da sie hörten, daß Jesus vorüberging, schrien sie und sprachen: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  3. Aber das Volk bedrohte sie, daß sie schweigen sollten. Aber sie schrien noch viel mehr und sprachen: Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich unser!

  4. Jesus aber stand still und rief sie und sprach: Was wollt ihr, daß ich euch tun soll?

  5. Sie sprachen zu ihm: Herr, daß unsere Augen aufgetan werden.

  6. Und es jammerte ihn, und er rührte ihre Augen an; und alsbald wurden sie wieder sehend, und sie folgten ihm nach.

Einzug in Jerusalem

Kapitel 21

  1. Da sie nun nahe an Jerusalem kamen, nach Bethphage an den Ölberg, sandte Jesus seiner Jünger zwei

  2. und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin finden angebunden und ein Füllen bei ihr; bindet sie los und führet sie zu mir!

  3. Und wenn euch jemand etwas wird sagen, so sprecht: Der Herr bedarf ihrer. Alsbald wird er sie euch lassen.

  4. Das geschah aber, auf daß erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten, der da spricht (Sacharja 9,9):

  5. «Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir sanftmütig und reitet auf einem Esel und auf einem Füllen der lastbaren Eselin.»

  6. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte,

  7. und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

  8. Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg.

  9. Das Volk aber, das ihm voranging und nachfolgte, schrie und sprach: * Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!

    *Psalm 118,25.26.

  10. Und als er zu Jerusalem einzog, erregte sich die ganze Stadt und sprach: Wer ist der?

  11. Das Volk aber sprach: Das ist Jesus, der Prophet aus Nazareth in Galiläa.

Reinigung des Tempels

  1. Und Jesus ging in den Tempel hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer

  2. und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): «Mein Haus soll ein Bethaus heißen»; ihr aber macht eine Räuberhöhle daraus.

  3. Und es gingen zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.

  4. Da aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten sahen die Wunder, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien und sagten: Hosianna dem Sohn Davids! wurden sie entrüstet

  5. und sprachen zu ihm: Hörst du auch, was diese sagen? Jesus sprach zu ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3): «Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du Lob zugerichtet»?

  6. Und er ließ sie da und ging zur Stadt hinaus nach Bethanien und blieb daselbst über Nacht.

Der verdorrte Feigenbaum

  1. Als er aber des Morgens wieder in die Stadt ging, hungerte ihn.

  2. Und er sah einen Feigenbaum an dem Wege und ging hinzu und fand nichts daran als allein Blätter und sprach zu ihm: Nun wachse auf dir hinfort nimmermehr Frucht! Und der Feigenbaum verdorrte alsbald.

  3. Und da das die Jünger sahen, verwunderten sie sich und sprachen: Wie ist der Feigenbaum so bald verdorrt?

  4. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solches mit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr werdet sagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dich ins Meer! so wird's geschehen.

  5. Und alles, was ihr bittet im Gebet, wenn ihr glaubet, werdet ihr's empfangen.

Die Frage nach Jesu Vollmacht

  1. Und als er in den Tempel kam und lehrte, traten zu ihm die Hohenpriester und die Ältesten im Volk und sprachen: Aus was für Vollmacht tust du das, und wer hat dir die Vollmacht gegeben?

  2. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; wenn ihr mir das saget, will ich euch auch sagen, aus was für Vollmacht ich das tue.

  3. Woher war die Taufe des Johannes? War sie vom Himmel oder von den Menschen? Da bedachten sie's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie sei vom Himmel gewesen, so wird er zu uns sagen: Warum glaubtet ihr ihm denn nicht?

  4. Sagen wir aber, sie sei von Menschen gewesen, so müssen wir uns vor dem Volk fürchten, denn sie halten alle Johannes für einen Propheten.

  5. Und sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen's nicht. Da sprach er zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Vollmacht ich das tue.

Die ungleichen Söhne

  1. Was dünkt euch aber? Es hatte ein Mann zwei Söhne und ging zu dem ersten und sprach: Mein Sohn, gehe hin und arbeite heute im Weinberge.

  2. Er antwortete aber und sprach: Ja, Herr! und ging nicht hin.

  3. Und er ging zu dem anderen und sprach gleich also. Der antwortete aber und sprach: Ich will's nicht tun. Danach reute es ihn, und er ging hin.

  4. Welcher unter den zweien hat des Vaters Willen getan? Sie sprachen: Der letzte. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Reich Gottes kommen als ihr.

  5. Johannes kam zu euch und lehrte euch den rechten Weg, und ihr glaubtet ihm nicht; aber die Zöllner und Huren glaubten ihm. Und ob ihr's wohl sahet, tatet ihr dennoch nicht Buße, daß ihr ihm danach auch geglaubt hättet.

Die bösen Weingärtner

  1. Höret ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausvater, der pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter darin und baute einen Turm und gab ihn an Weingärtner in Pacht und zog außer Landes.

  2. Da nun herbeikam die Zeit der Früchte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, daß sie seine Früchte empfingen.

  3. Da nahmen die Weingärtner seine Knechte; einen schlugen sie, den andern töteten sie, den dritten steinigten sie.

  4. Abermals sandte er andere Knechte, mehr als das erste Mal; und sie taten ihnen gleich also.

  5. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.

  6. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut an uns bringen!

  7. Und sie nahmen ihn und stießen ihn zum Weinberge hinaus und töteten ihn.

  8. Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Weingärtnern tun?

  9. Sie sprachen zu ihm: Er wird die Bösewichte übel umbringen und seinen Weinberg an andere Weingärtner vergeben, die ihm die Früchte zu rechter Zeit geben.

  10. Jesus sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen in der Schrift (Psalm 118,22.23): «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Von dem Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen»?

  11. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das seine Früchte bringt.

  12. <Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.>

  13. Und da die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, verstanden sie, daß er von ihnen redete.

  14. Und sie trachteten danach, wie sie ihn griffen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten.

Die königliche Hochzeit

Kapitel 22

  1. Und Jesus hob an und redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach:

  2. Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohn Hochzeit machte.

  3. Und er sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen.

  4. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet und alles bereit; kommt zur Hochzeit!

  5. Aber sie verachteten das und gingen hin, einer auf seinen Acker, der andere zu seiner Hantierung;

  6. etliche aber griffen seine Knechte, höhnten und töteten sie.

  7. Da ward der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte diese Mörder um und zündete ihre Stadt an.

  8. Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste waren's nicht wert.

  9. Darum gehet hin auf die Straßen und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet.

  10. Und die Knechte gingen aus auf die Straßen und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute; und die Tische wurden alle voll.

  11. Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an,

  12. und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen und hast doch kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verstummte.

  13. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werfet ihn in die Finsternis hinaus! Da wird sein Heulen und Zähneklappen.

  14. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

Der Zinsgroschen

  1. Da gingen die Pharisäer hin und hielten einen Rat, wie sie ihn fingen in seiner Rede,

  2. und sandten zu ihm ihre Jünger samt des Herodes Leuten. Die sprachen: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und lehrst den Weg Gottes recht und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen.

  3. Darum sage uns, was meinst du: Ist's recht, daß man dem Kaiser Steuer zahle, oder nicht?

  4. Da nun Jesus merkte ihre Bosheit, sprach er: Ihr Heuchler, was versuchet ihr mich?

  5. Weiset mir die Steuermünze! Und sie reichten ihm einen Groschen dar.

  6. Und er sprach zu ihnen: Wes ist das Bild und die Aufschrift?

  7. Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Da sprach er zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

  8. Da sie das hörten, verwunderten sie sich und ließen ihn und gingen davon.

Die Auferstehung der Toten

  1. An demselben Tage traten zu ihm die Sadduzäer, die dafür halten, es gebe kein Auferstehen, und fragten ihn

  2. und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5. Mose 25,5.6): «Wenn einer stirbt und hat nicht Kinder, so soll sein Bruder die Frau zum Weibe nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»

  3. Nun sind bei uns gewesen sieben Brüder. Der erste freite und starb; und weil er nicht Nachkommen hatte, ließ er seine Frau seinem Bruder;

  4. desgleichen der zweite und der dritte bis an den siebenten.

  5. Zuletzt nach allen starb die Frau.

  6. Nun in der Auferstehung, wessen Frau wird sie sein unter den sieben? Sie haben sie ja alle gehabt.

  7. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret und kennet die Schrift nicht noch die Kraft Gottes.

  8. In der Auferstehung werden sie weder freien noch sich freien lassen, sondern sie sind gleichwie die Engel im Himmel.

  9. Habt ihr aber nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, da er spricht (2. Mose 3,6):

  10. «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen.

  11. Und da solches das Volk hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.

Das größte Gebot

  1. Da aber die Pharisäer hörten, daß er den Sadduzäern das Maul gestopft hatte, versammelten sie sich.

  2. Und einer unter ihnen, ein Schriftgelehrter, versuchte ihn und fragte:

  3. Meister, welches ist das vornehmste Gebot im Gesetz?

  4. Jesus aber sprach zu ihm: «Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte» (5. Mose 6,5).

  5. Dies ist das vornehmste und größte Gebot.

  6. Das andre aber ist dem gleich: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18).

  7. In diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.

Davids Sohn und Herr

  1. Da nun die Pharisäer beieinander waren, fragte sie Jesus

  2. und sprach: Was denkt ihr von dem Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sprachen: Davids.

  3. Er sprach zu ihnen: Wie kann ihn dann David im Geist einen Herrn nennen, wenn er sagt (Psalm 110,1):

  4. «Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deine Füße»?

  5. So nun David ihn einen Herrn nennt, wie ist er denn sein Sohn?

  6. Und niemand konnte ihm ein Wort antworten, und wagte auch niemand von dem Tage an, ihn hinfort zu fragen.

Wider die Schriftgelehrten und Pharisäer

Kapitel 23

  1. Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern

  2. und sprach: Auf des Mose Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer.

  3. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun; sie sagen's wohl, und tun's nicht.

  4. Sie binden schwere Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals; aber sie selbst wollen sie nicht mit einem Finger anrühren.

  5. Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß.

  6. Sie sitzen gerne obenan bei Tisch und in den Synagogen

  7. und haben's gerne, daß sie gegrüßt werden auf dem Markt und von den Menschen Rabbi genannt werden.

  8. Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.

  9. Und ihr sollt niemand euren Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.

  10. Und ihr sollt euch nicht lassen Lehrer nennen; denn einer ist euer Lehrer, Christus.

  11. Der Größte unter euch soll euer Diener sein.

  12. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.

  13. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr gehet nicht hinein, und die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen.

  14. <Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, die ihr der Witwen Häuser fresset und verrichtet zum Schein lange Gebete! Darum werdet ihr ein desto schwereres Urteil empfangen.>

  15. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchziehet, damit ihr einen Judengenossen gewinnet; und wenn er's geworden ist, machet ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr, als ihr seid!

  16. Weh euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold am Tempel, das bindet.

  17. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt?

  18. Oder: Wenn einer schwört bei dem Altar, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Opfer, das darauf ist, das bindet.

  19. Ihr Blinden! Was ist größer: das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt?

  20. Darum, wer da schwört bei dem Altar, der schwört bei demselben und bei allem, was darauf ist.

  21. Und wer da schwört bei dem Tempel, der schwört bei demselben und bei dem, der darin wohnt.

  22. Und wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

  23. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.

  24. Ihr blinden Führer, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!

  25. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig rein haltet, inwendig aber sind sie voll Raub und Gier!

  26. Du blinder Pharisäer, reinige zum ersten, was inwendig im Becher ist, auf daß auch das Auswendige rein werde!

  27. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid gleichwie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat!

  28. So auch ihr: von außen scheinet ihr vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Übertretung.

  29. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler bauet und schmücket der Gerechten Gräber

  30. und sprecht: Wären wir zu unsrer Väter Zeiten gewesen, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden an der Propheten Blut!

  31. So gebt ihr über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.

  32. Wohlan, erfüllet auch ihr das Maß eurer Väter!

  33. Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?

  34. Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und deren werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern,

  35. auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Barachjas, welchen ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar.

  36. Wahrlich, ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen.

Klage über Jerusalem

  1. Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!

  2. Siehe, «euer Haus soll euch wüste gelassen werden» (Jeremia 22,5; Psalm 69,26; 1. Könige 9,7.8).

  3. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

Vom Kommen Christi

Kapitel 24

  1. Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu ihm, daß sie ihm zeigten des Tempels Gebäude.

  2. Er aber sprach zu ihnen: Sehet ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

  3. Und als er auf dem Ölberge saß, traten zu ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? und welches wird das Zeichen sein deines Kommens und des Endes der Welt?

  4. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe.

  5. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und werden viele verführen.

  6. Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu und erschrecket nicht. Denn das muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende.

  7. Denn es wird sich empören ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere, und werden sein teure Zeit und Erdbeben hin und her.

  8. Das alles aber ist der Anfang der Wehen.

  9. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr werdet gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern.

  10. Dann werden viele der Anfechtung erliegen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen.

  11. Und es werden sich viele falsche Propheten erheben und werden viele verführen.

  12. Und weil der Unglaube wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.

  13. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.

  14. Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker, und dann wird das Ende kommen.

  15. Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung stehen an der heiligen Stätte, von dem gesagt ist durch den Propheten Daniel (Daniel 9,27; 11,31) – wer das liest, der merke auf! -,

  16. alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande ist;

  17. und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem Hause zu holen;

  18. und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, seinen Mantel zu holen.

  19. Weh aber den Schwangeren und Säugenden zu jener Zeit!

  20. Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat.

  21. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, wie sie nicht gewesen ist von Anfang der Welt bisher und auch nicht wieder werden wird.

  22. Und wenn diese Tage nicht würden verkürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.

  23. Wenn alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist der Christus! oder da!, so sollt ihr's nicht glauben.

  24. Denn mancher falsche Christus und falsche Propheten werden aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt würden.

  25. Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt.

  26. Darum, wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste!, so gehet nicht hinaus; siehe, er ist in der Kammer!, so glaubt es nicht.

  27. Denn wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und leuchtet bis zum Niedergang, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  28. Wo das Aas ist, da sammeln sich die Geier.

  29. Bald aber nach der Trübsal jener Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.

  30. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.

  31. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.

  32. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis: wenn sein Zweig jetzt treibt und die Blätter kommen, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

  33. So auch ihr: wenn ihr das alles sehet, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.

  34. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.

  35. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.

  36. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch nicht der Sohn, sondern allein der Vater.

  37. Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  38. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah in die Arche hineinging;

  39. und sie achteten's nicht, bis die Sintflut kam und nahm sie alle dahin -, so wird auch sein das Kommen des Menschensohnes.

  40. Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andere wird verworfen werden.

  41. Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andere wird verworfen werden.

Vom Warten auf das Kommen Christi

  1. Darum wachet; denn ihr wisset nicht, welchen Tag euer Herr kommen wird.

  2. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen.

  3. Darum seid auch ihr bereit! Denn des Menschen Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meinet.

  4. Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr gesetzt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe?

  5. Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt und findet ihn solches tun.

  6. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

  7. Wenn aber jener als ein böser Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr kommt noch lange nicht,

  8. und fängt an, zu schlagen seine Mitknechte, isset und trinket mit den Trunkenen:

  9. so wird der Herr desselben Knechtes kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht, und zu der Stunde, da er's nicht meint,

  10. und wird ihn in Stücke hauen lassen und ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

Die klugen und törichten Jungfrauen

Kapitel 25

  1. Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und gingen aus, dem Bräutigam entgegen.

  2. Aber fünf unter ihnen waren töricht, und fünf waren klug.

  3. Die törichten nahmen ihre Lampen; aber sie nahmen nicht Öl mit sich.

  4. Die klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.

  5. Da nun der Bräutigam lange ausblieb, wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.

  6. Zur Mitternacht aber ward ein Geschrei: Siehe, der Bräutigam kommt; gehet aus, ihm entgegen!

  7. Da standen diese Jungfrauen alle auf und machten ihre Lampen fertig.

  8. Die törichten aber sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl, denn unsre Lampen verlöschen.

  9. Da antworteten die klugen und sprachen: Nein, sonst würde es für uns und euch nicht genug sein; gehet aber hin zu den Krämern und kaufet für euch selbst.

  10. Und da sie hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit, und die Tür ward verschlossen.

  11. Zuletzt kamen auch die andern Jungfrauen und sprachen: Herr, Herr, tu uns auf!

  12. Er antwortete aber und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht.

  13. Darum wachet! Denn ihr wisset weder Tag noch Stunde, <in welcher des Menschen Sohn kommen wird>.

Die anvertrauten Zentner

  1. Gleichwie ein Mensch, der über Land zog, rief seine Knechte und vertraute ihnen seine Habe an;

  2. und einem gab er fünf Zentner Silber, dem andern zwei, dem dritten einen, einem jeden nach seiner Tüchtigkeit, und zog hinweg.

  3. Alsbald ging der hin, der die fünf Zentner empfangen hatte, und handelte mit denselben und gewann andere fünf.

  4. Desgleichen, der die zwei Zentner empfangen hatte, gewann zwei andere.

  5. Der aber den einen empfangen hatte, ging hin und machte eine Grube in die Erde und verbarg seines Herrn Geld.

  6. Über eine lange Zeit kam der Herr dieser Knechte und hielt Rechenschaft mit ihnen.

  7. Da trat herzu, der die fünf Zentner empfangen hatte, und legte andere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit andere fünf Zentner gewonnen.

  8. Da sprach sein Herr zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

  9. Da trat auch herzu, der die zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe mit denselben zwei andere gewonnen.

  10. Sein Herr sprach zu ihm: Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über wenigem getreu gewesen, ich will dich über viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude!

  11. Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;

  12. und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in die Erde. Siehe, da hast du das Deine.

  13. Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du böser und fauler Knecht! Wußtest du, daß ich schneide, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe,

  14. so solltest du mein Geld zu den Wechslern getan haben, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine zu mir genommen mit Zinsen.

  15. Darum nehmet von ihm den Zentner und gebet ihn dem, der die zehn Zentner hat.

  16. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden.

  17. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappen.

Vom Weltgericht

  1. Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit und alle Engel mit ihm, dann wird er sitzen auf dem Thron seiner Herrlichkeit,

  2. und werden vor ihm alle Völker versammelt werden. Und er wird sie voneinander scheiden, gleichwie ein Hirt die Schafe von den Böcken scheidet,

  3. und wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zur Linken.

  4. Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!

  5. Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt.

  6. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.

  7. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dich gespeist? oder durstig und haben dich getränkt?

  8. Wann haben wird dich als einen Fremdling gesehen und beherbergt? oder nackt und haben dich bekleidet?

  9. Wann haben wir dich krank oder gefangen gesehen und sind zu dir gekommen?

  10. Und der König wird antworten und sagen zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

  11. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!

  12. Ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich nicht gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich nicht getränkt.

  13. Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich nicht beherbergt. Ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet. Ich bin krank und gefangen gewesen, und ihr habt mich nicht besucht.

  14. Da werden sie ihm auch antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich gesehen hungrig oder durstig oder als einen Fremdling oder nackt oder krank oder gefangen und haben dir nicht gedient?

  15. Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem unter diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan.

  16. Und sie werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben.

Letzte Leidensankündigung

Kapitel 26

  1. Und es begab sich, da Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern:

  2. Ihr wisset, daß nach zwei Tagen Ostern* wird; und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, daß er gekreuzigt werde.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  3. Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes im Palast des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas,

  4. und hielten Rat, wie sie Jesus mit List griffen und töteten.

  5. Sie sprachen aber: Ja nicht am Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk!

Salbung in Bethanien

  1. Da nun Jesus war zu Bethanien im Hause Simons, des Aussätzigen,

  2. trat zu ihm eine Frau, die hatte ein Glas mit köstlichem Wasser und goß es auf sein Haupt, als er zu Tische saß.

  3. Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: Wozu diese Vergeudung?

  4. Dieses Wasser hätte können teuer verkauft und den Armen gegeben werden.

  5. Da das Jesus merkte, sprach er zu ihnen: Was bekümmert ihr die Frau? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

  6. Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  7. Daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen, hat sie getan, daß sie mich fürs Grab bereite.

  8. Wahrlich, ich sage euch: Wo dieses Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.

Verrat des Judas

  1. Da ging hin der Zwölfe einer, mit Namen Judas Ischarioth, zu den Hohenpriestern

  2. und sprach: * Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. Und sie boten ihm + dreißig Silberlinge.

    *Johannes 11,57. +Sacharja 11,12.

  3. Und von da an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete.

Das heilige Abendmahl

  1. Aber am ersten Tage der ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen?

  2. Er sprach: Gehet hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir Ostern halten mit meinen Jüngern.

  3. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm.

  4. Und am Abend setzte er sich zu Tisch mit den Zwölfen.

  5. Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.

  6. Und sie wurden sehr betrübt und hoben an, ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm: Herr, bin ich's?

  7. Er antwortete und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, der wird mich verraten.

  8. Des Menschen Sohn geht zwar dahin, wie von ihm geschrieben steht; doch weh dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre ihm besser, daß derselbe Mensch nie geboren wäre.

  9. Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: Bin ich's, Rabbi? Er sprach zu ihm: Du sagst es.

  10. Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib.

  11. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus;

  12. das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

  13. Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.

  14. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Ankündigung der Verleugnung des Petrus

  1. Da sprach Jesus zu ihnen: In dieser Nacht werdet ihr alle Ärgernis nehmen an mir. Denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): «Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen.»

  2. Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.

  3. Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle Ärgernis nähmen an dir, so will ich's doch nimmermehr tun.

  4. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

  5. Petrus sprach zu ihm: Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten auch alle Jünger.

Jesus in Gethsemane

  1. Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis daß ich dorthin gehe und bete.

  2. Und er nahm zu sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen.

  3. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet mit mir!

  4. Und er ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!

  5. Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Könnet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen?

  6. Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

  7. Zum andern Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch an mir vorübergehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille!

  8. Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs.

  9. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum dritten Mal und redete dieselben Worte.

  10. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird.

  11. Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.

Jesu Gefangennahme

  1. Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfe einer, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.

  2. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greifet.

  3. Und alsbald trat er zu Jesus und sprach: Gegrüßet seist du, Rabbi! und küßte ihn.

  4. Jesus aber sprach zu ihm: Mein Freund, warum bist du gekommen? Da traten sie hinzu und legten die Hände an Jesus und griffen ihn.

  5. Und siehe, einer von denen, die mit Jesus waren, reckte die Hand aus und zog sein Schwert und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.

  6. Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.

  7. Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte alsbald mehr als zwölf Legionen Engel?

  8. Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, daß es muß also geschehen?

  9. Zu der Stunde sprach Jesus zu den Scharen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Habe ich doch täglich im Tempel gesessen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen.

  10. Aber das ist alles geschehen, damit erfüllt würden die Schriften der Propheten. Da verließen ihn alle Jünger und flohen.

Vor dem Hohen Rat

  1. Die aber Jesus gegriffen hatten, führten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, wo die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammelt hatten.

  2. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und setzte sich zu den Knechten, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte.

  3. Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten falsch Zeugnis wider Jesus, auf daß sie ihn töteten.

  4. Und wiewohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch keins. Zuletzt traten zwei herzu

  5. und sprachen: Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in drei Tagen aufbauen.

  6. Und der Hohepriester stand auf und sprach zu ihm: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?

  7. Aber Jesus schwieg stille. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seist der Christus, der Sohn Gottes.

  8. Jesus sprach zu ihm: Du sagst es. Auch sage ich euch: Von nun an wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.

  9. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, jetzt habt ihr seine Gotteslästerung gehört.

  10. Was dünkt euch? Sie antworteten und sprachen: Er ist des Todes schuldig.

  11. Da spien sie aus in sein Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht

  12. und sprachen: Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug?

Verleugnung des Petrus

  1. Petrus aber saß draußen im Hof; und es trat zu ihm eine Magd und sprach: Und du warst auch mit dem Jesus aus Galiläa.

  2. Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.

  3. Als er aber zur Tür hinausging, sah ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: Dieser war auch mit Jesus von Nazareth.

  4. Und er leugnete abermals und schwur dazu: Ich kenne den Menschen nicht.

  5. Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da standen, und sprachen zu Petrus: Wahrlich, du bist auch einer von denen, denn deine Sprache verrät dich.

  6. Da hob er an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht. Und alsbald krähte der Hahn.

  7. Da dachte Petrus an die Worte Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen, und ging hinaus und weinte bitterlich.

Vor Pilatus. Ende des Verräters

Kapitel 27

  1. Des Morgens aber hielten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes einen Rat über Jesus, daß sie ihn töteten,

  2. und banden ihn, führten ihn hin und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontius Pilatus.

  3. Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereute es ihn, und brachte wieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten

  4. und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe. Sie sprachen: Was geht uns das an? Da siehe du zu!

  5. Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hob sich davon, ging hin und erhängte sich selbst.

  6. Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: Es taugt nicht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld.

  7. Sie hielten aber einen Rat und kauften den Töpfersacker dafür zum Begräbnis der Pilger.

  8. Daher ist dieser Acker genannt der Blutacker bis auf den heutigen Tag.

  9. Da ward erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremia, da er spricht: «Sie haben genommen die dreißig Silberlinge, den Preis, zu dem geschätzt war der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern Israel,

  10. und haben sie gegeben für den Töpfersacker, wie mir der Herr befohlen hat» (Sacharja 11,12.13).

  11. Jesus aber stand vor dem Landpfleger; und der Landpfleger fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Jesus aber sprach: Du sagst es.

  12. Und da er verklagt ward von den Hohenpriestern und Ältesten, antwortete er nichts.

  13. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, wie hart sie dich verklagen?

  14. Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, so daß sich der Landpfleger sehr verwunderte.

Verurteilung und Verspottung

  1. Auf das Fest aber hatte der Landpfleger die Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen loszugeben, welchen sie wollten.

  2. Sie hatten aber zu der Zeit einen besonderen Gefangenen, der hieß Barabbas.

  3. Und da sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr, daß ich euch losgebe, Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus?

  4. Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten.

  5. Und da er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum seinetwegen.

  6. Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesus umbrächten.

  7. Da hob der Landpfleger an und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll losgeben? Sie sprachen: Barabbas!

  8. Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Laß ihn kreuzigen!

  9. Der Landpfleger sagte: Was hat er denn Übles getan? Sie schrien aber noch mehr und sprachen: Laß ihn kreuzigen!

  10. Da aber Pilatus sah, daß er nichts ausrichtete, sondern vielmehr ein Getümmel entstand, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an seinem Blut; sehet ihr zu!

  11. Da antwortete das ganze Volk und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!

  12. Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt würde.

  13. Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesus mit sich in das Richthaus und holten die ganze Schar zu ihm her

  14. und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an

  15. und flochten eine Dornenkrone und setzten sie auf sein Haupt und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König!

  16. und spien ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt.

Kreuzigung und Tod

  1. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten.

  2. Und wie sie hinausgingen, fanden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon; den zwangen sie, daß er ihm sein Kreuz trug.

  3. Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist verdeutscht: Schädelstätte,

  4. gaben sie ihm Wein zu trinken mit Galle vermischt; und da er's schmeckte, wollte er nicht trinken.

  5. Da sie ihn aber gekreuzigt hatten, teilten sie seine Kleider und warfen das Los darum, damit erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten (Psalm 22,19): «Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.»

  6. Und sie saßen allda und bewachten ihn.

  7. Und oben zu seinen Häupten setzten sie die Ursache seines Todes, und war geschrieben: Dies ist Jesus, der Juden König.

  8. Und da wurden zwei Mörder mit ihm gekreuzigt, einer zur Rechten und einer zur Linken.

  9. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe

  10. und sprachen: Der du den Tempel zerbrichst und baust ihn in drei Tagen, hilf dir selber! Bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz!

  11. Desgleichen spotteten auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen:

  12. Andern hat er geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der König Israels, so steige er nun vom Kreuz. Dann wollen wir an ihn glauben.

  13. Er hat Gott vertraut; der erlöse ihn nun, hat er Lust zu ihm; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn.

  14. Desgleichen schmähten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuzigt waren.

  15. Und von der sechsten Stunde an ward eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.

  16. Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

  17. Etliche aber, die da standen, da sie das hörten, sprachen sie: Der ruft den Elia.

  18. Und alsbald lief einer von ihnen, nahm einen Schwamm und füllte ihn mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn.

  19. Die andern aber sprachen: Halt, laß sehen, ob Elia komme und ihm helfe!

  20. Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.

  21. Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus.

  22. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und standen auf viele Leiber der Heiligen, die da schliefen,

  23. und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.

  24. Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und Jesus bewachten, da sie sahen das Erdbeben und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!

  25. Und es waren viele Frauen da, die von ferne zusahen, die da Jesus waren nachgefolgt aus Galiläa und hatten ihm gedient;

  26. unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, und die Mutter der Kinder des Zebedäus.

Jesu Grablegung

  1. Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia, der hieß Joseph, welcher auch ein Jünger Jesu war.

  2. Der ging zu Pilatus und bat ihn um den Leib Jesu. Da befahl Pilatus man sollte ihm ihn geben.

  3. Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in eine reine Leinwand

  4. und legte ihn in sein eigenes neues Grab, welches er in einen Fels hatte hauen lassen, und wälzte einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon.

  5. Es war aber allda Maria Magdalena und die andere Maria, die setzten sich dem Grab gegenüber.

Bewachung des Grabes

  1. Des andern Tages, der da folgt nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilatus

  2. und sprachen: Herr, wir haben bedacht, daß dieser Verführer sprach, da er noch lebte: Ich will nach drei Tagen auferstehen.

  3. Darum befiehl, daß man das Grab verwahre bis an den dritten Tag, auf daß nicht seine Jünger kommen und stehlen ihn und sagen zum Volk: Er ist auferstanden von den Toten; und werde der letzte Betrug ärger als der erste.

  4. Pilatus sprach zu ihnen: Da habt ihr die Hüter; gehet hin und verwahret es, so gut ihr könnt.

  5. Sie gingen hin und verwahrten das Grab mit den Hütern und versiegelten den Stein.

Die Auferstehung

Kapitel 28

  1. Als aber der Sabbat um war und der erste Tag der Woche anbrach, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.

  2. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein ab und setzte sich darauf.

  3. Und seine Erscheinung war wie der Blitz und sein Kleid weiß wie Schnee.

  4. Die Hüter aber erschraken vor Furcht und wurden, als wären sie tot.

  5. Aber der Engel hob an und sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, daß ihr Jesus, den Gekreuzigten, suchet.

  6. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und sehet die Stätte, da er gelegen hat;

  7. und gehet eilend hin und sagt es seinen Jüngern, daß er auferstanden sei von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.

  8. Und sie gingen eilend vom Grabe mit Furcht und großer Freude und liefen, daß sie es seinen Jüngern verkündigten.

  9. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder.

  10. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündigt es meinen Brüdern, daß sie gehen nach Galiläa; daselbst werden sie mich sehen.

  11. Da sie aber hingingen, siehe, da kamen etliche von den Hütern in die Stadt und verkündeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.

  12. Und sie kamen zusammen mit den Ältesten und hielten einen Rat und gaben den Kriegsknechten Geld genug

  13. und sprachen: Saget, seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn, während wir schliefen.

  14. Und wenn es würde herauskommen bei dem Landpfleger, wollen wir ihn beschwichtigen und sorgen, daß ihr sicher seid.

  15. Und sie nahmen das Geld und taten, wie sie gewiesen waren. Und so ist dies zum Gerede geworden bei den Juden bis auf den heutigen Tag.

Der Missionsbefehl

  1. Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte.

  2. Und da sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; etliche aber zweifelten.

  3. Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.

  4. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes

  5. und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

DAS EVANGELIUM NACH MARKUS

Johannes der Täufer. Sein Zeugnis von Christus

Kapitel 1

  1. Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Christus.

  2. Wie geschrieben steht im Propheten Jesaja: «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der da bereite deinen Weg.»

  3. «Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet seine Steige richtig!» (Maleachi 3,1; Jesaja 40,3).

  4. Johannes der Täufer war in der Wüste und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.

  5. Und es ging zu ihm hinaus das ganze jüdische Land und alle Leute von Jerusalem und bekannten ihre Sünden und ließen sich von ihm taufen im Jordan.

  6. Johannes aber war bekleidet mit Kamelhaaren und mit einem ledernen Gürtel um seine Lenden und aß Heuschrecken und wilden Honig

  7. und predigte und sprach: Es kommt einer nach mir, der ist stärker als ich, und ich bin nicht genug, daß ich mich bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse.

  8. Ich taufe euch mit Wasser; er aber wird euch mit dem heiligen Geist taufen.

Jesu Taufe und Versuchung

  1. Und es begab sich zu der Zeit, da kam Jesus von Nazareth in Galiläa und ließ sich taufen von Johannes im Jordan.

  2. Und alsbald, da er aus dem Wasser stieg, sah er, daß sich der Himmel auftat und der Geist gleichwie eine Taube herabkam auf ihn.

  3. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

  4. Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste;

  5. und er war in der Wüste vierzig Tage und ward versucht von dem Satan und war bei den Tieren, und die Engel dienten ihm.

Beginn der Wirksamkeit Jesu.

Jüngerberufung

  1. Nachdem aber Johannes gefangen gelegt war, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes

  2. und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

  3. Da er aber an dem Galiläischen Meer ging, sah er Simon und Andreas, seinen Bruder, daß sie ihre Netze ins Meer warfen; denn sie waren Fischer.

  4. Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach; ich will euch zu Menschenfischern machen!

  5. Alsbald verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach.

  6. Und als er von dannen ein wenig weiter ging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, daß sie die Netze im Schiff flickten; und alsbald rief er sie.

  7. Und sie ließen ihren Vater Zebedäus im Schiff mit den Tagelöhnern und folgten ihm nach.

Jesus in Kapernaum

  1. Und sie gingen hinein nach Kapernaum; und alsbald am Sabbat ging er in die Synagoge und lehrte.

  2. Und sie entsetzten sich über seine Lehre; denn er lehrte mit Vollmacht und nicht wie die Schriftgelehrten.

  3. Und sogleich war auch in ihrer Synagoge ein Mensch, besessen von einem unsaubern Geist; der schrie

  4. und sprach: Was willst du von uns, Jesu von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

  5. Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm!

  6. Und der unsaubere Geist riß ihn hin und her und schrie laut und fuhr aus von ihm.

  7. Und sie entsetzten sich alle, so daß sie untereinander sich befragten und sprachen: Was ist das? Eine neue Lehre in Vollmacht! Er gebietet auch den unsaubern Geistern, und sie gehorchen ihm!

  8. Und die Kunde von ihm erscholl alsbald umher im ganzen galiläischen Land.

  9. Und sie gingen alsbald aus der Synagoge in das Haus des Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes.

  10. Und die Schwiegermutter Simons lag und hatte das Fieber; und alsbald sagten sie ihm von ihr.

  11. Und er trat zu ihr und faßte sie bei der Hand und richtete sie auf; und das Fieber verließ sie, und sie diente ihnen.

  12. Am Abend aber, da die Sonne untergegangen war, brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen.

  13. Und die ganze Stadt versammelte sich vor der Tür.

  14. Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.

  15. Und des Morgens vor Tage stand er auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsame Stätte und betete daselbst.

  16. Und Simon mit denen, die bei ihm waren, eilte ihm nach.

  17. Und da sie ihn fanden, sprachen sie zu ihm: Jedermann sucht dich.

  18. Und er sprach zu ihnen: Laßt uns anderswohin in die nächsten Städte gehen, daß ich daselbst auch predige; denn dazu bin ich gekommen.

  19. Und er kam und predigte in ihren Synagogen in ganz Galiläa und trieb die bösen Geister aus.

Heilung eines Aussätzigen

  1. Und es kam zu ihm ein Aussätziger, der bat ihn, kniete nieder und sprach zu ihm: Willst du, so kannst du mich wohl reinigen.

  2. Und es jammerte ihn, und er reckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will's tun; sei gereinigt!

  3. Und alsbald ging der Aussatz von ihm, und er ward rein.

  4. Und Jesus bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von sich

  5. und sprach zu ihm: Siehe zu, daß du niemand davon sagest; sondern gehe hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, was Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

  6. Er aber, da er hinauskam, hob er an und sagte viel davon und machte die Geschichte kund, so daß Jesus hinfort nicht mehr konnte öffentlich in eine Stadt gehen; sondern er war draußen an einsamen Orten, und sie kamen zu ihm von allen Enden.

Heilung des Gichtbrüchigen

Kapitel 2

  1. Und nach etlichen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es ward kund, daß er im Hause war.

  2. Und es versammelten sich viele, so daß sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er predigte ihnen das Wort.

  3. Und es kamen etliche zu ihm, die brachten einen Gichtbrüchigen von vieren getragen.

  4. Und da sie ihn nicht konnten zu ihm bringen vor dem Volk, deckten sie das Dach auf, da er war, und machten eine Öffnung und ließen das Bett hernieder, darin der Gichtbrüchige lag.

  5. Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.

  6. Es waren aber etliche Schriftgelehrte, die saßen allda und dachten in ihrem Herzen:

  7. Wie redet dieser so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben denn allein Gott?

  8. Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, daß sie so bei sich dachten, und sprach zu ihnen: Was denket ihr solches in euren Herzen?

  9. Was ist leichter, zu dem Gichtbrüchigen zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf, nimm dein Bett und wandle?

  10. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, zu vergeben die Sünden auf Erden, - sprach er zu dem Gichtbrüchigen:

  11. Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett und gehe heim!

  12. Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor allen, so daß sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen.

Berufung des Levi

  1. Und Jesus ging wieder hinaus an das Meer; und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie.

  2. Und da er vorüberging, sah er Levi, den Sohn des Alphäus, am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach! Und er stand auf und folgte ihm nach.

  3. Und es begab sich, da er zu Tisch saß in seinem Hause, da setzten sich viele Zöllner und Sünder zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern; denn ihrer waren viele, und sie folgten ihm nach.

  4. Und die Schriftgelehrten unter den Pharisäern, da sie sahen, daß er mit den Zöllnern und Sündern aß, sprachen sie zu seinen Jüngern: Isset er mit den Zöllnern und Sündern?

  5. Da das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Über das Fasten

  1. Und die Jünger des Johannes und die Pharisäer pflegten zu fasten; und es kamen etliche, die sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer, und deine Jünger fasten nicht?

  2. Und Jesus sprach zu ihnen: Wie können die Hochzeitleute fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist? Solange der Bräutigam bei ihnen ist, können sie nicht fasten.

  3. Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, an jenem Tage.

  4. Niemand flickt einen Lappen von neuem Tuch auf ein altes Kleid; denn der neue Lappen reißt doch vom alten, und der Riß wird ärger.

  5. Und niemand füllt jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der junge Wein die Schläuche, und der Wein kommt um samt den Schläuchen; sondern man soll jungen Wein in neue Schläuche füllen.

Jesus und der Sabbat

  1. Und es begab sich, daß er am Sabbat durch ein Kornfeld ging; und seine Jünger fingen an, indem sie gingen, Ähren auszuraufen.

  2. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Siehe zu, was tun deine Jünger am Sabbat, das nicht recht ist?

  3. Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er in Not war und ihn hungerte samt denen, die bei ihm waren?

  4. wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit Abjathars, des Hohenpriesters, und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und er gab sie auch denen, die bei ihm waren?

  5. Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, und nicht der Mensch um des Sabbats willen.

  6. So ist des Menschen Sohn ein Herr auch über den Sabbat.

Kapitel 3

  1. Und er ging abermals in eine Synagoge. Und es war da ein Mensch, der hatte eine verdorrte Hand.

  2. Und sie lauerten darauf, ob er auch am Sabbat ihn heilen würde, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten.

  3. Und er sprach zu dem Menschen mit der verdorrten Hand: Tritt hervor!

  4. Und er sprach zu ihnen: Soll man am Sabbat Gutes tun oder Böses tun, Leben erhalten oder töten? Sie aber schwiegen stille.

  5. Und er sah sie umher an mit Zorn und ward betrübt über ihr verstocktes Herz und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus; und seine Hand ward gesund.

  6. Und die Pharisäer gingen hinaus und hielten alsbald einen Rat mit des Herodes Leuten über ihn, wie sie ihn umbrächten.

Zulauf des Volks. Viele Heilungen

  1. Aber Jesus entwich mit seinen Jüngern an das Meer, und viel Volks folgte ihm nach aus Galiläa; auch aus Judäa

  2. und von Jerusalem und aus Idumäa und von jenseits des Jordan und die um Tyrus und Sidon wohnen, eine große Menge, die seine Taten hörten, kamen zu ihm.

  3. Und er sagte zu seinen Jüngern, daß sie ihm ein Schifflein bereithielten um des Volkes willen, damit sie ihn nicht drängten.

  4. Denn er heilte ihrer viele, so daß ihn überfielen alle, die geplagt waren, auf daß sie ihn anrührten.

  5. Und wenn ihn die unsaubern Geister sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrien und sprachen: Du bist Gottes Sohn!

  6. Und er bedrohte sie hart, daß sie ihn nicht offenbar machten.

Berufung der zwölf Jünger

  1. Und er ging auf einen Berg und rief zu sich, welche er wollte, und die gingen hin zu ihm.

  2. Und er ordnete zwölf, daß sie bei ihm sein sollten und daß er sie aussendete, zu predigen,

  3. und daß sie Vollmacht hätten, die bösen Geister auszutreiben.

  4. Und er setzte die Zwölf ein und gab Simon den Namen Petrus;

  5. und Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, und gab ihnen den Namen Boanerges, das ist: Donnerskinder;

  6. und Andreas und Philippus und Bartholomäus und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus Sohn, und Thaddäus und Simon Kananäus

  7. und Judas Ischarioth, der ihn dann verriet.

Jesus von den Seinen nicht verstanden

  1. Und er kam nach Hause, und da kam abermals das Volk zusammen, so daß sie nicht vermochten zu essen.

  2. Und da es die Seinen hörten, gingen sie aus und wollten ihn halten; denn sie sprachen: Er ist von Sinnen.

Jesu Macht über die bösen Geister

  1. Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen: Er hat den Beelzebub und treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.

  2. Und er rief sie zusammen und sprach zu ihnen in Gleichnissen: Wie kann Satan den Satan austreiben?

  3. Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

  4. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

  5. Erhebt sich nun der Satan wider sich selbst und ist mit sich selbst uneins, so kann er nicht bestehen, sondern es ist aus mit ihm.

  6. Es kann niemand einem Starken in sein Haus dringen und seinen Hausrat rauben, es sei denn, daß er zuvor den Starken binde und alsdann sein Haus beraube.

Die Sünde wider den Geist

  1. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden vergeben den Menschenkindern, auch die Lästerungen, so viel immer sie lästern;

  2. wer aber den heiligen Geist lästert, der hat keine Vergebung ewiglich, sondern ist ewiger Sünde schuldig.

  3. Denn sie sagten: Er hat einen unsaubern Geist.

Jesu wahre Verwandte

  1. Und es kamen seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen.

  2. Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder und deine Schwestern draußen fragen nach dir.

  3. Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder?

  4. Und er sah rings um sich auf die, die um ihn im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!

  5. Wer Gottes willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.

Vom Säemann. Sinn der Gleichnisse

Kapitel 4

  1. Und er fing abermals an, zu lehren am Meer. Und es versammelte sich sehr viel Volks zu ihm, so daß er mußte in ein Schiff treten und auf dem Wasser sitzen; und alles Volk stand auf dem Lande am Meer.

  2. Und er lehrte sie vieles in Gleichnissen; und in seiner Predigt sprach er zu ihnen:

  3. Höret zu! Siehe, es ging ein Säemann aus, zu säen.

  4. Und es begab sich, indem er säte, fiel etliches an den Weg; da kamen die Vögel und fraßen's auf.

  5. Etliches fiel auf das Felsige, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte.

  6. Da nun die Sonne hochstieg, verwelkte es, und weil es nicht Wurzel hatte, verdorrte es.

  7. Und etliches fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen empor und erstickten's, und es brachte keine Frucht.

  8. Und etliches fiel auf gutes Land und ging auf und wuchs und brachte Frucht und trug dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig.

  9. Und er sprach: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

  10. Und da er allein war, fragten ihn die um ihn waren, samt den Zwölfen, über die Gleichnisse.

  11. Und er sprach zu ihnen: Euch ist das Geheimnis des Reiches Gottes gegeben; denen aber draußen widerfährt es alles durch Gleichnisse,

  12. auf daß sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, auf daß sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde.

  13. Und er sprach zu ihnen: Versteht ihr dies Gleichnis nicht, wie wollt ihr dann die andern alle verstehen?

  14. Der Säemann sät das Wort.

  15. Das aber sind die an dem Wege: wo das Wort gesät wird, und wenn sie es gehört haben, so kommt alsbald der Satan und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war.

  16. Desgleichen die, bei denen auf das Felsige gesät ist: wenn sie das Wort gehört haben, nehmen sie es bald mit Freuden auf,

  17. aber sie haben keine Wurzel in sich, sondern sind wetterwendisch; wenn sich Trübsal oder Verfolgung um des Wortes willen erhebt, so nehmen sie alsbald Ärgernis.

  18. Und andere sind die, bei denen unter die Dornen gesät ist: die hören das Wort,

  19. aber die Sorgen der Welt und der Betrug des Reichtums und die Begierden nach allem anderen dringen ein und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht.

  20. Jene aber sind die, bei denen auf gutes Land gesät ist: die hören das Wort und nehmen's an und bringen Frucht, dreißigfältig und sechzigfältig und hundertfältig.

Gleichnis vom Licht

  1. Und er sprach zu ihnen: Zündet man auch ein Licht an, daß man's unter den Scheffel oder unter die Bank setze? Mitnichten, sondern daß man's auf den Leuchter setze.

  2. Denn es ist nichts verborgen, das nicht soll offenbar werden, und ist nichts Heimliches, das nicht soll an den Tag kommen.

  3. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

  4. Und er sprach zu ihnen: Sehet zu, was ihr höret! Mit welcherlei Maß ihr messet, wird man euch wieder messen, und man wird euch noch zugeben.

  5. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden; und wer nicht hat, von dem wird man auch das nehmen, was er hat.

Die von selbst wachsende Saat

  1. Und er sprach: Das Reich Gottes ist so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft

  2. und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, ohne daß er's weiß.

  3. Denn die Erde bringt von selbst Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre.

  4. Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

Vom Senfkorn

  1. Und er sprach: Wem wollen wir das Reich Gottes vergleichen, und durch welches Gleichnis wollen wir es abbilden?

  2. Es ist wie ein Senfkorn: wenn es gesät wird aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samen auf Erden;

  3. und wenn es gesät ist, so geht es auf und wird größer als alle Sträucher und treibt große Zweige, so daß die Vögel unter dem Himmel unter seinem Schatten wohnen können.

  4. Und durch viele solche Gleichnisse sagte er ihnen das Wort so, wie sie es zu hören vermochten.

  5. Und ohne Gleichnis redete er nicht zu ihnen; aber wenn sie allein waren, legte er seinen Jüngern alles aus.

Stillung des Sturmes

  1. Und an demselben Tage des Abends sprach er zu ihnen: Laßt uns hinüberfahren.

  2. Und sie ließen das Volk gehen und nahmen ihn mit, wie er im Schiff war, und es waren noch andere Schiffe bei ihm.

  3. Und es erhob sich ein großer Windwirbel, und die Wellen schlugen in das Schiff, so daß das Schiff schon voll ward.

  4. Und er war hinten auf dem Schiff und schlief auf dem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, daß wir verderben?

  5. Und er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine große Stille.

  6. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Wie habt ihr denn keinen Glauben?

  7. Und sie fürchteten sich sehr und sprachen untereinander: Wer ist der? Selbst Wind und Meer sind ihm gehorsam!

Heilung des besessenen Geraseners

Kapitel 5

  1. Und sie kamen ans andere Ufer des Meeres in die Gegend der Gerasener.

  2. Und als er aus dem Schiff trat, lief ihm alsbald von den Gräbern entgegen ein Mensch mit einem unsaubern Geist,

  3. der seine Wohnung in den Grabhöhlen hatte. Und niemand konnte ihn mehr binden, auch nicht mit Ketten;

  4. denn er war oft mit Fesseln und Ketten gebunden gewesen und hatte die Ketten zerrissen und die Fesseln zerrieben; und niemand konnte ihn bändigen.

  5. Und er war allezeit, Tag und Nacht, in den Grabhöhlen und auf den Bergen, schrie und schlug sich mit Steinen.

  6. Da er aber Jesus sah von ferne, lief er hinzu und fiel vor ihm nieder, schrie laut und sprach:

  7. Was willst du von mir, o Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, daß du mich nicht quälest!

  8. Denn er sprach zu ihm: Fahre aus, du unsauberer Geist, von dem Menschen!

  9. Und er fragte ihn: Wie heißest du? Und er antwortete: Legion heiße ich; denn wir sind viele.

  10. Und er bat Jesus sehr, daß er sie nicht aus der Gegend triebe.

  11. Es war aber daselbst am Berge eine große Herde Säue auf der Weide.

  12. Und die unsauberen Geister baten ihn und sprachen: Laß uns in die Säue fahren!

  13. Und er erlaubte es ihnen. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Säue, und die Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer, ihrer waren aber bei zweitausend, und ersoffen im Meer.

  14. Und ihre Hirten flohen und verkündeten das in der Stadt und auf dem Lande. Und sie gingen hinaus, zu sehen, was da geschehen war,

  15. und kamen zu Jesus und sahen den, der von den unsauberen Geistern besessen gewesen war, wie er dasaß und war bekleidet und vernünftig, und fürchteten sich.

  16. Und die es gesehen hatten, sagten ihnen, was dem Besessenen widerfahren war, und von den Säuen.

  17. Und sie fingen an und baten ihn, daß er aus ihrer Gegend zöge.

  18. Und da er in das Schiff trat, bat ihn der Besessene, daß er bei ihm bleiben dürfte.

  19. Aber Jesus ließ es ihm nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus zu den Deinen und verkündige ihnen, wie große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt hat.

  20. Und er ging hin und fing an, zu verkündigen in den Zehn Städten, wie große Wohltat ihm Jesus getan hatte, und jedermann verwunderte sich.

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

  1. Und da Jesus wieder herübergefahren war im Schiff, versammelte sich viel Volks zu ihm, und er war an dem Meer.

  2. Da kam einer von den Obersten der Synagoge, mit Namen Jairus. Und da er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen

  3. und bat ihn sehr und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen; du wollest kommen und deine Hände auf sie legen, daß sie gesund werde und lebe.

  4. Und er ging hin mit ihm; und es folgte ihm viel Volks nach, und sie drängten ihn.

  5. Und da war eine Frau, die hatte den Blutfluß seit zwölf Jahren

  6. und hatte viel erlitten von vielen Ärzten und hatte all ihr Gut darauf verwendet, und es half ihr nichts, sondern vielmehr ward es ärger mit ihr.

  7. Da die von Jesus hörte, kam sie im Volk von hinten herzu und rührte sein Kleid an.

  8. Denn sie sagte sich: Wenn ich auch nur seine Kleider könnte anrühren, so würde ich gesund.

  9. Und alsbald versiegte die Quelle ihres Blutes, und sie fühlte es am Leibe, daß sie von ihrer Plage geheilt war.

  10. Und Jesus fühlte alsbald an sich selbst, daß eine Kraft von ihm ausgegangen war, und wandte sich um in der Menge und sprach: Wer hat meine Kleider angerührt?

  11. Und seine Jünger sprachen zu ihm: Du siehst, daß dich das Volk drängt, und sprichst: Wer hat mich angerührt?

  12. Und er sah sich um nach der, die das getan hatte.

  13. Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, denn sie wußte, was an ihr geschehen war, kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit.

  14. Er sprach aber zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; gehe hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage!

  15. Da er noch redete, kamen etliche aus dem Hause des Obersten der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist gestorben; was bemühest du weiter den Meister?

  16. Jesus aber hörte mit an, was da gesagt ward, und sprach zu dem Obersten: Fürchte dich nicht, glaube nur!

  17. Und ließ niemand mitgehen als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.

  18. Und sie kamen in das Haus des Obersten, und er sah das Getümmel und wie sie sehr weinten und heulten.

  19. Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmet und weinet ihr? Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft. Und sie verlachten ihn.

  20. Er aber trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und die bei ihm waren, und ging hinein, wo das Kind lag,

  21. und ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir, stehe auf!

  22. Und alsbald stand das Mädchen auf und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt. Und sie entsetzten sich alsbald über die Maßen.

  23. Und er gebot ihnen hart, daß es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.

Verwerfung in Nazareth

Kapitel 6

  1. Und er ging aus von dannen und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach.

  2. Und da der Sabbat kam, hob er an, zu lehren in der Synagoge. Und die Menge, die zuhörte, verwunderte sich, und sie sprachen: Woher kommt dem solches? Und was für Weisheit ist es, die ihm gegeben ist? Und solche mächtigen Taten, die durch seine Hände geschehen!

  3. Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns? Und sie nahmen Ärgernis an ihm.

  4. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet gilt nirgend weniger als in seinem Vaterland und bei seinen Verwandten und in seinem Hause.

  5. Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; nur wenigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.

  6. Und er verwunderte sich ihres Unglaubens. Und er ging rings umher in die Dörfer und lehrte.

Aussendung der zwölf Jünger

  1. Und er rief die Zwölf zu sich und hob an und sandte sie je zwei und zwei und gab ihnen Vollmacht über die unsaubern Geister

  2. und gebot ihnen, daß sie nichts mitnähmen auf den Weg als allein einen Stab, kein Brot, keine Tasche, kein Geld im Gürtel,

  3. wohl aber Schuhe an den Füßen, und daß sie nicht zwei Röcke anzögen.

  4. Und er sprach zu ihnen: Wo ihr in ein Haus gehen werdet, da bleibet, bis ihr von dannen zieht.

  5. Und wo man euch nicht aufnimmt noch hören will, aus dem Ort gehet hinaus und schüttelt den Staub von euren Füßen ihnen zum Zeugnis.

  6. Und sie gingen aus und predigten, man sollte Buße tun,

  7. und trieben viele böse Geister aus und salbten viele Kranke mit Öl und machten sie gesund.

Herodes und Jesus. Ende des Täufers

  1. Und es kam vor den König Herodes; denn der Name Jesu war nun bekannt. Und die Leute sprachen: Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; darum tut er solche Taten.

  2. Etliche aber sprachen: Er ist Elia; etliche aber: Er ist ein Prophet wie einer der Propheten.

  3. Da es aber Herodes hörte, sagte er: Johannes, den ich enthauptet habe, der ist auferstanden.

  4. Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes gegriffen und ins Gefängnis gelegt um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus, denn er hatte sie zum Weib genommen.

  5. Denn Johannes hatte zu Herodes gesagt: Es ist nicht recht, daß du deines Bruders Frau hast.

  6. Herodias aber stellte ihm nach und wollte ihn töten und konnte nicht.

  7. Denn Herodes fürchtete den Johannes, weil er wußte, daß er ein frommer und heiliger Mann war, und verwahrte ihn; und wenn er ihn gehört hatte, ward er sehr unruhig; und doch hörte er ihn gerne.

  8. Und es kam ein gelegener Tag, da Herodes an seinem Geburtstag ein Mahl gab seinen Großen und den Obersten und den Vornehmsten in Galiläa.

  9. Da trat herein die Tochter der Herodias und tanzte und gefiel wohl dem Herodes und denen, die am Tisch saßen. Da sprach der König zu dem Mädchen: Bitte von mir, was du willst, ich will dir's geben.

  10. Und er schwur ihr einen Eid: Was du wirst von mir bitten, will ich dir geben, bis an die Hälfte meines Königreichs.

  11. Und sie ging hinaus und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich bitten? Die sprach: Das Haupt Johannes des Täufers.

  12. Und sie ging alsbald hinein mit Eile zum König, bat und sprach: Ich will, daß du mir gebest jetzt zur Stunde auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers.

  13. Und der König ward sehr betrübt; doch um des Eides willen und derer, die am Tische saßen, wollte er sie nicht lassen eine Fehlbitte tun.

  14. Und alsbald schickte der König den Henker hin und hieß sein Haupt herbringen. Der ging hin und enthauptete ihn im Gefängnis

  15. und trug her sein Haupt auf einer Schüssel und gab's dem Mädchen, und das Mädchen gab's seiner Mutter.

  16. Und da das seine Jünger hörten, kamen sie und nahmen seinen Leib und legten ihn in ein Grab.

Speisung der Fünftausend

  1. Und die Apostel kamen bei Jesus zusammen und verkündeten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.

  2. Und er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruhet ein wenig. Denn ihrer waren viele, die ab und zu gingen; und sie hatten nicht Zeit genug, zu essen.

  3. Und sie fuhren in einem Schiff an eine einsame Stätte für sich allein.

  4. Und das Volk sah sie wegfahren, und viele merkten es und liefen dahin miteinander zu Fuß aus allen Städten und kamen ihnen zuvor.

  5. Und Jesus stieg aus und sah das große Volk; und es jammerte ihn derselben, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an eine lange Predigt.

  6. Da nun der Tag fast dahin war, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Es ist öde hier, und der Tag ist bald dahin;

  7. laß sie von dir, daß sie hingehen umher in die Höfe und Dörfer und kaufen sich Brot.

  8. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen! Und sie sprachen zu ihm: Sollen wir denn hingehen und für zweihundert Silbergroschen Brot kaufen und ihnen zu essen geben?

  9. Er aber sprach zu ihnen: Wieviel Brote habt ihr? Gehet hin und sehet! Und da sie es erkundet hatten, sprachen sie: Fünf und zwei Fische.

  10. Und er gebot ihnen, daß sie sich alle lagerten tischweise auf das grüne Gras.

  11. Und sie setzten sich in Gruppen zu hundert und zu fünfzig.

  12. Und er nahm die fünf Brote und zwei Fische und sah auf gen Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie den Jüngern, daß sie ihnen vorlegten, und die zwei Fische teilte er unter sie alle.

  13. Und sie aßen alle und wurden satt.

  14. Und sie hoben auf die Brocken, zwölf Körbe voll, und von den Fischen.

  15. Und die da die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann.

Jesus wandelt auf dem Meer

  1. Und alsbald trieb er seine Jünger, daß sie in das Schiff träten und vor ihm hinüberführen nach Bethsaida, bis daß er das Volk von sich ließe.

  2. Und da er sie von sich gelassen hatte, ging er hin auf einen Berg, zu beten.

  3. Und am Abend war das Schiff mitten auf dem Meer und er auf dem Lande allein.

  4. Und er sah, daß sie Not litten beim Rudern, denn der Wind war ihnen entgegen. Und um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und wandelte auf dem Meer

  5. und wollte an ihnen vorübergehen. Und da sie ihn sahen auf dem Meer wandeln, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien;

  6. denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber alsbald redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!

  7. und trat zu ihnen ins Schiff, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen;

  8. denn sie waren um nichts verständiger geworden über den Broten, sondern ihr Herz war verhärtet.

  9. Und da sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land nach Genezareth und legten an.

  10. Und da sie aus dem Schiff traten, erkannten die Leute ihn alsbald

  11. und liefen im ganzen Land umher und hoben an, die Kranken umherzutragen auf Betten, wo sie hörten, daß er war.

  12. Und wo er in Dörfer, Städte und Höfe hineinging, da legten sie die Kranken auf den Markt und baten ihn, daß sie auch nur den Saum seines Kleides anrühren dürften; und alle, die ihn anrührten, wurden gesund.

Menschensatzungen und Gottes Gebot

Kapitel 7

  1. Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und etliche von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem gekommen waren.

  2. Und sie sahen etliche seiner Jünger mit unreinen Händen, das heißt: ohne Waschung der Hände, ihr Brot essen.

  3. Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, sie waschen denn die Hände mit einer Handvoll Wasser und halten so die Satzungen der Ältesten;

  4. und wenn sie vom Markt kommen, essen sie nicht, sie waschen sich denn. Und es sind viele andre Dinge, die sie zu halten angenommen haben, wie: Trinkgefäße und Krüge und Kessel zu waschen.

  5. Da fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten: Warum wandeln deine Jünger nicht nach den Satzungen der Ältesten, sondern essen ihr Brot mit unreinen Händen?

  6. Er aber sprach zu ihnen: Gar fein hat von euch Heuchlern Jesaja geweissagt, wie geschrieben steht (Jesaja 29,13): «Dies Volk ehrt mich mit den Lippen; aber ihr Herz ist ferne von mir.

  7. Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.»

  8. Ihr verlasset Gottes Gebot und haltet der Menschen Satzungen.

  9. Und er sprach zu ihnen: Gar fein hebt ihr Gottes Gebot auf, auf daß ihr eure Satzungen haltet.

  10. Denn Mose hat gesagt (2. Mose 20,12; 21,17): «Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren», und: «Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben.»

  11. Ihr aber sagt: Wenn einer spricht zu Vater oder Mutter: Korban, das heißt Opfergabe, soll sein, was dir sollte von mir zukommen,

  12. so laßt ihr ihn hinfort nichts tun für seinen Vater oder seine Mutter

  13. und hebt so Gottes Wort auf durch eure Satzungen, die ihr aufgestellt habt; und dergleichen tut ihr viel.

  14. Und er rief das Volk wieder zu sich und sprach zu ihnen: Höret mir alle zu und fasset es!

  15. Es ist nichts, was von außen in den Menschen hineingeht, das ihn könnte unrein machen; sondern was aus dem Menschen herauskommt, das ist's, was den Menschen unrein macht.

  16. <Hat jemand Ohren, zu hören, der höre.>

  17. Und da er von dem Volk ins Haus kam, fragten ihn seine Jünger über dies Gleichnis.

  18. Und er sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch so unverständig? Merket ihr nicht, daß alles, was von außen in den Menschen hineingeht, ihn nicht unrein machen kann?

  19. Denn es geht nicht in sein Herz, sondern in den Bauch, und geht aus durch den natürlichen Gang. So erklärte er alle Speisen für rein.

  20. Er sagte aber: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht den Menschen unrein;

  21. denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Dieberei, Mord,

  22. Ehebruch, Habsucht, Bosheit, List, Schwelgerei, Mißgunst, Lästerung, Hoffart, Unvernunft.

  23. All diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein.

Das kanaanäische Weib

  1. Und er stand auf und ging von dannen in die Gegend von Tyrus und ging in ein Haus und wollte es niemand wissen lassen und konnte doch nicht verborgen bleiben.

  2. Sondern alsbald hörte eine Frau von ihm, deren Töchterlein einen unsaubern Geist hatte, und sie kam und fiel nieder zu seinen Füßen;

  3. es war aber eine griechische Frau aus Syrophönizien, und sie bat ihn, daß er den bösen Geist von ihrer Tochter austriebe.

  4. Jesus aber sprach zu ihr: Laß zuvor die Kinder satt werden; es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

  5. Sie antwortete aber und sprach zu ihm: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde unter dem Tisch von den Brosamen der Kinder.

  6. Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen gehe hin; der böse Geist ist von deiner Tochter ausgefahren.

  7. Und sie ging hin in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bette liegen, und der böse Geist war ausgefahren.

Heilung eines Taubstummen

  1. Und da er wieder fortging aus der Gegend von Tyrus, kam er durch Sidon an das Galiläische Meer, mitten in das Gebiet der Zehn Städte.

  2. Und sie brachten zu ihm einen, der taub und stumm war, und sie baten ihn, daß er die Hand auf ihn legte.

  3. Und er nahm ihn von dem Volk besonders und legte ihm die Finger in die Ohren und berührte mit Speichel seine Zunge

  4. und sah auf gen Himmel, seufzte und sprach zu ihm: Hephatha! das ist: Tu dich auf!

  5. Und alsbald taten sich seine Ohren auf, und das Band seiner Zunge ward los, und er redete recht.

  6. Und er gebot ihnen, sie sollten's niemand sagen. Je mehr er aber verbot, desto mehr breiteten sie es aus.

  7. Und sie wunderten sich über die Maßen und sprachen: Er hat alles wohl gemacht; die Tauben macht er hören und Sprachlose reden.

Speisung der Viertausend

Kapitel 8

  1. Zu der Zeit, da wieder viel Volks da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen:

  2. Mich jammert des Volks, denn sie haben nun schon drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.

  3. Und wenn ich sie ohne Speise ließe heimgehen, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn etliche sind von ferne gekommen.

  4. Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen?

  5. Und er fragte sie: Wieviel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.

  6. Und er gebot dem Volk, daß sie sich auf die Erde lagerten. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, daß sie sie vorlegten, und sie legten dem Volk vor.

  7. Und sie hatten etliche Fischlein, und er dankte und hieß diese auch vorlegen.

  8. Sie aßen aber und wurden satt und hoben die übrigen Brocken auf, sieben Körbe.

  9. Und ihrer waren bei viertausend; und er ließ sie von sich.

Zeichenforderung der Pharisäer

  1. Und alsbald trat er in das Schiff mit seinen Jüngern und kam in die Gegend von Dalmanutha.

  2. Und die Pharisäer kamen heraus und fingen an, mit ihm zu streiten, versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel.

  3. Und er seufzte in seinem Geist und sprach: Was sucht doch dies Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch: Es wird diesem Geschlecht kein Zeichen gegeben werden.

  4. Und er ließ sie und trat wiederum in das Schiff und fuhr hinüber.

Warnung vor den Pharisäern und vor Herodes

  1. Und sie hatten vergessen, Brot mit sich zu nehmen, und hatten nicht mehr mit sich im Schiff als ein Brot.

  2. Und er gebot ihnen und sprach: Schauet zu und sehet euch vor vor dem Sauerteig der Pharisäer und vor dem Sauerteig des Herodes.

  3. Und sie dachten hin und her und sprachen untereinander: Das ist's, daß wir nicht Brot haben.

  4. Und Jesus merkte das und sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr euch doch, daß ihr nicht Brot habt? Verstehet ihr noch nicht und begreifet ihr nicht? Habt ihr denn ein verhärtetes Herz in euch?

  5. Ihr habt Augen, und sehet nicht? habt Ohren, und höret nicht? Und denkt ihr nicht daran:

  6. als ich die fünf Brote brach unter die fünftausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Zwölf.

  7. Als ich die sieben brach unter die viertausend, wieviel Körbe voll Brocken hobt ihr da auf? Sie sprachen: Sieben.

  8. Und er sprach zu ihnen: Begreifet ihr denn noch nicht?

Heilung eines Blinden

  1. Und sie kamen nach Bethsaida. Und sie brachten zu ihm einen Blinden und baten ihn, daß er ihn anrührte.

  2. Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf und tat Speichel auf seine Augen und legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehest du etwas?

  3. Und er sah auf und sprach: Ich sehe die Menschen umhergehen, als sähe ich Bäume.

  4. Danach legte er abermals die Hände auf seine Augen. Da sah er deutlich und ward wieder zurechtgebracht und konnte alles scharf sehen.

  5. Und er schickte ihn heim und sprach: Gehe nicht hinein in das Dorf.

Das Bekenntnis des Petrus

  1. Und Jesus ging fort mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Und auf dem Wege fragte er seine Jünger und sprach zu ihnen: Wer sagen die Leute, daß ich sei?

  2. Sie antworteten: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; etliche sagen, du seiest Elia; etliche, du seiest der Propheten einer.

  3. Und er sprach zu ihnen: Ihr aber, wer saget ihr, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Du bist der Christus!

  4. Und er bedrohte sie, daß sie niemand von ihm sagen sollten.

Erste Leidensankündigung

  1. Und er hob an, sie zu lehren: Des Menschen Sohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.

  2. Und er redete davon frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren.

  3. Er aber wandte sich um und sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Hebe dich, Satan, von mir! denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

  4. Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Wer mir will nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

  5. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's erhalten.

  6. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme an seiner Seele Schaden?

  7. Denn was kann der Mensch geben, damit er seine Seele löse?

  8. Wer sich aber mein und meiner Worte schämt unter diesem abtrünnigen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Kapitel 9

  1. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es stehen etliche hier, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie sehen das Reich Gottes kommen mit Kraft.

Verklärung Jesu

  1. Und nach sechs Tagen nahm Jesus zu sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein, und ward vor ihnen verklärt.

  2. Und seine Kleider wurden ganz leuchtend weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann.

  3. Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus.

  4. Und Petrus fing an und sprach zu Jesus: Rabbi, hier ist für uns gut sein. Und wir wollen drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine.

  5. Er wußte aber nicht, was er redete; denn sie waren bestürzt.

  6. Und es kam eine Wolke, die überschattete sie. Und eine Stimme geschah aus der Wolke und sprach: Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!

  7. Und auf einmal, als sie um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein.

  8. Da sie aber vom Berge herabgingen, gebot ihnen Jesus, daß sie niemand sagen sollten, was sie gesehen hatten, bis des Menschen Sohn auferstünde von den Toten.

  9. Und sie behielten das Wort und befragten sich untereinander: Was mag das heißen: auferstehen von den Toten?

  10. Und sie fragten ihn und sprachen: Die Schriftgelehrten sagen doch, daß zuvor Elia kommen muß.

  11. Er aber sprach zu ihnen: Ja, zuvor kommt Elia und bringt alles wieder zurecht. Und wie steht geschrieben von des Menschen Sohn, daß er viel leiden soll und verachtet werden?

  12. Aber ich sage euch: Elia ist schon gekommen, und sie haben an ihm getan, was sie wollten, wie von ihm geschrieben steht.

Heilung des fallsüchtigen Knaben

  1. Und sie kamen zu den Jüngern und sahen viel Volks um sie und Schriftgelehrte, die sich mit ihnen stritten.

  2. Und alsbald, da alles Volk ihn sah, entsetzten sie sich, liefen herzu und grüßten ihn.

  3. Und er fragte sie: Was streitet ihr euch mit ihnen?

  4. Einer aber aus dem Volk antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist.

  5. Und wo er ihn erwischt, so reißt er ihn; und er schäumt und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, daß sie ihn austrieben, und sie konnten es nicht.

  6. Er antwortete ihnen aber und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringet ihn her zu mir!

  7. Und sie brachten ihn her zu ihm. Und alsbald, da ihn der Geist sah, riß er ihn. Und er fiel auf die Erde und wälzte sich und schäumte.

  8. Und Jesus fragte den Vater: Wie lange ist's, daß ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf.

  9. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, daß er ihn umbrächte. Kannst du aber was, so erbarme dich unser und hilf uns!

  10. Jesus aber sprach zu ihm: Wie sprichst du: Kannst du was? Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.

  11. Alsbald schrie des Kindes Vater und sprach: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!

  12. Da nun Jesus sah, daß das Volk herzulief, bedrohte er den unsaubern Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir, daß du von ihm ausfahrest und fahrest hinfort nicht in ihn!

  13. Da schrie er und riß ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe ward, als wäre er tot, so daß die Menge sagte: Er ist tot.

  14. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

  15. Und da er heimkam, fragten ihn seine Jünger allein: Warum konnten wir ihn nicht austreiben?

  16. Und er sprach: Diese Art kann durch nichts ausfahren als durch Beten und Fasten.

Zweite Leidensankündigung

  1. Und sie gingen von da hinweg und zogen durch Galiläa; und er wollte nicht, daß es jemand wissen sollte.

  2. Denn er lehrte seine Jünger und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn wird überantwortet werden in der Menschen Hände, und sie werden ihn töten; und wenn er getötet ist, so wird er nach drei Tagen auferstehen.

  3. Sie aber verstanden das Wort nicht und fürchteten sich, ihn zu fragen.

Wider Ehrgeiz und Unduldsamkeit

  1. Und sie kamen nach Kapernaum. Und da er daheim war, fragte er sie: Was habt ihr miteinander auf dem Weg verhandelt?

  2. Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinander auf dem Weg verhandelt, welcher der Größte wäre.

  3. Und er setzte sich und rief die Zwölf und sprach zu ihnen: So jemand will der Erste sein, der soll der Letzte sein von allen und aller Diener.

  4. Und er nahm ein Kind und stellte es mitten unter sie und herzte es und sprach zu ihnen:

  5. Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

  6. Johannes sprach zu ihm: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister in deinem Namen aus, aber er folgt uns nicht nach; und wir verboten's ihm, weil er uns nicht nachfolgt.

  7. Jesus aber sprach: Ihr sollt's ihm nicht verbieten. Denn niemand, der ein Wunder tut in meinem Namen, kann bald übel von mir reden.

  8. Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.*

    *Andere Überlieferung: «Wer nicht wider euch ist, der ist für euch.»

  9. Denn wer euch tränkt mit einem Becher Wasser in meinem Namen, weil ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch: Es wird ihm nicht unvergolten bleiben.

Warnung vor Ärgernissen

  1. Und wer einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Ärgernis gibt, dem wäre es besser, daß ihm ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.

  2. Wenn aber deine Hand dir Ärgernis schafft, so haue sie ab! Es ist dir besser, daß du als ein Krüppel zum Leben eingehest, als daß du zwei Hände habest und fahrest in die Hölle, in das ewige Feuer,

  3. <wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht>.

  4. Wenn dir dein Fuß Ärgernis schafft, so haue ihn ab! Es ist besser, daß du lahm zum Leben eingehest, als daß du zwei Füße habest und werdest in die Hölle geworfen,

  5. <wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht>.

  6. Wenn dir dein Auge Ärgernis schafft, so wirf's von dir! Es ist besser, daß du einäugig in das Reich Gottes gehest, als daß du zwei Augen habest und werdest in die Hölle geworfen,

  7. wo ihr Wurm nicht stirbt und ihr Feuer nicht verlöscht.

  8. Es muß ein jeglicher mit Feuer gesalzen werden; <denn jedes Opfer wird mit Salz gesalzen>.

  9. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz kraftlos wird, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!

Über Ehe und Ehescheidung

Kapitel 10

  1. Und er machte sich auf von dannen und kam in die Gegend von Judäa und jenseits des Jordan. Und das Volk lief abermals in Haufen zu ihm, und wie seine Gewohnheit war, lehrte er sie abermals.

  2. Und es traten Pharisäer zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau, und versuchten ihn damit.

  3. Er antwortete aber und sprach: Was hat euch Mose geboten?

  4. Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden.

  5. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härtigkeit willen hat er euch dies Gebot geschrieben;

  6. aber von Anbeginn der Schöpfung hat Gott sie geschaffen als Mann und Weib.

  7. Darum wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen <und wird seinem Weibe anhangen>

  8. und werden die zwei ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.

  9. Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

  10. Und daheim fragten ihn abermals seine Jünger danach.

  11. Und er sprach zu ihnen: Wer sich scheidet von seiner Frau und freit eine andere, der begeht Ehebruch an ihr;

  12. und so sich eine Frau scheidet von ihrem Manne und freit einen andern, die begeht Ehebruch.

Jesus segnet die Kinder

  1. Und sie brachten Kinder zu ihm, daß er sie anrührte. Die Jünger aber fuhren die an, <die sie trugen>.

  2. Da es aber Jesus sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.

  3. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

  4. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Der reiche Jüngling

  1. Und da er hinausging auf den Weg, lief einer herzu, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

  2. Aber Jesus sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als allein Gott.

  3. Du weißt die Gebote: «Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemand berauben; ehre Vater und Mutter.»

  4. Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.

  5. Und Jesus sah ihn an und liebte ihn und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach <und nimm das Kreuz auf dich>.

  6. Er aber ward unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

  7. Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen!

  8. Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's <für die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen>, ins Reich Gottes zu kommen!

  9. Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Reich Gottes komme.

  10. Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden?

  11. Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Vom Lohn der Nachfolge

  1. Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

  2. Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verläßt um meinetwillen und um des Evangeliums willen,

  3. der nicht hundertfältig empfange jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

  4. Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

Dritte Leidensankündigung

  1. Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem; und Jesus ging ihnen voran, und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals zu sich die Zwölf und hob an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren würde:

  2. Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, und sie werden ihn verdammen zum Tode und überantworten den Heiden.

  3. Die werden ihn verspotten und verspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.

Die Söhne des Zebedäus

  1. Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen: Meister, wir wollen, daß du uns tuest, was wir dich bitten werden.

  2. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, daß ich euch tue?

  3. Sie sprachen zu ihm: Gib uns, daß wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit.

  4. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde?

  5. Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde;

  6. zu sitzen aber zu meiner Rechten und zu meiner Linken, steht mir nicht zu, euch zu geben, sondern welchen es bereitet ist.

  7. Und da das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes.

  8. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten ihre Völker niederhalten, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt.

  9. Aber so soll es nicht sein unter euch; sondern wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener;

  10. und wer unter euch will der Erste sein, der sei aller Knecht.

  11. Denn auch des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.

Der Blinde von Jericho

  1. Und sie kamen nach Jericho. Und da er aus Jericho wegging, er und seine Jünger und eine große Menge, da saß ein Blinder, Bartimäus, des Timäus Sohn, am Wege und bettelte.

  2. Und als er hörte, daß es Jesus von Nazareth war, fing er an zu schreien und zu sagen: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  3. Und viele bedrohten ihn, er sollte stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  4. Und Jesus stand still und sprach: Rufet ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, stehe auf! Er ruft dich!

  5. Und er warf seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus.

  6. Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was willst du, daß ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, daß ich wieder sehen kann.

  7. Jesus aber sprach zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Und alsbald konnte er wieder sehen und folgte ihm nach auf dem Wege.

Einzug in Jerusalem

Kapitel 11

  1. Und da sie nahe an Jerusalem kamen nach Bethphage und Bethanien an den Ölberg, sandte er seiner Jünger zwei

  2. und sprach zu ihnen: Gehet hin in das Dorf, das vor euch liegt. Und alsbald, wenn ihr hineinkommt, werdet ihr finden ein Füllen angebunden, auf welchem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und führet es her!

  3. Und wenn jemand zu euch sagen wird: Was tut ihr da? so sprecht: Der Herr bedarf sein und sendet es gleich wieder her.

  4. Und sie gingen hin und fanden das Füllen, gebunden an eine Tür außen an der Straße, und banden es los.

  5. Und etliche, die da standen, sprachen zu ihnen: Was macht ihr, daß ihr das Füllen losbindet?

  6. Sie sagten aber zu ihnen, wie ihnen Jesus geboten hatte, und die ließen's zu.

  7. Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich darauf.

  8. Viele aber breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber grüne Zweige, die sie auf den Feldern abgehauen hatten.

  9. Und die vorangingen und die nachfolgten, schrien und sprachen: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn!

  10. Gelobt sei das Reich unsers Vaters David, das da kommt! Hosianna in der Höhe!

  11. Und er ging hinein nach Jerusalem und in den Tempel, und er besah ringsum alles, und am Abend ging er hinaus nach Bethanien mit den Zwölfen.

Der verdorrte Feigenbaum.

Reinigung des Tempels

  1. Und des andern Tages, da sie aus Bethanien gingen, hungerte ihn.

  2. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da trat er hinzu, ob er etwas darauf fände. Und da er hinzukam, fand er nichts als nur Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen.

  3. Und Jesus hob an und sprach zu ihm: Nun esse von dir niemand mehr eine Frucht ewiglich! Und seine Jünger hörten das.

  4. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenkrämer stieß er um

  5. und ließ nicht zu, daß jemand etwas durch den Tempel trüge.

  6. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): «Mein Haus soll heißen ein Bethaus allen Völkern»? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.

  7. Und es kam vor die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und sie trachteten, wie sie ihn umbrächten. Denn sie fürchteten sich vor ihm; denn alles Volk war erschrocken über seine Lehre.

  8. Und des Abends gingen sie hinaus aus der Stadt.

  9. Und als sie am Morgen an dem Feigenbaum vorübergingen, sahen sie, daß er verdorrt war bis auf die Wurzel.

  10. Und Petrus dachte daran und sprach zu ihm: Rabbi, siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt.

  11. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt Glauben an Gott!

  12. Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen.

  13. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr's empfangt, so wird's euch werden.

  14. Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wenn ihr etwas wider jemand habt, auf daß auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.

  15. <Wenn ihr aber nicht vergebet, so wird euer Vater, der im Himmel ist, eure Übertretungen auch nicht vergeben.>

Die Frage nach Jesu Vollmacht

  1. Und sie kamen abermals nach Jerusalem. Und da er im Tempel wandelte, kamen zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten und Ältesten

  2. und sprachen zu ihm: Aus was für Vollmacht tust du das? oder wer hat dir diese Vollmacht gegeben, daß du solches tust?

  3. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich will euch ein Wort fragen; antwortet mir, so will ich euch sagen, aus was für Vollmacht ich das tue.

  4. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!

  5. Und sie bedachten's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, sie war vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?

  6. Oder sollen wir sagen, sie war von Menschen? - da fürchteten sie sich vor dem Volk. Denn sie hielten alle dafür, daß Johannes wirklich ein Prophet war.

  7. Und sie antworteten und sprachen zu Jesus: Wir wissen's nicht. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Vollmacht ich solches tue.

Die bösen Weingärtner

Kapitel 12

  1. Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und führte einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und gab ihn an Weingärtner in Pacht und zog außer Landes.

  2. Und er sandte einen Knecht, da die Zeit kam, zu den Weingärtnern, daß er von den Weingärtnern nähme von den Früchten des Weinbergs.

  3. Sie nahmen ihn aber und schlugen ihn und ließen ihn leer von sich.

  4. Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem zerschlugen sie den Kopf und schmähten ihn.

  5. Abermals sandte er einen andern; den töteten sie. Und viele andere; etliche schlugen sie, etliche töteten sie.

  6. Da hatte er noch Einen, den geliebten Sohn; den sandte er zuletzt auch zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen.

  7. Aber die Weingärtner sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein!

  8. Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.

  9. Was wird nun der Herr des Weinbergs tun? Er wird kommen und die Weingärtner umbringen und den Weinberg andern geben.

  10. Habt ihr nicht gelesen in der Schrift (Psalm 118,22.23): «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden.

  11. Von dem Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen»?

  12. Und sie trachteten danach, wie sie ihn griffen, und fürchteten sich doch vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis geredet hatte. Und sie ließen ihn und gingen davon.

Der Zinsgroschen

  1. Und sie sandten zu ihm etliche von den Pharisäern und des Herodes Leuten, daß sie ihn fingen in seinen Worten.

  2. Und sie kamen und sprachen zu ihm: Meister, wir wissen, daß du wahrhaftig bist und fragst nach niemand; denn du achtest nicht das Ansehen der Menschen, sondern du lehrest den Weg Gottes recht. Ist's recht, daß man dem Kaiser Steuer zahle, oder nicht? Sollen wir sie geben oder nicht geben?

  3. Er aber merkte ihre Heuchelei und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr mich? Bringt mir einen Groschen, daß ich ihn sehe!

  4. Und sie brachten einen. Da sprach er: Wes ist das Bild und die Aufschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers.

  5. Da sprach Jesus zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! Und sie verwunderten sich über ihn.

Die Auferstehung der Toten

  1. Da traten die Sadduzäer zu ihm, die dafür halten, es gebe keine Auferstehung; die fragten ihn und sprachen:

  2. Meister, Mose hat uns geschrieben (5. Mose 25,5.6): «Wenn jemandes Bruder stirbt und hinterläßt eine Frau und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»

  3. Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau; der starb und hinterließ keine Kinder.

  4. Und der zweite nahm sie und starb und hinterließ auch keine Kinder. Der dritte desgleichen.

  5. Und alle sieben hinterließen keine Kinder. Zuletzt nach allen starb die Frau auch.

  6. Nun in der Auferstehung, wenn sie auferstehen, wessen Frau wird sie sein unter ihnen? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.

  7. Da sprach Jesus zu ihnen: Ist's nicht also? Ihr irret darum, daß ihr die Schrift nicht kennt noch die Kraft Gottes.

  8. Wenn sie von den Toten auferstehen werden, so werden sie nicht freien noch sich freien lassen, sondern sie sind wie die Engel im Himmel.

  9. Aber von den Toten, daß sie auferstehen, habt ihr nicht gelesen im Buch des Mose, wie Gott zu ihm bei dem Dornbusch sagte und sprach (2. Mose 3,6): «Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs»?

  10. Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott. Ihr irret sehr.

Das größte Gebot

  1. Und es trat zu ihm einer von den Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Und da er merkte, daß er ihnen fein geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das vornehmste Gebot vor allen?

  2. Jesus aber antwortete ihm: Das vornehmste Gebot ist das: «Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr,

  3. und du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüte und von allen deinen Kräften» (5. Mose 6,4.5).

  4. Das andre ist dies: «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst» (3. Mose 19,18). Es ist kein anderes Gebot größer als diese.

  5. Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Meister, du hast wahrlich recht geredet. Er ist nur einer und ist kein anderer außer ihm;

  6. und ihn lieben von ganzem Herzen, von ganzem Gemüte und von allen Kräften, und seinen Nächsten lieben wie sich selbst, das ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer.

  7. Da Jesus aber sah, daß er verständig antwortete, sprach er zu ihm: Du bist nicht ferne von dem Reich Gottes. Und hinfort wagte niemand mehr, ihn zu fragen.

Davids Sohn und Herr

  1. Und Jesus hob an und sprach, da er lehrte im Tempel: Wie sagen die Schriftgelehrten, der Christus sei Davids Sohn?

  2. David selbst hat durch den heiligen Geist gesagt (Psalm 110,1): «Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis daß ich lege deine Feinde unter deine Füße.»

  3. Da heißt ihn ja David seinen Herrn. Woher ist er denn sein Sohn? Und alles Volk hörte ihn gerne.

Wider die Schriftgelehrten

  1. Und er lehrte sie und sprach zu ihnen: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die gerne in langen Kleidern gehen und sich auf dem Markte grüßen lassen

  2. und sitzen gerne obenan in den Synagogen und am Tisch beim Gastmahl;

  3. sie fressen der Witwen Häuser und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden desto schwereres Urteil empfangen.

Scherflein der Witwe

  1. Und Jesus setzte sich dem Gotteskasten gegenüber und schaute, wie das Volk Geld einlegte in den Gotteskasten. Und viele Reiche legten viel ein.

  2. Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; die machen einen Heller.

  3. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die eingelegt haben.

  4. Denn sie haben alle von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, wovon sie lebte, ihre ganze Habe, eingelegt.

Vom Kommen Christi

Kapitel 13

  1. Und da er aus dem Tempel ging, sprach zu ihm einer seiner Jünger: Meister, siehe, was für Steine und was für Bauten!

  2. Und Jesus sprach zu ihm: Siehst du diese großen Bauten? Nicht ein Stein wird auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.

  3. Und da er auf dem Ölberge saß gegenüber dem Tempel, fragten ihn Petrus und Jakobus und Johannes und Andreas für sich allein:

  4. Sage uns, wann wird das geschehen? und was wird das Zeichen sein, wann das alles soll vollendet werden?

  5. Jesus fing an, ihnen zu sagen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe!

  6. Es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und werden viele verführen.

  7. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht. Es muß so geschehen. Aber das Ende ist noch nicht da.

  8. Denn es wird sich erheben ein Volk wider das andere und ein Königreich wider das andere. Und es werden Erdbeben geschehen hin und her und wird teure Zeit sein. Das ist der Anfang der Wehen.

  9. Ihr aber, sehet euch vor! Denn sie werden euch überantworten den Gerichten, und in den Synagogen werdet ihr geschlagen werden, und vor Fürsten und Könige werdet ihr geführt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis.

  10. Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden allen Völkern.

  11. Wenn sie euch nun hinführen und überantworten werden, so sorget nicht zuvor, was ihr reden sollt; sondern was euch zu der Stunde gegeben wird, das redet. Denn ihr seid's nicht, die da reden, sondern der heilige Geist.

  12. Und es wird überantworten ein Bruder den andern zum Tode, und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider die Eltern und werden ihnen zum Tode helfen.

  13. Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen. Wer aber beharret bis ans Ende, der wird selig.

  14. Wenn ihr aber sehet den Greuel der Verwüstung stehen, wo er nicht soll – wer es liest, der merke auf! -, alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe ins Gebirge.

  15. Wer auf dem Dache ist, der steige nicht hernieder und gehe nicht hinein, etwas aus seinem Hause zu holen.

  16. Und wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um, seinen Mantel zu holen.

  17. Weh aber den Schwangeren und Säugenden zu jener Zeit!

  18. Bittet aber, daß es nicht geschehe im Winter.

  19. Denn in diesen Tagen wird solche Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist bisher vom Anfang der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, und auch nicht wieder werden wird.

  20. Und wenn der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er diese Tage verkürzt.

  21. Wenn nun jemand zu der Zeit wird zu euch sagen: Siehe, hier ist der Christus! siehe, da ist er!, so glaubet's nicht.

  22. Denn mancher falsche Christus und falsche Prophet wird sich erheben und Zeichen und Wunder tun, so daß sie auch die Auserwählten verführen würden, wenn es möglich wäre.

  23. Ihr aber sehet euch vor! Ich habe es euch alles zuvor gesagt!

  24. Aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond ihren Schein verlieren,

  25. und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.

  26. Und dann werden sie des Menschen Sohn kommen sehen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.

  27. Und dann wird er seine Engel senden und wird versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels.

  28. An dem Feigenbaum aber lernet ein Gleichnis: Wenn sein Zweig jetzt treibt und die Blätter kommen, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.

  29. Also auch, wenn ihr seht, daß solches geschieht, so wisset, daß es nahe vor der Tür ist.

  30. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dies alles geschehe.

  31. Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen.

  32. Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.

Vom Warten auf das Kommen Christi

  1. Sehet euch vor, wachet! denn ihr wisset nicht, wann die Zeit da ist.

  2. Gleichwie ein Mensch, der über Land zog und verließ sein Haus und gab seinen Knechten Vollmacht, einem jeglichen seine Arbeit, und gebot dem Türhüter, er solle wachen:

  3. so wachet nun; denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder des Morgens,

  4. auf daß er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.

  5. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!

Der Plan der Feinde

Kapitel 14

  1. Es waren aber noch zwei Tage bis zum Osterfest* und den Tagen der ungesäuerten Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List griffen und töteten.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Denn sie sprachen: Ja nicht am Fest, daß nicht ein Aufruhr im Volk werde!

Salbung in Bethanien

  1. Und da er zu Bethanien war in Simons, des Aussätzigen, Hause und saß zu Tische, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und köstlichem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goß es auf sein Haupt.

  2. Da waren aber etliche, die wurden unwillig und sprachen untereinander: Was soll doch diese Vergeudung des Salböls?

  3. Man hätte dieses Öl um mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und sie den Armen geben; und fuhren sie an.

  4. Jesus aber sprach: Laßt sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.

  5. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  6. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt zu meinem Begräbnis.

  7. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

Verrat des Judas

  1. Und Judas Ischarioth, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, daß er ihn an sie verriete.

  2. Da sie das hörten, wurden sie froh und verhießen, ihm Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn bei guter Gelegenheit verriete.

Das heilige Abendmahl

  1. Und am ersten Tage der ungesäuerten Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, daß wir hingehen und dir das Osterlamm bereiten, daß du es essest?

  2. Und er sandte seiner Jünger zwei und sprach zu ihnen: Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folget ihm,

  3. und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gemach, darin ich das Osterlamm mit meinen Jüngern essen kann?

  4. Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen und bereit ist; daselbst richtet für uns zu.

  5. Und die Jünger gingen weg und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.

  6. Am Abend aber kam er mit den Zwölfen.

  7. Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten.

  8. Und sie wurden traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's?

  9. Er aber sprach zu ihnen: Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel taucht.

  10. Zwar des Menschen Sohn geht hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre demselben Menschen besser, daß er nie geboren wäre.

  11. Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib.

  12. Und nahm den Kelch und dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus.

  13. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des neuen Testaments, das für viele vergossen wird.

  14. Wahrlich, ich sage euch, daß ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.

  15. Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Ankündigung der Verleugnung des Petrus

  1. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr werdet alle an mir Ärgernis nehmen; denn es steht geschrieben (Sacharja 13,7): «Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.»

  2. Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.

  3. Petrus aber sagte zu ihm: Und wenn sie alle an dir Ärgernis nähmen, so doch ich nicht.

  4. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

  5. Er aber redete noch weiter: Wenn ich auch mit dir sterben müßte, wollte ich dich nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle.

Jesus in Gethsemane

  1. Und sie kamen zu einem Hofe mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, bis ich gebetet habe.

  2. Und nahm mit sich Petrus und Jakobus und Johannes und fing an zu zittern und zu zagen

  3. und sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibet hier und wachet!

  4. Und ging ein wenig weiter, fiel auf die Erde und betete, daß, so es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge,

  5. und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir alles möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

  6. Und kam und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Simon, schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?

  7. Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.

  8. Und er ging wieder hin und betete und sprach dieselben Worte

  9. und kam wieder und fand sie abermals schlafend; denn ihre Augen waren voll Schlafs, und sie wußten nicht, was sie ihm antworten sollten.

  10. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände.

  11. Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.

Jesu Gefangennahme

  1. Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwölfe einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.

  2. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's; den greift und führt ihn sicher hinweg.

  3. Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi! und küßte ihn.

  4. Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn.

  5. Einer aber von denen, die dabeistanden, zog sein Schwert und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab.

  6. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie gegen einen Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen.

  7. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber es muß die Schrift erfüllt werden!

  8. Da verließen ihn alle und flohen.

  9. Und es war ein Jüngling, der folgte ihm nach, der war mit einer Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und sie griffen ihn.

  10. Er aber ließ die Leinwand fahren und floh nackt davon.

Vor dem Hohen Rat

  1. Und sie führten Jesus hinweg zu dem Hohenpriester; und es versammelten sich alle Hohenpriester und Ältesten und Schriftgelehrten.

  2. Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast und saß bei den Knechten und wärmte sich am Feuer.

  3. Aber die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugnis wider Jesus, auf daß sie ihn zum Tode brächten, und fanden nichts.

  4. Viele gaben falsch Zeugnis wider ihn; aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein.

  5. Und etliche standen auf und gaben falsch Zeugnis wider ihn und sprachen:

  6. Wir haben gehört, daß er sagte: Ich will diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in drei Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.

  7. Aber ihr Zeugnis stimmte auch so nicht überein.

  8. Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen?

  9. Er aber schwieg stille und antwortete nichts. Da fragte ihn der Hohepriester abermals und sprach zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?

  10. Jesus aber sprach: Ich bin's; und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft und kommen mit des Himmels Wolken.

  11. Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: Was bedürfen wir weiter Zeugen?

  12. Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünkt euch? Sie aber sprachen alle das Urteil über ihn, daß er des Todes schuldig wäre.

  13. Da fingen etliche an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verdecken und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage uns! Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.

Verleugnung des Petrus

  1. Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von des Hohenpriesters Mägden;

  2. und da sie sah Petrus sich wärmen, schaute sie ihn an und sprach: Und du warst auch mit Jesus von Nazareth.

  3. Er leugnete aber und sprach: Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst. Und er ging hinaus in den Vorhof, <und der Hahn krähte>

  4. Und die Magd sah ihn und hob abermals an, zu sagen denen, die dabeistanden: Das ist einer von ihnen.

  5. Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermals zu Petrus, die dabeistanden: Wahrlich, du bist einer von ihnen; denn du bist ein Galiläer.

  6. Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.

  7. Und alsbald krähte der Hahn zum andern Mal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm sagte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er hob an zu weinen.

Vor Pilatus

Kapitel 15

  1. Und alsbald in der Frühe hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Hohe Rat, und banden Jesus und führten ihn hinweg und überantworteten ihn dem Pilatus.

  2. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er antwortete aber und sprach zu ihm: Du sagst es.

  3. Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart.

  4. Pilatus aber fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!

  5. Jesus aber antwortete nichts mehr, so daß sich Pilatus verwunderte.

Verurteilung und Verspottung

  1. Er pflegte aber ihnen zum Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten.

  2. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die im Aufruhr einen Mord begangen hatten.

  3. Und das Volk ging hinauf und bat, daß er täte, wie er pflegte.

  4. Pilatus aber antwortete ihnen: Wollt ihr, daß ich euch den König der Juden losgebe?

  5. Denn er merkte, daß ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten.

  6. Aber die Hohenpriester reizten das Volk auf, daß er ihnen viel lieber den Barabbas losgäbe.

  7. Pilatus aber antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Was soll ich denn tun mit dem, den ihr den König der Juden nennet?

  8. Da schrien sie abermals: Kreuzige ihn!

  9. Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Übles getan? Aber sie schrien noch viel mehr: Kreuzige ihn!

  10. Pilatus aber gedachte, dem Volk zu Willen zu sein, und gab ihnen Barabbas los und ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuzigt würde.

  11. Die Kriegsknechte aber führten ihn hinein in die Burg, das ist ins Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schar,

  12. und sie zogen ihm einen Purpur an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf

  13. und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König!

  14. Und schlugen ihm das Haupt mit einem Rohr und spien ihn an und fielen auf die Knie und huldigten ihm.

Kreuzigung und Tod

  1. Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus und zogen ihm seine eigenen Kleider an und führten ihn hinaus, daß sie ihn kreuzigten,

  2. und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Felde kam – der war der Vater des Alexander und des Rufus -, daß er ihm das Kreuz trüge.

  3. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht: Schädelstätte.

  4. Und * sie gaben ihm Myrrhe in Wein zu trinken; aber er nahm's nicht.

    *Psalm 69,22.

  5. Und sie kreuzigten ihn.

    Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los darum, wer was bekäme.

    Psalm 22,19.

  6. Es war aber um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten.

  7. Und es war oben über ihm geschrieben, was man ihm schuld gab, nämlich: Der König der Juden.

  8. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Mörder, einen zu seiner Rechten und einen zur Linken.

  9. <Da ward die Schrift erfüllt, die da sagt (Jesaja 53,12): «Er ist unter die Übeltäter gerechnet.»>

  10. Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Häupter und sprachen: Ha, der du den Tempel zerbrichst und baust ihn in drei Tagen,

  11. hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz!

  12. Desgleichen die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.

  13. Der Christus, der König in Israel, der steige nun vom Kreuz, daß wir sehen und glauben. Und die mit ihm gekreuzigt waren, schmähten ihn auch.

  14. Und um die sechste Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land bis um die neunte Stunde.

  15. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?

  16. Und etliche, die dabeistanden, da sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia.

  17. Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr und tränkte ihn und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!

  18. Aber Jesus schrie laut und verschied.

  19. Und der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stücke von obenan bis untenaus.

  20. Der Hauptmann aber, der dabeistand ihm gegenüber und sah, daß er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

  21. Und es waren auch Frauen da, die von ferne zuschauten, unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jakobus des Kleinen und des Joses, und Salome,

  22. die ihm nachgefolgt waren, da er in Galiläa war, und ihm gedient hatten, und viele andere, die mit ihm hinauf nach Jerusalem gegangen waren.

Jesu Grablegung

  1. Und am Abend, weil es Rüsttag war, das ist der Tag vor dem Sabbat,

  2. kam Joseph von Arimathia, ein angesehener Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu.

  3. Pilatus aber verwunderte sich, daß er schon tot wäre, und rief den Hauptmann und fragte ihn, ob er schon lange gestorben wäre.

  4. Und als er's erkundet von dem Hauptmann, überließ er Joseph den Leichnam.

  5. Und der kaufte eine Leinwand und nahm ihn ab und wickelte ihn in die Leinwand und legte ihn in ein Grab, das war in einen Fels gehauen, und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür.

  6. Aber Maria Magdalena und Maria, des Joses Mutter, sahen, wo er hingelegt ward.

Die Auferstehung

Kapitel 16

  1. Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn.

  2. Und sie kamen zum Grabe am ersten Tage der Woche sehr früh, als die Sonne aufging.

  3. Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

  4. Und sie sahen auf und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß.

  5. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an, und sie entsetzten sich.

  6. Er aber sprach zu ihnen: Entsetzet euch nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten!

  7. Gehet aber hin und saget seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

  8. Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.

Erscheinungen des Auferstandenen.

Missionsbefehl. Himmelfahrt

  1. <Als er auferstanden war frühe am ersten Tage der Woche, erschien er zuerst der Maria Magdalena, von welcher er sieben böse Geister ausgetrieben hatte.

  2. Und sie ging hin und verkündigte es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten.

  3. Und diese, da sie hörten, daß er lebte und wäre ihr erschienen, glaubten sie nicht.

  4. Danach offenbarte er sich unter einer andern Gestalt zweien von ihnen unterwegs, da sie über Land gingen.

  5. Und die gingen auch hin und verkündigten das den andern. Und denen glaubten sie auch nicht.

  6. Zuletzt, da die Elf zu Tische saßen, offenbarte er sich und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härtigkeit, daß sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten auferstanden.

  7. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.

  8. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden.

  9. Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden,

  10. Schlangen vertreiben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.

  11. Und der Herr, nachdem er mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur rechten Hand Gottes.

  12. Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.>

DAS EVANGELIUM NACH LUKAS

Kapitel 1

  1. Nachdem schon viele es unternommen haben, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind,

  2. wie uns das überliefert haben, die es von Anfang selbst gesehen und Diener des Worts gewesen sind:

  3. habe ich's auch für gut angesehen, nachdem ich alles von Anbeginn mit Fleiß erkundet habe, daß ich's dir, mein edler Theophilus, in guter Ordnung schriebe,

  4. auf daß du erfahrest den sicheren Grund der Lehre, in welcher du unterrichtet bist.

Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers

  1. Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, war ein Priester von der Ordnung Abia, mit Namen Zacharias, und sein Weib war von den Töchtern Aarons; die hieß Elisabeth.

  2. Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig.

  3. Und sie hatten kein Kind; denn Elisabeth war unfruchtbar, und beide waren wohlbetagt.

  4. Und es begab sich, da er des Priesteramts waltete vor Gott, als seine Ordnung an der Reihe war,

  5. traf ihn nach dem Brauch der Priesterschaft das Los, zu räuchern; und er ging in den Tempel des Herrn.

  6. Und die ganze Menge des Volks war draußen und betete zur Stunde des Räucherns.

  7. Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn und stand zur rechten Hand am Räucheraltar.

  8. Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es kam ihn eine Furcht an.

  9. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heißen.

  10. Und du wirst Freude und Wonne haben, und viele werden sich seiner Geburt freuen.

  11. Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk wird er nicht trinken und wird schon von Mutterleibe an erfüllt werden mit dem heiligen Geist.

  12. Und er wird der Kinder Israel viele zu Gott, ihrem Herrn, bekehren.

  13. Und er wird vor ihm hergehen in Geist und Kraft des Elia, zu bekehren die Herzen der Väter zu den Kindern und die Ungehorsamen zu der Klugheit der Gerechten, zuzurichten dem Herrn ein bereitet Volk.

  14. Und Zacharias sprach zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin alt, und mein Weib ist betagt.

  15. Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht, und bin gesandt, mit dir zu reden, daß ich dir solches verkündigte.

  16. Und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können bis auf den Tag, da dies geschehen wird, darum daß du meinen Worten nicht geglaubt hast, welche sollen erfüllt werden zu ihrer Zeit.

  17. Und das Volk wartete auf Zacharias und verwunderte sich, daß er so lange im Tempel verweilte.

  18. Und da er herausging, konnte er nicht mit ihnen reden; und sie merkten, daß er ein Gesicht gesehen hatte im Tempel. Und er winkte ihnen und blieb stumm.

  19. Und es begab sich, da die Zeit seines Dienstes um war, ging er heim in sein Haus.

  20. Und nach diesen Tagen ward sein Weib Elisabeth schwanger und verbarg sich fünf Monate und sprach:

  21. So hat mir der Herr getan in den Tagen, da er mich angesehen hat, daß er meine Schmach unter den Menschen von mir nähme.

Ankündigung der Geburt Jesu

  1. Und im sechsten Monat ward der Engel Gabriel gesandt von Gott in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth,

  2. zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Manne mit Namen Joseph, vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

  3. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßet seist du, Hochbegnadete! Der Herr ist mit dir!

  4. Sie aber erschrak über seine Rede und dachte bei sich selbst: Welch ein Gruß ist das?

  5. Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden.

  6. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, des Namen sollst du Jesus heißen.

  7. Der wird groß sein und ein Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben,

  8. und er wird ein König sein über das Haus Jakob ewiglich, und seines Reichs wird kein Ende sein.

  9. Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Manne weiß?

  10. Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das von dir geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

  11. Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn in ihrem Alter und geht jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei.

  12. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.

  13. Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Besuch der Maria bei Elisabeth.

Marias Lobgesang

  1. Maria aber stand auf in den Tagen und ging auf das Gebirge eilends zu einer Stadt in Juda

  2. und kam in das Haus des Zacharias und grüßte Elisabeth.

  3. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth ward des heiligen Geistes voll

  4. und rief laut und sprach: Gebenedeit bist du unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!

  5. Und woher kommt mir das, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt?

  6. Siehe, da ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte vor Freuden das Kind in meinem Leibe.

  7. O selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

  8. Und Maria sprach:

    Meine Seele erhebt den Herrn,

  9. und mein Geist freuet sich Gottes, meines Heilandes;

  10. denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.

  11. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und des Name heilig ist.

  12. Und seine Barmherzigkeit währet immer für und für bei denen, die ihn fürchten.

  13. Er übet Gewalt mit seinem Arm und zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.

  14. Er stößet die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.

  15. Die Hungrigen füllet er mit Gütern und läßt die Reichen leer.

  16. Er denket der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,

  17. wie er geredet hat unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern ewiglich.

  18. Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.

Geburt Johannes des Täufers

  1. Und für Elisabeth kam ihre Zeit, daß sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn.

  2. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, daß der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und freuten sich mit ihr.

  3. Und es begab sich am achten Tage, da kamen sie, zu beschneiden das Kindlein, und hießen es nach seinem Vater Zacharias.

  4. Aber seine Mutter antwortete und sprach: Mitnichten, sondern er soll Johannes heißen.

  5. Und sie sprachen zu ihr: Ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt.

  6. Und sie winkten seinem Vater, wie er ihn wollte heißen lassen.

  7. Und er forderte ein Täfelein und schrieb: Er heißt Johannes. Und sie verwunderten sich alle.

  8. Und alsbald ward sein Mund und seine Zunge aufgetan, und er redete und lobte Gott.

  9. Und es kam eine Furcht über alle Nachbarn; und diese ganze Geschichte ward kund auf dem ganzen Gebirge Judäas.

  10. Und alle, die es hörten, nahmen's zu Herzen und sprachen: Was, meinest du, will aus dem Kindlein werden? Denn die Hand des Herrn war mit ihm.

Lobgesang des Zacharias

  1. Und sein Vater Zacharias ward des heiligen Geistes voll, weissagte und sprach:

  2. Gelobet sei der Herr, der Gott Israels! Denn er hat besucht und erlöset sein Volk

  3. und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils in dem Hause seines Dieners David,

  4. wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten:

  5. daß er uns errettete von unsern Feinden und von der Hand aller, die uns hassen,

  6. und Barmherzigkeit erzeigete unsern Vätern und gedächte an seinen heiligen Bund

  7. und an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham, uns zu geben,

  8. daß wir, erlöset aus der Hand unsrer Feinde, ihm dieneten ohne Furcht unser Leben lang

  9. in Heiligkeit und Gerechtigkeit, die ihm gefällig ist.

  10. Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten heißen. Du wirst vor dem Herrn hergehen, daß du seinen Weg bereitest

  11. und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk in Vergebung ihrer Sünden,

  12. durch die herzliche Barmherzigkeit unsers Gottes, durch welche uns besucht hat* der Aufgang aus der Höhe,

    *Andere Überlieferung: «besuchen wird».

  13. auf daß er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes, und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.

  14. Und das Kindlein wuchs und ward stark im Geist. Und er war in der Wüste, bis daß er sollte hervortreten vor das Volk Israel.

Jesu Geburt

Kapitel 2

  1. Es begab sich aber zu der Zeit, daß ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, daß alle Welt geschätzt würde.

  2. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war.

  3. Und jedermann ging, daß er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

  4. Da machte sich auf auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum daß er von dem Hause und Geschlechte Davids war,

  5. auf daß er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe, die war schwanger.

  6. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, daß sie gebären sollte.

  7. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

  8. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.

  9. Und siehe, des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

  10. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird;

  11. denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

  12. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

  13. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:

  14. Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.*

    *Andere Übersetzung nach besser bezeugter Lesart: «Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.»

  15. Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Laßt uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.

  16. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Joseph, dazu das Kind in der Krippe liegen.

  17. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

  18. Und alle, vor die es kam, wunderten sich der Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten.

  19. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.

  20. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

  21. Und da acht Tage um waren und man das Kind beschneiden mußte, da ward sein Name genannt Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe denn er im Mutterleibe empfangen ward.

Jesu Darstellung im Tempel.

Simeon und Hanna

  1. Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, auf daß sie ihn darstellten dem Herrn,

  2. wie denn geschrieben steht in dem Gesetz des Herrn (2. Mose 13,2): «Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt heißen»,

  3. und daß sie gäben das Opfer, wie es gesagt ist im Gesetz des Herrn (3. Mose 12,8): «ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben».

  4. Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem, mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm.

  5. Und ihm war eine Antwort geworden von dem heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christ des Herrn gesehen.

  6. Und er kam aus Anregen des Geistes in den Tempel. Und da die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, daß sie für ihn täten, wie man pflegt nach dem Gesetz,

  7. da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach:

  8. Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast;

  9. denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,

  10. welchen du bereitet hast vor allen Völkern,

  11. ein Licht, zu erleuchten die Heiden, und zum Preis deines Volks Israel.

  12. Und sein Vater und seine Mutter wunderten sich des, das von ihm geredet ward.

  13. Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser wird gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird

  14. - und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -, auf daß vieler Herzen Gedanken offenbar werden.

  15. Und es war eine Prophetin, Hanna, eine Tochter Phanuels, vom Geschlecht Asser; die war hochbetagt und hatte gelebt sieben Jahre mit ihrem Manne nach ihrer Jungfrauschaft

  16. und war nun eine Witwe bei vierundachtzig Jahren; die kam nimmer vom Tempel, diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.

  17. Die trat auch hinzu zu derselben Stunde und pries Gott und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten.

  18. Und da sie es alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder heim nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth.

  19. Aber das Kind wuchs und ward stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

  1. Und seine Eltern gingen alle Jahre nach Jerusalem auf das Osterfest*.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Und da er zwölf Jahre alt war, gingen sie hinauf nach Jerusalem nach dem Brauch des Festes.

  3. Und da die Tage vollendet waren und sie wieder nach Hause gingen, blieb das Kind Jesus zu Jerusalem, und seine Eltern wußten's nicht.

  4. Sie meinten aber, er wäre unter den Gefährten, und kamen eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten.

  5. Und da sie ihn nicht fanden, gingen sie wiederum nach Jerusalem und suchten ihn.

  6. Und es begab sich, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel sitzen mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte.

  7. Und alle, die ihm zuhörten, verwunderten sich seines Verstandes und seiner Antworten.

  8. Und da sie ihn sahen, entsetzten sie sich. Und seine Mutter sprach zu ihm: Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.

  9. Und er sprach zu ihnen: Was ist's, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?

  10. Und sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen redete.

  11. Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth und war ihnen untertan. Und seine Mutter behielt alle diese Worte in ihrem Herzen.

  12. Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.

Das Wirken Johannes des Täufers.

Seine Gefangennahme

Kapitel 3

  1. In dem fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, da Pontius Pilatus Landpfleger in Judäa war und Herodes Vierfürst in Galiläa und sein Bruder Philippus Vierfürst in Ituräa und in der Landschaft Trachonitis und Lysanias Vierfürst zu Abilene,

  2. da Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah der Befehl Gottes an Johannes, des Zacharias Sohn, in der Wüste.

  3. Und er kam in das ganze Land um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden,

  4. wie geschrieben steht in dem Buch der Reden Jesajas, des Propheten, der da sagt (Jesaja 40,3-5): «Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und machet seine Steige richtig!

  5. Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll richtig werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden.

  6. Und alles Fleisch wird den Heiland Gottes sehen.»

  7. Da sprach Johannes zu dem Volk, das hinausging, daß es sich von ihm taufen ließe: Ihr Otterngezüchte, wer hat denn euch gewiesen, daß ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?

  8. Sehet zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmet euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken.

  9. Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; welcher Baum nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und in das Feuer geworfen.

  10. Und das Volk fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun?

  11. Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Röcke hat, der gebe dem, der keinen hat; und wer Speise hat, tue auch also.

  12. Es kamen auch die Zöllner, daß sie sich taufen ließen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun?

  13. Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch verordnet ist!

  14. Da fragten ihn auch die Kriegsleute und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt noch Unrecht und lasset euch genügen an eurem Solde!

  15. Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen von Johannes, ob er vielleicht der Christus wäre,

  16. antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer als ich, und ich bin nicht genug, daß ich ihm die Riemen seiner Schuhe auflöse; der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen.

  17. In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird seine Tenne fegen und wird den Weizen in seine Scheune sammeln, und die Spreu wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen.

  18. Und mit vielem anderen mehr ermahnte er das Volk und verkündigte ihm das Heil.

  19. Herodes aber, der Vierfürst, da er von ihm zurechtgewiesen ward um der Herodias willen, seines Bruders Frau, und um alles Üblen willen, das Herodes tat,

  20. legte zu alledem auch noch Johannes gefangen.

Jesu Taufe

  1. Und es begab sich, als sich alles Volk taufen ließ und Jesus auch getauft war und betete, da tat sich der Himmel auf,

  2. und der heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn wie eine Taube, und eine Stimme kam aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen.

Jesu Stammbaum

  1. Und Jesus war, als er anfing, ungefähr dreißig Jahre alt und ward gehalten für einen Sohn Josephs, welcher war ein Sohn Elis,

  2. der war ein Sohn Matthats, der war ein Sohn Levis, der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannais, der war ein Sohn Josephs,

  3. der war ein Sohn des Mattathias, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Eslis, der war ein Sohn Naggais,

  4. der war ein Sohn Maaths, der war ein Sohn des Mattathias, der war ein Sohn Simeïs, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Jodas,

  5. der war ein Sohn Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubabels, der war ein Sohn Sealthiëls, der war ein Sohn Neris,

  6. der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Ers,

  7. der war ein Sohn des Jesus, der war ein Sohn Eliësers, der war ein Sohn Jorims, der war ein Sohn Matthats, der war ein Sohn Levis,

  8. der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Josephs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eliakims,

  9. der war ein Sohn Meleas, der war ein Sohn Mennas, der war ein Sohn Mattathas, der war ein Sohn Nathans, der war ein Sohn Davids,

  10. der war ein Sohn Jesses, der war ein Sohn Obeds, der war ein Sohn des Boas, der war ein Sohn Salmas, der war ein Sohn Nachschons,

  11. der war ein Sohn Amminadabs, der war ein Sohn Admins, der war ein Sohn Arnis, der war ein Sohn Hezrons, der war ein Sohn des Perez, der war ein Sohn Judas,

  12. der war ein Sohn Jakobs, der war ein Sohn Isaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn Tharahs, der war ein Sohn Nahors,

  13. der war ein Sohn Serugs, der war ein Sohn Regus, der war ein Sohn Pelegs, der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Schelachs,

  14. der war ein Sohn Kenans, der war ein Sohn Arpachschads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn Lamechs,

  15. der war ein Sohn Methuschelachs, der war ein Sohn Henochs, der war ein Sohn Jareds, der war ein Sohn Mahalalels, der war ein Sohn Kenans,

  16. der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Seths, der war ein Sohn Adams, der war Gottes.

Jesu Versuchung

Kapitel 4

  1. Jesus aber, voll heiligen Geistes, kam wieder von dem Jordan und ward vom Geist in die Wüste geführt

  2. und ward vierzig Tage lang von dem Teufel versucht. Und er aß nichts in diesen Tagen, und da sie ein Ende hatten, hungerte ihn.

  3. Der Teufel aber sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich zu diesem Stein, daß er Brot werde.

  4. Und Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben (5. Mose 8,3): «Der Mensch lebt nicht allein vom Brot, <sondern von einem jeglichen Wort Gottes>

  5. Und der Teufel führte ihn hinauf <auf einen hohen Berg> und zeigte ihm alle Reiche der ganzen Welt in einem Augenblick

  6. und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich gebe sie, welchem ich will.

  7. Wenn du nun mich willst anbeten, so soll es alles dein sein.

  8. Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben (5. Mose 6,13): «Du sollst Gott, deinen Herrn, anbeten und ihm allein dienen.»

  9. Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf des Tempels Zinne und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich von hier hinunter;

  10. denn es steht geschrieben (Psalm 91,11.12): «Er wird seinen Engeln befehlen über dir, daß sie dich bewahren.

  11. Sie werden dich auf den Händen tragen, auf daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.»

  12. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt (5. Mose 6,16): «Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.»

  13. Und da der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm eine Zeitlang.

Wirken in Galiläa. Predigt in Nazareth

  1. Und Jesus kam in des Geistes Kraft wieder nach Galiläa, und die Kunde von ihm erscholl durch alle umliegenden Orte.

  2. Und er lehrte in ihren Synagogen und ward von jedermann gepriesen.

  3. Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen war, und ging in die Synagoge nach seiner Gewohnheit am Sabbattage und stand auf und wollte lesen.

  4. Da ward ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Und da er das Buch auftat, fand er die Stelle, da geschrieben steht (Jesaja 61,1.2):

  5. «Der Geist des Herrn ist bei mir, darum weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, daß sie los sein sollen, und den Blinden, daß sie sehend werden, und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen,

  6. zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.»

  7. Und als er das Buch zutat, gab er's dem Diener und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge sahen auf ihn.

  8. Und er fing an, zu sagen zu ihnen: Heute ist dies Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.

  9. Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich, daß solche Worte der Gnade aus seinem Munde gingen, und sprachen: Ist das nicht Josephs Sohn?

  10. Und er sprach zu ihnen: Ihr werdet freilich zu mir sagen dies Sprichwort: Arzt, hilf dir selber! Denn wie große Dinge haben wir gehört, zu Kapernaum geschehen! Tu so auch hier in deiner Vaterstadt.

  11. Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet gilt etwas in seinem Vaterlande.

  12. Aber in Wahrheit sage ich euch: Es waren viele Witwen in Israel zu des Elia Zeiten, da der Himmel verschlossen war drei Jahre und sechs Monate und eine große Teuerung war im ganzen Lande,

  13. und zu deren keiner ward Elia gesandt als allein nach Sarepta im Lande der Sidonier zu einer Witwe.

  14. Und viele Aussätzige waren in Israel zu des Propheten Elisa Zeiten, und deren keiner ward gereinigt als allein Naëman aus Syrien.

  15. Und sie wurden voll Zorn alle, die in der Synagoge waren, da sie das hörten,

  16. und standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Berges, darauf ihre Stadt gebaut war, daß sie ihn hinabstürzten.

  17. Aber er ging mitten durch sie hinweg.

Jesus in Kapernaum

  1. Und er kam nach Kapernaum, einer Stadt Galiläas, und lehrte sie am Sabbat.

  2. Und sie verwunderten sich seiner Lehre; denn er predigte in Vollmacht.

  3. Und es war ein Mensch in der Synagoge, besessen von einem unsaubern Geist; der schrie laut:

  4. Halt, was willst du von uns, Jesu von Nazareth? Du bist gekommen, uns zu verderben. Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.

  5. Und Jesus bedrohte ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und der böse Geist warf ihn mitten unter sie und fuhr von ihm aus und tat ihm keinen Schaden.

  6. Und es kam eine Furcht über sie alle, und sie redeten miteinander und sprachen: Was ist das für ein Ding? Er gebietet mit Vollmacht und Kraft den unsaubern Geistern, und sie fahren aus.

  7. Und es erscholl die Kunde von ihm in alle Orte des umliegenden Landes.

Heilung der Schwiegermutter des Petrus

  1. Und er machte sich auf aus der Synagoge und kam in Simons Haus. Und Simons Schwiegermutter lag in hohem Fieber, und sie baten ihn für sie.

  2. Und er neigte sich zu ihr und gebot dem Fieber, und es verließ sie. Und alsbald stand sie auf und diente ihnen.

  3. Und da die Sonne untergegangen war, brachten alle, die Kranke hatten mit mancherlei Leiden, sie zu ihm. Und er legte auf einen jeglichen die Hände und machte sie gesund.

  4. Es fuhren auch die bösen Geister aus von vielen, schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes! Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden; denn sie wußten, daß er der Christus war.

  5. Da es aber Tag ward, ging er hinaus an eine einsame Stätte; und das Volk suchte ihn, und sie kamen zu ihm und hielten ihn fest, daß er nicht von ihnen ginge.

  6. Er sprach aber zu ihnen: Ich muß auch den andern Städten das Evangelium verkündigen vom Reich Gottes; denn dazu bin ich gesandt.

  7. Und er predigte in den Synagogen Judäas.

Fischzug des Petrus

Kapitel 5

  1. Es begab sich aber, da sich das Volk zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, daß er stand am See Genezareth

  2. und sah zwei Schiffe am See liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.

  3. Da trat er in der Schiffe eines, welches Simons war, und bat ihn, daß er's ein wenig vom Lande führte. Und er setzte sich und lehrte das Volk aus dem Schiff.

  4. Und als er hatte aufgehört zu reden, sprach er zu Simon: Fahre auf die Höhe und werfet eure Netze aus, daß ihr einen Zug tut!

  5. Und Simon antwortete und sprach zu ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort will ich das Netz auswerfen.

  6. Und da sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische, und ihre Netze begannen zu reißen.

  7. Und sie winkten ihren Gesellen, die im andern Schiff waren, daß sie kämen und hülfen ihnen ziehen. Und sie kamen und füllten beide Schiffe voll, also daß sie sanken.

  8. Da das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, gehe von mir hinaus! Ich bin ein sündiger Mensch.

  9. Denn es war ihn ein Schrecken angekommen und alle, die mit ihm waren, über diesen Fischzug, den sie miteinander getan hatten;

  10. desgleichen auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gesellen. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! denn von nun an wirst du Menschen fangen.

  11. Und sie führten die Schiffe zu Lande und verließen alles und folgten ihm nach.

Heilung eines Aussätzigen

  1. Und es begab sich, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voller Aussatz. Da der Jesus sah, fiel er auf sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, willst du, so kannst du mich reinigen.

  2. Und er streckte die Hand aus und rührte ihn an und sprach: Ich will's tun, sei gereinigt! Und alsbald ging der Aussatz von ihm.

  3. Und er gebot ihm, daß er's niemand sagen sollte. Gehe aber hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.

  4. Aber die Kunde von ihm breitete sich immer weiter aus, und es kam viel Volks zusammen, daß sie hörten und durch ihn gesund würden von ihren Krankheiten.

  5. Er aber entwich in die Wüste und betete.

Heilung des Gichtbrüchigen

  1. Und es begab sich auf einen Tag, daß er lehrte, und es saßen da die Pharisäer und Schriftgelehrten, die gekommen waren aus allen Orten in Galiläa und Judäa und von Jerusalem. Und die Kraft des Herrn wirkte, daß er die Kranken heilte.

  2. Und siehe, etliche Männer brachten einen Menschen auf einem Bett, der war gichtbrüchig, und sie suchten, daß sie ihn hineinbrächten und vor ihn legten.

  3. Und da sie vor dem Volk nicht fanden, wie sie ihn hineinbrächten, stiegen sie auf das Dach und ließen ihn durch die Ziegel hernieder mit dem Bett mitten unter sie vor Jesus.

  4. Und da er ihren Glauben sah, sprach er zu ihm: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.

  5. Und die Schriftgelehrten und Pharisäer fingen an, bei sich zu sprechen: Wer ist der, daß er Gotteslästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben denn allein Gott?

  6. Da aber Jesus ihre Gedanken merkte, antwortete er und sprach zu ihnen: Was denket ihr in euren Herzen?

  7. Was ist leichter, zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Stehe auf und wandle?

  8. Auf daß ihr aber wisset, daß des Menschen Sohn Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben, - sprach er zu dem Gichtbrüchigen: Ich sage dir, stehe auf, hebe dein Bett auf und gehe heim!

  9. Und alsbald stand er auf vor ihren Augen und hob das Bett auf, darauf er gelegen hatte, und ging heim und pries Gott.

  10. Und sie entsetzten sich alle und priesen Gott und wurden voll Furcht und sprachen: Wir haben heute seltsame Dinge gesehen.

Berufung des Levi

  1. Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner mit Namen Levi am Zoll sitzen und sprach zu ihm: Folge mir nach!

  2. Und er verließ alles, stand auf und folgte ihm nach.

  3. Und Levi richtete ihm ein großes Mahl zu in seinem Hause, und viele Zöllner und andre saßen mit ihm zu Tisch.

  4. Und die Pharisäer und ihre Schriftgelehrten murrten und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern und Sündern?

  5. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

  6. Ich bin gekommen, zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.

Über das Fasten

  1. Sie aber sprachen zu ihm: Des Johannes Jünger fasten oft und verrichten ihre Gebete, desgleichen der Pharisäer Jünger; aber deine Jünger essen und trinken.

  2. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr könnt die Hochzeitleute nicht fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist.

  3. Es wird aber die Zeit kommen, daß der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten, in jenen Tagen.

  4. Und er sagte zu ihnen ein Gleichnis: Niemand reißt einen Lappen von einem neuen Kleid und flickt ihn auf ein altes Kleid; sonst zerreißt er das neue, und der Lappen vom neuen paßt nicht auf das alte.

  5. Und niemand füllt jungen Wein in alte Schläuche; sonst zerreißt der junge Wein die Schläuche und wird verschüttet, und die Schläuche kommen um.

  6. Sondern den jungen Wein soll man in neue Schläuche füllen.

  7. Und niemand, der vom alten trinkt, will neuen; denn er spricht: Der alte ist milder.

Jesus und der Sabbat

Kapitel 6

  1. Und es begab sich an einem Sabbat, daß er durch ein Kornfeld ging; und seine Jünger rauften Ähren aus und rieben sie mit den Händen und aßen.

  2. Etliche aber der Pharisäer sprachen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht erlaubt ist?

  3. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht das gelesen, was David tat, da ihn hungerte und die mit ihm waren?

  4. wie er in das Haus Gottes ging und nahm die Schaubrote und aß und gab auch denen, die mit ihm waren; die doch niemand durfte essen als die Priester allein?

  5. Und er sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist ein Herr auch über den Sabbat.

  6. Es geschah aber an einem andern Sabbat, daß er ging in die Synagoge und lehrte. Und da war ein Mensch, des rechte Hand war verdorrt.

  7. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten darauf, ob er auch heilen würde am Sabbat, auf daß sie eine Sache wider ihn fänden.

  8. Er aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Stehe auf und tritt hervor! Und er stand auf und trat dahin.

  9. Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch: Ist es recht, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses? Leben zu erhalten oder zu verderben?

  10. Und er sah sie alle umher an und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er tat's, da ward ihm seine Hand wieder zurechtgebracht.

  11. Sie aber wurden ganz unsinnig und beredeten sich miteinander, was sie Jesus tun wollten.

Berufung der zwölf Jünger

  1. Es begab sich aber zu der Zeit, daß er auf einen Berg ging, zu beten; und er blieb über Nacht im Gebet zu Gott.

  2. Und da es Tag ward, rief er seine Jünger und erwählte aus ihnen zwölf, welche er auch Apostel nannte:

  3. Simon, welchen er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder; Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus;

  4. Matthäus und Thomas; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon, genannt Zelotes;

  5. Judas, des Jakobus Sohn, und Judas Ischarioth, welcher ihn hernach verriet.

  6. Und er ging herab mit ihnen und trat auf ein ebenes Feld. Und es war um ihn der Haufe seiner Jünger und eine große Menge des Volks aus dem ganzen jüdischen Lande und Jerusalem und aus dem Küstenlande von Tyrus und Sidon,

  7. die da gekommen waren, ihn zu hören und daß sie geheilt würden von ihren Krankheiten; und die von unsaubern Geistern umgetrieben wurden, die wurden gesund.

  8. Und alles Volk begehrte, ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus und heilte alle.

Seligpreisungen

  1. Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.

  2. Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr hier weinet; denn ihr werdet lachen.

  3. Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch ausstoßen und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen bösen um des Menschensohnes willen.

  4. Freuet euch an jenem Tage und frohlocket; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Desgleichen taten ihre Väter den Propheten auch.

Weherufe

  1. Aber dagegen: Weh euch Reichen! denn ihr habt euren Trost dahin.

  2. Weh euch, die ihr hier satt seid! denn euch wird hungern. Weh euch, die ihr hier lachet! denn ihr werdet weinen und heulen.

  3. Weh euch, wenn euch jedermann wohlredet! Desgleichen taten ihre Väter den falschen Propheten auch.

Von der Feindesliebe

  1. Aber ich sage euch, die ihr zuhöret: Liebet eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen;

  2. segnet, die euch fluchen; bittet für die, so euch beleidigen.

  3. Und wer dich schlägt auf eine Backe, dem biete die andere auch dar; und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre auch den Rock nicht.

  4. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht wieder.

  5. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen auch.

  6. Und wenn ihr liebet, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde.

  7. Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbe auch.

  8. Und wenn ihr denen leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wieder nehmen.

  9. Vielmehr liebet eure Feinde; tut wohl und leihet, wo ihr nichts dafür hoffet, so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig über die Undankbaren und Bösen.

Wider den Richtgeist

  1. Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

  2. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben.

  3. Gebet, so wird euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messet, wird man euch wieder messen.

  4. Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann auch ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen?

  5. Der Jünger ist nicht über seinen Meister; wenn der Jünger vollkommen ist, so ist er wie sein Meister.

  6. Was siehest du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr?

  7. Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuvor den Balken aus deinem Auge und siehe dann zu, daß du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehest!

Vom Tun des göttlichen Willens

  1. Denn es ist kein guter Baum, der faule Frucht trage, und kein fauler Baum, der gute Frucht trage.

  2. Ein jeglicher Baum wird an seiner eignen Frucht erkannt. Denn man liest nicht Feigen von den Dornen, auch liest man nicht Trauben von den Hecken.

  3. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz seines Herzens. Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.

  4. Was heißt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?

  5. Wer zu mir kommt und hört meine Rede und tut sie, den will ich euch zeigen, wem er gleich ist.

  6. Er ist gleich einem Menschen, der ein Haus baute und grub tief und legte den Grund auf den Fels. Da aber eine Wasserflut kam, da riß der Strom an dem Hause und konnte es nicht bewegen; denn es war wohl gebaut*.

    *Andere Überlieferung: «denn es war auf den Fels gegründet».

  7. Wer aber hört und nicht tut, der ist gleich einem Menschen, der ein Haus baute auf die Erde ohne Grund; und der Strom riß an ihm, und es fiel alsbald ein, und das Haus tat einen großen Sturz.

Der Hauptmann zu Kapernaum

Kapitel 7

  1. Nachdem aber Jesus vor dem Volk ausgeredet hatte, ging er nach Kapernaum.

  2. Und eines Hauptmanns Knecht, den er wert hielt, lag todkrank.

  3. Da er aber von Jesus hörte, sandte er die Ältesten der Juden zu ihm und bat ihn, daß er käme und seinen Knecht gesund machte.

  4. Da sie aber zu Jesus kamen, baten sie ihn mit Fleiß und sprachen: Er ist es wert, daß du ihm das erzeigest;

  5. denn er hat unser Volk lieb, und die Synagoge hat er uns erbaut.

  6. Jesus aber ging mit ihnen hin. Als er aber nicht mehr ferne von dem Hause war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: Ach Herr, bemühe dich nicht; ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach gehest;

  7. darum habe ich auch mich selbst nicht würdig geachtet, daß ich zu dir käme; sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund.

  8. Denn auch ich bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Kriegsknechte unter mir; und spreche ich zu einem: Gehe hin! so geht er; und zum andern: Komm her! so kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! so tut er's.

  9. Da aber Jesus das hörte, verwunderte er sich über ihn und wandte sich um und sprach zu dem Volk, das ihm nachfolgte: Ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.

  10. Und da die Boten wiederum nach Hause kamen, fanden sie den Knecht gesund.

Der Jüngling zu Nain

  1. Und es begab sich danach, daß er in eine Stadt mit Namen Nain ging; und seine Jünger gingen mit ihm und viel Volks.

  2. Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, der der einzige Sohn war seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und viel Volks aus der Stadt ging mit ihr.

  3. Und da sie der Herr sah, jammerte ihn derselben, und er sprach zu ihr: Weine nicht!

  4. Und trat hinzu und rührte den Sarg an, und die Träger standen. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!

  5. Und der Tote richtete sich auf und fing an zu reden, und er gab ihn seiner Mutter.

  6. Und es kam sie alle eine Furcht an, und sie priesen Gott und sprachen: Es ist ein großer Prophet unter uns aufgestanden, und: Gott hat sein Volk heimgesucht.

  7. Und diese Rede über ihn erscholl in das ganze jüdische Land und in alle umliegenden Länder.

Des Täufers Frage

  1. Und es verkündigten dem Johannes seine Jünger das alles. Und Johannes rief zu sich seiner Jünger zwei

  2. und sandte sie zum Herrn und ließ ihm sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

  3. Da aber diese Männer zu ihm kamen, sprachen sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und läßt dir sagen: Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines andern warten?

  4. Zu derselben Stunde aber machte er viele gesund von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht.

  5. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündiget Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird das Evangelium gepredigt;

  6. und selig ist, der nicht Ärgernis nimmt an mir.

Jesu Zeugnis über den Täufer

  1. Da aber die Boten des Johannes hingingen, fing Jesus an, zu reden zu dem Volk von Johannes: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das vom Winde bewegt wird?

  2. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen sehen in weichen Kleidern? Sehet, die herrliche Kleider tragen und üppig leben, die sind an den königlichen Höfen.

  3. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: Er ist mehr als ein Prophet.

  4. Er ist's, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): «Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der da bereiten soll deinen Weg vor dir.»

  5. Ich sage euch, daß unter denen, die vom Weibe geboren sind, kein Größerer ist als Johannes; der aber der Kleinste ist im Reich Gottes, der ist größer als er.

  6. Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner gaben Gott recht und ließen sich taufen mit der Taufe des Johannes.

  7. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten verachteten, was Gott ihnen zugedacht hatte, und ließen sich nicht von ihm taufen.

  8. Wem soll ich die Menschen dieses Geschlechts vergleichen, und wem sind sie gleich?

  9. Sie sind gleich den Kindern, die auf dem Markte sitzen und rufen einander zu und sprechen: Wir haben euch aufgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch vorgeklagt, und ihr habt nicht geweint.

  10. Denn Johannes der Täufer ist gekommen und aß nicht Brot und trank keinen Wein; so sagt ihr: Er ist besessen.

  11. Des Menschen Sohn ist gekommen, ißt und trinkt; so sagt ihr: Siehe, der Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Freund!

  12. Und doch ist die Weisheit gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.

Jesu Salbung durch die Sünderin

  1. Es bat ihn aber der Pharisäer einer, daß er mit ihm äße. Und er ging hinein in des Pharisäers Haus und setzte sich zu Tisch.

  2. Und siehe, eine Frau war in der Stadt, die war eine Sünderin. Da die vernahm, daß er zu Tische saß in des Pharisäers Hause, brachte sie ein Glas mit Salbe

  3. und trat hinten zu seinen Füßen und weinte und fing an, seine Füße zu netzen mit Tränen und mit den Haaren ihres Hauptes zu trocknen, und küßte seine Füße und salbte sie mit Salbe.

  4. Da aber das der Pharisäer sah, der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so wüßte er, wer und welch eine Frau das ist, die ihn anrührt; denn sie ist eine Sünderin.

  5. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister, sage an.

  6. Es hatte ein Gläubiger zwei Schuldner. Einer war schuldig fünfhundert Silbergroschen, der andere fünfzig.

  7. Da sie aber nicht hatten, zu bezahlen, schenkte er's beiden. Sage an, welcher unter denen wird ihn am meisten lieben?

  8. Simon antwortete und sprach: Ich achte, dem er am meisten geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt.

  9. Und er wandte sich zu der Frau und sprach zu Simon: Siehst du dies Weib? Ich bin gekommen in dein Haus; du hast mir nicht Wasser gegeben für meine Füße; diese aber hat meine Füße mit Tränen genetzt und mit den Haaren ihres Hauptes getrocknet.

  10. Du hast mir keinen Kuß gegeben; diese aber, nachdem ich hereingekommen bin, hat nicht abgelassen, meine Füße zu küssen.

  11. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat meine Füße mit Salbe gesalbt.

  12. Derhalben sage ich dir: Ihr sind viele Sünden vergeben, darum hat sie mir viel Liebe erzeigt; wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig.

  13. Und er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben.

  14. Da fingen an die mit zu Tische saßen und sprachen bei sich selbst: Wer ist dieser, der auch die Sünden vergibt?

  15. Er aber sprach zu der Frau: Dein Glaube hat dir geholfen; gehe hin in Frieden!

Nachfolgerinnen Jesu

Kapitel 8

  1. Und es begab sich danach, daß er reiste durch Städte und Dörfer und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die Zwölf waren mit ihm,

  2. dazu etliche Frauen, die er gesund gemacht hatte von bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, die da Magdalena heißt, von welcher waren sieben Geister ausgefahren,

  3. und Johanna, die Frau des Chusa, eines Verwalters des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihnen Handreichung taten von ihrer Habe.

Vom Säemann. Sinn der Gleichnisse

  1. Da nun viel Volks beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis:

  2. Es ging ein Säemann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg und ward zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.

  3. Und etliches fiel auf den Fels; und da es aufging, verdorrte es, darum daß es nicht Saft hatte.

  4. Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.

  5. Und etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

  6. Es fragten ihn aber seine Jünger und sprachen, was dies Gleichnis wäre.

  7. Er aber sprach: Euch ist's gegeben, zu wissen die Geheimnisse des Reiches Gottes, den andern aber in Gleichnissen, auf daß sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören.

  8. Das Gleichnis aber ist dies: Der Same ist das Wort Gottes.

  9. Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden.

  10. Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an. Doch sie haben nicht Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zu der Zeit der Anfechtung fallen sie ab.

  11. Das aber unter die Dornen fiel, sind die, die es hören und gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Freuden des Lebens und ersticken und bringen keine Frucht.

  12. Das aber auf dem guten Land sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.

Gleichnis vom Licht. Vom rechten Hören

  1. Niemand zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf daß, wer hineingeht, das Licht sehe.

  2. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar werde, auch nichts Heimliches, was nicht kund werde und an den Tag komme.

  3. So sehet nun darauf, wie ihr zuhöret. Denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er meint zu haben.

Jesu wahre Verwandte

  1. Es gingen aber hinzu seine Mutter und Brüder und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen.

  2. Und es ward ihm angesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.

  3. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.

Stillung des Sturmes

  1. Und es begab sich an der Tage einem, daß er in ein Schiff trat samt seinen Jüngern; und er sprach zu ihnen: Laßt uns über den See fahren. Und sie stießen vom Lande.

  2. Und da sie fuhren, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel auf den See, und die Wellen füllten das Schiff, und sie standen in großer Gefahr.

  3. Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir verderben! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Wogen des Wassers; und es ließ ab, und ward eine Stille.

  4. Er sprach aber zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser? Selbst dem Wind und dem Wasser gebietet er, und sie sind ihm gehorsam.

Heilung des besessenen Geraseners

  1. Und sie fuhren weiter in die Gegend der Gerasener, welche ist Galiläa gegenüber.

  2. Und als er ans Land trat, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte böse Geister und tat von langer Zeit her keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern in den Grabhöhlen.

  3. Da er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut und sprach: Was willst du von mir, Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich bitte dich, du wollest mich nicht quälen.

  4. Denn er gebot dem unsaubern Geist, daß er von dem Menschen ausführe. Denn er hatte ihn lange Zeit geplagt, und er ward mit Ketten und Fesseln gebunden und gefangen gehalten und zerriß seine Bande und ward getrieben von dem bösen Geist in die Einöde.

  5. Und Jesus fragte ihn und sprach: Wie heißest du? Er sprach: Legion. Denn es waren viele böse Geister in ihn gefahren.

  6. Und sie baten ihn, daß er sie nicht hieße in die Hölle fahren.

  7. Es war aber daselbst eine große Herde Säue auf der Weide an dem Berge. Und sie baten ihn, daß er ihnen erlaubte, in sie zu fahren. Und er erlaubte es ihnen.

  8. Da fuhren die bösen Geister aus von dem Menschen und fuhren in die Säue; und die Herde stürzte sich von dem Abhang in den See und ersoff.

  9. Da aber die Hirten sahen, was da geschah, flohen sie und verkündeten's in der Stadt und in den Dörfern.

  10. Da gingen sie hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von welchem die bösen Geister ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und erschraken.

  11. Und die es gesehen hatten, verkündeten's ihnen, wie der Besessene war gesund geworden.

  12. Und es bat ihn die ganze Menge aus dem umliegenden Lande der Gerasener, daß er von ihnen ginge; denn es war sie eine große Furcht angekommen. Und er trat in das Schiff und wandte wieder um.

  13. Es bat ihn aber der Mann, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, daß er bei ihm sein dürfte. Aber Jesus ließ ihn von sich und sprach:

  14. Gehe wieder heim und sage, wie große Dinge dir Gott getan hat. Und er ging hin und verkündigte durch die ganze Stadt, wie große Dinge ihm Jesus getan hatte.

Des Jairus Tochter. Blutflüssige Frau

  1. Und es begab sich, da Jesus wiederkam, nahm ihn das Volk auf mit Freuden; denn sie warteten alle auf ihn.

  2. Und siehe, da kam ein Mann mit Namen Jairus, der ein Oberster der Synagoge war, und fiel Jesus zu den Füßen und bat ihn, daß er möchte in sein Haus kommen;

  3. denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, die lag in den letzten Zügen. Und da er hinging, umdrängte ihn das Volk.

  4. Und eine Frau hatte den Blutfluß zwölf Jahre gehabt; die <hatte alle ihre Nahrung an die Ärzte gewandt und> konnte von niemand geheilt werden.

  5. Die trat hinzu von hinten und rührte seines Kleides Saum an; und alsbald stand ihr Blutfluß.

  6. Und Jesus sprach: Wer hat mich angerührt? Da sie aber alle leugneten, sprach Petrus: Meister, das Volk drängt und drückt dich.

  7. Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich fühlte, daß eine Kraft von mir gegangen ist.

  8. Da aber die Frau sah, daß es nicht verborgen war, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder und verkündete vor allem Volk, aus welcher Ursache sie ihn hätte angerührt, und wie sie wäre alsbald gesund geworden.

  9. Er aber sprach zu ihr: Meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin in Frieden!

  10. Da er noch redete, kam einer vom Gesinde des Obersten der Synagoge und sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister nicht.

  11. Da aber Jesus das hörte, antwortete er ihm: Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund!

  12. Da er aber in das Haus kam, ließ er niemand mit hineingehen als Petrus und Johannes und Jakobus und des Kindes Vater und Mutter.

  13. Sie weinten aber alle und klagten um sie. Er aber sprach: Weinet nicht! Sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.

  14. Und sie verlachten ihn, denn sie wußten wohl, daß sie gestorben war.

  15. Er aber nahm sie bei der Hand und rief und sprach: Kind, stehe auf!

  16. Und ihr Geist kam wieder, und sie stand alsbald auf. Und er befahl, man sollte ihr zu essen geben.

  17. Und ihre Eltern entsetzten sich. Er aber gebot ihnen, daß sie niemand sagten, was geschehen war.

Aussendung der zwölf Jünger

Kapitel 9

  1. Er rief aber die Zwölf zusammen und gab ihnen Gewalt und Vollmacht über alle bösen Geister und daß sie Krankheiten heilen konnten,

  2. und sandte sie aus, zu predigen das Reich Gottes und zu heilen.

  3. Und sprach zu ihnen: Ihr sollt nichts mit euch nehmen auf den Weg, weder Stab noch Tasche noch Brot noch Geld; es soll auch einer nicht zwei Röcke haben.

  4. Und wenn ihr in ein Haus gehet, da bleibet, bis ihr von dannen weiterziehet.

  5. Und wenn sie euch nicht aufnehmen, so gehet aus derselben Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen zu einem Zeugnis wider sie.

  6. Und sie gingen hinaus und durchzogen die Dörfer, predigten das Evangelium und machten gesund allenthalben.

Herodes und Jesus

  1. Es kam aber vor Herodes, den Vierfürsten, alles, was geschah; und er ward unruhig, weil von etlichen gesagt ward: Johannes ist von den Toten auferstanden;

  2. von etlichen aber: Elia ist erschienen; von etlichen aber: Es ist der alten Propheten einer auferstanden.

  3. Und Herodes sprach: Johannes, den habe ich enthauptet; wer ist aber dieser, von dem ich solches höre? Und begehrte ihn zu sehen.

Speisung der Fünftausend

  1. Und die Apostel kamen wieder und erzählten ihm, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich und entwich abseits in eine Stadt, die da heißt Bethsaida.

  2. Da das Volk des inneward, zog es ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sagte ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die es bedurften.

  3. Aber der Tag fing an, sich zu neigen.

    Da traten zu ihm die Zwölf und sprachen zu ihm: Laß das Volk von dir, daß sie hingehen in die Dörfer umher und in die Höfe, daß sie Herberge und Speise finden; denn wir sind hier in der Einöde.

  4. Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; es sei denn, daß wir hingehen sollen und Speise kaufen für dies ganze Volk;

  5. denn es waren bei fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Lasset sie sich setzen in Gruppen, je fünfzig und fünfzig.

  6. Und sie taten also und ließen alle sich lagern.

  7. Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf gen Himmel und dankte darüber, brach sie und gab sie den Jüngern, daß sie dem Volk vorlegten.

  8. Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgehoben, was ihnen übrigblieb von Brocken, zwölf Körbe.

Bekenntnis des Petrus.

Erste Leidensankündigung

  1. Und es begab sich, da er allein war und betete und nur seine Jünger bei ihm waren, fragte er sie und sprach: Wer sagen die Leute, daß ich sei?

  2. Sie antworteten und sprachen: Sie sagen, du seiest Johannes der Täufer; etliche aber, du seiest Elia; etliche aber, es sei der alten Propheten einer auferstanden.

  3. Er aber sprach zu ihnen: Wer saget ihr aber, daß ich sei? Da antwortete Petrus und sprach: Du bist der Christus Gottes!

  4. Und er bedrohte sie und gebot, daß sie das niemand sagten,

  5. und sprach: Des Menschen Sohn muß viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden und am dritten Tage auferstehen.

Über die rechte Nachfolge

  1. Da sprach er zu ihnen allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.

  2. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's erhalten.

  3. Denn welchen Nutzen hätte der Mensch, ob er die ganze Welt gewönne und verlöre sich selbst oder nähme Schaden an sich selbst?

  4. Wer sich aber mein und meiner Worte schämt, des wird sich des Menschen Sohn auch schämen, wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und seines Vaters und der heiligen Engel.

  5. Ich sage euch aber wahrlich: Es sind etliche von denen, die hier stehen, die werden den Tod nicht schmecken, bis daß sie das Reich Gottes sehen.

Verklärung Jesu

  1. Und es begab sich nach diesen Reden bei acht Tagen, daß er zu sich nahm Petrus, Johannes und Jakobus und ging auf einen Berg, zu beten.

  2. Und da er betete, ward das Aussehen seines Angesichts anders, und sein Kleid ward weiß und glänzte.

  3. Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, welche waren Mose und Elia;

  4. die erschienen verklärt und redeten von dem Ausgang, welchen er erfüllen sollte zu Jerusalem.

  5. Petrus aber und die mit ihm waren, waren voll Schlafs. Da sie aber aufwachten, sahen sie, wie er verklärt war und die zwei Männer bei ihm standen.

  6. Und es begab sich, da die von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister, hier ist für uns gut sein! Lasset uns drei Hütten machen, dir eine, Mose eine und Elia eine. Und er wußte nicht, was er redete.

  7. Da er aber solches redete, kam eine Wolke und überschattete sie; und sie erschraken, da sie die Wolke überzog.

  8. Und es geschah eine Stimme aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein auserwählter Sohn; den sollt ihr hören!

  9. Und als die Stimme geschah, fanden sie Jesus allein. Und sie verschwiegen es und verkündigten niemand in jenen Tagen, was sie gesehen hatten.

Heilung des fallsüchtigen Knaben

  1. Es begab sich aber den Tag hernach, da sie von dem Berge kamen, kam ihnen entgegen viel Volks.

  2. Und siehe, ein Mann unter dem Volk rief und sprach: Meister, ich bitte dich, sieh doch nach meinem Sohn; denn er ist mein einziger Sohn.

  3. Siehe, ein Geist ergreift ihn, daß er plötzlich aufschreit, und reißt ihn hin und her, daß er schäumt, und weicht kaum mehr von ihm, wenn er ihn so zurichtet.

  4. Und ich habe deine Jünger gebeten, daß sie ihn austrieben, und sie konnten nicht.

  5. Da antwortete Jesus und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein und euch dulden? Bringe deinen Sohn her!

  6. Und da er zu ihm kam, riß ihn der böse Geist und zerrte ihn. Jesus aber bedrohte den unsaubern Geist und machte den Knaben gesund und gab ihn seinem Vater wieder.

  7. Und sie entsetzten sich alle über Gottes große Macht.

Zweite Leidensankündigung

Da sie sich aber alle verwunderten über alles, was er tat, sprach er zu seinen Jüngern:

  1. Nehmet zu Ohren diese Rede: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in der Menschen Hände.

  2. Aber das Wort verstanden sie nicht, und es war vor ihnen verborgen, so daß sie es nicht begriffen. Und sie fürchteten sich, ihn zu fragen um dieses Wort.

Wider Ehrgeiz und Unduldsamkeit

  1. Es kam aber der Gedanke unter sie, welcher unter ihnen der Größte wäre.

  2. Da aber Jesus den Gedanken ihres Herzens erkannte, nahm er ein Kind und stellte es neben sich

  3. und sprach zu ihnen: Wer dies Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß.

  4. Da hob Johannes an und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb böse Geister aus in deinem Namen; und wir wehrten ihm, denn er folgt dir nicht mit uns.

  5. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret ihm nicht! Denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch.

Aufbruch nach Jerusalem

  1. Es begab sich aber, da die Zeit erfüllt war, daß er sollte von hinnen genommen werden, wendete er sein Angesicht, stracks nach Jerusalem zu wandern.

  2. Und er sandte Boten vor sich hin; die gingen hin und kamen in ein Dorf der Samariter, daß sie ihm Herberge bestellten.

  3. Und sie nahmen ihn nicht auf, darum daß er sein Angesicht gewendet hatte, zu wandern nach Jerusalem.

  4. Da aber das seine Jünger Jakobus und Johannes sahen, sprachen sie: Herr, willst du, so wollen wir sagen, daß Feuer vom Himmel falle und verzehre sie, <wie auch Elia tat>.

  5. Jesus aber wandte sich und bedrohte sie <und sprach: Wisset ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid?

  6. Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten>.

  7. Und sie gingen in ein andres Dorf.

Vom Ernst der Nachfolge

Es begab sich aber, da sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wo du hingehst.

  1. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben, und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber des Menschen Sohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.

  2. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Erlaube mir, daß ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe.

  3. Aber Jesus sprach zu ihm: Laß die Toten ihre Toten begraben; gehe du aber hin und verkündige das Reich Gottes!

  4. Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, daß ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind.

  5. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt zum Reich Gottes.

Aussendung der siebzig Jünger

Kapitel 10

  1. Danach sonderte der Herr andere siebzig aus und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, da er wollte hinkommen,

  2. und sprach zu ihnen: Die Ernte ist groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in seine Ernte.

  3. Gehet hin; siehe, ich sende euch wie Lämmer mitten unter die Wölfe.

  4. Tragt keinen Beutel noch Tasche noch Schuhe und begrüßt niemand unterwegs.

  5. Wenn ihr in ein Haus kommt, so sprecht zuerst: Friede sei diesem Hause!

  6. Und wenn daselbst wird ein Kind des Friedens sein, so wird euer Friede auf ihm ruhen; wo aber nicht, so wird sich euer Friede wieder zu euch wenden.

  7. In demselben Hause aber bleibet, esset und trinket, was man euch gibt; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Ihr sollt nicht von einem Hause zum andern gehen.

  8. Und wo ihr in eine Stadt kommt und sie euch aufnehmen, da esset, was euch wird vorgesetzt,

  9. und heilet die Kranken, die daselbst sind, und saget ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.

  10. Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der sie euch nicht aufnehmen, so geht heraus auf ihre Gassen und sprecht:

  11. Auch den Staub, der sich an unsere Füße gehängt hat von eurer Stadt, schütteln wir ab auf euch; doch sollt ihr wissen, daß euch das Reich Gottes nahe gewesen ist.

  12. Ich sage euch: Es wird Sodom erträglicher gehen an jenem Tage als solcher Stadt.

Weherufe über galiläische Städte

  1. Weh dir, Chorazin! Weh dir, Bethsaida! Denn wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, die bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche gesessen und Buße getan.

  2. Doch es wird Tyrus und Sidon erträglicher gehen im Gericht als euch.

  3. Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhoben? In die Hölle wirst du hinuntergestoßen werden.

  4. Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.

Jesu Jubelruf

  1. Die Siebzig aber kamen wieder mit Freuden und sprachen: Herr, es sind uns auch die bösen Geister untertan in deinem Namen.

  2. Er sprach aber zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz.

  3. Sehet, ich habe euch Vollmacht gegeben, zu treten auf Schlangen und Skorpione, und über alle Gewalt des Feindes; und nichts wird euch schaden.

  4. Doch darüber freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind. Freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.

  5. Zu der Stunde frohlockte Jesus im heiligen Geist und sprach: Ich preise dich, Vater und Herr Himmels und der Erde, daß du solches den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater, so war es wohlgefällig vor dir.

  6. Es ist mir alles übergeben von meinem Vater. Und niemand weiß, wer der Sohn sei, denn nur der Vater; noch wer der Vater sei, denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren.

  7. Und er wandte sich zu seinen Jüngern besonders und sprach: Selig sind die Augen, die da sehen, was ihr sehet.

  8. Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige wollten sehen, was ihr sehet, und haben's nicht gesehen, und hören, was ihr höret, und haben's nicht gehört.

Vom barmherzigen Samariter

  1. Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

  2. Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liesest du?

  3. Er antwortete und sprach: «Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten wie dich selbst» (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18).

  4. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tue das, so wirst du leben.

  5. Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?

  6. Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und gingen davon und ließen ihn halbtot liegen.

  7. Es begab sich aber von ungefähr, daß ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und da er ihn sah, ging er vorüber.

  8. Desgleichen auch ein Levit; da er kam zu der Stätte und sah ihn, ging er vorüber.

  9. Ein Samariter aber reiste und kam dahin; und da er ihn sah, jammerte ihn sein,

  10. ging zu ihm, goß Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm und hob ihn auf sein Tier und führte ihn in eine Herberge und pflegte sein.

  11. Des andern Tages zog er heraus zwei Silbergroschen und gab sie dem Wirte und sprach zu ihm: Pflege sein, und so du was mehr wirst dartun, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme.

  12. Welcher dünkt dich, der unter diesen dreien der Nächste sei gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?

  13. Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So gehe hin und tue desgleichen!

Maria und Martha

  1. Es begab sich aber, da sie weiterzogen, kam er in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Martha, die nahm ihn auf in ihr Haus.

  2. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich zu Jesu Füßen und hörte seiner Rede zu.

  3. Martha aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, daß mich meine Schwester läßt allein dienen? Sage ihr doch, daß sie es auch angreife!

  4. Der Herr aber antwortete und sprach zu ihr: Martha, Martha, du hast viel Sorge und Mühe.

  5. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.*

    *Vers 41 und 42 Andere Überlieferung: «Martha, Martha, du hast Sorge und Mühe um vielerlei; aber nur weniges, ja nur eins ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.»

Jesus lehrt beten

Kapitel 11

  1. Und es begab sich, daß er war an einem Ort und betete. Und da er aufgehört hatte, sprach seiner Jünger einer zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.

  2. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht:

    Unser Vater im Himmel!

    Dein Name werde geheiligt.

    Dein Reich komme.

    Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel.

  3. Gib uns unser täglich Brot immerdar.

  4. Und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind.

    Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.*

    *Vers 2-4 Andere Überlieferung:

    «Vater, dein Name werde geheiligt.

    Dein Reich komme.

    Gib uns unser täglich Brot immerdar.

    Und vergib uns unsre Sünden; denn auch wir vergeben allen, die uns schuldig sind.

    Und führe uns nicht in Versuchung.»

Der bittende Freund

  1. Und er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, der einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leihe mir drei Brote;

  2. denn es ist mein Freund zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nicht, was ich ihm vorlege.

  3. Und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kindlein sind bei mir in der Kammer; ich kann nicht aufstehen und dir geben.

  4. Ich sage euch: Und ob er nicht aufsteht und gibt ihm, darum daß er sein Freund ist, so wird er doch um seines unverschämten Drängens willen aufstehen und ihm geben, wieviel er bedarf.

  5. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.

  6. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

  7. Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater <ums Brot, der ihm einen Stein dafür biete? Und so er ihn bittet> um einen Fisch, der ihm eine Schlange für den Fisch biete?

  8. oder, so er um ein Ei bittet, der ihm einen Skorpion dafür biete?

  9. So denn ihr, die ihr arg seid, könnt euren Kindern gute Gaben geben, wieviel mehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

Jesu Macht über die bösen Geister

  1. Und er trieb einen bösen Geist aus, der war stumm. Und es geschah, als der Geist ausfuhr, da redete der Stumme. Und das Volk verwunderte sich.

  2. Etliche aber unter ihnen sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebub, ihren Obersten.

  3. Andere aber versuchten ihn und begehrten von ihm ein Zeichen vom Himmel.

  4. Er aber erkannte ihre Gedanken und sprach zu ihnen: Ein jegliches Reich, wenn es mit sich selbst uneins wird, das wird wüste, und ein Haus fällt über das andre.

  5. Ist aber der Satan auch mit sich selbst uneins, wie will sein Reich bestehen? weil ihr saget, ich treibe die bösen Geister aus durch Beelzebub.

  6. Wenn aber ich die Geister durch Beelzebub austreibe, durch wen treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.

  7. Wenn ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.

  8. Wenn ein Starker gewappnet seinen Palast bewacht, so bleibt das Seine in Frieden.

  9. Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt und überwindet ihn, so nimmt er ihm seinen Harnisch, darauf er sich verließ, und teilt den Raub aus.

  10. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut.

  11. Wenn der unsaubere Geist von dem Menschen ausfährt, so durchwandelt er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht; so spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, daraus ich gegangen bin.

  12. Und wenn er kommt, so findet er's gekehrt und geschmückt.

  13. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister zu sich, die ärger sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie da, und es wird hernach mit demselben Menschen ärger als zuvor.

Wort über Jesu Mutter

  1. Und es begab sich, da er solches redete, erhob eine Frau im Volk die Stimme und sprach zu ihm: Selig ist der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die du gesogen hast.

  2. Er aber sprach: Ja, selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren.

Wider die Zeichenforderung

  1. Das Volk aber drängte herzu. Da fing er an und sagte: Dies Geschlecht ist ein arges Geschlecht; es begehrt ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben denn nur das Zeichen des Jona.

  2. Denn wie Jona ein Zeichen war den Niniviten, so wird es auch des Menschen Sohn sein diesem Geschlecht.

  3. Die Königin vom Süden wird auftreten im Jüngsten Gericht mit den Leuten dieses Geschlechts und wird sie verdammen; denn sie kam von der Welt Ende, zu hören die Weisheit Salomos. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.

  4. Die Leute von Ninive werden auftreten im Gericht mit diesem Geschlecht und werden's verdammen; denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.

Vom Licht und vom Auge

  1. Niemand zündet ein Licht an und setzt es in einen Winkel, auch nicht unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, auf daß, wer hineingeht, den Schein sehe.

  2. Dein Auge ist des Leibes Leuchte. Wenn nun dein Auge lauter ist, so ist dein ganzer Leib licht; wenn aber dein Auge böse ist, so ist auch dein Leib finster.

  3. So schaue darauf, daß nicht das Licht in dir Finsternis sei.

  4. Wenn nun dein Leib ganz licht ist, daß er kein Stück von Finsternis hat, dann wird er so licht sein, wie wenn ein Licht mit hellem Blitz dich erleuchtet.

Wider die Pharisäer und Schriftgelehrten

  1. Als er noch redete, bat ihn ein Pharisäer, daß er mit ihm das Mittagsmahl äße. Und er ging hinein und setzte sich zu Tische.

  2. Da das der Pharisäer sah, verwunderte er sich, daß er die Waschung vor dem Essen unterlassen hatte.

  3. Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer haltet die Becher und Schüsseln auswendig rein; aber euer Inwendiges ist voll Raub und Bosheit.

  4. Ihr Narren, hat nicht der, der das Auswendige geschaffen hat, auch das Inwendige geschaffen?

  5. Gebt doch zum Almosen das, was inwendig ist, siehe, so habt ihr alles rein.

  6. Aber weh euch Pharisäern, daß ihr verzehntet die Minze und Raute und allen Kohl, und geht vorbei an dem Gericht und an der Liebe Gottes! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.

  7. Weh euch Pharisäern, daß ihr gerne obenan sitzet in den Synagogen und wollt gegrüßet sein auf dem Markte!

  8. Weh euch, daß ihr seid wie die verdeckten Gräber, darüber die Leute laufen und wissen es nicht!

  9. Da antwortete einer von den Schriftgelehrten und sprach zu ihm: Meister, mit diesen Worten schmähest du uns auch.

  10. Er aber sprach: Und weh auch euch Schriftgelehrten! denn ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr selbst rühret sie nicht mit einem Finger an.

  11. Weh euch! denn ihr bauet den Propheten Grabmäler; eure Väter aber haben sie getötet.

  12. So bezeuget ihr und billigt eurer Väter Werke; denn sie töteten sie, und ihr bauet ihnen Grabmäler.

  13. Darum spricht die Weisheit Gottes: Ich will Propheten und Apostel zu ihnen senden, und deren etliche werden sie töten und verfolgen,

  14. auf daß gefordert werde von diesem Geschlecht aller Propheten Blut, das vergossen ist, seit der Welt Grund gelegt ist,

  15. von Abels Blut an bis auf das Blut des Zacharias, der umkam zwischen dem Altar und Tempel. Ja, ich sage euch: Es wird gefordert werden von diesem Geschlecht.

  16. Weh euch Schriftgelehrten! denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis weggenommen. Ihr ginget nicht hinein und wehrtet denen, die hinein wollten.

  17. Und als er von dort hinausging, fingen an die Schriftgelehrten und Pharisäer, hart auf ihn einzudringen und ihn mit mancherlei Fragen auszuhorchen,

  18. und lauerten auf ihn, ob sie etwas erjagen könnten aus seinem Munde.

Mahnung zum furchtlosen Bekennen

Kapitel 12

  1. Indes lief das Volk herzu und kamen etliche Tausend zusammen, so daß sie sich untereinander traten. Da fing er an und sagte zuerst zu seinen Jüngern: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei.

  2. Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar werde, noch heimlich, was man nicht wissen werde.

  3. Darum, was ihr in der Finsternis saget, das wird man im Licht hören; was ihr redet ins Ohr in den Kammern, das wird man auf den Dächern ausrufen.

  4. Ich sage euch aber, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und danach nichts mehr tun können.

  5. Ich will euch aber zeigen, vor wem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, zu werfen in die Hölle. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch.

  6. Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht einer vergessen.

  7. Aber auch die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid mehr denn viele Sperlinge.

  8. Ich sage euch aber: Wer mich bekennet vor den Menschen, den wird auch des Menschen Sohn bekennen vor den Engeln Gottes.

  9. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.

  10. Und wer da redet ein Wort wider des Menschen Sohn, dem soll es vergeben werden; wer aber lästert den heiligen Geist, dem soll es nicht vergeben werden.

  11. Wenn sie euch aber führen werden in ihre Synagogen und vor die Obrigkeit und vor die Gewaltigen, so sorget nicht, wie oder womit ihr euch verantworten oder was ihr sagen sollt;

  12. denn der heilige Geist wird euch zu derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt.

Warnung vor Habsucht.

Der reiche Kornbauer

  1. Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, daß er mit mir das Erbe teile.

  2. Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbteiler über euch gesetzt?

  3. Und er sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor aller Habgier; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat.

  4. Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, des Feld hatte wohl getragen.

  5. Und er dachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nicht, wo ich meine Früchte hin sammle.

  6. Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will darein sammeln all mein Korn und meine Güter

  7. und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut!

  8. Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird's sein, das du bereitet hast?

  9. So geht es dem, der sich Schätze sammelt und ist nicht reich für Gott.

Falsches und rechtes Sorgen

  1. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorget nicht um euer Leben, was ihr essen sollt, auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen sollt.

  2. Das Leben ist mehr als die Speise und der Leib mehr als die Kleidung.

  3. Sehet die Raben an: sie säen nicht, sie ernten auch nicht, sie haben auch keinen Keller noch Scheune, und Gott nährt sie doch. Wieviel mehr seid ihr als die Vögel!

  4. Welcher ist unter euch, ob er schon darum sorget, der da könnte seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen?

  5. So ihr denn das Geringste nicht vermöget, warum sorget ihr um das andre?

  6. Sehet die Lilien an, wie sie nicht spinnen noch weben. Ich sage euch aber, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen wie deren eine.

  7. So denn Gott das Gras, das heute auf dem Felde steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wieviel mehr wird er euch kleiden, ihr Kleingläubigen!

  8. Darum auch ihr, fraget nicht danach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und machet euch keine Unruhe.

  9. Nach solchem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß wohl, daß ihr des bedürfet.

  10. Trachtet vielmehr nach seinem Reich, so wird euch das alles zufallen.

  11. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.

  12. Verkauft, was ihr habt, und gebt Almosen. Macht euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nimmer abnimmt, im Himmel, wo kein Dieb zukommt und den keine Motten fressen.

  13. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Vom Warten auf das Kommen Christi

  1. Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen

  2. und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf daß, wenn er kommt und anklopft, sie ihm alsbald auftun.

  3. Selig sind die Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tisch setzen und zu ihnen treten und ihnen dienen.

  4. Und wenn er kommt in der zweiten Wache und in der dritten Wache und wird's so finden: selig sind diese Knechte.

  5. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb käme, so ließe er nicht in sein Haus einbrechen.

  6. Darum seid auch ihr bereit! Denn des Menschen Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr's nicht meinet.

  7. Petrus aber sprach zu ihm: Herr, sagst du dies Gleichnis zu uns oder auch zu allen?

  8. Der Herr aber sprach: Wer ist denn der treue und kluge Haushalter, welchen der Herr setzt über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit gebe, was ihnen gebührt?

  9. Selig ist der Knecht, welchen sein Herr findet also tun, wenn er kommt.

  10. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

  11. Wenn aber derselbe Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verzieht zu kommen, - und fängt an, zu schlagen Knechte und Mägde, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen:

  12. so wird desselben Knechtes Herr kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen.

  13. Der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß, hat aber nichts bereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel Streiche leiden müssen.

  14. Der ihn aber nicht weiß und hat getan, was der Streiche wert ist, wird wenig Streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und welchem viel anbefohlen ist, von dem wird man viel fordern.

Jesus bringt Kampf

  1. Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber, als es brennete schon!

  2. Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!

  3. Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.

  4. Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei wider zwei und zwei wider drei.

  5. Es wird sein der Vater wider den Sohn und der Sohn wider den Vater, die Mutter wider die Tochter und die Tochter wider die Mutter, die Schwiegermutter wider die Schwiegertochter und die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter.

Beachtung der Zeichen der Zeit

  1. Er sprach aber zu dem Volk: Wenn ihr eine Wolke sehet aufgehen vom Westen, so sprecht ihr alsbald: Es kommt ein Regen. Und es geschieht also.

  2. Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprecht ihr: Es wird heiß werden. Und es geschieht also.

  3. Ihr Heuchler! Das Aussehen der Erde und des Himmels versteht ihr zu prüfen; wie prüfet ihr aber diese Zeit nicht?

  4. Und warum urteilet ihr nicht von euch selber, was recht ist?

  5. Denn wenn du mit deinem Widersacher vor die Obrigkeit gehst, so mühe dich auf dem Wege, daß du ihn los werdest, auf daß er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Gerichtsdiener, und der Diener werfe dich ins Gefängnis.

  6. Ich sage dir: Du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlest.

Untergang der Galiläer. Turm von Siloah

Kapitel 13

  1. Es waren aber zu der Zeit etliche dabei, die verkündeten ihm von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihrem Opfer vermischt hatte.

  2. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Meinet ihr, daß diese Galiläer mehr als alle andern Galiläer Sünder gewesen sind, weil sie das erlitten haben?

  3. Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen.

  4. Oder meinet ihr, daß die achtzehn, auf welche der Turm in Siloah fiel und erschlug sie, seien schuldiger gewesen als alle anderen Menschen, die zu Jerusalem wohnen?

  5. Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen.

Gleichnis vom Feigenbaum

  1. Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand sie nicht.

  2. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang alle Jahre gekommen und habe Frucht gesucht auf diesem Feigenbaum und finde sie nicht. Haue ihn ab! Was hindert er das Land?

  3. Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, laß ihn noch dies Jahr, bis daß ich um ihn grabe und bedünge ihn,

  4. ob er doch noch wollte Frucht bringen; wo nicht, so haue ihn ab.

Heilung am Sabbat

  1. Und er lehrte in einer Synagoge am Sabbat.

  2. Und siehe, eine Frau war da, die hatte einen Geist der Krankheit achtzehn Jahre, und sie war verkrümmt und konnte sich nicht mehr aufrichten.

  3. Da aber Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: Weib, sei los von deiner Krankheit!

  4. Und legte die Hände auf sie; und alsbald richtete sie sich auf und pries Gott.

  5. Da antwortete der Oberste der Synagoge, denn er war unwillig, daß Jesus am Sabbat heilte, und sprach zu dem Volk: Es sind sechs Tage, an denen man arbeiten soll; an ihnen kommt und laßt euch heilen, aber nicht am Sabbattage.

  6. Da antwortete ihm der Herr und sprach: Ihr Heuchler! Löst nicht ein jeglicher unter euch seinen Ochsen oder Esel von der Krippe am Sabbat und führt ihn zur Tränke?

  7. Sollte dann diese, die doch Abrahams Tochter ist, welche der Satan gebunden hatte nun wohl achtzehn Jahre, nicht von diesem Bande gelöst werden am Sabbattage?

  8. Und als er solches sagte, mußten sich schämen alle, die ihm zuwider gewesen waren. Und alles Volk freute sich über alle herrlichen Taten, die von ihm geschahen.

Vom Senfkorn und Sauerteig

  1. Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem soll ich's vergleichen?

  2. Es ist einem Senfkorn gleich, welches ein Mensch nahm und warf's in seinen Garten; und es wuchs und ward ein Baum, und die Vögel des Himmels wohnten unter seinen Zweigen.

  3. Und abermals sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes vergleichen?

  4. Es ist einem Sauerteig gleich, welchen ein Weib nahm und vermengte ihn unter drei Scheffel Mehl, bis daß es ganz durchsäuert ward.

Vom Ringen ums Seligwerden

  1. Und er ging durch Städte und Dörfer und lehrte und nahm seinen Weg nach Jerusalem.

  2. Es sprach aber einer zu ihm: Herr, meinest du, daß wenige selig werden? Er aber sprach zu ihnen:

  3. Ringet danach, daß ihr durch die enge Pforte eingehet; denn viele werden, das sage ich euch, danach trachten, wie sie hineinkommen, und werden's nicht können.

  4. Von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat und ihr dann anfanget, draußen zu stehen und an die Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf! wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht, wo ihr her seid.

  5. So werdet ihr dann anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf unsern Gassen hast du gelehrt.

  6. Und er wird zu euch sagen: Ich weiß nicht, wo ihr her seid; weichet alle von mir, ihr Übeltäter!

  7. Da wird sein Heulen und Zähneklappen, wenn ihr sehen werdet Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes, euch aber hinausgestoßen.

  8. Und es werden kommen vom Ostern und vom Westen, vom Norden und vom Süden, die zu Tische sitzen werden im Reich Gottes.

  9. Und siehe, es sind Letzte, die werden die Ersten sein, und sind Erste, die werden die Letzten sein.

Feindschaft des Herodes.

Klage über Jerusalem

  1. Zur selben Stunde kamen etliche Pharisäer und sprachen zu ihm: Gehe fort und ziehe von hinnen; denn Herodes will dich töten!

  2. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin und saget diesem Fuchs: Siehe, ich treibe böse Geister aus und mache gesund heut und morgen, und am dritten Tage werde ich am Ziel sein.

  3. Doch muß ich heute und morgen und am Tage danach noch wandern; denn es geht nicht an, daß ein Prophet umkomme außerhalb von Jerusalem.

  4. Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt werden, wie oft habe ich wollen deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihr Nest unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt!

  5. Sehet, «euer Haus soll euch wüste gelassen werden» (Jeremia 22,5; Psalm 69,26). Denn ich sage euch: Ihr werdet mich nicht sehen, bis daß die Zeit komme, da ihr sagen werdet: Gelobt ist, der da kommt im Namen des Herrn!

Heilung des Wassersüchtigen am Sabbat

Kapitel 14

  1. Und es begab sich, daß er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer an einem Sabbat, das Brot zu essen; und sie lauerten ihm auf.

  2. Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig.

  3. Und Jesus hob an und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprach: Ist's recht, am Sabbat zu heilen oder nicht?

  4. Sie aber schwiegen stille. Und er faßte ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen.

  5. Und er sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt, und der nicht alsbald ihn herauszieht am Sabbattage?

  6. Und sie konnten ihm darauf nicht Antwort geben.

Mahnung zur Demut.

Warnung vor Eigennutz

  1. Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, da er merkte, wie sie suchten, obenan zu sitzen, und sprach zu ihnen:

  2. Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht obenan, daß nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm geladen sei,

  3. und dann komme, der dich und ihn geladen hat, und spreche zu dir: Weiche diesem! und du müssest dann mit Scham untenan sitzen.

  4. Sondern wenn du geladen wirst, so gehe hin und setze dich untenan, auf daß, wenn da kommt, der dich geladen hat, er spreche zu dir: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tische sitzen.

  5. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.

  6. Er sprach auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl machst, so lade nicht deine Freunde noch deine Brüder noch deine Verwandten noch reiche Nachbarn, auf daß sie dich nicht etwa wieder laden und dir vergolten werde.

  7. Sondern wenn du ein Mahl machst, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden,

  8. so bist du selig, denn sie haben's nicht, dir zu vergelten; es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.

Das große Abendmahl

  1. Da aber solches hörte einer, der mit zu Tisch saß, sprach der zu ihm: Selig ist, der das Brot isset im Reich Gottes!

  2. Er aber sprach zu ihm: Es war ein Mensch, der machte ein großes Abendmahl und lud viele dazu.

  3. Und sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, zu sagen den Geladenen: Kommt, denn es ist alles bereit!

  4. Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muß hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.

  5. Und der andere sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.

  6. Und der dritte sprach: Ich habe ein Weib genommen; darum kann ich nicht kommen.

  7. Und der Knecht kam und sagte das seinem Herrn wieder. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knechte: Gehe schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Blinden und Lahmen herein.

  8. Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.

  9. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe aus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, auf daß mein Haus voll werde.

  10. Denn ich sage euch, daß der Männer keiner, die geladen waren, mein Abendmahl schmecken wird.

Kreuz und Nachfolge

  1. Es ging aber viel Volks mit ihm; und er wandte sich und sprach zu ihnen:

  2. So jemand zu mir kommt und hasset nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein.

  3. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein.

  4. Wer ist aber unter euch, der einen Turm bauen will, und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er's habe, hinauszuführen?

  5. auf daß nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht hinausführen, alle, die es sehen, anfangen, sein zu spotten,

  6. und sagen: Dieser Mensch hob an zu bauen und kann's nicht hinausführen.

  7. Oder welcher König will sich begeben in einen Streit wider einen andern König und sitzt nicht zuvor und ratschlagt, ob er könne mit zehntausend begegnen dem, der über ihn kommt mit zwanzigtausend?

  8. Wo nicht, so schickt er Botschaft, wenn jener noch ferne ist, und bittet um Frieden.

  9. Also auch ein jeglicher unter euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.

  10. Das Salz ist ein gutes Ding; wenn aber das Salz kraftlos wird, womit wird man's würzen?

  11. Es ist weder auf das Land noch in den Mist nütze, sondern man wird's wegwerfen. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

Verlorenes Schaf. Verlorener Groschen

Kapitel 15

  1. Es nahten aber zu ihm allerlei Zöllner und Sünder, daß sie ihn hörten.

  2. Und die Pharisäer und Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isset mit ihnen.

  3. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

  4. Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, so er deren eines verliert, der nicht lasse die neunundneunzig in der Wüste und hingehe nach dem verlorenen, bis daß er's finde?

  5. Und wenn er's gefunden hat, so legt er's auf seine Achseln mit Freuden.

  6. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.

  7. Ich sage euch: Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

  8. Oder welches Weib ist, die zehn Groschen hat, so sie deren einen verliert, die nicht ein Licht anzünde und kehre das Haus und suche mit Fleiß, bis daß sie ihn finde?

  9. Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freuet euch mit mir; denn ich habe meinen Groschen gefunden, den ich verloren hatte.

  10. Also auch, sage ich euch, wird Freude sein vor den Engeln Gottes über e i n e n Sünder, der Buße tut.

Der verlorene Sohn

  1. Und er sprach: Ein Mensch hatte zwei Söhne.

  2. Und der jüngere unter ihnen sprach zu dem Vater: Gib mir, Vater, das Teil der Güter, das mir gehört. Und er teilte ihnen das Gut.

  3. Und nicht lange danach sammelte der jüngere Sohn alles zusammen und zog ferne über Land; und daselbst brachte er sein Gut um mit Prassen.

  4. Als er nun all das Seine verzehrt hatte, ward eine große Teuerung durch dasselbe ganze Land, und er fing an zu darben

  5. und ging hin und hängte sich an einen Bürger desselben Landes; der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten.

  6. Und er begehrte, seinen Bauch zu füllen mit Trebern, die die Säue aßen; und niemand gab sie ihm.

  7. Da schlug er in sich und sprach: Wie viel Tagelöhner hat mein Vater, die Brot die Fülle haben, und ich verderbe im Hunger!

  8. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.

  9. Ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße; mache mich zu einem deiner Tagelöhner!

  10. Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn.

  11. Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße.

  12. Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Kleid hervor und tut es ihm an und gebet ihm einen Fingerreif an seine Hand und Schuhe an seine Füße

  13. und bringt das Kalb, das wir gemästet haben, und schlachtet's; lasset uns essen und fröhlich sein!

  14. Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein.

  15. Aber der ältere Sohn war auf dem Felde. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er das Singen und den Reigen

  16. und rief zu sich der Knechte einen und fragte, was das wäre.

  17. Der aber sagte ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet, weil er ihn gesund wieder hat.

  18. Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Da ging sein Vater heraus und bat ihn.

  19. Er aber antwortete und sprach zum Vater: Siehe, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich wäre.

  20. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Dirnen verpraßt hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet.

  21. Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein.

  22. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden.

Vom ungetreuen Haushalter

Kapitel 16

  1. Er sprach aber auch zu seinen Jüngern: Es war ein reicher Mann, der hatte einen Haushalter; der ward vor ihm beschuldigt, er vergeude ihm seine Güter.

  2. Und er ließ ihn rufen und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Tu Rechnung von deinem Haushalten! denn du kannst hinfort nicht Haushalter sein.

  3. Der Haushalter sprach bei sich selbst: Was soll ich tun? Mein Herr nimmt das Amt von mir; graben kann ich nicht, auch schäme ich mich zu betteln.

  4. Ich weiß wohl, was ich tun will, daß sie mich in ihre Häuser nehmen, wenn ich nun von dem Amt gesetzt werde.

  5. Und er rief zu sich die Schuldner seines Herrn, einen jeden für sich, und sprach zu dem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?

  6. Er sprach: Hundert Tonnen Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief, setze dich und schreib flugs fünfzig.

  7. Danach sprach er zu dem andern: Du aber, wieviel bist du schuldig? Er sprach: Hundert Scheffel Weizen. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Brief und schreib achtzig.

  8. Und der Herr lobte den ungerechten Haushalter, daß er klüglich gehandelt hatte; denn die Kinder dieser Welt sind untereinander klüger als die Kinder des Lichts.

  9. Und ich sage euch auch: Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, auf daß, wenn es damit zu Ende ist, sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.

Treue im Irdischen

  1. Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist auch im Großen unrecht.

  2. So ihr nun mit dem ungerechten Mammon nicht treu seid, wer will euch das wahre Gut anvertrauen?

  3. Und so ihr mit dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch geben, was unser ist?

  4. Kein Knecht kann zwei Herren dienen: entweder er wird den einen hassen und den andern lieben oder wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.

Selbstgerechtigkeit. Stellung zum Gesetz

  1. Das alles hörten die Pharisäer. Die waren geldgierig und spotteten sein.

  2. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst als gerecht hinstellet vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott.

  3. Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes. Von da an wird das Evangelium vom Reich Gottes gepredigt, und jedermann drängt sich mit Gewalt hinein.

  4. Es ist aber leichter, daß Himmel und Erde vergehen, als daß ein Tüpfelchen vom Gesetz falle.

  5. Wer sich scheidet von seiner Frau und freit eine andere, der bricht die Ehe; und wer die von dem Manne Geschiedene freit, der bricht auch die Ehe.

Reicher Mann und armer Lazarus

  1. Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich mit Purpur und köstlicher Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden.

  2. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voller Schwären

  3. und begehrte, sich zu sättigen von dem, was von des Reichen Tische fiel; dazu kamen auch noch die Hunde und leckten ihm seine Schwären.

  4. Es begab ich aber, daß der Arme starb und ward getragen von den Engeln in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und ward begraben.

  5. Als er nun bei den Toten war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß.

  6. Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme.

  7. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, daß du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet, und du wirst gepeinigt.

  8. Und über das alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft befestigt, daß, die da wollten von hier hinüberfahren zu euch, könnten nicht, und auch nicht die von dort zu uns herüber können.

  9. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, daß du ihn sendest in meines Vaters Haus;

  10. denn ich habe noch fünf Brüder, daß er sie warne, auf daß sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual.

  11. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; laß sie dieselben hören.

  12. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun.

  13. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufstünde.

Von Ärgernis und Vergebung

Kapitel 17

  1. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daß nicht Ärgernisse kommen; weh aber dem, durch welchen sie kommen!

  2. Es wäre ihm besser, daß man einen Mühlstein an seinen Hals hängte und würfe ihn ins Meer, als daß er einem dieser Kleinen Ärgernis gibt.

  3. Hütet euch!

    Wenn dein Bruder sündigt, so halte es ihm vor; und wenn es ihn reut, vergib ihm.

  4. Und wenn er siebenmal des Tages an dir sündigen würde und siebenmal wiederkäme zu dir und spräche: Es reut mich! so sollst du ihm vergeben.

Glaube und Werk

  1. Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den Glauben!

  2. Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn und saget zu diesem Maulbeerbaum: Reiß dich aus und versetze dich ins Meer! so wird er euch gehorsam sein.

  3. Wer unter euch, der einen Knecht hat, der ihm pflügt oder das Vieh weidet, sagt ihm, wenn er heimkommt vom Felde: Komm sogleich und setze dich zu Tische?

  4. Ist's nicht vielmehr so, daß er zu ihm sagt: Richte zu, was ich zu Abend esse, schürze dich und diene mir, bis ich esse und trinke; danach sollst du auch essen und trinken?

  5. Danket er auch dem Knechte, daß er getan hat, was ihm befohlen war?

  6. So auch ihr! Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.

Die zehn Aussätzigen

  1. Und es begab sich, da er reiste nach Jerusalem, zog er zwischen Samarien und Galiläa hin.

  2. Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die standen von ferne

  3. und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser!

  4. Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern! Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein.

  5. Einer aber unter ihnen, da er sah, daß er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme

  6. und fiel auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter.

  7. Jesus aber antwortete und sprach: Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun?

  8. Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre, denn dieser Fremdling?

  9. Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen.

Vom Kommen des Gottesreichs

  1. Da er aber gefragt ward von den Pharisäern: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, daß man's mit Augen sehen kann;

  2. man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.*

    *Andere Übersetzung: «Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.»

  3. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, daß ihr werdet begehren, zu sehen einen der Tage des Menschensohnes, und werdet ihn nicht sehen.

  4. Und sie werden zu euch sagen: Siehe da! siehe hier! Gehet nicht hin und folget auch nicht.

  5. Denn wie der Blitz oben vom Himmel blitzt und leuchtet über alles, das unter dem Himmel ist, also wird des Menschen Sohn an seinem Tage sein.

  6. Zuvor aber muß er viel leiden und verworfen werden von diesem Geschlecht.

  7. Und wie es geschah zu den Zeiten Noahs, so wird's auch geschehen in den Tagen des Menschensohnes:

  8. sie aßen, sie tranken, sie freiten, sie ließen sich freien bis auf den Tag, da Noah in die Arche ging und die Sintflut kam und brachte sie alle um.

  9. Desgleichen, wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten;

  10. an dem Tage aber, als Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um.

  11. Auf diese Weise wird's auch gehen an dem Tage, wenn des Menschen Sohn wird offenbar werden.

  12. An demselben Tage, wer auf dem Dache ist und hat seinen Hausrat im Hause, der steige nicht hernieder, ihn zu holen. Desgleichen, wer auf dem Felde ist, der wende sich nicht um nach dem, was hinter ihm ist.

  13. Gedenket an Lots Weib!

  14. Wer da sucht, seine Seele zu erhalten, der wird sie verlieren; und wer sie verlieren wird, der wird ihr zum Leben helfen.

  15. Ich sage euch: In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden.

  16. Zwei werden mahlen miteinander; eine wird angenommen, die andere wird verworfen werden.

  17. <Zwei werden auf dem Felde sein; einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden.>

  18. Und sie antworteten und sprachen zu ihm: Herr, wo? Er aber sprach zu ihnen: Wo das Aas ist, da sammeln sich auch die Geier.

Die bittende Witwe

Kapitel 18

  1. Er sagte ihnen aber ein Gleichnis davon, daß man allezeit beten und nicht nachlassen solle,

  2. und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der fürchtete sich nicht vor Gott und scheute sich vor keinem Menschen.

  3. Es war aber eine Witwe in derselben Stadt, die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht vor meinem Widersacher!

  4. Und er wollte lange nicht. Danach aber dachte er bei sich selbst: Ob ich mich schon vor Gott nicht fürchte noch vor keinem Menschen scheue,

  5. so will ich doch dieser Witwe, weil sie mir so viel Mühe macht, ihr Recht schaffen, auf daß sie nicht zuletzt komme und tue mir etwas an.

  6. Da sprach der Herr: Höret hier, was der ungerechte Richter sagt!

  7. Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er's bei ihnen lange hinziehen?

  8. Ich sage euch: Er wird ihnen ihr Recht schaffen in Kürze. Doch wenn des Menschen Sohn kommen wird, meinest du, er werde den Glauben finden auf Erden?

Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner

  1. Er sagte aber zu etlichen, die sich selbst vermaßen, daß sie fromm wären, und verachteten die andern, dies Gleichnis:

  2. Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel, zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.

  3. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.

  4. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.

  5. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben gen Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

  6. Ich sage euch: Dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Jesus segnet die Kinder

  1. Sie brachten auch junge Kindlein zu ihm, daß er sie sollte anrühren. Da es aber die Jünger sahen, fuhren sie sie an.

  2. Aber Jesus rief sie zu sich und sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.

  3. Wahrlich, ich sage euch: Wer nicht das Reich Gottes annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.

Jesus und der Reiche

  1. Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Meister, was muß ich tun, daß ich das ewige Leben ererbe?

  2. Jesus aber sprach zu ihm: Was heißest du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein.

  3. Du weißt die Gebote: «Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.»

  4. Er aber sprach: Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.

  5. Da Jesus das hörte, sprach er zu ihm: Es fehlt dir noch eins. Verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach!

  6. Da er aber das hörte, ward er traurig; denn er war sehr reich.

  7. Jesus aber sah ihn an und sprach: Wie schwer kommen die Reichen in das Reich Gottes!

  8. Es ist leichter, daß ein Kamel gehe durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme.

  9. Da sprachen, die das hörten: Wer kann dann selig werden?

  10. Er aber sprach: Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist bei Gott möglich.

Vom Lohn der Nachfolge

  1. Da sprach Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

  2. Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der ein Haus verläßt oder Weib oder Brüder oder Eltern oder Kinder um des Reiches Gottes willen,

  3. der es nicht vielfältig wieder empfange in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.

Dritte Leidensankündigung

  1. Er nahm aber zu sich die Zwölf und sprach zu ihnen: Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von des Menschen Sohn.

  2. Denn er wird überantwortet werden den Heiden, und er wird verspottet und geschmäht und verspeit werden,

  3. und sie werden ihn geißeln und töten; und am dritten Tage wird er auferstehen.

  4. Sie aber verstanden der keines, und die Rede war ihnen verborgen, und wußten nicht, was das Gesagte war.

Der Blinde von Jericho

  1. Es geschah aber, als er nahe an Jericho kam, saß ein Blinder am Wege und bettelte.

  2. Da er aber hörte das Volk, das vorbeiging, forschte er, was das wäre.

  3. Da verkündeten sie ihm, Jesus von Nazareth ginge vorüber.

  4. Und er rief und sprach: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  5. Die aber vornean gingen, bedrohten ihn, er sollte schweigen. Er aber schrie viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich mein!

  6. Jesus aber stand still und hieß ihn zu sich führen. Da sie ihn aber nahe zu ihm brachten, fragte er ihn

  7. und sprach: Was willst du, daß ich dir tun soll? Er sprach: Herr, daß ich wieder sehen möge.

  8. Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen.

  9. Und alsbald ward er sehend und folgte ihm nach und pries Gott. Und alles Volk, das solches sah, lobte Gott.

Zachäus

Kapitel 19

  1. Und er zog hinein und ging durch Jericho.

  2. Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, der war ein Oberster der Zöllner und war reich.

  3. Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor dem Volk; denn er war klein von Person.

  4. Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf daß er ihn sähe; denn allda sollte er durchkommen.

  5. Und als Jesus kam an die Stätte, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muß heute in deinem Hause einkehren.

  6. Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden.

  7. Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt.

  8. Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder.

  9. Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn.

  10. Denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

Die anvertrauten Pfunde

  1. Da sie nun zuhörten, sagte er weiter ein Gleichnis, darum daß er nahe bei Jerusalem war und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden,

  2. und sprach: Ein Edler zog ferne in ein Land, daß er das Königtum erlangte und dann wiederkäme.

  3. Der ließ zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis daß ich wiederkomme!

  4. Seine Bürger aber waren ihm feind und schickten Botschaft ihm nach und ließen sagen: Wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche.

  5. Und es begab sich, da er wiederkam, nachdem er das Königtum erlangt hatte, hieß er dieselben Knechte rufen, welchen er das Geld gegeben hatte, daß er erführe, was ein jeglicher erhandelt hätte.

  6. Da trat herzu der erste und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund erworben.

  7. Und er sprach zu ihm: Ei, du frommer Knecht, weil du bist im Geringsten treu gewesen, sollst du Macht haben über zehn Städte.

  8. Der zweite kam und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund getragen.

  9. Zu dem sprach er auch: Und du sollst sein über fünf Städte.

  10. Und der dritte kam auch und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, welches ich habe im Schweißtuch behalten;

  11. ich fürchtete mich vor dir, denn du bist ein harter Mann; du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.

  12. Er sprach zu ihm: Aus deinem Munde richte ich dich, du böser Knecht. Wußtest du, daß ich ein harter Mann bin, nehme, was ich nicht hingelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe:

  13. warum hast du denn mein Geld nicht in die Wechselbank gegeben? Und wenn ich gekommen wäre, hätte ich's mit Zinsen gefordert.

  14. Und er sprach zu denen, die dabeistanden: Nehmet das Pfund von ihm und gebet's dem, der zehn Pfund hat.

  15. Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn Pfund.

  16. Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.

  17. Doch jene meine Feinde, die nicht wollten, daß ich über sie herrschen sollte, bringet her und macht sie vor mir nieder.

  18. Und als er solches sagte, zog er fort und reiste hinauf nach Jerusalem.

Einzug in Jerusalem

  1. Und es begab sich, als er sich Bethphage und Bethanien nahte und an den Berg kam, der da Ölberg heißt, sandte er seiner Jünger zwei

  2. und sprach: Gehet hin in den Ort, der gegenüberliegt. Und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf welchem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und bringet's her!

  3. Und wenn euch jemand fragt, warum ihr's losbindet, so saget: Der Herr bedarf sein.

  4. Und die gesandt waren, gingen hin und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte.

  5. Da sie aber das Füllen losbanden, sprachen seine Herren zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los?

  6. Sie aber sprachen: Der Herr bedarf sein.

  7. Und sie brachten's zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf.

  8. Da er nun hinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg.

  9. Und da er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing an der ganze Haufe seiner Jünger, fröhlich Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten,

  10. und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!

  11. Und etliche der Pharisäer im Volk sprachen zu ihm: Meister, wehre doch deinen Jüngern!

  12. Er antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch: Wenn diese werden schweigen, so werden die Steine schreien.

Jesus weint über Jerusalem

  1. Und als er nahe hinzukam, sah er die Stadt an und weinte über sie

  2. und sprach: Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zu deinem Frieden dient! Aber nun ist's vor deinen Augen verborgen.

  3. Denn es werden über dich die Tage kommen, daß deine Feinde werden um dich und deine Kinder einen Wall aufwerfen, dich belagern und an allen Orten ängstigen;

  4. und werden dich schleifen und keinen Stein auf dem andern lassen, darum daß du nicht erkannt hast die Zeit, darin du heimgesucht bist.

Reinigung des Tempels

  1. Und er ging in den Tempel und fing an auszutreiben, die da verkauften,

  2. und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben (Jesaja 56,7): «Mein Haus soll ein Bethaus sein»; ihr aber habt's gemacht zur Räuberhöhle.

  3. Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Vornehmsten im Volk trachteten danach, daß sie ihn umbrächten,

  4. und fanden nicht, wie sie es machen sollten; denn alles Volk hing ihm an und hörte ihn.

Die Frage nach Jesu Vollmacht

Kapitel 20

  1. Und es begab sich an der Tage einem, als er das Volk lehrte im Tempel und predigte das Evangelium, da traten zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten

  2. und sagten zu ihm und sprachen: Sage uns, aus was für Vollmacht tust du das? oder wer hat dir solche Vollmacht gegeben?

  3. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; saget mir:

  4. Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen?

  5. Sie aber bedachten's bei sich selbst und sprachen: Sagen wir, vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?

  6. Sagen wir aber, von Menschen, so wird uns alles Volk steinigen; denn sie bestehen darauf, daß Johannes ein Prophet sei.

  7. Und sie antworteten, sie wüßten nicht, wo sie her wäre.

  8. Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Vollmacht ich das tue.

Die bösen Weingärtner

  1. Er fing aber an, zu sagen dem Volk dies Gleichnis: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und gab ihn an Weingärtner in Pacht und zog außer Landes eine gute Zeit.

  2. Und zu seiner Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinbergs. Aber die Weingärtner schlugen ihn und ließen ihn leer von sich.

  3. Und er sandte noch einen andern Knecht; sie aber schlugen den auch und höhnten ihn und ließen ihn leer von sich.

  4. Und er sandte noch einen dritten; sie aber schlugen auch den blutig und stießen ihn hinaus.

  5. Da sprach der Herr des Weinberges: Was soll ich tun? Ich will meinen lieben Sohn senden; vor dem werden sie sich doch scheuen.

  6. Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das ist der Erbe; kommt, lasset uns ihn töten, daß das Erbe unser sei!

  7. Und sie stießen ihn hinaus vor den Weinberg und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinberges ihnen tun?

  8. Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und seinen Weinberg andern geben.

    Da sie das hörten, sprachen sie: Das sei ferne!

  9. Er aber sah sie an und sprach: Was ist dann das, was geschrieben steht (Psalm 118,22): «Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden»?

  10. Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.

  11. Und die Schriftgelehrten und Hohenpriester trachteten danach, wie sie die Hände an ihn legten noch zu derselben Stunde, und fürchteten sich vor dem Volk; denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis gesagt hatte.

Der Zinsgroschen

  1. Und sie stellten ihm nach und sandten Leute aus, die sich stellen sollten, als wären sie fromm, auf daß sie ihn in seiner Rede fingen, damit sie ihn überantworten könnten der Obrigkeit und Gewalt des Landpflegers.

  2. Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, daß du aufrichtig redest und lehrest und achtest keines Menschen Ansehen, sondern du lehrest den Weg Gottes recht.

  3. Ist's recht, daß wir dem Kaiser Steuer geben, oder nicht?

  4. Er aber merkte ihre List und sprach zu ihnen:

  5. Zeiget mir einen Groschen! Wes Bild und Aufschrift hat er? Sie aber sprachen: Des Kaisers.

  6. Er aber sprach zu ihnen: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

  7. Und sie konnten ihn nicht fassen bei dem Wort vor dem Volk und verwunderten sich seiner Antwort und schwiegen stille.

Die Auferstehung der Toten

  1. Da traten zu ihm etliche der Sadduzäer, welche dafür halten, es gebe kein Auferstehen, und fragten ihn

  2. und sprachen: Meister, Mose hat uns geschrieben (5. Mose 25,5.6): «Wenn jemandes Bruder stirbt, der eine Frau hat, und er stirbt kinderlos, so soll sein Bruder die Frau nehmen und seinem Bruder Nachkommen erwecken.»

  3. Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm eine Frau und starb kinderlos.

  4. Und der zweite nahm sie,

  5. und der dritte, desgleichen alle sieben und hinterließen keine Kinder und starben.

  6. Zuletzt starb auch die Frau.

  7. Nun in der Auferstehung, wessen Frau wird sie sein unter ihnen? Denn alle sieben haben sie zur Frau gehabt.

  8. Und Jesus sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien;

  9. welche aber gewürdigt werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen.

  10. Denn sie können auch hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, weil sie Kinder sind der Auferstehung.

  11. Daß aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose gedeutet bei dem Dornbusch, da er den Herrn heißt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs (2. Mose 3,6).

  12. Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott; denn sie leben ihm alle.

  13. Da antworteten etliche der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht gesagt.

  14. Und sie wagten ihn hinfort nichts mehr zu fragen.

Davids Sohn und Herr

  1. Er sprach aber zu ihnen: Wie sagen sie, der Christus sei Davids Sohn?

  2. Und er selbst, David, spricht im Psalmbuch (Psalm 110,1): «Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,

  3. bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße.»

  4. David nennt ihn also einen Herrn; wie ist er dann sein Sohn?

  5. Da aber alles Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern:

  6. Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die da wollen einhergehen in langen Kleidern und lassen sich gerne grüßen auf dem Markte und sitzen gerne obenan in den Synagogen und bei Tisch;

  7. sie fressen der Witwen Häuser und verrichten zum Schein lange Gebete. Die werden desto schwereres Urteil empfangen.

Scherflein der Witwe

Kapitel 21

  1. Er sah aber auf und schaute die Reichen, wie sie ihre Opfer einlegten in den Gotteskasten.

  2. Er sah aber auch eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein.

  3. Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als sie alle eingelegt.

  4. Denn diese alle haben aus ihrem Überfluß eingelegt zu den Opfern; sie aber hat von ihrer Armut alles eingelegt, wovon sie lebte.

Vom Kommen Christi

  1. Und da etliche sagten von dem Tempel, daß er geschmückt wäre mit feinen Steinen und Kleinodien, sprach er:

  2. Es wird die Zeit kommen, in welcher von dem allem, was ihr sehet, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.

  3. Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann soll das werden? und welches ist das Zeichen, wann das geschehen wird?

  4. Er aber sprach: Sehet zu, lasset euch nicht verführen. Denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin's, und: Die Zeit ist herbeigekommen. - Folget ihnen nicht nach!

  5. Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen, so entsetzet euch nicht. Denn solches muß zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da.

  6. Dann sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben wider das andere und ein Reich wider das andere,

  7. und es werden geschehen große Erdbeben und hin und her Pestilenz und teure Zeit; auch werden Schrecknisse und große Zeichen vom Himmel geschehen.

  8. Aber vor diesem allem werden sie die Hände an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten in ihre Synagogen und Gefängnisse und vor Könige und Fürsten ziehen um meines Namens willen.

  9. Das wird euch zu Zeugen machen.

  10. So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht sorget, wie ihr euch verantworten sollt.

  11. Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widerstehen noch widersprechen können alle eure Widersacher.

  12. Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Verwandten und Freunden; und sie werden euer etliche töten.

  13. Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen.

  14. Und kein Haar von eurem Haupt soll verloren gehen.

  15. Wenn ihr beharret, werdet ihr euer Leben gewinnen.

  16. Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert von einem Heer, so merket, daß herbeigekommen ist seine Verwüstung.

  17. Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge, und wer in der Stadt ist, der gehe hinaus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht herein.

  18. Denn das sind die Tage der Vergeltung, damit erfüllt werde alles, was geschrieben ist.

  19. Weh aber den Schwangeren und Säugenden in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn über dies Volk,

  20. und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt ist.

  21. Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, denn das Meer und die Wasserwogen werden brausen,

  22. und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde; denn auch der Himmel Kräfte werden ins Wanken kommen.

  23. Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.

  24. Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht.

  25. Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume:

  26. wenn sie jetzt ausschlagen und ihr sehet's, so wißt ihr selber, daß jetzt der Sommer nahe ist.

  27. So auch ihr: wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist.

  28. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.

  29. Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.

  30. Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und dieser Tag nicht schnell über euch komme wie ein Fallstrick;

  31. denn er wird unversehens hereinbrechen über alle, die auf Erden wohnen.

  32. So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr stark werden möget, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

  33. Und er lehrte des Tages im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb über Nacht an dem Berg, den man den Ölberg heißt.

  34. Und alles Volk machte sich frühe auf zu ihm, im Tempel ihn zu hören.

Verrat des Judas

Kapitel 22

  1. Es war aber nahe das Fest der ungesäuerten Brote, das da Ostern* heißt.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töteten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk.

  3. Es war aber der Satan gefahren in den Judas, genannt Ischarioth, der da war aus der Zahl der Zwölfe.

  4. Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten, wie er ihn wollte ihnen überantworten.

  5. Und sie wurden froh und versprachen, ihm Geld zu geben.

  6. Und er sagte es zu und suchte Gelegenheit, daß er ihn überantwortete ohne Lärm.

Das heilige Abendmahl

  1. Es kam nun der Tag der ungesäuerten Brote, an welchem man das Osterlamm opfern mußte.

  2. Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Gehet hin, bereitet uns das Osterlamm, auf daß wir's essen.

  3. Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du, daß wir's bereiten?

  4. Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folget ihm nach in das Haus, da er hineingeht,

  5. und saget zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gemach, darin ich das Osterlamm essen kann mit meinen Jüngern?

  6. Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen ist; daselbst bereitet es.

  7. Sie gingen hin und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm.

  8. Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm.

  9. Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Osterlamm mit euch zu essen, ehe denn ich leide.

  10. Denn ich sage euch, daß ich es hinfort nicht mehr essen werde, bis daß es seine Erfüllung findet im Reich Gottes.

  11. Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmet ihn und teilet ihn unter euch;

  12. denn ich sage euch: Von nun an werde ich nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.

  13. Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.

  14. Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut, das für euch vergossen wird.

  15. Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir über Tische.

  16. Denn des Menschen Sohn geht zwar hin, wie es beschlossen ist; doch weh dem Menschen, durch welchen er verraten wird!

  17. Und sie fingen an, zu fragen unter sich selbst, welcher es wohl wäre unter ihnen, der das tun würde.

Gespräche mit den Jüngern

  1. Es erhob sich auch ein Zank unter ihnen, welcher unter ihnen sollte für den Größten gehalten werden.

  2. Er aber sprach zu ihnen: Die Könige der Völker herrschen, und ihre Mächtigen heißet man gnädige Herren.

  3. Ihr aber nicht also! Sondern der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener.

  4. Denn welcher ist größer: der zu Tische sitzt oder der da dient? Ist's nicht der, der zu Tische sitzt? Ich aber bin unter euch wie ein Diener.

  5. Ihr aber seid's, die ihr beharrt habt bei mir in meinen Anfechtungen.

  6. Und ich will euch das Reich bescheiden, wie mir's mein Vater beschieden hat,

  7. daß ihr essen und trinken sollt an meinem Tische in meinem Reich und sitzen auf Thronen und richten die Zwölf Stämme Israels.

  8. Simon, Simon, siehe, der Satan hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen.

  9. Ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dermaleinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.

  10. Er sprach aber zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen.

  11. Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe denn du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennest.

  12. Und er sprach zu ihnen: Sooft ich euch ausgesandt habe ohne Beutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr auch je Mangel gehabt? Sie sprachen: Nie.

  13. Da sprach er zu ihnen: Aber nun, wer einen Beutel hat, der nehme ihn, desgleichen auch die Tasche, und wer's nicht hat, verkaufe seinen Mantel und kaufe ein Schwert.

  14. Denn ich sage euch: Es muß auch das noch vollendet werden an mir, was geschrieben steht (Jesaja 53,12): «Er ist unter die Übeltäter gerechnet.» Denn was von mir geschrieben ist, wird auch vollendet.

  15. Sie sprachen aber: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug.

Jesus in Gethsemane

  1. Und er ging hinaus nach seiner Gewohnheit an den Ölberg. Es folgten ihm aber seine Jünger.

  2. Und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: Betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet!

  3. Und er riß sich von ihnen einen Steinwurf weit und kniete nieder, betete

  4. und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!

  5. Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn.

  6. Und es geschah, daß er mit dem Tode rang und betete heftiger. Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.

  7. Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafen vor Traurigkeit

  8. und sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf und betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet!

Jesu Gefangennahme

  1. Als er aber noch redete, da kam die Schar; und einer von den Zwölfen, der mit dem Namen Judas, ging vor ihnen her und nahte sich zu Jesus, ihn zu küssen.

  2. Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuß?

  3. Als aber sahen, die um ihn waren, was da werden wollte, sprachen sie zu ihm: Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?

  4. Und einer von ihnen schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.

  5. Jesus aber antwortete und sprach: Haltet ein! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.

  6. Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und den Ältesten, die zu ihm hergekommen waren: Ihr seid wie zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen ausgegangen.

  7. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt keine Hand an mich gelegt. Aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.

Verleugnung des Petrus

  1. Sie griffen ihn aber und führten ihn hin und brachten ihn in des Hohenpriesters Haus. Petrus aber folgte von ferne.

  2. Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Hof und setzten sich zusammen; und Petrus setzte sich unter sie.

  3. Da sah ihn eine Magd beim Feuer sitzen und sah genau auf ihn und sprach: Dieser war auch mit ihm.

  4. Er aber leugnete und sprach: Weib, ich kenne ihn nicht.

  5. Und über eine kleine Weile sah ihn ein anderer und sprach: Du bist auch deren einer. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin's nicht.

  6. Und über eine Weile, wohl nach einer Stunde, bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrlich, dieser war auch mit ihm; denn er ist ein Galiläer.

  7. Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, da er noch redete, krähte der Hahn.

  8. Und der Herr wandte sich und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des Herrn Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.

  9. Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.

Vor dem Hohen Rat

  1. Die Männer aber, die Jesus hielten, verspotteten ihn und schlugen ihn,

  2. verdeckten ihn und fragten und sprachen: Weissage, wer ist's, der dich schlug?

  3. Und viele andre Lästerungen sagten sie wider ihn.

  4. Und als es Tag ward, sammelten sich die Ältesten des Volkes, die Hohenpriester und Schriftgelehrten und führten ihn hinauf vor ihren Rat

  5. und sprachen: Bist du der Christus, so sage es uns! Er aber sprach zu ihnen: Sage ich's euch, so glaubet ihr's nicht;

  6. frage ich aber, so antwortet ihr nicht.

  7. Aber von nun an wird des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes.

  8. Da sprachen sie alle: Bist du denn Gottes Sohn? Er sprach zu ihnen: Ihr sagt's, ich bin's.

  9. Sie aber sprachen: Was bedürfen wir weiter Zeugnis? Wir haben's selbst gehört aus seinem Munde.

Vor Pilatus

Kapitel 23

  1. Und der ganze Haufe stand auf, und sie führten ihn vor Pilatus

  2. und fingen an, ihn zu verklagen, und sprachen: Diesen haben wir gefunden, wie er unser Volk abwendig macht und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König.

  3. Pilatus aber fragte ihn und sprach: Bist du der Juden König? Er antwortete ihm und sprach: Du sagst es.

  4. Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zum Volk: Ich finde keine Schuld an diesem Menschen.

  5. Sie aber wurden noch ungestümer und sprachen: Er wiegelt das Volk auf damit, daß er lehrt hin und her im ganzen jüdischen Lande und hat in Galiläa angefangen bis hierher.

Jesus und Herodes

  1. Da aber Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mensch aus Galiläa wäre.

  2. Und als er vernahm, daß er unter des Herodes Obrigkeit gehörte, sandte er ihn zu Herodes, welcher in den Tagen auch zu Jerusalem war.

  3. Da aber Herodes Jesus sah, ward er sehr froh; denn er hätte ihn längst gerne gesehen; denn er hatte von ihm gehört und hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen.

  4. Und er fragte ihn mancherlei. Er aber antwortete ihm nichts.

  5. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten standen dabei und verklagten ihn hart.

  6. Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und verspottete ihn, legte ihm ein weißes Kleid an und sandte ihn wieder zu Pilatus.

  7. Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde miteinander; denn zuvor waren sie einander feind.

Jesu Verurteilung

  1. Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Obersten und das Volk zusammen

  2. und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk abwendig mache; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und finde an dem Menschen der Sachen keine, deren ihr ihn beschuldigt;

  3. Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was des Todes wert sei.

  4. Ich will ihn also züchtigen lassen und losgeben.

  5. <Denn er mußte ihnen einen nach Gewohnheit des Festes losgeben.>

  6. Da schrie der ganze Haufe und sprach: Hinweg mit diesem und gib uns Barabbas los!

  7. Der war um eines Aufruhrs, welcher in der Stadt geschehen war, und um eines Mordes willen ins Gefängnis geworfen.

  8. Da rief Pilatus abermals ihnen zu, weil er Jesus losgeben wollte.

  9. Sie riefen aber und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn!

  10. Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat denn dieser Übles getan? Ich finde nichts an ihm, das den Tod verdient hätte; darum will ich ihn züchtigen und losgeben.

  11. Aber sie lagen ihm an mit großem Geschrei und forderten, daß er gekreuzigt würde. Und ihr Geschrei nahm überhand.

  12. Und Pilatus urteilte, daß ihre Bitte geschähe,

  13. und ließ den los, der um Aufruhrs und Mordes willen war ins Gefängnis geworfen, um welchen sie baten; aber Jesus übergab er ihrem Willen.

Auf dem Wege nach Golgatha

  1. Und als sie ihn hinführten, ergriffen sie einen, Simon von Kyrene, der vom Felde kam, und legten das Kreuz auf ihn, daß er's Jesus nachtrüge.

  2. Es folgte ihm aber nach ein großer Haufe Volks und Frauen, die klagten und beweinten ihn.

  3. Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder.

  4. Denn siehe, es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, und die Brüste, die nicht genährt haben!

  5. Dann werden sie anfangen, zu sagen zu den Bergen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Decket uns!

  6. Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden?

Kreuzigung und Tod

  1. Es wurden aber auch noch hingeführt andere, zwei Übeltäter, daß sie mit ihm abgetan würden.

  2. Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken.

  3. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los darum.

  4. Und das Volk stand und sah zu. Auch die Obersten spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes.

  5. Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte, traten zu ihm und brachten ihm Essig

  6. und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!

  7. Es war aber auch über ihm die Überschrift: Dies ist der Juden König.

  8. Aber der Übeltäter einer, die da gehenkt waren, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns!

  9. Da antwortete der andere, strafte ihn und sprach: Fürchtest du dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist?

  10. Und wir zwar sind mit Recht darin, denn wir empfangen, was unsre Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan.

  11. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst!

  12. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

  13. Und es war schon um die sechste Stunde, und es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde,

  14. und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels zerriß mitten entzwei.

  15. Und Jesus rief laut und sprach: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt, verschied er.

  16. Da aber der Hauptmann sah, was da geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen!

  17. Und alles Volk, das dabei war und zusah, da sie sahen, was da geschah, schlugen sich an ihre Brust und kehrten wieder um.

  18. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne und die Frauen, die ihm aus Galiläa waren nachgefolgt, und sahen das alles.

Jesu Grablegung

  1. Und siehe, da war ein Mann mit Namen Joseph, ein Ratsherr, der war ein guter, frommer Mann

  2. und hatte nicht gewilligt in ihren Rat und Handel. Er war von Arimathia, einer Stadt der Juden, einer, der auf das Reich Gottes wartete.

  3. Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu

  4. und nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand und legte ihn in ein gehauenes Grab, darinnen niemand je gelegen hatte.

  5. Und es war Rüsttag, und der Sabbat brach an.

  6. Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm gekommen waren aus Galiläa, und beschauten das Grab und wie sein Leib gelegt ward.

  7. Sie kehrten aber um und bereiteten Spezerei und Salben. Und den Sabbat über waren sie still nach dem Gesetz.

Die Auferstehung

Kapitel 24

  1. Aber am ersten Tage der Woche sehr früh kamen sie zum Grabe und trugen die Spezerei, die sie bereitet hatten.

  2. Sie fanden aber den Stein abgewälzt von dem Grabe

  3. und gingen hinein und fanden den Leib des Herrn Jesus nicht.

  4. Und da sie darum bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern.

  5. Und sie erschraken und schlugen ihr Angesicht nieder zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten?

  6. Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war

  7. und sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.

  8. Und sie gedachten an seine Worte.

  9. Und sie gingen wieder vom Grabe und verkündigten das alles den elf Jüngern und den andern allen.

  10. Es war aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und die andern mit ihnen, die solches den Aposteln sagten.

  11. Und es erschienen ihnen diese Worte, als wären's Märchen, und glaubten ihnen nicht.

  12. <Petrus aber stand auf und lief zum Grabe und bückte sich hinein und sah nur die leinenen Tücher und ging davon und wunderte sich über das, was geschehen war.>

Die Emmausjünger

  1. Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tage in einen Ort, der lag von Jerusalem bei zwei Stunden Wegs; des Name heißt Emmaus.

  2. Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.

  3. Und es geschah, da sie so redeten und besprachen sich miteinander, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen.

  4. Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht erkannten.

  5. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen.

  6. Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehen ist?

  7. Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein Prophet, mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk;

  8. wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt.

  9. Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen würde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist.

  10. Auch haben uns erschreckt etliche Frauen aus unserer Mitte; die sind frühe bei dem Grabe gewesen,

  11. haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, welche sagen, er lebe.

  12. Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht.

  13. Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und trägen Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben!

  14. Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

  15. Und fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen in der ganzen Schrift aus, was darin von ihm gesagt war.

  16. Und sie kamen nahe zu dem Orte, da sie hingingen. Und er stellte sich, als wollte er weitergehen.

  17. Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.

  18. Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen.

  19. Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.

  20. Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?

  21. Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten wieder nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren,

  22. welche sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.

  23. Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wäre, als er das Brot brach.

Erscheinungen des Auferstandenen.

Missionsbefehl

  1. Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie <und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!>.

  2. Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist.

  3. Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?

  4. Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.

  5. <Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße.>

  6. Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen?

  7. Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch <und Honigseim>.

  8. Und er nahm's und aß vor ihnen.

  9. Er sprach aber zu ihnen: Das ist's, was ich zu euch sagte, als ich noch bei euch war: es muß alles erfüllt werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen.

  10. Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden,

  11. und sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben, daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage;

  12. und daß gepredigt werden muß in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Hebt an zu Jerusalem

  13. und seid des alles Zeugen.

  14. Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis daß ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.

  15. Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie.

  16. Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen <und fuhr auf gen Himmel>.

  17. Sie aber kehrten wieder nach Jerusalem mit großer Freude

  18. und waren allewege im Tempel und priesen Gott.

DAS EVANGELIUM NACH JOHANNES

Das Wort ward Fleisch

Kapitel 1

  1. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.

  2. Dasselbe war im Anfang bei Gott.

  3. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.

  4. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.

  5. Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen.

  6. Es war ein Mensch, von Gott gesandt, der hieß Johannes.

  7. Der kam zum Zeugnis, daß er von dem Licht zeugte, auf daß sie alle durch ihn glaubten.

  8. Er war nicht das Licht, sondern er sollte zeugen von dem Licht.

  9. Das war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.

  10. Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht.

  11. Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.

  12. Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben,

  13. welche nicht von dem Geblüt noch von dem Willen des Fleisches noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren sind.

  14. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

  15. Johannes zeugt von ihm, ruft und spricht: Dieser war es, vom dem ich gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen ist; denn er war eher als ich.

  16. Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

  17. Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

  18. Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn uns verkündigt.

Des Täufers Zeugnis von sich selbst

  1. Und dies ist das Zeugnis des Johannes, da die Juden zu ihm sandten von Jerusalem Priester und Leviten, daß sie ihn fragten: Wer bist du?

  2. Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus.

  3. Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Er sprach: Ich bin's nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein.

  4. Da sprachen sie zu ihm: Was bist du denn? daß wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst?

  5. Er sprach: «Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Richtet den Weg des Herrn!» wie der Prophet Jesaja gesagt hat (Jesaja 40,3).

  6. Und es kamen, die gesandt waren von den Pharisäern.

  7. Die fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet?

  8. Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; aber er ist mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennet.

  9. Der ist's, der nach mir kommen wird, des ich nicht wert bin, daß ich seine Schuhriemen auflöse.

  10. Dies geschah zu Bethanien jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.

Des Täufers Zeugnis vom Lamm Gottes

  1. Des andern Tages sieht Johannes Jesus kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!

  2. Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, welcher vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich.

  3. Und ich kannte ihn nicht; sondern auf daß er offenbar würde in Israel, darum bin ich gekommen, zu taufen mit Wasser.

  4. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, daß der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm,

  5. und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte, zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Über welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem heiligen Geist tauft.

  6. Und ich sah es und bezeugte, daß dieser ist Gottes Sohn.

Die ersten Jünger

  1. Des andern Tages stand abermals Johannes und zwei seiner Jünger;

  2. und als er sah Jesus wandeln, sprach er: Siehe, das ist Gottes Lamm!

  3. Und die zwei Jünger hörten ihn reden und folgten Jesus nach.

  4. Jesus aber wandte sich um und sah sie nachfolgen und sprach zu ihnen: Was suchet ihr? Sie aber sprachen zu ihm: Rabbi – das ist verdolmetscht: Meister -, wo bist du zur Herberge?

  5. Er sprach zu ihnen: Kommt und sehet! Sie kamen und sahen's und blieben den Tag bei ihm. Es war aber um die zehnte Stunde.

  6. Einer von den zweien, die es von Johannes hörten und Jesus nachfolgten, war Andreas, der Bruder des Simon Petrus.

  7. Der findet zuerst seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias gefunden, das ist verdolmetscht: der Gesalbte,

  8. und führte ihn zu Jesus. Da ihn Jesus sah, sprach er: Du bist Simon, des Johannes Sohn; du sollst Kephas heißen, das wird verdolmetscht: Fels.

  9. Des andern Tages wollte Jesus wieder nach Galiläa ziehen und findet Philippus und spricht zu ihm: Folge mir nach!

  10. Philippus aber war von Bethsaida, aus der Stadt des Andreas und Petrus.

  11. Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Mose im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesus, Josephs Sohn von Nazareth.

  12. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!

  13. Jesus sah Nathanael kommen und spricht von ihm: Siehe, ein rechter Israelit, in welchem kein Falsch ist.

  14. Nathanael spricht zu ihm: Woher kennst du mich? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dich Philippus rief, da du unter dem Feigenbaum warst, sah ich dich.

  15. Nathanael antwortete ihm: Rabbi, du bist Gottes Sohn, du bist der König von Israel!

  16. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubst, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum; du wirst noch Größeres als das sehen.

  17. Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn.

Hochzeit zu Kana

Kapitel 2

  1. Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.

  2. Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen.

  3. Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein.

  4. Jesus spricht zu ihr: Weib, was geht's dich an, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.

  5. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.

  6. Es waren aber allda sechs steinerne Wasserkrüge gesetzt nach der Sitte der jüdischen Reinigung, und es gingen in jeden zwei oder drei Maß.

  7. Jesus spricht zu ihnen: Füllet die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.

  8. Und er spricht zu ihnen: Schöpfet nun und bringet's dem Speisemeister! Und sie brachten's.

  9. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war, und wußte nicht, woher er kam – die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam

  10. und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie trunken geworden sind, alsdann den geringern; du hast den guten Wein bisher behalten.

  11. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

  12. Danach zog er hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und blieben nicht lange daselbst.

Reinigung des Tempels

  1. Und der Juden Ostern* war nahe, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Und er fand im Tempel sitzen, die da Ochsen, Schafe und Tauben feilhielten, und die Wechsler.

  3. Und er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle zum Tempel hinaus samt den Schafen und Ochsen und verschüttete den Wechslern das Geld und stieß die Tische um

  4. und sprach zu denen, die die Tauben feilhielten: Traget das von dannen und machet nicht meines Vaters Haus zum Kaufhause!

  5. Seine Jünger aber gedachten daran, daß geschrieben steht (Psalm 69,10): «Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.»

  6. Da hoben nun die Juden an und sprachen zu ihm: Was zeigst du uns für ein Zeichen, daß du solches tun darfst?

  7. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.

  8. Da sprachen die Juden: Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut; und du willst ihn in drei Tagen aufrichten?

  9. Er aber redete von dem Tempel seines Leibes.

  10. Da er nun auferstanden war von den Toten, gedachten seine Jünger daran, daß er dies gesagt hatte, und glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesagt hatte.

  11. Als er aber zu Jerusalem war am Osterfest, glaubten viele an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat.

  12. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle

  13. und bedurfte nicht, daß jemand ihm Zeugnis gäbe von einem Menschen; denn er wußte wohl, was im Menschen war.

Jesus und Nikodemus

Kapitel 3

  1. Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden.

  2. Der kam zu Jesus bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.

  3. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.

  4. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?

  5. Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.

  6. Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.

  7. Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: Ihr müsset von neuem geboren werden.

  8. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist.

  9. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann solches zugehen?

  10. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht?

  11. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an.

  12. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage?

  13. Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn.

  14. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß des Menschen Sohn erhöht werden,

  15. auf daß alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

  16. Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

  17. Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde.

  18. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes.

  19. Das ist aber das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

  20. Wer Arges tut, der hasset das Licht und kommt nicht zu dem Licht, auf daß seine Werke nicht an den Tag kommen.

  21. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, daß seine Werke offenbar werden, denn sie sind in Gott getan.

Des Täufers letztes Zeugnis von Jesus

  1. Danach kam Jesus mit seinen Jüngern in das Land Judäa und blieb daselbst eine Weile mit ihnen und taufte.

  2. Johannes aber taufte auch noch zu Änon, nahe bei Salim, denn es war viel Wasser daselbst; und sie kamen dahin und ließen sich taufen.

  3. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis gelegt.

  4. Da erhob sich ein Streit zwischen den Jüngern des Johannes und einem Juden über die Reinigung.

  5. Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war jenseits des Jordan, von dem du zeugtest, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm.

  6. Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel.

  7. Ihr selbst seid meine Zeugen, daß ich gesagt habe, ich sei nicht der Christus, sondern vor ihm her gesandt.

  8. Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund aber des Bräutigams steht und hört ihm zu und freut sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllt.

  9. Er muß wachsen, ich aber muß abnehmen.

  10. Der von oben her kommt, ist über alle. Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Der vom Himmel kommt, der ist über alle

  11. und bezeugt, was er gesehen und gehört hat; und sein Zeugnis nimmt niemand an.

  12. Wer es aber annimmt, der besiegelt's, daß Gott wahrhaftig ist.

  13. Denn welchen Gott gesandt hat, der redet Gottes Worte; denn Gott gibt den Geist nicht nach dem Maß.

  14. Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben.

  15. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.

Jesus und die Samariterin

Kapitel 4

  1. Da nun der Herr inneward, daß vor die Pharisäer gekommen war, wie Jesus mehr zu Jüngern machte und taufte als Johannes,

  2. wiewohl Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jünger,

  3. verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa.

  4. Er mußte aber durch Samarien reisen.

  5. Da kam er in eine Stadt Samariens, die heißt Sychar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab.

  6. Es war aber daselbst Jakobs Brunnen. Da nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich auf den Brunnen; und es war um die sechste Stunde.

  7. Da kommt eine Frau aus Samarien, Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken!

  8. Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, daß sie Speise kauften.

  9. Spricht nun die samaritische Frau zu ihm: Wie bittest du von mir zu trinken, der du ein Jude bist, und ich ein samaritisch Weib? - Denn die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern.

  10. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, der zu dir sagt: Gib mir zu trinken! du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser.

  11. Spricht zu ihm die Frau: Herr, hast du doch nichts, womit du schöpfest, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn lebendiges Wasser?

  12. Bist du mehr als unser Vater Jakob, der uns diesen Brunnen gegeben hat? Und er hat daraus getrunken und seine Kinder und sein Vieh.

  13. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten;

  14. wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.

  15. Spricht die Frau zu ihm: Herr, gib mir solches Wasser, auf daß mich nicht dürste und ich nicht mehr herkommen müsse, zu schöpfen!

  16. Jesus spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinen Mann und komm her!

  17. Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann.

  18. Fünf Männer hast du gehabt, und den du nun hast, der ist nicht dein Mann; da hast du recht gesagt.

  19. Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist.

  20. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, zu Jerusalem sei die Stätte, da man anbeten solle.

  21. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch zu Jerusalem werdet den Vater anbeten.

  22. Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.

  23. Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, daß die wahrhaftigen Anbeter werden den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit; denn der Vater will haben, die ihn also anbeten.

  24. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

  25. Spricht die Frau zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, der da Christus heißt. Wenn derselbe kommen wird, so wird er's uns alles verkündigen.

  26. Jesus spricht zu ihr: Ich bin's, der mit dir redet.

  27. Und über dem kamen seine Jünger, und es nahm sie wunder, daß er mit einem Weibe redete. Doch sprach niemand: Was fragest du? oder: Was redest du mit ihr?

  28. Da ließ die Frau ihren Krug stehen und ging hin in die Stadt und spricht zu den Leuten:

  29. Kommt, sehet einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich getan habe, ob er nicht der Christus sei!

  30. Da gingen sie aus der Stadt und kamen zu ihm.

  31. Indes aber ermahnten ihn die Jünger und sprachen: Rabbi, iß!

  32. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, von der ihr nicht wisset.

  33. Da sprachen die Jünger untereinander: Hat ihm jemand zu essen gebracht?

  34. Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk.

  35. Saget ihr nicht: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebet eure Augen auf und sehet in das Feld, denn es ist weiß zur Ernte.

  36. Schon empfängt Lohn, der da schneidet, und sammelt Frucht zum ewigen Leben, auf daß sich miteinander freuen, der da sät und der da schneidet.

  37. Denn hier ist der Spruch wahr: Dieser sät, der andere schneidet.

  38. Ich habe euch gesandt, zu schneiden, was ihr nicht gearbeitet habt; andere haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeit gekommen.

  39. Es glaubten aber an ihn viele der Samariter aus dieser Stadt um der Rede der Frau willen, welche bezeugte: Er hat mir gesagt alles, was ich getan habe.

  40. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er bei ihnen bliebe; und er blieb zwei Tage da.

  41. Und viel mehr glaubten um seines Wortes willen

  42. und sprachen zu der Frau: Wir glauben hinfort nicht um deiner Rede willen; wir haben selber gehört und erkannt, daß dieser ist wahrlich der Welt Heiland.

Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten

  1. Aber nach zwei Tagen zog er aus von dannen nach Galiläa.

  2. Denn er selber, Jesus, bezeugte, daß ein Prophet daheim nichts gilt.

  3. Da er nun nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer auf, die gesehen hatten alles, was er zu Jerusalem auf dem Fest getan hatte; denn sie waren auch zum Fest gekommen.

  4. Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser hatte zu Wein gemacht.

  5. Und es war ein Mann in des Königs Dienst, des Sohn lag krank zu Kapernaum. Dieser hörte, daß Jesus kam aus Judäa nach Galiläa, und ging hin zu ihm und bat ihn, daß er hinabkäme und hülfe seinem Sohn; denn der war todkrank.

  6. Und Jesus sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht.

  7. Der Mann sprach zu ihm: Herr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt!

  8. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin, dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.

  9. Und indem er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und sprachen: Dein Kind lebt.

  10. Da erforschte er von ihnen die Stunde, in welcher es besser mit ihm geworden war. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber.

  11. Da merkte der Vater, daß es um die Stunde war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt. Und er glaubte mit seinem ganzen Hause.

  12. Das ist nun das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa kam.

Heilung eines Kranken am Teich Bethesda

Kapitel 5

  1. Danach war ein Fest der Juden, und Jesus zog hinauf nach Jerusalem.

  2. Es ist aber zu Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der heißt auf hebräisch Bethesda und hat fünf Hallen,

  3. in welchen lagen viele Kranke, Blinde, Lahme, Ausgezehrte, <die warteten, wann sich das Wasser bewegte.

  4. Denn ein Engel des Herrn fuhr herab von Zeit zu Zeit in den Teich und bewegte das Wasser. Wer nun zuerst, nachdem das Wasser bewegt war, hineinstieg, der ward gesund, mit welcherlei Leiden er behaftet war>.

  5. Es war aber daselbst ein Mensch, der lag schon achtunddreißig Jahre krank.

  6. Da Jesus den sah liegen und vernahm, daß er schon lange gelegen hatte, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden?

  7. Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich in den Teich bringe; wenn ich aber komme, so steigt ein anderer vor mir hinein.

  8. Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett und gehe hin!

  9. Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.

    Es war aber an dem Tage der Sabbat.

  10. Da sprachen die Juden zu dem, der gesund geworden war: Es ist heute Sabbat; du darfst nicht das Bett tragen.

  11. Er antwortete ihnen: Der mich gesund machte, der sprach zu mir: Nimm dein Bett und gehe hin!

  12. Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und gehe hin?

  13. Der aber gesund geworden war, wußte nicht, wer es war; denn Jesus war entwichen, da so viel Volks an dem Ort war.

  14. Danach fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige hinfort nicht mehr, daß dir nicht etwas Ärgeres widerfahre.

  15. Der Mensch ging hin und verkündete den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe.

  16. Darum verfolgten die Juden Jesus, weil er solches getan hatte am Sabbat.

  17. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirket bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.

  18. Darum trachteten ihm die Juden noch viel mehr nach, daß sie ihn töteten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte dadurch sich selbst Gott gleich.

Der Sohn Gottes macht lebendig

  1. Da antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.

  2. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut, und wird ihm noch größere Werke zeigen, daß ihr euch verwundern werdet.

  3. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und macht sie lebendig, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.

  4. Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn gegeben,

  5. damit sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

  6. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubet dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.

  7. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören, und die sie hören werden, die werden leben.

  8. Denn wie der Vater das Leben hat in sich selber, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben zu haben in sich selber,

  9. und hat ihm Macht gegeben, das Gericht zu halten, weil er des Menschen Sohn ist.

  10. Verwundert euch des nicht. Denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, werden seine Stimme hören,

  11. und werden hervorgehen, die da Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Übles getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.

  12. Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.

Zeugen für den Sohn Gottes

  1. Wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis nicht wahr.

  2. Ein anderer ist's, der von mir zeugt; und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, das er von mir zeugt.

  3. Ihr schicktet zu Johannes, und er zeugte von der Wahrheit.

  4. Ich aber nehme nicht Zeugnis von einem Menschen; sondern solches sage ich, damit ihr selig werdet.

  5. Er war ein brennend und scheinend Licht; ihr aber wolltet eine kleine Weile fröhlich sein in seinem Lichte.

  6. Ich aber habe ein größeres Zeugnis als des Johannes Zeugnis; denn die Werke, die mir der Vater gegeben hat, daß ich sie vollende, eben diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, daß mich der Vater gesandt hat.

  7. Und der Vater, der mich gesandt hat, der hat von mir gezeugt. Ihr habt niemals weder seine Stimme gehört noch seine Gestalt gesehen,

  8. und sein Wort habt ihr nicht in euch wohnen; denn ihr glaubet dem nicht, den er gesandt hat.

  9. Ihr suchet in der Schrift; denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist es, die von mir zeuget;

  10. aber doch wollt ihr nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben hättet.

  11. Ich nehme nicht Ehre von Menschen;

  12. aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.

  13. Ich bin gekommen in meines Vaters Namen, und ihr nehmet mich nicht an. Wenn ein anderer wird in seinem eignen Namen kommen, den werdet ihr annehmen.

  14. Wie könnet ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet? Aber die Ehre, die von dem alleinigen Gott ist, suchet ihr nicht.

  15. Ihr sollt nicht meinen, daß ich euch vor dem Vater verklagen werde; es ist einer, der euch verklagt: Mose, auf welchen ihr hoffet.

  16. Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben.

    1. Mose 3,15; 49,10. 5. Mose 18,15.

  17. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?

Speisung der Fünftausend

Kapitel 6

  1. Danach fuhr Jesus weg über das Galiläische Meer, daran die Stadt Tiberias liegt.

  2. Und es zog ihm viel Volks nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat.

  3. Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern.

  4. Es war aber nahe Ostern, der Juden Fest.

  5. Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?

  6. Das sagte er aber, ihn zu prüfen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.

  7. Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher ein wenig nehme.

  8. Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus:

  9. Es ist ein Knabe hier, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?

  10. Jesus aber sprach: Schaffet, daß sich das Volk lagere. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann.

  11. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten.

  12. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme.

  13. Da sammelten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf Körbe mit Brocken, die übrigblieben denen, die gespeist worden.

  14. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll.

  15. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn greifen, damit sie ihn zum König machten, entwich er abermals auf den Berg, er selbst allein.

Jesus wandelt auf dem Meer

  1. Am Abend aber gingen die Jünger hinab an das Meer

  2. und traten in ein Schiff und kamen über das Meer nach Kapernaum. Und es war schon finster geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen.

  3. Und das Meer erhob sich von einem großen Winde.

  4. Da sie nun gerudert hatten bei einer Stunde, sahen sie Jesus auf dem Meere dahergehen und nahe zum Schiff kommen; und sie fürchteten sich.

  5. Er aber sprach zu ihnen: Ich bin's; fürchtet euch nicht!

  6. Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen; und alsbald war das Schiff am Lande, wohin sie fuhren.

Jesus das Brot des Lebens

  1. Des andern Tages sah das Volk, das drüben am Meer stand, daß kein anderes Schiff daselbst war als das eine, und daß Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff getreten war, sondern seine Jünger waren allein weggefahren.

  2. Es kamen aber andere Schiffe von Tiberias nahe zu der Stätte, wo sie das Brot gegessen hatten unter des Herrn Danksagung.

  3. Da nun das Volk sah, daß Jesus nicht da war noch seine Jünger, traten sie auch in die Schiffe und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus.

  4. Und da sie ihn fanden jenseits des Meeres, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hergekommen?

  5. Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.

  6. Schaffet euch Speise, nicht, die vergänglich ist, sondern die da bleibt in das ewige Leben, welche euch des Menschen Sohn geben wird; denn auf dem ist das Siegel Gottes des Vaters.

  7. Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, daß wir Gottes Werke wirken?

  8. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, daß ihr an den glaubet, den er gesandt hat.

  9. Da sprachen sie zu ihm: Was tust du denn für ein Zeichen, auf daß wir sehen und glauben dir? Was wirkest du?

  10. Unsre Väter haben das Manna gegessen in der Wüste, wie geschrieben steht (Psalm 78,24): «Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.»

  11. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das rechte Brot vom Himmel.

  12. Denn Gottes Brot ist das, das vom Himmel kommt und gibt der Welt das Leben.

  13. Da sprachen sie zu ihm: Herr, gib uns allewege solch Brot.

  14. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.

  15. Aber ich habe es euch gesagt, daß ihr mich gesehen habt und glaubet doch nicht.

  16. Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

  17. Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.

  18. Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich's auferwecke am Jüngsten Tage.

  19. Denn das ist der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

  20. Da murrten die Juden über ihn, weil er sagte: Ich bin das Brot, das vom Himmel gekommen ist,

  21. und sprachen: Ist dieser nicht Jesus, Josephs Sohn, des Vater und Mutter wir kennen? Wie spricht er denn: Ich bin vom Himmel gekommen?

  22. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Murret nicht untereinander.

  23. Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn ziehe der Vater, der mich gesandt hat; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage.

  24. Es steht geschrieben in den Propheten (Jesaja 54,13): «Sie werden alle von Gott gelehrt sein.» Wer es nun hört vom Vater und lernt es, der kommt zu mir.

  25. Nicht daß jemand den Vater gesehen hat außer dem, der von Gott ist; der hat den Vater gesehen.

  26. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.

  27. Ich bin das Brot des Lebens.

  28. Eure Väter haben das Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben.

  29. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe.

  30. Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.

  31. Da stritten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?

  32. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch.

  33. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

  34. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank.

  35. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm.

  36. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isset, leben um meinetwillen.

  37. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist. Nicht, wie die Väter haben gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.

  38. Solches sagte er in der Synagoge, als er lehrte zu Kapernaum.

Scheidung unter den Jüngern

  1. Viele nun seiner Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören?

  2. Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ist euch das ein Ärgernis?

  3. Wie, wenn ihr nun sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, wo er zuvor war?

  4. Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.

  5. Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. Denn Jesus wußte von Anfang wohl, wer die waren, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde.

  6. Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben.

Bekenntnis des Petrus

  1. Von da an wandten seiner Jünger viele sich ab und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm.

  2. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen?

  3. Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens;

  4. und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist der Heilige Gottes*.

    *Luther übersetzte nach anderer Überlieferung: «daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes».

  5. Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? Und euer einer ist ein Teufel.

  6. Er redete aber von Judas, des Simon Ischarioth Sohn. Der verriet ihn hernach und war der Zwölfe einer.

Reise zum Laubhüttenfest

Kapitel 7

  1. Danach zog Jesus umher in Galiläa; denn er wollte nicht in Judäa umherziehen, weil ihm die Juden nach dem Leben trachteten.

  2. Es war aber nahe der Juden Laubhüttenfest.

  3. Da sprachen seine Brüder zu ihm: Mache dich auf von dannen und gehe nach Judäa, auf daß auch deine Jünger sehen die Werke, die du tust.

  4. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch gelten öffentlich. Willst du solches, so offenbare dich vor der Welt.

  5. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.

  6. Da spricht Jesus zu ihnen: Meine Zeit ist noch nicht da; eure Zeit aber ist allewege.

  7. Die Welt kann euch nicht hassen. Mich aber hasset sie, denn ich bezeuge ihr, daß ihre Werke böse sind.

  8. Gehet ihr hinauf auf das Fest! Ich will noch nicht hinaufgehen auf dieses Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.

  9. Da er aber das zu ihnen gesagt, blieb er in Galiläa.

  10. Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren zu dem Fest, da ging er auch hinauf, nicht öffentlich, sondern heimlich.

  11. Da suchten ihn die Juden am Fest und sprachen: Wo ist der?

  12. Und es war ein großes Gemurmel über ihn unter dem Volk. Etliche sprachen: Er ist gut; die andern aber sprachen: Nein, sondern er verführt das Volk.

  13. Niemand aber redete frei heraus von ihm aus Furcht vor den Juden.

Jesus auf dem Fest

  1. Aber mitten im Fest ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte.

  2. Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kennt dieser die Schrift, obwohl er sie doch nicht gelernt hat?

  3. Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat.

  4. Wenn jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.

  5. Wer von sich selbst redet, der sucht seine eigne Ehre; wer aber sucht die Ehre des, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und ist keine Ungerechtigkeit an ihm.

  6. Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und niemand unter euch tut das Gesetz. Warum suchet ihr mich zu töten?

  7. Das Volk antwortete: Du hast einen bösen Geist; wer sucht dich zu töten?

  8. Jesus antwortete und sprach: Ein einziges Werk habe ich getan, und es wundert euch alle.

  9. Mose hat euch doch gegeben die Beschneidung – nicht daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern -, und ihr beschneidet den Menschen auch am Sabbat.

  10. Wenn nun ein Mensch die Beschneidung empfängt am Sabbat, damit nicht das Gesetz des Mose gebrochen werde, zürnet ihr dann über mich, daß ich den ganzen Menschen habe am Sabbat gesund gemacht?

  11. Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet ein rechtes Gericht.

  12. Da sprachen etliche aus Jerusalem: Ist das nicht der, den sie suchen zu töten?

  13. Und siehe, er redet frei, und sie sagen ihm nichts. Sollten unsre Obersten nun wahrhaftig erkannt haben, daß er der Christus sei?

  14. Doch wir wissen, woher dieser ist; wenn aber der Christus kommen wird, so wird niemand wissen, woher er ist.

  15. Da rief Jesus im Tempel, lehrte und sprach: Ihr kennet mich und wisset, woher ich bin. Aber von mir selbst bin ich nicht gekommen, sondern es ist ein Wahrhaftiger, der mich gesandt hat, welchen ihr nicht kennet.

  16. Ich kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.

  17. Da suchten sie ihn zu greifen; aber niemand legte die Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

  18. Aber viele vom Volk glaubten an ihn und sprachen: Wenn der Christus kommen wird, wird er etwa mehr Zeichen tun, als dieser tat?

  19. Und es kam vor die Pharisäer, daß im Volk solches Gemurmel über ihn war. Da sandten die Hohenpriester und Pharisäer Knechte aus, daß sie ihn griffen.

  20. Da sprach Jesus zu ihnen: Ich bin noch eine kleine Zeit bei euch, und dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat.

  21. Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, könnt ihr nicht hinkommen.

  22. Da sprachen die Juden untereinander: Wo will dieser hingehen, daß wir ihn nicht finden werden? Will er zu denen gehen, die in der Zerstreuung unter den Griechen wohnen, und die Griechen lehren?

  23. Was ist das für eine Rede, daß er sagte: Ihr werdet mich suchen und nicht finden; und wo ich bin, da könnt ihr nicht hinkommen?

  24. Aber am letzten Tage des Festes, welcher der höchste war, trat Jesus auf, rief und sprach: Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!

  25. Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von des Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.

  26. Das sagte er aber von dem Geist, welchen empfangen sollten, die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da, denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

Zwiespalt im Volk

  1. Einige nun vom Volk, die diese Reden hörten, sprachen: Dieser ist wahrlich der Prophet.

  2. Andere sprachen: Er ist der Christus. Etliche aber sprachen: Soll der Christus aus Galiläa kommen?

  3. Spricht nicht die Schrift: von dem Geschlecht Davids und aus dem Orte Bethlehem, wo David war, solle der Christus kommen?

  4. Also ward eine Zwietracht unter dem Volk über ihn.

  5. Es wollten aber etliche ihn greifen; aber niemand legte die Hand an ihn.

  6. Die Knechte kamen zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und die sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht gebracht?

  7. Die Knechte antworteten: Es hat nie ein Mensch so geredet wie dieser Mensch.

  8. Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid ihr auch verführt?

  9. Glaubt auch irgendein Oberster oder Pharisäer an ihn?

  10. Nur das Volk tut's, das nichts vom Gesetz weiß: verflucht ist es!

  11. Spricht zu ihnen Nikodemus, der vormals zu ihm gekommen war, welcher einer von ihnen war:

  12. Richtet unser Gesetz auch einen Menschen, ehe man ihn verhört hat und erkannt, was er tut?

  13. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Bist du auch ein Galiläer? Forsche und siehe, aus Galiläa steht kein Prophet auf.

Jesus und die Ehebrecherin

  1. <Und ein jeglicher ging heim.

Kapitel 8

  1. Jesus aber ging an den Ölberg.

  2. Und frühmorgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm; und er setzte sich und lehrte sie.

  3. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, im Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte

  4. und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist ergriffen auf frischer Tat im Ehebruch.

  5. Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen. Was sagst du?

    3. Mose 20,10.

  6. Das sprachen sie aber, ihn zu versuchen, auf daß sie eine Sache wider ihn hätten. Aber Jesus bückte sich nieder und schrieb mit dem Finger auf die Erde.

  7. Als sie nun anhielten, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie.

  8. Und bückte sich wieder nieder und schrieb auf die Erde.

  9. Da sie aber das hörten, gingen sie hinaus, einer nach dem andern, von den Ältesten an; und Jesus ward allein gelassen und die Frau in der Mitte stehend.

  10. Jesus aber richtete sich auf und sprach zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt?

  11. Sie aber sprach: Herr, niemand. Jesus aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.>

Jesu Selbstzeugnis

  1. Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.

  2. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du zeugst von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.

  3. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst zeuge, so ist mein Zeugnis wahr; denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe; ihr aber wisset nicht, woher ich komme und wohin ich gehe.

  4. Ihr richtet nach dem Fleisch, ich richte niemand.

  5. Wenn ich aber richte, so ist mein Gericht recht; denn ich bin nicht allein, sondern ich und der mich gesandt hat.

  6. Auch steht in eurem Gesetz geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis wahr sei.

  7. Ich bin's, der ich von mir selbst zeuge; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir.

  8. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater? Jesus antwortete: Ihr kennet weder mich noch meinen Vater; wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater.

  9. Diese Worte redete Jesus an dem Gotteskasten, da er lehrte im Tempel; und niemand griff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.

Jesus weist hin auf seinen Tod

  1. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Ich gehe hinweg, und ihr werdet mich suchen und in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.

  2. Da sprachen die Juden: Will er sich denn selbst töten, daß er spricht: Wohin ich gehe, da könnt ihr nicht hinkommen?

  3. Und er sprach zu ihnen: Ihr seid von unten her, ich bin von oben her; ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt.

  4. Darum habe ich euch gesagt, daß ihr sterben werdet in euren Sünden; denn wenn ihr nicht glaubet, daß ich es bin, so werdet ihr sterben in euren Sünden.

  5. Da sprachen sie zu ihm: Wer bist du denn? Und Jesus sprach zu ihnen: Was rede ich noch mit euch!

  6. Ich habe viel über euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.

  7. Sie verstanden aber nicht, daß er ihnen von dem Vater sagte.

  8. Da sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen werdet, dann werdet ihr erkennen, daß ich es bin und nichts von mir selber tue, sondern, wie mich der Vater gelehrt hat, so rede ich.

  9. Und der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater läßt mich nicht allein; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt.

  10. Da er solches redete, glaubten viele an ihn.

Die Wahrheit macht frei

  1. Da sprach nun Jesus zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr in Wahrheit meine Jünger

  2. und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

  3. Da antworteten sie ihm: Wir sind Abrahams Kinder und sind niemals jemandes Knechte gewesen. Wie sprichst du denn: Ihr sollt frei werden?

  4. Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.

  5. Der Knecht aber bleibt nicht ewiglich im Hause; der Sohn bleibt ewiglich.

  6. Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.

Widersacher der Wahrheit

  1. Ich weiß wohl, daß ihr Abrahams Kinder seid; aber ihr sucht mich zu töten, denn mein Wort findet bei euch keinen Raum.

  2. Ich rede, was ich von meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.

  3. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Abraham ist unser Vater. Spricht Jesus zu ihnen: Wenn ihr Abrahams Kinder wäret, so tätet ihr Abrahams Werke.

  4. Nun aber sucht ihr mich zu töten, einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe, die ich von Gott gehört habe. Das hat Abraham nicht getan.

  5. Ihr tut eures Vaters Werke. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht unehelich geboren; wir haben einen Vater, Gott.

  6. Jesus sprach zu ihnen: Wäre Gott euer Vater, so liebtet ihr mich; denn ich bin ausgegangen und komme von Gott; denn ich bin nicht von mir selber gekommen, sondern er hat mich gesandt.

  7. Warum versteht ihr denn meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht könnt hören!

  8. Ihr habt den Teufel zum Vater, und nach eures Vaters Gelüste wollt ihr tun. Der ist ein Mörder von Anfang und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er von seinem Eignen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.

  9. Ich aber, weil ich die Wahrheit sage, so glaubet ihr mir nicht.

Das Geheimnis der Person Jesu

  1. Welcher unter euch kann mich einer Sünde zeihen? Wenn ich aber die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?

  2. Wer von Gott ist, der hört Gottes Wort; darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.

  3. Da antworteten die Juden und sprachen zu ihm: Sagen wir nicht recht, daß du ein Samariter bist und hast einen bösen Geist?

  4. Jesus antwortete: Ich habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr verunehrt mich.

  5. Ich suche nicht meine Ehre; es ist aber einer, der sie sucht und richtet.

  6. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: So jemand mein Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.

  7. Da sprachen die Juden zu ihm: Nun erkennen wir, daß du einen bösen Geist hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: So jemand mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken ewiglich.

  8. Bist du mehr als unser Vater Abraham, welcher gestorben ist? Und die Propheten sind gestorben. Was machst du aus dir selbst?

  9. Jesus antwortete: Wenn ich mich selber ehre, so ist meine Ehre nichts. Es ist aber mein Vater, der mich ehrt, von welchem ihr sprecht: Er ist unser Gott,

  10. und kennet ihn nicht; ich aber kenne ihn. Und wenn ich wollte sagen: Ich kenne ihn nicht, - so würde ich ein Lügner, gleichwie ihr seid. Aber ich kenne ihn und halte sein Wort.

  11. Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.

  12. Da sprachen die Juden zu ihm: Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt und hast Abraham gesehen?

  13. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe denn Abraham ward, bin ich.

  14. Da hoben sie Steine auf, daß sie auf ihn würfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.

Heilung eines Blindgeborenen

Kapitel 9

  1. Und Jesus ging vorüber und sah einen, der blind geboren war.

  2. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, daß er ist blind geboren?

  3. Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt, noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.

  4. Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.

  5. Dieweil ich bin in der Welt, bin ich das Licht der Welt.

  6. Da er solches gesagt, spie er auf die Erde und machte einen Brei aus dem Speichel und legte den Brei auf des Blinden Augen

  7. und sprach zu ihm: Gehe hin zu dem Teich Siloah, das ist verdolmetscht: gesandt, und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend.

  8. Die Nachbarn und die ihn zuvor gesehen hatten, daß er ein Bettler war, sprachen: Ist dieser nicht, der dasaß und bettelte?

  9. Etliche sprachen: Er ist's, etliche aber: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.

  10. Da sprachen sie zu ihm: Wie sind deine Augen aufgetan?

  11. Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und legte ihn auf meine Augen und sprach: Gehe hin zu dem Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und ward sehend.

  12. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist er? Er sprach: Ich weiß nicht.

  13. Da führten sie ihn, der zuvor blind war, zu den Pharisäern.

  14. Es war aber Sabbat an dem Tage, da Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete.

  15. Da fragten sie ihn abermals, auch die Pharisäer, wie er wäre sehend geworden. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.

  16. Da sprachen etliche der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Die andern aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es ward eine Zwietracht unter ihnen.

  17. Sie sprachen wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, daß er hat deine Augen aufgetan? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.

  18. Die Juden glaubten nicht von ihm, daß er blind gewesen und sehend geworden wäre, bis daß sie riefen die Eltern des, der sehend geworden war,

  19. fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von welchem ihr sagt, er sei blind geboren? Wie ist er denn nun sehend?

  20. Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, daß dieser unser Sohn ist und daß er blind geboren ist.

  21. Wie er aber nun sehend ist, wissen wir nicht; oder wer ihm hat seine Augen aufgetan, wissen wir auch nicht. Er ist alt genug, fragt ihn, laßt ihn selbst für sich reden.

  22. Solches sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon geeinigt: wenn jemand ihn als den Christus bekennte, der sollte in den Bann getan werden.

  23. Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn.

  24. Da riefen sie zum andern Mal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist.

  25. Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht; eines aber weiß ich: daß ich blind war und bin nun sehend.

  26. Da sprachen sie zu ihm: Was tat er dir? Wie tat er deine Augen auf?

  27. Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt's nicht gehört! Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?

  28. Da schmähten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind des Mose Jünger.

  29. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.

  30. Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist ein wunderlich Ding, daß ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan.

  31. Wir wissen, daß Gott die Sünder nicht hört; sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und tut seinen Willen, den hört er.

  32. Vom Anbeginn der Welt hat man nicht gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe.

  33. Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.

  34. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns? Und stießen ihn hinaus.

  35. Es kam vor Jesus, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Und da er ihn fand, sprach er zu ihm: Glaubst du an des Menschen Sohn?

  36. Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's? auf daß ich an ihn glaube.

  37. Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's.

  38. Er aber sprach: Herr, ich glaube, und fiel vor ihm nieder.

  39. Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, auf daß, die da nicht sehen, sehend werden, und die da sehen, blind werden.

  40. Solches hörten etliche der Pharisäer, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind wir denn auch blind?

  41. Jesus sprach zu ihnen: Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; nun ihr aber sprecht: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.

Der gute Hirte

Kapitel 10

  1. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und Räuber.

  2. Der aber zur Tür hineingeht, der ist der Hirte der Schafe.

  3. Dem tut der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme; und er ruft seine Schafe mit Namen und führt sie aus.

  4. Und wenn er alle die Seinen hat hinausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach; denn sie kennen seine Stimme.

  5. Einem Fremden aber folgen sie nicht nach, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen der Fremden Stimme nicht.

  6. Diesen Spruch sagte Jesus zu ihnen; sie verstanden aber nicht, was es war, das er zu ihnen sagte.

  7. Da sprach Jesus wieder zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen.

  8. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht.

  9. Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich eingeht, der wird gerettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.

  10. Ein Dieb kommt nur, daß er stehle, würge und umbringe. Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen.

  11. Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe.

  12. Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, des die Schafe nicht eigen sind, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf erhascht und zerstreut die Schafe.

  13. Der Mietling flieht; denn er ist ein Mietling und achtet der Schafe nicht.

  14. Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen,

  15. wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

  16. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle; und auch diese muß ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und wird eine Herde und ein Hirte werden.

  17. Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, auf daß ich's wieder nehme.

  18. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selber. Ich habe Macht, es zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen. Solch Gebot habe ich empfangen von meinem Vater.

  19. Da ward abermals eine Zwietracht unter den Juden über diese Worte.

  20. Viele unter ihnen sprachen: Er hat einen bösen Geist und ist unsinnig; was höret ihr ihm zu?

  21. Die andern sprachen: Das sind nicht Worte eines Besessenen; kann ein böser Geist auch der Blinden Augen auftun?

  22. Es ward aber Tempelweihe zu Jerusalem und war Winter.

  23. Und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomos.

  24. Da umringten ihn die Juden und sprachen zu ihm: Wie lange hältst du unsre Seele im Ungewissen? Bist du der Christus, so sage es frei heraus.

  25. Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, und ihr glaubet nicht. Die Werke, die ich tue in meines Vaters Namen, die zeugen von mir.

  26. Aber ihr glaubet nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen.

  27. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir,

  28. und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

  29. Der Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.

  30. Ich und der Vater sind eins.

Feindschaft der Juden

  1. Da hoben die Juden abermals Steine auf, daß sie ihn steinigten.

  2. Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch erzeigt von meinem Vater; um welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?

  3. Die Juden antworteten ihm: Um eines guten Werkes willen steinigen wir dich nicht, sondern um der Gotteslästerung willen und weil du als ein Mensch dich selber zu Gott machst.

  4. Jesus antwortete ihnen: Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz (Psalm 82,6): «Ich habe gesagt: Ihr seid Götter»?

  5. Wenn er Götter die nennt, zu welchen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden -,

  6. wie sprecht ihr denn zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott, - weil ich sagte: Ich bin Gottes Sohn?

  7. Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubet mir nicht;

  8. tue ich sie aber, so glaubet doch – wollt ihr mir nicht glauben – den Werken, damit ihr zur Erkenntnis kommt und in ihr bleibt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm.

  9. Da suchten sie abermals ihn zu greifen. Aber er entging ihnen aus ihren Händen

  10. und zog hin wieder jenseits des Jordan an den Ort, da Johannes zuvor getauft hatte, und blieb allda.

  11. Und viele kamen zu ihm und sprachen: Johannes tat kein Zeichen; aber alles, was Johannes von diesem gesagt hat, das ist wahr.

  12. Und glaubten allda viele an ihn.

Auferweckung des Lazarus

Kapitel 11

  1. Es lag aber einer krank mit Namen Lazarus aus Bethanien, dem Dorfe Marias und ihrer Schwester Martha.

  2. Maria aber war es, die den Herrn gesalbt hat mit Salbe und seine Füße getrocknet mit ihrem Haar. Deren Bruder Lazarus war krank.

  3. Da sandten seine Schwestern zu ihm und ließen ihm sagen: Herr, siehe, den du lieb hast, der liegt krank.

  4. Da Jesus das hörte, sprach er: Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, daß der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde.

  5. Jesus aber hatte Martha lieb und ihre Schwester und Lazarus.

  6. Als er nun hörte, daß er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, da er war;

  7. danach aber spricht er zu seinen Jüngern: Laßt uns wieder nach Judäa ziehen!

  8. Seine Jünger sprachen zu ihm: Meister, vor kurzem erst wollten die Juden dich steinigen, und du willst wieder dahin ziehen?

  9. Jesus antwortete: Sind nicht des Tages zwölf Stunden? Wer des Tages wandelt, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht dieser Welt.

  10. Wer aber des Nachts wandelt, der stößt sich; denn es ist kein Licht in ihm.

  11. Solches sagte er, und danach spricht er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke.

  12. Da sprachen seine Jünger: Herr, schläft er, so wird's besser mit ihm.

  13. Jesus aber sprach von seinem Tode; sie meinten aber, er rede vom leiblichen Schlaf.

  14. Da sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben;

  15. und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, auf daß ihr glaubet. Aber lasset uns zu ihm ziehen!

  16. Da sprach Thomas, der genannt ist Zwilling, zu den Jüngern: Laßt uns mitziehen, daß wir mit ihm sterben!

  17. Da kam Jesus und fand ihn schon vier Tage im Grabe liegen.

  18. Bethanien aber war nahe bei Jerusalem, bei einer halben Stunde.

  19. Und viele Juden waren zu Martha und Maria gekommen, sie zu trösten über ihren Bruder.

  20. Als Martha nun hörte, daß Jesus kommt, ging sie ihm entgegen; Maria aber blieb daheim sitzen.

  21. Da sprach Martha zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.

  22. Aber auch jetzt noch weiß ich, daß, was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.

  23. Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.

  24. Martha spricht zu ihm: Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am Jüngsten Tage.

  25. Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe;

  26. und wer da lebet und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?

  27. Sie spricht zu ihm: Herr, ja; ich glaube, daß du bist der Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.

  28. Und da sie das gesagt hatte, ging sie hin und rief ihre Schwester Maria heimlich und sprach: Der Meister ist da und ruft dich.

  29. Dieselbe, als sie das hörte, stand sie eilends auf und kam zu ihm.

  30. Jesus aber war noch nicht in das Dorf gekommen, sondern war noch an dem Ort, da ihm Martha entgegengekommen war.

  31. Die Juden, die bei ihr im Hause waren und sie trösteten, da sie sahen, daß Maria eilends aufstand und hinausging, folgten sie ihr nach und dachten: Sie geht hin zum Grabe, daß sie daselbst weine.

  32. Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, und ihn sah, fiel sie zu seinen Füßen und sprach zu ihm: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.

  33. Als Jesus sie sah weinen und die Juden auch weinen, die mit ihr kamen, ergrimmte er im Geist und ward betrübt in sich selbst

  34. und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sprachen zu ihm: Herr, komm und sieh es!

  35. Und Jesus gingen die Augen über.

  36. Da sprachen die Juden: Siehe, wie hat er ihn so lieb gehabt!

  37. Etliche aber unter ihnen sprachen: Konnte, der dem Blinden die Augen aufgetan hat, nicht schaffen, daß auch dieser nicht stürbe?

  38. Da ergrimmte Jesus abermals in sich selbst und kam zum Grabe. Es war aber eine Höhle, und ein Stein davor gelegt.

  39. Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihm Martha, die Schwester des Verstorbenen: Herr, er stinkt schon; denn er hat vier Tage gelegen.

  40. Jesus spricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: wenn du glaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes sehen?

  41. Da hoben sie den Stein weg. Jesus aber hob seine Augen empor und sprach: Vater, ich danke dir, daß du mich erhört hast.

  42. Ich wußte wohl, daß du mich allezeit hörst; aber um des Volks willen, das umhersteht, habe ich geredet, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast.

  43. Da er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!

  44. Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen und sein Angesicht verhüllt mit einem Schweißtuch. Jesus spricht zu ihnen: Löset die Binden und lasset ihn gehen!

  45. Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.

Jesu Feinde beschließen seinen Tod

  1. Etliche aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.

  2. Da versammelten die Hohenpriester und die Pharisäer den Rat und sprachen: Was tun wir? Dieser Mensch tut viele Zeichen.

  3. Lassen wir ihn so, dann werden sie alle an ihn glauben, und es werden die Römer kommen und nehmen uns Land und Leute.

  4. Einer aber unter ihnen, Kaiphas, der desselben Jahres Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts;

  5. ihr bedenket auch nicht: Es ist euch besser, ein Mensch sterbe für das Volk, als daß das ganze Volk verderbe.

  6. Solches aber redete er nicht von sich selbst, sondern, weil er desselben Jahres Hoherpriester war, weissagte er. Denn Jesus sollte sterben für das Volk,

  7. und nicht für das Volk allein, sondern damit er auch die Kinder Gottes, die zerstreut waren, zusammenbrächte.

  8. Von dem Tage an war es für sie beschlossen, daß sie ihn töteten.

  9. Jesus aber wandelte nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern ging von dannen in eine Gegend nahe bei der Wüste, in eine Stadt, genannt Ephraim, und blieb daselbst mit seinen Jüngern.

  10. Es war aber nahe das Ostern* der Juden; und es gingen aus der Gegend viele hinauf nach Jerusalem vor Ostern, daß sie sich reinigten.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  11. Da standen sie und fragten nach Jesus und redeten miteinander im Tempel: Was dünkt euch? Wird er wohl kommen auf das Fest?

  12. Es hatten aber die Hohenpriester und Pharisäer ein Gebot ausgehen lassen: wenn jemand wüßte, wo er wäre, solle er's anzeigen, damit sie ihn greifen könnten.

Salbung in Bethanien

Kapitel 12

  1. Sechs Tage vor Ostern kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, welchen Jesus auferweckt hatte von den Toten.

  2. Daselbst machten sie ihm ein Mahl, und Martha diente; Lazarus aber war deren einer, die mit ihm zu Tische lagen.

  3. Da nahm Maria ein Pfund Salbe von unverfälschter, köstlicher Narde und salbte die Füße Jesu und trocknete mit ihrem Haar seine Füße; das Haus aber ward voll vom Geruch der Salbe.

  4. Da sprach seiner Jünger einer, Judas Ischarioth, der ihn hernach verriet:

  5. Warum ist diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Silbergroschen und den Armen gegeben?

  6. Das sagte er aber nicht, weil er nach den Armen fragte, sondern er war ein Dieb und hatte den Beutel und nahm an sich, was gegeben ward.

  7. Da sprach Jesus: Laß sie mit Frieden! Mag es gelten für den Tag meines Begräbnisses.

  8. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch; mich aber habt ihr nicht allezeit.

  9. Da erfuhr viel Volks der Juden, daß er daselbst war, und kamen nicht allein um Jesu willen, sondern damit sie auch Lazarus sähen, welchen er von den Toten erweckt hatte.

  10. Aber die Hohenpriester beschlossen, daß sie auch Lazarus töteten;

  11. denn um seinetwillen gingen viele Juden hin und glaubten an Jesus.

Einzug in Jerusalem

  1. Des andern Tages, da viel Volks, das aufs Fest gekommen war, hörte, daß Jesus käme nach Jerusalem,

  2. nahmen sie Palmenzweige und gingen hinaus ihm entgegen und schrien: Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel!

  3. Jesus aber fand ein Eselsfüllen und ritt darauf; wie denn geschrieben steht (Sacharja 9,9):

  4. «Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, reitend auf einem Eselsfüllen.»

  5. Solches aber verstanden seine Jünger zuerst nicht; aber als Jesus verherrlicht ward, da dachten sie daran, daß solches von ihm geschrieben war und man solches ihm getan hatte.

  6. Das Volk aber, das mit ihm war, als er Lazarus aus dem Grabe rief und von den Toten auferweckte, rühmte die Tat.

  7. Darum ging ihm auch das Volk entgegen, da sie hörten, er hätte solches Zeichen getan.

  8. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: Ihr sehet, daß ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach!

Die Verherrlichung naht

  1. Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinaufgekommen waren, daß sie anbeteten auf dem Fest.

  2. Die traten zu Philippus, der von Bethsaida aus Galiläa war, baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen.

  3. Philippus kommt und sagt's Andreas, und Philippus und Andreas sagten's Jesus weiter.

  4. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, daß des Menschen Sohn verherrlicht werde.

  5. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, so bleibt's allein; wenn es aber erstirbt, so bringt es viel Frucht.

  6. Wer sein Leben lieb hat, der wird's verlieren; und wer sein Leben auf dieser Welt hasset, der wird's erhalten zum ewigen Leben.

  7. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.

  8. Jetzt ist meine Seele betrübt. Und was soll ich sagen? Vater, hilf mir aus dieser Stunde? Nein, darum bin ich in diese Stunde gekommen.

  9. Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen.

  10. Da sprach das Volk, das dabeistand und zuhörte: Es donnerte. Die andern sprachen: Es redete ein Engel mit ihm.

  11. Jesus antwortete und sprach: Diese Stimme ist nicht um meinetwillen geschehen, sondern um euretwillen.

  12. Jetzt geht das Gericht über die Welt; nun wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen werden.

  13. Und ich, wenn ich * erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.

    *Kapitel 8,28.

  14. Das sagte er aber, zu zeigen, welches Todes er sterben würde.

  15. Da antwortete ihm das Volk: Wir haben gehört im Gesetz, daß der Christus ewiglich bleibe; und wie sagst du denn: Des Menschen Sohn muß erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?

  16. Da sprach Jesus zu ihnen: Es ist das Licht noch eine kleine Zeit bei euch. Wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch die Finsternis nicht überfalle. Wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wo er hingeht.

  17. Glaubet an das Licht, solange ihr's habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder werdet.

Unglaube des Volkes

Solches redete Jesus und ging weg und verbarg sich vor ihnen.

  1. Und ob er wohl solche Zeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn;

  2. auf daß erfüllt würde der Spruch des Propheten Jesaja, den er sagte (Jesaja 53,1): «Herr, wer glaubt unserm Predigen? Und wem ist der Arm des Herrn offenbart?»

  3. Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja sagte abermals (Jesaja 6,9.10):

  4. «Er hat ihre Augen verblendet und ihr Herz verstockt, daß sie mit den Augen nicht sehen noch mit dem Herzen vernehmen und sich bekehren, und ich ihnen hülfe.»

  5. Solches sagte Jesaja, da er seine Herrlichkeit sah, und redete von ihm.

  6. Doch auch der Obersten glaubten viele an ihn; aber um der Pharisäer willen bekannten sie es nicht, auf daß sie nicht in den Bann getan würden.

  7. Denn sie hatten lieber die Ehre bei den Menschen als die Ehre bei Gott.

  8. Jesus aber rief und sprach: Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.

  9. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.

  10. Ich bin gekommen in die Welt ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.

  11. Und wer meine Worte hört und bewahrt sie nicht, den werde ich nicht richten; denn ich bin nicht gekommen, daß ich die Welt richte, sondern daß ich die Welt rette.

  12. Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon seinen Richter: Das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage.

  13. Denn ich habe nicht von mir selber geredet; sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich sagen und reden soll.

  14. Und ich weiß: sein Gebot ist das ewige Leben. Darum, was ich rede, das rede ich so, wie mir der Vater gesagt hat.

Die Fußwaschung

Kapitel 13

  1. Vor dem Osterfest aber erkannte Jesus, daß seine Stunde gekommen war, daß er aus dieser Welt ginge zum Vater; und wie er hatte geliebt die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.

  2. Und bei dem Abendessen, da schon der Teufel hatte dem Judas, Simons Sohn, dem Ischarioth, ins Herz gegeben, daß er ihn verriete,

  3. und Jesus wußte, daß ihm der Vater hatte alles in seine Hände gegeben und daß er von Gott gekommen war und zu Gott ging:

  4. stand er vom Abendmahl auf, legte seine Kleider ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich.

  5. Danach goß er Wasser in ein Becken, hob an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.

  6. Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir meine Füße waschen?

  7. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das weißt du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.

  8. Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen! Jesus antwortete ihm: Werde ich dich nicht waschen, so hast du kein Teil an mir.

  9. Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!

  10. Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, der bedarf nichts als noch die Füße waschen; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle.

  11. Denn er wußte seinen Verräter wohl; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.

  12. Da er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach abermals zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch getan habe?

  13. Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn ich bin's auch.

  14. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße waschen.

  15. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe.

  16. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat.

  17. Wenn ihr solches wisset, selig seid ihr, wenn ihr's tut.

  18. Nicht rede ich von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muß die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): «Der mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.»

  19. Jetzt sage ich's euch, ehe denn es geschieht, damit, wenn es geschehen ist, ihr glaubet, daß ich es bin.

  20. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer aufnimmt, wenn ich jemand senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat.

Jesus und der Verräter

  1. Da Jesus solches gesagt hatte, ward er betrübt im Geist und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten.

  2. Da sahen sich die Jünger untereinander an, und ward ihnen bange, von welchem er redete.

  3. Es war aber einer unter seinen Jüngern, welchen Jesus lieb hatte, der lag bei Tische an der Brust Jesu.

  4. Dem winkte Simon Petrus und sprach zu ihm: Sag, wer ist's, von dem er redet!

  5. Der lehnte sich an die Brust Jesu und sprach zu ihm: Herr, wer ist's?

  6. Jesus antwortete: Der ist's, dem ich den Bissen eintauche und gebe. Und er tauchte den Bissen ein, nahm ihn und gab ihn dem Judas, des Simon Ischarioth Sohn.

  7. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: Was du tust, das tue bald!

  8. Es wußte aber niemand am Tische, wozu er's ihm sagte.

  9. Etliche meinten, weil Judas den Beutel hatte, Jesus spräche zu ihm: Kaufe, was uns not ist zum Fest, oder daß er den Armen etwas gäbe.

  10. Da er nun den Bissen genommen hatte, ging er alsbald hinaus. Und es war Nacht.

JESU ABSCHIEDSREDEN

(Kapitel 13,31 – 16,33)

Die Verherrlichung

  1. Da Judas aber hinausgegangen war, spricht Jesus: Nun ist des Menschen Sohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm.

  2. Ist Gott verherrlicht in ihm, so wird ihn Gott auch verherrlichen in sich und wird ihn alsbald verherrlichen.

  3. Liebe Kinder, ich bin noch eine kleine Weile bei euch. Ihr werdet mich suchen; und wie ich zu den Juden sagte: Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen, so sage ich jetzt auch euch.

  4. Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habet.

  5. Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.

Ankündigung der Verleugnung des Petrus

  1. Spricht Simon Petrus zu ihm: Herr, wo gehst du hin? Jesus antwortete ihm: Wo ich hingehe, kannst du mir diesmal nicht folgen; aber du wirst mir nachmals folgen.

  2. Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir diesmal nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen.

  3. Jesus antwortete ihm: Solltest du dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal habest verleugnet.

Jesu Hingang zum Vater

Kapitel 14

  1. Euer Herz erschrecke nicht! Glaubet an Gott und glaubet an mich!

  2. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, würde ich dann zu euch gesagt haben: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?

  3. Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, so will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.

  4. Und wo ich hingehe, - den Weg wisset ihr.

  5. Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; und wie können wir den Weg wissen?

  6. Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

  7. Wenn ihr mich kenntet, so kenntet ihr auch meinen Vater. Und von nun an kennet ihr ihn und habt ihn gesehen.

  8. Spricht zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater, so ist's uns genug.

  9. Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch, und du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater! Wie sprichst du denn: Zeige uns den Vater?

  10. Glaubst du nicht, daß ich im Vater und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, der tut seine Werke.

  11. Glaubet mir, daß ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen.

  12. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.

  13. Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf daß der Vater verherrlicht werde in dem Sohne.

  14. Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.

Verheißung des heiligen Geistes

  1. Liebet ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.

  2. Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster* geben, daß er bei euch sei ewiglich:

    *Andere Übersetzungen: «Fürsprecher», «Beistand» (vergleiche Markus 13,11; Römer 8,26; 2. Korinther 3,17; 1. Johannes 2,1).

  3. den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht kann empfangen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.

  4. Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.

  5. Es ist noch um ein kleines, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen. Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.

  6. An demselben Tage werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.

  7. Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

  8. Spricht zu ihm Judas, nicht der Ischarioth: Herr, was ist's, daß du dich uns willst offenbaren und nicht der Welt?

  9. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen.

    Vers 21. Kapitel 13,34. Sprüche 8,17. Epheser 3,17.

  10. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.

  11. Solches habe ich zu euch geredet, während ich bei euch gewesen bin.

  12. Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, was ich euch gesagt habe.

Der Friede Christi

  1. Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

  2. Ihr habt gehört, daß ich euch gesagt habe: Ich gehe hin und komme wieder zu euch. Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe, denn der Vater ist größer als ich.

  3. Und nun habe ich's euch gesagt, ehe es geschieht, auf daß ihr glaubet, wenn es nun geschehen wird.

  4. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden, denn es kommt der Fürst der Welt. Er hat keine Macht über mich,

  5. aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und tue, wie mir der Vater geboten hat. Stehet auf und lasset uns von hinnen gehen.

Der rechte Weinstock

Kapitel 15

  1. Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärtner.

  2. Eine jegliche Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jegliche, die da Frucht bringt, wird er reinigen, daß sie mehr Frucht bringe.

  3. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

  4. Bleibet in mir und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht bringen von sich selber, sie bleibe denn am Weinstock, so auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.

  5. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

  6. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und müssen brennen.

  7. Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.

  8. Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringet und werdet meine Jünger.

Bleibet in meiner Liebe!

  1. Gleichwie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibet in meiner Liebe!

  2. Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibet ihr in meiner Liebe, gleichwie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe.

  3. Solches rede ich zu euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.

  4. Das ist mein Gebot, daß ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe.

  5. Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.

  6. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.

  7. Ich sage hinfort nicht, daß ihr Knechte seid; denn ein Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Euch aber habe ich gesagt, daß ihr Freunde seid; denn alles, was ich habe von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan.

  8. Ihr habt mich nicht erwählt, sondern ich habe euch erwählt und gesetzt, daß ihr hingehet und Frucht bringet und eure Frucht bleibe, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er's euch gebe.

  9. Das gebiete ich euch, daß ihr euch untereinander liebet.

Der Haß der Welt

  1. Wenn euch die Welt hasset, so wisset, daß sie mich vor euch gehaßt hat.

  2. Wäret ihr von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt erwählt habe, darum hasset euch die Welt.

  3. Gedenket an mein Wort, das ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie eures auch halten.

  4. Aber das alles werden sie euch tun um meines Namens willen; denn sie kennen den nicht, der mich gesandt hat.

  5. Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt, so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen.

  6. Wer mich hasset, der hasset auch meinen Vater.

  7. Hätte ich nicht die Werke getan unter ihnen, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie es gesehen und hassen doch beide, mich und meinen Vater.

  8. Doch muß erfüllt werden der Spruch, in ihrem Gesetz geschrieben (Psalm 69,5): «Sie hassen mich ohne Ursache.»

  9. Wenn aber der Tröster kommen wird, welchen ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird zeugen von mir.

  10. Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang bei mir gewesen.

Kapitel 16

  1. Solches habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Ärgernis nehmt.

  2. Sie werden euch in den Bann tun. Ja, es kommt die Stunde, daß wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst damit.

  3. Und solches werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen.

  4. Aber solches habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Stunde kommen wird, ihr daran gedenket, daß ich's euch gesagt habe. Solches aber habe ich euch von Anfang nicht gesagt, denn ich war bei euch.

Wirken des heiligen Geistes

  1. Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin?

  2. Sondern weil ich solches zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauerns geworden.

  3. Aber ich sage euch die Wahrheit: es ist euch gut, daß ich hingehe. Denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.

  4. Und wenn derselbe kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht;

  5. über die Sünde: daß sie nicht glauben an mich;

  6. über die Gerechtigkeit: daß ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht sehet;

  7. über das Gericht: daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist.

  8. Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.

  9. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.

  10. Derselbe wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen.

  11. Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird's von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.

Jesu Weggang und Wiederkommen

  1. Über ein kleines, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals über ein kleines, dann werdet ihr mich sehen.

  2. Da sprachen etliche unter seinen Jüngern untereinander: Was ist das, was er sagt zu uns: Über ein kleines, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals über ein kleines, dann werdet ihr mich sehen; und: Ich gehe zum Vater?

  3. Da sprachen sie: Was ist das, was er sagt: Über ein kleines? Wir wissen nicht, was er redet.

  4. Da merkte Jesus, daß sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber fraget ihr untereinander, daß ich gesagt habe: Über ein kleines, dann werdet ihr mich nicht sehen; und abermals über ein kleines, dann werdet ihr mich sehen.

  5. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und heulen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden.

  6. Ein Weib, wenn sie gebiert, so hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen. Wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Angst um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt geboren ist.

  7. Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

  8. Und an demselben Tage werdet ihr mich nichts fragen.

    Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater etwas bitten werdet, so wird er's euch geben in meinem Namen.

  9. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, daß eure Freude vollkommen sei.

  10. Solches habe ich zu euch in Sprüchen und Bildern geredet. Es kommt aber die Zeit, daß ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.

  11. An demselben Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten will;

  12. denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebet und glaubet, daß ich von Gott ausgegangen bin.

  13. Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.

  14. Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern.

  15. Nun wissen wir, daß du alle Dinge weißt und bedarfst nicht, daß dich jemand frage; darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist.

  16. Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubet ihr?

  17. Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr zerstreut werdet, ein jeglicher in das Seine, und mich allein lasset. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.

  18. Solches habe ich mit euch geredet, daß ihr in mir Frieden habet. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Das hohepriesterliche Gebet

Kapitel 17

  1. Solches redete Jesus und hob seine Augen auf gen Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist da: verherrliche deinen Sohn, auf daß dich der Sohn verherrliche,

  2. wie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, damit er das ewige Leben gebe allen, die du ihm gegeben hast.

  3. Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.

  4. Ich habe dich verherrlicht auf Erden und vollendet das Werk, das du mir gegeben hast, daß ich es tun sollte.

  5. Und nun verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.

  6. Ich habe deinen Namen offenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort behalten.

  7. Nun wissen sie, daß alles, was du mir gegeben hast, sei von dir.

  8. Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; und sie haben's angenommen und erkannt wahrhaftig, daß ich von dir ausgegangen bin, und glauben, daß du mich gesandt hast.

  9. Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.

  10. Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht.

  11. Und ich bin nicht mehr in der Welt; sie aber sind in der Welt, und ich komme zu dir. Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien gleichwie wir.

  12. Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und habe sie bewahrt, und ist keiner von ihnen verloren außer dem Sohn des Verderbens, auf daß die Schrift erfüllt würde.

  13. Nun aber komme ich zu dir und rede solches in der Welt, auf daß sie in sich haben meine Freude vollkommen.

  14. Ich habe ihnen gegeben dein Wort, und die Welt haßte sie; denn sie sind nicht von der Welt, wie denn auch ich nicht von der Welt bin.

  15. Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen.

  16. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich auch nicht von der Welt bin.

  17. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.

  18. Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.

  19. Ich heilige mich selbst für sie, auf daß auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.

  20. Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden,

  21. auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir; daß auch sie in uns seien, damit die Welt glaube, du habest mich gesandt.

  22. Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, daß sie eins seien, gleichwie wir eins sind,

  23. ich in ihnen und du in mir, auf daß sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, daß du mich gesandt hast und liebst sie, gleichwie du mich liebst.

  24. Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, auf daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast; denn du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet ward.

  25. Gerechter Vater, die Welt kennt dich nicht; ich aber kenne dich, und diese haben erkannt, daß du mich gesandt hast.

  26. Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und will ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, sei in ihnen und ich in ihnen.

Gefangennahme Jesu

Kapitel 18

  1. Da Jesus solches geredet hatte, ging er hinaus mit seinen Jüngern über den Bach Kidron; da war ein Garten, darein ging Jesus und seine Jünger.

  2. Judas aber, der ihn verriet, wußte den Ort auch, denn Jesus versammelte sich oft daselbst mit seinen Jüngern.

  3. Da nun Judas zu sich genommen hatte die Schar der Kriegsknechte und die Diener der Hohenpriester und Pharisäer, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.

  4. Da nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr?

  5. Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Er spricht zu ihnen: Ich bin's! Judas aber, der ihn verriet, stand auch bei ihnen.

  6. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's! wichen sie zurück und fielen zu Boden.

  7. Da fragte er sie abermals: Wen suchet ihr? Sie aber sprachen: Jesus von Nazareth.

  8. Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, daß ich's bin. Suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!

  9. auf daß das Wort erfüllt würde, welches er gesagt hatte: Ich habe derer keinen verloren, die du mir gegeben hast.

    Kapitel 17,12.

  10. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es heraus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein rechtes Ohr ab. Und der Knecht hieß Malchus.

  11. Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?

Jesus vor Hannas und Kaiphas.

Verleugnung des Petrus

  1. Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Juden nahmen Jesus und banden ihn

  2. und führten ihn zuerst zu Hannas; der war der Schwiegervater des Kaiphas, welcher des Jahres Hoherpriester war.

  3. Es war aber Kaiphas, der den Juden geraten hatte, es wäre gut, daß ein Mensch stürbe für das Volk.

  4. Simon Petrus aber folgte Jesus nach und ein anderer Jünger. Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesus hinein in des Hohenpriesters Palast.

  5. Petrus aber stand draußen vor der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führte Petrus hinein.

  6. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petrus: Bist du nicht auch einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin's nicht.

  7. Es standen aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlenfeuer gemacht, denn es war kalt, und wärmten sich. Petrus aber stand bei ihnen und wärmte sich.

  8. Aber der Hohepriester fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.

  9. Jesus antwortete ihm: Ich habe frei öffentlich geredet vor der Welt. Ich habe allezeit gelehrt in der Synagoge und in dem Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgenen geredet.

  10. Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, diese wissen, was ich gesagt habe.

  11. Als er aber solches redete, gab der Diener einer, der dabeistand, Jesus einen Backenstreich und sprach: Antwortest du so dem Hohenpriester?

  12. Jesus antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, daß es böse sei; habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?

  13. Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas.

  14. Simon Petrus aber stand und wärmte sich. Da sprachen sie zu ihm: Bist du nicht seiner Jünger einer? Er leugnete aber und sprach: Ich bin's nicht.

  15. Spricht einer von des Hohenpriesters Knechten, ein Verwandter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?

  16. Da leugnete Petrus abermals, und alsbald krähte der Hahn.

Der König der Wahrheit

  1. Da führten sie Jesus von Kaiphas vor das Richthaus. Und es war frühe; und sie gingen nicht in das Richthaus, damit sie nicht unrein würden, sondern Ostern* essen könnten.

    *Wörtlich: «Passa». Luther hat im Neuen Testament «Passa» mit «Ostern» wiedergegeben.

  2. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?

  3. Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet.

  4. Da sprach Pilatus zu ihnen: So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetz. Da sprachen die Juden zu ihm: Wir dürfen niemand töten, -

  5. auf daß erfüllt würde das Wort Jesu, das er sagte, um zu zeigen, welches Todes er sterben würde.

  6. Da ging Pilatus wieder hinein ins Richthaus und rief Jesus und sprach zu ihm: Bist du der Juden König?

  7. Jesus antwortete: Redest du das von dir selbst, oder haben's dir andere von mir gesagt?

  8. Pilatus antwortete: Bin ich ein Jude? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet. Was hast du getan?

  9. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darum kämpfen, daß ich den Juden nicht überantwortet würde; aber nun ist mein Reich nicht von dieser Welt.

  10. Da sprach Pilatus zu ihm: So bist du dennoch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme.

  11. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit? Und da er das gesagt, ging er wieder hinaus zu den Juden und spricht zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm.

  12. Ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch einen Gefangenen zum Osterfest losgebe; wollt ihr nun, daß ich euch der Juden König losgebe?

  13. Da schrien sie wieder und sprachen: Nicht diesen, sondern Barabbas! Barabbas aber war ein Räuber.

Geißelung und Verspottung

Kapitel 19

  1. Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln.

  2. Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an,

  3. traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, lieber Judenkönig! und gaben ihm Backenstreiche.

  4. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen: Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde.

  5. Da ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und ein Purpurkleid. Und Pilatus spricht zu ihnen: Sehet, welch ein Mensch!

Die Verurteilung

  1. Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrien sie und sprachen: Kreuzige! kreuzige! Pilatus spricht zu ihnen: Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm.

  2. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben, denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht.

  3. Da Pilatus das Wort hörte, fürchtete er sich noch mehr

  4. und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.

  5. Da sprach Pilatus zu ihm: Redest du nicht mit mir? Weißt du nicht, daß ich Macht habe, dich loszugeben, und Macht habe, dich zu kreuzigen?

  6. Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben her gegeben. Darum: der mich dir überantwortet hat, der hat größere Sünde.

  7. Von da an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe. Die Juden aber schrien und sprachen: Läßt du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist wider den Kaiser.

  8. Da Pilatus das Wort hörte, führte er Jesus heraus und setzte sich auf den Richterstuhl an der Stätte, die da heißt Steinpflaster, auf hebräisch Gabbatha.

  9. Es war aber der Rüsttag auf Ostern um die sechste Stunde. Und er spricht zu den Juden: Sehet, das ist euer König!

  10. Sie schrien aber: Weg, weg mit dem! Kreuzige ihn! Spricht Pilatus zu ihnen: Soll ich euren König kreuzigen? Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König denn den Kaiser.

  11. Da überantwortete er ihnen Jesus, daß er gekreuzigt würde.

Kreuzigung und Tod

Sie nahmen ihn aber,

  1. und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, welche heißt auf hebräisch Golgatha.

  2. Allda kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber mitten inne.

  3. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und setzte sie auf das Kreuz; und war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König.

  4. Diese Überschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, da Jesus gekreuzigt ward, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.

  5. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern daß er gesagt habe: Ich bin der Juden König.

  6. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.

  7. Die Kriegsknechte aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegsknecht einen Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenäht, von obenan gewebt durch und durch.

  8. Da sprachen sie untereinander: Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll, - auf daß erfüllt würde die Schrift (Psalm 22,19): «Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über meinen Rock das Los geworfen.» Solches taten die Kriegsknechte.

  9. Es stand aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, des Kleopas Frau, und Maria Magdalena.

  10. Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn!

  11. Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

  12. Danach, da Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, auf daß die Schrift erfüllt würde, spricht er: Mich dürstet!

  13. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf einen Ysop und hielten es ihm dar zum Munde.

  14. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und neigte das Haupt und verschied.

  15. Die Juden aber, weil es Rüsttag war, damit nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über, denn es war ein großer Sabbat, baten sie den Pilatus, daß ihnen die Beine gebrochen und sie abgenommen würden.

  16. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuzigt war.

  17. Als sie aber zu Jesus kamen und sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht;

  18. sondern der Kriegsknechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und alsbald ging Blut und Wasser heraus.

  19. Und der das gesehen hat, der hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet.

  20. Denn solches ist geschehen, daß die Schrift erfüllt würde (2. Mose 12,46): «Ihr sollt ihm kein Bein zerbrechen.»

  21. Und abermals spricht die Schrift (Sacharja 12,10): «Sie werden sehen auf den, in welchen sie gestochen haben.»

Jesu Grablegung

  1. Danach bat den Pilatus Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war, doch heimlich aus Furcht vor den Juden, daß er den Leichnam Jesu dürfte abnehmen. Und Pilatus erlaubte es. Da kam er und nahm den Leichnam Jesu herab.

  2. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte Myrrhe und Aloe untereinander gemengt, bei hundert Pfunden.

  3. Da nahmen sie den Leichnam Jesu und banden ihn in leinene Tücher mit den Spezereien, wie die Juden pflegen zu begraben.

  4. Es war aber an der Stätte, da er gekreuzigt ward, ein Garten und im Garten ein neues Grab, in welches niemand je gelegt war.

  5. Dahin legten sie Jesus um des Rüsttages willen der Juden, weil das Grab nahe war.

Der Ostermorgen

Kapitel 20

  1. An dem ersten Tage der Woche kommt Maria Magdalena frühe, da es noch finster war, zum Grabe und sieht, daß der Stein vom Grabe hinweg war.

  2. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, welchen Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grabe, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

  3. Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grabe.

  4. Es liefen aber die zwei miteinander, und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grabe,

  5. schaut hinein und sieht die leinenen Binden gelegt; er ging aber nicht hinein.

  6. Da kam Simon Petrus ihm nach und ging hinein in das Grab und sieht die Binden gelegt

  7. und das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht zu den Binden gelegt, sondern beiseits, zusammengewickelt, an einen besonderen Ort.

  8. Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grabe gekommen war, und sah und glaubte.

  9. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, daß er von den Toten auferstehen müßte.

  10. Da gingen die Jünger wieder heim.

Maria aus Magdala

  1. Maria aber stand vor dem Grabe und weinte draußen. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab

  2. und sieht zwei Engel in weißen Kleidern sitzen, einen zu den Häupten und den andern zu den Füßen, da sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten.

  3. Und dieselben sprachen zu ihr: Weib, was weinest du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.

  4. Und als sie das sagte, wandte sie sich zurück und sieht Jesus stehen und weiß nicht, daß es Jesus ist.

  5. Spricht Jesus zu ihr: Weib, was weinest du? Wen suchest du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo hast du ihn hingelegt, so will ich ihn holen.

  6. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf hebräisch: Rabbuni! das heißt: Meister!

  7. Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.

  8. Maria Magdalena kommt und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und solches hat er zu mir gesagt.

Der Auferstandene im Jüngerkreis

  1. Am Abend aber desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!

  2. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn sahen.

  3. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

  4. Und da er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den heiligen Geist!

  5. Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Thomas

  1. Thomas aber, der Zwölfe einer, der da heißt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.

  2. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen sehe die Nägelmale und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben.

  3. Und über acht Tage waren abermals seine Jünger drinnen und Thomas mit ihnen. Kommt Jesus, da die Türen verschlossen waren, und tritt mitten ein und spricht: Friede sei mit euch!

  4. Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und siehe meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!

  5. Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

  6. Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, so glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

  7. Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor den Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.

  8. Diese aber sind geschrieben, daß ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Gottes, und daß ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.

Der Auferstandene am See Tiberias

Kapitel 21

  1. Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias. Er offenbarte sich aber so:

  2. Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der da heißt Zwilling, und Nathanael von Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und andere zwei seiner Jünger.

  3. Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und traten in das Schiff, und in derselben Nacht fingen sie nichts.

  4. Als es aber schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war.

  5. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein.

  6. Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden. Da warfen sie und konnten's nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische.

  7. Da spricht der Jünger, welchen Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr! Da Simon Petrus hörte, daß es der Herr war, gürtete er den Rock um, denn er war nackt, und warf sich ins Meer.

  8. Die andern Jünger aber kamen mit dem Schiff, denn sie waren nicht ferne vom Lande, sondern bei zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen.

  9. Als sie nun ausstiegen auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt und Fische darauf und Brot.

  10. Spricht Jesus zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt!

  11. Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz auf das Land voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig. Und wiewohl ihrer so viel waren, zerriß doch das Netz nicht.

  12. Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wußten, daß es der Herr war.

  13. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische.

  14. Das ist nun das dritte Mal, daß Jesus offenbart ward den Jüngern, nachdem er von den Toten auferstanden war.

Petrus und Johannes

  1. Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, des Johannes Sohn, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!

  2. Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, des Johannes Sohn, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!

  3. Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, des Johannes Sohn, hast du mich lieb? Petrus ward traurig, daß er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb? und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!

  4. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und wandeltest, wo du hin wolltest; wenn du aber alt wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hin willst.

  5. Das sagte er aber, zu zeigen, mit welchem Tode er Gott preisen würde. Und als er das gesagt, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

  6. Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, welchen Jesus lieb hatte, der auch an seiner Brust beim Abendessen gelegen hatte und gesagt: Herr, wer ist's, der dich verrät?

  7. Da Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem?

  8. Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!

  9. Da ging die Rede aus unter den Brüdern: Dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, daß er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?

  10. Dies ist der Jünger, der von diesen Dingen zeugt und dies geschrieben hat, und wir wissen, daß sein Zeugnis wahrhaftig ist.

  11. Es sind auch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn sie aber sollten eins nach dem andern geschrieben werden, achte ich, die Welt würde die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.

DIE APOSTELGESCHICHTE DES LUKAS

Christi Himmelfahrt

Kapitel 1

  1. Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus anfing zu tun und zu lehren

  2. bis an den Tag, da er aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln, welche er hatte erwählt, durch den heiligen Geist Weisung gegeben hatte.

  3. Ihnen hat er sich auch als der Lebendige erzeigt nach seinem Leiden in mancherlei Erweisungen, und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.

  4. Und als er sie versammelt hatte, befahl er ihnen, daß sie nicht von Jerusalem wichen, sondern warteten auf die Verheißung des Vaters, welche ihr, so sprach er, gehört habt von mir;

  5. denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.

  6. Die aber zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?

  7. Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater in seiner Macht bestimmt hat;

  8. ihr werdet aber die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein zu Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.

  9. Und da er solches gesagt, ward er aufgehoben zusehends, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.

  10. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Kleidern,

  11. welche auch sagten: Ihr Männer von Galiläa, was stehet ihr und sehet gen Himmel? Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird so kommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

  12. Da wandten sie sich um nach Jerusalem von dem Berge, der da heißt der Ölberg, welcher ist nahe bei Jerusalem und liegt einen Sabbatweg davon.

  13. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon Zelotes und Judas, des Jakobus Sohn.

  14. Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

Wahl des Matthias

  1. Und in den Tagen trat Petrus auf unter den Brüdern und sprach – es war aber eine Schar zusammen bei hundertzwanzig -:

  2. Ihr Männer und Brüder, es mußte das Wort der Schrift erfüllt werden, welches zuvor gesagt hat der heilige Geist durch den Mund Davids über Judas, der den Weg zeigte denen, die Jesus fingen;

  3. denn er war zu uns gezählt und hatte dies Amt mit uns empfangen.

  4. Dieser hat erworben einen Acker um den Lohn für seine Ungerechtigkeit und stürzte vornüber und ist mitten entzweigeborsten und all sein Eingeweide ausgeschüttet.

  5. Und es ist kundgeworden allen, die zu Jerusalem wohnen, so daß dieser Acker genannt wird auf ihre Sprache: Akeldamach, das heißt Blutacker.

  6. Denn es steht geschrieben im Psalmbuch (Psalm 69,26; 109,8): «Seine Behausung müsse wüste werden, und sei niemand, der darin wohne», und: «Sein Amt empfange ein anderer.»

  7. So muß nun einer von diesen Männern, die bei uns gewesen sind die ganze Zeit über, welche der Herr Jesus unter uns ein- und ausgegangen ist,

  8. von der Taufe des Johannes an bis auf den Tag, da er von uns genommen ist, ein Zeuge seiner Auferstehung mit uns werden.

  9. Und sie stellten zwei auf: Joseph, genannt Barsabas, mit dem Zunamen Justus, und Matthias,

  10. beteten und sprachen: Herr, der du aller Herzen kennst, zeige an, welchen du erwählt hast unter diesen zweien,

  11. daß einer träte an seinen Platz in diesem Dienst und Apostelamt, von dem Judas gewichen ist, daß er hinginge an seinen Ort.

  12. Und sie warfen das Los über sie, und das Los fiel auf Matthias; und er ward zugeordnet zu den elf Aposteln.

Das Pfingstwunder

Kapitel 2

  1. Und als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle beieinander an einem Ort.

  2. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie eines gewaltigen Windes und erfüllte das ganze Haus, da sie saßen.

  3. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen,

  4. und sie wurden alle voll des heiligen Geistes und fingen an zu predigen in andern Zungen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.

  5. Es waren aber Juden zu Jerusalem wohnend, die waren gottesfürchtige Männer aus allerlei Volk, das unter dem Himmel ist.

  6. Da nun diese Stimme geschah, kam die Menge zusammen und wurde bestürzt; denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden.

  7. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und sprachen: Siehe, sind nicht diese alle, die da reden, aus Galiläa?

  8. Wie hören wir denn ein jeglicher seine Sprache, darin wir geboren sind?

  9. Parther und Meder und Elamiter, und die wir wohnen in Mesopotamien und in Judäa und Kappadozien, in Pontus und der Landschaft Asien,

  10. Phrygien und Pamphylien, in Ägypten und der Gegend von Libyen bei Kyrene und Ausländer von Rom,

  11. Juden und Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unsern Zungen die großen Taten Gottes reden.

  12. Sie entsetzten sich aber alle und wurden bestürzt und sprachen einer zu dem andern: Was will das werden?

  13. Die andern aber hatten ihren Spott und sprachen: Sie sind voll süßen Weins.

Pfingstpredigt des Petrus

  1. Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr zu Jerusalem seid, das sei euch kundgetan, und lasset meine Worte zu euren Ohren eingehen.

  2. Denn diese sind nicht trunken, wie ihr wähnet, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage;

  3. sondern das ist's, was durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist (Joel 3,1-5):

  4. «Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben;

  5. und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen.

  6. Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf;

  7. die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt.

  8. Und soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.»

  9. Ihr Männer von Israel, höret diese Worte: Jesus von Nazareth, den Mann, von Gott unter euch erwiesen mit Taten und Wundern und Zeichen, welche Gott durch ihn tat unter euch, wie ihr selbst wisset:

  10. ihn, der durch Ratschluß und Vorsehung Gottes dahingegeben war, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und getötet.

  11. Den hat Gott auferweckt und aufgelöst die Schmerzen des Todes, wie es denn unmöglich war, daß er sollte von ihm gehalten werden.

  12. Denn David spricht von ihm (Psalm 16,8-11): «Ich habe den Herrn allezeit vor Augen, denn er ist an meiner Rechten, auf daß ich nicht wanke.

  13. Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlocket; auch mein Fleisch wird ruhen in der Hoffnung.

  14. Denn du wirst meine Seele nicht bei den Toten lassen, auch nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe.

  15. Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst mich erfüllen mit Freuden vor deinem Angesicht.»

  16. Ihr Männer, liebe Brüder, lasset mich frei reden zu euch von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag.

  17. Da er nun ein Prophet war und wußte, daß ihm Gott verheißen hatte mit einem Eide, daß sein Nachkomme sollte auf seinem Thron sitzen,

  18. hat er's vorausgesehen und geredet von der Auferstehung des Christus, daß er nicht bei den Toten gelassen ist und sein Fleisch die Verwesung nicht gesehen hat.

  19. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen.

  20. Nun er durch die Rechte Gottes erhöht ist und empfangen hat den verheißenen heiligen Geist vom Vater, hat er ausgegossen, was ihr hier sehet und höret.

  21. Denn David ist nicht gen Himmel gefahren. Er spricht aber (Psalm 110,1): «Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten,

  22. bis daß ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße.»

  23. So wisse nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat.

Die erste Gemeinde

  1. Als sie aber das hörten, ging's ihnen durchs Herz, und sprachen zu Petrus und zu den andern Aposteln: Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?

  2. Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes.

  3. Denn euer und eurer Kinder ist diese Verheißung und aller, die ferne sind, soviele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.

  4. Auch mit vielen andern Worten bezeugte er und ermahnte und sprach: Lasset euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht!

  5. Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und wurden hinzugetan an dem Tage bei dreitausend Seelen.

  6. Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.

  7. Es kam aber alle Seelen Furcht an, und geschahen auch viel Wunder und Zeichen durch die Apostel.

  8. Alle aber, die gläubig waren geworden, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.

  9. Auch verkauften sie Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem einer in Not war.

  10. Und sie waren täglich und stets beieinander einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern,

  11. nahmen die Speise mit Freuden und lauterem Herzen, lobten Gott und hatten Gnade bei dem ganzen Volk. Der Herr aber tat hinzu täglich, die gerettet wurden, zu der Gemeinde.

Heilung des Lahmen

Kapitel 3

  1. Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, da man pflegt zu beten.

  2. Und es ward ein Mann herbeigetragen, lahm von Mutterleibe; den setzten sie täglich vor des Tempels Tür, die da heißt die schöne, daß er bettelte um ein Almosen von denen, die in den Tempel gingen.

  3. Da er nun sah Petrus und Johannes, wie sie wollten zum Tempel hineingehen, bat er um ein Almosen.

  4. Petrus aber sah ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an!

  5. Und er sah sie an und wartete, daß er etwas von ihnen empfinge.

  6. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandle!

  7. Und griff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Alsbald standen seine Füße und Knöchel fest,

  8. und er sprang auf, konnte gehen und stehen und ging mit ihnen in den Tempel, wandelte und sprang und lobte Gott.

  9. Und es sah ihn alles Volk wandeln und Gott loben.

  10. Sie kannten ihn auch, daß er's war, der um Almosen gesessen hatte vor der schönen Tür des Tempels; und sie wurden voll Wunderns und Entsetzens über das, was ihm widerfahren war.

  11. Als er aber sich zu Petrus und Johannes hielt, lief alles Volk zu ihnen in die Halle, die da heißt Salomos, und wunderten sich sehr.

  12. Als Petrus das sah, sprach er zu dem Volk: Ihr Männer von Israel, was wundert ihr euch darüber, oder was sehet ihr auf uns, als hätten wir diesen wandeln gemacht durch unsre eigene Kraft oder Frömmigkeit?

  13. Der Gott Abrahams und Isaaks und Jakobs, der Gott unsrer Väter, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, welchen ihr überantwortet und verleugnet habt vor Pilatus, als der ihn loslassen wollte.

  14. Ihr aber verleugnetet den Heiligen und Gerechten und batet, daß man euch den Mörder schenkte;

  15. aber den Fürsten des Lebens habt ihr getötet. Den hat Gott auferweckt von den Toten; des sind wir Zeugen.

  16. Und durch den Glauben an seinen Namen hat diesen hier, den ihr sehet und kennet, sein Name stark gemacht; und der Glaube, der durch ihn gewirkt ist, hat diesem gegeben diese Gesundheit vor euer aller Augen.

  17. Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß ihr's in Unwissenheit getan habt wie auch eure Obersten.

  18. Gott aber hat so erfüllt, was er durch den Mund aller seiner Propheten zuvor verkündigt hat, daß sein Christus leiden sollte.

  19. So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden getilgt werden,

  20. auf daß da komme die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des Herrn und er sende den, der euch zuvor zum Christus bestimmt ist, Jesus.

  21. Ihn muß der Himmel aufnehmen bis auf die Zeit, da alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn.

  22. Mose hat gesagt (5. Mose 18,15.19): «Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern gleichwie mich; den sollt ihr hören in allem, was er euch sagen wird.

  23. Und es wird geschehen, wer diesen Propheten nicht hören wird, der soll vertilgt werden aus dem Volk.»

  24. Und alle Propheten von Samuel an und hernach, wieviel ihrer geredet haben, die haben auch diese Tage verkündigt.

  25. Ihr seid der Propheten und des Bundes Kinder, welchen Gott gemacht hat mit euren Vätern, da er sprach zu Abraham (1. Mose 22,18): «Durch dein Geschlecht sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.»

  26. Für euch zuvörderst hat Gott erweckt seinen Knecht Jesus und hat ihn zu euch gesandt, euch zu segnen, daß ein jeglicher sich bekehre von seiner Bosheit.

Petrus und Johannes vor dem Hohen Rat

Kapitel 4

  1. Als sie aber zum Volk redeten, traten zu ihnen die Priester und der Hauptmann des Tempels und die Sadduzäer,

  2. die verdroß, daß sie das Volk lehrten und verkündigten an Jesus die Auferstehung von den Toten.

  3. Und sie legten die Hände an sie und setzten sie bis auf den Morgen ins Gefängnis; denn es war schon Abend.

  4. Aber viele unter denen, die dem Wort zuhörten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer ward bei fünftausend.

  5. Als nun der Morgen kam, versammelten sich ihre Obersten und Ältesten und Schriftgelehrten zu Jerusalem

  6. und Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas und Johannes und Alexander, und wie viel ihrer waren vom Hohenpriestergeschlecht,

  7. und stellten sie vor sich und fragten sie: Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?

  8. Petrus, voll des heiligen Geistes, sprach zu ihnen: Ihr Obersten des Volks und ihr Ältesten!

  9. Wenn wir heute verhört werden wegen dieser Wohltat an dem kranken Menschen, durch welche er ist gesund geworden,

  10. so sei euch und allem Volk von Israel kundgetan, daß in dem Namen Jesu Christi von Nazareth, welchen ihr gekreuzigt habt, den Gott von den Toten auferweckt hat, steht dieser hier vor euch gesund.

  11. Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist.

  12. In keinem andern ist das Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden.

  13. Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und verwunderten sich; denn sie waren gewiß, daß es ungelehrte und einfache Leute waren, und wußten auch von ihnen, daß sie mit Jesus gewesen waren.

  14. Sie sahen aber den Menschen, der gesund geworden war, bei ihnen stehen und wußten nichts dagegen zu sagen.

  15. Da hießen sie sie hinausgehen aus dem Hohen Rat und verhandelten miteinander und sprachen:

  16. Was wollen wir mit diesen Menschen tun? Denn daß ein offenbares Zeichen durch sie geschehen ist, ist kund allen, die zu Jerusalem wohnen, und wir können's nicht leugnen.

  17. Aber damit es nicht weiter einreiße unter dem Volk, laßt uns sie ernstlich bedrohen, daß sie hinfort zu keinem Menschen in diesem Namen reden.

  18. Und sie riefen sie und geboten ihnen, daß sie durchaus nicht redeten noch lehrten in dem Namen Jesu.

  19. Petrus aber und Johannes antworteten und sprachen zu ihnen: Richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen als Gott.

  20. Wir können's ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten von dem, was wir gesehen und gehört haben.

  21. Da drohten sie ihnen und ließen sie gehen und fanden nicht, wie sie sie strafen könnten, um des Volkes willen; denn sie lobten alle Gott über das, was geschehen war.

  22. Denn der Mensch war über vierzig Jahre alt, an welchem dies Zeichen der Heilung geschehen war.

Gebet der Gemeinde

  1. Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Ihren und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten.

  2. Da sie das hörten, erhoben sie ihre Stimme einmütig zu Gott und sprachen: Herr, der du Himmel und Erde und das Meer und alles, was darinnen ist, gemacht hast;

  3. der du durch den heiligen Geist, durch den Mund unsers Vaters David, deines Knechtes, gesagt hast (Psalm 2,1.2): «Warum toben die Heiden, und die Völker nehmen sich vor, was umsonst ist?

  4. Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich zuhauf wider den Herrn und wider seinen Christus»:

  5. wahrlich ja, sie haben sich versammelt in dieser Stadt wider deinen heiligen Knecht Jesus, welchen du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und den Völkern von Israel,

  6. zu tun, was deine Hand und dein Rat zuvor bedacht hat, daß es geschehen sollte.

  7. Und nun, Herr, siehe an ihr Drohen und gib deinen Knechten, mit allem Freimut zu reden dein Wort,

  8. und strecke deine Hand aus, daß Heilungen und Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.

  9. Und da sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, da sie versammelt waren; und sie wurden alle des heiligen Geistes voll und redeten das Wort Gottes mit Freimut.

Gütergemeinschaft der ersten Christen

  1. Die Menge aber der Gläubigen war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.

  2. Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen.

  3. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wie viel ihrer waren, die da Äcker oder Häuser hatten, die verkauften sie und brachten das Geld des verkauften Gutes

  4. und legten es zu der Apostel Füßen; und man gab einem jeglichen, je nachdem einer in Not war.

  5. Joseph aber, von den Aposteln genannt mit dem Zunamen Barnabas, das heißt: Sohn des Trostes, ein Levit, aus Cypern gebürtig,

  6. der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es zu der Apostel Füßen.

Ananias und Saphira

Kapitel 5

  1. Ein Mann aber mit Namen Ananias samt seiner Frau Saphira verkaufte einen Acker

  2. und entwendete etwas vom Gelde mit Wissen seiner Frau und brachte einen Teil und legte es zu der Apostel Füßen.

  3. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den heiligen Geist belögest und entwendetest etwas vom Gelde des Ackers?

  4. Hättest du ihn doch wohl mögen behalten, da du ihn hattest; und da er verkauft war, war es auch in deiner Gewalt. Warum hast du dir solches in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen.

  5. Als Ananias aber diese Worte hörte, fiel er nieder und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die dies hörten.

  6. Es standen aber die Jünglinge auf und deckten ihn zu und trugen ihn hinaus und begruben ihn.

  7. Und es begab sich über eine Weile, bei drei Stunden, da kam seine Frau herein und wußte nicht, was geschehen war.

  8. Aber Petrus sprach zu ihr: Sage mir, habt ihr den Acker so teuer verkauft? Sie sprach: Ja, so teuer.

  9. Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr denn eins geworden, zu versuchen den Geist des Herrn? Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Tür und werden dich hinaustragen.

  10. Und alsbald fiel sie zu seinen Füßen und gab den Geist auf. Da kamen die Jünglinge und fanden sie tot, trugen sie hinaus und begruben sie neben ihren Mann.

  11. Und es kam eine große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dieses hörten.

Wundertaten der Apostel

  1. Es geschahen aber viel Zeichen und Wunder im Volk durch der Apostel Hände; und sie waren alle in der Halle Salomos einmütig.

  2. Von den andern aber wagte keiner, sich zu ihnen zu tun; doch das Volk hielt groß von ihnen.

  3. Desto mehr aber wuchs die Zahl derer, die da glaubten an den Herrn, eine Menge Männer und Frauen,

  4. so daß sie die Kranken sogar auf die Gassen hinaustrugen und sie auf Betten und Bahren legten, damit, wenn Petrus käme, zum wenigsten sein Schatten einige von ihnen überschattete.

  5. Es kamen auch herzu viele aus den Städten um Jerusalem und brachten die Kranken und die von unsaubern Geistern gepeinigt waren; und alle wurden gesund.

Die Apostel vor dem Hohen Rat

  1. Es erhob sich aber der Hohepriester und alle, die mit ihm waren, nämlich die Sekte der Sadduzäer, und wurden voll Eifer

  2. und legten die Hände an die Apostel und warfen sie in das öffentliche Gefängnis.

  3. Aber der Engel des Herrn tat in der Nacht die Türen des Gefängnisses auf und führte sie heraus und sprach:

  4. Gehet hin und tretet auf und redet im Tempel zum Volk alle Worte des Lebens.

  5. Da sie das gehört hatten, gingen sie frühe in den Tempel und lehrten. Der Hohepriester aber kam und die mit ihm waren und riefen zusammen den Hohen Rat und alle Ältesten in Israel und sandten hin zum Gefängnis, sie zu holen.

  6. Die Diener aber kamen hin und fanden sie nicht im Gefängnis, kamen wieder und sagten es an

  7. und sprachen: Das Gefängnis fanden wir verschlossen mit allem Fleiß und die Hüter außen stehen vor den Türen; aber als wir auftaten, fanden wir niemand darin.

  8. Da der Hauptmann des Tempels und die Hohenpriester diese Rede hörten, wurden sie darüber betreten, was das doch werden wollte.

  9. Da kam einer, der berichtete ihnen: Siehe, die Männer, die ihr ins Gefängnis geworfen habt, stehen im Tempel und lehren das Volk.

  10. Da ging hin der Hauptmann mit den Dienern und holten sie, nicht mit Gewalt; denn sie fürchteten sich vor dem Volk, daß sie gesteinigt würden.

  11. Und sie brachten sie und stellten sie vor den Hohen Rat. Und der Hohepriester fragte sie

  12. und sprach: Wir haben euch doch mit Ernst geboten, daß ihr nicht solltet lehren in diesem Namen. Und sehet, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt dieses Menschen Blut über uns bringen.

  13. Petrus aber und die Apostel antworteten und sprachen: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.

  14. Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, welchen ihr an das Holz gehängt und getötet habt.

  15. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, zu geben Israel Buße und Vergebung der Sünden.

  16. Und wir sind Zeugen dieser Geschichten und der heilige Geist, welchen Gott gegeben hat denen, die ihm gehorchen.

  17. Da sie das hörten, ging's ihnen durchs Herz und dachten, sie zu töten.

Der Rat des Gamaliel

  1. Da stand aber auf im Hohen Rat ein Pharisäer mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter, in Ehren gehalten von allem Volk, und hieß die Apostel ein wenig hinaustun

  2. und sprach: Ihr Männer von Israel, sehet euch vor mit diesen Menschen, was ihr tun wollt.

  3. Denn vor diesen Tagen stand auf Theudas und gab vor, er wäre etwas, und hingen ihm an eine Zahl Männer, bei vierhundert; der ist erschlagen, und alle, die ihm zufielen, sind zerstreut und zunichte geworden.

  4. Danach stand auf Judas aus Galiläa in den Tagen der Schätzung und machte viel Volks abfällig ihm nach; und der ist auch umgekommen, und alle, die ihm zufielen, sind zerstreut.

  5. Und nun sage ich euch: Lasset ab von diesen Menschen und lasset sie gehen! Ist der Rat oder das Werk aus den Menschen, so wird's untergehen;

  6. ist's aber aus Gott, so könnt ihr sie nicht hindern; auf daß ihr nicht erfunden werdet als solche, die wider Gott streiten wollen.

  7. Da fielen sie ihm zu und riefen die Apostel, ließen sie schlagen und geboten ihnen, sie sollten nicht reden in dem Namen Jesu, und ließen sie gehen.

  8. Sie gingen aber fröhlich von des Rates Angesicht, daß sie würdig gewesen waren, um Seines Namens willen Schmach zu leiden,

  9. und hörten nicht auf, alle Tage im Tempel und hin und her in den Häusern zu lehren und zu predigen das Evangelium von Jesus Christus.

Wahl der sieben Almosenpfleger

Kapitel 6

  1. In den Tagen aber, da der Jünger viel wurden, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde wider die hebräischen, darum daß ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung.

  2. Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es taugt nicht, daß wir das Wort Gottes versäumen und zu Tische dienen.

  3. Darum, ihr lieben Brüder, sehet euch um nach sieben Männern, die einen guten Ruf haben und voll heiligen Geistes und Weisheit sind, welche wir bestellen mögen zu diesem Dienst.

  4. Wir aber wollen anhalten am Gebet und am Amt des Wortes.

  5. Und die Rede gefiel der ganzen Menge wohl; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll Glaubens und heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Judengenossen von Antiochien.

  6. Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten die Hände auf sie.

  7. Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger ward sehr groß zu Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.

Stephanus, der erste Märtyrer

  1. Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk.

  2. Da standen etliche auf von der Synagoge der Libertiner und Kyrenäer und Alexandriner und von denen, die aus Cilicien und der Landschaft Asien waren, und stritten mit Stephanus.

  3. Und sie vermochten nicht, zu widerstehen der Weisheit und dem Geiste, aus welchem er redete.

  4. Da stifteten sie etliche Männer an, die sprachen: Wir haben ihn gehört Lästerworte reden wider Mose und wider Gott.

  5. Und sie erregten das Volk und die Ältesten und die Schriftgelehrten und traten herzu und griffen ihn und führten ihn vor den Hohen Rat

  6. und stellten falsche Zeugen auf, die sprachen: Dieser Mensch hört nicht auf, zu reden Lästerworte wider diese heilige Stätte und das Gesetz.

  7. Denn wir haben ihn sagen hören: Dieser Jesus von Nazareth wird diese Stätte zerstören und ändern die Sitten, die uns Mose gegeben hat.

  8. Und sie sahen auf ihn alle, die im Rat saßen, und sahen sein Angesicht wie eines Engels Angesicht.

Rede des Stephanus

Kapitel 7

  1. Da sprach der Hohepriester: Ist dem also?

  2. Er aber sprach: Liebe Brüder und Väter, höret zu. Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er wohnte in Haran,

  3. und sprach zu ihm (1. Mose 12,1): «Gehe aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft und zieh in das Land, das ich dir zeigen will.»

  4. Da ging er aus der Chaldäer Lande und wohnte in Haran. Und als sein Vater gestorben war, brachte Gott ihn von dort herüber in dies Land, darin ihr nun wohnet,

  5. und gab ihm kein Eigentum darin, auch nicht einen Fuß breit, und verhieß nur, er wollte es geben zum Besitz ihm und seinem Geschlecht nach ihm, obwohl er noch kein Kind hatte.

  6. Denn Gott sprach (1. Mose 15,13.14): «Dein Geschlecht wird ein Fremdling sein in einem fremden Lande, und sie werden es dienstbar machen und übel behandeln vierhundert Jahre.

  7. Aber das Volk, dem sie dienen werden, will ich richten», sprach Gott, «und danach werden sie ausziehen und mir dienen an dieser Stätte.»

  8. Und gab ihm den Bund der Beschneidung. Und so zeugte er Isaak und beschnitt ihn am achten Tage, und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Erzväter.

  9. Und die Erzväter beneideten Joseph und verkauften ihn nach Ägypten. Aber Gott war mit ihm

  10. und errettete ihn aus aller seiner Trübsal und gab ihm Gnade und Weisheit vor dem Pharao, dem König in Ägypten; der setzte ihn zum Fürsten über Ägypten und über sein ganzes Haus.

  11. Es kam aber eine teure Zeit über das ganze Land Ägypten und Kanaan und eine große Trübsal, und unsre Väter fanden nicht Nahrung.

  12. Jakob aber hörte, daß in Ägypten Getreide wäre, und sandte unsre Väter aus zum ersten Mal.

  13. Und beim zweiten Mal gab sich Joseph seinen Brüdern zu erkennen, und ward dem Pharao Josephs Herkunft offenbar.

  14. Joseph aber sandte aus und ließ holen seinen Vater Jakob und seine ganze Verwandtschaft, fünfundsiebzig Seelen.

  15. Und Jakob zog hinab nach Ägypten und starb, er und unsre Väter;

  16. und sie sind herübergebracht nach Sichem und gelegt in das Grab, das Abraham gekauft hatte um Geld von den Kindern Hemor zu Sichem.

  17. Da nun sich die Zeit der Verheißung nahte, die Gott Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten,

  18. bis daß ein andrer König über Ägypten aufkam, der nichts wußte von Joseph.

  19. Dieser trieb Hinterlist mit unserm Geschlecht und behandelte unsre Väter übel und schaffte, daß man die jungen Kindlein aussetzen mußte, damit sie nicht lebendig blieben.

  20. Zu der Zeit ward Mose geboren und war ein feines Kind vor Gott und ward drei Monate ernährt in seines Vaters Hause.

  21. Als er aber ausgesetzt ward, nahm ihn die Tochter des Pharao auf und zog ihn auf als ihren Sohn.

  22. Und Mose ward gelehrt in aller Weisheit der Ägypter und war mächtig in Worten und Werken.

  23. Als er aber vierzig Jahre alt ward, gedachte er, nach seinen Brüdern, den Israeliten, zu sehen.

  24. Und sah einen Unrecht leiden; da stand er ihm bei und rächte den, dem Leid geschah, und erschlug den Ägypter.

  25. Er meinte aber, seine Brüder sollten's verstehen, daß Gott durch seine Hand ihnen Rettung gebe; aber sie verstanden's nicht.

  26. Und am andern Tage kam er zu ihnen, als sie miteinander haderten, und mahnte sie, daß sie Frieden hielten, und sprach: Liebe Männer, ihr seid Brüder; warum tut einer dem andern Unrecht?

  27. Der aber seinem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn von sich und sprach (2. Mose 2,14): «Wer hat dich über uns gesetzt zum Obersten und Richter?

  28. Willst du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast?»

  29. Mose aber floh wegen dieser Rede und ward ein Fremdling im Lande Midian; daselbst zeugte er zwei Söhne.

  30. Und nach vierzig Jahren erschien ihm in der Wüste an dem Berge Sinai der Engel des Herrn in einer Feuerflamme im Dornbusch.

  31. Da das aber Mose sah, wunderte er sich des Gesichts. Als er aber hinzuging, zu schauen, geschah die Stimme des Herrn zu ihm (2. Mose 3,6):

  32. «Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.» Mose aber fing an zu zittern und wagte nicht hinzuschauen.

  33. Aber der Herr sprach zu ihm (2. Mose 3,5.7.8.10): «Zieh die Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, da du stehest, ist heilig Land!

  34. Ich habe wohl gesehen das Leiden meines Volkes, das in Ägypten ist, und habe ihr Seufzen gehört und bin herabgekommen, sie zu erretten. Und nun komm her, ich will dich nach Ägypten senden.»

  35. Diesen Mose, welchen sie verleugneten, da sie sprachen (2. Mose 2,14): «Wer hat dich zum Obersten und Richter gesetzt!», den sandte Gott als einen Obersten und Erlöser durch die Hand des Engels, der ihm erschien im Dornbusch.

  36. Dieser führte sie aus und tat Wunder und Zeichen in Ägypten, im Roten Meer und in der Wüste vierzig Jahre.

  37. Dies ist der Mose, der zu den Kindern Israel gesagt hat (5. Mose 18,15): «Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, erwecken aus euren Brüdern gleichwie mich.»

  38. Dieser ist's, der in der Gemeinde in der Wüste mitten zwischen dem Engel, der mit ihm redete auf dem Berge Sinai, und unsern Vätern stand. Dieser empfing Worte des Lebens, euch zu geben.

  39. Ihm wollten unsre Väter nicht gehorsam werden, sondern stießen ihn von sich und wandten sich um mit ihren Herzen nach Ägypten

  40. und sprachen zu Aaron (2. Mose 32,1): «Mache uns Götter, die vor uns hingehen; denn wir wissen nicht, was diesem Mose, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat, widerfahren ist.»

  41. Und sie machten zu der Zeit ein Kalb und brachten dem Götzen Opfer und freuten sich der Werke ihrer Hände.

  42. Aber Gott wandte sich ab und gab sie dahin, daß sie dienten dem Heer des Himmels; wie denn geschrieben steht in dem Buch der Propheten (Amos 5,25-27): «Habt ihr vom Hause Israel die vierzig Jahre in der Wüste mir auch je Opfer und Gaben dargebracht?

  43. Ihr truget umher die Hütte Molochs und den Stern des Gottes Romphan, die Bilder, die ihr gemacht hattet, sie anzubeten. Und ich will euch wegführen bis jenseits Babylon.»

  44. Es hatten unsre Väter die Stiftshütte in der Wüste, wie es ihnen verordnet hatte, der zu Mose redete, daß er sie machen sollte nach dem Vorbilde, das er gesehen hatte.

  45. Dieselbe übernahmen unsre Väter und brachten sie auch mit Josua in das Land, das die Heiden innehatten, welche Gott ausstieß vor dem Angesicht unsrer Väter, bis zur Zeit Davids.

  46. Der fand Gnade bei Gott und bat, daß er eine Wohnung finden möchte für den Gott Jakobs.

  47. Salomo aber baute ihm ein Haus.

  48. Aber der Allerhöchste wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind, wie der Prophet spricht (Jesaja 66,1.2):

  49. «Der Himmel ist mein Thron und die Erde meiner Füße Schemel; was wollt ihr mir denn für ein Haus bauen», spricht der Herr, «oder welches ist die Stätte meiner Ruhe?

  50. Hat nicht meine Hand das alles gemacht?»

  51. Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herzen und Ohren, ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter so auch ihr.

  52. Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die da zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid.

  53. Ihr habt das Gesetz empfangen durch der Engel Dienste und habt's doch nicht gehalten.

Tod des Stephanus

  1. Als sie solches hörten, ging's ihnen durchs Herz und knirschten mit den Zähnen über ihn.

  2. Er aber voll heiligen Geistes sah auf gen Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes und sprach: Siehe, ich sehe den Himmel offen und des Menschen Sohn zur Rechten Gottes stehen.

  3. Sie schrien aber laut und hielten ihre Ohren zu und stürmten einmütig auf ihn ein, stießen ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn.

  4. Und die Zeugen legten ab ihre Kleider zu den Füßen eines Jünglings, der hieß Saulus,

  5. und steinigten Stephanus, der betete und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!

  6. Er kniete aber nieder und schrie laut: Herr, behalte ihnen diese Sünde nicht! Und als er das gesagt, entschlief er.

Kapitel 8

  1. Saulus aber hatte Wohlgefallen an seinem Tode.

Verfolgung der Gemeinde zu Jerusalem

Es erhob sich aber an jenem Tage eine große Verfolgung über die Gemeinde zu Jerusalem; und sie zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samarien, außer den Aposteln.

  1. Es bestatteten aber den Stephanus gottesfürchtige Männer und hielten eine große Klage über ihn.

  2. Saulus aber wütete wider die Gemeinde, ging hin und her in die Häuser und zog hervor Männer und Frauen und überantwortete sie ins Gefängnis.

  3. Die nun zerstreut waren, zogen umher und predigten das Wort.

Philippus in Samaria. Der Zauberer Simon

  1. Philippus aber kam hinab in die Hauptstadt Samariens und predigte ihnen von Christus.

  2. Das Volk aber neigte sich dem, was Philippus sagte, einmütig zu, wie sie hörten und sahen, was er für Zeichen tat.

  3. Denn die unsaubern Geister fuhren aus vielen Besessenen aus mit großem Geschrei, auch viele Gichtbrüchige und Lahme wurden gesund gemacht;

  4. und ward eine große Freude in derselben Stadt.

  5. Es war aber ein Mann mit Namen Simon, der zuvor in dieser Stadt Zauberei trieb und bezauberte das samaritische Volk und gab vor, er wäre etwas Großes.

  6. Und sie hingen ihm alle an, klein und groß, und sprachen: Der ist die Kraft Gottes, die da groß heißt.

  7. Sie hingen ihm aber an, weil er sie lange Zeit mit seiner Zauberei bezaubert hatte.

  8. Da sie aber glaubten den Predigten des Philippus von dem Reich Gottes und von dem Namen Jesu Christi, ließen sich taufen Männer und Frauen.

  9. Da ward auch Simon gläubig und ließ sich taufen und hielt sich zu Philippus. Und als er sah die Zeichen und großen Taten, die da geschahen, verwunderte er sich.

  10. Da aber die Apostel hörten zu Jerusalem, daß Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, sandten sie zu ihnen Petrus und Johannes.

  11. Die kamen hinab und beteten für sie, daß sie den heiligen Geist empfingen.

  12. Denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren allein getauft auf den Namen des Herrn Jesus.

  13. Da legten sie die Hände auf sie, und sie empfingen den heiligen Geist.

  14. Da aber Simon sah, daß der Geist gegeben ward, wenn die Apostel die Hände auflegten, bot er ihnen Geld an

  15. und sprach: Gebt mir auch die Macht, daß, wenn ich jemand die Hände auflege, derselbe den heiligen Geist empfange.

  16. Petrus aber sprach zu ihm: Daß du verdammt werdest mitsamt deinem Gelde, weil du meinst, Gottes Gabe werde durch Geld erlangt.

  17. Du hast weder Teil noch Anrecht an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott.

  18. Darum tu Buße für diese deine Bosheit und bitte den Herrn, ob dir vergeben werden möchte die Tücke deines Herzens.

  19. Denn ich sehe, daß du bist voll bitterer Galle und verstrickt in Ungerechtigkeit.

  20. Da antwortete Simon und sprach: Bittet ihr den Herrn für mich, daß der keines über mich komme, davon ihr gesagt habt.

  21. Sie aber, da sie bezeugt und geredet hatten das Wort des Herrn, kehrten sie wieder um nach Jerusalem und predigten das Evangelium vielen samaritischen Dörfern.

Der Kämmerer aus Mohrenland

  1. Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Stehe auf und gehe gen Süden auf die Straße, die von Jerusalem geht hinab nach Gaza, das da wüste ist.

  2. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Mohrenland, ein Kämmerer und Gewaltiger der Kandake, der Königin in Mohrenland, welcher war über ihre ganze Schatzkammer, der war gekommen nach Jerusalem, um anzubeten,

  3. und zog wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja.

  4. Der Geist aber sprach zu Philippus: Gehe hinzu und halte dich zu diesem Wagen!

  5. Da lief Philippus hinzu und hörte, daß er den Propheten Jesaja las, und sprach: Verstehst du auch, was du liesest?

  6. Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, daß er aufstiege und sich zu ihm setzte.

  7. Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser (Jesaja 53,7.8): «Er ist wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und wie ein Lamm still ist vor seinem Scherer, so hat er nicht aufgetan seinen Mund.

  8. In seiner Niedrigkeit ward ihm gerechtes Urteil versagt. Wer wird von seinem Geschlechte reden? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.»

  9. Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet solches, von sich selber oder von jemand anders?

  10. Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Wort der Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.

  11. Und als sie zogen der Straße nach, kamen sie an ein Wasser. Und der Kämmerer sprach: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, daß ich mich taufen lasse?

  12. <Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so mag es geschehen. Er aber antwortete und sprach: Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist.>

  13. Und er hieß den Wagen halten, und stiegen hinab in das Wasser beide, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.

  14. Als sie aber heraufstiegen aus dem Wasser, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

  15. Philippus aber ward gefunden zu Asdod und zog umher und predigte allen Städten das Evangelium, bis daß er kam nach Cäsarea.

Bekehrung des Saulus

Kapitel 9

  1. Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden wider die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester

  2. und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, auf daß, wenn er etliche von der neuen Lehre fände, Männer und Frauen, er sie gebunden führte nach Jerusalem.

  3. Und als er auf dem Wege war und nahe an Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel;

  4. und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich?

  5. Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.

  6. Stehe auf und gehe in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst.

  7. Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen und waren erstarrt; denn sie hörten die Stimme, aber sahen niemand.

  8. Saulus aber richtete sich auf von der Erde; und als er seine Augen auftat, sah er nichts. Sie nahmen ihn aber bei der Hand und führten ihn nach Damaskus;

  9. und er war drei Tage nicht sehend und aß nicht und trank nicht.

  10. Es war aber ein Jünger zu Damaskus mit Namen Ananias; zu dem sprach der Herr in einem Gesicht: Ananias! Und er sprach: Hier bin ich, Herr.

  11. Der Herr sprach zu ihm: Stehe auf und gehe hin in die Gasse, die da heißt die gerade, und frage in dem Hause des Judas nach einem namens Saul von Tarsus. Denn siehe, er betet

  12. und hat gesehen in einem Gesicht einen Mann mit Namen Ananias zu ihm hereinkommen und die Hand auf ihn legen, daß er wieder sehend werde.

  13. Ananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen gehört über diesen Mann, wieviel Übles er deinen Heiligen getan hat zu Jerusalem;

  14. und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, zu binden alle, die deinen Namen anrufen.

  15. Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin; denn dieser ist mir ein auserwähltes Rüstzeug, daß er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel.

  16. Ich will ihm zeigen, wieviel er leiden muß um meines Namens willen.

  17. Und Ananias ging hin und kam in das Haus und legte die Hände auf ihn und sprach: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir erschienen ist auf dem Wege, da du herkamst; du sollst wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werden.

  18. Und alsbald fiel es von seinen Augen wie Schuppen, und er ward wieder sehend

  19. und stand auf, ließ sich taufen und nahm Speise zu sich und stärkte sich.

    Saulus war aber eine Zeitlang bei den Jüngern zu Damaskus.

Erstes Wirken des Saulus

  1. Und alsbald predigte er in den Synagogen von Jesus, daß dieser Gottes Sohn sei.

  2. Sie entsetzten sich aber alle, die es hörten, und sprachen: Ist das nicht, der zu Jerusalem die vertilgt hat, die diesen Namen anrufen, und ist er nicht darum hergekommen, daß er sie gebunden führe zu den Hohenpriestern?

  3. Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die zu Damaskus wohnten, und bewies, daß dieser ist der Christus.

  4. Und nach vielen Tagen hielten die Juden einen Rat zusammen, daß sie ihn töteten.

  5. Aber es ward Saulus kundgetan, daß sie ihm nachstellten. Sie bewachten aber Tag und Nacht die Tore, daß sie ihn töteten.

  6. Da nahmen ihn seine Jünger bei der Nacht und ließen ihn in einem Korbe über die Mauer hinab.

  7. Da er aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu halten; und sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, daß er ein Jünger wäre.

  8. Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln, und er erzählte ihnen, wie er auf dem Wege den Herrn gesehen und der mit ihm geredet und wie er zu Damaskus im Namen Jesu mit Freimut gepredigt hätte.

  9. Und er war bei ihnen und ging ein und aus zu Jerusalem und predigte mit Freimut im Namen des Herrn Jesus.

  10. Er redete auch und stritt mit den griechischen Juden; aber sie stellten ihm nach, daß sie ihn töteten.

  11. Da das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn weiter nach Tarsus.

  12. So hatte nun die Gemeinde Frieden durch ganz Judäa und Galiläa und Samarien und baute sich und wandelte in der Furcht des Herrn und mehrte sich durch den Beistand des heiligen Geistes.

Petrus in Lydda

  1. Es geschah aber, als Petrus umherzog allenthalben, daß er auch zu den Heiligen kam, die zu Lydda wohnten.

  2. Daselbst fand er einen Mann mit Namen Äneas, acht Jahre lang auf dem Bette gelegen, der war gichtbrüchig.

  3. Und Petrus sprach zu ihm: Äneas, Jesus Christus macht dich gesund; stehe auf und mache dir selber das Bett! Und alsbald stand er auf.

  4. Und es sahen ihn alle, die zu Lydda und in Saron wohnten; die bekehrten sich zu dem Herrn.

Auferweckung der Tabea

  1. Zu Joppe aber war eine Jüngerin mit Namen Tabea, welches verdolmetscht heißt: Reh. Die war voll guter Werke und Almosen, die sie gab.

  2. Es begab sich aber zu der Zeit, daß sie krank ward und starb. Da wuschen sie dieselbe und legten sie in das Obergemach.

  3. Da aber Lydda nahe bei Joppe ist, sandten die Jünger, als sie hörten, daß Petrus daselbst war, zwei Männer zu ihm und baten ihn: Säume nicht, zu uns zu kommen!

  4. Petrus aber stand auf und kam zu ihnen. Und als er hingekommen war, führten sie ihn hinauf in das Obergemach, und es traten zu ihm alle Witwen, weinten und zeigten ihm die Röcke und Kleider, welche die Tabea gemacht hatte, als sie noch bei ihnen war.

  5. Und da Petrus sie alle hinausgetrieben hatte, kniete er nieder, betete und wandte sich zu dem Leichnam und sprach: Tabea, stehe auf! Und sie tat ihre Augen auf; und da sie Petrus sah, setzte sie sich aufrecht.

  6. Er aber gab ihr die Hand und ließ sie aufstehen und rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie lebendig vor ihre Augen.

  7. Und es ward kund in ganz Joppe, und viele wurden gläubig an den Herrn.

  8. Und es geschah, daß er lange Zeit zu Joppe blieb bei einem Simon, der ein Gerber war.

Der Hauptmann Kornelius

Kapitel 10

  1. Es war aber ein Mann zu Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann von der Schar, die da heißt die italische.

  2. Der war fromm und gottesfürchtig samt seinem ganzen Hause und gab dem Volk viel Almosen und betete immer zu Gott.

  3. Der sah in einem Gesicht um die neunte Stunde am Tage deutlich einen Engel Gottes zu sich eintreten, der sprach zu ihm: Kornelius!

  4. Er aber sah ihn an, erschrak und sprach: Herr, was ist's? Er aber sprach zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind hinaufgekommen ins Gedächtnis vor Gott.

  5. Und nun sende Männer nach Joppe und laß holen Simon, mit dem Zunamen Petrus,

  6. welcher ist zur Herberge bei einem Gerber Simon, dessen Haus am Meer liegt.

  7. Und als der Engel, der mit Kornelius redete, hinweggegangen war, rief er zwei seiner Diener und einen gottesfürchtigen Kriegsknecht von denen, die immer um ihn waren,

  8. und erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe.

  9. Des andern Tages, da diese auf dem Wege waren und nahe zur Stadt kamen, stieg Petrus hinauf auf das Dach, zu beten um die sechste Stunde.

  10. Und da er hungrig ward, wollte er essen. Als sie ihm aber zubereiteten, ward er verzückt

  11. und sah den Himmel aufgetan und herniederfahren ein Gefäß wie ein großes leinenes Tuch, an vier Zipfeln niedergelassen auf die Erde.

  12. Darin waren allerlei vierfüßige und kriechende Tiere der Erde und Vögel des Himmels.

  13. Und es geschah eine Stimme zu ihm: Stehe auf, Petrus, schlachte und iß!

  14. Petrus aber sprach: O nein, Herr; denn ich habe noch nie etwas Gemeines und Unreines gegessen.

  15. Und die Stimme sprach zum zweiten Mal zu ihm: Was Gott gereinigt hat, das heiße du nicht gemein.

  16. Und das geschah zu drei Malen; und das Gefäß ward sogleich wieder aufgenommen gen Himmel.

  17. Als aber Petrus noch in sich selbst unruhig war, was das Gesicht bedeute, das er gesehen hatte, siehe, da hatten die Männer, von Kornelius gesandt, das Haus Simons erfragt und standen an der Tür,

  18. riefen und forschten, ob Simon, mit dem Zunamen Petrus, allda zur Herberge wäre.

  19. Indem aber Petrus sich besann über das Gesicht, sprach der Geist: Siehe, zwei Männer suchen dich,

  20. stehe auf, steig hinab und zieh mit ihnen und zweifle nicht; denn ich habe sie gesandt.

  21. Da stieg Petrus hinab zu den Männern und sprach: Siehe, ich bin's, den ihr suchet; was ist die Sache, darum ihr hier seid?

  22. Sie aber sprachen: Kornelius, der Hauptmann, ein frommer und gottesfürchtiger Mann und guten Rufs bei dem ganzen Volk der Juden, hat Befehl empfangen von einem heiligen Engel, daß er dich sollte holen lassen in sein Haus und hören, was du zu sagen hast.

  23. Da rief er sie herein und herbergte sie.

    Des andern Tages machte er sich auf und zog aus mit ihnen, und etliche Brüder von Joppe gingen mit ihm.

  24. Und des andern Tages kam er nach Cäsarea. Kornelius aber wartete auf sie und hatte zusammengerufen seine Verwandten und nächsten Freunde.

  25. Und als Petrus hineinkam, ging ihm Kornelius entgegen und fiel zu seinen Füßen und betete ihn an.

  26. Petrus aber richtete ihn auf und sprach: Stehe auf, ich bin auch nur ein Mensch.

  27. Und indem er mit ihm sprach, ging er hinein und fand ihrer viele, die zusammengekommen waren.

  28. Und er sprach zu ihnen: Ihr wisset, daß es ein unerlaubt Ding ist einem jüdischen Mann, umzugehen mit einem Fremdling oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu heißen.

  29. Darum habe ich mich nicht geweigert zu kommen, als ich geholt ward. So frage ich euch nun, warum ihr mich habt holen lassen.

  30. Kornelius sprach: Vor vier Tagen um diese Zeit betete ich um die neunte Stunde in meinem Hause. Und siehe, da stand ein Mann vor mir in einem hellen Kleid

  31. und sprach: Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott.

  32. So sende nun nach Joppe und laß herrufen Simon, mit dem Zunamen Petrus, welcher ist zur Herberge in dem Hause des Gerbers Simon an dem Meer.

  33. Da sandte ich alsbald zu dir; und du hast wohl getan, daß du gekommen bist. Nun sind wir alle hier gegenwärtig vor Gott, zu hören alles, was dir vom Herrn befohlen ist.

  34. Petrus aber tat seinen Mund auf und sprach: Nun erfahre ich in Wahrheit, daß Gott die Person nicht ansieht;

  35. sondern in jeglichem Volk, wer ihn fürchtet und recht tut, der ist ihm angenehm.

  36. Ihr wisset die Predigt, die Gott zu den Kindern Israel gesandt hat, als er verkündigen ließ den Frieden durch Jesus Christus, welcher ist Herr über alle,

  37. und was da geschehen ist im ganzen jüdischen Land, und wie Gott angefangen hat in Galiläa nach der Taufe, die Johannes predigte,

  38. und diesen Jesus von Nazareth gesalbt hat mit heiligem Geist und Kraft; der ist umhergezogen und hat wohlgetan und gesund gemacht alle, die vom Teufel überwältigt waren, denn Gott war mit ihm.

  39. Und wir sind Zeugen alles des, was er getan hat im jüdischen Lande und zu Jerusalem. Den haben sie an das Holz gehängt und getötet.

  40. Den hat Gott auferweckt am dritten Tage und hat ihn erscheinen lassen,

  41. nicht allem Volk, sondern uns, den von Gott vorerwählten Zeugen, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er auferstanden war von den Toten.

  42. Und er hat uns geboten, zu predigen dem Volk und zu bezeugen, daß er ist verordnet von Gott zum Richter der Lebendigen und der Toten.

  43. Von diesem zeugen alle Propheten, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen.

  44. Da Petrus noch diese Worte redete, fiel der heilige Geist auf alle, die dem Wort zuhörten.

  45. Und die Gläubigen aus den Juden, die mit Petrus gekommen waren, entsetzten sich, daß auch auf die Heiden die Gabe des heiligen Geistes ausgegossen ward;

  46. denn sie hörten, daß sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen. Da antwortete Petrus:

  47. Mag auch jemand dem Wasser wehren, daß diese nicht getauft werden, die den heiligen Geist empfangen haben gleichwie auch wir?

  48. Und befahl, sie zu taufen in dem Namen Jesu Christi. Da baten sie ihn, daß er etliche Tage dabliebe.

Petrus rechtfertigt sich in Jerusalem

Kapitel 11

  1. Es kam aber vor die Apostel und Brüder, die in dem jüdischen Lande waren, daß auch die Heiden hätten Gottes Wort angenommen.

  2. Und da Petrus hinaufkam nach Jerusalem, stritten mit ihm die, die aus den Juden waren,

  3. und sprachen: Du bist gegangen zu Männern, die nicht Juden sind, und hast mit ihnen gegessen!

  4. Petrus aber hob an und erzählte es ihnen nacheinander und sprach:

  5. Ich war in der Stadt Joppe im Gebet und ward verzückt und sah ein Gesicht, nämlich ein Gefäß herniederfahren wie ein großes leinenes Tuch mit vier Zipfeln, niedergelassen vom Himmel, das kam bis zu mir.

  6. Da hinein sah ich und ward gewahr und sah vierfüßige Tiere der Erde und wilde Tiere und kriechende Tiere und Vögel des Himmels.

  7. Ich hörte aber eine Stimme, die sprach zu mir: Stehe auf, Petrus, schlachte und iß!

  8. Ich aber sprach: O nein, Herr; denn es ist nie etwas Gemeines oder Unreines in meinen Mund gegangen.

  9. Aber die Stimme antwortete mir zum zweiten Mal vom Himmel: Was Gott gereinigt hat, das heiße du nicht gemein.

  10. Das geschah aber dreimal; und alles ward wieder hinauf gen Himmel gezogen.

  11. Und siehe, alsbald standen drei Männer vor dem Hause, darin ich war, gesandt von Cäsarea zu mir.

  12. Der Geist aber sprach zu mir, ich sollte mit ihnen gehen und nicht zweifeln. Es kamen aber mit mir auch diese sechs Brüder, und wir gingen in des Mannes Haus.

  13. Und er verkündete uns, wie er gesehen hätte einen Engel in seinem Hause stehen, der zu ihm gesprochen hätte: Sende nach Joppe und laß holen Simon, mit dem Zunamen Petrus;

  14. der wird dir die Botschaft sagen, dadurch du selig wirst und dein ganzes Haus.

  15. Indem aber ich anfing zu reden, fiel der heilige Geist auf sie gleichwie auf uns am ersten Anfang.

  16. Da dachte ich an das Wort des Herrn, als er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft; ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden.

  17. Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe gegeben hat wie auch uns, die da gläubig geworden sind an den Herrn Jesus Christus: wer war ich, daß ich konnte Gott wehren?

  18. Da sie das hörten, schwiegen sie stille und lobten Gott und sprachen: So hat Gott auch den Heiden die Buße gegeben, die zum Leben führt!

Erste heidenchristliche Gemeinde in Antiochien

  1. Die aber zerstreut waren in der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhob, gingen umher bis nach Phönizien und Cypern und Antiochien und redeten das Wort zu niemand als allein zu den Juden.

  2. Es waren aber etliche unter ihnen, Männer von Cypern und Kyrene, die kamen nach Antiochien und redeten auch zu den Griechen und predigten ihnen das Evangelium vom Herrn Jesus.

  3. Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl ward gläubig und bekehrte sich zu dem Herrn.

  4. Es kam aber diese Kunde von ihnen vor die Ohren der Gemeinde zu Jerusalem; und sie sandten Barnabas nach Antiochien.

  5. Als dieser hingekommen war und sah die Gnade Gottes, ward er froh und ermahnte sie alle, daß sie mit festem Herzen an dem Herrn bleiben sollten;

  6. denn er war ein bewährter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens. Und es ward ein großes Volk dem Herrn zugetan.

  7. Barnabas aber zog aus nach Tarsus, Saulus zu suchen;

  8. und da er ihn fand, führte er ihn nach Antiochien. Und sie blieben bei der Gemeinde ein ganzes Jahr und lehrten viel Volks. Und es wurden die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt.

  9. In diesen Tagen kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien.

  10. Und einer unter ihnen mit Namen Agabus stand auf und weissagte durch den Geist eine große Teuerung, die da kommen sollte über den ganzen Kreis der Erde; welche geschah unter dem Kaiser Klaudius.

  11. Aber unter den Jüngern beschloß ein jeglicher, nach seinem Vermögen den Brüdern, die in Judäa wohnten, eine Gabe zu senden;

  12. das taten sie auch und schickten's zu den Ältesten durch die Hand des Barnabas und Saulus.

Tod des Jakobus. Befreiung des Petrus

Kapitel 12

  1. Um diese Zeit legte der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeinde, sie zu peinigen.

  2. Er tötete aber Jakobus, des Johannes Bruder, mit dem Schwert.

  3. Und da Herodes sah, daß es den Juden gefiel, fuhr er fort und nahm auch Petrus gefangen. Es waren aber eben die Tage der ungesäuerten Brote.

  4. Da er ihn nun griff, legte er ihn ins Gefängnis und überantwortete ihn vier Rotten, je von vier Kriegsknechten, ihn zu bewachen, und gedachte, ihn nach dem Fest vor das Volk zu stellen.

  5. Und Petrus ward im Gefängnis gehalten; aber die Gemeinde betete ohne Aufhören für ihn zu Gott.

  6. Und da ihn Herodes wollte vorführen lassen, in derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Kriegsknechten, gebunden mit zwei Ketten, und die Hüter vor der Tür hüteten das Gefängnis.

  7. Und siehe, der Engel des Herrn kam daher, und ein Licht schien in dem Gemach; und er schlug Petrus an die Seite und weckte ihn und sprach: Stehe behende auf! Und die Ketten fielen ihm von seinen Händen.

  8. Und der Engel sprach zu ihm: Gürte dich und tu deine Schuhe an! Und er tat es. Und er sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel um dich und folge mir nach!

  9. Und er ging hinaus und folgte ihm und wußte nicht, daß es Wahrheit war, was durch den Engel geschah, sondern er meinte, er sähe ein Gesicht.

  10. Sie gingen aber durch die erste und zweite Wache und kamen zu der eisernen Tür, welche zur Stadt führt; die tat sich ihnen von selber auf. Und sie traten hinaus und gingen hin eine Gasse weit; und alsbald schied der Engel von ihm.

  11. Und da Petrus zu sich selber kam, sprach er: Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt hat und mich errettet aus der Hand des Herodes und von allem, was das jüdische Volk erwartete.

  12. Und als er sich besann, kam er vor das Haus Marias, der Mutter des Johannes, der mit dem Zunamen Markus hieß, wo viele beieinander waren und beteten.

  13. Als er aber an die Tür des Tores klopfte, trat hervor eine Magd, zu horchen, mit Namen Rhode.

  14. Und als sie des Petrus Stimme erkannte, tat sie das Tor nicht auf vor Freuden, sondern lief hinein und verkündete es ihnen, Petrus stünde vor dem Tor.

  15. Sie aber sprachen zu ihr: Du bist von Sinnen. Sie aber bestand darauf, es wäre so. Sie sprachen: Es ist sein Engel.

  16. Petrus aber klopfte weiter an. Da sie nun auftaten, sahen sie ihn und entsetzten sich.

  17. Er aber winkte ihnen mit der Hand, zu schweigen, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr hatte aus dem Gefängnis geführt, und sprach: Verkündet dies dem Jakobus und den Brüdern. Und ging hinaus und zog an einen andern Ort.

Ende des Herodes Agrippa

  1. Da es nun Tag ward, war eine nicht kleine Bestürzung unter den Kriegsknechten, wie es doch mit Petrus gegangen wäre.

  2. Herodes aber, da er ihn forderte und nicht fand, ließ er die Hüter verhören und hieß sie abführen; und zog von Judäa hinab nach Cäsarea und blieb allda eine Zeitlang.

  3. Er war aber ergrimmt wider die von Tyrus und Sidon. Sie aber kamen einmütig zu ihm und überredeten des Königs Kämmerer Blastus und baten um Frieden, weil ihr Land sich nähren mußte von des Königs Land.

  4. Und an einem festgesetzten Tag tat Herodes das königliche Kleid an, setzte sich auf den Thron und hielt eine Rede an sie.

  5. Das Volk aber rief ihm zu: Das ist Gottes Stimme und nicht eines Menschen!

  6. Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, darum daß er die Ehre nicht Gott gab, und ward gefressen von den Würmern und gab den Geist auf.

  7. Und das Wort des Herrn wuchs und mehrte sich.

  8. Barnabas aber und Saulus kehrten von Jerusalem zurück, nachdem sie überbracht hatten die Gabe, und nahmen mit sich Johannes, mit dem Zunamen Markus.

Beginn der ersten Missionsreise

Kapitel 13

  1. Es waren aber zu Antiochien in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simon, genannt Niger, und Lucius von Kyrene und Manahen, der mit Herodes, dem Vierfürsten, erzogen war, und Saulus.

  2. Da sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, dazu ich sie berufen habe.

  3. Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und ließen sie ziehen.

Auf der Insel Cypern

  1. Als sie nun ausgesandt waren vom heiligen Geist, kamen sie nach Seleucia und von da zu Schiff nach Cypern.

  2. Und da sie in die Stadt Salamis kamen, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie hatten aber auch Johannes zum Gehilfen.

  3. Und als sie die ganze Insel durchzogen bis zu der Stadt Paphos, fanden sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen Juden, der hieß Bar-Jesus;

  4. der war bei Sergius Paulus, dem Landvogt, einem verständigen Mann. Der rief zu sich Barnabas und Saulus und begehrte, das Wort Gottes zu hören.

  5. Da widerstand ihnen Elymas, der Zauberer, denn so wird sein Name gedeutet, und trachtete, daß er den Landvogt vom Glauben abwendete.

  6. Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll heiligen Geistes, sah ihn an

  7. und sprach: O du Kind des Teufels, voll aller List und aller Bosheit, Feind aller Gerechtigkeit, hörst du nicht auf, krumm zu machen die geraden Wege des Herrn?

  8. Und nun siehe, die Hand des Herrn kommt über dich, und sollst blind sein und die Sonne eine Zeitlang nicht sehen! Und von Stund an fiel auf ihn Dunkelheit und Finsternis, und er ging umher und suchte jemand, der ihn bei der Hand leite.

  9. Als der Landvogt sah, was geschehen war, glaubte er und verwunderte sich der Lehre des Herrn.

Zu Antiochien in Pisidien

  1. Da aber Paulus und die um ihn waren von Paphos abfuhren, kamen sie nach Perge im Lande Pamphylien. Johannes aber wich von ihnen und zog wieder nach Jerusalem.

  2. Sie aber zogen weiter von Perge und kamen nach Antiochien im Lande Pisidien und gingen in die Synagoge am Sabbattage und setzten sich.

  3. Nach der Lesung aber des Gesetzes und der Propheten sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen und ließen ihnen sagen: Liebe Brüder, wollt ihr etwas reden und das Volk ermahnen, so saget an.

  4. Da stand Paulus auf und winkte mit der Hand und sprach: Ihr Männer von Israel und die ihr Gott fürchtet, höret zu!

  5. Der Gott dieses Volkes Israel hat erwählt unsre Väter und groß gemacht das Volk, als sie Fremdlinge waren im Lande Ägypten, und mit starkem Arm führte er sie aus demselben,

  6. und vierzig Jahre lang duldete er ihre Weise in der Wüste

  7. und vertilgte sieben Völker in dem Lande Kanaan und gab ihnen deren Land zum Erbe;

  8. das geschah in etwa vierhundertfünfzig Jahren. Danach gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel.

  9. Und von da an baten sie um einen König; und Gott gab ihnen Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin, vierzig Jahre lang.

  10. Und als er denselben wegtat, erweckte er ihnen David zum König, von welchem er bezeugte (1. Samuel 13,14): «Ich habe gefunden David, den Sohn Jesses, einen Mann nach meinem Herzen, der soll tun allen meinen Willen.»

  11. Aus dessen Geschlecht hat Gott, wie er verheißen hat, kommen lassen Jesus dem Volk Israel zum Heiland,

  12. nachdem Johannes zuvor dem ganzen Volk Israel gepredigt hatte die Taufe der Buße, ehe denn Jesus anfing.

  13. Als aber Johannes seinen Lauf vollendete, sprach er: Ich bin nicht der, für den ihr mich haltet; aber siehe, er kommt nach mir, des ich nicht wert bin, daß ich ihm die Schuhe von seinen Füßen löse.

  14. Ihr Männer, liebe Brüder, ihr Kinder des Geschlechtes Abrahams und die unter euch Gott fürchten, uns ist das Wort dieses Heils gesandt.

  15. Denn die zu Jerusalem wohnen und ihre Obersten haben, weil sie Jesus nicht erkannten, mit ihrem Urteilsspruch die Worte der Propheten, welche an allen Sabbaten gelesen werden, zur Erfüllung gebracht.

  16. Und wiewohl sie nichts an ihm fanden, das den Tod verdient hätte, baten sie doch Pilatus, ihn zu töten.

  17. Und als sie alles vollendet hatten, was von ihm geschrieben ist, nahmen sie ihn von dem Holz und legten ihn in ein Grab.

  18. Aber Gott hat ihn auferweckt von den Toten;

  19. und er ist erschienen viele Tage denen, die mit ihm hinauf von Galiläa nach Jerusalem gegangen waren, welche jetzt seine Zeugen sind vor dem Volk.

  20. Und wir verkündigen euch die Verheißung, die unseren Vätern geschehen ist, als frohe Botschaft,

  21. weil Gott sie uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesus auferweckte; wie denn im zweiten Psalm geschrieben steht (Psalm 2,7): «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.»

  22. Daß er ihn aber hat von den Toten auferweckt, auf daß er hinfort nicht verwese, spricht er so aus (Jesaja 55,3): «Ich will euch die Gnade, die David verheißen ist, treulich halten.»

  23. Darum spricht er auch an einer anderen Stelle (Psalm 16,10): «Du wirst es nicht zugeben, daß dein Heiliger die Verwesung sehe.»

  24. Denn David, nachdem er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte, ist entschlafen und zu seinen Vätern versammelt worden und hat die Verwesung gesehen.

  25. Den aber Gott auferweckt hat, der hat die Verwesung nicht gesehen.

  26. So sei es nun euch kund, liebe Brüder, daß euch verkündigt wird Vergebung der Sünden durch diesen; und von dem allem, wovon ihr durch das Gesetz des Mose nicht konntet freigesprochen werden,

  27. ist der gerechtfertigt, der an ihn glaubt.

  28. Sehet nun zu, daß nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist (Habakuk 1,5):

  29. «Sehet, ihr Verächter, und verwundert euch und werdet zunichte! Denn ich tue ein Werk zu euren Zeiten, welches ihr nicht glauben werdet, wenn es euch jemand erzählen wird.»

  30. Da sie aber aus der Synagoge hinausgingen, baten die Leute, daß sie am nächsten Sabbat ihnen von diesen Dingen wiederum sagen sollten.

  31. Und als die Gemeinde voneinander ging, folgten dem Paulus und Barnabas nach viele Juden und gottesfürchtige Judengenossen. Sie aber sprachen mit ihnen und ermahnten sie, daß sie bleiben sollten in der Gnade Gottes.

  32. Am folgenden Sabbat aber kam zusammen fast die ganze Stadt, das Wort Gottes zu hören.

  33. Da aber die Juden das Volk sahen, wurden sie voll Neid und widersprachen dem, was von Paulus gesagt ward, und lästerten.

  34. Paulus aber und Barnabas sprachen frei öffentlich: Euch mußte zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.

  35. Denn so hat uns der Herr geboten (Jesaja 49,6): «Ich habe dich den Heiden zum Licht gesetzt, daß du das Heil seiest bis an das Ende der Erde.»

  36. Da das die Heiden hörten, wurden sie froh und priesen das Wort des Herrn und wurden gläubig, wie viel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren.

  37. Und das Wort des Herrn ward ausgebreitet durch die ganze Gegend.

  38. Aber die Juden reizten die gottesfürchtigen angesehenen Frauen auf und der Stadt Oberste und erregten eine Verfolgung wider Paulus und Barnabas und stießen sie zu ihren Grenzen hinaus.

  39. Sie aber schüttelten den Staub von ihren Füßen über sie und kamen nach Ikonion.

  40. Die Jünger aber wurden voll Freude und heiligen Geistes.

Zu Ikonion

Kapitel 14

  1. Es geschah aber zu Ikonion, daß sie gleicherweise in die Synagoge der Juden gingen und so predigten, daß eine große Menge der Juden und der Griechen gläubig ward.

  2. Die Juden aber, die ungläubig blieben, erregten und entrüsteten die Seelen der Heiden wider die Brüder.

  3. Dennoch blieben sie daselbst eine lange Zeit und lehrten frei öffentlich im Herrn, welcher bezeugte das Wort seiner Gnade und ließ Zeichen und Wunder geschehen durch ihre Hände.

  4. Die Menge aber der Stadt spaltete sich; etliche hielten's mit den Juden und etliche mit den Aposteln.

  5. Als sich aber ein Sturm erhob der Heiden und der Juden und ihrer Obersten, sie zu schmähen und zu steinigen,

  6. wurden sie des inne und entflohen in die Städte des Landes Lykaonien, nach Lystra und Derbe, und in die Gegend umher

  7. und predigten daselbst das Evangelium.

In Lystra

  1. Und es war ein Mann zu Lystra, der hatte schwache Füße und konnte nur sitzen; er war lahm von Mutterleibe und hatte noch nie gehen können.

  2. Der hörte Paulus reden. Und als dieser ihn ansah und merkte, daß er glaubte, ihm könnte geholfen werden,

  3. sprach er mit lauter Stimme: Stelle dich aufrecht auf deine Füße! Und er sprang auf und wandelte.

  4. Da aber das Volk sah, was Paulus getan hatte, erhoben sie ihre Stimme und sprachen auf lykaonisch: Die Götter sind den Menschen gleich geworden und zu uns herniedergekommen,

  5. und nannten Barnabas Jupiter und Paulus Merkurius, weil er das Wort führte.

  6. Und der Priester Jupiters aus dem Tempel vor ihrer Stadt brachte Ochsen und Kränze vor das Tor und wollte opfern samt dem Volk.

  7. Da das die Apostel Barnabas und Paulus hörten, zerrissen sie ihre Kleider und sprangen unter das Volk, schrien

  8. und sprachen: Ihr Männer, was macht ihr da? Wir sind auch sterbliche Menschen gleichwie ihr und predigen euch das Evangelium, daß ihr euch bekehren sollt von diesen falschen Göttern zu dem lebendigen Gott, welcher gemacht hat Himmel und Erde und das Meer und alles, was darinnen ist.

  9. Zwar hat er in den vergangenen Zeiten alle Heiden gehen lassen ihre eigenen Wege;

  10. und doch hat er sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und eure Herzen erfüllt mit Speise und Freude.

  11. Und da sie das sagten, beruhigten sie kaum das Volk, daß sie ihnen nicht opferten.

  12. Es kamen aber dahin Juden von Antiochien und Ikonion und überredeten das Volk und steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus und meinten, er wäre gestorben.

  13. Da ihn aber die Jünger umringten, stand er auf und ging in die Stadt.

In Derbe. Rückkehr nach Antiochien in Syrien

Und den andern Tag ging er mit Barnabas weiter nach Derbe;

  1. und sie predigten dieser Stadt das Evangelium und machten viele zu Jüngern und zogen wieder nach Lystra und Ikonion und Antiochien,

  2. stärkten die Seelen der Jünger und ermahnten sie, daß sie im Glauben blieben, und daß wir durch viel Trübsal müssen in das Reich Gottes gehen.

  3. Und sie ordneten ihnen hin und her Älteste in jeder Gemeinde, beteten und fasteten und befahlen sie dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren.

  4. Und zogen durch Pisidien und kamen nach Pamphylien

  5. und redeten das Wort zu Perge und zogen hinab nach Attalia.

  6. Und von da fuhren sie zurück nach Antiochien, wo sie der Gnade Gottes befohlen worden waren zu dem Werk, das sie hatten ausgerichtet.

  7. Als sie aber hinkamen, versammelten sie die Gemeinde und verkündigten, wieviel Gott, der mit ihnen war, getan hatte und daß er den Heiden hätte die Tür des Glaubens aufgetan.

  8. Sie blieben aber allda eine nicht geringe Zeit bei den Jüngern.

Apostelversammlung in Jerusalem

Kapitel 15

  1. Und etliche kamen herab von Judäa und lehrten die Brüder: Wenn ihr euch nicht beschneiden lasset nach der Weise des Mose, so könnt ihr nicht selig werden.

  2. Da sich nun ein Zwiespalt erhob und Paulus und Barnabas einen nicht geringen Streit mit ihnen hatten, ordneten sie an, daß Paulus und Barnabas und etliche andre von ihnen hinaufzögen nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten um dieser Frage willen.

  3. Und sie wurden von der Gemeinde geleitet und zogen durch Phönizien und Samarien und erzählten von der Bekehrung der Heiden und machten große Freude allen Brüdern.

  4. Als sie aber hinkamen nach Jerusalem, wurden sie empfangen von der Gemeinde und von den Aposteln und von den Ältesten. Und sie verkündigten, wieviel Gott, der mit ihnen war, getan hatte.

  5. Da traten auf etliche von der Pharisäer Sekte, die gläubig geworden waren, und sprachen: Man muß sie beschneiden und ihnen gebieten, zu halten das Gesetz des Mose.

  6. Aber die Apostel und die Ältesten kamen zusammen, über diese Sache sich zu beraten.

Die Verhandlungen

  1. Da man sich aber lange gestritten hatte, stand Petrus auf und sprach zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ihr wisset, daß Gott mich lange vor dieser Zeit unter euch erwählt hat, daß durch meinen Mund die Heiden das Wort des Evangeliums hörten und glaubten.

  2. Und Gott, der die Herzen kennt, gab Zeugnis für sie, denn er gab ihnen den heiligen Geist gleichwie auch uns

  3. und machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben.

  4. Was versucht ihr denn nun Gott dadurch, daß ihr ein Joch auf der Jünger Hälse legt, welches weder unsre Väter noch wir haben tragen können?

  5. Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden, gleicherweise wie auch sie.

  6. Da schwieg die ganze Menge stille und hörte Paulus und Barnabas zu, die da erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott durch sie getan hatte unter den Heiden.

  7. Danach, als sie schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, höret mir zu!

  8. Simon hat erzählt, wie Gott zum ersten Mal die Heiden heimgesucht hat und angenommen aus ihnen ein Volk für seinen Namen.

  9. Und dazu stimmen der Propheten Reden, wie geschrieben steht (Amos 9,11.12):

  10. «Danach will ich mich wieder zu ihnen wenden und will wieder bauen die Hütte Davids, die zerfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und will sie aufrichten,

  11. auf daß, was übrig ist von Menschen, nach dem Herrn frage, dazu alle Heiden, über welche mein Name genannt ist, spricht der Herr,

  12. der solches kundtut von alters her.»

  13. Darum urteile ich, daß man denen, die aus den Heiden zu Gott sich bekehren, nicht Unruhe mache,

  14. sondern schreibe ihnen, daß sie sich enthalten sollen von Befleckung durch Götzen und von Unzucht und vom Erstickten und vom Blut.

  15. Denn Mose hat von langen Zeiten her in allen Städten solche, die ihn predigen, und wird alle Sabbattage in den Synagogen gelesen.

Beschluß der Apostel und Ältesten

  1. Und es beschlossen die Apostel und Ältesten samt der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte Männer zu erwählen und nach Antiochien zu senden mit Paulus und Barnabas, nämlich Judas, mit dem Zunamen Barsabas, und Silas, angesehene Männer unter den Brüdern.

  2. Und sie gaben ein Schreiben in ihre Hand, also lautend:

    Wir, die Apostel und Ältesten, eure Brüder, wünschen Heil den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochien und Syrien und Cilicien sind.

  3. Weil wir gehört haben, daß etliche von den Unsern, denen wir doch nichts befohlen hatten, euch mit Lehren irre gemacht und eure Seelen verwirrt haben,

  4. so haben wir einmütig versammelt beschlossen, Männer zu erwählen und zu euch zu senden mit unsern geliebten Barnabas und Paulus,

  5. Männern, die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unsers Herrn Jesus Christus.

  6. So haben wir gesandt Judas und Silas, welche euch auch mündlich dasselbe verkündigen werden.

  7. Denn beschlossen haben der heilige Geist und wir, euch keine Last weiter aufzulegen als nur diese nötigen Stücke:

  8. daß ihr euch enthaltet vom Götzenopfer und vom Blut und vom Erstickten und von Unzucht; wenn ihr euch vor diesen bewahret, tut ihr recht. Gehabt euch wohl!

Benachrichtigung der Gemeinde in Antiochien

  1. So ließ man sie ziehen, und sie kamen nach Antiochien und versammelten die Menge und übergaben den Brief.

  2. Da sie den lasen, wurden sie des Zuspruchs froh.

  3. Judas aber und Silas, die auch Propheten waren, ermahnten die Brüder mit vielen Reden und stärkten sie.

  4. Und da sie verweilt hatten eine Zeitlang, ließen die Brüder sie mit Frieden ziehen zu denen, die sie gesandt hatten.

  5. <Es schien aber Silas gut, dort zu bleiben.>

  6. Paulus aber und Barnabas blieben in Antiochien, lehrten und predigten samt vielen andern des Herrn Wort.

Beginn der zweiten Missionsreise

  1. Nach etlichen Tagen aber sprach Paulus zu Barnabas: Laß uns wiederum ziehen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in welchen wir des Herrn Wort verkündigt haben, wie es um sie steht.

  2. Barnabas aber wollte, daß sie mit sich nähmen auch Johannes, mit dem Zunamen Markus.

  3. Paulus aber erachtete es nicht für billig, daß sie jemand mit sich nähmen, der in Pamphylien von ihnen gewichen war und nicht mit ihnen gezogen war zu dem Werk.

  4. Und sie kamen scharf aneinander, so daß sie sich trennten. Barnabas nahm zu sich den Markus und fuhr nach Cypern.

  5. Paulus aber wählte den Silas und zog hin, der Gnade Gottes befohlen von den Brüdern.

  6. Er zog aber durch Syrien und Cilicien und stärkte die Gemeinden.

Besuch der Gemeinden in Kleinasien

Kapitel 16

  1. Er kam aber nach Derbe und Lystra; und siehe, ein Jünger war daselbst mit Namen Timotheus, Sohn einer jüdischen Frau, die gläubig war, aber eines griechischen Vaters.

  2. Der hatte einen guten Ruf bei den Brüdern zu Lystra und zu Ikonion.

  3. Diesen wollte Paulus mit sich ziehen lassen und nahm und beschnitt ihn um der Juden willen, die an jenen Orten waren; denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Grieche war.

  4. Als sie aber durch die Städte zogen, übergaben sie ihnen die Satzung, welche von den Aposteln und den Ältesten zu Jerusalem beschlossen war, daß sie sie halten sollten.

  5. Da wurden die Gemeinden im Glauben befestigt und nahmen täglich zu an Zahl.

  6. Sie zogen aber durch Phrygien und das Land Galatien, da ihnen vom heiligen Geist gewehrt ward, zu reden das Wort in der Landschaft Asien.

  7. Als sie aber kamen bis nach Mysien, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; und der Geist Jesu ließ es ihnen nicht zu.

  8. Da zogen sie an Mysien vorüber und kamen hinab nach Troas.

In Troas. Der Ruf nach Mazedonien

  1. Und dem Paulus erschien ein Gesicht bei der Nacht; das war ein Mann aus Mazedonien, der stand da und bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!

  2. Als er aber das Gesicht gesehen hatte, da trachteten wir alsbald, zu reisen nach Mazedonien, gewiß, daß uns Gott dahin berufen hätte, ihnen das Evangelium zu predigen.

In Philippi

  1. Da fuhren wir aus von Troas; und geradeswegs kamen wir nach Samothrake, des andern Tages nach Neapolis

  2. und von da nach Philippi, welches ist die Hauptstadt dieses Teils von Mazedonien und eine römische Kolonie. Wir blieben aber in dieser Stadt etliche Tage.

  3. Am Tage des Sabbats gingen wir hinaus vor die Stadt an das Wasser, wo wir dachten, daß man pflegte zu beten, und setzten uns und redeten zu den Frauen, die da zusammenkamen.

Bekehrung der Lydia

  1. Und eine gottesfürchtige Frau mit Namen Lydia, eine Purpurkrämerin aus der Stadt Thyatira, hörte zu; dieser tat der Herr das Herz auf, daß sie darauf achthatte, was von Paulus geredet ward.

  2. Als sie aber mit ihrem Hause getauft ward, bat sie uns und sprach: Wenn ihr mich achtet, daß ich gläubig bin an den Herrn, so kommt in mein Haus und bleibet allda. Und sie nötigte uns.

Die Magd mit dem Wahrsagegeist

  1. Es geschah aber, da wir zu dem Gebet gingen, daß eine Magd uns begegnete, die hatte einen Wahrsagegeist und trug ihren Herren viel Gewinn ein mit ihrem Wahrsagen.

  2. Die folgte allenthalben Paulus und uns nach, schrie und sprach: Diese Menschen sind Knechte des allerhöchsten Gottes, die euch den Weg des Heils verkündigen.

    Markus 1,24.34.

  3. Solches tat sie manchen Tag. Paulus aber tat das wehe, und er wandte sich um und sprach zu dem Geist: Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, daß du von ihr ausfahrest. Und er fuhr aus zu derselben Stunde.

  4. Da aber ihre Herren sahen, daß die Hoffnung ihres Gewinnes ausgefahren war, griffen sie Paulus und Silas, zogen sie auf den Markt vor die Obersten

  5. und führten sie vor die Stadtrichter und sprachen: Diese Menschen bringen unsre Stadt in Aufruhr; sie sind Juden

  6. und verkündigen eine Weise, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind.

  7. Und das Volk ward erregt wider sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider abreißen und hießen sie mit Ruten schlagen.

Der Kerkermeister

  1. Und da man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis und gebot dem Kerkermeister, daß er sie wohl verwahrte.

  2. Der, da er solches Gebot empfangen hatte, warf sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Stock.

  3. Um die Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und es hörten sie die Gefangenen.

  4. Plötzlich aber ward ein großes Erdbeben, so daß sich bewegten die Grundfesten des Gefängnisses. Und alsbald wurden alle Türen aufgetan und die Fesseln aller gelöst.

  5. Als aber der Kerkermeister aus dem Schlafe fuhr und sah die Türen des Gefängnisses aufgetan, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten; denn er meinte, die Gefangenen wären entflohen.

  6. Paulus aber rief laut und sprach: Tu dir nichts Übles; denn wir sind alle hier!

  7. Er forderte aber ein Licht und sprang hinein und fing an zu zittern und fiel Paulus und Silas zu Füßen

  8. und führte sie heraus und sprach: Liebe Herren, was soll ich tun, daß ich gerettet werde?

  9. Sie sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig!

  10. Und sie sagten ihm das Wort Gottes und allen, die in seinem Hause waren.

  11. Und er nahm sie zu sich in derselben Stunde der Nacht und wusch ihnen die Striemen ab. Und er ließ sich taufen und alle die Seinen alsbald

  12. und führte sie in sein Haus und deckte ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Hause, daß er an Gott gläubig geworden war.

  13. Und da es Tag ward, sandten die Stadtrichter die Amtsdiener und sprachen: Laß die Menschen gehen!

  14. Und der Kerkermeister verkündete diese Rede dem Paulus: Die Stadtrichter haben hergesandt, daß ihr frei sein sollt. Nun ziehet aus und gehet hin mit Frieden!

  15. Paulus aber sprach zu ihnen: Sie haben uns ohne Recht und Urteil öffentlich geschlagen, die wir doch römische Bürger sind, und in das Gefängnis geworfen, und sollten uns nun heimlich fortschicken? Nicht also; sondern lasset sie selbst kommen und uns hinausführen!

  16. Die Amtsdiener verkündeten diese Worte den Stadtrichtern. Und sie fürchteten sich, da sie hörten, daß sie römische Bürger wären,

  17. und kamen und redeten ihnen zu, führten sie heraus und baten sie, daß sie auszögen aus der Stadt.

  18. Da gingen sie aus dem Gefängnis und gingen zu der Lydia. Und da sie die Brüder gesehen und ihnen zugesprochen hatten, zogen sie fort.

In Thessalonich

Kapitel 17

  1. Nachdem sie aber durch Amphipolis und Apollonia gereist waren, kamen sie nach Thessalonich; da war eine Synagoge der Juden.

  2. Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu ihnen hinein und redete zu ihnen an drei Sabbaten aus der Schrift,

  3. tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, daß Christus mußte leiden und auferstehen von den Toten und daß dieser Jesus, den ich – sprach er – euch verkündige, der Christus ist.

  4. Und etliche unter ihnen fielen ihm zu und gesellten sich zu Paulus und Silas, auch der gottesfürchtigen Griechen eine große Menge, dazu der angesehensten Frauen nicht wenige.

  5. Aber die Juden wurden voll Neid und nahmen zu sich etliche üble Männer aus dem Pöbel, rotteten sich zusammen und richteten einen Aufruhr in der Stadt an und zogen vor das Haus Jasons und suchten sie, um sie vor das Volk zu führen.

  6. Sie fanden sie aber nicht. Da schleiften sie den Jason und etliche Brüder vor die Obersten der Stadt und schrien: Diese, die den ganzen Weltkreis erregen, sind auch hierher gekommen;

  7. die beherbergt Jason. Und diese alle handeln wider des Kaisers Gebote, sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus.

  8. Sie erregten aber das Volk und die Obersten der Stadt, die solches hörten.

  9. Und erst nachdem ihnen Bürgschaft von Jason und den andern geleistet war, ließen sie sie los.

In Beröa

  1. Die Brüder aber ließen alsbald bei der Nacht Paulus und Silas nach Beröa ziehen. Da sie dahin kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden.

  2. Diese aber waren besser als die zu Thessalonich; die nahmen das Wort auf ganz willig und forschten täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte.

  3. So glaubten nun viele von ihnen, auch nicht wenige von den angesehenen Frauen und Männern unter den Griechen.

  4. Als aber die Juden von Thessalonich erfuhren, daß auch zu Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündigt würde, kamen sie und erregten und verwirrten auch allda das Volk.

  5. Da ließen die Brüder Paulus alsbald ziehen, daß er ginge bis an das Meer; Silas aber und Timotheus blieben da.

  6. Die aber Paulus geleiteten, führten ihn bis nach Athen. Und nachdem sie Befehl empfangen hatten an Silas und Timotheus, daß sie aufs schnellste zu ihm kämen, kehrten sie zurück.

In Athen

  1. Als aber Paulus auf sie zu Athen wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, da er sah die Stadt voller Götzenbilder.

  2. Und er redete zu den Juden und Gottesfürchtigen in der Synagoge, auch auf dem Markte alle Tage zu denen, die sich herzufanden.

  3. Etliche Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm. Und etliche sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen? Etliche aber: Es sieht aus, als wolle er fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt.

  4. Sie nahmen ihn aber und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrest?

  5. Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; so wollen wir gerne wissen, was das sei.

  6. Die Athener aber alle, auch die Fremdlinge, die bei ihnen wohnten, waren gerichtet auf nichts andres, als etwas Neues zu sagen oder zu hören.

  7. Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in allen Stücken gar sehr die Götter fürchtet.

  8. Ich bin umhergegangen und habe gesehen eure Heiligtümer und fand einen Altar, darauf war geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.

  9. Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der ein Herr ist Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln mit Händen gemacht;

  10. auch läßt er sich nicht von Menschenhänden dienen, als bedürfe er jemandes, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.

  11. Und er hat gemacht, daß von Einem aller Menschen Geschlechter stammen, die auf dem ganzen Erdboden wohnen, und hat bestimmt, wie lange und wie weit sie wohnen sollen,

  12. damit sie Gott suchen sollten, ob sie wohl ihn fühlen und finden möchten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns.

  13. Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch etliche Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.

  14. So wir denn göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.

  15. Die Zeit der Unwissenheit zwar hat Gott übersehen; nun aber gebietet er den Menschen, daß alle an allen Enden Buße tun.

  16. Denn er hat einen Tag gesetzt, an welchem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn auferweckt hat von den Toten.

  17. Da sie hörten von der Auferstehung der Toten, da hatten's etliche ihren Spott; etliche aber sprachen: Wir wollen dich davon ein andermal hören.

  18. So ging Paulus von ihnen.

  19. Etliche Männer aber hingen ihm an und wurden gläubig, unter welchen auch war Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

In Korinth

Kapitel 18

  1. Danach schied Paulus von Athen und kam nach Korinth

  2. und fand einen Juden mit Namen Aquila, von Geburt aus Pontus, welcher samt seiner Frau Priscilla kürzlich aus Italien gekommen war, darum daß der Kaiser Klaudius allen Juden geboten hatte, Rom zu verlassen.

  3. Zu denen ging Paulus; und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete mit ihnen. Sie waren aber ihres Handwerks Zeltmacher.

  4. Und er lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten und überzeugte Juden und Griechen.

  5. Da aber Silas und Timotheus aus Mazedonien kamen, richtete sich Paulus ganz auf die Verkündigung des Wortes und bezeugte den Juden, daß Jesus der Christus sei.

  6. Da sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er die Kleider aus und sprach zu ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt; rein gehe ich von nun an zu den Heiden!

  7. Und machte sich von dannen und kam in das Haus eines Mannes mit Namen Titius Justus, der gottesfürchtig war; dessen Haus war neben der Synagoge.

  8. Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, kam zum Glauben an den Herrn mit seinem ganzen Hause; und viele Korinther, die zuhörten, wurden gläubig und ließen sich taufen.

  9. Es sprach aber der Herr durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!

  10. denn ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt.

  11. Und er blieb daselbst ein Jahr und sechs Monate und lehrte unter ihnen das Wort Gottes.

  12. Als aber Gallio Landvogt war in Achaja, empörten sich die Juden einmütig wider Paulus und führten ihn vor den Richterstuhl

  13. und sprachen: Dieser Mensch überredet die Leute, Gott zu dienen dem Gesetze zuwider.

  14. Als aber Paulus wollte den Mund auftun, sprach Gallio zu den Juden: Wenn es ein Frevel oder ein Vergehen wäre, ihr Juden, so hörte ich euch billig;

  15. weil es aber Fragen sind von der Lehre und von Personen und von dem Gesetz unter euch, so sehet ihr selber zu; ich gedenke, darüber nicht Richter zu sein.

  16. Und trieb sie von dem Richterstuhl.

  17. Da ergriffen sie alle Sosthenes, den Vorsteher der Synagoge, und schlugen ihn vor dem Richterstuhl, und Gallio kümmerte sich nicht darum.

Rückkehr nach Antiochien

  1. Paulus aber blieb noch eine Zeitlang daselbst. Danach nahm er Abschied von den Brüdern und wollte nach Syrien fahren und mit ihm Priscilla und Aquila. Und er schor sein Haupt zu Kenchreä, denn er hatte ein Gelübde.

  2. Und sie kamen nach Ephesus, und er ließ sie daselbst; er aber ging in die Synagoge und redete mit den Juden.

  3. Sie baten ihn aber, daß er längere Zeit bei ihnen bliebe. Doch er willigte nicht ein,

  4. sondern nahm Abschied von ihnen und sprach: Will's Gott, so will ich wieder zu euch kommen. Und fuhr weg von Ephesus

  5. und kam nach Cäsarea und ging hinauf nach Jerusalem und grüßte die Gemeinde und zog hinab nach Antiochien.

Beginn der dritten Missionsreise

  1. Und nachdem er etliche Zeit verweilt hatte, brach er wieder auf und durchzog nacheinander das galatische Land und Phrygien und stärkte alle Jünger.

Apollos in Ephesus

  1. Es kam aber nach Ephesus ein Jude mit Namen Apollos, von Geburt aus Alexandrien, ein beredter Mann und mächtig in der Schrift.

  2. Dieser war unterwiesen in der Lehre des Herrn und redete brennend im Geist und lehrte richtig von Jesus, wußte aber nur von der Taufe des Johannes.

  3. Dieser fing an, frei öffentlich zu predigen in der Synagoge. Da ihn aber Aquila und Priscilla hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm die Lehre Gottes noch genauer aus.

  4. Da er aber wollte nach Achaja reisen, bestärkten ihn die Brüder und schrieben an die Jünger, daß sie ihn aufnähmen. Und als er dahin gekommen war, half er viel denen, die gläubig geworden waren durch die Gnade.

  5. Denn er überwand die Juden mit Kraft und erwies öffentlich durch die Schrift, daß Jesus der Christus sei.

Paulus in Ephesus

Kapitel 19

  1. Es geschah aber, als Apollos zu Korinth war, daß Paulus durchwanderte das obere Land und kam nach Ephesus und fand etliche Jünger;

  2. zu denen sprach er: Habt ihr den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, daß ein heiliger Geist ist.

  3. Und er sprach zu ihnen: Worauf seid ihr dann getauft? Sie sprachen: Auf des Johannes Taufe.

  4. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und sagte dem Volk, daß sie sollten glauben an den, der nach ihm kommen sollte, das ist an Jesus.

  5. Da sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus.

  6. Und da Paulus die Hände auf sie legte, kam der heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten.

  7. Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer.

  8. Er ging aber in die Synagoge und predigte frei öffentlich drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes.

  9. Da aber etliche verstockt waren und nicht glaubten und übel redeten über die Lehre vor der Menge, wich er von ihnen und sonderte die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus.

  10. Und das geschah zwei Jahre lang, so daß alle, die in der Landschaft Asien wohnten, das Wort des Herrn hörten, beide, Juden und Griechen.

  11. Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hand des Paulus,

  12. so daß sie auch von seiner Haut die Schweißtüchlein oder Binden über die Kranken hielten und die Krankheiten von ihnen wichen und die bösen Geister von ihnen ausfuhren.

  13. Es unterstanden sich aber etliche der umherziehenden Juden, die da Beschwörer waren, den Namen des Herrn Jesus zu nennen über denen, die da böse Geister hatten, und sprachen: Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus predigt.

  14. Es waren ihrer aber sieben Söhne eines jüdischen Hohenpriesters Skevas, die solches taten.

  15. Aber der böse Geist antwortete und sprach: Jesus kenne ich wohl, und von Paulus weiß ich wohl; wer seid ihr aber?

  16. Und der Mensch, in dem der böse Geist war, sprang auf sie und ward ihrer aller mächtig und warf sie unter sich, so daß sie nackt und verwundet aus dem Hause entflohen.

  17. Das aber ward kund allen, die zu Ephesus wohnten, sowohl Juden als Griechen; und es fiel eine Furcht über sie alle, und der Name des Herrn Jesus ward hoch gelobt.

  18. Es kamen auch viele derer, die gläubig waren geworden, und bekannten und verkündeten, was sie getrieben hatten.

  19. Viele aber, die da Zauberei getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und überrechneten, was sie wert waren, und fanden des Geldes fünfzigtausend Silbergroschen.

  20. So wuchs das Wort durch die Kraft des Herrn und ward mächtig.

  21. Da das ausgerichtet war, setzte sich Paulus im Geiste vor, durch Mazedonien und Achaja zu ziehen und nach Jerusalem zu reisen, und sprach: Hernach, wenn ich daselbst gewesen bin, muß ich auch Rom sehen.

  22. Und er sandte zwei, die ihm dienten, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien; er aber blieb noch eine Weile in der Landschaft Asien.

Der Aufruhr des Demetrius

  1. Es erhob sich aber um diese Zeit eine nicht geringe Unruhe über die neue Lehre.

  2. Denn einer mit Namen Demetrius, ein Goldschmied, der machte silberne Tempel der Diana und wandte denen vom Handwerk nicht geringen Gewinn zu.

  3. Dieselben und die Beiarbeiter dieses Handwerks versammelte er und sprach: Liebe Männer, ihr wisset, daß wir großen Gewinn von diesem Gewerbe haben;

  4. und ihr sehet und höret, daß nicht allein zu Ephesus, sondern auch fast in der ganzen Landschaft Asien dieser Paulus viel Volks abfällig macht, überredet und spricht: Was von Händen gemacht ist, das sind keine Götter.

  5. Aber es droht nicht nur unser Gewerbe dahin zu geraten, daß es nichts mehr gilt, sondern auch der Tempel der großen Göttin Diana wird für nichts geachtet werden, und sogar ihre göttliche Majestät wird untergehen, welcher doch die ganze Landschaft Asien und der Weltkreis Anbetung erzeigt.

  6. Als sie das hörten, wurden sie voll Zorn, schrien und sprachen: Groß ist die Diana der Epheser!

  7. Und die ganze Stadt ward voll Getümmel; sie stürmten aber einmütig zum Theater und ergriffen Gajus und Aristarchus aus Mazedonien, des Paulus Gefährten.

  8. Da aber Paulus wollte unter das Volk gehen, ließen's ihm die Jünger nicht zu.

  9. Auch etliche der Obersten in der Landschaft Asien, die ihm freundlich gesinnt waren, sandten zu ihm und ermahnten ihn, daß er sich nicht zum Theater begäbe.

  10. Etliche schrien so, etliche anders, und die Versammlung war in Verwirrung, und die meisten wußten nicht, warum sie zusammengekommen waren.

  11. Etliche vom Volk zogen den Alexander nach vorn, den die Juden vorschickten. Alexander aber winkte mit der Hand und wollte vor dem Volke reden.

  12. Da sie aber innewurden, daß er ein Jude war, erhob sich eine Stimme von allen, und schrien bei zwei Stunden: Groß ist die Diana der Epheser!

  13. Da aber der Kanzler das Volk beruhigt hatte, sprach er: Ihr Männer von Ephesus, wo ist ein Mensch, der nicht wisse, daß die Stadt Ephesus sei eine Hüterin der großen Göttin Diana und ihres Bildes, das vom Himmel gefallen ist?

  14. Weil nun das unwidersprechlich ist, so sollt ihr ja stille sein und nichts Unbedachtes tun.

  15. Ihr habt diese Menschen hergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer unserer Göttin sind.

  16. Hat aber Demetrius und die mit ihm sind vom Handwerk an jemanden einen Anspruch, so gibt es Gerichte und sind Landvögte da; lasset sie sich untereinander verklagen.

  17. Wollt ihr aber noch etwas darüber hinaus, so mag man es ausrichten in einer ordentlichen Volksversammlung.

  18. Denn wir stehen in der Gefahr, daß wir um des heutigen Tages willen des Aufruhrs verklagt werden möchten, und ist doch keine Sache vorhanden, womit wir solchen Aufruhr entschuldigen könnten. Und da er solches gesagt, ließ er die Versammlung gehen.

Paulus in Mazedonien und Griechenland

Kapitel 20

  1. Da nun das Getümmel aufgehört hatte, rief Paulus die Jünger zu sich und ermahnte sie, nahm Abschied und zog aus, zu reisen nach Mazedonien.

  2. Und als er diese Länder durchzogen und sie ermahnt hatte mit vielen Worten, kam er nach Griechenland und verweilte allda drei Monate.

  3. Da ihm aber die Juden nachstellten, als er zu Schiff nach Syrien wollte fahren, beschloß er, zurückzukehren durch Mazedonien.

  4. Es zogen aber mit ihm Sopater aus Beröa, des Pyrrhus Sohn, aus Thessalonich aber Aristarchus und Sekundus, und Gajus aus Derbe und Timotheus, aus der Landschaft Asien aber Tychikus und Trophimus.

  5. Diese gingen voran und harrten unser zu Troas.

In Troas

  1. Wir aber fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben daselbst sieben Tage.

  2. Am ersten Tage der Woche aber, da wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus und wollte des andern Tages weiterreisen und zog die Rede hin bis zur Mitternacht.

  3. Und es waren viele Lampen in dem Obergemach, wo wir versammelt waren.

  4. Es saß aber ein Jüngling mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete, und ward vom Schlaf überwältigt und fiel hinunter vom dritten Stockwerk und ward tot aufgehoben.

  5. Paulus aber ging hinab und legte sich auf ihn, umfing ihn und sprach: Machet kein Getümmel; denn seine Seele ist in ihm.

  6. Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg.

  7. Sie brachten aber den Knaben lebendig und wurden nicht wenig getröstet.

  8. Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten daselbst Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst wollte zu Fuß gehen.

  9. Als er nun uns traf zu Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene.

  10. Und von da fuhren wir weiter und kamen des andern Tages hin gegen Chios; und des folgenden Tages erreichten wir Samos; und des nächsten Tages kamen wir nach Milet.

  11. Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorüberzufahren, damit er nicht müßte in der Landschaft Asien Zeit zubringen; denn er eilte, auf den Pfingsttag zu Jerusalem zu sein, so es ihm möglich wäre.

In Milet. Abschied von den Ältesten von Ephesus

  1. Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ rufen die Ältesten von der Gemeinde.

  2. Als aber die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisset, wie ich von dem ersten Tage an, da ich bin in die Landschaft Asien gekommen, allezeit bei euch gewesen bin

  3. und dem Herrn gedient habe mit aller Demut und mit Tränen und Anfechtungen, die mir sind widerfahren von den Juden, die mir nachstellten.

  4. Ich habe euch nichts vorenthalten, was da nützlich ist, daß ich's euch nicht verkündigt hätte und euch gelehrt öffentlich und in den Häusern

  5. und habe bezeugt den Juden und Griechen die Bekehrung zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.

  6. Und nun siehe, im Geiste gebunden fahre ich hin nach Jerusalem, weiß nicht, was mir daselbst begegnen wird,

  7. nur daß der heilige Geist in allen Städten mir bezeugt und spricht, Gefängnis und Trübsale warten mein.

  8. Aber ich achte für mich selbst mein Leben keiner Rede wert, wenn ich nur vollende meinen Lauf und das Amt, das ich empfangen habe von dem Herrn Jesus, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes.

  9. Und nun siehe, ich weiß, daß ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu welchen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe.

  10. Darum bezeuge ich euch an diesem heutigen Tage, daß ich rein bin von aller Blut;

  11. denn ich habe nicht unterlassen, euch zu verkündigen den ganzen Ratschluß Gottes.

  12. So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, unter welche euch der heilige Geist gesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein eigen Blut erworben hat.

  13. Denn das weiß ich, daß nach meinem Abscheiden werden unter euch kommen greuliche Wölfe, die die Herde nicht verschonen werden.

  14. Auch aus euch selbst werden aufstehen Männer, die da verkehrte Lehren reden, die Jünger an sich zu ziehen.

  15. Darum seid wachsam und denket daran, daß ich nicht abgelassen habe drei Jahre, Tag und Nacht, einen jeglichen mit Tränen zu vermahnen.

  16. Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und zu geben das Erbe unter allen, die geheiligt sind.

  17. Ich habe von niemand unter euch Silber oder Gold oder Kleidung begehrt.

  18. Denn ihr wisset selber, daß mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind.

  19. Ich habe euch in allen Stücken gezeigt, daß man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen müsse und gedenken an das Wort des Herrn Jesus, da er gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen.

  20. Und als er solches gesagt, kniete er nieder und betete mit ihnen allen.

  21. Es ward aber viel Weinen unter ihnen allen, und sie fielen Paulus um den Hals und küßten ihn,

  22. am allermeisten betrübt über das Wort, das er sagte, sie würden sein Angesicht nicht mehr sehen; und geleiteten ihn auf das Schiff.

Von Milet nach Cäsarea. Agabus

Kapitel 21

  1. Als wir uns nun von ihnen losgerissen hatten und dahinfuhren, kamen wir geradeswegs nach Kos und am folgenden Tage nach Rhodus und von da nach Patara.

  2. Und da wir ein Schiff fanden, das nach Phönizien fuhr, stiegen wir ein und fuhren hin.

  3. Als aber Cypern in Sicht kam, ließen wir es zur linken Hand und fuhren nach Syrien und kamen an in Tyrus, denn daselbst sollte das Schiff die Ware ausladen.

  4. Und als wir die Jünger fanden, blieben wir daselbst sieben Tage. Die sagten Paulus durch den Geist, er sollte nicht hinauf nach Jerusalem ziehen.

  5. Und es geschah, da wir die Tage zugebracht hatten, machten wir uns auf und reisten weiter. Und sie geleiteten uns alle mit Frauen und Kindern bis hinaus vor die Stadt, und wir knieten nieder am Ufer und beteten.

  6. Und als wir voneinander Abschied genommen hatten, stiegen wir ins Schiff; jene aber wandten sich wieder heimwärts.

  7. Wir aber fuhren mit dem Schiff und kamen von Tyrus nach Ptolemais und grüßten die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen.

  8. Des andern Tages zogen wir weiter und kamen nach Cäsarea und gingen in das Haus des Philippus, des Evangelisten, der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm.

  9. Der hatte vier Töchter, die waren Jungfrauen und weissagten.

  10. Und als wir mehrere Tage dablieben, kam herab aus Judäa ein Prophet mit Namen Agabus.

  11. Und als er zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus und band sich die Füße und Hände und sprach: Das sagt der heilige Geist: Den Mann, des der Gürtel ist, werden die Juden so binden zu Jerusalem und überantworten in der Heiden Hände.

  12. Als wir aber solches hörten, baten wir und die aus dem Ort waren, daß er nicht hinauf nach Jerusalem zöge.

  13. Paulus aber antwortete: Was macht ihr, daß ihr weinet und brechet mir mein Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben zu Jerusalem um des Namens willen des Herrn Jesus.

  14. Da er aber sich nicht überreden ließ, schwiegen wir und sprachen: Des Herrn Wille geschehe.

Ankunft in Jerusalem

  1. Und nach diesen Tagen machten wir uns fertig und zogen hinauf nach Jerusalem.

  2. Es kamen aber mit uns auch etliche Jünger von Cäsarea und führten uns zu einem mit Namen Mnason aus Cypern, der ein alter Jünger war, bei dem wir herbergen sollten.

  3. Als wir nun nach Jerusalem kamen, nahmen uns die Brüder mit Freuden auf.

  4. Des andern Tages aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und es kamen die Ältesten alle dahin.

  5. Und als er sie begrüßt hatte, erzählte er eines nach dem andern, was Gott getan hatte unter den Heiden durch seinen Dienst.

  6. Da sie aber das hörten, lobten sie Gott und sprachen zu ihm: Bruder, du siehst, wieviel tausend Juden gläubig geworden sind, und sind alle Eiferer für das Gesetz;

  7. ihnen ist aber berichtet worden über dich, daß du alle Juden, die unter den Heiden wohnen, lehrest von Mose abfallen und sagest, sie sollen ihre Kinder nicht beschneiden, auch nicht nach jüdischer Weise leben.

  8. Was nun? Auf jeden Fall werden sie hören, daß du gekommen bist.

  9. So tu nun dies, was wir dir sagen.

  10. Wir haben vier Männer, die haben ein Gelübde auf sich; die nimm zu dir und lasse dich reinigen mit ihnen und trage die Kosten für sie, daß sie ihr Haupt scheren können; so werden alle erkennen, daß es nicht so sei, wie ihnen über dich berichtet ist, sondern daß du selber auch nach dem Gesetz lebst und es hältst.

  11. Denn nur den Gläubigen aus den Heiden haben wir geschrieben und beschlossen, daß sie sich bewahren sollen vor dem Götzenopfer, vor Blut, vor Ersticktem und vor Unzucht.

  12. Da nahm Paulus die Männer zu sich und reinigte sich des andern Tages mit ihnen und ging in den Tempel und zeigte an, daß die Tage der Reinigung vollendet seien, sobald für einen jeglichen unter ihnen das Opfer gebracht wäre.

Gefangennahme des Paulus

  1. Als aber die sieben Tage zu Ende gingen, sahen ihn die Juden aus der Landschaft Asien im Tempel und erregten das ganze Volk, legten die Hände an ihn und schrien:

  2. Ihr Männer von Israel, helft! Dies ist der Mensch, der alle Menschen an allen Enden lehrt wider unser Volk, wider das Gesetz und wider diese Stätte; dazu hat er auch Griechen in den Tempel geführt und diese heilige Stätte entweiht.

  3. Denn sie hatten mit ihm in der Stadt Trophimus, den Epheser, gesehen; den, meinten sie, hätte Paulus in den Tempel geführt.

  4. Und die ganze Stadt ward erregt, und ward ein Auflauf des Volkes. Sie griffen aber Paulus und zogen ihn zum Tempel hinaus. Und alsbald wurden die Türen zugeschlossen.

  5. Da sie ihn aber töten wollten, kam die Kunde hinauf vor den obersten Hauptmann der Schar, wie das ganze Jerusalem in Aufruhr sei.

  6. Der nahm alsbald Kriegsknechte und Hauptleute zu sich und lief hinunter zu ihnen. Da sie aber den Oberhauptmann und die Kriegsknechte sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen.

  7. Als aber der Oberhauptmann nahe herzukam, nahm er ihn an sich und hieß ihn binden mit zwei Ketten und fragte, wer er wäre und was er getan hätte.

  8. Einer aber rief dies, der andre das im Volk. Da er aber nichts Gewisses erfahren konnte um des Getümmels willen, hieß er ihn in die Burg führen.

  9. Und als er an die Stufen kam, mußten ihn die Kriegsknechte tragen wegen des Ungestüms des Volkes,

  10. denn es folgte viel Volks nach und schrie: Weg mit ihm!

  11. Als aber Paulus in die Burg geführt werden sollte, sprach er zu dem Oberhauptmann: Darf ich mit dir reden? Er aber sprach: Kannst du Griechisch?

  12. Bist du nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen einen Aufruhr gemacht hat und führte in die Wüste hinaus viertausend Meuchelmörder?

  13. Paulus aber sprach: Ich bin ein jüdischer Mann von Tarsus, ein Bürger einer namhaften Stadt in Cilicien. Ich bitte dich, erlaube mir, zu reden zu dem Volk.

  14. Als er aber es ihm erlaubte, trat Paulus auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand. Da nun eine große Stille ward, redete er zu ihnen auf hebräisch und sprach:

Paulus verantwortet sich vor dem Volk

Kapitel 22

  1. Ihr Männer, liebe Brüder und Väter, höret mir zu, wenn ich mich jetzt vor euch verantworte.

  2. Da sie aber hörten, daß er auf hebräisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Und er sprach:

  3. Ich bin ein jüdischer Mann, geboren zu Tarsus in Cilicien, aber erzogen in dieser Stadt, zu den Füßen Gamaliels unterwiesen mit allem Fleiß im väterlichen Gesetz, und war ein Eiferer für Gott, gleichwie ihr heute alle seid.

  4. Ich habe die neue Lehre verfolgt bis auf den Tod; ich band und überantwortete ins Gefängnis Männer und Frauen,

  5. wie mir auch der Hohepriester und die Ältesten alle bezeugen. Denn von ihnen empfing ich Briefe an die Brüder und reiste nach Damaskus, daß ich auch, die daselbst waren, gebunden führte nach Jerusalem, damit sie bestraft würden.

Paulus berichtet seine Bekehrung

  1. Es geschah aber, da ich hinzog und nahe an Damaskus kam, umleuchtete mich plötzlich um den Mittag ein großes Licht vom Himmel.

  2. Und ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu mir: Saul, Saul, was verfolgst du mich?

  3. Ich antwortete aber: Herr, wer bist du? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst.

  4. Die aber mit mir waren, sahen das Licht; die Stimme aber des, der mit mir redete, hörten sie nicht.

    Kapitel 9,7.

  5. Ich sprach aber: Herr, was soll ich tun? Und der Herr sprach zu mir: Stehe auf und gehe nach Damaskus. Da wird man dir sagen von allem, was dir zu tun verordnet ist.

  6. Als ich aber wegen der Klarheit dieses Lichtes nicht sehen konnte, ward ich an der Hand geleitet von denen, die mit mir waren, und kam nach Damaskus.

  7. Es war aber ein gottesfürchtiger Mann nach dem Gesetz, Ananias, der einen guten Ruf hatte bei allen Juden, die daselbst wohnten.

  8. Der kam zu mir und trat her und sprach zu mir: Saul, lieber Bruder, sei sehend! Und zu derselben Stunde konnte ich ihn sehen.

  9. Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich verordnet, daß du seinen Willen erkennen sollst und sehen den Gerechten und hören die Stimme aus seinem Munde;

  10. denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast.

  11. Und nun, was zögerst du? Stehe auf und rufe seinen Namen an und laß dich taufen und abwaschen deine Sünden!

  12. Es geschah aber, da ich wieder nach Jerusalem kam und betete im Tempel, daß ich verzückt ward und ihn sah.

  13. Da sprach er zu mir: Eile und mache dich behende von Jerusalem hinaus; denn sie werden nicht annehmen dein Zeugnis über mich.

  14. Und ich sprach: Herr, sie wissen selbst, daß ich die, die an dich glaubten, gefangen legte und peinigte in den Synagogen hin und her.

  15. Und da das Blut des Stephanus, deines Zeugen, vergossen ward, stand ich auch dabei und hatte Wohlgefallen daran und verwahrte denen die Kleider, die ihn töteten.

  16. Und er sprach zu mir: Gehe hin; denn ich will dich ferne unter die Heiden senden!

  17. Sie hörten aber ihm zu bis zu diesem Wort und erhoben ihre Stimme und sprachen: Hinweg mit diesem von der Erde! Denn er darf nicht mehr leben.

Paulus vor dem römischen Oberhauptmann

  1. Da sie aber schrien und ihre Kleider abwarfen und Staub in die Luft wirbelten,

  2. hieß ihn der Oberhauptmann in die Burg führen und sagte, daß man ihn geißeln und verhören sollte, auf daß er erführe, um welcher Ursache willen sie so über ihn schrien.

  3. Als man ihn aber zum Geißeln festband, sprach Paulus zu dem Hauptmann, der dabeistand: Dürft ihr einen Menschen, der römischer Bürger ist, ohne Urteil geißeln?

  4. Da das der Hauptmann hörte, ging er zu dem Oberhauptmann und berichtete ihm und sprach: Was willst du tun? Dieser Mensch ist römischer Bürger.

  5. Da kam zu ihm der Oberhauptmann und sprach zu ihm: Sage mir, bist du römischer Bürger? Er aber sprach: Ja.

  6. Und der Oberhauptmann antwortete: Ich habe dies Bürgerrecht um eine große Summe erworben. Paulus aber sprach: Ich aber bin römisch geboren.

  7. Da ließen alsbald von ihm ab, die ihn verhören sollten. Und der Oberhauptmann fürchtete sich, da er vernahm, daß er römischer Bürger war, und er ihn hatte festbinden lassen.

  8. Des andern Tages wollte er sicher erkunden, warum er verklagt würde von den Juden, und ließ ihn losbinden und hieß die Hohenpriester und den ganzen Hohen Rat zusammenkommen und führte Paulus hinunter und stellte ihn vor sie.

Paulus vor dem Hohen Rat

Kapitel 23

  1. Paulus aber sah den Hohen Rat an und sprach: Ihr Männer, liebe Brüder, ich bin mit allem guten Gewissen gewandelt vor Gott bis auf diesen Tag.

  2. Der Hohepriester Ananias aber befahl denen, die um ihn standen, daß sie ihn auf den Mund schlügen.

  3. Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du getünchte Wand! Sitzest du, mich zu richten nach dem Gesetz, und heißest mich schlagen wider das Gesetz?

  4. Die aber umherstanden, sprachen: Schiltst du den Hohenpriester Gottes?

  5. Und Paulus sprach: Liebe Brüder, ich wußte es nicht, daß er Hoherpriester ist. Denn es steht geschrieben (2. Mose 22,27): «Den Obersten deines Volkes sollst du nicht schmähen.»

  6. Da aber Paulus wußte, daß ein Teil Sadduzäer war und der andere Teil Pharisäer, rief er im Rat: Ihr Männer, liebe Brüder, ich bin ein Pharisäer und eines Pharisäers Sohn. Ich werde angeklagt um der Hoffnung und um der Auferstehung der Toten willen.

  7. Da er aber das sagte, ward eine Zwietracht unter den Pharisäern und Sadduzäern, und die Versammlung spaltete sich.

  8. Denn die Sadduzäer sagen, es gebe keine Auferstehung noch einen Engel noch einen Geist; die Pharisäer aber lehren das alles.

  9. Es ward aber ein großes Geschrei; und etliche Schriftgelehrte von der Pharisäer Partei standen auf, stritten und sprachen: Wir finden nichts Arges an diesem Menschen; vielleicht hat doch ein Geist oder ein Engel mit ihm geredet.

  10. Da aber die Zwietracht groß ward, befürchtete der oberste Hauptmann, sie möchten Paulus zerreißen, und hieß das Kriegsvolk hinabgehen und ihn von ihnen reißen und in die Burg führen.

  11. In der folgenden Nacht aber stand der Herr bei ihm und sprach: Sei getrost! denn wie du für mich Zeuge warst in Jerusalem, so mußt du auch in Rom Zeuge sein.

Mordanschlag gegen Paulus

  1. Als es aber Tag ward, taten sich etliche Juden zusammen und verschworen sich, weder zu essen noch zu trinken, bis daß sie Paulus getötet hätten.

  2. Ihrer aber waren mehr als vierzig, die solchen Bund machten.

  3. Die traten zu den Hohenpriestern und Ältesten und sprachen: Wir haben uns hart verschworen, nichts zu essen, bis wir Paulus getötet haben.

  4. So wirkt nun ihr mit dem Hohen Rat bei dem Oberhauptmann dahin, daß er ihn zu euch herunterführe, als wolltet ihr ihn besser verhören; wir aber sind bereit, ihn zu töten, ehe denn er vor euch kommt.

  5. Da aber des Paulus Schwestersohn von dem Anschlag hörte, ging er hin und kam in die Burg und berichtete es Paulus.

  6. Paulus aber rief zu sich einen von den Hauptleuten und sprach: Diesen Jüngling führe hin zu dem Oberhauptmann, denn er hat ihm etwas zu sagen.

  7. Der nahm ihn und führte ihn zum Oberhauptmann und sprach: Der Gefangene Paulus rief mich zu sich und bat mich, diesen Jüngling zu dir zu führen, der dir etwas zu sagen habe.

  8. Da nahm ihn der Oberhauptmann bei der Hand und trat beiseite und fragte ihn: Was ist's, das du mir zu sagen hast?

  9. Er aber sprach: Die Juden sind eins geworden, dich zu bitten, daß du morgen Paulus vor den Hohen Rat herunterbringen lassest, als wollten sie ihn besser verhören.

  10. Du aber traue ihnen nicht; denn es lauern auf ihn mehr als vierzig Männer von ihnen, die haben sich verschworen, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn getötet hätten; und sind jetzt bereit und warten auf deine Zusage.

  11. Da ließ der Oberhauptmann den Jüngling von sich und gebot ihm, niemand zu sagen, daß er ihm solches eröffnet hätte.

Paulus wird nach Cäsarea gebracht

  1. Und der Oberhauptmann rief zu sich zwei Hauptleute und sprach: Rüstet zweihundert Kriegsknechte, daß sie nach Cäsarea ziehen, und siebzig Reiter und zweihundert Schützen auf die dritte Stunde der Nacht;

  2. und haltet Tiere bereit, daß sie Paulus draufsetzen und bringen ihn wohlbewahrt zu Felix, dem Landpfleger.

  3. Und schrieb einen Brief, der lautete so:

  4. Klaudius Lysias dem edlen Landpfleger Felix, Gruß zuvor!

  5. Diesen Mann hatten die Juden gegriffen und wollten ihn töten. Da kam ich mit dem Kriegsvolk dazu und riß ihn von ihnen, als ich erfuhr, daß er ein römischer Bürger ist.

  6. Da ich aber erkunden wollte die Ursache, um derentwillen sie ihn beschuldigten, führte ich ihn hinunter vor ihren Hohen Rat.

  7. Da fand ich, daß er beschuldigt ward wegen Fragen ihres Gesetzes, aber keine Anklage gegen sich hatte, des Todes oder des Gefängnisses wert.

  8. Und da vor mich kam, daß etliche auf ihn lauerten, sandte ich ihn alsbald zu dir und wies auch die Kläger an, daß sie vor dir sagten, was sie wider ihn hätten.

  9. Die Kriegsknechte, wie ihnen befohlen war, nahmen Paulus und führten ihn bei der Nacht nach Antipatris.

  10. Des andern Tages aber ließen sie die Reiter mit ihm ziehen und kehrten wieder in die Burg zurück.

  11. Als aber jene nach Cäsarea kamen, übergaben sie den Brief dem Landpfleger und überantworteten ihm auch Paulus.

  12. Da der Landpfleger den Brief las, fragte er, aus welchem Lande er wäre. Und da er erfuhr, daß er aus Cilicien wäre, sprach er:

  13. Ich will dich verhören, wenn deine Verkläger auch da sind. Und hieß ihn verwahren in dem Palast des Herodes.

Vor dem Landpfleger Felix

Kapitel 24

  1. Nach fünf Tagen zog hinab der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und mit dem Anwalt Tertullus; die erschienen vor dem Landpfleger wider Paulus.

  2. Als der aber herbeigerufen ward, fing Tertullus an, ihn zu verklagen, und sprach:

  3. Daß wir in großem Frieden leben unter dir und viel Wohltaten diesem Volk widerfahren durch deine Fürsorge, edelster Felix, das erkennen wir an allewege und allenthalben mit aller Dankbarkeit.

  4. Auf daß ich aber dich nicht zu lange aufhalte, bitte ich dich, du wollest uns in Kürze hören nach deiner Geneigtheit.

  5. Wir haben diesen Mann erfunden als eine Pest und als einen, der Aufruhr erregt unter allen Juden auf dem ganzen Erdboden, und als einen Anführer der Sekte der Nazarener.

  6. Er hat auch versucht, den Tempel zu entweihen. Ihn haben wir gegriffen, <und wir wollten ihn richten nach unserem Gesetz,

  7. aber Lysias, der Oberhauptmann, kam dazu und führte ihn mit großer Gewalt aus unseren Händen

  8. und hieß seine Ankläger zu dir kommen>. Wenn du ihn verhörst, kannst du selbst das alles von ihm erkunden, weswegen wir ihn verklagen.

  9. Die Juden aber redeten auch dazu und sprachen, es verhielte sich so.

  10. Paulus aber, als ihm der Landpfleger winkte zu reden, antwortete: Weil ich weiß, daß du in diesem Volk nun viele Jahre Richter bist, will ich unerschrocken mich verantworten.

  11. Du kannst erfahren, daß es nicht mehr als zwölf Tage sind, daß ich bin hinauf nach Jerusalem gekommen, anzubeten.

  12. Und sie haben mich weder im Tempel noch in den Synagogen noch in der Stadt gefunden mit jemand streiten oder einen Aufruhr machen im Volk.

  13. Sie können dir auch nicht beweisen, dessen sie mich verklagen.

  14. Das bekenne ich dir aber, daß ich nach der Lehre, die sie eine Sekte heißen, dem Gott meiner Väter so diene, daß ich glaube allem, was geschrieben steht im Gesetz und in den Propheten,

  15. und habe die Hoffnung zu Gott, auf welche auch sie selbst warten, nämlich daß es geben wird eine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten.

  16. Dabei übe ich mich, zu haben ein unverletzt Gewissen allenthalben gegen Gott und die Menschen.

  17. Nach mehreren Jahren aber bin ich gekommen, um Almosen für mein Volk zu bringen und zu opfern.

  18. Dabei haben mich, wie ich mich gereinigt hatte im Tempel ohne allen Lärm und Getümmel,

  19. etliche Juden aus der Landschaft Asien gefunden, welche sollten hier sein vor dir und mich verklagen, wenn sie etwas wider mich hätten.

  20. Oder laß diese hier selbst sagen, was für ein Unrecht sie gefunden haben, als ich stand vor dem Hohen Rat;

  21. es wäre denn dies eine Wort, da ich unter ihnen stand und rief: Um der Auferstehung der Toten willen werde ich von euch heute angeklagt.

Die Verschleppung des Prozesses

  1. Felix aber zog sie hin; denn er wußte gar wohl um diese Lehre und sprach: Wenn Lysias, der Oberhauptmann, herabkommt, so will ich eure Sache entscheiden.

  2. Er befahl aber dem Hauptmann, Paulus gefangen zu behalten, doch in leichtem Gewahrsam, und daß er niemand von den Seinen wehrte, ihm zu dienen.

  3. Nach etlichen Tagen aber kam Felix mit Drusilla, seiner Frau, die eine Jüdin war, und ließ Paulus kommen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus.

  4. Da aber Paulus redete von Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und von dem zukünftigen Gericht, erschrak Felix und antwortete: Gehe hin für diesmal; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich dich wieder rufen lassen.

  5. Er hoffte aber daneben, daß ihm von Paulus sollte Geld gegeben werden; darum ließ er ihn auch oft kommen und besprach sich mit ihm.

  6. Als aber zwei Jahre um waren, kam Porcius Festus an des Felix Statt. Felix aber wollte den Juden eine Gunst erzeigen und ließ Paulus gefangen zurück.

Gerichtsverhandlung vor Festus

Kapitel 25

  1. Als nun Festus ins Land gekommen war, zog er nach drei Tagen hinauf von Cäsarea nach Jerusalem.

  2. Da erschienen vor ihm die Hohenpriester und die Vornehmsten der Juden wider Paulus und drangen in ihn

  3. und baten um die Gunst wider ihn, daß er ihn kommen ließe nach Jerusalem, und wollten ihm einen Hinterhalt legen, auf daß sie ihn unterwegs umbrächten.

  4. Da antwortete Festus, Paulus bleibe in Gewahrsam zu Cäsarea; er selber aber würde in kurzem wieder dahin ziehen.

  5. Welche nun unter euch, sprach er, Macht haben, die lasset mit hinabziehen und den Mann verklagen, wenn etwas Unrechtes an ihm ist.

  6. Nachdem aber Festus bei ihnen nicht mehr als acht oder zehn Tage gewesen war, zog er hinab nach Cäsarea; und des andern Tages setzte er sich auf den Richterstuhl und hieß Paulus holen.

  7. Als der aber vor ihn kam, traten um ihn her die Juden, die von Jerusalem herabgekommen waren, und brachten viele und schwere Klagen vor, welche sie nicht konnten beweisen,

  8. da Paulus sich verantwortete und sagte: Ich habe weder an der Juden Gesetz noch an dem Tempel noch am Kaiser mich versündigt.

Des Paulus Berufung auf den Kaiser

  1. Festus aber wollte den Juden eine Gunst erzeigen und antwortete Paulus und sprach: Willst du hinauf nach Jerusalem und daselbst über diese Sachen dich vor mir richten lassen?

  2. Paulus aber sprach: Ich stehe vor des Kaisers Gericht, da muß ich gerichtet werden! Den Juden habe ich kein Unrecht getan, wie auch du aufs beste weißt.

  3. Habe ich aber Unrecht getan und des Todes wert gehandelt, so weigere ich mich nicht zu sterben; ist aber nichts an dem, dessen sie mich verklagen, so darf mich auch niemand ihnen preisgeben. Ich berufe mich auf den Kaiser!

  4. Da besprach sich Festus mit seinen Ratgebern und antwortete: Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du ziehen.

König Agrippa

  1. Aber nach etlichen Tagen kamen der König Agrippa und Bernice nach Cäsarea, Festus zu begrüßen.

  2. Und als sie etliche Tage daselbst gewesen waren, legte Festus dem König die Sache des Paulus vor und sprach: Es ist ein Mann von Felix zurückgelassen als Gefangener,

  3. um welches willen die Hohenpriester und Ältesten der Juden vor mir erschienen, als ich zu Jerusalem war, und baten, ich sollte ihn richten lassen.

  4. Denen antwortete ich: Es ist der Römer Weise nicht, daß ein Mensch preisgegeben werde, ehe denn der Verklagte seinen Klägern gegenüberstand und Gelegenheit hatte, sich auf die Anklage zu verantworten.

  5. Als sie aber hier zusammenkamen, machte ich keinen Aufschub und hielt des andern Tages Gericht und hieß den Mann vorführen.

  6. Und als seine Verkläger auftraten, brachten sie der schlimmen Klagen keine vor, die ich erwartete.

  7. Sie hatten aber etliche Streitfragen wider ihn von ihrem Glauben und von einem verstorbenen Jesus, von welchem Paulus sagte, er lebe.

  8. Da ich aber mich auf die Frage nicht verstand, sprach ich, ob er wollte nach Jerusalem reisen und daselbst sich darüber lassen richten.

  9. Da aber Paulus sich darauf berief, daß er für des Kaisers Entscheidung im Gewahrsam behalten werde, hieß ich ihn behalten, bis daß ich ihn zum Kaiser sende.

  10. Agrippa aber sprach zu Festus: Ich möchte den Menschen auch gerne hören. Er aber sprach: Morgen sollst du ihn hören.

  11. Und am andern Tage kamen Agrippa und Bernice mit großem Gepränge und gingen in das Richthaus mit den Hauptleuten und vornehmsten Männern der Stadt, und da es Festus befahl, ward Paulus gebracht.

  12. Und Festus sprach: König Agrippa und alle ihr Männer, die ihr mit uns hier seid, da sehet ihr den, um welchen mich die ganze Menge der Juden angegangen hat zu Jerusalem und auch hier und schrien, er dürfe nicht länger leben.

  13. Ich aber, da ich erkannte, daß er nichts getan hatte, was des Todes wert sei, und er auch selber sich auf den Kaiser berief, habe ich beschlossen, ihn dorthin zu senden.

  14. Etwas Gewisses aber habe ich über ihn nicht, das ich meinem Herrn schreibe. Darum habe ich ihn lassen herbringen vor euch, allermeist aber vor dich, König Agrippa, auf daß ich nach geschehenem Verhör etwas habe, was ich schreiben kann.

  15. Denn es erscheint mir unsinnig, einen Gefangenen zu schicken und keine Beschuldigung wider ihn anzuzeigen.

Paulus verantwortet sich vor Festus und Agrippa

Kapitel 26

  1. Agrippa aber sprach zu Paulus: Es ist dir erlaubt, für dich zu reden. Da reckte Paulus die Hand aus und verantwortete sich:

  2. Es ist mir sehr lieb, König Agrippa, daß ich mich heute vor dir verantworten soll über alles, dessen ich von den Juden beschuldigt werde,

  3. allermeist weil du kundig bist aller Sitten und Fragen der Juden. Darum bitte ich, du wollest mich geduldig hören.

  4. Zwar mein Leben von Jugend auf, wie ich es von Anfang an unter meinem Volk und in Jerusalem zugebracht habe, ist allen Juden bekannt,

  5. die mich von früher kennen, wenn sie es wollten bezeugen. Denn nach der allerstrengsten Sekte unsers Glaubens habe ich gelebt als Pharisäer.

  6. Und nun stehe ich und werde angeklagt wegen der Hoffnung auf die Verheißung, die gegeben ist von Gott unsern Vätern

  7. und zu welcher hoffen zu kommen die zwölf Stämme der Unsern mit unablässigem Gottesdienst Tag und Nacht. Dieser Hoffnung halben werde ich, o König, von den Juden beschuldigt.

  8. Warum wird das für unglaublich bei euch geachtet, daß Gott Tote auferweckt?

  9. Zwar meinte auch ich bei mir selbst, ich müßte viel zuwider tun dem Namen Jesu von Nazareth,

  10. wie ich denn auch zu Jerusalem getan habe, wo ich viele Heilige ins Gefängnis brachte, wozu ich Vollmacht von den Hohenpriestern empfangen hatte; und wenn sie getötet wurden, half ich das Urteil sprechen.

  11. Und in allen Synagogen peinigte ich sie oft und zwang sie zu lästern; und war überaus unsinnig auf sie, verfolgte sie auch bis in die fremden Städte.

Paulus schildert seine Bekehrung

  1. Und als ich nach Damaskus reiste mit Vollmacht und Befehl von den Hohenpriestern,

  2. sah ich mitten am Tage, o König, auf dem Wege ein Licht vom Himmel, heller als der Sonne Glanz, das mich und die mit mir reisten umleuchtete.

  3. Als wir aber alle zur Erde niederfielen, hörte ich eine Stimme reden zu mir, die sprach auf hebräisch: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wider den Stachel zu löcken*.

    *d. h. ausschlagen.

  4. Ich aber sprach: Herr, wer bist du? Der Herr sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst; aber stehe auf und tritt auf deine Füße.

  5. Denn dazu bin ich dir erschienen, daß ich dich verordne zum Diener und Zeugen dessen, was du von mir gesehen hast und was ich dir noch will erscheinen lassen.

  6. Und ich will dich erretten von dem Volk und von den Heiden, unter welche ich dich sende,

  7. aufzutun ihre Augen, daß sie sich bekehren von der Finsternis zu dem Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott, um zu empfangen Vergebung der Sünden und das Erbteil samt denen, die geheiligt sind durch den Glauben an mich.

  8. Daher, König Agrippa, war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam,

  9. sondern verkündigte zuerst denen zu Damaskus und zu Jerusalem und im ganzen jüdischen Land und auch den Heiden, daß sie Buße täten und sich bekehrten zu Gott und täten rechtschaffene Werke der Buße.

  10. Um deswillen haben mich die Juden im Tempel gegriffen und versuchten, mich zu töten.

  11. Aber mit Gottes Hilfe stehe ich da bis auf diesen Tag und gebe Zeugnis den Kleinen und Großen und sage nichts, als was die Propheten und Mose gesagt haben, daß es geschehen sollte:

  12. daß der Christus sollte leiden und der erste sein aus der Auferstehung von den Toten und verkündigen das Licht dem Volk und den Heiden.

  13. Da er aber solches zur Verantwortung vorbrachte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du rasest! Das große Wissen macht dich rasend.

  14. Paulus aber sprach: Edler Festus, ich rase nicht, sondern ich rede wahre und vernünftige Worte.

  15. Denn der König weiß solches wohl, zu welchem ich freimütig rede. Denn ich achte, ihm sei der keines verborgen; denn solches ist nicht im Winkel geschehen.

    Johannes 18,20.

  16. Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, daß du glaubst.

  17. Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlt nicht viel, du wirst mich noch bereden und mich zum Christen machen.

  18. Paulus aber sprach: Ich wünschte vor Gott, es fehle nun viel oder wenig, daß nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, solche würden, wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln.

  19. Da stand der König auf und der Landpfleger und Bernice und die mit ihnen saßen

  20. und gingen beiseite, redeten miteinander und sprachen: Dieser Mensch hat nichts getan, was des Todes oder der Fesseln wert sei.

  21. Agrippa aber sprach zu Festus: Dieser Mensch hätte können losgegeben werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte.

Paulus auf der Fahrt nach Rom

Kapitel 27

  1. Da es aber beschlossen war, daß wir nach Italien fahren sollten, übergaben sie Paulus und etliche andre Gefangene einem Hauptmann mit Namen Julius von der kaiserlichen Schar.

  2. Wir bestiegen aber ein adramyttisches Schiff, das die Küstenstädte der Landschaft Asien anlaufen sollte, und fuhren ab vom Lande; und mit uns war Aristarchus, ein Mazedonier von Thessalonich.

  3. Und des andern Tages kamen wir an zu Sidon; und Julius hielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu seinen Freunden zu gehen und sich pflegen zu lassen.

  4. Und von da stießen wir ab und fuhren im Schutz von Cypern hin, darum daß uns die Winde entgegen waren,

  5. und fuhren durch das offene Meer bei Cilicien und Pamphylien und kamen nach Myra in Lycien.

  6. Und daselbst fand der Hauptmann ein Schiff von Alexandrien, das nach Italien ging, und ließ uns darauf übersteigen.

  7. Da wir aber in vielen Tagen langsam fuhren und nur mit Mühe bis Knidus kamen, denn der Wind wehrte uns, segelten wir im Schutz von Kreta hin bei Salmone

  8. und kamen kaum daran vorüber und gelangten an eine Stätte, die heißt Gutfurt; dabei war nahe die Stadt Lasäa.

  9. Da nun viel Zeit vergangen war und nunmehr die Schiffahrt gefährlich war, darum daß auch die Fastenzeit schon vorüber war, vermahnte sie Paulus

  10. und sprach zu ihnen: Liebe Männer, ich sehe, daß die Fahrt nur mit Leid und großem Schaden vor sich gehen wird, nicht allein für die Ladung und das Schiff, sondern auch für unser Leben.

  11. Aber der Hauptmann glaubte dem Steuermann und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte.

  12. Und da der Hafen ungelegen war zum Überwintern, bestanden die meisten von ihnen auf dem Plan, weiterzufahren, ob sie zum Überwintern bis nach Phönix kommen könnten, welches ist ein Hafen auf Kreta, offen gegen Südwest und Nordwest.

Seesturm und Schiffbruch

  1. Da aber der Südwind wehte, meinten sie, sie könnten nun ihr Vorhaben ausführen, und lichteten die Anker und fuhren ganz nahe an Kreta hin.

  2. Nicht lange aber danach erhob sich von der Insel her eine Windsbraut, die man nennt Nordost.

  3. Und da das Schiff ergriffen ward und konnte sich nicht wider den Wind halten, gaben wir nach und trieben dahin.

  4. Wir fuhren aber hin unter dem Schutz einer kleinen Insel, die heißt Klauda; da konnten wir kaum das Beiboot in unsre Gewalt bekommen.

  5. Sie zogen es herauf und umspannten zum Schutz das Schiff mit Seilen. Da sie aber fürchteten, es möchte in die Syrte geraten, ließen sie die Treibanker herunter und trieben so dahin.

  6. Und da wir großes Ungewitter erlitten, warfen sie des nächsten Tages Ladung ins Meer.

  7. Und am dritten Tage warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus.

  8. Da aber in vielen Tagen weder Sonne noch Sterne erschienen und ein gewaltiges Ungewitter uns bedrängte, war alle Hoffnung auf Rettung dahin.

  9. Und da man lange nicht gegessen hatte, trat Paulus mitten unter sie und sprach: Liebe Männer, man sollte mir gehorcht haben und nicht von Kreta aufgebrochen sein und uns dieses Leides und Schadens überhoben haben.

  10. Doch nun ermahne ich euch, daß ihr unverzagt seid; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff.

  11. Denn diese Nacht ist bei mir gestanden der Engel Gottes, des ich bin und dem ich diene,

  12. und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du mußt vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren.

  13. Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird also geschehen, wie mir gesagt ist.

  14. Wir müssen aber anfahren an eine Insel.

  15. Als aber die vierzehnte Nacht kam, seit wir im Adria-Meer fuhren, wähnten die Schiffsleute um die Mitternacht, sie kämen an ein Land.

  16. Und sie warfen das Senkblei aus und fanden zwanzig Klafter tief; und ein wenig davon senkten sie abermals und fanden fünfzehn Klafter.

  17. Da fürchteten sie, wir würden an Klippen stoßen, und warfen hinten vom Schiffe vier Anker und wünschten, daß es Tag würde.

  18. Da aber die Schiffsleute zu fliehen suchten aus dem Schiffe und das Beiboot niederließen in das Meer und vorgaben, sie wollten die Anker vorn aus dem Schiffe lassen,

  19. sprach Paulus zu dem Hauptmann und zu den Kriegsknechten: Wenn diese nicht im Schiffe bleiben, so könnt ihr nicht gerettet werden.

  20. Da hieben die Kriegsknechte die Stricke ab von dem Boot und ließen es fallen.

  21. Und da es anfing hell zu werden, ermahnte sie Paulus alle, daß sie Speise nähmen, und sprach: Es ist heute der vierzehnte Tag, daß ihr wartet und ohne Speise geblieben seid und habt nichts zu euch genommen.

  22. Darum ermahne ich euch, Speise zu nehmen, denn das dient zu eurer Rettung; es wird euer keinem ein Haar vom Haupt fallen.

  23. Und da er das gesagt, nahm er ein Brot, dankte Gott vor ihnen allen und brach's und fing an zu essen.

  24. Da wurden sie alle guten Mutes und nahmen auch Speise.

  25. Unser waren aber alle zusammen im Schiff zweihundertsechsundsiebzig Seelen.

  26. Und nachdem sie satt geworden, erleichterten sie das Schiff und warfen das Getreide in das Meer.

  27. Als es aber Tag ward, kannten sie das Land nicht; eine Bucht aber wurden sie gewahr, die hatte ein flaches Ufer. Da hinan wollten sie das Schiff treiben, wenn es möglich wäre.

  28. Und sie hieben die Anker ab und ließen sie dem Meer, banden zugleich die Steuerruder los und richteten das Segel nach dem Winde und hielten auf das Ufer zu.

  29. Und da sie auf eine Sandbank gerieten, ließen sie das Schiff auflaufen, und das Vorderschiff blieb feststehen unbeweglich, aber das Hinterschiff zerbrach von der Gewalt der Wellen.

  30. Die Kriegsknechte aber hatten vor, die Gefangenen zu töten, auf daß nicht jemand fortschwimme und entfliehe.

  31. Aber der Hauptmann wollte Paulus erhalten und wehrte ihrem Vorhaben und hieß, die da schwimmen könnten, sich zuerst in das Meer werfen und entrinnen an das Land,

  32. die andern aber etliche auf Brettern, etliche auf den Trümmern des Schiffes. Und so geschah es, daß sie alle gerettet ans Land kamen.

Auf der Insel Malta

Kapitel 28

  1. Und als wir gerettet waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß.

  2. Die Leute aber erzeigten uns nicht geringe Freundschaft, zündeten ein Feuer an und nahmen uns alle auf um des Regens, der über uns gekommen war, und um der Kälte willen.

  3. Als aber Paulus einen Haufen Reiser zusammenraffte und legte sie aufs Feuer, kam eine Otter von der Hitze hervor und fuhr Paulus an seine Hand.

  4. Da aber die Leute sahen das Tier an seiner Hand hangen, sprachen sie untereinander: Dieser Mensch muß ein Mörder sein, welchen die Rache nicht leben läßt, ob er gleich dem Meer entgangen ist.

  5. Er aber schlenkerte das Tier ins Feuer, und ihm widerfuhr nichts Übles.

  6. Sie aber warteten, daß er anschwellen würde oder plötzlich tot niederfallen. Da sie aber lange warteten und sahen, daß ihm nichts Schlimmes widerfuhr, wurden sie andren Sinnes und sprachen, er wäre ein Gott.

  7. In dieser Gegend aber hatte der Oberste der Insel, mit Namen Publius, ein Landgut; der nahm uns auf und beherbergte uns drei Tage freundlich.

  8. Es geschah aber, daß der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr lag. Zu dem ging Paulus hinein und betete und legte die Hände auf ihn und machte ihn gesund.

  9. Da das geschah, kamen auch die andern auf der Insel herzu, die Krankheiten hatten, und ließen sich gesund machen.

  10. Und sie taten uns große Ehre; und als wir abreisten, luden sie auf, was uns not war.

Von Malta nach Rom

  1. Nach drei Monaten aber fuhren wir ab in einem Schiffe von Alexandrien, welches bei der Insel überwintert hatte und das Zeichen der Zwillinge führte.

  2. Und als wir nach Syrakus kamen, blieben wir drei Tage da.

  3. Von da fuhren wir herum und kamen nach Regium; und da am nächsten Tag der Südwind sich erhob, kamen wir in zwei Tagen nach Puteoli.

  4. Da fanden wir Brüder und wurden von ihnen gebeten, daß wir sieben Tage dablieben. Und so kamen wir nach Rom.

  5. Und von dort, da die Brüder von uns hörten, gingen sie uns entgegen bis nach Forum Appii und Tres Tabernä. Da Paulus sie sah, dankte er Gott und gewann Zuversicht.

  6. Als wir aber nach Rom kamen, <überantwortete der Unterhauptmann die Gefangenen dem obersten Hauptmann. Aber es> ward Paulus erlaubt zu wohnen, wo er wollte, mit einem Kriegsknechte, der ihn bewachte.

Paulus in Rom

  1. Es geschah aber nach drei Tagen, daß Paulus zusammenrief die Vornehmsten der Juden. Da die zusammenkamen, sprach er zu ihnen: Ihr Männer, liebe Brüder, ich habe nichts getan wider unser Volk noch wider väterliche Sitten und bin doch als Gefangener aus Jerusalem übergeben in der Römer Hände,

  2. die mich, nachdem sie mich verhört hatten, losgeben wollten, weil nichts an mir war, das den Tod verdient hätte.

  3. Da aber die Juden dawider redeten, ward ich genötigt, mich auf den Kaiser zu berufen; nicht, als hätte ich mein Volk um etwas zu verklagen.

  4. Um dieser Ursache willen habe ich euch gebeten, daß ich euch sehen und sprechen dürfte; denn um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Kette.

  5. Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben weder Briefe empfangen aus Judäa deinethalben, noch ist ein Bruder gekommen, der von dir etwas Arges berichtet oder gesagt hätte.

  6. Doch wollen wir von dir hören, was du denkst; denn von dieser Sekte ist uns kund, daß ihr wird an allen Enden widersprochen.

  7. Und da sie ihm einen Tag bestimmt hatten, kamen viele zu ihm in die Herberge, welchen er auslegte und bezeugte das Reich Gottes, und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten von frühmorgens an bis an den Abend.

  8. Und etliche fielen dem zu, was er sagte; etliche aber glaubten nicht.

  9. Sie waren aber untereinander uneins und gingen weg, als Paulus das eine Wort redete: Sehr recht hat der heilige Geist gesagt durch den Propheten Jesaja zu euren Vätern

  10. und gesprochen (Jesaja 6,9.10): «Gehe hin zu diesem Volk und sprich: Mit den Ohren werdet ihr's hören, und nicht verstehen; und mit den Augen werdet ihr's sehen, und nicht erkennen.

  11. Denn das Herz dieses Volks ist verstockt, und sie hören schwer mit den Ohren und ihre Augen haben sie verschlossen, auf daß sie nicht etwa sehen mit den Augen und hören mit den Ohren und verständig werden im Herzen und sich bekehren und ich ihnen hülfe.»

  12. So sei es euch kundgetan, daß den Heiden gesandt ist dies Heil Gottes; und sie werden's hören.

  13. <Und da er solches redete, gingen die Juden hin und hatten viele Fragen untereinander.>

  14. Paulus aber blieb zwei volle Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm auf alle, die zu ihm kamen,

  15. predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit allem Freimut ungehindert.

DER BRIEF DES PAULUS AN DIE RÖMER

Paulus der Apostel der Heiden

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Knecht Jesu Christi, berufen zum Apostel, ausgesondert, zu predigen das Evangelium Gottes,

  2. welches er zuvor verheißen hat durch seine Propheten in der heiligen Schrift,

  3. von seinem Sohn Jesus Christus, unserm Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch,

  4. und nach dem Geist, der da heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten.

  5. Durch ihn haben wir empfangen Gnade und Apostelamt, in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden,

  6. zu denen auch ihr gehört, berufen von Jesus Christus,

  7. allen Geliebten Gottes und berufenen Heiligen zu Rom:

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Des Apostels Verlangen, nach Rom zu kommen

  1. Aufs erste danke ich meinem Gott durch Jesus Christus euer aller halben, daß man von eurem Glauben in aller Welt spricht.

  2. Denn Gott ist mein Zeuge, welchem ich diene in meinem Geist am Evangelium von seinem Sohn, daß ich ohne Unterlaß euer gedenke

  3. und allezeit in meinem Gebet flehe, ob sich's einmal zutragen wollte durch Gottes Willen, daß ich zu euch käme.

  4. Denn mich verlangt, euch zu sehen, auf daß ich euch mitteile etwas von geistlicher Gabe, euch zu stärken,

  5. das heißt, daß ich samt euch getröstet würde durch euren und meinen Glauben, den wir miteinander haben.

  6. Ich will euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, daß ich mir oft habe vorgesetzt, zu euch zu kommen – bin aber verhindert bisher -, damit ich auch unter euch Frucht schaffte gleichwie unter andern Heiden.

  7. Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen;

  8. darum, soviel an mir ist, bin ich wohl willens, auch euch zu Rom das Evangelium zu predigen.

Bekenntnis zum Evangelium

  1. Denn ich schäme mich des Evangeliums von Christus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen.

  2. Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt*, welche kommt aus Glauben in Glauben; wie denn geschrieben steht (Habakuk 2,4): «Der Gerechte wird aus Glauben leben.»

    *Wörtlich: «Gottes Gerechtigkeit» (vergleiche Römer 3,26).

Die Gottlosigkeit der Heiden

  1. Denn Gottes Zorn vom Himmel wird offenbart über alles gottlose Wesen und Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit in Ungerechtigkeit gefangen halten.

  2. Denn was man von Gott erkennen kann, ist unter ihnen offenbar; Gott hat es ihnen offenbart.

  3. Denn Gottes unsichtbares Wesen, das ist seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen seit der Schöpfung der Welt und wahrgenommen an seinen Werken, so daß sie keine Entschuldigung haben.

  4. Sie wußten, daß ein Gott ist, und haben ihn nicht gepriesen als einen Gott noch ihm gedankt, sondern haben ihre Gedanken dem Nichtigen zugewandt, und ihr unverständiges Herz ist verfinstert.

  5. Da sie sich für weise hielten, sind sie zu Narren geworden

  6. und haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem eines vergänglichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und der kriechenden Tiere.

  7. Darum hat sie auch Gott dahingegeben in ihrer Herzen Gelüste, in Unreinigkeit, zu schänden ihre eigenen Leiber an sich selbst,

  8. sie, die Gottes Wahrheit verwandelt haben in Lüge und haben geehrt und gedient dem Geschöpf statt dem Schöpfer, der da gelobt ist in Ewigkeit. Amen.

  9. Darum hat sie Gott auch dahingegeben in schändliche Lüste; denn ihre Weiber haben verwandelt den natürlichen Umgang in den unnatürlichen;

  10. desgleichen auch die Männer haben verlassen den natürlichen Umgang mit dem Weibe und sind aneinander entbrannt in ihren Lüsten und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein mußte, an sich selbst empfangen.

  11. Und gleichwie sie es für nichts geachtet haben, daß sie Gott erkannten, hat sie auch Gott dahingegeben in verworfenen Sinn, zu tun, was nicht taugt,

  12. voll alles Unrechten, Schlechtigkeit, Habsucht, Bosheit, voll Neides, Mordes, Haders, List, Tücke; Ohrenbläser,

  13. Verleumder, Gottesverächter, Frevler, hoffärtig, ruhmredig, auf Böses sinnend, den Eltern ungehorsam,

  14. unvernünftig, treulos, lieblos, unbarmherzig.

  15. Sie wissen, daß, die solches tun, nach Gottes Recht des Todes würdig sind; aber sie tun es nicht allein, sondern haben auch Gefallen an denen, die es tun.

Die Schuld der Juden

Kapitel 2

  1. Darum, o Mensch, kannst du dich nicht entschuldigen, wer du auch bist, der da richtet. Denn worin du den andern richtest, verdammst du dich selbst, weil du ebendasselbe tust, was du richtest.

  2. Wir aber wissen, daß Gottes Urteil ist recht über die, so solches tun.

  3. Denkst du aber, o Mensch, der du richtest die, so solches tun, und tust auch dasselbe, daß du dem Urteil Gottes entrinnen werdest?

  4. Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmütigkeit? Weißt du nicht, daß dich Gottes Güte zur Buße leitet?

  5. Du aber nach deinem verstockten und unbußfertigen Herzen häufest dir selbst den Zorn auf den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,

  6. welcher geben wird einem jeglichen nach seinen Werken:

  7. ewiges Leben denen, die in aller Geduld mit guten Werken trachten nach Preis und Ehre und unvergänglichem Wesen;

  8. Ungnade und Zorn aber denen, die da zänkisch sind und der Wahrheit nicht gehorchen, gehorchen aber der Ungerechtigkeit.

  9. Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses tun, vornehmlich der Juden und auch der Griechen;

  10. Preis aber und Ehre und Friede allen denen, die da Gutes tun, vornehmlich den Juden und auch den Griechen.

  11. Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott.

  12. Welche ohne Gesetz gesündigt haben, die werden auch ohne Gesetz verloren gehen; und welche unter dem Gesetz gesündigt haben, die werden durchs Gesetz verurteilt werden.

  13. Denn vor Gott sind nicht, die das Gesetz hören, gerecht, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein.

  14. Denn wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun des Gesetzes Werk, so sind sie, obwohl sie das Gesetz nicht haben, sich selbst ein Gesetz;

  15. denn sie beweisen, des Gesetzes Werk sei geschrieben in ihrem Herzen, da ja ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen,

  16. an dem Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesus Christus richten wird, wie es mein Evangelium bezeugt.

Gesetz und Beschneidung

  1. Du aber heißest ein Jude und verlässest dich aufs Gesetz und rühmst dich Gottes

  2. und weißt seinen Willen; und weil du aus dem Gesetz unterrichtet bist, prüfst du, was das Beste zu tun sei,

  3. und willst dich vermessen, ein Leiter zu sein der Blinden, ein Licht derer, die in Finsternis sind,

  4. ein Erzieher der Törichten, ein Lehrer der Einfältigen, hast im Gesetz vor Augen, was zu erkennen und wahr ist.

  5. Du lehrst nun andere, und lehrst dich selber nicht? Du predigst, man solle nicht stehlen, und du stiehlst?

  6. Du sprichst, man solle nicht ehebrechen, und du brichst die Ehe? Du verabscheust die Götzen, und beraubst ihre Tempel?

  7. Du rühmst dich des Gesetzes, und schändest Gott durch Übertretung des Gesetzes?

  8. Denn «eurethalben wird Gottes Name gelästert unter den Heiden», wie geschrieben steht (Jesaja 52,5).

  9. Die Beschneidung ist wohl nütze, wenn du das Gesetz hältst; hältst du aber das Gesetz nicht, so bist du aus einem Beschnittenen schon ein Unbeschnittener geworden.

  10. Wenn nun der Unbeschnittene hält, was nach dem Gesetz recht ist, meinst du nicht, daß dann der Unbeschnittene wird dem Beschnittenen gleichgeachtet?

  11. Und so wird, der von Natur unbeschnitten ist und das Gesetz vollbringt, dir ein Richter sein, der du unter dem Buchstaben und der Beschneidung stehst und das Gesetz übertrittst.

  12. Denn nicht das ist ein Jude, der auswendig ein Jude ist, auch ist nicht das eine Beschneidung, die auswendig am Fleisch geschieht;

  13. sondern das ist ein Jude, der's inwendig verborgen ist, und die Beschneidung des Herzens ist eine Beschneidung, die im Geist und nicht im Buchstaben geschieht. Eines solchen Lob ist nicht von Menschen, sondern von Gott.

Israels Untreue und Gottes Treue

Kapitel 3

  1. Was haben denn die Juden für einen Vorzug, oder was nützt die Beschneidung?

  2. Sehr viel und auf jegliche Weise. Zum ersten: ihnen ist anvertraut, was Gott geredet hat.

  3. Daß aber etliche nicht treu waren, was liegt daran? Sollte ihre Untreue Gottes Treue aufheben?

  4. Das sei ferne! Es bleibe vielmehr so: Gott ist wahrhaftig und alle Menschen Lügner; wie geschrieben steht (Psalm 51,6): «Auf daß du gerecht erfunden werdest in deinen Worten und obsiegest, wenn man mit dir rechtet.»

  5. Ist's aber so, daß unsre Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit ins Licht stellt, was wollen wir sagen? Ist Gott dann nicht ungerecht, wenn er über uns zürnt? - Ich rede so nach Menschenweise. -

  6. Das sei ferne! Wie könnte sonst Gott die Welt richten?

  7. Wenn aber die Wahrheit Gottes durch meine Lüge herrlicher wird zu seinem Preis, warum sollte ich dann noch als ein Sünder gerichtet werden?

  8. Sollten wir's dann nicht vielmehr so halten, wie wir verlästert werden und wie etliche vorgeben, daß wir sagen: Lasset uns Übles tun, auf daß Gutes daraus komme? Deren Verdammnis ist ganz recht.

Alle Menschen schuldig vor Gott

  1. Was sagen wir denn nun? Haben wir einen Vorzug? Gar keinen. Denn wir haben soeben bewiesen, daß beide, Juden und Griechen, alle unter der Sünde sind,

  2. wie denn geschrieben steht (Psalm 14,1-3; 53,2-4): «Da ist keiner, der gerecht sei, auch nicht einer.

  3. Da ist keiner, der verständig sei; da ist keiner, der nach Gott frage.

  4. Sie sind alle abgewichen und allesamt untüchtig geworden. Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer.»

  5. «Ihr Schlund ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen handeln sie trüglich. Otterngift ist unter ihren Lippen» (Psalm 5,10; 140,4);

  6. «ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit» (Psalm 10,7).

  7. «Ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen;

  8. auf ihren Wegen ist lauter Schaden und Herzeleid,

  9. und den Weg des Friedens wissen sie nicht» (Jesaja 59,7.8).

  10. «Es ist keine Furcht Gottes bei ihnen» (Psalm 36,2).

  11. Wir wissen aber: was das Gesetz sagt, das sagt es denen, die unter dem Gesetz sind, auf daß aller Mund gestopft werde und alle Welt vor Gott schuldig sei,

  12. weil kein Fleisch durch des Gesetzes Werke vor ihm gerecht sein kann. Denn durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde.

Die Rechtfertigung allein durch Glauben

  1. Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.

  2. Ich rede aber von solcher Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die da glauben.

  3. Denn es ist hier kein Unterschied: sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten,

  4. und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.

  5. Den hat Gott für den Glauben hingestellt in seinem Blut als Sühnopfer, damit Gott erweise seine Gerechtigkeit. Denn er hat die Sünden vergangener Zeiten getragen in göttlicher Geduld,

  6. um nun zu diesen Zeiten seine Gerechtigkeit zu erweisen, auf daß er allein gerecht sei und gerecht mache den, der da ist des Glaubens an Jesus.

  7. Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch der Werke Gesetz? Nicht also! Sondern durch des Glaubens Gesetz.

  8. So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.

  9. Oder ist Gott allein der Juden Gott? Ist er nicht auch der Heiden Gott? Ja freilich, auch der Heiden Gott.

  10. Denn es ist der eine Gott, der da gerecht macht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben.

  11. Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.

Abrahams Beispiel und Davids Zeugnis

Kapitel 4

  1. Was sagen wir denn von Abraham, unserm Vater nach dem Fleisch, daß er erlangt habe?

  2. Das sagen wir: Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott.

  3. Denn was sagt die Schrift (1. Mose 15,6)? «Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.»

  4. Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht.

  5. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.

  6. Wie ja auch David sagt, daß die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, wenn er spricht (Psalm 32,1.2):

  7. «Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind und welchen ihre Sünden bedeckt sind!

  8. Selig ist der Mann, welchem der Herr die Sünde nicht zurechnet!»

  9. Diese Seligpreisung nun, gilt sie den Beschnittenen oder auch den Unbeschnittenen? Wir sagen doch: «Dem Abraham ist sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.»

  10. Wie ist er ihm denn zugerechnet? Als er beschnitten oder als er noch unbeschnitten war? Ohne Zweifel: nicht als er beschnitten, sondern als er unbeschnitten war.

  11. Das Zeichen der Beschneidung aber empfing er zum Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen er hatte, als er noch nicht beschnitten war. So sollte er ein Vater werden aller, die da glauben und nicht beschnitten sind, damit ihnen ihr Glaube gerechnet werde zur Gerechtigkeit;

  12. und sollte auch ein Vater werden der Beschnittenen, derer nämlich, die nicht allein beschnitten sind, sondern auch wandeln in den Fußtapfen des Glaubens, welcher war in unserm Vater Abraham, als er noch nicht beschnitten war.

  13. Denn die Verheißung, daß er sollte der Welt Erbe sein, ist Abraham oder seinen Nachkommen nicht geschehen durchs Gesetz, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens.

  14. Denn wenn die vom Gesetz Erben sind, so ist der Glaube nichts, und die Verheißung ist abgetan.

  15. Denn das Gesetz richtet nur Zorn an; wo aber das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung.

  16. Derhalben muß die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, auf daß sie sei aus Gnaden und die Verheißung fest bleibe allen Nachkommen, nicht denen allein, die unter dem Gesetz sind, sondern auch denen, die des Glaubens Abrahams sind. Der ist unser aller Vater

  17. - wie geschrieben steht (1. Mose 17,5): «Ich habe dich gesetzt zum Vater vieler Völker» - vor Gott, dem er geglaubt hat, der da lebendig macht die Toten und ruft dem, was nicht ist, daß es sei.

  18. Und er hat geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war, auf daß er würde ein Vater vieler Völker, wie denn zu ihm gesagt ist (1. Mose 15,5): «So soll dein Geschlecht sein.»

  19. Und er ward nicht schwach im Glauben, sah auch nicht an seinen eigenen Leib, welcher schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, noch den erstorbenen Leib der Sara.

  20. Denn er zweifelte nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre

  21. und wußte aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun.

  22. Darum «ist's ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet» (1. Mose 15,6).

  23. Das ist aber geschrieben nicht allein um seinetwillen, daß es ihm zugerechnet ist,

  24. sondern auch um unsertwillen, welchen es soll zugerechnet werden, wenn wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat von den Toten,

  25. welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Rechtfertigung willen auferweckt.

Friede und Gewißheit des künftigen Heils

Kapitel 5

  1. Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus,

  2. durch welchen wir im Glauben den Zugang haben zu dieser Gnade, darin wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.

  3. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale, weil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt;

  4. Geduld aber bringt Bewährung; Bewährung aber bringt Hoffnung;

  5. Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.

  6. Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.

  7. Nun stirbt kaum jemand um eines Gerechten willen; um des Guten willen wagt er vielleicht sein Leben.

  8. Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.

  9. Um wieviel mehr werden wir durch ihn bewahrt werden vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind!

  10. Denn wenn wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind!

  11. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unsern Herrn Jesus Christus, durch welchen wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.

Adam und Christus

  1. Derhalben, wie durch einen Menschen die Sünde ist in die Welt gekommen und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.

  2. Denn die Sünde war wohl in der Welt, ehe das Gesetz kam; aber wo kein Gesetz ist, da wird Sünde nicht zugerechnet.

  3. Gleichwohl herrschte der Tod von Adam an bis auf Mose auch über die, die nicht gesündigt hatten mit gleicher Übertretung wie Adam, welcher ist ein Bild des, der kommen sollte.

  4. Aber nicht verhält sich's mit der Gabe wie mit der Sünde. Denn wenn an eines Sünde viele gestorben sind, so ist viel mehr Gottes Gnade und Gabe vielen überschwenglich widerfahren durch die Gnade des einen Menschen Jesus Christus.

  5. Und nicht ist die Gabe so gekommen, wie durch den einen Sünder das Verderben. Denn das Urteil hat aus des einen Sünde geführt zur Verdammnis; die Gnade aber hilft aus vielen Sünden zur Gerechtigkeit.

  6. Denn wenn um des einen Sünde willen der Tod geherrscht hat durch den einen, wieviel mehr werden die, welche empfangen die Fülle der Gnade und der Gabe zur Gerechtigkeit, herrschen im Leben durch den einen, Jesus Christus.

  7. Wie nun durch e i n e s Sünde die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch e i n e s Gerechtigkeit die Rechtfertigung zum Leben für alle Menschen gekommen.

  8. Denn gleichwie durch eines Menschen Ungehorsam viele zu Sündern geworden sind, so werden auch durch eines Gehorsam viele zu Gerechten.

  9. Das Gesetz aber ist neben eingekommen, auf daß die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist die Gnade viel mächtiger geworden,

  10. auf daß, gleichwie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch herrsche die Gnade durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unsern Herrn.

Das neue Leben

Kapitel 6

  1. Was wollen wir hierzu sagen? Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf daß die Gnade desto mächtiger werde?

  2. Das sei ferne! Wie sollten wir in der Sünde leben wollen, der wir abgestorben sind?

  3. Oder wisset ihr nicht, daß alle, die wir in Jesus Christus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft?

  4. So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, gleichwie Christus ist auferweckt von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen auch wir in einem neuen Leben wandeln.

  5. Denn wenn wir in ihn eingepflanzt sind zu gleichem Tode, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein,

  6. weil wir ja wissen, daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, damit der Leib der Sünde aufhöre, daß wir hinfort der Sünde nicht dienen.

  7. Denn wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt und frei von der Sünde.

  8. Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden,

  9. und wissen, daß Christus, von den Toten erweckt, hinfort nicht stirbt; der Tod kann hinfort über ihn nicht herrschen.

  10. Denn was er gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben ein für allemal; was er aber lebt, das lebt er Gott.

  11. Also auch ihr, haltet euch dafür, daß ihr der Sünde gestorben seid und lebet Gott in Christus Jesus.

  12. So lasset nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe, Gehorsam zu leisten seinen Gelüsten.

  13. Auch ergebet nicht der Sünde eure Glieder zu Waffen der Ungerechtigkeit, sondern ergebet euch selbst Gott, als die da aus den Toten lebendig sind, und eure Glieder Gott zu Waffen der Gerechtigkeit.

  14. Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch, die ihr ja nicht unter dem Gesetze seid, sondern unter der Gnade.

  15. Wie nun? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne!

  16. Wisset ihr nicht: welchem ihr euch als Knechte ergebet zum Gehorsam, dessen Knechte seid ihr und müsset ihm gehorsam sein, es sei der Sünde zum Tode oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?

  17. Gott sei aber gedankt, daß ihr Knechte der Sünde gewesen seid, aber nun gehorsam geworden von Herzen dem Bild der Lehre, welchem ihr ergeben seid.

  18. Denn nun ihr frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit.

  19. Ich muß menschlich davon reden um der Schwachheit willen eures Fleisches. Gleichwie ihr eure Glieder ergeben hattet zum Dienst der Unreinigkeit und von einer Ungerechtigkeit zu der andern, so ergebet auch nun eure Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit, daß sie heilig werden.

  20. Denn als ihr der Sünde Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit.

  21. Was hattet ihr nun damals für Frucht? Deren ihr euch jetzt schämt; denn das Ende derselben heißt Tod.

  22. Nun ihr aber seid von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden, habt ihr eure Frucht, daß ihr heilig werdet, das Ende aber ist ewiges Leben.

  23. Denn der Sünde Sold ist Tod; Gottes Gabe aber ist ewiges Leben in Christus Jesus, unserm Herrn.

Geltung und Grenze des Gesetzes

Kapitel 7

  1. Wisset ihr nicht, liebe Brüder – denn ich rede mit solchen, die das Gesetz wissen -, daß das Gesetz nur herrscht über den Menschen, solange er lebt?

  2. Denn eine Frau ist an ihren Mann gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie los vom Gesetz, das sie an den Mann bindet.

  3. Wenn sie nun eines anderen Mannes wird, solange ihr Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin geheißen; wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, so daß sie nicht eine Ehebrecherin ist, wenn sie eines anderen Mannes wird.

  4. Also seid auch ihr, meine Brüder, getötet dem Gesetz durch den Leib Christi, damit ihr einem andern angehöret, nämlich dem, der von den Toten auferweckt ist, auf daß wir Gott Frucht bringen.

  5. Denn solange wir im Fleisch waren, da waren die sündlichen Lüste, welche durchs Gesetz sich erregten, kräftig in unsern Gliedern, dem Tode Frucht zu bringen.

  6. Nun aber sind wir dem abgestorben, das uns gefangen hielt, und vom Gesetz los, so daß wir dienen im neuen Wesen des Geistes und nicht im alten Wesen des Buchstabens.

  7. Was wollen wir denn nun sagen? Ist das Gesetz Sünde? Das sei ferne! Aber die Sünde erkannte ich nicht außer durchs Gesetz. Denn ich wußte nichts von der Lust, hätte das Gesetz nicht gesagt (2. Mose 20,17): «Laß dich nicht gelüsten!»

  8. Es nahm aber die Sünde Anlaß am Gebot und erregte in mir jegliche Lust; denn ohne das Gesetz ist die Sünde tot.

  9. Ich aber lebte vormals ohne Gesetz; als aber das Gebot kam, ward die Sünde lebendig,

  10. ich aber starb; und es fand sich, daß das Gebot mir zum Tode gereichte, das mir doch zum Leben gegeben war.

  11. Denn die Sünde nahm Anlaß am Gebot und betrog mich und tötete mich durch dasselbe Gebot.

  12. So ist also das Gesetz heilig, und das Gebot ist heilig, recht und gut.

  13. Ist denn, was doch gut ist, mir zum Tod geworden? Das sei ferne! Sondern die Sünde, auf daß sie recht als Sünde erscheine, hat mir durch das Gute den Tod gewirkt, damit die Sünde überaus sündig würde durchs Gebot.

  14. Denn wir wissen, daß das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft.

  15. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich.

  16. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, daß das Gesetz gut sei.

  17. So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.

  18. Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gutes. Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht.

  19. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.

  20. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.

  21. So finde ich nun ein Gesetz, daß mir, der ich will das Gute tun, das Böse anhanget.

  22. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen;

  23. ich sehe aber ein ander Gesetz in meinen Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüte und nimmt mich gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in meinen Gliedern.

  24. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?

  25. Ich danke Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!

    So diene ich nun mit dem Gemüte dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleische dem Gesetz der Sünde.

Das Leben im Geist

Kapitel 8

  1. So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

  2. Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

  3. Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und um der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleisch,

  4. auf daß die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geist.

  5. Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.

  6. Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.

  7. Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft wider Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht.

  8. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.

  9. Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, wenn anders Gottes Geist in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.

  10. Wenn aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.

  11. Wenn nun der Geist des, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird derselbe, der Jesus Christus von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt.

  12. So sind wir nun, liebe Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, daß wir nach dem Fleisch leben.

  13. Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, so werdet ihr leben.

  14. Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.

  15. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!

  16. Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind.

  17. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn anders wir mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Hoffnung und Gewißheit

  1. Denn ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sei, die an uns soll offenbart werden.

  2. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet, daß Gottes Kinder offenbar werden.

  3. Es ist ja die Kreatur unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern um des willen, der sie unterworfen hat – auf Hoffnung;

  4. denn auch die Kreatur wird frei werden von der Knechtschaft des vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.

  5. Denn wir wissen, daß alle Kreatur sehnet sich mit uns und ängstet sich noch immerdar.

  6. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir haben des Geistes Erstlingsgabe, sehnen uns auch bei uns selbst nach der Kindschaft und warten auf unsers Leibes Erlösung.

  7. Denn wir sind wohl gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht?

  8. Wenn wir aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein in Geduld.

  9. Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.

  10. Der aber die Herzen erforscht, der weiß, was des Geistes Sinnen sei; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

  11. Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.

  12. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, daß sie gleich sein sollten dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbe der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern.

  13. Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber hat gerecht gemacht, die hat er auch herrlich gemacht.

  14. Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?

    Psalm 118,6.

  15. welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

  16. Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.

  17. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns.

  18. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?

  19. wie geschrieben steht (Psalm 44,23): «Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.»

  20. Aber in dem allem überwinden wir weit durch den, der uns geliebet hat.

  21. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges,

  22. weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.

GOTTES WEG MIT ISRAEL (Kapitel 9-11)

Israels Gotteskindschaft

Kapitel 9

  1. Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht, wie mir Zeugnis gibt mein Gewissen in dem heiligen Geist,

  2. daß ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in meinem Herzen habe.

  3. Ich selber möchte verflucht und von Christus geschieden sein meinen Brüdern zugut, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch;

  4. die da sind von Israel, welchen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen;

  5. welcher auch sind die Väter, und aus welchen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.

Die Verheißung an das wahre Israel

  1. Aber nicht sage ich solches, als ob Gottes Wort nun aus sei. Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen;

  2. auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum auch Kinder. Sondern nur «was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht heißen» (1. Mose 21,12),

  3. das heißt: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als sein Geschlecht gerechnet.

  4. Denn dies ist ein Wort der Verheißung, da er spricht (1. Mose 18,10): «Um diese Zeit will ich kommen, und Sara soll einen Sohn haben.»

  5. Aber nicht allein hier ist es so, sondern auch bei Rebekka, die von einem, unserm Vater Isaak, schwanger ward.

  6. Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da ward – auf daß der Vorsatz Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl,

  7. nicht aus Verdienst der Werke, sondern aus Gnade des Berufers – zu ihr gesagt (1. Mose 25,23): «Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren»,

  8. wie denn geschrieben steht (Maleachi 1,2.3): «Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehaßt.»

Gottes freie Gnadenwahl

  1. Was wollen wir denn hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne!

  2. Denn er spricht zu Mose (2. Mose 33,19): «Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, des erbarme ich mich.»

  3. So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.

  4. Denn die Schrift sagt zum Pharao (2. Mose 9,16): «Ebendarum habe ich dich erweckt, daß ich an dir meine Macht erzeige, auf daß mein Name verkündigt werde in allen Landen.»

  5. So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, welchen er will.

  6. Nun sagst du zu mir: Was beschuldigt er uns dann noch? Wer kann denn seinem Ratschluß widerstehen?

  7. Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so?

  8. Hat nicht ein Töpfer Macht, aus einem Klumpen zu machen ein Gefäß zu Ehren und das andre zu Unehren?

  9. Derhalben, wiewohl Gott wollte Zorn erzeigen und kundtun seine Macht, hat er mit großer Geduld getragen die Gefäße des Zorns, die da zugerichtet sind zur Verdammnis,

  10. auf daß er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hat zur Herrlichkeit.

  11. Das sind wir, die er berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden.

  12. Wie er denn auch durch Hosea spricht (Hosea 2,25; 2,1): «Ich will das mein Volk heißen, das nicht mein Volk war, und meine Liebste, die nicht die Liebste war.»

  13. «Und soll geschehen: Anstatt daß zu ihnen gesagt ward: <Ihr seid nicht mein Volk>, sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.»

  14. Jesaja aber ruft aus über Israel (Jesaja 10,22.23): «Wenn die Zahl der Kinder Israel würde sein wie der Sand am Meer, so wird doch nur der Rest gerettet werden;

  15. denn in Kürze wird der Herr sein Wort vollenden und ausrichten auf Erden.»

  16. Und wie Jesaja zuvor gesagt hat (Jesaja 1,9): «Wenn uns nicht der Herr Zebaoth hätte lassen Nachkommen übrigbleiben, so wären wir wie Sodom geworden und gleichwie Gomorra.»

Israels falsche Entscheidung

  1. Was wollen wir nun hierzu sagen? Das wollen wir sagen: Die Heiden, die nicht haben nach der Gerechtigkeit getrachtet, haben die Gerechtigkeit erlangt; ich rede aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt.

  2. Israel aber hat dem Gesetz der Gerechtigkeit nachgetrachtet und hat das Gesetz der Gerechtigkeit nicht erreicht.

  3. Warum das? Weil es sie nicht aus dem Glauben sucht, sondern als ob sie aus den Werken komme. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes,

  4. wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): «Siehe da, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.»

Kapitel 10

  1. Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist, und ich flehe auch zu Gott für Israel, daß sie gerettet werden.

  2. Denn ich gebe ihnen das Zeugnis, daß sie eifern um Gott, aber mit Unverstand.

  3. Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die Gottes ist, und trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan.

  4. Denn Christus ist des Gesetzes Ende; wer an den glaubt, der ist gerecht.

  5. Mose nämlich schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt (3. Mose 18,5): «Welcher Mensch sie tut, der wird durch sie leben.»

  6. Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht so (5. Mose 30,11-14): «Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?» - nämlich Christus herabzuholen -

  7. oder: «Wer will hinab in die Tiefe fahren?» - nämlich Christus von den Toten heraufzuholen -,

  8. sondern was sagt sie? «Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.» Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.

  9. Denn so du mit deinem Munde bekennst Jesus, daß er der Herr sei, und glaubst in deinem Herzen, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.

  10. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

  11. Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): «Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.»

  12. Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über sie allzumal der eine Herr, reich für alle, die ihn anrufen.

  13. Denn «wer den Namen des Herrn wird anrufen, soll gerettet werden» (Joel 3,5).

  14. Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?

  15. Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja 52,7): «Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft verkündigen!»

  16. Aber sie sind nicht alle der guten Botschaft gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): «Herr, wer glaubt unserm Predigen?»

  17. So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.

  18. Ich sage aber: Haben sie es nicht gehört? Wohl, es ist ja «in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an der Welt Ende» (Psalm 19,5).

  19. Ich sage aber: Hat es Israel nicht verstanden? Aufs erste spricht Mose (5. Mose 32,21): «Ich will euch eifersüchtig machen auf ein Volk, das nicht ein Volk ist; und über ein unverständiges Volk will ich euch zornig machen.»

  20. Jesaja aber wagt es und sagt (Jesaja 65,1): «Ich bin gefunden von denen, die mich nicht gesucht haben, und ich bin erschienen denen, die nicht nach mir gefragt haben.»

  21. Zu Israel aber spricht er (Jesaja 65,2): «Den ganzen Tag habe ich meine Hände ausgestreckt nach dem Volk, das sich nichts sagen läßt und widerspricht.»

Nicht ganz Israel ist verstockt

Kapitel 11

  1. So sage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israelit, von dem Geschlecht Abrahams, aus dem Stamme Benjamin.

  2. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches er sich zuvor ersehen hat. Oder wisset ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er tritt vor Gott wider Israel und spricht (1. Könige 19,10):

  3. «Herr, sie haben deine Propheten getötet und haben deine Altäre zerbrochen, und ich bin allein übriggeblieben, und sie stehen mir nach meinem Leben»?

  4. Aber was sagt ihm die göttliche Antwort (1. Könige 19,18)? «Ich habe mir lassen übrigbleiben siebentausend Mann, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor dem Baal.»

  5. So geht es auch jetzt zu dieser Zeit, daß etliche übriggeblieben sind nach der Wahl der Gnade.

  6. Ist's aber aus Gnaden, so ist's nicht aus Verdienst der Werke; sonst würde Gnade nicht Gnade sein.

  7. Wie denn nun? Was Israel sucht, das erlangte es nicht; die Auserwählten aber erlangten es. Die andern sind verstockt,

  8. wie geschrieben steht (Jesaja 29,10): «Gott hat ihnen gegeben einen Geist der Betäubung, Augen, daß sie nicht sehen, und Ohren, daß sie nicht hören, bis auf den heutigen Tag.»

  9. Und David spricht (Psalm 69,23.24): «Laß ihren Tisch zu einem Fallstrick werden und zu einer Schlinge und zum Ärgernis, ihnen zur Vergeltung.

  10. Verblende ihre Augen, daß sie nicht sehen, und beuge ihren Rücken allezeit.»

Israel und die Berufung der Heiden

  1. So sage ich nun: Sind sie darum gestrauchelt, daß sie fallen sollten? Das sei ferne! Sondern durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, auf daß Israel ihnen nacheifern sollte.

  2. Wenn aber schon ihr Fall der Welt Reichtum ist und ihr Schade ist der Heiden Reichtum geworden, wieviel mehr wird es Reichtum sein, wenn Israel in seiner ganzen Fülle gewonnen wird!

  3. Euch Heiden aber sage ich: Weil ich der Heiden Apostel bin, will ich mein Amt preisen,

  4. ob ich wohl könnte die, welche meine Stammverwandten sind, zum Nacheifern reizen und ihrer etliche retten.

  5. Denn wenn ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!

  6. Ist das Erste vom Teig heilig, so ist auch der ganze Teig heilig; und wenn die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.

Warnung an die Heiden vor Überhebung

  1. Wenn aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, der du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Saftes im Ölbaum,

  2. so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß nicht du die Wurzel trägst, sondern die Wurzel trägt dich.

  3. Nun sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen, auf daß ich hineingepfropft würde.

  4. Ist wohl geredet! Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du aber stehst durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich!

  5. Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, wird er dich auch nicht verschonen.

  6. Darum schau die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte Gottes aber an dir, sofern du bei seiner Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.

  7. Und wiederum jene, sofern sie nicht bleiben in dem Unglauben, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wieder einpfropfen.

  8. Denn wenn du aus dem Ölbaum, der von Natur wild war, bist abgehauen und wider die Natur in den guten Ölbaum gepfropft, wieviel mehr werden die natürlichen Zweige wieder eingepfropft werden in ihren eigenen Ölbaum!

Israels endliche Errettung

  1. Ich will euch, liebe Brüder, nicht verhehlen dieses Geheimnis, auf daß ihr euch nicht auf eigene Klugheit verlaßt: Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren solange, bis die Fülle der Heiden eingegangen ist,

  2. und alsdann wird das ganze Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): «Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der da abwende das gottlose Wesen von Jakob.

  3. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen.»

  4. Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach Gottes gnädiger Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen.

  5. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

  6. Gleicherweise wie ihr zuvor nicht habt an Gott geglaubt, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt durch ihren Unglauben,

  7. so haben auch jene jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie Barmherzigkeit erlangen.

  8. Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme.

Lobpreis der Wunderwege Gottes

  1. O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!

  2. Denn «wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?» (Jesaja 40,13)

  3. Oder «wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß ihm werde wiedervergolten?» (Hiob 41,3)

  4. Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

Des Christen Leben ein Gottesdienst

Kapitel 12

  1. Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber gebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

  2. Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Die Gnadengaben im Dienst der Gemeinde

  1. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, daß niemand höher von sich halte, als sich's gebührt zu halten, sondern daß er von sich mäßig halte, ein jeglicher, wie Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.

  2. Denn gleicherweise wie wir an einem Leibe viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder einerlei Geschäft haben,

  3. so sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied,

  4. und haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.

  5. Hat jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben gemäß. Hat jemand ein Amt, so warte er des Amtes. Lehrt jemand, so warte er der Lehre.

  6. Ermahnt jemand, so warte er des Ermahnens. Gibt jemand, so gebe er mit lauterem Sinn. Regiert jemand, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er's mit Lust.

Mahnung zu brüderlicher Gemeinschaft

  1. Die Liebe sei ohne Falsch. Hasset das Arge, hanget dem Guten an.

  2. Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.

  3. Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brennend im Geist. Dienet dem Herrn.*

    *Luther übersetzte nach anderer Überlieferung: «Schicket euch in die Zeit.»

  4. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.

  5. Nehmet euch der Nöte der Heiligen an. Herberget gerne.

  6. Segnet, die euch verfolgen; segnet, und fluchet nicht.

  7. Freuet euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden.

  8. Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den geringen. Haltet euch nicht selbst für klug.

  9. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Befleißiget euch der Ehrbarkeit gegen jedermann.

  10. Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.

  11. Rächet euch selber nicht, meine Lieben, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben (5. Mose 32,35): «Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr.»

  12. Vielmehr, «wenn deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln» (Sprüche 25,21.22).

  13. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

Der Christ und die Obrigkeit

Kapitel 13

  1. Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.

  2. Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

  3. Denn die Gewalt haben, sind nicht bei den guten Werken, sondern bei den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes; so wirst du Lob von ihr haben.

  4. Denn sie ist Gottes Dienerin dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst: sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.

  5. Darum ist's not, untertan zu sein, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen.

  6. Derhalben gebet ihr ja auch Steuer; denn sie sind Gottes Diener, auf solchen Dienst beständig bedacht.

  7. So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid: Steuer, dem die Steuer gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.

Die Liebe des Gesetzes Erfüllung

  1. Seid niemand etwas schuldig, außer daß ihr euch untereinander liebet; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.

  2. Denn was da gesagt ist (2. Mose 20,13-17): «Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; dich soll nichts gelüsten», und was noch mehr geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefaßt (3. Mose 19,18): «Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.»

  3. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

Der kommende Tag

  1. Und das tut, weil ihr die Zeit wisset, nämlich daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unser Heil ist jetzt näher, als da wir gläubig wurden.

  2. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. So lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes.

  3. Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Wollust und Unzucht, nicht in Hader und Neid;

  4. sondern ziehet an den Herrn Jesus Christus und wartet des Leibes nicht so, daß ihr seinen Begierden verfallet.

Von den Schwachen und Starken im Glauben

Kapitel 14

  1. Des Schwachen im Glauben nehmt euch an und verwirret die Gewissen nicht.

  2. Einer glaubt, er dürfe alles essen; wer aber schwach ist, der isset kein Fleisch.

  3. Wer isset, der verachte den nicht, der da nicht isset; und wer nicht isset, der richte den nicht, der da isset; denn Gott hat ihn angenommen.

  4. Wer bist du, daß du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn wohl aufrecht halten.

  5. Einer hält einen Tag höher als den andern; der andere aber hält alle Tage gleich. Ein jeglicher sei in seiner Meinung gewiß.

  6. Wer auf die Tage hält, der tut's dem Herrn; und wer isset, der isset dem Herrn, denn er dankt Gott dabei; und wer nicht isset, der isset dem Herrn nicht und dankt Gott auch.

  7. Denn unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber.

  8. Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.

  9. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebendige Herr sei.

  10. Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder, du anderer, was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor dem Richterstuhl Gottes dargestellt werden.

  11. Denn es steht geschrieben (Jesaja 45,23): «So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen, und alle Zungen sollen Gott bekennen.»

  12. So wird nun ein jeglicher für sich selbst Gott Rechenschaft geben.

  13. Darum lasset uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euern Sinn, daß niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

  14. Ich weiß und bin's gewiß in dem Herrn Jesus, daß nichts unrein ist an sich selbst; nur dem, der es für unrein hält, dem ist's unrein.

  15. Wenn aber dein Bruder um deiner Speise willen betrübt wird, so wandelst du schon nicht nach der Liebe. Bringe den nicht durch deine Speise ins Verderben, um welches willen Christus gestorben ist.

  16. Darum schaffet, daß nicht verlästert werde, was ihr Gutes habt.

  17. Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist.

  18. Wer darin Christus dient, der ist Gott gefällig und den Menschen wert.

  19. Darum lasset uns dem nachstreben, was zum Frieden dient und zur Auferbauung untereinander.

  20. Zerstöre nicht um der Speise willen Gottes Werk. Es ist zwar alles rein; aber es ist nicht gut für den, der es isset mit schlechtem Gewissen.

  21. Es ist besser, du issest kein Fleisch und trinkest keinen Wein und tust nichts, daran sich dein Bruder stößt.

  22. Den Glauben, den du hast, behalte bei dir selbst vor Gott. Selig ist, der sich selbst kein Gewissen macht bei dem, was er für recht hält.

  23. Wer aber dabei zweifelt und isset doch, der ist gerichtet, denn es geht nicht aus dem Glauben. Was aber nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde.

Kapitel 15

  1. Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Unvermögen tragen und nicht uns selber zu Gefallen leben.

  2. Es lebe ein jeglicher unter uns so, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten, zur Auferbauung.

  3. Denn auch Christus hat nicht sich selber zu Gefallen gelebt, sondern wie geschrieben steht (Psalm 69,10): «Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.»

  4. Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und den Trost der Schrift die Hoffnung festhalten.

  5. Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einträchtig gesinnt seid untereinander nach Jesus Christus,

  6. auf daß ihr einmütig mit einem Munde lobet Gott, den Vater unsers Herrn Jesus Christus.

  7. Darum nehmet einander an, gleichwie uns Christus hat angenommen zu Gottes Lob.

  8. Denn ich sage: Christus ist ein Diener geworden der Juden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, zu bestätigen die Verheißungen, die den Vätern gegeben sind;

  9. die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht (Psalm 18,50): «Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.»

  10. Und abermals heißt es (5. Mose 32,43): «Freuet euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!»

  11. Und abermals (Psalm 117,1): «Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn, alle Völker!»

  12. Und abermals spricht Jesaja (Jesaja 11,10): «Es wird kommen die Wurzel Jesse und der aufstehen wird, zu herrschen über die Heiden; auf den werden die Heiden hoffen.»

  13. Der Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habet durch die Kraft des heiligen Geistes.

Des Apostels Vollmacht

  1. Ich weiß aber selbst gar wohl von euch, liebe Brüder, daß ihr selber voll guten Sinnes seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, daß ihr euch untereinander könnet ermahnen.

  2. Ich habe es aber dennoch gewagt und euch manches geschrieben, euch zu erinnern kraft der Gnade, die mir von Gott gegeben ist,

  3. daß ich soll sein ein Diener Christi Jesu unter den Heiden, priesterlich zu warten des Evangeliums Gottes, auf daß die Heiden ein Opfer werden, Gott angenehm, geheiligt durch den heiligen Geist.

  4. Nun kann ich mich rühmen in Christus Jesus vor Gott.

  5. Denn ich wollte nicht wagen, von etwas zu reden, das Christus nicht durch mich gewirkt hat, um die Heiden zum Gehorsam zu bringen durch Wort und Werk,

  6. durch Kraft der Zeichen und Wunder und durch Kraft des Geistes, so daß ich von Jerusalem an und umher bis Illyrien das Evangelium Christi voll ausgerichtet habe.

  7. Dabei aber habe ich sonderlich meine Ehre darein gesetzt, das Evangelium zu predigen, wo Christi Name nicht bekannt war, auf daß ich nicht auf einen fremden Grund baute,

  8. sondern ich habe getan, wie geschrieben steht (Jesaja 52,15): «Welchen nicht ist von ihm verkündigt, die sollen's sehen, und welche nicht gehört haben, sollen's verstehen.»

Reisepläne

  1. Das ist auch die Ursache, warum ich so vielmal bin verhindert worden, zu euch zu kommen.

  2. Nun ich aber nicht mehr Raum habe in diesen Ländern, habe aber Verlangen, zu euch zu kommen, von vielen Jahren her,

  3. so will ich zu euch kommen, wenn ich reisen werde nach Spanien. Denn ich hoffe, daß ich bei euch durchreisen und euch sehen werde und von euch dorthin geleitet werden möge, doch so, daß ich zuvor mich ein wenig an euch erquicke.

  4. Jetzt aber fahre ich hin nach Jerusalem den Heiligen zu Dienst.

  5. Denn die aus Mazedonien und Achaja haben willig eine gemeinsame Gabe zusammengelegt für die Armen unter den Heiligen zu Jerusalem.

  6. Sie haben's willig getan und sind auch ihre Schuldner. Denn so die Heiden sind ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden, ist's billig, daß sie ihnen auch in leiblichen Gütern Dienst erweisen.

  7. Wenn ich nun solches ausgerichtet und ihnen diesen Ertrag treulich überantwortet habe, will ich von euch aus nach Spanien ziehen.

  8. Ich weiß aber, wenn ich zu euch komme, daß ich mit dem vollen Segen Christi kommen werde.

  9. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch unsern Herrn Jesus Christus und durch die Liebe des Geistes, daß ihr mir helfet kämpfen mit Beten für mich zu Gott,

  10. damit ich errettet werde von den Ungläubigen in Judäa und mein Dienst, den ich für Jerusalem tue, angenehm werde den Heiligen,

  11. auf daß ich mit Freuden zu euch komme durch den Willen Gottes und mich mit euch erquicke.

  12. Der Gott aber des Friedens sei mit euch allen! Amen.

Empfehlung der Phöbe. Grüße

Kapitel 16

  1. Ich befehle euch unsere Schwester Phöbe, welche ist im Dienste der Gemeinde zu Kenchreä,

  2. daß ihr sie aufnehmet in dem Herrn, wie sich's ziemt den Heiligen, und tut ihr Beistand in allem Geschäfte, darin sie euer bedarf; denn auch sie hat Beistand vielen getan, auch mir selbst.

  3. Grüßet die Priska und den Aquila, meine Gehilfen in Christus Jesus,

  4. welche für mein Leben ihren Hals hingehalten haben, welchen nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden.

  5. Grüßet auch die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßet Epänetus, meinen Lieben, welcher ist der Erstling für Christus unter denen aus der Landschaft Asien.

  6. Grüßet Maria, welche viel Mühe und Arbeit um euch gehabt hat.

  7. Grüßet den Andronikus und den Junias, meine Stammverwandten und Mitgefangenen, welche berühmte Apostel sind und vor mir in Christus gewesen.

  8. Grüßet Ampliatus, meinen Lieben in dem Herrn.

  9. Grüßet Urban, unsern Gehilfen in Christus, und Stachys, meinen Lieben.

  10. Grüßet Apelles, den Bewährten in Christus. Grüßet, die da sind von des Aristobulus Hausgenossen.

  11. Grüßet Herodion, meinen Stammverwandten. Grüßet, die da sind von des Narzissus Hausgenossen in dem Herrn.

  12. Grüßet die Tryphäna und die Tryphosa, welche in dem Herrn arbeiten. Grüßet die Persis, meine Liebe, welche in dem Herrn viel gearbeitet hat.

  13. Grüßet Rufus, den Auserwählten in dem Herrn, und seine Mutter, die auch mir eine Mutter war.

  14. Grüßet Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die Brüder bei ihnen.

  15. Grüßet Philologus und die Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen.

  16. Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi.

Warnung vor Irrlehrern

  1. Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, daß ihr achtet auf die, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, und weichet von ihnen.

  2. Denn solche dienen nicht unserm Herrn Christus, sondern ihrem Bauche; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die Herzen der Arglosen.

  3. Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kundgeworden. Derhalben freue ich mich über euch; ich will aber, daß ihr weise seid zum Guten und unvermengt mit dem Bösen.

  4. Der Gott des Friedens aber wird den Satan unter eure Füße treten in kurzem. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch!

Grüße der Mitarbeiter

  1. Es grüßen euch Timotheus, mein Gehilfe, und Lucius und Jason und Sosipater, meine Stammverwandten.

  2. Ich, Tertius, der ich diesen Brief geschrieben habe, grüße euch in dem Herrn.

  3. Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Gemeinde Gastgeber. Es grüßen euch Erastus, der Stadt Rentmeister, und Quartus, der Bruder.

  4. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.

Lobpreis Gottes

  1. Dem aber, der euch stärken kann laut meines Evangeliums und der Predigt von Jesus Christus, durch welche das Geheimnis offenbart ist, das von Anbeginn verschwiegen war,

  2. nun aber offenbart ist, auch kundgemacht durch der Propheten Schriften nach Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden:

  3. dem Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesus Christus von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

An die Römer gesandt von Korinth durch Phöbe, die im Dienst war der Gemeinde zu Kenchreä.

DER ERSTE BRIEF DES PAULUS AN DIE KORINTHER

Kapitel 1

  1. Paulus, berufen zum Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Sosthenes

  2. der Gemeinde Gottes zu Korinth, den Geheiligten in Christus Jesus, den berufenen Heiligen samt allen denen, die den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns:

  3. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Segen des Evangeliums in Korinth

  1. Ich danke Gott allezeit eurethalben für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus,

  2. daß ihr seid durch ihn an allen Stücken reich gemacht, an aller Lehre und in aller Erkenntnis.

  3. Denn die Predigt von Christus ist in euch kräftig geworden,

  4. so daß ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und nur wartet auf die Offenbarung unsers Herrn Jesus Christus.

  5. Der wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, daß ihr unsträflich seid auf den Tag unsers Herrn Jesus Christus.

  6. Denn Gott ist treu, durch welchen ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unsers Herrn.

Spaltungen in der Gemeinde

  1. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unsers Herrn Jesus Christus, daß ihr allzumal einerlei Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung.

  2. Denn es ist mir kundgeworden, liebe Brüder, über euch durch die Leute der Chloe, daß Zank unter euch sei.

  3. Ich meine aber dies, daß unter euch einer spricht: Ich bin paulisch, der andere: Ich bin apollisch, der dritte: Ich bin kephisch, der vierte: Ich bin christisch.

  4. Wie? Ist Christus nun zertrennt? Ist denn Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf des Paulus Namen getauft?

  5. Ich danke Gott, daß ich niemand unter euch getauft habe außer Krispus und Gajus,

  6. damit nicht jemand sagen möge, ihr seiet auf meinen Namen getauft.

  7. Ich habe aber auch getauft des Stephanas Haus; weiter weiß ich nicht, ob ich etliche andere getauft habe.

  8. Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen; nicht mit klugen Worten, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte werde.

Die Weisheit der Welt ist Torheit vor Gott

  1. Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.

  2. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): «Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.»

  3. Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weltweisen? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht?

  4. Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt zu retten, die daran glauben.

  5. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit,

  6. wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit;

  7. denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als göttliche Kraft und göttliche Weisheit.

  8. Denn die göttliche Torheit ist weiser, als die Menschen sind, und die göttliche Schwachheit ist stärker, als die Menschen sind.

  9. Sehet an, liebe Brüder, eure Berufung: nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Gewaltige, nicht viele Edle sind berufen.

  10. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist;

  11. und das Unedle vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das da nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist,

  12. auf daß sich vor Gott kein Fleisch rühme.

  13. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung,

  14. auf daß, wie geschrieben steht (Jeremia 9,22.23): «Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!»

Des Apostels Predigt vom Kreuz

Kapitel 2

  1. Auch ich, liebe Brüder, da ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch zu verkündigen die göttliche Predigt.

  2. Denn ich hielt nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten.

  3. Auch war ich bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern;

  4. und mein Wort und meine Predigt geschah nicht mit überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung des Geistes und der Kraft,

  5. auf daß euer Glaube bestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft.

Von der Weisheit Gottes

  1. Wovon wir aber reden, das ist dennoch Weisheit bei den Vollkommenen; nicht eine Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, welche vergehen.

  2. Sondern wir reden von der heimlichen, verborgenen Weisheit Gottes, welche Gott verordnet hat vor der Zeit der Welt zu unsrer Herrlichkeit,

  3. welche keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, so hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt.

  4. Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): «Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.»

  5. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit.

  6. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes.

  7. Wir aber haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, daß wir wissen können, was uns von Gott geschenkt ist.

  8. Und davon reden wir auch nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt, und deuten geistliche Sachen für geistliche Menschen.

  9. Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich verstanden sein.

  10. Der geistliche Mensch aber ergründet alles und wird doch selber von niemand ergründet.

  11. Denn «wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer will ihn unterweisen?» (Jesaja 40,13). Wir aber haben Christi Sinn.

Der Auftrag der Lehrer

Kapitel 3

  1. Und ich, liebe Brüder, konnte auch mit euch nicht reden als mit geistlichen Menschen, sondern als mit fleischlichen, wie mit jungen Kindern in Christus.

  2. Milch habe ich euch zu trinken gegeben, und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr's noch nicht,

  3. weil ihr noch fleischlich seid. Denn wenn Eifersucht und Zank unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise?

  4. Denn so einer sagt: Ich bin paulisch, der andere aber: Ich bin apollisch, ist das nicht menschlich geredet?

  5. Wer ist nun Apollos? Wer ist Paulus? Diener sind sie, durch welche ihr seid gläubig geworden, und das, wie es der Herr einem jeglichen gegeben hat.

  6. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.

  7. So ist nun weder der da pflanzt noch der da begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt.

  8. Der aber pflanzt und der da begießt, die sind einer wie der andere. Ein jeglicher aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.

  9. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.

  10. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeglicher aber sehe zu, wie er darauf baue.

Die Verantwortung der Lehrer

  1. Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.

  2. Wenn aber jemand auf diesen Grund baut Gold, Silber, edle Steine, Holz, Heu, Stroh,

  3. so wird eines jeglichen Werk offenbar werden; der Tag wird's klar machen. Denn mit Feuer wird er sich offenbaren; und welcherlei eines jeglichen Werk sei, wird das Feuer bewähren.

  4. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.

  5. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

  6. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?

  7. Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.

  8. Niemand betrüge sich selbst. Welcher sich unter euch dünkt, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, auf daß er möge weise sein.

  9. Denn dieser Welt Weisheit ist Torheit bei Gott. Denn es steht geschrieben (Hiob 5,13): «Die Weisen erhascht er in ihrer Klugheit»,

  10. und abermals (Psalm 94,11): «Der Herr weiß der Weisen Gedanken, daß sie nichtig sind.»

  11. Darum rühme sich niemand eines Menschen; denn es ist alles euer:

  12. es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges, alles ist euer,

  13. ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes.

Kapitel 4

  1. Dafür halte uns jedermann: für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse.

  2. Nun sucht man nicht mehr an den Haushaltern, als daß sie treu erfunden werden.

  3. Mir aber ist's ein Geringes, daß ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Tage; auch richte ich mich selbst nicht.

  4. Ich bin mir nichts bewußt, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist's aber, der mich richtet.

  5. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, welcher wird ans Licht bringen, auch was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Alsdann wird einem jeglichen von Gott sein Lob widerfahren.

Gegen die Selbstüberhebung der Korinther

  1. Solches aber, liebe Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet um euretwillen, damit ihr an uns lernet, was das heißt: Nicht über das hinaus, was geschrieben steht! auf daß sich nicht einer wider den andern um jemandes willen aufblase.

  2. Denn wer gibt dir einen Vorzug? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmest du dich denn, als hättest du es nicht empfangen?

  3. Ihr seid schon satt geworden? Ihr seid schon reich geworden? Ihr herrschet ohne uns? Ja, wollte Gott, ihr herrschtet, auf daß auch wir mit euch herrschen möchten!

  4. Denn mich dünkt, Gott habe uns Apostel als die Allergeringsten dargestellt, wie dem Tode übergeben. Denn wir sind ein Schauspiel geworden der Welt und den Engeln und den Menschen.

  5. Wir sind Narren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christus; wir schwach, ihr aber stark; ihr herrlich, wir aber verachtet.

  6. Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst und Blöße und werden geschlagen und haben keine sichere Stätte

  7. und arbeiten und wirken mit unsern eigenen Händen. Man schilt uns, so segnen wir; man verfolgt uns, so dulden wir's; man lästert uns, so reden wir freundlich.

  8. Wir sind geworden wie der Abschaum der Welt, jedermanns Kehricht, bis heute.

Paulus der Vater der Gemeinde zu Korinth

  1. Nicht schreibe ich solches, daß ich euch beschäme; sondern ich vermahne euch als meine lieben Kinder.

  2. Denn ob ihr gleich zehntausend Zuchtmeister hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter; denn ich habe euch gezeugt in Christus Jesus durchs Evangelium.

  3. Darum ermahne ich euch: Seid meine Nachfolger!

  4. Aus derselben Ursache habe ich Timotheus zu euch gesandt, welcher ist mein lieber und getreuer Sohn in dem Herrn, daß er euch erinnere an meine Wege, die in Christus Jesus sind, wie ich sie an allen Enden in allen Gemeinden lehre.

  5. Es blähen sich etliche auf, als würde ich nicht zu euch kommen.

  6. Ich werde aber gar bald zu euch kommen, so der Herr will, und kennenlernen nicht die Worte der Aufgeblasenen, sondern ihre Kraft.

  7. Denn das Reich Gottes steht nicht in Worten, sondern in Kraft.

  8. Was wollt ihr? Soll ich mit der Rute zu euch kommen oder mit Liebe und sanftmütigem Geist?

Ausschluß der Unzüchtigen aus der Gemeinde

Kapitel 5

  1. Überdies geht die Rede, daß Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, von der auch die Heiden nicht zu sagen wissen: daß einer seines Vaters Frau habe.

  2. Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr Leid getragen, auf daß, der diese Tat begangen hat, aus eurer Mitte hinweggetan würde?

  3. Ich zwar, der ich mit dem Leibe nicht da bin, doch mit dem Geist, habe schon, als sei ich gegenwärtig, beschlossen über den, der solches getan hat:

  4. wenn ihr versammelt seid im Namen des Herrn Jesus und mein Geist samt der Kraft unsers Herrn Jesus bei euch ist,

  5. wollen wir diesen Menschen übergeben dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf daß der Geist gerettet werde am Tage des Herrn.

  6. Euer Ruhm ist nicht fein. Wisset ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig versäuert?

  7. Darum feget den alten Sauerteig aus, auf daß ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch wir haben ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert.

  8. Darum lasset uns Ostern halten, nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Argheit, sondern in dem Süßteig der Lauterkeit und der Wahrheit.

  9. Ich habe euch geschrieben in dem Briefe, daß ihr nichts sollt zu schaffen haben mit den Unzüchtigen.

  10. Das meine ich nicht insgemein von den Unzüchtigen in dieser Welt oder den Geizigen oder Räubern oder Götzendienern; sonst müßtet ihr ja die Welt räumen.

  11. Vielmehr schrieb ich euch: ihr sollt nicht mit einem zu schaffen haben, der sich läßt einen Bruder nennen und ist ein Unzüchtiger oder ein Geiziger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit dem sollt ihr auch nicht essen.

  12. Denn was gehen mich die draußen an, daß ich sie sollte richten? Habt ihr nicht, die drinnen sind, zu richten?

  13. Gott aber wird, die draußen sind, richten. Tut ihr selbst von euch hinaus, wer da böse ist!

Rechtssachen unter Christen

Kapitel 6

  1. Wie darf jemand unter euch, wenn er einen Streit hat mit einem andern, sein Recht suchen vor den Ungerechten und nicht vor den Heiligen?

  2. Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt soll von euch gerichtet werden, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten?

  3. Wisset ihr nicht, daß wir über Engel richten werden? Wieviel mehr über die zeitlichen Güter.

  4. Ihr aber, wenn ihr über zeitlichen Gütern rechtet, so nehmt ihr solche, die in der Gemeinde nichts gelten, und setzt sie zu Richtern.

  5. Euch zur Schande muß ich das sagen. Ist so gar kein Weiser unter euch, auch nicht einer, der da könnte richten zwischen Bruder und Bruder?

  6. Sondern ein Bruder rechtet mit dem andern, dazu vor den Ungläubigen!

  7. Es ist ja schon ein Mangel an euch, daß ihr miteinander rechtet. Warum lasset ihr euch nicht lieber Unrecht tun? Warum lasset ihr euch nicht lieber übervorteilen?

  8. Statt dessen tut ihr Unrecht und übervorteilt, und das an Brüdern!

Unzucht und christliche Freiheit

  1. Wisset ihr nicht, daß die Ungerechten werden das Reich Gottes nicht ererben? Lasset euch nicht irreführen! Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschänder

  2. noch die Diebe noch die Geizigen noch die Trunkenbolde noch die Lästerer noch die Räuber werden das Reich Gottes ererben.

  3. Und solche sind euer etliche gewesen. Aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unsers Gottes.

  4. Mir ist alles erlaubt, es frommt aber nicht alles. Mir ist alles erlaubt, es soll mich aber nichts gefangen nehmen.

    Kapitel 10,23.

  5. Die Speise dem Bauche und der Bauch der Speise; aber Gott wird diesen und jene zunichte machen. Der Leib jedoch nicht der Unzucht, sondern dem Herrn, und der Herr dem Leibe.

  6. Gott aber hat den Herrn auferweckt und wird auch uns auferwecken durch seine Kraft.

  7. Wisset ihr nicht, daß eure Leiber Christi Glieder sind? Sollte ich nun die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne!

  8. Oder wisset ihr nicht, daß, wer an der Hure hanget, der ist ein Leib mit ihr? Denn «es werden», sagt die Schrift (1. Mose 2,24), «die zwei ein Fleisch sein».

  9. Wer aber dem Herrn anhanget, der ist ein Geist mit ihm.

  10. Fliehet die Unzucht! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außer seinem Leibe; wer aber Unzucht treibt, der sündigt an seinem eigenen Leibe.

  11. Oder wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer eigen?

  12. Denn ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe.

Ehe und Ehelosigkeit

Kapitel 7

  1. Wovon ihr aber mir geschrieben habt, darauf antworte ich: Es ist dem Menschen gut, daß er kein Weib berühre.

  2. Doch um der Unkeuschheit willen habe ein jeglicher seine eigene Frau, und eine jegliche habe ihren eigenen Mann.

  3. Der Mann leiste der Frau die schuldige Pflicht, desgleichen die Frau dem Manne.

  4. Die Frau ist ihres Leibes nicht mächtig, sondern der Mann. Desgleichen der Mann ist seines Leibes nicht mächtig, sondern die Frau.

  5. Entziehe sich nicht eins dem andern, es sei denn mit beider Bewilligung eine Zeitlang, daß ihr zum Beten Ruhe habt; und dann kommt wiederum zusammen, auf daß euch der Satan nicht versuche, weil ihr euch nicht enthalten könnt.

  6. Solches sage ich aber als Erlaubnis und nicht als Gebot.

  7. Ich wollte wohl lieber, alle Menschen wären, wie ich bin; doch ein jeglicher hat seine eigene Gabe von Gott, einer so, der andere so.

  8. Den Ledigen und Witwen sage ich: Es ist ihnen gut, wenn sie auch bleiben wie ich.

  9. Wenn sie aber sich nicht können enthalten, so laß sie freien; es ist besser freien als von Begierde verzehrt werden.

Ehescheidung

  1. Den Ehelichen aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, daß die Frau sich nicht scheide von dem Manne

  2. - hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit dem Manne versöhnen – und daß der Mann die Frau nicht von sich schicke.

  3. Den andern aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat, und sie ist willig, bei ihm zu wohnen, der scheide sich nicht von ihr.

  4. Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat, und er ist willig, bei ihr zu wohnen, die scheide sich nicht von ihm.

  5. Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig.

  6. Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so laß ihn sich scheiden. Es ist der Bruder oder die Schwester nicht gebunden in solchen Fällen. Zum Frieden hat euch Gott berufen.

  7. Denn was weißt du, Frau, ob du den Mann werdest retten können? Oder du, Mann, was weißt du, ob du die Frau werdest retten können?

Unterschiede in der Gemeinde

  1. Vielmehr wie einem jeglichen der Herr hat zugeteilt, wie einen jeglichen Gott berufen hat, so wandle er. Und so verordne ich's in allen Gemeinden.

  2. Ist jemand als Beschnittener berufen, der bleibe bei der Beschneidung. Ist jemand als Unbeschnittener berufen, der lasse sich nicht beschneiden.

  3. Beschnitten sein ist nichts, und unbeschnitten sein ist nichts, sondern Gottes Gebote halten.

  4. Ein jeglicher bleibe in dem, darin er berufen ist.

  5. Bist du als Sklave berufen, sorge dich nicht; doch kannst du frei werden, so ergreife es viel lieber.

  6. Denn wer als Sklave berufen ist in dem Herrn, der ist ein Freigelassener des Herrn; desgleichen, wer als Freier berufen ist, der ist ein Knecht Christi.

  7. Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte.

  8. Ein jeglicher, liebe Brüder, worin er berufen ist, darin bleibe er vor Gott.

Von den Unverheirateten

  1. Über die Jungfrauen habe ich kein Gebot des Herrn; ich sage aber meine Meinung, als der ich die Barmherzigkeit erlangt habe von dem Herrn, sein Getreuer zu sein.

  2. So meine ich nun, solches sei gut um der kommenden Not willen – es sei dem Menschen gut, ledig zu sein.

  3. Bist du an eine Frau gebunden, so suche nicht, von ihr loszukommen; bist du los von der Frau, so suche keine Frau.

  4. Wenn du aber doch freist, sündigst du nicht, und wenn eine Jungfrau freit, sündigt sie nicht; doch werden sie leibliche Trübsal haben. Ich aber schonte euch gerne.

  5. Das sage ich aber, liebe Brüder: Die Zeit ist kurz. Fortan müssen auch die da Frauen haben sein, als hätten sie keine; und die da weinen, als weinten sie nicht;

  6. und die sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die da kaufen, als besäßen sie es nicht;

  7. und die diese Welt gebrauchen, als gebrauchten sie sie nicht. Denn das Wesen dieser Welt vergeht.

  8. Ich möchte aber, daß ihr ohne Sorge seid. Wer ledig ist, der sorgt um des Herrn Sache, nämlich wie er dem Herrn gefalle;

  9. wer aber gefreit hat, der sorgt um die Dinge der Welt, nämlich wie er der Frau gefalle, und so ist er geteilten Herzens.

  10. Und die Frau, die keinen Mann hat, und die Jungfrau sorgt um des Herrn Sache, nämlich daß sie heilig sei am Leib und auch am Geist; die aber gefreit hat, die sorgt um die Dinge der Welt, nämlich wie sie dem Manne gefalle.

  11. Solches aber sage ich zu eurem eigenen Nutzen; nicht, daß ich euch einen Strick um den Hals werfe, sondern dazu, daß es fein zugehe und ihr stetig und unverhindert dem Herrn dienen könnt.

  12. Wenn aber jemand sich läßt dünken, es wolle übel geraten mit seiner Jungfrau, weil sie mannbar ist, und es kann nicht anders sein, so tue er, was er will; er sündigt nicht, er lasse sie freien.

  13. Wenn einer aber in seinem Herzen fest steht, der nicht unter Zwang ist und seinen freien Willen hat, und beschließt in seinem Herzen, seine Jungfrau ledig bleiben zu lassen, der tut wohl.

  14. Demnach, welcher seine Jungfrau verheiratet, der tut wohl; welcher sie aber nicht verheiratet, der tut besser.

Von den Witwen

  1. Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn aber ihr Mann entschläft, ist sie frei, zu heiraten, welchen sie will, nur daß es in dem Herrn geschehe!

  2. Seliger ist sie aber, wenn sie ledig bleibt, nach meiner Meinung. Ich halte aber dafür: auch ich habe den Geist Gottes.

Vom Essen des Götzenopferfleisches

Kapitel 8

  1. Was aber das Götzenopfer anlangt, so haben wir ja alle das Wissen. Das Wissen bläst auf; aber die Liebe baut auf.

  2. Wenn sich jemand dünken läßt, er wisse etwas, der weiß noch nicht, wie man erkennen soll.

  3. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

  4. Von dem Essen des Götzenopfers aber wissen wir, daß kein Götze in der Welt ist und daß kein Gott ist als der eine.

  5. Und wiewohl solche sind, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, wie es ja viele Götter und viele Herren gibt,

  6. so haben w i r doch nur e i n e n Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm; und e i n e n Herrn, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn.

  7. Es hat aber nicht jedermann das Wissen. Denn etliche, weil sie bisher an die Götzen gewöhnt waren, essen's als Götzenopfer; damit wird ihr Gewissen, weil es schwach ist, befleckt.

  8. Aber Speise wird uns nicht Gott wohlgefällig machen. Essen wir nicht, so werden wir darum nichts weniger sein; essen wir, so werden wir darum nicht besser sein.

  9. Sehet aber zu, daß diese eure Freiheit nicht gerate zu einem Anstoß für die Schwachen!

  10. Denn wenn dich, der du das Wissen hast, jemand sähe zu Tische sitzen im Götzenhause, wird nicht sein Gewissen, da er doch schwach ist, bestärkt, das Götzenopfer zu essen?

  11. Und so wird über deinem Wissen der Schwache ins Verderben kommen, der Bruder, um des willen doch Christus gestorben ist.

  12. Wenn ihr aber so sündigt an den Brüdern und verletzet ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christus.

  13. Darum, wenn die Speise meinen Bruder zur Sünde verführt, wollte ich nimmermehr Fleisch essen, auf daß ich meinen Bruder nicht verführe.

Des Paulus Vorbild im Verzichten

Kapitel 9

  1. Bin ich nicht frei? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unsern Herrn Jesus gesehen? Seid nicht ihr mein Werk in dem Herrn?

  2. Bin ich andern nicht ein Apostel, so bin ich doch euer Apostel; denn das Siegel meines Apostelamts seid ihr in dem Herrn.

  3. Denen, die über mich zu Gericht sitzen, antworte ich so:

  4. Haben wir nicht das Recht, zu essen und zu trinken?

  5. Haben wir nicht auch das Recht, eine Schwester als Ehefrau mit uns zu führen wie die andern Apostel und des Herrn Brüder und Kephas?

  6. Oder haben allein ich und Barnabas nicht das Recht, nicht zu arbeiten?

  7. Wer zieht jemals in den Krieg auf seinen eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und isset nicht seine Frucht? Oder wer weidet eine Herde und nährt sich nicht von der Milch der Herde?

  8. Rede ich aber solches nach menschlichem Gutdünken? Sagt nicht solches das Gesetz auch?

  9. Denn im Gesetz des Mose steht geschrieben (5. Mose 25,4): «Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.» Sorgt sich Gott etwa um die Ochsen?

  10. Oder redet er nicht allenthalben um unsertwillen? Denn es ist ja um unsertwillen geschrieben, daß, der da pflügt, soll auf Hoffnung pflügen; und der da drischt, soll auf Hoffnung dreschen, daß er sein Teil empfangen werde.

  11. Wenn wir euch das Geistliche säen, ist es dann ein groß Ding, wenn wir euer Leibliches ernten?

  12. Wenn andere dieses Rechtes an euch teilhaftig sind, warum nicht viel mehr wir? Aber wir haben solches Recht nicht gebraucht, sondern wir ertragen alles, daß wir nicht dem Evangelium Christi ein Hindernis bereiten.

  13. Wisset ihr nicht, daß, die da opfern, vom Opfer essen und, die am Altar dienen, vom Altar genießen?

  14. So hat auch der Herr befohlen, daß, die das Evangelium verkündigen, sollen sich vom Evangelium nähren.

  15. Ich aber habe der keines gebraucht. Ich schreibe auch nicht darum davon, daß es mit mir nun sollte so gehalten werden. Es wäre mir lieber, ich stürbe, als daß mir jemand meinen Ruhm sollte zunichte machen.

  16. Denn daß ich das Evangelium predige, darf ich mich nicht rühmen; denn ich muß es tun. Und wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht predigte!

  17. Täte ich's aus eigenem Willen, so würde mir gelohnt. Ich tue es aber nicht aus eigenem Willen; mir ist das Amt befohlen.

  18. Was ist denn nun mein Lohn? Daß ich predige das Evangelium frei umsonst, so daß ich von meinem Recht am Evangelium nicht Gebrauch mache.

  19. Denn wiewohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knechte gemacht, auf daß ich ihrer viele gewinne.

  20. Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie einer unter dem Gesetz – wiewohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -, auf daß ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne.

  21. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden – wiewohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -, auf daß ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne.

  22. Den Schwachen bin ich geworden ein Schwacher, auf daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette.

  23. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, auf daß ich seiner teilhaftig werde.

  24. Wisset ihr nicht, daß die, so in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Laufet so, daß ihr ihn erlanget!

  25. Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene nun, daß sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.

  26. Ich laufe aber so, nicht als aufs Ungewisse; ich fechte so, nicht als der in die Luft schlägt,

  27. sondern ich züchtige meinen Leib und zähme ihn, daß ich nicht den andern predige und selbst verwerflich werde.

Das warnende Beispiel Israels

Kapitel 10

  1. Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, daß unsre Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle durchs Meer gegangen

  2. und sind alle auf Mose getauft mit der Wolke und mit dem Meer

  3. und haben alle einerlei geistliche Speise gegessen

  4. und haben alle einerlei geistlichen Trank getrunken; sie tranken aber von dem geistlichen Fels, der mitfolgte, welcher war Christus.

  5. Aber an den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen, denn sie wurden niedergeschlagen in der Wüste.

  6. Das ist aber uns zum Vorbilde geschehen, daß wir uns nicht gelüsten lassen des Bösen, gleichwie jene gelüstet hat.

  7. Werdet auch nicht Götzendiener, gleichwie jener etliche wurden, wie geschrieben steht (2. Mose 32,6): «Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und stand auf, zu spielen.»

  8. Auch lasset uns nicht Unzucht treiben, wie etliche unter jenen Unzucht trieben, und fielen auf einen Tag dreiundzwanzigtausend.

  9. Lasset uns auch den Herrn nicht versuchen, wie etliche von jenen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht.

  10. Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und wurden umgebracht durch den Verderber.

  11. Solches widerfuhr jenen als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf welche das Ende der Welt gekommen ist.

  12. Darum, wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.

  13. Es hat euch noch keine denn menschliche Versuchung betroffen. Aber Gott ist getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr's könnet ertragen.

Heiliges Abendmahl und Götzendienst

  1. Darum, meine Lieben, fliehet den Götzendienst!

  2. Als mit Klugen rede ich; urteilet ihr, was ich sage.

  3. Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?

  4. Denn ein Brot ist's, so sind wir viele ein Leib, weil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.

  5. Sehet an das Israel nach dem Fleisch. Welche die Opfer essen, sind die nicht in der Gemeinschaft des Altars?

  6. Was will ich nun damit sagen? Daß das Götzenopfer etwas sei? Oder daß der Götze etwas sei?

  7. Nein; sondern was die Heiden opfern, das opfern sie den bösen Geistern und nicht Gott. Nun will ich nicht, daß ihr in der Teufel Gemeinschaft sein sollt.

  8. Ihr könnt nicht zugleich trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch; ihr könnt nicht zugleich teilhaftig sein des Tisches des Herrn und des Tisches der Teufel.

  9. Oder wollen wir dem Herrn trotzen? Sind wir stärker als er?

Rücksicht auf das Gewissen

  1. Alles ist erlaubt, aber es frommt nicht alles. Alles ist erlaubt, aber es erbaut nicht alles.

    Kapitel 6,12.

  2. Niemand suche das Seine, sondern das, was des andern ist.

  3. Alles, was feil ist auf dem Fleischmarkt, das esset, und forschet nicht nach, auf daß ihr das Gewissen nicht beschweret.

  4. Denn «die Erde ist des Herrn und was darinnen ist» (Psalm 24,1).

  5. Wenn jemand von den Ungläubigen euch einladet und ihr wollt hingehen, so esset alles, was euch vorgesetzt wird, und forschet nicht nach, auf daß ihr das Gewissen nicht beschweret.

  6. Wenn aber jemand würde zu euch sagen: Das ist Opferfleisch, so esset nicht, um des willen, der es euch anzeigte, auf daß ihr das Gewissen nicht beschweret.

  7. Ich rede aber vom Gewissen, nicht deinem eigenen, sondern von dem des andern. Denn warum sollte ich über meine Freiheit lassen urteilen von eines andern Gewissen?

  8. So ich's mit Danksagung genieße, was sollte ich mich dann verlästern lassen über dem, wofür ich danke?

  9. Ihr esset nun oder trinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.

  10. Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes,

  11. gleichwie ich auch jedermann in allem zu Gefallen lebe und suche nicht, was mir, sondern was vielen frommt, damit sie gerettet werden.

Kapitel 11

  1. Seid meine Nachfolger, gleichwie ich Christi!

Verhalten im Gottesdienst

  1. Ich lobe euch, daß ihr an mich gedenket in allen Stücken und haltet den Brauch, wie ich ihn euch gegeben habe.

  2. Ich lasse euch aber wissen, daß Christus ist eines jeglichen Mannes Haupt; der Mann aber ist des Weibes Haupt; Gott aber ist Christi Haupt.

  3. Ein jeglicher Mann, der da betet oder weissagt und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt.

  4. Eine Frau aber, die da betet oder weissagt mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist ebensoviel, als wäre sie geschoren.

  5. Will sie sich nicht bedecken, so schneide man ihr auch das Haar ab. Nun es aber einer Frau übel steht, daß sie das Haar abgeschnitten habe oder geschoren sei, so lasset sie das Haupt bedecken.

  6. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz.

  7. Denn der Mann ist nicht vom Weibe, sondern das Weib ist vom Manne.

  8. Und der Mann ist nicht geschaffen um des Weibes willen, sondern das Weib um des Mannes willen.

  9. Darum soll die Frau eine Macht* auf dem Haupte haben um der Engel willen.

    *«Macht» bedeutet wohl: Schleier.

  10. Doch ist weder das Weib etwas ohne den Mann, noch der Mann etwas ohne das Weib in dem Herrn;

  11. denn wie das Weib von dem Manne, so kommt auch der Mann durch das Weib; aber alles von Gott.

  12. Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, daß eine Frau unbedeckt vor Gott bete.

  13. Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, daß es einem Manne eine Unehre ist, so er langes Haar trägt,

  14. aber der Frau eine Ehre, so sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr zum Schleier gegeben.

  15. Ist aber jemand unter euch, der Lust hat, darüber zu zanken, der wisse, daß wir solchen Brauch nicht haben, die Gemeinden Gottes auch nicht.

Feier des heiligen Abendmahls

  1. Dies aber muß ich befehlen: Ich kann's nicht loben, daß ihr nicht zum Guten, sondern zum Schlimmen zusammenkommt.

  2. Zum ersten, wenn ihr zusammenkommt in der Gemeinde, höre ich, es seien Spaltungen unter euch; und zum Teil glaube ich's.

  3. Denn es müssen ja wohl Spaltungen unter euch sein, auf daß die, so rechtschaffen sind, offenbar unter euch werden.

  4. Wenn ihr nun zusammenkommt, so hält man da nicht das Abendmahl des Herrn.

  5. Denn ein jeglicher nimmt beim Essen sein eigenes Mahl vorweg, und einer ist hungrig, der andere ist trunken.

  6. Habt ihr denn nicht Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes und beschämt die, die da nichts haben? Was soll ich euch sagen? Soll ich euch loben? Hierin lobe ich euch nicht.

  7. Denn ich habe es von dem Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe: Der Herr Jesus in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot,

  8. dankte und brach's und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis.

  9. Desselbigengleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blut; solches tut, sooft ihr's trinket, zu meinem Gedächtnis.

  10. Denn sooft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, verkündigt ihr des Herrn Tod, bis daß er kommt.

  11. Welcher nun unwürdig* von diesem Brot isset oder von dem Kelch des Herrn trinket, der ist schuldig an dem Leib und Blut des Herrn.

    *d. h. in einer Weise, die die Heilstat Christi mißachtet.

  12. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch.

  13. Denn welcher also isset und trinket, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn, der isset und trinket sich selber zum Gericht.

  14. Darum sind auch viele Schwache und Kranke unter euch, und ein gut Teil sind entschlafen.

  15. Wenn wir uns selber richteten, so würden wir nicht gerichtet.

  16. Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, auf daß wir nicht samt der Welt verdammt werden.

  17. Darum, meine lieben Brüder, wenn ihr zusammenkommt, zu essen, so wartet aufeinander.

  18. Hungert jemand, der esse daheim, auf daß ihr nicht zum Gericht zusammenkommt.

    Das andre will ich ordnen, wenn ich komme.

Viele Gaben – ein Geist

Kapitel 12

  1. Über die geistlichen Gaben aber will ich euch, liebe Brüder, nicht ohne Erkenntnis lassen.

  2. Ihr wisset: als ihr Heiden waret, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen.

  3. Darum tue ich euch kund, daß niemand Jesus verflucht, der durch den Geist Gottes redet; und niemand kann Jesus den Herrn heißen ohne durch den heiligen Geist.

  4. Es sind mancherlei Gaben; aber es ist e i n Geist.

  5. Und es sind mancherlei Ämter; aber es ist e i n Herr.

  6. Und es sind mancherlei Kräfte; aber es ist e i n Gott, der da wirket alles in allen.

  7. In einem jeglichen offenbaren sich die Gaben des Geistes zu gemeinem Nutzen.

  8. Einem wird gegeben durch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem andern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis, nach demselben Geist;

  9. einem andern der Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist;

  10. einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern Weissagung; einem andern, Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern, die Zungen auszulegen.

  11. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen das Seine zu, wie er will.

Viele Glieder – ein Leib

  1. Denn gleichwie ein Leib ist und hat doch viele Glieder, alle Glieder aber des Leibes, wiewohl ihrer viel sind, doch ein Leib sind: so auch Christus.

  2. Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leibe getauft, wir seien Juden oder Griechen, Unfreie oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt.

  3. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.

  4. Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich des Leibes Glied nicht, sollte er um deswillen nicht des Leibes Glied sein?

  5. Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht des Leibes Glied, sollte es um deswillen nicht des Leibes Glied sein?

  6. Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?

  7. Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, ein jegliches am Leibe besonders, wie er gewollt hat.

  8. Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib?

  9. Nun aber sind der Glieder viele, aber der Leib ist einer.

  10. Es kann das Auge nicht sagen zu der Hand: Ich bedarf dein nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht.

  11. Sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die uns dünken die schwächsten zu sein, sind die nötigsten;

  12. und die uns dünken am wenigsten ehrbar zu sein, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und die uns übel anstehen, die schmückt man am meisten.

  13. Denn die uns wohl anstehen, die bedürfen's nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben,

  14. auf daß nicht eine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder füreinander gleich sorgen.

  15. Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied wird herrlich gehalten, so freuen sich alle Glieder mit.

  16. Ihr seid aber der Leib Christi und Glieder, ein jeglicher nach seinem Teil.

  17. Und Gott hat gesetzt in der Gemeinde aufs erste Apostel, aufs andre Propheten, aufs dritte Lehrer, danach Wundertäter, danach Gaben, gesund zu machen, Helfer, Regierer, mancherlei Zungen.

  18. Sind sie alle Apostel? Sind sie alle Propheten? Sind sie alle Lehrer? Sind sie alle Wundertäter?

  19. Haben sie alle Gaben, gesund zu machen? Reden sie alle in Zungen? Können sie alle auslegen?

  20. Strebet aber nach den besten Gaben!

    Und ich will euch noch einen köstlicheren Weg zeigen.

Die Liebe als die höchste Geistesgabe

Kapitel 13

  1. Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle.

  2. Und wenn ich weissagen könnte und wüßte alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzte, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts.

  3. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib brennen und hätte der Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.

  4. Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blähet sich nicht,

  5. sie stellet sich nicht ungebärdig, sie suchet nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,

  6. sie freuet sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freuet sich aber der Wahrheit;

  7. sie verträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles.

  8. Die Liebe höret nimmer auf, so doch die Weissagungen aufhören werden und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.

  9. Denn unser Wissen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk.

  10. Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.

  11. Da ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und war klug wie ein Kind und hatte kindliche Anschläge; da ich aber ein Mann ward, tat ich ab, was kindlich war.

  12. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

  13. Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Die Gaben des Lehrens und des Zungenredens

Kapitel 14

  1. Strebet nach der Liebe! Befleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget!

  2. Denn wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht ihn, vielmehr redet er im Geist Geheimnisse.

  3. Wer aber weissagt, der redet den Menschen zur Erbauung und zur Ermahnung und zur Tröstung.

  4. Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst; wer aber weissagt, der erbaut die Gemeinde.

  5. Ich wollte, daß ihr alle in Zungen reden könntet; aber noch viel mehr, daß ihr weissagtet. Denn der da weissagt, ist größer, als der in Zungen redet; es sei denn, daß er's auch auslege, auf daß die Gemeinde dadurch erbaut werde.

  6. Nun aber, liebe Brüder, wenn ich zu euch käme und redete in Zungen, was wäre ich euch nütze, wenn ich nicht zu euch redete Worte entweder der Offenbarung oder der Erkenntnis oder der Weissagung oder der Lehre?

  7. Verhält sich's doch auch so mit den Dingen, die da tönen und doch nicht leben, es sei eine Pfeife oder eine Harfe: wenn sie nicht unterschiedliche Töne von sich geben, wie kann man erkennen, was da gepfiffen und geharfet wird?

  8. Und wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Streit rüsten?

  9. So auch ihr, wenn ihr in Zungen redet und nicht mit deutlichen Worten, wie kann man wissen, was geredet ist? Ihr werdet in den Wind reden.

  10. Es ist mancherlei Art der Sprache in der Welt, und nichts ist ohne Sprache.

  11. Wenn ich nun nicht weiß der Sprache Bedeutung, werde ich den nicht verstehen, der da redet, und der da redet, wird mich nicht verstehen.

  12. So auch ihr: da ihr euch befleißiget der geistlichen Gaben, trachtet danach, daß ihr sie reichlich habet, auf daß ihr die Gemeinde erbaut.

  13. Darum, welcher in Zungen redet, der bete, daß er's auch auslegen könne.

  14. Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht.

  15. Wie soll es aber denn sein? Ich will beten im Geist und will auch verständlich beten; ich will Psalmen singen im Geist und will Psalmen auch verständlich singen.

  16. Wenn du lobpreist im Geist, wie soll der, der dabeisteht und begreift es nicht, das Amen sagen auf deine Danksagung, da er doch nicht weiß, was du sagst?

  17. Du danksagest wohl fein; aber der andere wird nicht davon erbaut.

  18. Ich danke Gott, daß ich mehr in Zungen rede als ihr alle.

  19. Aber ich will in der Gemeinde lieber fünf Worte reden mit verständlichem Sinn, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Zungen.

  20. Liebe Brüder, werdet nicht Kinder, wenn es zu verstehen gilt. Wenn es aber etwas Böses gilt, dann seid wie Kinder. Im Verstehen aber seid vollkommen.

  21. Im Gesetz steht geschrieben (Jesaja 28,11.12): «Ich will in andern Zungen und mit andern Lippen reden zu diesem Volk, und sie werden mich auch so nicht hören, spricht der Herr.»

  22. Darum dient die Zungenrede zum Zeichen nicht den Gläubigen, sondern den Ungläubigen; die Weissagung aber nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen.

  23. Wenn nun die ganze Gemeinde zusammenkäme an einen Ort und redeten alle in Zungen, es kämen aber hinein Unkundige oder Ungläubige, würden sie nicht sagen, ihr wäret von Sinnen?

  24. Wenn sie aber alle weissagten und käme dann ein Ungläubiger oder Unkundiger hinein, der würde von ihnen allen ins Gericht genommen und von allen überführt;

  25. das Verborgene seines Herzens würde offenbar, und so würde er auf sein Angesicht fallen, Gott anbeten und bekennen, daß Gott wahrhaftig in euch ist.

  26. Wie ist es denn nun, liebe Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeglicher einen Psalm, er hat eine Lehre, er hat Offenbarung, er hat Zungenrede, er hat Auslegung. Lasset es alles geschehen zur Erbauung!

  27. Wenn jemand in Zungen redet, so seien es ihrer zwei oder aufs meiste drei, und einer nach dem andern; und einer lege es aus.

  28. Ist aber kein Ausleger da, so schweige er in der Gemeinde und rede für sich selber und für Gott.

  29. Propheten aber lasset reden zwei oder drei, und die andern lasset die Rede prüfen.

  30. Wenn aber eine Offenbarung geschieht einem andern, der da sitzt, so schweige der erste.

  31. Ihr könnet alle weissagen, einer nach dem andern, auf daß sie alle lernen und alle ermahnt werden.

  32. Und die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.

  33. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.

  34. Wie in allen Gemeinden der Heiligen lasset die Frauen schweigen in der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt.

  35. Wollen sie aber etwas lernen, so lasset sie daheim ihre Männer fragen. Es steht der Frau übel an, in der Gemeinde zu reden.

  36. Oder ist von euch das Wort Gottes ausgegangen? Oder ist's allein zu euch gekommen?

  37. So sich jemand läßt dünken, er sei ein Prophet oder vom Geist erfüllt, der erkenne, daß es des Herrn Gebot ist, was ich euch schreibe.

  38. Wer aber das nicht anerkennt, der wird auch nicht anerkannt.

  39. Darum, liebe Brüder, befleißiget euch des Weissagens und wehret nicht, in Zungen zu reden.

  40. Lasset aber alles ehrbar und ordentlich zugehen.

Gewißheit der Auferstehung Christi

Kapitel 15

  1. Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet,

  2. durch welches ihr auch selig werdet, wenn ihr's festgehalten habt, in welcher Gestalt ich es euch verkündigt habe; es wäre denn, daß ihr umsonst gläubig geworden wäret.

  3. Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich auch empfangen habe: daß Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift;

  4. und daß er begraben ist; und daß er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;

  5. und daß er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen.

  6. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, etliche aber sind entschlafen.

  7. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln.

  8. Am letzten nach allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.

  9. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, darum daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

  10. Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.

  11. Es sei nun ich oder jene: so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.

Wider die Leugnung der Auferstehung

  1. Wenn aber Christus gepredigt wird, daß er ist von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?

  2. Gibt es aber keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.

  3. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.

  4. Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, weil wir wider Gott gezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.

  5. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

  6. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

  7. so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.

  8. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

  9. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.

  10. Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten.

  11. Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden.

  12. Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird;

  13. danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, überantworten wird, wenn er vernichtet haben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt.

  14. Denn er muß herrschen, bis daß er «alle Feinde unter seine Füße lege» (Psalm 110,1).

  15. Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.

  16. Denn «alles hat er unter seine Füße getan» (Psalm 8,7). Wenn er aber sagt, alles sei untertan, ist's offenbar, daß ausgenommen ist der, der ihm alles untergetan hat.

  17. Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allem.

  18. Was machen sonst, die sich taufen lassen für die Toten, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen? Was lassen sie sich taufen für die Toten?

  19. Und was stehen wir alle Stunde in Gefahr?

  20. Bei dem Ruhm, den ich an euch, liebe Brüder, habe in Christus Jesus, unserm Herrn: ich sterbe täglich.

  21. Habe ich nur um menschlicher Dinge willen zu Ephesus mit wilden Tieren gefochten, was hilft's mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann «lasset uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!» (Jesaja 22,13).

  22. Lasset euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten.

  23. Werdet doch einmal recht nüchtern und sündiget nicht! Denn etliche wissen nichts von Gott; das sage ich euch zur Schande.

Der Auferstehungsleib

  1. Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit welcherlei Leibe werden sie kommen?

  2. Du Narr: Was du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn.

  3. Und was du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa Weizen oder der andern eines.

  4. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jeglichen Samen seinen eigenen Leib.

  5. Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch; sondern ein anderes Fleisch ist der Menschen, ein anderes des Viehs, ein anderes der Vögel, ein anderes der Fische.

  6. Und es gibt himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen.

  7. Einen anderen Glanz hat die Sonne, einen anderen Glanz hat der Mond, einen anderen Glanz haben die Sterne; denn ein Stern übertrifft den andern an Glanz.

  8. So auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich.

  9. Es wird gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft.

  10. Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Gibt es einen natürlichen Leib, so gibt es auch einen geistlichen Leib.

  11. Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, «ward zu einer lebendigen Seele» (1. Mose 2,7), und der letzte Adam zum * Geist, der da lebendig macht.

    *2. Korinther 3,17.

  12. Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; danach der geistliche.

  13. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der andere Mensch ist vom Himmel.

  14. Welcherlei der irdische ist, solcherlei sind auch die irdischen; und welcherlei der himmlische ist, solcherlei sind auch die himmlischen.

  15. Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.

Die Verwandlung der Gläubigen.

Der letzte Sieg

  1. Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit.

  2. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;

  3. und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

  4. Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.

  5. Wenn aber dies Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14):

  6. «Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?»*

    *Andere Überlieferung: «Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?»

  7. Aber der Stachel des Todes ist die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.

  8. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unsern Herrn Jesus Christus!

  9. Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem

Kapitel 16

  1. Was aber die Sammlung anlangt, die für die Heiligen geschieht: wie ich den Gemeinden in Galatien verordnet habe, so sollt auch ihr tun!

  2. An jeglichem ersten Tag der Woche lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch zurück und sammle, was ihn gut dünkt, auf daß nicht, wenn ich komme, dann erst die Sammlung geschieht.

  3. Wenn ich aber gekommen bin, so will ich solche, die ihr für bewährt ansehet, mit Briefen senden, daß sie hinbringen eure Liebesgabe nach Jerusalem.

  4. Wenn es aber wert ist, daß ich auch hinreise, sollen sie mit mir reisen.

Reisepläne. Ermahnungen. Grüße

  1. Ich will aber zu euch kommen, wenn ich durch Mazedonien gezogen bin; denn durch Mazedonien werde ich ziehen.

  2. Bei euch aber werde ich vielleicht bleiben oder auch den Winter zubringen, damit ihr mich dann geleitet, wo ich hinziehen werde.

  3. Ich will euch jetzt nicht sehen nur im Vorüberziehen; denn ich hoffe, ich werde etliche Zeit bei euch bleiben, wenn es der Herr zuläßt.

  4. Ich werde aber zu Ephesus bleiben bis Pfingsten.

  5. Denn mir ist eine große Tür aufgetan, die viel Frucht wirkt. Und viele Widersacher sind da.

  6. Wenn Timotheus kommt, so sehet zu, daß er ohne Furcht bei euch sei; denn er treibt auch das Werk des Herrn wie ich.

  7. Daß ihn nun nicht jemand verachte! Geleitet ihn aber im Frieden, daß er zu mir komme; denn ich warte sein mit den Brüdern.

  8. Von Apollos, dem Bruder, aber wisset, daß ich ihn sehr viel ermahnt habe, daß er zu euch käme mit den Brüdern; aber es war durchaus sein Wille nicht, daß er jetzt käme; er wird aber kommen, wenn es ihm gelegen sein wird.

  9. Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!

  10. Alle eure Dinge lasset in der Liebe geschehen!

  11. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder: Ihr kennet das Haus des Stephanas, daß sie sind die Erstlinge in Achaja und haben sich selbst bereitgestellt den Heiligen zum Dienst.

  12. Seid auch ihr solchen Männern untertan und allen, die mitwirken und arbeiten!

  13. Ich freue mich über die Ankunft des Stephanas und Fortunatus und Achaikus; denn da ich euch entbehren mußte, haben sie euch mir ersetzt.

  14. Sie haben erquickt meinen und euren Geist. Erkennet solche Leute an!

  15. Es grüßen euch die Gemeinden in der Landschaft Asien. Es grüßt euch sehr in dem Herrn Aquila und Priska samt der Gemeinde in ihrem Hause.

  16. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kuß.

  17. Hier mein, des Paulus, eigenhändiger Gruß.

  18. Wenn jemand den Herrn nicht lieb hat, der sei verflucht. Maranatha!*

    *d. h. «Unser Herr, komm!» oder «Unser Herr kommt!»

  19. Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch!

  20. Meine Liebe ist mit euch allen in Christus Jesus!

Der erste Brief an die Korinther, gesandt von Philippi durch Stephanas und Fortunatus und Achaikus und Timotheus.

DER ZWEITE BRIEF DES PAULUS AN DIE KORINTHER

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus

    der Gemeinde Gottes zu Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja:

  2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Dank für Gottes Trost in Trübsal

  1. Gelobt sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott alles Trostes,

  2. der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir trösten können, die da sind in allerlei Trübsal, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.

  3. Denn gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus.

  4. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost, welcher sich wirksam erweist, wenn ihr leidet mit Geduld dieselben Leiden, die auch wir leiden.

  5. Und unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen, daß, wie ihr des Leidens teilhaftig seid, so werdet ihr auch des Trostes teilhaftig sein.

  6. Denn wir wollen euch nicht verschweigen, liebe Brüder, unsere Trübsal, die uns in der Landschaft Asien widerfahren ist, wo wir über die Maßen beschwert waren und über Vermögen, so daß wir auch am Leben verzagten

  7. und wir selbst es für beschlossen hielten, wir müßten sterben. Das geschah aber darum, daß wir unser Vertrauen nicht sollten auf uns selbst stellen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt,

  8. welcher uns von solchem Tode erlöset hat und erlösen wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erlösen.

  9. Dazu helft auch ihr durch eure Fürbitte für uns, auf daß unsertwegen für die Gabe, die uns gegeben ist, durch viele Personen viel Dank geschehe.

Wider den Vorwurf der Unwahrhaftigkeit

  1. Denn unser Ruhm ist dieser: das Zeugnis unsers Gewissens, daß wir in Heiligkeit und göttlicher Lauterkeit, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes unser Leben in der Welt geführt haben, und das vor allem bei euch.

  2. Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr leset und auch verstehet. Ich hoffe aber, ihr werdet es noch völlig verstehen,

  3. wie ihr uns zum Teil auch schon verstanden habt, nämlich, daß wir euer Ruhm sind, gleichwie auch ihr unser Ruhm seid am Tage unsers Herrn Jesus.

  4. Und in solchem Vertrauen gedachte ich zunächst zu euch zu kommen, auf daß ihr abermals eine Wohltat empfinget.

  5. Von euch aus wollte ich dann nach Mazedonien reisen, aus Mazedonien wieder zu euch kommen und mich von euch geleiten lassen nach Judäa.

  6. Bin ich etwa leichtfertig gewesen, als ich solches gedachte? Oder ist mein Vorhaben fleischlich, so daß das Ja Ja bei mir auch ein Nein Nein ist?

  7. Gott ist mein Zeuge, daß unser Wort an euch nicht Ja und Nein zugleich ist.

  8. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der unter euch durch uns gepredigt ist, durch mich und Silvanus und Timotheus, der war nicht Ja und Nein, sondern es war Ja in ihm.

  9. Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen, Gott zu Lobe.

  10. Gott ist's aber, der uns befestigt samt euch in Christus und uns gesalbt

  11. und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.

  12. Ich rufe aber Gott an zum Zeugen über meine Seele, daß ich euch schonen wollte und darum nicht wieder nach Korinth gekommen bin.

  13. Nicht daß wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude; denn ihr stehet im Glauben.

Kapitel 2

  1. Ich hatte mir aber vorgenommen, daß ich nicht abermals in Traurigkeit zu euch käme.

  2. Denn wenn ich euch traurig mache, wer ist dann, der mich fröhlich mache? Doch nur der, der von mir betrübt wird.

  3. Und eben dies habe ich geschrieben, damit ich nicht, wenn ich käme, über die traurig sein müßte, über welche ich mich billig sollte freuen. Habe ich doch zu euch allen das Vertrauen, daß meine Freude euer aller Freude sei.

  4. Denn ich schrieb euch aus großer Trübsal und Angst des Herzens mit viel Tränen; nicht, daß ihr solltet betrübt werden, sondern auf daß ihr die Liebe erkenntet, welche ich habe sonderlich zu euch.

Bitte um Vergebung für ein bestraftes Gemeindeglied

  1. Wenn aber jemand Betrübnis angerichtet hat, der hat nicht mich betrübt, sondern zum Teil – auf daß ich nicht zu viel sage – euch alle.

  2. Es ist aber genug, daß derselbe von den meisten so gestraft ist.

  3. Nun möget ihr hinfort ihm desto mehr vergeben und ihn trösten, auf daß er nicht in allzu große Traurigkeit versinke.

  4. Darum ermahne ich euch, daß ihr Liebe an ihm beweiset.

  5. Denn darum habe ich auch geschrieben, daß ich erkennte eure Bewährung, ob ihr gehorsam seid in allen Stücken.

  6. Wem aber ihr etwas vergebet, dem vergebe ich auch. Denn auch ich habe, wenn ich etwas zu vergeben hatte, es vergeben um euretwillen vor Christi Angesicht,

  7. auf daß wir nicht übervorteilt werden vom Satan; denn uns ist nicht unbewußt, was er im Sinn hat.

Dank für das Wirken in Troas und Mazedonien

  1. Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn,

  2. da hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand; sondern ich nahm Abschied von ihnen und fuhr nach Mazedonien.

  3. Aber Gott sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christus und offenbart durch uns den Wohlgeruch seiner Erkenntnis an allen Orten!

  4. Denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die verloren gehen:

  5. diesen ein Geruch des Todes zum Tode, jenen aber ein Geruch des Lebens zum Leben. Und wer ist hierzu tüchtig?

  6. Wir sind ja nicht wie die vielen, die mit dem Worte Gottes Geschäfte machen; sondern wie man aus Lauterkeit und aus Gott reden muß, so reden wir vor Gott in Christus.

Die Herrlichkeit des Dienstes am neuen Bund

Kapitel 3

  1. Heben wir denn abermals an, uns selbst zu empfehlen? Oder bedürfen wir, wie etliche, der Empfehlungsbriefe an euch oder von euch?

  2. Ihr seid unser Brief, in unser Herz geschrieben, gekannt und gelesen von allen Menschen!

  3. Ist doch offenbar geworden, daß ihr ein Brief Christi seid, durch unsern Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht in steinerne Tafeln, sondern in fleischerne Tafeln des Herzens.

  4. Ein solch Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott.

  5. Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu erdenken als von uns selber; sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott,

  6. welcher uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

  7. Wenn aber schon das Amt, das mit Buchstaben in Stein gehauen war und das doch nur den Tod bringt, Herrlichkeit hatte, so daß die Kinder Israel das Angesicht des Mose nicht konnten ansehen um der Herrlichkeit willen auf seinem Angesicht, die doch aufhört,

  8. wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben?

  9. Denn wenn das Amt, das die Verdammnis predigt, Herrlichkeit hat, wieviel mehr hat das Amt, das die Gerechtigkeit predigt, überschwengliche Herrlichkeit.

  10. Ja, die Herrlichkeit dort ist nimmermehr für Herrlichkeit zu achten gegen die überschwengliche Herrlichkeit hier.

  11. Denn wenn das Herrlichkeit hatte, was da aufhört, wieviel mehr wird das Herrlichkeit haben, was da bleibt.

  12. Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer Zuversicht

  13. und tun nicht wie Mose, der die Decke vor sein Angesicht hing, damit die Kinder Israel nicht sehen sollten das Ende dessen, was da aufhört.

  14. Aber ihre Sinne wurden verstockt. Denn bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke unaufgedeckt über dem alten Testament, wenn sie es lesen, weil sie nur in Christus abgetan wird.

  15. Doch bis auf den heutigen Tag, wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen.

  16. Wenn Israel aber sich bekehrt zu dem Herrn, so wird die Decke abgetan.

  17. Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

  18. Nun aber spiegelt sich bei uns allen die Herrlichkeit des Herrn in unserm aufgedeckten Angesicht, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.

Des Apostels Lauterkeit in seinem Amt

Kapitel 4

  1. Darum, weil wir ein solch Amt haben nach der Barmherzigkeit, die uns widerfahren ist, werden wir nicht müde,

  2. sondern wir meiden schandbare Heimlichkeit und gehen nicht mit List um, fälschen auch nicht Gottes Wort; vielmehr weisen wir durch Offenbarung der Wahrheit uns aus vor aller Menschen Gewissen im Angesicht Gottes.

  3. Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist's denen verdeckt, die verloren werden,

  4. den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, daß sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes.

  5. Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, daß er sei der Herr, wir aber eure Knechte um Jesu willen.

  6. Denn Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Des Apostels Leidensgemeinschaft mit Christus

  1. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die überschwengliche Kraft sei Gottes und nicht von uns.

  2. Wir haben allenthalben Trübsal, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.

  3. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um

  4. und tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, auf daß auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde.

  5. Denn mitten im Leben werden wir immerdar in den Tod gegeben um Jesu willen, auf daß auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen Fleische.

  6. So ist nun der Tod mächtig in uns, aber das Leben in euch.

  7. Weil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht (Psalm 116,10): «Ich glaube, darum rede ich», so glauben wir auch, darum so reden wir auch

  8. und wissen, daß der, der den Herrn Jesus hat auferweckt, wird uns auch auferwecken mit Jesus und wird uns vor sich stellen samt euch.

  9. Denn es geschieht alles um euretwillen, auf daß die überschwengliche Gnade durch vieler Danksagen Gott reichlich preise.

  10. Darum werden wir nicht müde; sondern ob auch unser äußerlicher Mensch verfällt, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert.

  11. Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns,

  12. die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

Des Apostels Sehnsucht nach der himmlischen Heimat

Kapitel 5

  1. Denn wir wissen: wenn unser irdisch Haus, diese Hütte, zerbrochen wird, so haben wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel.

  2. Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, daß wir mit unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden,

  3. weil wir dann bekleidet und nicht bloß erfunden werden.

  4. Denn solange wir in dieser Hütte sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber wollen nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf daß das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben.

  5. Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den Geist gegeben hat.

  6. So sind wir denn getrost allezeit und wissen: solange wir im Leibe wohnen, wallen wir ferne vom Herrn;

  7. denn wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.

  8. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn.

  9. Darum befleißigen wir uns auch, wir sind daheim oder wallen, daß wir ihm wohlgefallen.

  10. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein jeglicher empfange, wie er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse.

Des Apostels Selbstlosigkeit

  1. Weil wir denn wissen, daß der Herr zu fürchten ist, suchen wir Menschen zu gewinnen; aber vor Gott sind wir offenbar. Ich hoffe aber, daß wir auch in eurem Gewissen offenbar sind.

  2. Wir loben uns nicht abermals bei euch, sondern geben euch Anlaß, von uns etwas zu rühmen. So könnt ihr denen antworten, die sich des Äußeren rühmen und nicht des Herzens.

  3. Denn, sind wir von Sinnen gewesen, so war es für Gott; sind wir bei Sinnen, so sind wir's für euch.

  4. Denn die Liebe Christi dringet uns, da wir dafür halten, daß wenn einer für alle gestorben ist, so sind sie alle gestorben.

  5. Und er ist darum für alle gestorben, damit die, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.

Des Apostels Botschaft von der Versöhnung

  1. Darum kennen wir von nun an niemand mehr nach fleischlicher Weise; und ob wir auch Christus früher nach fleischlicher Weise erkannt haben, so erkennen wir ihn doch jetzt so nicht mehr.

  2. Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!

  3. Aber das alles von Gott, der uns mit sich selber versöhnt hat durch Christus und uns das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt.

  4. Denn Gott versöhnte in Christus die Welt mit ihm selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.

  5. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott vermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!

  6. Denn er hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, auf daß wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.

Des Apostels Bewährung in seinem Dienst

Kapitel 6

  1. Als Mithelfer aber ermahnen wir euch, daß ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfanget.

  2. Denn er spricht (Jesaja 49,8): «Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.» Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils!

  3. Und wir geben niemand irgendein Ärgernis, auf daß unser Amt nicht verlästert werde;

  4. sondern in allen Dingen erweisen wir uns als Diener Gottes: in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten,

  5. in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhren, in Mühen, in Wachen, in Fasten,

  6. in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem heiligen Geist, in ungefärbter Liebe,

  7. in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken,

  8. durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte; als die Verführer, und doch wahrhaftig;

  9. als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht ertötet;

  10. als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts haben, und doch alles haben.

Heiligung der Gemeinde

  1. O ihr Korinther, unser Mund hat sich zu euch aufgetan, unser Herz ist weit geworden.

  2. Ihr habt nicht engen Raum in uns; aber eng ist's in euren Herzen.

  3. Ich rede mit euch als mit meinen Kindern: stellet euch doch zu mir auch so und machet auch euer Herz weit.

  4. Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

  5. Wie stimmt Christus mit Belial? Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen?

  6. Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht (3. Mose 26,11.12): «Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.»

  7. Darum «gehet aus von ihnen und sondert euch ab», spricht der Herr; «und rühret kein Unreines an, so will ich euch annehmen

  8. und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein», spricht der allmächtige Herr (Jesaja 52,11; Jeremia 31,9).

Kapitel 7

  1. Weil wir nun solche Verheißungen haben, meine Lieben, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen und die Heiligung vollenden in der Furcht Gottes.

  2. Gebet uns Raum in euren Herzen! Wir haben niemand Unrecht getan, wir haben niemand verletzt, wir haben niemand übervorteilt.

  3. Nicht sage ich solches, euch zu verurteilen; denn ich habe schon zuvor gesagt, daß ihr in unsern Herzen seid, mitzusterben und mitzuleben.

  4. Ich bin voller Zuversicht zu euch; ich rühme viel von euch; ich bin erfüllt mit Trost; ich habe überschwengliche Freude in aller unsrer Trübsal.

Heilsame Reue der Gemeinde

  1. Denn als wir nach Mazedonien kamen, fanden wir keine Ruhe; sondern allenthalben waren wir in Trübsal, auswendig Streit, inwendig Furcht.

  2. Aber Gott, der die Geringen tröstet, der tröstete uns durch die Ankunft des Titus;

  3. nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, mit dem er bei euch war getröstet worden. Er verkündete uns euer Verlangen, euer Weinen, euren Eifer für mich, so daß ich mich noch mehr freute.

  4. Denn wenn ich euch auch durch den Brief habe traurig gemacht, reut es mich nicht. Und ob's mich reute – sehe ich doch, daß jener Brief euch wohl eine Weile betrübt hat -,

  5. so freue ich mich doch jetzt nicht darüber, daß ihr seid betrübt worden, sondern darüber, daß ihr seid betrübt worden zur Reue. Denn ihr seid ja betrübt worden nach Gottes Sinn, auf daß ihr von uns keinen Schaden erlittet.

  6. Denn die göttliche Traurigkeit wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemand gereut; die Traurigkeit aber der Welt wirkt den Tod.

  7. Siehe: eben dies, daß ihr seid betrübt worden nach Gottes Sinn, welchen Fleiß hat das in euch gewirkt, dazu Verantwortung, Unwillen, Furcht, Verlangen, Eifer, Bestrafung! Ihr habt euch erwiesen in allen Stücken, daß ihr rein seid in der Sache.

  8. Darum, ob ich euch auch geschrieben habe, so ist's doch nicht geschehen um des willen, der beleidigt hat, auch nicht um des willen, der beleidigt ist, sondern um deswillen, daß euer Eifer für uns offenbar würde bei euch vor Gott.

  9. Dadurch sind wir getröstet worden.

    Außer diesem unserm Trost aber haben wir uns überschwenglicher noch gefreut über die Freude des Titus; denn sein Geist ist erquickt an euch allen.

  10. Denn was ich vor ihm von euch gerühmt habe, darin bin ich nicht zuschanden geworden; sondern, gleichwie alles wahr ist, was wir mit euch geredet haben, so ist auch unser Rühmen vor Titus wahr geworden.

  11. Und er ist überaus herzlich gegen euch gesinnt, wenn er gedenkt an euer aller Gehorsam, wie ihr ihn mit Furcht und Zittern habt aufgenommen.

  12. Ich freue mich, daß ich mich zu euch alles Guten versehen darf.

Die Geldsammlung für die Gemeinde in Jerusalem

Kapitel 8

  1. Wir tun euch aber kund, liebe Brüder, die Gnade Gottes, die in den Gemeinden Mazedoniens gegeben ist.

  2. Denn bei vieler Bewährung in Trübsal war ihre Freude überschwenglich, und wiewohl sie sehr arm sind, haben sie doch reichlich gegeben in aller Lauterkeit.

  3. Denn nach allem Vermögen, das bezeuge ich, und über Vermögen waren sie willig

  4. und baten uns mit vielem Zureden, daß sie mithelfen dürften an dem Liebeswerk für die Heiligen;

  5. und das nicht nur, wie wir hofften, sondern sie gaben sich selbst, zuerst dem Herrn und danach uns, durch den Willen Gottes.

  6. So haben wir Titus zugeredet, daß er, wie er zuvor hatte angefangen, so auch solches Liebeswerk unter euch vollende.

  7. Gleichwie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Fleiß und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so schaffet, daß ihr auch in diesem Liebeswerk reich seid.

  8. Nicht sage ich, daß ich etwas gebiete; sondern, weil andere so fleißig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei.

  9. Denn ihr wisset die Gnade unsers Herrn Jesus Christus, daß, ob er wohl reich ist, ward er doch arm um euretwillen, auf daß ihr durch seine Armut reich würdet.

  10. Nur meine Meinung hierin gebe ich; denn solches ist euch nützlich, die ihr angefangen habt seit vorigem Jahr nicht allein das Tun, sondern auch das Wollen.

  11. Nun aber vollendet auch das Tun, auf daß, gleichwie ihr geneigt seid zu wollen, auch euer Tun sei nach dem Maße dessen, was ihr habt.

  12. Denn wenn der gute Wille da ist, so ist er wohlgefällig nach dem, was er hat, nicht nach dem, was er nicht hat.

  13. Nicht geschieht das in der Meinung, daß die andern gute Tage haben sollen und ihr Trübsal, sondern daß ein Ausgleich sei.

  14. Euer Überfluß diene ihrem Mangel in der gegenwärtigen Zeit, damit auch ihr Überfluß hernach diene eurem Mangel und so ein Ausgleich geschehe,

  15. wie geschrieben steht (2. Mose 16,18): «Der viel sammelte, hatte nicht Überfluß, und der wenig sammelte, hatte nicht Mangel.»

  16. Gott aber sei Dank, der solchen Eifer für euch gegeben hat in das Herz des Titus.

  17. Denn er ließ sich gerne zureden; ja, weil er so sehr eifrig war, ist er von selber zu euch gereist.

  18. Wir haben aber den Bruder mit ihm gesandt, dessen Lob am Evangelium durch alle Gemeinden geht.

  19. Nicht allein aber das, sondern er ist auch verordnet von den Gemeinden zum Gefährten unsrer Fahrt in diesem Liebeswerk, welches durch uns ausgerichtet wird dem Herrn zu Ehren und zum Erweis unsers guten Willens.

  20. So verhüten wir, daß uns nicht jemand übel nachrede bei solcher reichen Gabe, die durch unsern Dienst bereitet wird.

  21. Denn wir sehen darauf, daß es redlich zugehe nicht allein vor dem Herrn, sondern auch vor den Menschen.

  22. Auch haben wir mit ihnen gesandt unsern Bruder, den wir oft erfunden haben in vielen Stücken, daß er eifrig ist, nun aber noch viel eifriger aus großem Vertrauen zu euch.

  23. Es sei nun Titus, welcher mein Genosse und Gehilfe unter euch ist, oder unsere Brüder, welche Boten sind der Gemeinden und eine Ehre Christi:

  24. zeiget den Beweis eurer Liebe und unsers Rühmens über euch vor ihnen nun auch öffentlich vor den Gemeinden.

Kapitel 9

  1. Denn von solchem Liebeswerk, das für die Heiligen geschieht, ist mir nicht not, euch zu schreiben.

  2. Denn ich weiß euren guten Willen, den ich um euretwillen rühme bei denen aus Mazedonien und sage: Achaja ist schon voriges Jahr bereit gewesen. Und euer Beispiel wurde vielen ein Anreiz.

  3. Ich habe aber diese Brüder darum gesandt, daß nicht unser Rühmen über euch zunichte würde in diesem Stücke und damit ihr bereit seid, wie ich von euch gesagt habe,

  4. auf daß nicht, wenn die aus Mazedonien mit mir kommen und euch nicht bereit finden, wir, um nicht zu sagen: ihr, zuschanden würden mit dieser unsrer Zuversicht.

  5. So habe ich es nun für nötig angesehen, die Brüder zu ermahnen, daß sie voranzögen zu euch, fertig zu machen den von euch zuvor verheißenen Segen, daß er bereit sei, so daß es sei eine Gabe des Segens und nicht des Geizes.

Segen freudigen Gebens

  1. Ich meine aber das: Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.

  2. Ein jeglicher nach dem Willen seines Herzens, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.

  3. Gott aber kann machen, daß alle Gnade unter euch reichlich sei, damit ihr in allen Dingen allewege volle Genüge habt und noch reich seid zu jedem guten Werk;

  4. wie geschrieben steht (Psalm 112,9): «Er hat ausgestreut und gegeben den Armen; seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.»

  5. Der aber Samen reicht dem Säemann und Brot zur Speise, der wird auch euch Samen reichen und ihn mehren und wachsen lassen die Früchte eurer Gerechtigkeit.

  6. So werdet ihr reich sein in allen Dingen, zu geben in Lauterkeit, welche durch uns wirkt Danksagung an Gott.

  7. Denn die Handreichung dieses Liebeswerkes füllt nicht allein den Mangel der Heiligen aus, sondern ist auch überschwenglich darin, daß viele Gott danken.

  8. Denn für diesen treuen Dienst preisen sie Gott über euern Gehorsam im Bekenntnis zum Evangelium Christi und über die Lauterkeit eurer Gabe an sie und an alle.

  9. Und in ihrem Gebet für euch verlangen sie nach euch um der überschwenglichen Gnade Gottes willen bei euch.

  10. Gott aber sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!

Des Apostels Verteidigung gegen persönliche Angriffe

Kapitel 10

  1. Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch bei der Sanftmütigkeit und Lindigkeit Christi, der ich in eurer Gegenwart unterwürfig sein soll, aber dreist, wenn ich fern von euch bin.

  2. Ich bitte aber, daß man mich nicht zwinge, wenn ich anwesend bin, dreist zu werden und mit der Kühnheit vorzugehen, die ich gegen etliche zu brauchen gedenke, die unseren Wandel für fleischlich halten.

  3. Denn ob wir wohl im Fleisch wandeln, so streiten wir doch nicht fleischlicherweise.

  4. Denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, zu zerstören Befestigungen.

  5. Wir zerstören damit Anschläge und alles Hohe, das sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Gedanken unter den Gehorsam Christi

  6. und sind bereit, zu strafen allen Ungehorsam, wenn euer Gehorsam völlig geworden ist.

  7. Sehet, was vor Augen liegt! Verläßt sich jemand darauf, daß er Christus angehöre, der bedenke solches auch wiederum bei sich, daß, gleichwie er Christus angehört, so auch wir!

  8. Auch wenn ich mich noch weiter rühmte unsrer Vollmacht, welche uns der Herr gegeben hat, euch zu erbauen und nicht zu verderben, so würde ich nicht zuschanden werden.

  9. Das sage ich nur, damit es nicht scheint, als hätte ich euch mit den Briefen schrecken wollen.

  10. Denn seine Briefe, sprechen sie, sind stark und wiegen schwer; aber wenn er selbst anwesend ist, ist er schwach und seine Rede ohne Gewicht.

  11. Wer so redet, der bedenke, daß, wie wir aus der Ferne mit Worten sind in unsern Briefen, so werden wir, wenn wir anwesend sind, auch sein mit unserm Tun.

Paulus greift nicht in fremde Arbeitsgebiete

  1. Denn wir wagen nicht, uns unter die zu rechnen oder ihnen gleich zu achten, die sich selbst loben; aber weil sie sich nur an sich selbst messen und mit sich selbst vergleichen, verstehen sie nichts.

  2. Wir aber wollen uns nicht über das Maß hinaus rühmen, sondern nur in dem Maß, wie uns Gott hat zugemessen das Arbeitsfeld, nämlich daß wir auch bis zu euch gelangen sollten.

  3. Denn wir maßen uns nicht zuviel an, als wären wir nicht bis zu euch gelangt; denn wir sind ja wirklich mit dem Evangelium bis zu euch gekommen.

  4. Wir rühmen uns nicht über das Maß hinaus, nämlich fremder Arbeit. Sondern wir haben die Hoffnung, wenn nun euer Glaube wächst, daß wir bei euch nach dem Maß unserer eigenen Arbeit mehr als genug zu Ehren kommen.

  5. Denn wir wollen das Evangelium auch denen predigen, die jenseits von euch wohnen, und rühmen uns nicht mit dem, was auf fremdem Arbeitsfeld schon vollbracht ist.

  6. «Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn» (Jeremia 9,22.23).

  7. Denn nicht darum ist einer tüchtig, daß er sich selbst lobt, sondern daß ihn der Herr lobt.

Lauterkeit des Apostels und Unlauterkeit seiner Gegner

Kapitel 11

  1. Wollte Gott, ihr hieltet mir ein wenig Torheit zugut! Doch ihr haltet mir's wohl zugut.

  2. Denn ich eifere um euch mit göttlichem Eifer; denn ich habe euch verlobt einem einzigen Manne, daß ich Christus eine reine Jungfrau zuführte.

  3. Ich fürchte aber, daß, wie die Schlange Eva verführte mit ihrer List, so auch eure Gedanken verkehrt werden hinweg von der Einfalt und Lauterkeit gegenüber Christus.

  4. Denn wenn einer zu euch kommt und einen andern Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen andern Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein ander Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertraget ihr das recht gern!

  5. Ich achte doch, ich sei nicht weniger, als die hohen Apostel sind.

  6. Und ob ich schon ungeschickt bin in der Rede, so bin ich's doch nicht in der Erkenntnis; sondern in jeder Weise und vor allen haben wir sie bei euch kundgetan.

Des Apostels Uneigennützigkeit bei der Verkündigung des Evangeliums

  1. Oder habe ich gesündigt, als ich mich erniedrigt habe, auf daß ihr erhöht würdet? Denn ich habe euch das Evangelium Gottes umsonst verkündigt.

  2. Andere Gemeinden habe ich beraubt und Geld von ihnen genommen, um euch dienen zu können.

  3. Als ich bei euch anwesend war und Mangel hatte, war ich niemand beschwerlich. Denn meinen Mangel füllten die Brüder aus, die aus Mazedonien kamen. So habe ich mich in allen Stücken euch unbeschwerlich gehalten und will auch ferner mich so halten.

  4. So gewiß die Wahrheit Christi in mir ist, so soll mir dieser Ruhm in den Ländern Achajas nicht verwehrt werden.

  5. Warum das? Weil ich euch nicht lieb habe? Gott weiß es.

  6. Was ich aber tue, das will ich auch ferner tun, damit ich die Ursache abschneide denen, die Ursache suchen, sich rühmen zu können, sie seien wie wir.

  7. Denn solche falschen Apostel und arglistigen Arbeiter verstellen sich zu Christi Aposteln.

  8. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich zum Engel des Lichtes.

  9. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken.

Die Fülle der Leiden des Apostels

  1. Ich sage abermals: niemand halte mich für töricht; wenn aber doch, so nehmet mich an als einen Törichten, damit auch ich mich ein wenig rühme.

  2. Was ich jetzt rede, das rede ich nicht als im Herrn, sondern als in der Torheit, weil wir in das Rühmen gekommen sind.

  3. Da viele sich rühmen nach dem Fleisch, will ich mich auch rühmen.

  4. Denn ihr ertraget gerne die Narren, ihr, die ihr klug seid!

  5. Ihr ertraget's, wenn euch jemand zu Knechten macht, wenn euch jemand schindet, wenn euch jemand gefangen nimmt, wenn jemand euch trotzt, wenn euch jemand in das Angesicht schlägt.

  6. Zu meiner Schande muß ich sagen, dazu waren wir freilich zu schwach!

    Was aber einen kühn macht, ich rede in Torheit, das macht auch mich kühn.

  7. Sie sind Hebräer – ich auch! Sie sind Israeliten – ich auch! Sie sind Abrahams Kinder – ich auch!

  8. Sie sind Diener Christi – ich rede töricht: ich bin's wohl mehr; ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todesnöten gewesen;

  9. von den Juden habe ich fünfmal empfangen vierzig Streiche weniger einen;

  10. ich bin dreimal mit Ruten geschlagen, einmal gesteinigt, dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer;

  11. ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch die Flüsse, in Gefahr unter den Räubern, in Gefahr unter den Juden, in Gefahr unter den Heiden, in Gefahr in den Städten, in Gefahr in den Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter den falschen Brüdern;

  12. in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße;

  13. ohne was sich sonst zuträgt, nämlich daß ich täglich werde angelaufen und trage Sorge für alle Gemeinden.

  14. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer leidet Ärgernis, und ich brenne nicht?

  15. Wenn ich mich denn rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen.

  16. Gott, der Vater des Herrn Jesus, welcher sei gelobt in Ewigkeit, weiß, daß ich nicht lüge.

  17. Zu Damaskus bewachte der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damasker und wollte mich greifen,

  18. und ich ward in einem Korbe zum Fenster hinaus durch die Mauer niedergelassen und entrann seinen Händen.

Die Offenbarungen des Herrn und die Schwachheit des Apostels

Kapitel 12

  1. Gerühmt muß werden, wenn's auch nichts nütze ist. So will ich kommen auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn.

  2. Ich kenne einen Menschen in Christus; vor vierzehn Jahren – ist er in dem Leibe gewesen, so weiß ich's nicht; oder ist er außer dem Leibe gewesen, so weiß ich's auch nicht; Gott weiß es – da ward derselbe entrückt bis an den dritten Himmel.

  3. Und ich kenne denselben Menschen – ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht; Gott weiß es -;

  4. der ward entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, welche ein Mensch nicht sagen darf.

  5. Von demselben will ich rühmen; von mir selbst aber will ich nichts rühmen, nur meine Schwachheit.

  6. Doch wenn ich mich rühmen wollte, täte ich darum nicht töricht; denn ich würde die Wahrheit sagen. Ich enthalte mich aber dessen, auf daß nicht jemand mich höher achte, als er an mir sieht oder von mir hört.

  7. Und auf daß ich mich nicht der hohen Offenbarungen überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlage, auf daß ich mich nicht überhebe.

  8. Dafür ich dreimal zum Herrn gefleht habe, daß er von mir wiche.

  9. Und er hat zu mir gesagt: Laß dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf daß die Kraft Christi bei mir wohne.

  10. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Mißhandlungen, in Nöten, in Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.

Des Apostels Liebe zu seiner Gemeinde

  1. Ich bin ein Narr geworden! Dazu habt ihr mich gezwungen. Denn ich sollte von euch gelobt werden, da ich doch nicht weniger bin, als die hohen Apostel sind, wiewohl ich nichts bin.

  2. Denn es sind ja eines Apostels Zeichen unter euch geschehen in aller Geduld mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten.

  3. Was ist's, worin ihr zu kurz gekommen seid hinter anderen Gemeinden, außer daß ich selbst euch nicht habe beschwert? Vergebet mir dieses Unrecht!

  4. Siehe, ich bin jetzt bereit, zum dritten Mal zu euch zu kommen, und will euch nicht beschweren; denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Denn es sollen nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern den Kindern.

  5. Ich aber will gerne hingeben und hingegeben werden für eure Seelen. Wenn ich euch mehr liebe, soll ich darum weniger geliebt werden?

  6. Sei es also, ich habe euch nicht beschwert. Oder bin ich tückisch gewesen und habe euch mit Hinterlist gefangen?

  7. Habe ich euch etwa übervorteilt durch derer einen, die ich zu euch gesandt habe?

  8. Ich habe Titus zugeredet und mit ihm gesandt den Bruder. Hat euch etwa Titus übervorteilt? Sind wir nicht in einem Geist gewandelt? Sind wir nicht in einerlei Fußtapfen gegangen?

Baldiges Kommen des Apostels und Mahnung zur Buße

  1. Schon lange werdet ihr denken, daß wir uns vor euch verantworten. Wir reden jedoch in Christus vor Gott! Das alles aber geschieht, meine Lieben, damit ihr auferbaut werdet.

  2. Denn ich fürchte, wenn ich komme, daß ich euch nicht finde, wie ich will, und ihr mich auch nicht findet, wie ihr wollt, sondern daß Hader, Neid, Zorn, Zank, üble Nachrede, Ohrenblasen, Aufblähen, Aufruhr da sei.

  3. Ich fürchte, daß mich, wenn ich abermals komme, mein Gott demütigt bei euch und ich Leid tragen muß über viele, die zuvor gesündigt und nicht Buße getan haben für die Unreinigkeit und Unzucht und Ausschweifung, die sie getrieben haben.

Kapitel 13

  1. Jetzt komme ich zum dritten Mal zu euch. «Auf zweier oder dreier Zeugen Mund soll jegliche Sache stehen» (5. Mose 19,15).

  2. Ich habe es euch zuvor gesagt und sage es noch einmal zuvor – wie bei meinem zweiten Besuch, so auch nun aus der Ferne – denen, die zuvor gesündigt haben, und den andern allen: Wenn ich abermals komme, so will ich nicht schonen;

  3. ihr verlangt ja, daß ihr einmal gewahr werdet, wer in mir redet, nämlich Christus, welcher gegen euch nicht schwach ist, sondern ist mächtig unter euch.

  4. Und ob er wohl gekreuzigt ist aus Schwachheit, so lebt er doch aus Gottes Kraft. Und ob wir auch schwach sind in ihm, so werden wir doch mit ihm uns lebendig erweisen an euch in der Kraft Gottes.

  5. Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seid; prüfet euch selbst! Oder erkennet ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Es müßte denn sein, daß ihr untüchtig seid.

  6. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, daß wir nicht untüchtig sind.

  7. Wir bitten aber Gott, daß ihr nichts Übles tut; nicht damit wir als tüchtig angesehen werden, sondern damit ihr das Gute tut und wir wie die Untüchtigen seien.

  8. Denn wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.

  9. Wir freuen uns ja, wenn wir schwach sind und ihr mächtig seid. Um dies beten wir auch, um eure Vollkommenheit.

  10. Derhalben schreibe ich auch solches aus der Ferne, damit ich nicht, wenn ich anwesend bin, scharf werden muß nach der Vollmacht, welche mir der Herr gegeben hat zum Aufbauen, nicht zum Niederreißen.

  11. Zuletzt, liebe Brüder, freuet euch, lasset euch zurechtbringen, lasset euch mahnen, habt einerlei Sinn, seid friedsam! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.

  12. Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Heiligen.

  13. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!

Der andere Brief an die Korinther, gesandt von Philippi in Mazedonien durch Titus und Lukas.

DER BRIEF DES PAULUS AN DIE GALATER

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten,

  2. und alle Brüder, die bei mir sind,

    den Gemeinden in Galatien:

  3. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus,

  4. der sich selbst für unsre Sünden gegeben hat, daß er uns errette von dieser gegenwärtigen, argen Welt nach dem Willen Gottes, unsers Vaters,

  5. welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Wider die Verfälschung des Evangeliums

  1. Mich wundert, daß ihr euch so bald abwenden lasset von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem andern Evangelium,

  2. obwohl es doch kein andres gibt; nur daß etliche da sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren.

  3. Aber wenn auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, als wir euch gepredigt haben, der sei verflucht.

  4. Wie wir eben gesagt haben, so sage ich abermals: Wenn jemand euch Evangelium predigt anders, als ihr es empfangen habt, der sei verflucht.

  5. Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zu Gefallen? Oder gedenke ich, Menschen gefällig zu sein? Wenn ich den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.

Das Apostelamt des Paulus

  1. Ich tue euch aber kund, liebe Brüder, daß das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht menschlicher Art ist.

  2. Denn ich habe es von keinem Menschen empfangen noch gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi.

  3. Denn ihr habt ja wohl gehört von meinem Wandel vormals im Judentum, wie ich über die Maßen die Gemeinde Gottes verfolgte und sie zu zerstören suchte

  4. und nahm zu im Judentum weit über viele meiner Gefährten in meinem Volk und eiferte über die Maßen für die väterlichen Satzungen.

  5. Da es aber Gott wohlgefiel, der mich von meiner Mutter Leibe an hat ausgesondert und berufen durch seine Gnade,

  6. daß er seinen Sohn offenbarte in mir, damit ich ihn durchs Evangelium verkündigen sollte unter den Heiden, fuhr ich zu und besprach ich mich nicht mit Fleisch und Blut,

  7. ging auch nicht hinauf nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog hin nach Arabien und kam wiederum nach Damaskus.

  8. Danach über drei Jahre kam ich nach Jerusalem, Kephas kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm.

  9. Von den andern Aposteln aber sah ich keinen außer Jakobus, des Herrn Bruder.

  10. Was ich euch aber schreibe, siehe, Gott weiß, ich lüge nicht!

  11. Danach kam ich in die Länder Syrien und Cilicien.

  12. Ich war aber unbekannt von Angesicht den christlichen Gemeinden in Judäa.

  13. Sie hatten nur gehört: der uns vormals verfolgte, der predigt jetzt den Glauben, welchen er vormals zu vernichten suchte,

  14. und sie priesen Gott über mir.

Die Anerkennung des Paulus durch die anderen Apostel

Kapitel 2

  1. Danach über vierzehn Jahre zog ich abermals hinauf nach Jerusalem mit Barnabas und nahm auch Titus mit mir.

  2. Ich zog aber hin auf Grund einer Offenbarung und besprach mich mit ihnen über das Evangelium, das ich predige unter den Heiden, besonders aber mit denen, die das Ansehen hatten, auf daß ich nicht etwa vergeblich liefe oder gelaufen wäre.

  3. Aber es ward selbst Titus, der mit mir war, nicht gezwungen, sich beschneiden zu lassen, obwohl er ein Grieche war.

  4. Denn da etliche falsche Brüder sich mit eingedrängt hatten und neben eingeschlichen waren, auszukundschaften unsre Freiheit, die wir haben in Christus Jesus, damit sie uns knechteten,

  5. wichen wir denselben auch nicht eine Stunde und waren ihnen nicht untertan, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch bestehen bliebe.

  6. Von denen aber, die das Ansehen hatten – wer immer sie einst gewesen sind, daran liegt mir nichts; denn Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht -, mir haben die, welche das Ansehen hatten, nichts weiter auferlegt.

  7. Im Gegenteil, da sie sahen, daß mir anvertraut war das Evangelium an die Heiden gleichwie dem Petrus das Evangelium an die Juden

  8. - denn der in Petrus kräftig gewesen ist zum Apostelamt unter den Juden, der ist auch in mir kräftig gewesen unter den Heiden -,

  9. und da sie erkannten die Gnade, die mir gegeben war, Jakobus und Kephas und Johannes, die für Säulen angesehen werden, gaben sie mir und Barnabas die rechte Hand und wurden mit uns eins, daß wir unter den Heiden, sie aber unter den Juden predigten,

  10. nur daß wir der Armen gedächten, welches ich auch fleißig gewesen bin zu tun.

Paulus und Petrus in Antiochien

  1. Als aber Kephas nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, denn es war Grund zur Klage wider ihn.

  2. Denn zuvor, ehe etliche von Jakobus kamen, aß er mit den Heiden; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, weil er die aus dem Judentum fürchtete.

  3. Und mit ihm heuchelten die andern Juden, so daß auch Barnabas verführt ward, mit ihnen zu heucheln.

  4. Als ich aber sah, daß sie nicht richtig wandelten nach der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas vor allen öffentlich: Wenn du, der du ein Jude bist, heidnisch lebst und nicht jüdisch, warum zwingst du denn die Heiden, jüdisch zu leben?

  5. Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Heiden.

  6. Doch weil wir wissen, daß der Mensch durch des Gesetzes Werke nicht gerecht wird, sondern durch den Glauben an Christus Jesus, sind auch wir gläubig geworden an Christus Jesus, damit wir gerecht werden durch den Glauben an Christus und nicht durch des Gesetzes Werke; denn durch des Gesetzes Werke wird kein Fleisch gerecht.

  7. Sollten wir aber, die wir suchen, durch Christus gerecht zu werden, selber als Sünder erfunden werden, so wäre Christus ein Diener der Sünde. Das sei ferne!

  8. Wenn ich aber das, was ich zerbrochen habe, wiederum baue, so mache ich mich selbst zu einem Übertreter.

  9. Denn ich bin durchs Gesetz dem Gesetz gestorben, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt.

  10. Ich lebe; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben.

  11. Ich werfe nicht weg die Gnade Gottes; denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.

Die Gerechtigkeit aus dem Glauben

Kapitel 3

  1. O ihr unverständigen Galater! Wer hat euch bezaubert, denen doch Jesus Christus vor die Augen gemalt war als der Gekreuzigte?

  2. Das allein will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist empfangen durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?

  3. Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr's denn nun im Fleisch vollenden?

  4. Habt ihr denn so viel umsonst erlitten? Wenn anders das konnte umsonst sein!

  5. Der euch nun den Geist darreicht und tut solche Taten unter euch, tut er's durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?

  6. So hat doch «Abraham Gott geglaubt, und es ist ihm gerechnet zur Gerechtigkeit» (1. Mose 15,6).

  7. Erkennet also: die des Glaubens sind, das sind Abrahams Kinder.

  8. Die Schrift aber hat es vorausgesehen, daß Gott die Heiden durch den Glauben gerecht macht. Darum verkündigte sie dem Abraham (1. Mose 12,3): «In dir sollen alle Heiden gesegnet werden.»

  9. So werden nun, die des Glaubens sind, gesegnet mit dem gläubigen Abraham.

  10. Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch. Denn es steht geschrieben (5. Mose 27,26): «Verflucht sei jedermann, der nicht bleibt in alle dem, was geschrieben steht in dem Buch des Gesetzes, daß er's tue!»

  11. Daß aber durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn «der Gerechte wird aus Glauben leben» (Habakuk 2,4).

  12. Das Gesetz aber ist nicht «aus Glauben», sondern «der Mensch, der es tut, wird dadurch leben» (3. Mose 18,5).

  13. Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein Fluch für uns, denn es steht geschrieben (5. Mose 21,23): «Verflucht ist jedermann, der am Holz hanget»,

  14. auf daß der Segen Abrahams unter die Heiden käme in Jesus Christus und wir den verheißenen Geist empfingen durch den Glauben.

  15. Liebe Brüder, ich will nach menschlicher Weise reden: Man hebt doch eines Menschen Testament nicht auf, wenn es bestätigt ist, und tut auch nichts dazu.

  16. Nun ist die Verheißung Abraham zugesagt und «seinem Nachkommen». Es heißt nicht: und den Nachkommen, als gälte es vielen, sondern es gilt einem: «und deinem Nachkommen» (1. Mose 22,18), welcher ist Christus.

  17. Ich meine aber dies: Das Testament, das von Gott zuvor bestätigt ist, wird nicht aufgehoben durch das Gesetz, welches vierhundertdreißig Jahre hernach gegeben ist, so daß die Verheißung zunichte würde.

  18. Denn wenn das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben; Gott aber hat es Abraham durch Verheißung frei geschenkt.

Die Aufgabe des Gesetzes

  1. Was soll nun das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es verordnet von Engeln durch die Hand eines Mittlers.

  2. Der Mittler aber ist nicht eines Einzigen Mittler, Gott aber ist nur einer.

  3. Wie? Ist denn das Gesetz wider Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Denn nur, wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, käme die Gerechtigkeit wahrhaftig aus dem Gesetz.

  4. Aber die Schrift hat alles beschlossen unter die Sünde, auf daß die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben würde denen, die da glauben.

  5. Ehe aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der da sollte offenbart werden.

  6. So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus, damit wir durch Glauben gerecht würden.

  7. Nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.

  8. Denn ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christus Jesus.

  9. Denn wie viele von euch auf Christus getauft sind, die haben Christus angezogen.

  10. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Knecht noch Freier, hier ist nicht Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christus Jesus.

  11. Seid ihr aber Christi, so seid ihr ja Abrahams Kinder und nach der Verheißung Erben.

Befreiung vom Gesetz durch Christus

Kapitel 4

  1. Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, ist zwischen ihm und einem Knechte kein Unterschied, ob er wohl ein Herr ist aller Güter,

  2. sondern er ist unter den Vormündern und Pflegern bis auf die Zeit, die der Vater bestimmt hat.

  3. So auch wir: als wir unmündig waren, waren wir in der Knechtschaft der Elemente der Welt.

  4. Als aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan,

  5. auf daß er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.

  6. Weil ihr denn Kinder seid, hat Gott gesandt den Geist seines Sohnes in unsre Herzen, der schreit: Abba, lieber Vater!

  7. So bist du nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.

Rückfall der Galater in Gesetzlichkeit

  1. Aber zu der Zeit, da ihr Gott nicht kanntet, dientet ihr denen, die in Wahrheit nicht Götter sind.

  2. Nun ihr aber Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch denn wiederum zu den schwachen und dürftigen Elementen, welchen ihr von neuem dienen wollt?

  3. Ihr haltet Tage und Monate und Feste und Jahre.

  4. Ich fürchte für euch, daß ich vielleicht umsonst an euch gearbeitet habe.

  5. Werdet doch wie ich, denn ich wurde wie ihr; liebe Brüder, ich bitte euch. Ihr habt mir kein Leid getan.

  6. Ihr wisset doch, daß ich euch in Schwachheit des Leibes das Evangelium gepredigt habe das erste Mal.

  7. Und was euch anfocht an meinem Leib, das habt ihr nicht verachtet noch verschmäht, sondern wie einen Engel Gottes nahmet ihr mich auf, ja wie Christus Jesus.

  8. Wie waret ihr dazumal so selig! Ich bin euer Zeuge, daß, wenn es möglich gewesen wäre, ihr hättet eure Augen ausgerissen und mir gegeben.

  9. Bin ich denn damit euer Feind geworden, daß ich euch die Wahrheit vorhalte?

  10. Es ist nicht recht, wie sie um euch eifern; sie wollen euch nur von mir abwendig machen, daß ihr um sie sollt eifern.

  11. Eifrig umworben zu werden ist gut, wenn's im Guten geschieht immerdar und nicht allein dann, wenn ich anwesend bei euch bin,

  12. meine lieben Kinder, welche ich abermals mit Ängsten gebäre, bis daß Christus in euch Gestalt gewinne!

  13. Ich wollte, daß ich jetzt bei euch wäre und meine Stimme wandeln könnte; denn ich bin irre an euch.

Knechtschaft und Freiheit gegenüber dem Gesetz

  1. Saget mir, die ihr unter dem Gesetz sein wollt: Höret ihr nicht das Gesetz?

  2. Denn es steht geschrieben, daß Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd, den andern von der Freien.

  3. Aber der von der Magd war, ist nach dem Fleisch geboren; der aber von der Freien ist durch die Verheißung geboren.

  4. Diese Worte bedeuten etwas. Denn das sind die zwei Testamente: eins von dem Berg Sinai, das zur Knechtschaft gebiert, welches ist die Hagar;

  5. denn Hagar heißt in Arabien der Berg Sinai und ist ein Gleichnis für das Jerusalem dieser Zeit, das dienstbar ist mit seinen Kindern.

  6. Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die Freie; die ist unsre Mutter.

  7. Denn es steht geschrieben (Jesaja 54,1): «Sei fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich hervor und rufe, die du nicht schwanger bist! Denn die Einsame hat viel mehr Kinder, als die den Mann hat.»

  8. Ihr aber, liebe Brüder, seid wie Isaak Kinder der Verheißung.

  9. Aber wie zu jener Zeit der nach dem Fleisch Geborene verfolgte den, der nach dem Geist geboren war, so geht es auch jetzt.

  10. Doch was spricht die Schrift (1. Mose 21,10)? «Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn; denn der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien.»

  11. So sind wir nun, liebe Brüder, nicht der Magd Kinder, sondern der Freien.

Aufruf zur rechten Freiheit

Kapitel 5

  1. Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So stehet nun fest und lasset euch nicht wiederum in das knechtische Joch fangen!

  2. Siehe, ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasset, so wird euch Christus nichts nützen.

  3. Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden läßt, daß er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.

  4. Ihr habt Christus verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt, und seid aus der Gnade gefallen.

  5. Denn wir warten im Geist durch den Glauben auf die Gerechtigkeit, auf die man hoffen muß.

  6. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

  7. Ihr liefet fein. Wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen?

  8. Solch Überreden ist nicht von dem, der euch beruft.

  9. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.

  10. Ich habe das Vertrauen zu euch in dem Herrn, ihr werdet nicht anders gesinnt sein. Wer euch aber irre macht, der wird sein Urteil tragen müssen, er sei, wer er wolle.

  11. Ich aber, liebe Brüder, wenn ich die Beschneidung noch predige, warum leide ich denn Verfolgung? So hätte ja das Ärgernis des Kreuzes aufgehört.

  12. Sie sollten sich doch lieber gleich verschneiden lassen, die euch in Unruhe bringen!

  13. Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebet, sondern durch die Liebe diene einer dem andern.

  14. Denn das ganze Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem (3. Mose 19,18): «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.»

  15. Wenn ihr euch aber untereinander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet.

Wandel im Geist

  1. Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.

  2. Denn das Fleisch streitet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch; dieselben sind widereinander, daß ihr nicht tut, was ihr wollt.

  3. Regiert euch aber der Geist, so seid ihr nicht unter dem Gesetz.

  4. Offenbar sind aber die Werke des Fleisches, als da sind: Unzucht, Unreinigkeit, Ausschweifung,

  5. Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen,

  6. Neid, Saufen, Fressen und dergleichen, von welchen ich euch vorausgesagt habe und sage noch einmal voraus, daß, die solches tun, werden das Reich Gottes nicht erben.

  7. Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.

  8. Wider solche ist das Gesetz nicht.

  9. Welche aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Lüsten und Begierden.

  10. Wenn wir im Geist leben, so lasset uns auch im Geist wandeln.

  11. Lasset uns nicht eitler Ehre geizig sein, einander nicht reizen, einander nicht neiden.

Mahnung zur Brüderlichkeit

Kapitel 6

  1. Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einem Fehl übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest.

  2. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

  3. Denn wenn sich jemand läßt dünken, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.

  4. Ein jeglicher aber prüfe sein eigen Werk; und alsdann wird er an sich selbst den Ruhm haben und nicht an einem andern.

  5. Denn ein jeglicher wird seine Last tragen.

  6. Der aber unterrichtet wird im Wort, der teile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet.

  7. Irret euch nicht! Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten.

  8. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.

  9. Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht ablassen.

  10. Darum, solange wir noch Zeit haben, lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.

Ruhm des Kreuzes Christi

  1. Sehet, mit wie großen Buchstaben ich euch schreibe mit eigner Hand!

  2. Die ein Ansehen haben wollen nach dem Fleisch, die zwingen euch zur Beschneidung, nur damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen verfolgt werden.

  3. Denn auch sie selbst, die sich beschneiden lassen, halten das Gesetz nicht, sondern sie wollen, daß ihr euch beschneiden lasset, damit sie sich eures Fleisches rühmen können.

  4. Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als allein des Kreuzes unsers Herrn Jesus Christus, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.

  5. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur.

  6. Und wie viele nach dieser Regel einhergehen, - Friede und Barmherzigkeit sei über sie und über das Israel Gottes.

  7. Hinfort mache mir niemand weiter Mühe; denn ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe.

  8. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist, liebe Brüder! Amen.

An die Galater gesandt von Rom.

DER BRIEF DES PAULUS AN DIE EPHESER

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes,

    den Heiligen <zu Ephesus> und Gläubigen an Christus Jesus:

  2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Lobpreis Gottes für seinen Heilsplan

  1. Gelobt sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in himmlischen Gütern durch Christus.

  2. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, daß wir sollten heilig und unsträflich sein vor ihm;

  3. in seiner Liebe hat er uns dazu verordnet, daß wir seine Kinder seien durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens,

  4. zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten.

  5. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade,

  6. die er uns reichlich hat widerfahren lassen in allerlei Weisheit und Klugheit.

  7. Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluß, den er sich vorgesetzt hatte in Christus,

  8. damit er ausgeführt würde, wenn die Zeit erfüllt wäre: daß alle Dinge zusammengefaßt würden in Christus, beides, was im Himmel und auf Erden ist.

  9. In ihm sind wir auch zum Erbteil gekommen, die wir zuvor verordnet sind nach dem Vorsatz des, der alle Dinge wirkt nach dem Rat seines Willens,

  10. auf daß wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben.

  11. In ihm seid auch ihr, die ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, da ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist,

  12. welcher ist das Unterpfand unsers Erbes zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.

Gebet um Erkenntnis der Herrlichkeit Christi

  1. Darum auch ich, nachdem ich gehört habe von dem Glauben bei euch an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen,

  2. höre ich nicht auf, zu danken für euch, und gedenke euer in meinem Gebet,

  3. daß der Gott unsers Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.

  4. Er erleuchte die Augen eures Herzens, daß ihr erkennen möget, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, und welchen Reichtum an Herrlichkeit er den Heiligen beschieden hat,

  5. und was da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde,

  6. die er in Christus wirken ließ. Durch sie hat er ihn von den Toten auferweckt und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel

  7. über alle Reiche, Gewalt, Macht, Herrschaft und was sonst genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen;

  8. und hat alle Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über alles,

  9. welche da ist sein Leib, nämlich die Fülle des, der alles in allen erfüllt.

Gott hat auch uns zum Leben erweckt

Kapitel 2

  1. Auch ihr waret tot in euren Übertretungen und Sünden,

  2. in welchen ihr vormals gewandelt seid nach dem Lauf dieser Welt, nach dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich nach dem Geist, der zu dieser Zeit sein Werk hat in den Kindern des Unglaubens.

  3. Unter ihnen haben auch wir alle vormals unsern Wandel gehabt in den Lüsten unsers Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zornes von Natur, gleichwie auch die andern.

  4. Aber Gott, der da reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat,

  5. auch uns, die wir tot waren in den Sünden, samt Christus lebendig gemacht, denn aus Gnade seid ihr gerettet worden.

  6. Und hat uns samt ihm auferweckt und samt ihm in das himmlische Wesen gesetzt in Christus Jesus,

  7. auf daß er erzeigte in den kommenden Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.

  8. Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,

  9. nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemand rühme.

  10. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, daß wir darin wandeln sollen.

Heiden und Juden berufen zu e i n e r Gemeinde

  1. Darum gedenket daran, daß ihr, die ihr vormals nach dem Fleisch Heiden gewesen seid und die Unbeschnittenen genannt wurdet von denen, die genannt sind die Beschneidung am Fleisch, die mit der Hand geschieht, -

  2. daß ihr zu jener Zeit waret ohne Christus, ausgeschlossen vom Bürgerrecht in Israel und fremd den Testamenten der Verheißung; daher ihr keine Hoffnung hattet und waret ohne Gott in der Welt.

  3. In Christus Jesus aber seid ihr jetzt, die ihr vormals ferne gewesen seid, nahe geworden durch das Blut Christi.

  4. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines hat gemacht und hat abgebrochen den Zaun, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft,

  5. indem er in seinem Fleische hat abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, auf daß er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schüfe und Frieden machte

  6. und beide versöhnte mit Gott in einem Leibe durch das Kreuz, an dem er die Feindschaft getötet hat.

  7. Er ist gekommen und hat verkündigt im Evangelium den Frieden euch, die ihr ferne waret, und Frieden denen, die nahe waren.

  8. Denn durch ihn haben wir den Zugang alle beide in einem Geist zum Vater.

  9. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen,

  10. erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist,

  11. auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn;

  12. auf welchem auch ihr miterbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.

Des Paulus Apostelamt unter den Heiden

Kapitel 3

  1. Derhalben bin ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden -

  2. ihr habt ja gehört von dem Ratschluß der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben ist,

  3. daß mir ist kundgeworden dieses Geheimnis durch Offenbarung, wie ich eben aufs kürzeste geschrieben habe.

  4. Daran könnt ihr, wenn ihr's leset, merken mein Verständnis des Geheimnisses Christi,

  5. welches in den vorigen Zeiten nicht kundgetan ward den Menschenkindern, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist;

  6. nämlich daß die Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leibe gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium,

  7. dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir nach seiner mächtigen Kraft gegeben ist.

  8. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen, ist gegeben diese Gnade, den Heiden zu verkündigen den unausforschlichen Reichtum Christi

  9. und ans Licht zu bringen, wie Gott seinen geheimen Ratschluß ausführt, der von Weltzeiten her verborgen war in ihm, der alle Dinge geschaffen hat;

  10. auf daß jetzt kund würde an der Gemeinde den Mächten und Gewalten im Himmel die mannigfaltige Weisheit Gottes.

  11. Diesen ewigen Vorsatz hat Gott ausgeführt in Christus Jesus, unserm Herrn,

  12. durch welchen wir haben Freimut und Zugang in aller Zuversicht durch den Glauben an ihn.

  13. Darum bitte ich, daß ihr nicht verzagt um meiner Trübsale willen, die ich für euch leide, welche euch eine Ehre sind.

Des Apostels Fürbitte für die Gemeinde

  1. Derhalben beuge ich meine Knie vor dem Vater,

  2. der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,

  3. daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, stark zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen,

  4. daß Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet werdet,

  5. auf daß ihr begreifen möget mit allen Heiligen, welches da sei die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe;

  6. auch erkennen die Liebe Christi, die doch alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit aller Gottesfülle.

  7. Dem aber, der überschwenglich tun kann über alles, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt,

  8. dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Mahnung zur Einigkeit

Kapitel 4

  1. So ermahne ich euch nun, ich Gefangener in dem Herrn, daß ihr wandelt, wie sich's gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid,

  2. in aller Demut und Sanftmut, in Geduld; und vertraget einer den andern in der Liebe

  3. und seid fleißig, zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens:

  4. e i n Leib und e i n Geist, wie ihr auch berufen seid zu e i n e r l e i Hoffnung eurer Berufung;

  5. e i n Herr, e i n Glaube, e i n e Taufe;

  6. e i n Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen.

  7. Einem jeglichen aber unter uns ist gegeben die Gnade nach dem Maß der Gabe Christi.

  8. Darum heißt es (Psalm 68,19): «Er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben.»

  9. Daß er aber aufgefahren ist, was ist das andres, als daß er auch hinuntergefahren ist in die untersten Örter der Erde?

  10. Der hinuntergefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, auf daß er alles erfülle.

  11. Und er hat etliche zu Aposteln gesetzt, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern,

  12. daß die Heiligen zugerüstet würden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden,

  13. bis daß wir alle hinankommen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur Reife des Mannesalters, zum vollen Maß der Fülle Christi.

  14. Auf daß wir nicht mehr unmündig seien und uns bewegen und umhertreiben lassen von jeglichem Wind der Lehre durch Bosheit der Menschen und Täuscherei, womit sie uns beschleichen und uns verführen.

  15. Lasset uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus,

  16. von welchem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hanget durch alle Gelenke, dadurch ein jegliches Glied dem andern kräftig Handreichung tut nach seinem Maße und macht, daß der Leib wächst und sich selbst auferbaut in der Liebe.

Vom neuen Wandel in Christus

  1. So sage ich nun und bezeuge in dem Herrn, daß ihr nicht mehr wandeln dürft, wie die Heiden wandeln in der Nichtigkeit ihres Sinnes.

  2. Ihr Verstand ist verfinstert, und sie sind fremd geworden dem Leben, das aus Gott ist, durch die Unwissenheit, die in ihnen ist, durch die Verstockung ihres Herzens;

  3. in ihrem Gewissen sind sie stumpf geworden und ergeben sich der Unzucht und treiben jegliche Unreinigkeit voll Habgier.

  4. Ihr aber habt Christus nicht so gelernt,

  5. wenn anders ihr von ihm gehört habt und in ihm gelehrt seid, wie es in Jesus Wahrheit ist.

  6. Leget von euch ab den alten Menschen mit seinem vorigen Wandel, der durch trügerische Lüste sich verderbt.

  7. Erneuert euch aber im Geist eures Gemüts

  8. und ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit.

  9. Darum leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeglicher mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.

  10. Zürnet ihr, so sündiget nicht; lasset die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen

  11. und gebet nicht Raum dem Lästerer.

  12. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit seinen Händen etwas Gutes, auf daß er habe, zu geben dem Bedürftigen.

  13. Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was gut ist und das Nötige fördert, das redet, auf daß es Segen bringe denen, die es hören.

  14. Und betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid auf den Tag der Erlösung.

  15. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit.

  16. Seid aber miteinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christus.

Kinder des Lichtes

Kapitel 5

  1. So seid nun Gottes Nachfolger als die geliebten Kinder

  2. und wandelt in der Liebe, gleichwie Christus euch hat geliebt und sich selbst dargegeben für uns als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch.

  3. Unzucht aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht lasset nicht von euch gesagt werden, wie es den Heiligen ziemt,

  4. auch nicht schandbare Worte und närrische Dinge oder Scherze, welche euch nicht anstehen, sondern vielmehr Danksagung.

  5. Denn das sollt ihr wissen, daß kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, das ist ein Götzendiener, Erbe hat an dem Reich Christi und Gottes.

  6. Lasset euch von niemand verführen mit nichtigen Worten; denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams.

  7. Darum seid nicht ihre Mitgenossen.

  8. Denn ihr waret vormals Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn.

  9. Wandelt wie die Kinder des Lichtes – die Frucht des Lichtes ist lauter Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit -

  10. und prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn.

  11. Und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafet sie vielmehr.

  12. Denn was heimlich von ihnen geschieht, das ist schändlich auch nur zu sagen.

  13. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht gestraft wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht.

  14. Darum heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

  15. So sehet nun wohl zu, wie ihr wandelt, nicht als Unweise, sondern als Weise,

  16. und kaufet die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.

  17. Darum werdet nicht unverständig, sondern verstehet, was da sei des Herrn Wille.

  18. Und saufet euch nicht voll Wein, daraus ein unordentlich Wesen folgt, sondern werdet voll Geistes:

  19. redet untereinander in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singet und spielet dem Herrn in euren Herzen

  20. und saget Dank allezeit für alles Gott, dem Vater, in dem Namen unsres Herrn Jesus Christus,

  21. und seid einander untertan in der Furcht Christi.

Die christliche Haustafel

  1. Die Frauen seien untertan ihren Männern als dem Herrn.

  2. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeinde, die er als seinen Leib erlöst hat.

  3. Aber wie nun die Gemeinde ist Christus untertan, so seien es auch die Frauen ihren Männern in allen Dingen.

  4. Ihr Männer, liebet eure Frauen, gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben,

  5. auf daß er sie heiligte, und hat sie gereinigt durch das Wasserbad im Wort,

  6. auf daß er sie sich selbst darstellte als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen, sondern daß sie heilig sei und unsträflich.

  7. So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.

  8. Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehaßt; sondern er nährt es und pflegt es, gleichwie auch Christus die Gemeinde.

  9. Denn wir sind Glieder seines Leibes.

  10. «Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein» (1. Mose 2,24).

  11. Dieses Geheimnis ist groß; ich rede aber von Christus und der Gemeinde.

  12. Darum auch ihr, ein jeglicher habe lieb seine Frau wie sich selbst; die Frau aber fürchte den Mann.

Kapitel 6

  1. Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn; denn das ist recht.

  2. «Ehre Vater und Mutter», das ist das erste Gebot, das eine Verheißung hat:

  3. «auf daß dir's wohl gehe und du lange lebest auf Erden» (5. Mose 5,16).

  4. Und ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Vermahnung zum Herrn.

  5. Ihr Knechte, seid gehorsam euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Herrn Christus;

  6. nicht mit Dienst allein vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern als Knechte Christi, die den Willen Gottes tun von Herzen.

  7. Tut euren Dienst mit gutem Willen als dem Herrn und nicht den Menschen

  8. und wisset: was ein jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn wieder empfangen, er sei Knecht oder Freier.

  9. Und ihr Herren, tut ihnen ein Gleiches und lasset das Drohen; wisset, daß euer und ihr Herr im Himmel ist, und ist bei ihm kein Ansehen der Person.

Die geistliche Waffenrüstung

  1. Zuletzt: Seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.

  2. Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, daß ihr bestehen könnt gegen die listigen Anläufe des Teufels.

  3. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.

  4. Um deswillen ergreifet die Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.

  5. So stehet nun, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit

  6. und an den Beinen gestiefelt, als fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens.

  7. Vor allen Dingen aber ergreifet den Schild des Glaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen,

  8. und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

  9. Und betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wachet dazu mit allem Anhalten und Flehen für alle Heiligen

  10. und für mich, auf daß mir gegeben werde das Wort mit freudigem Auftun meines Mundes, daß ich möge kundmachen das Geheimnis des Evangeliums,

  11. dessen Bote ich bin in Ketten, auf daß ich mit Freudigkeit davon rede, wie sich's gebührt.

Grüße und Segenswünsche

  1. Auf daß ihr aber auch wisset, wie es um mich steht und was ich schaffe, wird's euch alles kundtun Tychikus, mein lieber Bruder und getreuer Diener in dem Herrn,

  2. welchen ich dazu gesandt habe zu euch, daß ihr erfahret, wie es um uns steht, und daß er eure Herzen tröste.

  3. Friede sei den Brüdern und Liebe mit Glauben von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  4. Die Gnade sei mit allen, die da lieb haben unsern Herrn Jesus Christus, für und für!

Geschrieben von Rom an die Epheser durch Tychikus.

DER BRIEF DES PAULUS AN DIE PHILIPPER

Kapitel 1

  1. Paulus und Timotheus, Knechte Jesu Christi,

    allen Heiligen in Christus Jesus zu Philippi samt den Bischöfen und Diakonen:

  2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Dank und Fürbitte für die Gemeinde

  1. Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke

  2. - welches ich allezeit tue in allem meinem Gebet für euch alle und tue das Gebet mit Freuden -,

  3. für eure Gemeinschaft am Evangelium vom ersten Tage an bis hierher

  4. und bin desselben in guter Zuversicht, daß, der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird's auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.

  5. Wie es mir denn billig ist, daß ich so von euch allen denke. Denn ich habe euch in meinem Herzen, die ihr alle mit mir der Gnade teilhaftig seid in meiner Gefangenschaft und wenn ich das Evangelium verantworte und bekräftige.

  6. Gott ist mein Zeuge, wie mich nach euch allen verlangt von Herzensgrund in der Liebe Jesu Christi.

  7. Und ich bete darum, daß eure Liebe je mehr und mehr reich werde an Erkenntnis und aller Erfahrung,

  8. daß ihr prüfen möget, was das Beste sei, auf daß ihr seid lauter und unanstößig auf den Tag Christi,

  9. erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus geschaffen wird zu Gottes Ehre und Lob.

Des Apostels Gefangenschaft und Bereitschaft zum Sterben

  1. Ich lasse euch aber wissen, liebe Brüder: wie es um mich steht, das ist nur mehr zur Förderung des Evangeliums geraten.

  2. Denn daß ich meine Fesseln für Christus trage, das ist in dem ganzen Richthause und bei den andern allen offenbar geworden,

  3. und viele Brüder in dem Herrn haben aus meiner Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind desto kühner geworden, Gottes Wort zu reden ohne Scheu.

  4. Etliche zwar predigen Christus auch um Neides und Haders willen, etliche aber auch aus guter Meinung:

  5. diese aus Liebe, denn sie wissen, daß ich zur Verantwortung des Evangeliums hier liege;

  6. jene aber verkündigen Christus aus Streitsucht und nicht lauter, denn sie möchten mir in meiner Gefangenschaft eine Trübsal zuwenden.

  7. Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf alle Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber und will mich auch fernerhin freuen.

  8. Denn ich weiß, daß mir dies zum Heil gereichen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi,

  9. wie ich sehnlich warte und hoffe, daß ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern frei und offen, wie immer so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod.

  10. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.

  11. Wenn aber das Leben im Fleisch mir dazu dient, mehr Frucht zu schaffen, so weiß ich nicht, was ich erwählen soll.

  12. Beides liegt mir hart an: ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre;

  13. aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben, um euretwillen.

  14. In solcher Gewißheit weiß ich, daß ich bleiben und bei euch allen sein werde, euch zur Förderung und zur Freude im Glauben,

  15. auf daß euer Rühmen groß werden möge in Christus Jesus um meinetwillen, wenn ich wieder zu euch komme.

Einmütiger Kampf für das Evangelium

  1. Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, auf daß, ob ich komme und euch sehe oder abwesend von euch höre, ihr stehet in einem Geist und kämpfet mit uns einmütig für den Glauben des Evangeliums

  2. und euch in keinem Stück erschrecken lasset von den Widersachern, was ihnen ein Anzeichen der Verdammnis ist, euch aber der Seligkeit, und das von Gott.

  3. Denn euch ist die Gnade gegeben, um Christi willen beides zu tun: daß ihr nicht allein an ihn glaubet, sondern auch um seinetwillen leidet

  4. und habet denselben Kampf, welchen ihr an mir gesehen habt und nun von mir höret.

Leben nach dem Vorbild Christi

Kapitel 2

  1. Ist nun bei euch Ermahnung in Christus, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit,

  2. so machet meine Freude völlig und seid eines Sinnes, habt gleiche Liebe, seid einmütig und einhellig.

  3. Tut nichts aus Zank oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst;

  4. und ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was des andern ist.

  5. Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war:

  6. welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, nahm er's nicht als einen Raub, Gott gleich zu sein,

  7. sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein andrer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden.

  8. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.

  9. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist,

  10. daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind,

  11. und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters.

Sorge um das Heil

  1. Also, meine Lieben, wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, so seid es nicht allein in meiner Gegenwart, sondern nun auch viel mehr in meiner Abwesenheit und schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.

  2. Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen.

  3. Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel,

  4. auf daß ihr seid ohne Tadel und lauter, Gottes Kinder, unsträflich mitten unter einem verderbten und verkehrten Geschlecht, unter welchem ihr scheinet als Lichter in der Welt,

  5. dadurch daß ihr haltet an dem Wort des Lebens, mir zum Ruhm an dem Tage Christi, daß ich nicht vergeblich gelaufen bin noch vergeblich gearbeitet habe.

  6. Und ob ich auch geopfert werde bei dem Opfer und Gottesdienst eures Glaubens, so freue ich mich und freue mich mit euch allen.

  7. Dessen sollt ihr euch auch freuen und sollt euch mit mir freuen.

Sendung des Timotheus und Rückkehr des Epaphroditus

  1. Ich hoffe aber in dem Herrn Jesus, daß ich Timotheus bald werde zu euch senden, damit auch ich erquickt werde, wenn ich erfahre, wie es um euch steht.

  2. Denn ich habe keinen, der so ganz meines Sinnes sei, der so herzlich für euch sorgen wird.

  3. Denn sie suchen alle das Ihre, nicht, was Christi Jesu ist.

  4. Ihr aber wisset, daß er sich bewährt hat; denn wie ein Kind dem Vater hat er mit mir gedient am Evangelium.

  5. Ihn hoffe ich alsbald zu senden, wenn ich erfahren habe, wie es um mich steht.

  6. Ich vertraue aber in dem Herrn, daß auch ich selbst bald kommen werde.

  7. Ich habe es aber für nötig angesehen, den Bruder Epaphroditus zu euch zu senden, der mein Gehilfe und Mitstreiter und euer Bote und Helfer für mich ist;

  8. denn er hatte nach euch allen Verlangen und war tief bekümmert, darum daß ihr gehört hattet, daß er krank gewesen sei.

  9. Und er war auch todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt; nicht allein aber über ihn, sondern auch über mich, auf daß ich nicht eine Traurigkeit über die andre hätte.

  10. Ich sende ihn nun desto eilender, auf daß ihr ihn sehet und wieder fröhlich werdet und ich auch weniger Traurigkeit habe.

  11. So nehmet ihn nun auf in dem Herrn mit allen Freuden und habt solche Leute in Ehren.

  12. Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tode so nahe gekommen, da er sein Leben gering achtete, um mir zu dienen an eurer Statt.

Warnung vor Rückfall in die Gerechtigkeit des Gesetzes

Kapitel 3

  1. Weiter, liebe Brüder, freuet euch in dem Herrn! Daß ich euch immer dasselbe schreibe, verdrießt mich nicht und macht euch desto gewisser.

  2. Gebt acht auf die Hunde, gebt acht auf die bösen Arbeiter, gebt acht auf die falsche Beschneidung!

  3. Denn wir sind die rechte Beschneidung, die wir Gott in seinem Geiste dienen und rühmen uns Christi Jesu und verlassen uns nicht auf Fleisch,

  4. wiewohl ich meine Zuversicht auch auf Fleisch setzen könnte. Wenn ein anderer sich dünken läßt, er könne sich auf Fleisch verlassen, so könnte ich es viel mehr:

  5. der ich am achten Tag beschnitten bin, einer aus dem Volk Israel, vom Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, nach dem Gesetz ein Pharisäer,

  6. nach dem Eifer ein Verfolger der Gemeinde, nach der Gerechtigkeit im Gesetz gewesen unsträflich.

  7. Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet.

  8. Ja, ich achte es noch alles für Schaden gegen die überschwengliche Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen mir das alles ein Schaden geworden ist, und achte es für Kot, auf daß ich Christus gewinne

  9. und in ihm erfunden werde, damit ich nicht habe meine eigene Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt, sondern die durch den Glauben an Christus, nämlich die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt, auf Grund des Glaubens.

  10. Ich möchte ja ihn erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden und so seinem Tode gleichgestaltet werden,

  11. damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.

Das himmlische Kleinod

  1. Nicht, daß ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen möchte, nachdem ich von Christus Jesus ergriffen bin.

  2. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, daß ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich nach dem, das da vorne ist,

  3. und jage nach dem vorgesteckten Ziel, nach dem Kleinod der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

  4. Wie viele nun unter uns vollkommen sind, die lasset uns so gesinnt sein. Und solltet ihr in einem Stück anders denken, so wird euch Gott auch das offenbaren.

  5. Nur, was wir schon erreicht haben, darin lasset uns auch wandeln!

Der Christen Heimat

  1. Folget mir, liebe Brüder, und sehet auf die, die so wandeln, wie ihr uns habt zum Vorbilde.

  2. Denn viele wandeln, von welchen ich euch oft gesagt habe, nun aber sage ich's auch unter Tränen: sie sind die Feinde des Kreuzes Christi,

  3. ihr Ende ist die Verdammnis, ihr Gott ist ihr Bauch, und ihre Ehre ist in ihrer Schande; sie sind irdisch gesinnt.

  4. Unsre Heimat aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesus Christus, des Herrn,

  5. welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er gleich werde seinem verklärten Leibe nach der Wirkung seiner Kraft, mit der er kann auch alle Dinge sich untertänig machen.

Mahnung zur Einigkeit und zur Freude im Herrn

Kapitel 4

  1. Also, meine lieben und ersehnten Brüder, meine Freude und meine Krone, stehet fest in dem Herrn, ihr Lieben.

  2. Euodia ermahne ich und Syntyche, daß sie eines Sinnes seien in dem Herrn.

  3. Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, stehe ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft mit Klemens und meinen andern Gehilfen, deren Namen in dem Buch des Lebens sind.

  4. Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

  5. Eure Lindigkeit lasset kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!

  6. Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitten im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden!

  7. Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!

  8. Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was lieblich, was wohllautet, ist etwa eine Tugend, ist etwa ein Lob, dem denket nach!

  9. Was ihr auch gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.

Freude des Apostels über die Fürsorge der Gemeinde

  1. Ich bin aber hocherfreut in dem Herrn, daß ihr wieder Kraft habt, für mich zu sorgen; wiewohl ihr allewege darauf bedacht waret, aber die Zeit hat's nicht wollen leiden.

  2. Nicht sage ich das des Mangels halben; denn ich habe gelernt, mir genügen zu lassen, wie ich's finde.

  3. Ich kann niedrig sein und kann hoch sein; mir ist alles und jedes vertraut; ich kann beides: satt sein und hungern, beides: übrig haben und Mangel leiden.

  4. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.

  5. Doch ihr habt wohlgetan, daß ihr euch meiner Bedrängnis angenommen habt.

  6. Ihr aber von Philippi wißt, daß von Anfang meiner Predigt des Evangeliums an, als ich auszog aus Mazedonien, keine Gemeinde mit mir Gemeinschaft gehabt hat im Geben und Nehmen als ihr allein.

  7. Denn auch nach Thessalonich sandtet ihr für meinen Bedarf einmal und danach noch einmal.

  8. Nicht, daß ich das Geschenk suche; sondern ich suche die Frucht, damit sie euch reichlich zugerechnet werde.

  9. Denn ich habe alles und habe überflüssig. Ich habe die Fülle, da ich empfing durch Epaphroditus, was von euch kam: ein lieblicher Geruch, ein angenehmes Opfer, Gott gefällig.

  10. Mein Gott aber wird ausfüllen all euren Mangel nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christus Jesus.

  11. Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Segenswünsche

  1. Grüßet alle Heiligen in Christus Jesus. Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind.

  2. Es grüßen euch alle Heiligen, sonderlich aber die von des Kaisers Hause.

  3. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste!

Geschrieben von Rom durch Epaphroditus.

DER BRIEF DES PAULUS AN DIE KOLOSSER

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Bruder Timotheus

  2. den Heiligen zu Kolossä und den gläubigen Brüdern in Christus:

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater!

Dank und Fürbitte für die Gemeinde

  1. Wir danken Gott, dem Vater unsers Herrn Jesus Christus, allezeit, wenn wir für euch beten,

  2. da wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt,

  3. um der Hoffnung willen, die für euch bereit ist im Himmel. Von ihr habt ihr schon jetzt gehört durch das Wort der Wahrheit im Evangelium,

  4. das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt da ist und Frucht bringt und so wächst, wie auch bei euch von dem Tage an, da ihr's gehört habt und erkannt die Gnade Gottes in der Wahrheit.

  5. So habt ihr's gelernt von Epaphras, unserm lieben Mitknecht, welcher ist ein treuer Diener Christi für euch,

  6. der uns auch kundgetan hat eure Liebe im Geist.

  7. Darum auch wir von dem Tage an, da wir's gehört haben, lassen wir nicht ab, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht,

  8. auf daß ihr des Herrn würdig wandelt zu allem Gefallen und Frucht bringt in jeglichem guten Werk

  9. und wachset in der Erkenntnis Gottes und gestärkt werdet mit aller Kraft durch seine herrliche Macht zu aller Geduld und Langmut.

  10. So saget nun Dank mit Freuden dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht

  11. und uns errettet hat von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes,

  12. in welchem wir die Erlösung haben, nämlich die Vergebung der Sünden.

Die Herrlichkeit Christi und seines Werkes

  1. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborne vor allen Kreaturen.

  2. Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Reiche oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.

  3. Und er ist vor allem, und es besteht alles in ihm.

  4. Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde; er, der der Anfang ist, der Erstgeborne von den Toten, auf daß er in allen Dingen der Erste sei.

  5. Denn es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte

  6. und alles durch ihn versöhnt würde mit Gott, es sei auf Erden oder im Himmel, dadurch daß er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz.

  7. Auch euch, die ihr vormals ihm fremd und feindlich gesinnt waret in bösen Werken,

  8. hat er nun versöhnt mit dem Leibe seines Fleisches durch den Tod, auf daß er euch darstellte heilig und unsträflich und ohne Tadel vor seinem Angesicht;

  9. wenn ihr nur bleibet im Glauben, gegründet und fest, und nicht weichet von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt und das gepredigt ist unter aller Kreatur, die unter dem Himmel ist. Sein Diener bin ich, Paulus, geworden.

Des Apostels Amt unter den Heiden

  1. Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erstatte an meinem Fleisch, was noch mangelt an den Trübsalen Christi, seinem Leibe zugut, welcher ist die Gemeinde.

  2. Ihr Diener bin ich geworden nach dem Ratschluß Gottes, der mir anvertraut ist für euch, um Gottes Wort in seiner Fülle kundzumachen,

  3. nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von allen Zeiten und Geschlechtern her; nun aber ist es offenbart seinen Heiligen.

  4. Ihnen wollte Gott kundtun, was da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden, welches ist Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.

  5. Den verkündigen wir und vermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen mit aller Weisheit, auf daß wir einen jeglichen Menschen darstellen vollkommen in Christus;

  6. daran ich auch arbeite und ringe in der Wirkung des, der in mir kräftig wirkt.

Kapitel 2

  1. Ich lasse euch aber wissen, welch einen Kampf ich habe für euch und für die zu Laodicea und alle, die meine Person im Fleisch nicht gesehen haben,

  2. auf daß ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum des vollen Verständnisses, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist,

  3. in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.

  4. Ich sage das, auf daß euch niemand betrüge mit verführerischen Reden.

  5. Denn ob ich wohl leiblich ferne bin, so bin ich doch im Geist bei euch und freue mich, wenn ich sehe eure Ordnung und euren festen Glauben an Christus.

  6. Wie ihr nun angenommen habt den Herrn Christus Jesus, so wandelt in ihm

  7. und seid verwurzelt und gegründet in ihm und fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid reichlich dankbar.

Warnung vor Irrlehren

  1. Sehet zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf der Menschen Lehre und auf die Elemente der Welt und nicht auf Christus.

  2. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,

  3. und ihr habt diese Fülle in ihm, welcher ist das Haupt aller Reiche und Gewalten.

  4. In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen gemacht ist, als ihr nämlich euren fleischlichen Leib ablegtet bei der Beschneidung durch Christus.

  5. Mit ihm wurdet ihr begraben durch die Taufe, und mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben, den Gott wirkt, welcher ihn auferweckt hat von den Toten.

  6. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot waret in den Sünden und in eurem unbeschnittenen Fleisch, und hat uns vergeben alle Sünden.

  7. Getilgt hat er den Schuldbrief, der wider uns war und durch die Satzungen gegen uns stand, und hat ihn aus der Mitte getan und an das Kreuz geheftet.

  8. Er hat die Reiche und die Gewaltigen ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.

  9. So lasset nun niemand euch ein Gewissen machen über Speise oder über Trank oder über bestimmte Feiertage oder Neumonde oder Sabbate.

  10. Das alles ist nur der Schatten von dem, was zukünftig sein soll; aber leibhaftig ist es in Christus.

  11. Lasset euch niemand das Ziel verrücken, der sich gefällt in falscher Demut und Verehrung der Engel und sich mit seinen Gesichten rühmt und ist ohne Ursache aufgeblasen in seinem fleischlichen Sinn

  12. und hält sich nicht an das Haupt, von dem her der ganze Leib durch Gelenke und Bänder gestützt und zusammengehalten wird und so wächst zu der Größe, wie Gott sie will.

  13. Wenn ihr denn nun abgestorben seid mit Christus den Elementen der Welt, was lasset ihr euch denn Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt:

  14. Du sollst das nicht angreifen, du sollst dies nicht kosten, du sollst jenes nicht anrühren?

  15. Das alles soll sich doch unter den Händen verzehren; es sind der Menschen Gebote und Lehren,

  16. die einen Schein von Weisheit haben durch selbsterwählte Frömmigkeit und Demut und dadurch, daß sie des Leibes nicht schonen, nicht aus Ehrfurcht, sondern um des Fleisches Gelüsten zu dienen.

Das himmlische Ziel und der christliche Wandel

Kapitel 3

  1. Seid ihr nun mit Christus auferstanden, so suchet, was droben ist, da Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes.

  2. Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist.

  3. Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.

  4. Wenn aber Christus, unser Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.

  5. So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinigkeit, schändliche Lust, böse Begierde und die Habsucht, welche ist Götzendienst,

  6. um derentwillen der Zorn Gottes kommt.

  7. In dem allen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr noch darin lebtet.

  8. Nun aber leget alles ab von euch, Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde.

  9. Belüget einander nicht; denn ihr habt ja ausgezogen den alten Menschen mit seinen Werken

  10. und angezogen den neuen, der da erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbilde des, der ihn geschaffen hat.

  11. Da ist nicht mehr Grieche, Jude, Beschnittener, Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Knecht, Freier, sondern alles und in allen Christus.

  12. So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld;

  13. und vertrage einer den andern und vergebet euch untereinander, wenn jemand Klage hat wider den andern; gleichwie der Herr euch vergeben hat, so auch ihr.

  14. Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit;

  15. und der Friede Christi regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in einem Leibe; und seid dankbar.

  16. Lasset das Wort Christi reichlich wohnen in euch: lehret und vermahnet euch selbst in aller Weisheit mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern und singet Gott dankbar in euren Herzen.

  17. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles in dem Namen des Herrn Jesus und danket Gott, dem Vater, durch ihn.

Die christliche Haustafel

  1. Ihr Frauen, seid untertan euren Männern, wie sich's gebührt in dem Herrn.

  2. Ihr Männer, liebet eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie.

  3. Ihr Kinder, seid gehorsam den Eltern in allen Dingen; denn das ist dem Herrn gefällig.

  4. Ihr Väter, erbittert eure Kinder nicht, auf daß sie nicht scheu werden.

  5. Ihr Knechte, seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herren, nicht mit Dienst vor Augen, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens und in der Furcht des Herrn.

  6. Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen

  7. und wisset, daß ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus!

  8. Wer aber unrecht tut, der wird empfangen, was er unrecht getan hat; und gilt kein Ansehen der Person.

Kapitel 4

  1. Ihr Herren, was recht und billig ist, das erweiset den Knechten, und bedenket, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt.

Vom Gebet und vom Halten am Wort

  1. Haltet an am Gebet und wachet in ihm mit Danksagung;

  2. und betet zugleich auch für uns, auf daß Gott uns eine Tür für das Wort auftue, zu sagen das Geheimnis Christi, um deswillen ich auch gebunden bin,

  3. auf daß ich es offenbar mache, wie es mir zu sagen gebührt.

  4. Wandelt weise gegen die, die draußen sind, und kaufet die Zeit aus.

  5. Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt, daß ihr wisset, wie ihr einem jeglichen antworten sollt.

Grüße und Segenswünsche

  1. Wie es um mich steht, wird euch alles kundtun Tychikus, der liebe Bruder und getreue Diener und Mitknecht in dem Herrn,

  2. den ich darum zu euch sende, daß ihr erfahret, wie es sich mit uns verhält, und daß er eure Herzen aufrichte,

  3. und mit ihm Onesimus, den getreuen und lieben Bruder, welcher einer der Euren ist. Alles, wie es hier steht, werden sie euch kundtun.

  4. Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas, über welchen ihr schon Weisung empfangen habt – wenn er zu euch kommt, nehmet ihn auf! -,

  5. und Jesus, der da heißt Justus. Aus den Juden sind diese allein meine Gehilfen am Reich Gottes und sind mir ein Trost geworden.

  6. Es grüßt euch Epaphras, der einer von den Euren ist, ein Knecht Christi Jesu, der allezeit ringt für euch in seinen Gebeten, auf daß ihr dastehet vollkommen und erfüllt mit allem, was Gottes Wille ist.

  7. Ich gebe ihm Zeugnis, daß er große Mühe hat um euch und um die zu Laodicea und zu Hierapolis.

  8. Es grüßt euch Lukas, der Arzt, der Geliebte, und Demas.

  9. Grüßet die Brüder zu Laodicea und die Nympha und die Gemeinde in ihrem Hause.

  10. Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorget, daß er auch in der Gemeinde zu Laodicea gelesen werde und daß ihr den von Laodicea leset.

  11. Und saget dem Archippus: Siehe auf das Amt, das du empfangen hast in dem Herrn, daß du es ausrichtest!

  12. Mein Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenket meiner Ketten! Die Gnade sei mit euch!

Geschrieben von Rom durch Tychikus und Onesimus.

DER ERSTE BRIEF DES PAULUS AN DIE THESSALONICHER

Kapitel 1

  1. Paulus und Silvanus und Timotheus

    der Gemeinde zu Thessalonich in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus:

    Gnade sei mit euch und Friede!

Das vorbildliche Glaubensleben der Gemeinde

  1. Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet

  2. und denken ohne Unterlaß vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus.

  3. Denn, liebe Brüder, von Gott geliebt, wir wissen, daß ihr erwählt seid;

  4. denn unsere Predigt des Evangeliums kam zu euch nicht allein im Wort, sondern auch in der Kraft und in dem heiligen Geist und in großer Gewißheit. Ihr wisset ja, wie wir uns unter euch gehalten haben um euretwillen.

  5. Und ihr seid unserm Beispiel gefolgt und dem des Herrn und habt das Wort aufgenommen unter vielen Trübsalen mit Freuden im heiligen Geist,

  6. so daß ihr seid ein Vorbild geworden allen Gläubigen in Mazedonien und Achaja.

  7. Denn von euch aus ist erschollen das Wort des Herrn nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an allen Orten ist euer Glaube an Gott bekannt geworden, so daß uns nicht not ist, etwas zu sagen.

  8. Denn sie selbst berichten von uns, welchen Eingang wir bei euch gehabt haben und wie ihr euch bekehrt habt zu Gott von den Götzen, zu dienen dem lebendigen und wahren Gott

  9. und zu warten auf seinen Sohn vom Himmel, welchen er auferweckt hat von den Toten, Jesus, der uns von dem zukünftigen Zorn errettet.

Des Apostels Wirken bei Gründung der Gemeinde

Kapitel 2

  1. Denn ihr wisset selbst, liebe Brüder, wie es war, als wir zu euch kamen. Es geschah nicht ohne Kraft,

  2. sondern, ob wir gleich zuvor gelitten hatten und geschmäht gewesen waren zu Philippi, wie ihr wisset, fanden wir dennoch in unserem Gott den freien Mut, bei euch das Evangelium Gottes zu sagen unter viel Kampf.

  3. Denn unsre Predigt kam nicht aus trügerischem oder unlauterem Sinn, noch geschah sie mit List,

  4. sondern als Menschen, die Gott wert geachtet hat, sie mit dem Evangelium zu betrauen, so reden wir; nicht, als wollten wir den Menschen gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.

  5. Denn wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen, wie ihr wisset, noch mit versteckter Habsucht – Gott ist des Zeuge -,

  6. haben auch nicht Ehre gesucht von den Leuten, weder von euch noch von andern,

  7. ob wir uns wohl hätten wichtig machen können als Christi Apostel. Aber wir sind bei euch linde gewesen, gleichwie eine Mutter ihre Kinder pflegt.

  8. So hatten wir Herzenslust an euch und waren willig, euch mitzuteilen nicht allein das Evangelium Gottes, sondern auch unser Leben, darum daß wir euch lieb gewonnen hatten.

  9. Ihr erinnert euch doch, liebe Brüder, unsrer Arbeit und unsrer Mühe; denn Tag und Nacht arbeiteten wir, daß wir niemand unter euch beschwerlich wären, und predigten unter euch das Evangelium Gottes.

  10. Des seid ihr Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und unsträflich wir bei euch, die ihr gläubig waret, gewesen sind.

  11. Denn ihr wisset, daß wir, wie ein Vater seine Kinder, einen jeglichen unter euch ermahnt und aufgerichtet

  12. und euch beschworen haben, daß ihr wandeln solltet würdig des Gottes, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit.

Die Aufnahme des Evangeliums in der Gemeinde

  1. Darum danken wir auch Gott ohne Unterlaß, daß ihr das Wort göttlicher Predigt, als ihr es von uns empfinget, nicht aufnahmet als Menschenwort, sondern, wie es das in Wahrheit ist, als Gottes Wort, welches auch wirkt in euch, die ihr glaubet.

  2. Damit seid ihr, liebe Brüder, den gleichen Weg geführt worden wie die Gemeinden Gottes in Judäa, die in Christus Jesus sind, denn ihr habt ebendasselbe erlitten von euren Landsleuten, was jene von den Juden.

  3. Die haben den Herrn Jesus getötet und die Propheten und haben uns verfolgt und gefallen Gott nicht und sind allen Menschen feind.

  4. Und auf daß sie das Maß ihrer Sünden erfüllen allewege, wehren sie uns, zu predigen den Heiden zu ihrem Heil. Aber der Zorn ist schon über sie gekommen zum Ende hin.

  5. Wir aber, liebe Brüder, nachdem wir eine Weile von euch geschieden waren nach dem Angesicht, nicht nach dem Herzen, haben wir uns desto mehr gemüht, euer Angesicht zu sehen, mit großem Verlangen.

  6. Darum wollten wir zu euch kommen, ich, Paulus, einmal und noch einmal, doch Satan hat uns gehindert.

  7. Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder unser Ruhmeskranz – seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus, wenn er kommt?

  8. Ihr seid ja unsre Ehre und Freude.

Sendung des Timotheus

Kapitel 3

  1. Darum ertrugen wir's nicht länger und beschlossen, in Athen allein zurückzubleiben,

  2. und sandten Timotheus, unsern Bruder und Diener Gottes am Evangelium Christi, euch zu stärken und zu ermahnen in eurem Glauben,

  3. daß nicht jemand weich würde in diesen Trübsalen. Denn ihr wisset selbst, daß wir dazu gesetzt sind.

  4. Denn schon als wir bei euch waren, sagten wir's euch voraus, daß wir Trübsale haben würden, wie es auch geschehen ist und ihr wisset.

  5. Darum habe ich's auch nicht länger ertragen und habe ihn gesandt, daß ich erführe euren Glauben, ob euch nicht vielleicht versucht hätte der Versucher und unsre Arbeit vergeblich würde.

  6. Nun aber ist Timotheus zu uns von euch gekommen und hat uns gute Botschaft gebracht von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und daß euch verlangt, uns zu sehen, wie denn auch uns nach euch.

  7. Dadurch haben wir, liebe Brüder, an euch Trost gewonnen in aller unsrer Not und Trübsal durch euren Glauben;

  8. denn nun sind wir wieder lebendig, wenn ihr feststehet in dem Herrn.

  9. Denn was für einen Dank können wir Gott vergelten eurethalben für alle diese Freude, die wir an euch haben vor unserm Gott?

  10. Wir bitten Tag und Nacht gar sehr, daß wir sehen mögen euer Angesicht und zurechtbringen, was etwa eurem Glauben mangelt.

  11. Er selbst aber, Gott, unser Vater, und unser Herr Jesus richte unsern Weg zu euch.

  12. Euch aber lasse der Herr wachsen und immer völliger werden in der Liebe untereinander und gegen jedermann, wie auch wir sie zu euch haben,

  13. daß eure Herzen gestärkt werden und unsträflich seien in der Heiligkeit vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt samt allen seinen Heiligen.

Ermahnung zur Heiligung

Kapitel 4

  1. Weiter, liebe Brüder, bitten wir euch und ermahnen in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr sollt wandeln und Gott gefallen, was ihr ja auch tut -, daß ihr darin immer völliger werdet.

  2. Denn ihr wisset, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.

  3. Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr meidet die Unzucht

  4. und ein jeglicher unter euch sein eigen Weib zu gewinnen suche in Heiligung und Ehrbarkeit,

  5. nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen;

  6. und daß niemand zu weit gehe und betrüge seinen Bruder in solcher Sache; denn der Herr ist ein Rächer über das alles, wie wir euch schon zuvor gesagt und bezeugt haben.

  7. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinigkeit, sondern zur Heiligung.

  8. Wer dies nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen heiligen Geist in euch gibt.

  9. Von der brüderlichen Liebe aber ist nicht not euch zu schreiben; denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben.

  10. Und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, liebe Brüder, daß ihr noch völliger werdet

  11. und ringet danach, daß ihr stille seid und das Eure schaffet und arbeitet mit euren Händen, wie wir euch geboten haben,

  12. auf daß ihr ehrbar wandelt gegen die, die draußen sind, und niemandes bedürfet.

Von der Auferstehung der Toten

  1. Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die da schlafen, auf daß ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.

  2. Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch, die da entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.

  3. Denn das sagen wir euch als ein Wort des Herrn, daß wir, die wir leben und übrigbleiben bis zur Ankunft des Herrn, werden denen nicht zuvorkommen, die entschlafen sind.

  4. Denn er selbst, der Herr, wird mit befehlendem Wort, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst.

  5. Danach wir, die wir leben und übrigbleiben, werden zugleich mit ihnen hingerückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft, und werden so bei dem Herrn sein allezeit.

  6. So tröstet euch nun mit diesen Worten untereinander.

Von der Erwartung des Herrn

Kapitel 5

  1. Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not euch zu schreiben;

  2. denn ihr selbst wisset genau, daß der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht.

  3. Wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, dann wird sie das Verderben schnell überfallen gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.

  4. Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß der Tag wie ein Dieb über euch komme.

  5. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.

  6. So lasset uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.

  7. Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da trunken sind, die sind des Nachts trunken.

  8. Wir aber, die wir des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.

  9. Denn Gott hat uns nicht gesetzt zum Zorn, sondern das Heil zu gewinnen durch unsern Herrn Jesus Christus,

  10. der für uns gestorben ist, auf daß, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen.

  11. Darum ermahnet euch untereinander und erbauet einer den andern, wie ihr auch tut.

Ermahnungen und Grüße

  1. Wir bitten aber euch, liebe Brüder, erkennet an, die an euch arbeiten und euch vorstehen in dem Herrn und euch vermahnen;

  2. habt sie besonders lieb um ihres Werkes willen. Haltet Frieden untereinander.

  3. Wir ermahnen aber euch, liebe Brüder: vermahnet die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, traget die Schwachen, seid geduldig gegen jedermann.

  4. Sehet zu, daß keiner Böses mit Bösem vergelte, sondern jaget allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann.

  5. Seid allezeit fröhlich,

  6. betet ohne Unterlaß,

  7. seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.

  8. Den Geist dämpfet nicht.

  9. Weissagungen verachtet nicht.

  10. Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.

  11. Meidet das Böse in jeder Gestalt.

  12. Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer Geist ganz samt Seele und Leib müsse bewahrt werden unversehrt, unsträflich auf die Ankunft unsers Herrn Jesus Christus.

  13. Getreu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun.

  14. Liebe Brüder, betet für uns.

  15. Grüßet alle Brüder mit dem heiligen Kuß.

  16. Ich beschwöre euch bei dem Herrn, daß ihr diesen Brief lesen lasset vor allen Brüdern.

  17. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch!

An die Thessalonicher der erste Brief, geschrieben von Athen.

DER ZWEITE BRIEF DES PAULUS AN DIE THESSALONICHER

Kapitel 1

  1. Paulus und Silvanus und Timotheus

    der Gemeinde zu Thessalonich in Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus:

  2. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Dank und Fürbitte für die Bewährung der Gemeinde

  1. Wir müssen, liebe Brüder, Gott danken allezeit um euretwillen. So gebührt es sich. Denn euer Glaube wächst sehr, und die Liebe eines jeglichen unter euch allen nimmt zu gegeneinander,

  2. so daß wir uns euer rühmen unter den Gemeinden Gottes wegen eurer Geduld und eures Glaubens in allen Verfolgungen und Trübsalen, die ihr erduldet.

  3. Dies zeigt an, daß Gott recht richten wird und ihr würdig erachtet werdet des Reiches Gottes, für welches ihr auch leidet.

  4. Denn es ist recht bei Gott, Trübsal zu vergelten denen, die euch Trübsal antun,

  5. euch aber, die ihr Trübsal leidet, Ruhe zu geben mit uns, wenn nun der Herr Jesus sich offenbaren wird vom Himmel in Feuerflammen mit der Macht seiner Engel,

  6. Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen wollen, und an denen, die nicht gehorsam sind dem Evangelium unsers Herrn Jesus.

  7. Die werden Strafe leiden, das ewige Verderben, fern von dem Angesicht des Herrn und von seiner herrlichen Macht,

  8. wenn er kommen wird, daß er herrlich erscheine bei seinen Heiligen und wunderbar bei allen Gläubigen an jenem Tage; denn was wir euch bezeugt haben, das habt ihr geglaubt.

  9. Und deshalb beten wir auch allezeit für euch, daß unser Gott euch würdig mache der Berufung und vollende allen rechten Willen zur Güte und die Tat des Glaubens in Kraft,

  10. auf daß in euch verherrlicht werde der Name unsers Herrn Jesus und ihr in ihm, nach der Gnade unsers Gottes und des Herrn Jesus Christus.

Das Auftreten des Widersachers vor dem Kommen Christi

Kapitel 2

  1. Was nun das Kommen unsers Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder,

  2. daß ihr euch nicht so bald wankend machen lasset in eurem Sinn noch erschrecken weder durch eine Offenbarung im Geist noch durch ein Wort noch durch einen Brief, wie von uns gesandt, als ob der Tag des Herrn schon da sei.

  3. Lasset euch von niemand verführen, in keinerlei Weise; denn er kommt nicht, es sei denn, daß zuvor der Abfall komme und offenbart werde der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens,

  4. der da ist der Widersacher und sich überhebt über alles, was Gott oder Gottesdienst heißt, so daß er sich setzt in den Tempel Gottes und vorgibt, er sei Gott.

  5. Erinnert ihr euch nicht daran, daß ich euch solches sagte, da ich noch bei euch war?

  6. Und ihr wisset, was ihn noch aufhält, bis er offenbart werde zu seiner Zeit.

  7. Denn es regt sich bereits das Geheimnis des Frevels, nur daß, der es jetzt aufhält, erst muß hinweggetan werden;

  8. und alsdann wird der Frevler offenbart werden, welchen der Herr Jesus umbringen wird mit dem Hauch seines Mundes und wird ihm ein Ende machen durch seine Erscheinung, wenn er kommt.

  9. Denn der Frevler wird auftreten in der Macht des Satans mit allerlei lügenhaften Kräften und Zeichen und Wundern

  10. und mit allerlei Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben zu ihrer Rettung.

  11. Darum sendet ihnen Gott auch kräftige Irrtümer, daß sie glauben der Lüge,

  12. auf daß gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht geglaubt haben, sondern hatten Lust an der Ungerechtigkeit.

Mahnung zum Festhalten an der Lehre

  1. Wir aber müssen Gott danken allezeit eurethalben, vom Herrn geliebte Brüder, daß euch Gott erwählt hat von Anfang zur Seligkeit, in der Heiligung durch den Geist und im Glauben an die Wahrheit,

  2. wozu er euch auch berufen hat durch unser Evangelium, auf daß ihr gewinnet die Herrlichkeit unsers Herrn Jesus Christus.

  3. So stehet nun fest, liebe Brüder, und haltet an der Lehre, in der ihr durch uns unterwiesen seid, es sei durch Wort oder Brief.

  4. Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns hat geliebt und uns gegeben einen ewigen Trost und eine gute Hoffnung durch Gnade,

  5. der mache getrost eure Herzen und stärke euch in allem guten Werk und Wort.

Wünsche des Apostels für sich selbst und die Gemeinde

Kapitel 3

  1. Weiter, liebe Brüder, betet für uns, daß das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch,

  2. und daß wir erlöst werden von den verkehrten und argen Menschen; denn der Glaube ist nicht jedermanns Ding.

  3. Aber der Herr ist treu; der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.

  4. Wir haben aber das Vertrauen zu euch in dem Herrn, daß ihr tut und tun werdet, was wir euch gebieten.

  5. Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu der Geduld Christi.

Warnung vor Müßiggang

  1. Wir gebieten euch aber, liebe Brüder, in dem Namen des Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückziehet von jedem Bruder, der da unordentlich wandelt und nicht nach der Lehre, die ihr von uns empfangen habt.

  2. Denn ihr wisset, wie ihr uns sollt nachfolgen. Denn wir sind nicht unordentlich unter euch gewesen,

  3. haben auch nicht umsonst Brot von jemand genommen, sondern mit Arbeit und Mühe haben wir Tag und Nacht gewirkt, auf daß wir nicht jemand unter euch beschwerlich wären;

  4. nicht darum, daß wir dazu nicht das Recht hätten, sondern damit wir uns selbst euch zum Vorbilde gäben, uns nachzufolgen.

  5. Denn schon als wir bei euch waren, geboten wir euch: wenn jemand nicht will arbeiten, der soll auch nicht essen.

  6. Denn wir hören, daß etliche unter euch wandeln unordentlich und arbeiten nichts, sondern treiben unnütze Dinge.

  7. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, daß sie mit stillem Wesen arbeiten und ihr eigen Brot essen.

  8. Ihr aber, liebe Brüder, laßt's euch nicht verdrießen, das Gute zu tun.

  9. Wenn aber jemand nicht gehorsam ist unserm Wort in diesem Brief, den merket euch und habt nichts mit ihm zu schaffen, auf daß er schamrot werde.

  10. Doch haltet ihn nicht als einen Feind, sondern vermahnet ihn als einen Bruder.

  11. Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden allenthalben und auf allerlei Weise. Der Herr sei mit euch allen!

Gruß und Segenswunsch

  1. Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Das ist das Zeichen in allen Briefen. So schreibe ich.

  2. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

Geschrieben von Athen.

DER ERSTE BRIEF DES PAULUS AN TIMOTHEUS

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel Christi Jesu nach dem Befehl Gottes, unsers Heilandes, und Christi Jesu, der unsre Hoffnung ist,

  2. dem Timotheus, meinem rechten Sohn im Glauben:

    Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und unserm Herrn Jesus Christus!

Wider die falschen Gesetzesprediger

  1. Du weißt, wie ich dich ermahnt habe, daß du zu Ephesus bliebest, als ich nach Mazedonien zog, und gebötest etlichen, daß sie nicht anders lehrten,

  2. auch nicht achthätten auf die Fabeln und Geschlechtsregister, die kein Ende haben und mehr Fragen aufbringen als Gehorsam gegen Gottes Ratschluß im Glauben.

  3. Die Hauptsumme aller Unterweisung aber ist Liebe aus reinem Herzen und aus gutem Gewissen und aus ungefärbtem Glauben.

  4. Davon sind etliche abgeirrt und haben sich hingewandt zu unnützem Geschwätz,

  5. wollen der Schrift Meister sein und verstehen selber nicht, was sie sagen oder was sie so kühnlich behaupten.

  6. Wir wissen aber, daß das Gesetz gut ist, wenn es jemand recht braucht

  7. und weiß, daß dem Gerechten kein Gesetz gegeben ist, sondern den Ungerechten und Ungehorsamen, den Gottlosen und Sündern, den Unheiligen und Ungeistlichen, den Vatermördern und Muttermördern, den Totschlägern,

  8. den Unzüchtigen, den Knabenschändern, den Menschenhändlern, den Lügnern, den Meineidigen und wenn noch etwas anderes der gesunden Lehre zuwider ist.

  9. So sagt es das Evangelium von der Herrlichkeit des seligen Gottes, welches mir anvertraut ist.

Lobpreis der göttlichen Barmherzigkeit

  1. Ich danke unserm Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und treu geachtet hat und gesetzt in das Amt,

  2. der ich zuvor war ein Lästerer und ein Verfolger und ein Frevler; aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan im Unglauben.

  3. Es ist aber desto reicher geworden die Gnade unsers Herrn samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist.

  4. Das ist gewißlich wahr und ein teuer wertes Wort, daß Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der vornehmste bin.

  5. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf daß an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigte alle Geduld, zum Vorbild denen, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben.

  6. Aber Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit! Amen.

  7. Diese Botschaft befehle ich dir an, mein Sohn Timotheus, nach den früheren Weissagungen über dich, auf daß du in ihrer Kraft eine gute Ritterschaft übest

  8. und habest den Glauben und gutes Gewissen, welches etliche von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten haben.

  9. Unter ihnen ist Hymenäus und Alexander, welche ich habe dem Satan übergeben, daß sie in Zucht genommen werden und nicht mehr lästern.

Das Gemeindegebet

Kapitel 2

  1. So ermahne ich nun, daß man vor allen Dingen zuerst tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen,

  2. für die Könige und für alle Obrigkeit, auf daß wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit.

  3. Solches ist gut und angenehm vor Gott, unserm Heiland,

  4. welcher will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

  5. Denn es ist e i n Gott und e i n Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus,

  6. der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß solches zu seiner Zeit gepredigt würde.

  7. Dazu bin ich gesetzt als Prediger und Apostel – ich sage die Wahrheit und lüge nicht -, als Lehrer der Heiden im Glauben und in der Wahrheit.

Verhalten im Gottesdienst

  1. So will ich nun, daß die Männer beten an allen Orten und aufheben heilige Hände ohne Zorn und Zweifel.

  2. Desgleichen daß die Frauen in schicklichem Kleide mit Scham und Zucht sich schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder köstlichem Gewand,

  3. sondern, wie sich's ziemt den Frauen, die ihre Gottesfurcht bekunden wollen, mit guten Werken.

  4. Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung.

  5. Einer Frau gestatte ich nicht, daß sie lehre, auch nicht, daß sie sich über den Mann erhebe, sondern sie sei stille.

  6. Denn Adam ist am ersten gemacht, danach Eva.

  7. Und Adam ward nicht verführt; das Weib aber ward verführt und ist der Übertretung verfallen.

  8. Sie wird aber selig werden dadurch, daß sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung samt der Zucht.

Von den Bischöfen

Kapitel 3

  1. Das ist gewißlich wahr: Wenn * jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt ein köstlich Werk.

    *Apostelgeschichte 20,28.

  2. Darum soll ein Bischof unsträflich sein, eines Weibes Mann, nüchtern, mäßig, sittig, gastfrei, geschickt zur Lehre,

  3. nicht dem Wein ergeben, nicht händelsüchtig, sondern gelinde, nicht zänkisch, nicht geldgierig,

  4. der seinem eigenen Hause wohl vorstehe, der seine Kinder im Gehorsam halte mit aller Ehrbarkeit;

  5. denn wenn jemand seinem eigenen Hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die Gemeinde Gottes versorgen?

  6. Er sei kein Neuling, auf daß er sich nicht aufblase und dem Urteil des Teufels verfalle.

  7. Er muß aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, auf daß er nicht geschmäht werde und falle in des Teufels Strick.

Von den Diakonen

  1. Desgleichen die Diakone sollen ehrbar sein, nicht zweizüngig, nicht dem Wein ergeben, nicht schändlichen Gewinn suchen,

  2. sondern das Geheimnis des Glaubens in reinem Gewissen haben.

  3. Und dieselben erprobe man zuvor; danach lasse man sie dienen, wenn sie unsträflich sind.

  4. Desgleichen ihre Frauen sollen ehrbar sein, nicht Lästerinnen, nüchtern, treu in allen Dingen.

  5. Die Diakone laß einen jeglichen sein eines Weibes Mann, ihren Kindern wohl vorstehen und ihren eigenen Häusern.

  6. Welche aber ihren Dienst wohl ausgerichtet haben, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und eine große Freudigkeit im Glauben an Christus Jesus.

  7. Solches schreibe ich dir und hoffe, bald zu dir zu kommen;

  8. wenn es sich aber verzögert, daß du wissest, wie man wandeln soll in dem Hause Gottes, welches ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit.

  9. Und kündlich groß ist das gottselige Geheimnis: ER ist offenbart im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, erschienen den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit.

Falsche Enthaltsamkeit

Kapitel 4

  1. Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten werden etliche von dem Glauben abfallen und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren böser Geister

  2. durch die Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben.

  3. Sie gebieten, nicht ehelich zu werden und zu meiden die Speisen, die Gott dazu geschaffen hat, daß sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen.

  4. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird;

  5. denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Der Dienst des Timotheus

  1. Wenn du den Brüdern solches vorhältst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, auferzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, bei welcher du immerdar gewesen bist.

  2. Aber die ungeistlichen Altweiberfabeln weise ab; übe dich selbst aber in der Gottesfurcht.

  3. Denn die leibliche Übung ist wenig nütze; aber die Gottesfurcht ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens.

  4. Das ist gewißlich wahr und ein teuer wertes Wort.

  5. Denn dafür arbeiten und kämpfen wir, weil wir auf den lebendigen Gott hoffen, welcher ist der Heiland aller Menschen, sonderlich der Gläubigen.

  6. Solches gebiete und lehre.

  7. Niemand verachte deine Jugend; sondern sei ein Vorbild den Gläubigen im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit.

  8. Halte an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren, bis ich komme.

  9. Laß nicht außer acht die Gabe in dir, die dir gegeben ist durch Weissagung mit Handauflegung der Ältesten.

  10. Dies laß deine Sorge sein, damit gehe um, auf daß dein Zunehmen allen offenbar werde.

  11. Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre; beharre in diesen Stücken. Denn wenn du solches tust, wirst du dich selbst retten und die dich hören.

Alte und Junge in der Gemeinde

Kapitel 5

  1. Einen Alten schilt nicht, sondern ermahne ihn als einen Vater, die jungen Männer als Brüder,

  2. die alten Frauen als Mütter, die jungen als Schwestern, in aller Keuschheit.

Von den Witwen

  1. Ehre die Witwen, welche rechte Witwen sind.

  2. Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so sollen diese lernen, zuerst im eigenen Hause gottesfürchtig zu leben und sich den Eltern dankbar zu erzeigen; denn das ist angenehm vor Gott.

  3. Das ist aber recht eigentlich eine Witwe, die einsam ist, die ihre Hoffnung auf Gott stellt und bleibt am Gebet und Flehen Tag und Nacht.

  4. Welche aber ihren Lüsten lebt, die ist lebendig tot.

  5. Solches gebiete, auf daß sie untadelig seien.

  6. Wenn aber jemand die Seinen, sonderlich seine Hausgenossen, nicht versorgt, der hat den Glauben verleugnet und ist ärger als ein Heide.

  7. Laß keine Witwe ausgewählt werden unter sechzig Jahren und die da gewesen sei eines Mannes Weib

  8. und die ein Zeugnis habe guter Werke: wenn sie Kinder aufgezogen hat, wenn sie gastfrei gewesen ist, wenn sie der Heiligen Füße gewaschen hat, wenn sie denen in Trübsal Handreichung getan hat, wenn sie allem guten Werk nachgekommen ist.

  9. Junge Witwen aber weise ab; denn wenn sie ihrer Begier nachgeben Christus zuwider, so wollen sie freien

  10. und haben dann das Urteil auf sich, daß sie die erste Treue gebrochen haben.

  11. Daneben lernen sie Müßiggang, wenn sie durch die Häuser laufen; nicht allein aber sind sie faul, sondern auch geschwätzig und vorwitzig und reden, was nicht sein soll.

  12. So will ich nun, daß die jungen Witwen freien, Kinder gebären, haushalten, dem Widersacher keine Ursache geben zu lästern.

  13. Denn es haben sich schon etliche abgewandt dem Satan nach.

  14. Wenn aber einer gläubigen Frau Witwen anbefohlen sind, so versorge sie dieselben und lasse die Gemeinde nicht beschwert werden, auf daß die, so rechte Witwen sind, mögen genug haben.

Von den Vorstehern der Gemeinde

  1. Die Ältesten, die gut vorstehen, die halte man zwiefacher Ehre wert, sonderlich die da arbeiten im Wort und in der Lehre.

  2. Denn es spricht die Schrift (5. Mose 25,4): «Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden»; und: «Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.»

  3. Wider einen Ältesten nimm keine Klage an ohne zwei oder drei Zeugen.

  4. Die da sündigen, die weise zurecht vor allen, auf daß sich auch die andern fürchten.

  5. Ich bezeuge vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln, daß du solches halten sollst ohne Vorurteil und nichts tust nach Gunst.

  6. Die Hände lege niemand zu bald auf; mache dich auch nicht teilhaftig fremder Sünden. Halte dich selber rein.

  7. Trinke nicht mehr nur Wasser, sondern brauche ein wenig Wein um deines Magens willen, und weil du oft krank bist.

  8. Etlicher Menschen Sünden sind offenbar und gehen ihnen ins Gericht voran; bei etlichen aber werden sie hernach offenbar.

  9. Desgleichen sind auch etlicher Menschen gute Werke zuvor offenbar, und die andern bleiben auch nicht verborgen.

Von den Sklaven

Kapitel 6

  1. Die Knechte, die unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, auf daß nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werde.

  2. Welche aber gläubige Herren haben, sollen dieselben nicht weniger ehren, weil sie Brüder sind, sondern sollen ihnen um so mehr dienstbar sein, weil sie gläubig und geliebt sind und sich des Wohltuns befleißigen. Solches lehre und ermahne.

Mahnung an Timotheus und alle Brüder

  1. Wenn jemand anders lehrt und bleibt nicht bei den heilsamen Worten unsers Herrn Jesus Christus und bei der Lehre, die gemäß ist der Gottesfurcht,

  2. der ist aufgeblasen und weiß nichts, sondern hat die Seuche der Fragen und Wortkriege, aus welchen entspringt Neid, Hader, Lästerung, böser Argwohn,

  3. Schulgezänke solcher Menschen, die zerrüttete Sinne haben und der Wahrheit beraubt sind, die da meinen, Frömmigkeit sei ein Gewerbe.

  4. Es ist aber ein großer Gewinn, wer gottselig ist und lässet sich genügen.

  5. Denn wir haben nichts in die Welt gebracht; darum werden wir auch nichts hinausbringen.

  6. Wenn wir aber Nahrung und Kleider haben, so lasset uns genügen.

  7. Denn die da reich werden wollen, die fallen in Versuchung und Stricke und viel törichte und schädliche Lüste, welche die Menschen versinken lassen in Verderben und Verdammnis.

  8. Denn Habsucht ist eine Wurzel alles Übels; wie etliche gelüstet hat und sind vom Glauben abgeirrt und machen sich selbst viel Schmerzen.

  9. Aber du, Gottesmensch, fliehe solches! Jage aber nach der Gerechtigkeit, der Gottesfurcht, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmut;

  10. kämpfe den guten Kampf des Glaubens; ergreife das ewige Leben, dazu du berufen bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen.

  11. Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht, und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus bezeugt hat das gute Bekenntnis,

  12. daß du haltest das Gebot unbefleckt, untadelig, bis auf die Erscheinung unsers Herrn Jesus Christus,

  13. welche uns wird zeigen zu seiner Zeit der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren,

  14. der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht, da niemand zukommen kann, welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Dem sei Ehre und ewiges Reich! Amen.

Mahnung an die Reichen

  1. Den Reichen in dieser Welt gebiete, daß sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den ungewissen Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen;

  2. daß sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien,

  3. sich selbst einen guten Grund legen aufs Zukünftige, auf daß sie ergreifen das wahre Leben.

  4. O Timotheus! Bewahre, was dir anvertraut ist, und meide die ungeistlichen, losen Geschwätze und das Gezänke der fälschlich so genannten Erkenntnis,

  5. zu welcher sich etliche bekennen und irren ab vom Glauben.

    Die Gnade sei mit euch!

Geschrieben von Laodicea, die da ist eine Hauptstadt des Landes Phrygia Pakatiana.

DER ZWEITE BRIEF DES PAULUS AN TIMOTHEUS

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes nach der Verheißung des Lebens in Christus Jesus,

  2. meinem lieben Sohn Timotheus:

    Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserm Herrn!

Furchtloses Bekennen

  1. Ich danke Gott, dem ich diene von meinen Voreltern her in reinem Gewissen, wenn ich ohne Unterlaß dein gedenke in meinem Gebet Tag und Nacht.

  2. Und mich verlangt, dich zu sehen, wenn ich denke an deine Tränen, auf daß ich mit Freude erfüllt würde.

  3. Denn ich erinnere mich des ungefärbten Glaubens in dir, welcher zuvor gewohnt hat in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike; ich bin aber gewiß, auch in dir.

  4. Um solcher Ursache willen erinnere ich dich, daß du erweckest die Gabe Gottes, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.

  5. Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht.

  6. Darum so schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch auch meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern leide mit mir für das Evangelium nach der Kraft Gottes.

  7. Er hat uns gerettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt,

  8. jetzt aber * offenbart durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesus Christus, welcher hat dem + Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergänglich Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium,

    *Römer 16,26. +1. Korinther 15,55.57. Hebräer 2,14.

  9. für welches ich gesetzt bin als Prediger und Apostel und Lehrer.

  10. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches; aber ich schäme mich dessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiß, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag.

  11. Halte an dem Vorbilde der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus.

  12. Dies köstliche anvertraute Gut bewahre durch den heiligen Geist, der in uns wohnt.

  13. Das weißt du, daß sich von mir gewandt haben alle, die in der Landschaft Asien sind, unter welchen ist Phygelus und Hermogenes.

  14. Der Herr gebe Barmherzigkeit dem Hause des Onesiphorus; denn er hat mich oft erquickt und hat sich meiner Kette nicht geschämt,

  15. sondern als er in Rom war, suchte er mich aufs fleißigste und fand mich.

  16. Der Herr gebe ihm, daß er finde Barmherzigkeit bei dem Herrn an jenem Tage. Und wieviel er zu Ephesus gedient hat, weißt du am besten.

Wider die Leidensscheu

Kapitel 2

  1. So sei nun stark, mein Sohn, durch die Gnade in Christus Jesus.

  2. Und was du von mir gehört hast vor vielen Zeugen, das befiehl treuen Menschen an, die da tüchtig sind, auch andere zu lehren.

  3. Leide mit als ein guter Streiter Christi Jesu.

  4. Kein Kriegsmann verstrickt sich in Sorgen des alltäglichen Lebens, auf daß er gefalle dem, der ihn geworben hat.

  5. Und wenn jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht.

  6. Es soll der Ackermann, der den Acker baut, die Früchte als erster genießen. Merke, was ich sage!

  7. Der Herr aber wird dir in allen Dingen Verstand geben.

  8. Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlechte Davids, nach meinem Evangelium,

  9. für welches ich leide bis zu den Banden wie ein Übeltäter; aber Gottes Wort ist nicht gebunden.

  10. Darum dulde ich alles um der Auserwählten willen, auf daß auch sie die Seligkeit erlangen in Christus Jesus mit ewiger Herrlichkeit.

  11. Das ist gewißlich wahr: Sind wir mit gestorben, so werden wir mit leben;

  12. dulden wir, so werden wir mit herrschen; verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen;

  13. sind wir untreu, so bleibt er doch treu; er kann sich selbst nicht verleugnen.

Warnung vor unnützem Wortgezänk

  1. Daran erinnere sie und bezeuge vor Gott, sie sollen nicht um Worte zanken, welches nichts nütze ist als zu verwirren, die da zuhören.

  2. Befleißige dich, vor Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht austeilt das Wort der Wahrheit.

  3. Halte dich fern von ungeistlichem, losem Geschwätz; denn das hilft denen, die es treiben, nur mehr zum ungöttlichen Wesen,

  4. und ihr Wort frißt um sich wie der Krebs. Unter ihnen ist Hymenäus und Philetus,

  5. welche von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und haben etlicher Glauben verkehrt.

  6. Aber der feste Grund Gottes besteht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen; und: Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.

  7. In einem großen Hause aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, etliche zu Ehren, etliche aber zu Unehren.

  8. Wenn nun jemand sich reinigt von solchen Leuten, der wird ein Gefäß sein zu Ehren, geheiligt, dem Hausherrn brauchbar und zu allem guten Werk bereitet.

  9. Fliehe die Lüste der Jugend; jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.

  10. Aber die törichten und unnützen Fragen weise ab; denn du weißt, daß sie nur Zank erzeugen.

  11. Ein Knecht aber des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, zum Lehren geschickt, der Böses ertragen kann

  12. und mit Sanftmut zurechtweise die Widerspenstigen, ob ihnen Gott etwa Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen,

  13. und sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind, zu tun seinen Willen.

Die Verderbnis in den letzten Tagen

Kapitel 3

  1. Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Tagen werden greuliche Zeiten kommen.

  2. Denn es werden die Menschen viel von sich halten, geldgierig sein, ruhmredig, hoffärtig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos,

  3. lieblos, unversöhnlich, Verleumder, zuchtlos, wild, ungütig,

  4. Verräter, Frevler, aufgeblasen, die die Lüste mehr lieben als Gott,

  5. die da haben den Schein eines gottesfürchtigen Wesens, aber seine Kraft verleugnen sie; solche meide.

  6. Zu diesen gehören, die hin und her in die Häuser schleichen und umgarnen die losen Weiber, die mit Sünden beladen sind und von mancherlei Lüsten umgetrieben,

  7. immerdar lernen und nimmer zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

  8. Gleicherweise wie Jannes und Jambres dem * Mose widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit: Menschen mit zerrütteten Sinnen, untüchtig zum Glauben.

    *2. Mose 7,11.22.

  9. Aber sie werden's in die Länge nicht treiben; denn ihre Torheit wird offenbar werden jedermann, gleichwie es auch bei jenen geschah.

Glaube lebt in der Verfolgung

  1. Du aber bist nachgefolgt meiner Lehre, meiner Weise, meiner Meinung, meinem Glauben, meiner Langmut, meiner Liebe, meiner Geduld,

  2. meinen Verfolgungen, meinen Leiden, welche mir widerfahren sind zu Antiochien, zu Ikonion, zu Lystra. Welche Verfolgungen ertrug ich da! Und aus allen hat mich der Herr erlöst.

  3. Und alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden.

  4. Mit den bösen Menschen aber und Betrügern wird's je länger, je ärger: sie verführen und werden verführt.

Glaube lebt in der Schrift

  1. Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und dir vertraut ist, da du ja weißt, von wem du gelernt hast,

  2. und weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, die dich unterweisen kann zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus.

  3. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,

  4. daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt.

Treue bis zum Ende

Kapitel 4

  1. So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der da kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich:

  2. Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit; weise zurecht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.

  3. Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht leiden werden; sondern nach ihren eigenen Lüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, wonach ihnen die Ohren jücken,

  4. und werden die Ohren von der Wahrheit wenden und sich zu den Fabeln kehren.

  5. Du aber sei nüchtern allenthalben, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.

  6. Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden.

  7. Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten;

  8. hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.

Der Apostel und seine Mitarbeiter

  1. Befleißige dich, daß du bald zu mir kommst.

  2. Denn Demas hat mich verlassen und diese Welt lieb gewonnen und ist nach Thessalonich gezogen, Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.

  3. Lukas ist allein bei mir. Markus nimm zu dir und bringe ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zum Dienst.

  4. Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt.

  5. Den Mantel, den ich zu Troas ließ bei Karpus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, sonderlich die Pergamente.

  6. Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses bewiesen; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.

  7. Vor dem hüte du dich auch; denn er hat unsern Worten sehr widerstanden.

  8. Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet.

  9. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, auf daß durch mich die Verkündigung reichlich geschähe und alle Heiden sie hörten; so ward ich erlöst aus des Löwen Rachen.

  10. Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mir aushelfen zu seinem himmlischen Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

  11. Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus.

  12. Erastus blieb zu Korinth; Trophimus aber ließ ich zu Milet krank.

  13. Sieh nur zu, daß du vor dem Winter kommst. Es grüßt dich Eubulus und Pudens und Linus und Klaudia und alle Brüder.

  14. Der Herr sei mit deinem Geiste! Die Gnade sei mit euch!

Geschrieben von Rom, der andere Brief an Timotheus, da Paulus zum andernmal vor dem Kaiser Nero ward dargestellet.

DER BRIEF DES PAULUS AN TITUS

Kapitel 1

  1. Paulus, ein Knecht Gottes und ein Apostel Jesu Christi, in der Gemeinschaft des Glaubens mit den Auserwählten Gottes und in gleicher Erkenntnis der seligmachenden Wahrheit,

  2. in der Hoffnung auf das ewige Leben, welches vor den Zeiten der Welt verheißen hat Gott, der nicht lügt;

  3. aber zu seiner Zeit hat er offenbart sein Wort durch die Predigt, die mir anvertraut ist nach dem Befehl Gottes, unsers Heilandes;

  4. dem Titus, meinem rechten Sohn nach unser beider Glauben:

    Gnade und Friede von Gott, dem Vater, und Christus Jesus, unserm Heiland!

Von den Ältesten

  1. Derhalben ließ ich dich in Kreta, daß du solltest vollends ausrichten, was noch fehlt, und in den Städten hin und her Älteste einsetzen, wie ich dir befohlen habe:

  2. wenn einer ist untadelig, eines Weibes Mann, der gläubige Kinder hat, die nicht in dem Ruf stehen, daß sie Schwelger und ungehorsam sind.

  3. Denn ein Bischof soll untadelig sein als ein Haushalter Gottes, nicht eigensinnig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht händelsüchtig, nicht schändlichen Gewinn suchen;

  4. sondern gastfrei, gütig, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam,

  5. der sich halte an das Wort, das gewiß ist nach der Lehre, auf daß er mächtig sei, zu ermahnen durch die gesunde Lehre und zu überführen, die da widersprechen.

Wider die Irrlehrer

  1. Denn es sind viel Freche, unnütze Schwätzer und Verführer, sonderlich die aus den Juden,

  2. welchen man muß das Maul stopfen, die da ganze Häuser verkehren und lehren, was nicht taugt, um schändlichen Gewinnes willen.

  3. Es hat einer von ihnen gesagt, ihr eigener Prophet: Die Kreter sind immer Lügner, böse Tiere und faule Bäuche.

  4. Dies Zeugnis ist wahr. Darum weise sie scharf zurecht, auf daß sie gesund werden im Glauben

  5. und nicht achten auf die jüdischen Fabeln und die Gebote von Menschen, welche sich von der Wahrheit abwenden.

  6. Den Reinen ist alles rein; den Unreinen aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern unrein ist beides, ihr Verstand und ihr Gewissen.

  7. Sie sagen, sie kennen Gott; aber mit den Werken verleugnen sie ihn. Sie sind es, die Gott ein Greuel sind, und gehorchen nicht und sind zu allem guten Werk untüchtig.

Die Stände in der Gemeinde

Kapitel 2

  1. Du aber rede, wie sich's ziemt nach der gesunden Lehre.

  2. Den Alten sage, daß sie nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld;

  3. den alten Frauen gebiete, daß sie sich halten, wie den Heiligen ziemt, nicht Lästerinnen seien, nicht dem Wein ergeben, sondern Gutes lehren;

  4. daß sie die jungen Frauen lehren züchtig sein, ihre Männer lieben, Kinder lieben,

  5. sittig sein, keusch, häuslich, gütig, ihren Männern sich unterordnen, auf daß nicht das Wort Gottes verlästert werde.

  6. Desgleichen die jungen Männer ermahne, daß sie sich in Zucht halten.

  7. Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke, mit unverfälschter Lehre, mit Ehrbarkeit,

  8. mit gesundem und untadeligem Wort, auf daß der Widersacher beschämt werde und nichts habe, daß er von uns könne Böses sagen.

  9. Den Knechten sage, daß sie sich ihren Herren in allen Dingen unterordnen, willig sind, nicht widerbellen,

  10. nicht veruntreuen, sondern alle gute Treue erzeigen, auf daß sie der Lehre Gottes, unsers Heilandes, eine Zierde seien in allen Stücken.

Die heilsame Gnade

  1. Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen

  2. und nimmt uns in Zucht, daß wir sollen verleugnen das ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste und züchtig, gerecht und gottselig leben in dieser Welt

  3. und warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Christus Jesus,

  4. der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das fleißig wäre zu guten Werken.

  5. Solches rede und ermahne und stelle ans Licht mit ganzem Ernst. Es soll dich niemand verachten.

Der Christ in der Welt

Kapitel 3

  1. Erinnere sie, daß sie sich der Obrigkeit, die ihnen zu gebieten hat, unterordnen und gehorsam seien, zu allem guten Werk bereit,

  2. niemand lästern, nicht hadern, gelinde seien, alle Sanftmütigkeit beweisen gegen alle Menschen.

  3. Denn auch wir waren vormals unweise, ungehorsam, verirrt, dienstbar den Begierden und mancherlei Lüsten, und wandelten in Bosheit und Neid, waren verhaßt und haßten uns untereinander.

  4. Als aber erschien die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unsers Heilandes, rettete er uns,

  5. nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geiste,

  6. welchen er ausgegossen hat über uns reichlich durch Jesus Christus, unsern Heiland,

  7. auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung.

  8. Das ist gewißlich wahr.

    Solches will ich, daß du kräftig lehrest, auf daß die, so an Gott sind gläubig geworden, in einem Stand guter Werke befunden werden. Solches ist gut und nütze den Menschen.

  9. Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und eitel.

  10. Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und abermals ermahnt ist,

  11. und wisse, daß ein solcher ganz verkehrt ist, sündigt und spricht sich selbst damit das Urteil.

Aufträge und Grüße

  1. Wenn ich dir senden werde Artemas oder Tychikus, so komm eilend zu mir nach Nikopolis; denn ich habe beschlossen, daselbst den Winter zu bleiben.

  2. Zenas, den Schriftgelehrten, und Apollos rüste zur Reise aus mit Fleiß, damit ihnen unterwegs nichts gebreche.

  3. Laß aber auch die Unsern lernen, daß sie im Stand guter Werke sich finden lassen, wo man solcher bedarf, auf daß sie kein fruchtloses Leben führen.

  4. Es grüßen dich alle, die bei mir sind. Grüße alle, die uns lieben im Glauben. Die Gnade sei mit euch allen!

Geschrieben von Nikopolis in Mazedonien.

DER BRIEF DES PAULUS AN PHILEMON

  1. Paulus, Gefangener Christi Jesu, und Timotheus, der Bruder,

    an Philemon, den Lieben, unsern Gehilfen,

  2. und an Appia, die Schwester, und Archippus, unsern Streitgenossen, und an die Gemeinde in deinem Hause:

  3. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

  4. Ich danke meinem Gott und gedenke dein allezeit in meinem Gebet,

  5. da ich höre von der Liebe und dem Glauben, welche du hast an den Herrn Jesus und gegen alle Heiligen,

  6. auf daß der Glaube, den wir miteinander haben, in dir kräftig werde in Erkenntnis alles des Guten, das wir haben, für Christus.

  7. Denn ich hatte große Freude und Trost durch deine Liebe, da die Herzen der Heiligen erquickt sind durch dich, lieber Bruder.

Fürsprache für Onesimus

  1. Darum, wiewohl ich habe volle Freiheit in Christus, dir zu gebieten, was dir ziemt,

  2. so will ich doch um der Liebe willen nur vermahnen, so wie ich bin: Paulus, ein alter Mann, nun aber auch ein Gefangener Christi Jesu.

  3. So ermahne ich dich um meines Sohnes willen, Onesimus*, den ich gezeugt habe in meiner Gefangenschaft,

    *«Onesimus» bedeutet: der Nützliche.

  4. welcher vormals dir unnütz, jetzt aber dir und mir wohl nütze ist.

  5. Den sende ich dir wieder zurück und damit mein eigen Herz.

  6. Denn ich wollte ihn gerne bei mir behalten, daß er mir an deiner Statt diente in meiner Gefangenschaft um des Evangeliums willen.

  7. Aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, auf daß das Gute dir nicht wäre abgenötigt, sondern freiwillig.

  8. Vielleicht aber ist er darum eine Zeitlang von dir genommen, daß du ihn ewig wieder hättest,

  9. nun nicht mehr wie einen Knecht, sondern mehr als einen Knecht: als einen lieben Bruder, sonderlich mir, wieviel mehr aber dir, beides, nach dem Fleisch und in dem Herrn.

  10. Wenn du mich nun für deinen Freund hältst, so wollest du ihn aufnehmen wie mich selbst.

  11. Wenn er aber dir Schaden getan hat oder etwas schuldig ist, das rechne mir an.

  12. Ich, Paulus, schreibe das mit meiner Hand: Ich will's bezahlen. Ich schweige davon, daß du dich selbst mir schuldig bist.

  13. Ja, lieber Bruder, gönne mir, daß ich mich an dir erfreue in dem Herrn; erquicke mein Herz in Christus.

  14. Ich habe im Vertrauen auf deinen Gehorsam dir geschrieben; und ich weiß, du wirst mehr tun, als ich sage.

  15. Daneben bereite mir die Herberge; denn ich hoffe, daß ich durch euer Gebet euch geschenkt werde.

  16. Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus,

  17. Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Gehilfen.

  18. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geist!

Geschrieben von Rom durch Onesimus.

DER ERSTE BRIEF DES PETRUS

Kapitel 1

  1. Petrus, ein Apostel Jesu Christi,

    den Fremdlingen in der Zerstreuung in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Landschaft Asien und Bithynien,

  2. die erwählt sind nach der Vorsehung Gottes, des Vaters, in der Heiligung durch den Geist, zum Gehorsam und zur Besprengung mit dem Blut Jesu Christi:

    Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!

Lebendige Hoffnung

  1. Gelobt sei Gott, der Vater unsers Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,

  2. zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel

  3. für euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche bereit ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

  4. Darüber freuet euch, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen,

  5. auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.

  6. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, wiewohl ihr ihn nicht sehet, und freuet euch mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,

  7. die ihr das Ziel eures Glaubens davonbringt, nämlich der Seelen Seligkeit.

  8. Nach dieser Seligkeit haben gesucht und geforscht die Propheten, die von der Gnade geweissagt haben, die auf euch kommen sollte,

  9. und haben geforscht, worauf oder auf was für eine Zeit der Geist Christi deutete, der in ihnen war und zuvor bezeugt hat die Leiden, die über Christus kommen sollten, und die Herrlichkeit danach.

  10. Ihnen ist offenbart worden, daß sie nicht sich selbst, sondern euch dienten mit dem, was euch nun verkündigt ist durch die, so euch das Evangelium verkündigt haben durch den heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ist, - was auch die Engel gelüstet zu schauen.

Geheiligtes Leben

  1. Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.

  2. Solches tut als gehorsame Kinder und bleibt nicht bei dem, was vormals war, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebtet;

  3. sondern wie der, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel!

  4. Denn es steht geschrieben (3. Mose 19,2): «Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.»

  5. Und da ihr den als Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, solange ihr hier als Fremdlinge lebt, mit Furcht

  6. und wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem eitlen Wandel nach der Väter Weise,

  7. sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.

  8. Er ist zwar zuvor ersehen, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbart zu den letzten Zeiten um euretwillen,

  9. die ihr durch ihn glaubt an Gott, der ihn auferweckt hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben und Hoffnung zu Gott haben möchtet.

  10. Haltet rein eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander beständig lieb von Herzen,

  11. als die da wiedergeboren sind nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da bleibt.

  12. Denn «alles Fleisch ist wie Gras und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorrt und die Blume abgefallen;

  13. aber des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit» (Jesaja 40,6-8). Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist.

Das Gottesvolk des neuen Bundes

Kapitel 2

  1. So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede

  2. und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbe zunehmet zu eurem Heil,

  3. wenn anders ihr geschmeckt habt, daß der Herr freundlich ist.

  4. Zu ihm kommet als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott ist er auserwählt und köstlich.

  5. Und bauet auch ihr euch als lebendige Steine zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm sind durch Jesus Christus.

  6. Darum steht in der Schrift (Jesaja 28,16): «Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.»

  7. Euch nun, die ihr glaubet, ist er köstlich; den Ungläubigen aber ist «der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der zum Eckstein geworden ist,

  8. ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses» (Psalm 118,22; Jesaja 8,14); denn sie stoßen sich, weil sie an das Wort nicht glauben, wozu sie auch verordnet sind.

  9. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Wohltaten des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht;

  10. die ihr vormals «nicht ein Volk» waret, nun aber «Gottes Volk» seid, und vormals nicht in Gnaden waret, nun aber in Gnaden seid (Hosea 2,25).

Das Verhalten vor der Welt

  1. Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilgrime: Enthaltet euch von den fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten,

  2. und führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch Böses reden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und Gott preisen, wenn er alles ans Licht bringt.

  3. Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten

  4. oder den Statthaltern, als die von ihm gesandt sind zur Strafe für die Übeltäter und zu Lobe den Rechtschaffenen.

  5. Denn das ist der Wille Gottes, daß ihr mit guten Taten der Unwissenheit der törichten Menschen das Maul stopfet

  6. als die Freien, und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes.

  7. Tut Ehre jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehret den König!

Das Verhalten in der Gemeinde

  1. Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen.

  2. Denn das ist Gnade, wenn jemand vor Gott um des Gewissens willen das Übel erträgt und leidet das Unrecht.

  3. Denn was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um Missetat willen geschlagen werdet und das geduldig ertragt? Aber wenn ihr um guter Taten willen leidet und das ertragt, das ist Gnade bei Gott.

  4. Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild gelassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;

  5. welcher keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden;

  6. welcher nicht widerschalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litt, er stellte es aber dem anheim, der da recht richtet;

  7. welcher unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch welches Wunden ihr seid heil geworden.

  8. Denn ihr waret wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Kapitel 3

  1. Desgleichen sollt ihr Frauen euren Männern untertan sein, auf daß auch die, die nicht glauben an das Wort, durch der Frauen Wandel ohne Wort gewonnen werden,

  2. wenn sie sehen, wie ihr in Reinheit und Gottesfurcht wandelt.

  3. Euer Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldschmuck oder Kleiderpracht,

  4. sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geistes! Das ist köstlich vor Gott.

  5. Denn so haben sich auch vorzeiten die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und ihren Männern untertan waren,

  6. wie die Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, deren Töchter ihr geworden seid, wenn ihr recht tut und euch durch nichts beirren lasset.

  7. Desgleichen, ihr Männer, wohnet bei ihnen mit Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächeren Geschlecht seine Ehre. Denn auch die Frauen sind Miterben der Gnade des Lebens, und euer gemeinsames Gebet darf nicht gehindert werden.

  8. Endlich aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.

  9. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet, weil ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbet.

  10. Denn «wer leben will und gute Tage sehen, der hüte seine Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen.

  11. Er wende sich vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.

  12. Denn die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des Herrn steht wider die, die Böses tun» (Psalm 34,13-17).

  13. Und wer ist, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert?

  14. Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht;

  15. heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen. Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist,

  16. und das mit Sanftmut und Gottesfurcht; und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden, zuschanden werden, daß sie euren guten Wandel in Christus geschmäht haben.

  17. Denn es ist besser, so es Gottes Wille ist, daß ihr um einer Wohltat willen leidet als um einer Übeltat willen.

Niederfahrt und Auffahrt Christi

  1. Denn auch Christus ist einmal für eure Sünden gestorben, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.

  2. In demselben ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis,

  3. die vorzeiten nicht glaubten, da Gott harrte und Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete, in welcher wenige, das ist acht Seelen, gerettet wurden durchs Wasser hindurch.

  4. Was jenen da widerfahren ist, das geschieht nun in der Taufe zu eurer Rettung. Denn in der Taufe wird nicht die Unreinigkeit am Fleisch abgetan, sondern wir bitten Gott, daß er uns ein gutes Gewissen schenke, durch die Auferstehung Jesu Christi,

  5. welcher ist zur Rechten Gottes, aufgefahren gen Himmel, und sind ihm untertan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte.

Leiden und Leben des Christen

Kapitel 4

  1. Weil nun Christus im Fleisch gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn; denn wer am Fleisch gelitten hat, der hat aufgehört mit der Sünde,

  2. daß er hinfort die noch übrige Zeit im Fleisch nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebe.

  3. Denn es ist genug, daß ihr die vergangene Zeit des Lebens zugebracht habt nach heidnischem Willen, da ihr gewandelt seid in Üppigkeit, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichem Götzendienst.

  4. Das befremdet sie, daß ihr nicht mehr mit ihnen laufet in dasselbe wüste, unordentliche Wesen, und sie lästern;

  5. aber sie werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist, zu richten die Lebendigen und die Toten.

  6. Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, auf daß sie zwar nach der Menschen Weise am Fleisch gerichtet werden, aber nach Gottes Weise im Geist das Leben haben.

  7. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.

  8. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander eine inbrünstige Liebe; denn «die Liebe deckt auch der Sünden Menge» (Sprüche 10,12).

  9. Seid gastfrei untereinander ohne Murren.

  10. Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes:

  11. wenn jemand redet, daß er's rede als Gottes Wort; wenn jemand ein Amt hat, daß er's tue als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesus Christus. Sein ist die Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Freudiges Ausharren in Verfolgungen

  1. Ihr Lieben, lasset euch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt, daß ihr versucht werdet. Meinet nicht, es widerführe euch etwas Seltsames,

  2. sondern freuet euch, daß ihr mit Christus leidet, auf daß ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.

  3. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet über dem Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch.

  4. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder der in ein fremdes Amt greift.

  5. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, sondern ehre Gott mit diesem Namen.

  6. Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause Gottes. Wenn aber zuerst an uns, was will's für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben?

  7. Und wenn der Gerechte kaum gerettet wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?

  8. Darum, welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen ihm als dem treuen Schöpfer ihre Seelen befehlen in guten Werken.

Die Gemeinde und ihre Hirten

Kapitel 5

  1. Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll:

  2. Weidet die Herde Gottes, die euch befohlen ist, nach Gottes Willen, nicht gezwungen, sondern willig; nicht um schändlichen Gewinnes willen, sondern von Herzensgrund;

  3. nicht als die über die Gemeinden herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde.

  4. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.

  5. Desgleichen, ihr Jüngeren, seid untertan den Ältesten.

Demut und Festigkeit

Allesamt aber miteinander haltet fest an der Demut. Denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

  1. So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit.

  2. Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch.

  3. Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, welchen er verschlinge.

  4. Dem widerstehet, fest im Glauben, und wisset, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.

Segenswunsch und Grüße

  1. Der Gott aber aller Gnade, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.

  2. Sein ist die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

  3. Durch Silvanus, den treuen Bruder – wie ich meine -, habe ich euch wenige Worte geschrieben, zu ermahnen und zu bezeugen, daß das die rechte Gnade Gottes ist, darin ihr stehet.

  4. Es grüßen euch aus Babylon, die samt euch auserwählt sind, und mein Sohn Markus.

  5. Grüßet euch untereinander mit dem Kuß der Liebe. Friede sei mit euch allen, die ihr in Christus seid!

DER ZWEITE BRIEF DES PETRUS

Kapitel 1

  1. Simon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi,

    denen, die mit uns denselben teuren Glauben überkommen haben durch die Gerechtigkeit, die unser Gott gibt und der Heiland Jesus Christus:

  2. Gott gebe euch viel Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und unsers Herrn Jesus!

Zurüstung auf die Vollendung des Heils

  1. Alles, was zum Leben und göttlichen Wandel dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis des, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft.

  2. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, auf daß ihr dadurch teilhaftig werdet der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Lust in der Welt.

  3. So wendet allen euren Fleiß daran und beweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis

  4. und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Gottesfurcht

  5. und in der Gottesfurcht brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen.

  6. Denn wenn solches reichlich bei euch ist, werdet ihr nicht faul noch unfruchtbar sein in der Erkenntnis unsers Herrn Jesus Christus.

  7. Wer aber solches nicht hat, der ist blind und tappt im Dunkeln und hat vergessen, daß er rein geworden ist von seinen vorigen Sünden.

  8. Darum, liebe Brüder, tut desto mehr Fleiß, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr solches tut, werdet ihr nicht straucheln,

  9. und so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang zu dem ewigen Reich unsers Herrn und Heilandes Jesus Christus.

  10. Darum will ich's nicht lassen, euch allezeit daran zu erinnern, wiewohl ihr's wisset und gestärkt seid in der Wahrheit, die bei euch ist.

  11. Ich achte es aber für billig, solange ich in dieser Hütte bin, euch zu erinnern und zu erwecken;

  12. denn ich weiß, daß ich meine Hütte bald verlassen muß, wie mir denn auch unser Herr Jesus Christus kundgetan hat.

  13. Ich will aber Fleiß tun, daß ihr allezeit nach meinem Abscheiden solches im Gedächtnis halten könnt.

Die Verklärung Jesu und das prophetische Wort

  1. Denn wir sind nicht klugen Fabeln gefolgt, als wir euch kundgetan haben die Kraft und das Kommen unsers Herrn Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen.

  2. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm kam von der großen Herrlichkeit: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

  3. Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel kommen, als wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge.

  4. Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunkeln Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.

  5. Und das sollt ihr vor allem wissen, daß keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist.

  6. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht; sondern von dem heiligen Geist getrieben haben Menschen im Namen Gottes geredet.

Gottes Gericht über die Irrlehrer

Kapitel 2

  1. Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die nebeneinführen verderbliche Sekten und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat, und werden über sich selbst herbeiführen eine schnelle Verdammnis.

  2. Und viele werden nachfolgen ihrem zuchtlosen Wandel; und um ihretwillen wird der Weg der Wahrheit verlästert werden.

  3. Und aus Habsucht werden sie mit erdichteten Worten an euch ihren Vorteil suchen. Ihnen ist das Urteil seit langem bereitet, und ihre Verdammnis schläft nicht.

  4. Denn Gott hat selbst die Engel, die gesündigt haben, nicht verschont, sondern hat sie in finstere Höhlen hinabgestoßen und übergeben, daß sie zum Gericht behalten werden;

  5. und hat nicht verschont die vorige Welt, sondern bewahrte allein Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, mit sieben andern und brachte die Sintflut über die Welt der Gottlosen;

  6. und hat die Städte Sodom und Gomorra zu Asche gemacht, umgekehrt und verdammt und damit ein Beispiel gesetzt den Gottlosen, die hernach kommen würden;

  7. und hat errettet den gerechten Lot, welchem die schändlichen Leute alles Leid taten mit ihrem unzüchtigen Wandel.

  8. Denn der Gerechte, der unter ihnen wohnte, mußte alles mit ansehen und anhören und seine gerechte Seele von Tag zu Tag durch die Werke der Ungerechten quälen lassen.

  9. Der Herr weiß die Frommen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber zu behalten auf den Tag des Gerichts, sie zu strafen,

  10. allermeist aber die, welche wandeln nach dem Fleisch in der unreinen Lust und die Herrschaft verachten. Frech und eigensinnig, zittern sie nicht davor, die Majestäten zu lästern,

  11. wo doch die Engel, die größere Stärke und Macht haben, kein lästerndes Urteil wider sie fällen vor dem Herrn.

  12. Aber sie sind wie die unvernünftigen Tiere, die von Natur dazu geboren sind, daß sie gefangen und geschlachtet werden; sie lästern, was sie nicht kennen, und werden in ihrem verderblichen Wesen umkommen

  13. und auch den Lohn der Ungerechtigkeit noch verlieren. Ihre Wonne ist Schlemmen am hellen Tag, sie sind schandbare Schmutzflecken und schwelgen in ihren Betrügereien, wenn sie mit euch prassen,

  14. haben Augen voll Ehebruch, nimmer satt der Sünde, locken an sich die ungefestigten Seelen, haben ein Herz durchtrieben von Habsucht, Kinder des Fluches.

  15. Sie haben verlassen den richtigen Weg und gehen irre und folgen dem Wege Bileams, des Sohnes Beors, welcher liebte den Lohn der Ungerechtigkeit,

  16. aber eine Zurechtweisung für seine Übertretung empfing: das stumme lastbare Tier redete mit Menschenstimme und wehrte des Propheten Torheit.

  17. Das sind Brunnen ohne Wasser und Wolken, vom Windwirbel umgetrieben. Ihr Teil ist die dunkelste Finsternis.

  18. Denn sie reden stolze Worte, da nichts hinter ist, und reizen durch Unzucht zur fleischlichen Lust diejenigen, die kaum entronnen waren denen, die im Irrtum wandeln,

  19. und versprechen ihnen Freiheit, obwohl sie selbst Knechte des Verderbens sind. Denn von wem jemand überwunden ist, dessen Knecht ist er geworden.

  20. Denn wenn sie durch die Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus entflohen sind dem Unrat der Welt, werden aber wiederum von demselben betört und überwunden, dann ist's mit ihnen am Ende ärger geworden als zuvor.

  21. Denn es wäre ihnen besser, daß sie den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt hätten, als daß sie ihn erkennen und sich abkehren von dem heiligen Gebot, das ihnen gegeben ist.

  22. Es ist ihnen widerfahren das wahre Sprichwort: Der Hund frißt wieder, was er gespien hat; und: Die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kot.

    Sprüche 26,11.

Der Herr kommt gewiß

Kapitel 3

  1. Dies ist nun der zweite Brief, den ich euch schreibe, ihr Lieben, in welchem ich euch wiederum erinnere und erwecke euren lauteren Sinn,

  2. daß ihr gedenket an die Worte, die zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten, und an das Gebot des Herrn und Heilandes, das verkündet ist durch eure Apostel.

  3. So wisset aufs erste, daß in den letzten Tagen kommen werden Spötter, des Spottes voll, die nach ihrem eignen Gelüste wandeln

  4. und sagen: Wo bleibt die Verheißung seines Kommens? denn nachdem die Väter entschlafen sind, bleibt es alles, wie es von Anfang der Schöpfung gewesen ist.

  5. Denn sie wollen nichts davon wissen, daß ein Himmel vorzeiten auch war, dazu eine Erde aus Wasser und im Wasser bestanden durch Gottes Wort;

  6. dennoch ward damals die Welt durch die Sintflut verderbt.

  7. So auch werden der Himmel, der jetzt ist, und die Erde durch dasselbe Wort aufbewahrt, daß sie zum Feuer behalten werden auf den Tag des Gerichts und der Verdammnis der gottlosen Menschen.

  8. Eines aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, daß ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.

  9. Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es etliche für eine Verzögerung achten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre.

  10. Es wird aber des Herrn Tag kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen.

  11. Wenn das alles soll so zergehen, wie müßt ihr da geschickt sein in heiligem Wandel und gottesfürchtigem Tun,

  12. die ihr wartet und eilet zu der Ankunft des Tages Gottes, an welchem die Himmel vom Feuer zergehen und die Elemente vor Hitze zerschmelzen werden!

  13. Wir warten aber eines neuen Himmels und einer neuen Erde nach seiner Verheißung, in welchen Gerechtigkeit wohnt.

    Jesaja 65,17; 66,22. Offenbarung 21,1.27.

Letzte Ermahnungen

  1. Darum, meine Lieben, weil ihr darauf wartet, so tut Fleiß, daß ihr vor ihm unbefleckt und unsträflich im Frieden erfunden werdet;

  2. und die Geduld unsers Herrn achtet für eure Rettung, wie auch unser lieber Bruder Paulus nach der Weisheit, die ihm gegeben ist, euch geschrieben hat;

  3. wie er auch in allen Briefen davon redet, in welchen sind etliche Dinge schwer zu verstehen, welche die Ungelehrigen und Ungefestigten verdrehen, wie sie es auch bei den anderen Schriften tun, zu ihrer eigenen Verdammnis.

  4. Ihr aber, meine Lieben, weil ihr das zuvor wisset, so hütet euch, daß ihr nicht durch den Irrtum der ruchlosen Leute samt ihnen verführt werdet und fallet aus eurem festen Stand.

  5. Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes Jesus Christus. Dem sei Ehre nun und zu ewigen Zeiten!

DER ERSTE BRIEF DES JOHANNES

Die apostolische Verkündigung

Kapitel 1

  1. Das da von Anfang war, das wir gehört haben, das wir gesehen haben mit unsern Augen, das wir beschaut haben und unsre Hände betastet haben, vom Wort des Lebens -

  2. und das Leben ist erschienen, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das Leben, das ewig ist, welches war bei dem Vater und ist uns erschienen -,

  3. was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir euch, auf daß auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.

  4. Und solches schreiben wir, auf daß unsere Freude vollkommen sei.

Wandel im Licht

  1. Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, daß Gott Licht ist und in ihm ist keine Finsternis.

  2. Wenn wir sagen, daß wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.

  3. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

  4. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.

  5. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Untugend.

  6. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Christus der Versöhner

Kapitel 2

  1. Meine Kindlein, solches schreibe ich euch, auf daß ihr nicht sündigt. Und ob jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.

  2. Und derselbe ist die Versöhnung für unsre Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt.

  3. Und an dem merken wir, daß wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.

  4. Wer da sagt: Ich kenne ihn, und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner, und in solchem ist die Wahrheit nicht.

  5. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrlich die Liebe Gottes vollkommen. Daran erkennen wir, daß wir in ihm sind.

  6. Wer da sagt, daß er in ihm bleibt, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt ist.

Die Bruderliebe

  1. Meine Lieben, ich schreibe euch nicht ein neues Gebot, sondern das alte Gebot, das ihr habt von Anfang gehabt. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr gehört habt.

  2. Wiederum, ein neues Gebot schreibe ich euch, das da wahr ist in ihm und in euch; denn die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt.

  3. Wer da sagt, er sei im Licht, und hasset seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis.

  4. Wer seinen Bruder liebt, der bleibt im Licht, und ist kein Ärgernis in ihm.

  5. Wer aber seinen Bruder hasset, der ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.

Absage an die Welt

  1. Liebe Kindlein, ich schreibe euch; denn die Sünden sind euch vergeben durch seinen Namen.

  2. Ich schreibe euch Vätern; denn ihr kennet den, der von Anfang ist. Ich schreibe euch Jünglingen; denn ihr habt den Bösen überwunden.

  3. Ich habe euch Kindern geschrieben; denn ihr kennet den Vater. Ich habe euch Vätern geschrieben; denn ihr kennet den, der von Anfang ist. Ich habe euch Jünglingen geschrieben; denn ihr seid stark, und das Wort Gottes bleibt in euch, und ihr habt den Bösen überwunden.

  4. Habt nicht lieb die Welt noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.

  5. Denn alles, was in der Welt ist, des Fleisches Lust und der Augen Lust und hoffärtiges Leben, ist nicht vom Vater, sondern von der Welt.

  6. Und die Welt vergeht mit ihrer Lust; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit.

Scheidung von den Widerchristen

  1. Kinder, es ist die letzte Stunde! Und wie ihr gehört habt, daß der Widerchrist kommt, so sind nun schon viele Widerchristen gekommen; daran erkennen wir, daß die letzte Stunde ist.

  2. Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, daß sie nicht alle von uns sind.

  3. Doch ihr habt die Salbung von dem, der heilig ist, und wisset alles*.

    *Andere Überlieferung: «und habt alle das Wissen».

  4. Ich habe euch nicht geschrieben, als wüßtet ihr die Wahrheit nicht; sondern ihr wisset sie und wisset, daß keine Lüge aus der Wahrheit kommt.

  5. Wer ist ein Lügner, wenn nicht, der da leugnet, daß Jesus der Christus sei? Das ist der Widerchrist, der den Vater und den Sohn leugnet.

  6. Wer den Sohn leugnet, der hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater.

  7. Was ihr gehört habt von Anfang, das bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet ihr auch in dem Sohn und dem Vater bleiben.

  8. Und das ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben.

  9. Solches habe ich euch geschrieben von denen, die euch verführen.

  10. Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr bedürfet nicht, daß euch jemand lehre; sondern wie euch die Salbung alles lehrt, so ist's wahr und ist keine Lüge, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibet in ihm.

  11. Und nun, Kindlein, bleibet in ihm, damit, wenn er offenbart wird, wir Freudigkeit haben und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt.

  12. Wenn ihr wisset, daß er gerecht ist, so erkennet auch, daß, wer recht tut, der ist von ihm geboren.

Herrlichkeit der Gotteskindschaft

Kapitel 3

  1. Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen; und es auch sind! Darum kennt uns die Welt nicht; denn sie kennt ihn nicht.

  2. Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.

  3. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.

  4. Wer Sünde tut, steht wider das Gesetz, und die Sünde ist Übertretung des Gesetzes.

  5. Und ihr wisset, daß er ist erschienen, damit er die Sünden wegnehme, und ist keine Sünde in ihm.

  6. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht; wer da sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt.

  7. Kindlein, lasset euch von niemand verführen! Wer recht tut, der ist gerecht, gleichwie er gerecht ist.

  8. Wer Sünde tut, der ist vom Teufel; denn der Teufel sündigt von Anfang. Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß er die Werke des Teufels zerstöre.

  9. Wer aus Gott geboren ist, der tut nicht Sünde, denn was er von Gott empfangen hat, das bleibt in ihm; und kann nicht sündigen, denn er ist von Gott geboren.

  10. Daran wird es offenbar, welche die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels sind: wer nicht recht tut, der ist nicht von Gott, und wer nicht seinen Bruder lieb hat.

  11. Denn das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang, daß wir uns untereinander lieben sollen,

  12. nicht wie Kain, der von dem Argen war und erwürgte seinen Bruder. Und warum erwürgte er ihn? Weil seine Werke böse waren und die seines Bruders gerecht.

  13. Verwundert euch nicht, meine Brüder, wenn euch die Welt hasset.

  14. Wir wissen, daß wir aus dem Tode in das Leben gekommen sind; denn wir lieben die Brüder. Wer nicht liebt, der bleibt im Tode.

  15. Wer seinen Bruder hasset, der ist ein Totschläger, und ihr wisset, daß ein Totschläger nicht hat das ewige Leben in ihm bleibend.

  16. Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.

  17. Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und schließt sein Herz vor ihm zu, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?

  18. Meine Kindlein, lasset uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.

  19. Daran erkennen wir, daß wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor ihm damit stillen,

  20. daß, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge.

  21. Ihr Lieben, wenn uns unser Herz nicht verdammt, so haben wir Zuversicht zu Gott,

  22. und was wir bitten, werden wir von ihm nehmen; denn wir halten seine Gebote und tun, was vor ihm gefällig ist.

  23. Und das ist sein Gebot, daß wir glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und lieben uns untereinander, wie er uns das Gebot gegeben hat.

  24. Und wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm und er in ihm. Und daran erkennen wir, daß er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.

Der Geist der Wahrheit und der Geist des Irrtums

Kapitel 4

  1. Ihr Lieben, glaubet nicht einem jeglichen Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt.

  2. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: ein jeglicher Geist, der da bekennt, daß Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott;

  3. und ein jeglicher Geist, der Jesus nicht bekennt, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists, von welchem ihr habt gehört, daß er kommen werde, und ist jetzt schon in der Welt.

  4. Kindlein, ihr seid von Gott und habt jene überwunden; denn der in euch ist, ist größer, als der in der Welt ist.

  5. Sie sind von der Welt; darum reden sie von der Welt, und die Welt hört sie.

  6. Wir sind von Gott, und wer Gott erkennt, der hört uns; wer nicht von Gott ist, der hört uns nicht. Daran erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.

Gottesliebe und Bruderliebe

  1. Ihr Lieben, lasset uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer lieb hat, der ist von Gott geboren und kennt Gott.

  2. Wer nicht lieb hat, der kennt Gott nicht; denn Gott ist Liebe.

  3. Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen.

  4. Darin steht die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebt haben, sondern daß er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden.

  5. Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben.

  6. Niemand hat Gott jemals gesehen. Wenn wir uns untereinander lieben, so bleibt Gott in uns, und seine Liebe ist völlig in uns.

  7. Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geist gegeben hat.

  8. Und wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat zum Heiland der Welt.

  9. Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott.

  10. Und wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat.

    Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

  11. Darin ist die Liebe völlig bei uns, daß wir Zuversicht haben am Tage des Gerichts; denn gleichwie er ist, so sind auch wir in dieser Welt.

  12. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht muß vor der Strafe zittern. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe.

  13. Lasset uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.

  14. So jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?

  15. Und dies Gebot haben wir von ihm, daß, wer Gott liebt, daß der auch seinen Bruder liebe.

Die Kraft des Glaubens

Kapitel 5

  1. Wer da glaubt, daß Jesus sei der Christus, der ist von Gott geboren; und wer da liebt den, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist.

  2. Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.

  3. Denn das ist die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer,

  4. denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.

Gottes Zeugnis von seinem Sohn

  1. Wer ist aber, der die Welt überwindet, wenn nicht, der da glaubt, daß Jesus Gottes Sohn ist?

  2. Dieser ist's, der da gekommen ist mit Wasser und Blut, Jesus Christus; nicht mit Wasser allein, sondern mit Wasser und Blut; und der Geist ist's, der da Zeugnis gibt, denn der Geist ist die Wahrheit.

  3. Denn drei sind, die da Zeugnis geben: der Geist und das Wasser und das Blut;

  4. und die drei stimmen überein.

  5. Wenn wir der Menschen Zeugnis annehmen, so ist Gottes Zeugnis größer; denn das ist Gottes Zeugnis, daß er Zeugnis gegeben hat von seinem Sohn.

  6. Wer da glaubt an den Sohn Gottes, der hat solches Zeugnis in ihm. Wer Gott nicht glaubt, der macht ihn zum Lügner; denn er glaubt nicht dem Zeugnis, das Gott gegeben hat von seinem Sohn.

  7. Und das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben gegeben hat, und solches Leben ist in seinem Sohn.

  8. Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.

Freudigkeit zum Gebet

  1. Solches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes, auf daß ihr wisset, daß ihr das ewige Leben habt.

  2. Und das ist die Zuversicht, die wir haben zu ihm, daß, wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns.

  3. Und wenn wir wissen, daß er uns hört, was wir auch bitten, so wissen wir, daß wir erlangen, was wir von ihm gebeten haben.

  4. Wenn jemand sieht seinen Bruder sündigen eine Sünde nicht zum Tode, der mag bitten; so wird er das Leben geben denen, die da sündigen nicht zum Tode. Es gibt eine Sünde zum Tode; für die sage ich nicht, daß jemand bitte.

  5. Alles Unrecht ist Sünde; aber es gibt Sünde nicht zum Tode.

Bewahrung in Christus

  1. Wir wissen, daß, wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht, sondern wer von Gott geboren ist, den bewahrt er, und der Arge wird ihn nicht antasten.

  2. Wir wissen, daß wir von Gott sind, und die ganze Welt liegt im Argen.

  3. Wir wissen aber, daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn dafür gegeben, daß wir erkennen den Wahrhaftigen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben.

  4. Kindlein, hütet euch vor den Abgöttern.

DER ZWEITE BRIEF DES JOHANNES

  1. Der Älteste

    an die auserwählte Herrin und ihre Kinder, die ich lieb habe in der Wahrheit, und nicht allein ich, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben,

  2. um der Wahrheit willen, die in uns bleibt und bei uns sein wird in Ewigkeit:

  3. Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, sei mit uns in Wahrheit und in Liebe!

Wandel in Wahrheit und Liebe

  1. Ich bin sehr erfreut, daß ich gefunden habe unter deinen Kindern solche, die in der Wahrheit wandeln, wie wir denn ein Gebot vom Vater empfangen haben.

  2. Und nun bitte ich dich, Herrin – nicht als schriebe ich dir ein neues Gebot, sondern das wir gehabt haben von Anfang -, daß wir uns untereinander lieben.

  3. Und das ist die Liebe, daß wir wandeln nach seinen Geboten; das ist das Gebot, wie ihr gehört habt von Anfang, damit ihr in ihr wandeln sollt.

Warnung vor Irrlehrern

  1. Denn viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen, die nicht bekennen, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist. Das ist der Verführer und der Widerchrist.

  2. Sehet euch vor, daß ihr nicht verlieret, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfanget.

  3. Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht; wer in der Lehre Christi bleibt, der hat beide, den Vater und den Sohn.

  4. So jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, den nehmet nicht ins Haus und grüßet ihn auch nicht.

  5. Denn wer ihn grüßt, der macht sich teilhaftig seiner bösen Werke.

  6. Ich hätte euch viel zu schreiben, aber ich wollte es nicht mit Brief und Tinte tun, sondern ich hoffe, zu euch zu kommen und mündlich mit euch zu reden, auf daß unsre Freude vollkommen sei.

  7. Es grüßen dich die Kinder deiner Schwester, der Auserwählten.

DER DRITTE BRIEF DES JOHANNES

  1. Der Älteste

    an Gajus, den Lieben, den ich lieb habe in der Wahrheit.

  2. Mein Lieber, ich wünsche, daß dir's in allen Stücken wohlgehe und du gesund seiest, so wie es deiner Seele wohlgeht.

  3. Denn ich bin sehr erfreut worden, da die Brüder kamen und Zeugnis gaben von deiner Wahrheit, wie du denn wandelst in der Wahrheit.

  4. Ich habe keine größere Freude als die, daß ich höre, wie meine Kinder in der Wahrheit wandeln.

Gastliche Aufnahme reisender Brüder

  1. Mein Lieber, du tust treulich, was du tust an den Brüdern, zumal an den fremden,

  2. die deine Liebe bezeugt haben vor der Gemeinde; und du wirst wohl tun, wenn du sie weitergeleitest, wie es sich ziemt vor Gott.

  3. Denn um seines Namens willen sind sie ausgezogen und nehmen von den Heiden nichts.

  4. So sollen wir nun solche Männer aufnehmen, auf daß wir Gehilfen der Wahrheit werden.

Klage über einen herrschsüchtigen Gemeindevorsteher

  1. Ich habe der Gemeinde geschrieben; aber Diotrephes, der unter ihnen will hochgehalten sein, nimmt uns nicht auf.

  2. Darum, wenn ich komme, will ich erinnern an seine Werke, die er tut; denn er schwätzt mit bösen Worten wider uns und läßt sich an dem nicht genügen, sondern nimmt selbst die Brüder nicht auf und wehrt denen, die es tun wollen, und stößt sie aus der Gemeinde.

  3. Mein Lieber, folge nicht dem Bösen nach, sondern dem Guten. Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen.

  4. Demetrius hat Zeugnis von jedermann und von der Wahrheit selbst; und auch wir geben ihm Zeugnis, und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist.

  5. Ich hätte dir viel zu schreiben; aber ich möchte nicht mit Tinte und Feder an dich schreiben.

  6. Ich hoffe aber, dich bald zu sehen; dann wollen wir mündlich miteinander reden.

  7. Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde, jeden mit Namen.

DER BRIEF AN DIE HEBRÄER

Kapitel 1

  1. Nachdem vorzeiten Gott manchmal und auf mancherlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten,

  2. hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat Gott gesetzt zum Erben über alles; durch ihn hat er auch die Welt gemacht.

  3. Er ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens und trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort und hat vollbracht die Reinigung von unsern Sünden und hat sich gesetzt zu der Rechten der Majestät in der Höhe

  4. und ist so viel höher geworden als die Engel, so viel erhabener der Name ist, den er vor ihnen ererbt hat.

Christus höher als die Engel

  1. Denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt (Psalm 2,7): «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt»? und abermals (2. Samuel 7,14): «Ich werde sein Vater sein, und er wird mein Sohn sein»?

  2. Und wiederum, da er den Erstgebornen in die Welt einführt, spricht er (Psalm 97,7): «Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten.»

  3. Von den Engeln heißt es (Psalm 104,4): «Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen»,

  4. aber von dem Sohn (Psalm 45,7.8): «Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu Ewigkeit», und: «Das Zepter der Gerechtigkeit ist seines Reiches Zepter.

  5. Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt die Ungerechtigkeit; darum hat dich, o Gott, gesalbt dein Gott mit dem Öl der Freude wie keinen andern neben dir.»

  6. Und (Psalm 102,26-28): «Du, Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.

  7. Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle veralten wie ein Kleid;

  8. und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.»

  9. Zu welchem Engel aber hat er jemals gesagt (Psalm 110,1): «Setze dich zu meiner Rechten, bis ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße»?

  10. Sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil ererben sollen?

Kapitel 2

  1. Darum sollen wir desto mehr achthaben auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben.

  2. Denn wenn das Wort fest geworden ist, das durch die Engel geredet ist, und eine jegliche Übertretung und jeder Ungehorsam den rechten Lohn empfangen hat,

  3. wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein solches Heil nicht achten, welches zuerst gepredigt ist durch den Herrn und bei uns bekräftigt durch die, die es gehört haben?

  4. Und Gott hat dazu Zeugnis gegeben mit Zeichen, Wundern und mancherlei mächtigen Taten und mit Austeilung des heiligen Geistes nach seinem Willen.

Erniedrigung und Erhöhung Christi

  1. Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden.

  2. Es bezeugt aber einer an einer Stelle der Schrift und spricht (Psalm 8,5-7): «Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest, und des Menschen Sohn, daß du auf ihn achtest?

  3. Du hast ihn eine kleine Zeit niedriger sein lassen als die Engel; mit Preis und Ehre hast du ihn gekrönt und hast ihn gesetzt über die Werke deiner Hände,

  4. alles hast du unter seine Füße getan.» Wenn er ihm alles unter die Füße getan hat, so hat er nichts ausgenommen, was ihm nicht untertan wäre. Jetzt aber sehen wir noch nicht, daß ihm alles untertan ist.

  5. Den aber, der «eine kleine Zeit niedriger gewesen ist als die Engel», Jesus, sehen wir durch sein Todesleiden «gekrönt mit Preis und Ehre», auf daß er aus Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte.

  6. Denn so ist Gott, um deswillen alle Dinge sind und durch den sie alle sind, daß er den, der da viel Kinder zur Herrlichkeit geführt hat, als den Herzog ihrer Seligkeit, durch Leiden vollendete.

  7. Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der da heiligt und die da geheiligt werden, darum schämt er sich auch nicht, sie Brüder zu heißen,

  8. und spricht (Psalm 22,23): «Ich will verkündigen deinen Namen meinen Brüdern und mitten in der Gemeinde dir lobsingen.»

  9. Und abermals (Jesaja 8,17): «Ich will mein Vertrauen auf ihn setzen»; und abermals (Jesaja 8,18): «Siehe da, ich und die Kinder, welche mir Gott gegeben hat.»

  10. Weil nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist auch er der gleichen Art teilhaftig geworden, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel,

  11. und erlöste die, so durch Furcht vor dem Tode im ganzen Leben Knechte sein mußten.

  12. Denn er nimmt sich ja nicht der Engel an, sondern der Kinder Abrahams nimmt er sich an.

  13. Daher mußte er in allen Dingen seinen Brüdern * gleich werden, auf daß er barmherzig würde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volks.

    *Philipper 2,7.

  14. Denn worin er selber gelitten hat und versucht ist, kann er denen helfen, die versucht werden.

Christus höher als Mose

Kapitel 3

  1. Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr mit berufen seid durch die himmlische Berufung, schauet auf den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen, Jesus,

  2. der da treu ist dem, der ihn gemacht hat, wie auch Mose in Gottes ganzem Hause.

  3. Er aber ist doch größerer Ehre wert als Mose, weil größere Ehre als das Haus der hat, der es erbaute.

  4. Denn ein jedes Haus wird von jemand erbaut; Gott aber ist's, der alles erbaut hat.

  5. Und Mose zwar war treu in Gottes ganzem Hause als Knecht, um zu bezeugen, was dereinst gesagt werden sollte.

  6. Christus aber war treu als Sohn über sein Haus. Dessen Haus sind wir, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten.

Verheißung der Gottesruhe

  1. Darum, wie der heilige Geist spricht (Psalm 95,7-11): «Heute, wenn ihr hören werdet seine Stimme,

  2. so verstocket eure Herzen nicht, wie geschah bei der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste,

  3. da mich eure Väter versuchten und prüften, und hatten doch gesehen meine Werke vierzig Jahre lang.

  4. Darum ward ich entrüstet über dies Geschlecht und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen! Aber sie verstanden meine Wege nicht,

  5. so daß ich schwur in meinem Zorn, sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen.»

  6. Sehet zu, liebe Brüder, daß nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abfalle von dem lebendigen Gott,

  7. sondern ermahnet euch selbst alle Tage, solange es «heute» heißt, daß nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.

  8. Denn wir sind Christi teilhaftig geworden, wenn anders wir die Zuversicht vom Anfang bis ans Ende fest behalten.

  9. Wenn es heißt: «Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht, wie bei der Verbitterung geschah», -

  10. wer hat sie denn gehört und eine Verbitterung angerichtet? Waren's nicht alle, die von Ägypten auszogen mit Mose?

  11. Und über wen ward Gott entrüstet vierzig Jahre lang? War's nicht über die, die da sündigten, deren Leiber in der Wüste verfielen?

  12. Welchen schwur er, daß sie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, wenn nicht den Ungehorsamen?

  13. Und wir sehen, daß sie nicht haben hineinkommen können um ihres Unglaubens willen.

Kapitel 4

  1. So lasset uns nun mit Furcht darauf achten, daß euer keiner dahintenbleibe, solange die Verheißung noch besteht, daß wir einkommen zu seiner Ruhe.

  2. Denn es ist auch uns verkündigt gleichwie jenen; aber das Wort der Predigt half jenen nichts, da die nicht glaubten, die es hörten.

  3. Denn wir, die wir glauben, gehen ein in die Ruhe, wie er spricht (Psalm 95,11): «Ich schwur in meinem Zorn, sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen.» Nun waren ja die Werke von Anbeginn der Welt fertig,

  4. denn so spricht er an einer Stelle der Schrift von dem siebenten Tag (1. Mose 2,2): «Und Gott ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken.»

  5. Gleichwohl heißt es an dieser Stelle abermals: «Sie sollen nicht kommen zu meiner Ruhe.»

  6. Da es nun bestehen bleibt, daß etliche sollen zu Gottes Ruhe kommen, und die, denen es zuerst verkündigt ist, nicht dazu gekommen sind um des Ungehorsams willen,

  7. bestimmt er abermals einen Tag, ein «Heute», und sagt durch David nach solcher langen Zeit, wie eben gesagt ist: «Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht.»

  8. Denn wenn Josua sie hätte zur Ruhe gebracht, würde Gott nicht hernach von einem andern Tage geredet haben.

  9. So ist also noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.

  10. Denn wer zu Gottes Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken gleichwie Gott von den seinen.

  11. So lasset uns nun Fleiß tun, hineinzukommen zu dieser Ruhe, auf daß nicht jemand zu Fall komme in gleichem Ungehorsam.

  12. Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn ein zweischneidig Schwert und dringt durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

  13. Und keine Kreatur ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor Gottes Augen, dem wir Rechenschaft geben müssen.

Christus der wahre Hohepriester

  1. Weil wir denn einen großen Hohenpriester haben, Jesus, den Sohn Gottes, der die Himmel durchschritten hat, so lasset uns halten an dem Bekenntnis.

  2. Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht ist allenthalben gleichwie wir, doch ohne Sünde.

  3. Darum lasset uns hinzutreten mit Freudigkeit zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wenn uns Hilfe not sein wird.

Kapitel 5

  1. Denn ein jeglicher Hoherpriester, der aus den Menschen genommen wird, der wird gesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, auf daß er opfere Gaben und Opfer für die Sünden.

  2. Er kann mitfühlen mit denen, die da unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt.

  3. Darum muß er, wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden.

  4. Und niemand nimmt sich selbst die hohepriesterliche Würde, sondern er wird berufen von Gott gleichwie Aaron.

  5. So hat auch Christus sich nicht selbst die Ehre beigelegt, Hoherpriester zu werden, sondern der hat's getan, der zu ihm gesagt hat (Psalm 2,7): «Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.»

  6. Wie er auch an anderer Stelle spricht (Psalm 110,4): «Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.»

  7. Und er hat in den Tagen seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Tränen geopfert dem, der ihm von dem Tode konnte aushelfen; und ist auch erhört, darum daß er Gott in Ehren hielt.

  8. So hat er, wiewohl er Gottes Sohn war, doch an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.

  9. Und da er vollendet war, ist er geworden allen, die ihm gehorsam sind, der Urheber ihres ewigen Heils,

  10. und ist von Gott genannt ein Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Von der Zuversicht des Glaubens

  1. Davon hätten wir wohl viel zu reden; aber es ist schwer, weil ihr so harthörig geworden seid.

  2. Denn die ihr solltet längst Meister sein, bedürfet wiederum, daß man euch den ersten Anfang der göttlichen Worte lehre und daß man euch Milch gebe und nicht feste Speise.

  3. Denn wem man noch Milch geben muß, der ist unerfahren in dem Wort der Gerechtigkeit, denn er ist wie ein kleines Kind.

  4. Feste Speise aber gehört den Vollkommenen; sie haben durch steten Gebrauch geübte Sinne und können Gutes und Böses unterscheiden.

Kapitel 6

  1. Darum wollen wir jetzt lassen, was im Anfang über Christus zu sagen ist, und uns zum Vollkommenen wenden; wir wollen nicht abermals Grund legen mit der Lehre vom Abtun der toten Werke, vom Glauben an Gott,

  2. vom Taufen, vom Händeauflegen, von der Toten Auferstehung und vom ewigen Gericht.

  3. Das wollen wir ein ander Mal tun, wenn Gott es zuläßt.

  4. Denn es ist unmöglich, die, so einmal erleuchtet sind und geschmeckt haben die himmlische Gabe und teilhaftig geworden sind des heiligen Geistes

  5. und geschmeckt haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt

  6. und dann doch abgefallen sind, wiederum zu erneuern zur Buße, sie, die für sich selbst den Sohn Gottes abermals kreuzigen und zum Spott machen.

  7. Denn die Erde, die den Regen trinkt, der oft über sie kommt, und dann nützliche Frucht trägt denen, die sie bauen, empfängt Segen von Gott.

  8. Wenn sie aber Dornen und Disteln trägt, so ist sie nichts nütze und dem Fluch nahe, daß man sie zuletzt abbrennt.

  9. Obwohl wir aber so reden, ihr Lieben, so haben wir doch für euch Zuversicht auf ein Besseres, das euch retten kann.

  10. Denn Gott ist nicht ungerecht, daß er vergäße eures Werks und der Liebe, die ihr erzeigt habt seinem Namen, da ihr den Heiligen dientet und noch dienet.

  11. Wir begehren aber, daß ein jeglicher von euch denselben Eifer beweise, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende,

  12. damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger derer, die durch Glauben und Geduld ererben die Verheißungen.

  13. Denn als Gott dem Abraham die Verheißung gab, schwur er bei sich selbst, da er bei keinem Größeren zu schwören hatte,

  14. und sprach (1. Mose 22,16.17): «Wahrlich, ich will dich segnen und mehren.»

  15. Und so wartete Abraham in Geduld und erlangte die Verheißung.

  16. Die Menschen schwören ja bei einem Größeren, als sie sind; und der Eid dient ihnen zur Bekräftigung und macht aller Widerrede ein Ende.

  17. Darum hat Gott, da er wollte den Erben der Verheißung überschwenglich beweisen, daß sein Ratschluß nicht wanke, sich noch mit einem Eid verbürgt.

  18. So sollten wir durch zwei Stücke, die nicht wanken – denn es ist unmöglich, daß Gott lügt -, einen starken Trost haben, die wir unsre Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung.

  19. An ihr haben wir einen sichern und festen Anker unsrer Seele, der hineinreicht bis in das Innere hinter dem Vorhang.

  20. Dahin ist als Vorläufer für uns eingegangen Jesus, der ein Hoherpriester geworden ist in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks.

Christus und Melchisedek

Kapitel 7

  1. Dieser Melchisedek aber war ein König von Salem, ein Priester Gottes, des Allerhöchsten; der ging Abraham entgegen, da er von der Könige Schlacht wiederkam, und segnete ihn;

  2. ihm gab Abraham auch den Zehnten aller Güter. Aufs erste wird sein Name verdolmetscht: König der Gerechtigkeit; danach aber heißt er auch: König von Salem, das ist: König des Friedens.

  3. Er ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Stammbaum und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens. So gleicht er dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit.

  4. Schauet aber, wie groß der ist, dem Abraham, der Erzvater, den Zehnten gab von der eroberten Beute!

  5. Zwar die Kinder Levi, die das Priestertum empfangen, haben nach dem Gesetz das Recht, den Zehnten zu nehmen vom Volk, das ist von ihren Brüdern, wiewohl diese gleich ihnen von Abraham abstammen.

  6. Aber der nicht von ihrem Stamme war, der nahm den Zehnten von Abraham und segnete den, der die Verheißungen hatte.

  7. Nun ist's ohn alles Widersprechen so, daß das Geringere von dem Höheren gesegnet wird.

  8. Hier nehmen den Zehnten sterbliche Menschen, dort aber einer, dem bezeugt wird, daß er lebe.

  9. Und sozusagen ist in Abraham auch Levi, der doch selbst den Zehnten nimmt, mit dem Zehnten belegt worden.

  10. Denn er sollte seinem Vater ja erst noch geboren werden, als ihm Melchisedek entgegenging.

  11. Wäre nun die Vollendung durch das levitische Priestertum gekommen – denn unter demselben hat das Volk das Gesetz empfangen -, wozu war es dann noch nötig, einen anderen als Priester nach der Ordnung Melchisedeks einzusetzen und nicht nach der Ordnung Aarons?

  12. Denn wo das Priestertum verändert wird, da muß auch das Gesetz verändert werden.

  13. Denn der, von dem solches gesagt wird, der ist von einem andern Stamm, aus welchem nie einer am Altar gedient hat.

  14. Denn es ist ja offenbar, daß aus Juda unser Herr hervorgegangen ist, zu welchem Stamme Mose nichts geredet hat vom Priestertum.

  15. Und das ist noch viel klarer, wenn nach der Weise Melchisedeks ein anderer als Priester aufkommt,

  16. welcher nicht dazu gemacht ist nach dem Gesetz der leiblichen Herkunft, sondern nach der Kraft des unendlichen Lebens.

  17. Denn es wird bezeugt (Psalm 110,4): «Du bist ein Priester ewiglich nach der Ordnung Melchisedeks.»

  18. Damit wird das vorige Gebot aufgehoben - darum daß es zu schwach und nicht nütze war;

  19. denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch welche wir zu Gott nahen.

  20. Und das geschah nicht ohne Eid. Jene sind ohne Eid Priester geworden,

  21. dieser aber mit dem Eid, durch den, der zu ihm spricht (Psalm 110,4): «Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester in Ewigkeit.»

  22. So ist Jesus eines viel besseren Bundes Bürge geworden.

  23. Und jener sind viele, die Priester wurden, darum daß sie der Tod nicht bleiben ließ;

  24. dieser aber hat darum, daß er ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum.

  25. Daher kann er auch auf ewig selig machen, die durch ihn zu Gott kommen; denn er lebt immerdar und bittet für sie.

  26. Denn einen solchen Hohenpriester sollten wir haben, der da ist heilig, unschuldig, unbefleckt, von den Sündern abgesondert und höher, als der Himmel ist.

  27. Ihm ist nicht täglich not, wie jenen Hohenpriestern, zuerst für die eigenen Sünden Opfer zu tun, danach für des Volkes Sünden; denn das hat er getan ein für allemal, da er sich selbst opferte.

  28. Denn das Gesetz macht zu Hohenpriestern Menschen, die da Schwachheit haben; dies Wort des Eides aber, das erst nach dem Gesetz gesagt ward, setzt den Sohn ein, der ewig und vollkommen ist.

Der Mittler des neuen Bundes

Kapitel 8

  1. Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zu der Rechten des Thrones der Majestät im Himmel

  2. und ist ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftshütte, welche Gott aufgerichtet hat und kein Mensch.

  3. Denn ein jeglicher Hoherpriester wird eingesetzt, zu opfern Gaben und Opfer. Darum muß auch dieser etwas haben, was er opfere.

  4. Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, weil da schon Priester sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern.

  5. Sie dienen aber nur dem Abbilde und Schatten des Himmlischen; wie Gottes Stimme zu Mose sprach, als er die Stiftshütte vollenden sollte (2. Mose 25,40): «Schaue zu», sprach er, «daß du machest alles nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt ist.»

  6. Nun aber hat er ein besseres Amt erlangt, wie er ja auch Mittler eines besseren Bundes ist, der auf besseren Verheißungen steht.

  7. Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen andern gesucht.

  8. Denn Gott tadelt sie und sagt (Jeremia 31,31-34): «Siehe, es kommen die Tage, spricht der Herr, daß ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund machen will;

  9. nicht wie der Bund gewesen ist, den ich gemacht habe mit ihren Vätern an dem Tage, da ich ihre Hand ergriff, sie auszuführen aus Ägyptenland. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund; darum habe ich ihrer auch nicht wollen achten, spricht der Herr.

  10. Denn das ist der Bund, den ich machen will mit dem Hause Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will geben mein Gesetz in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.

  11. Und wird keiner lehren seinen Nächsten noch jemand seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! denn sie werden mich alle kennen von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.

  12. Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.»

  13. Indem er sagt: «Einen neuen Bund», macht er den ersten alt. Was aber alt und überlebt ist, das ist nahe bei seinem Ende.

Das Opfer Christi

Kapitel 9

  1. Es hatte zwar auch der erste Bund seine Satzungen für den Gottesdienst und sein irdisches Heiligtum.

  2. Denn es war da aufgerichtet der vordere Teil der Stiftshütte, worin der Leuchter war und der Tisch und die Schaubrote, und er heißt das Heilige.

  3. Hinter dem zweiten Vorhang aber war die Hütte, die da heißt das Allerheiligste;

  4. die hatte das goldene Räuchergefäß und die Lade des Bundes, allenthalben mit Gold überzogen, in welcher war der goldene Krug mit * dem Himmelsbrot und + der Stab Aarons, der gegrünt hatte, und ** die Tafeln des Bundes;

    *2. Mose 16,33. +4. Mose 17,25. **2. Mose 25,16.21.

  5. obendrüber aber waren die Cherubim der Herrlichkeit, die überschatteten die Stätte der Versöhnung; von welchen Dingen jetzt nicht im einzelnen zu reden ist.

  6. Da nun solches so eingerichtet war, gingen die Priester allezeit in die vordere Hütte und richteten den Gottesdienst aus.

  7. In die andere Hütte aber ging nur einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er opferte für sich selbst und des Volkes unwissentliche Sünden.

  8. Damit tat der heilige Geist kund, daß noch nicht offenbart sei der Weg zum Heiligen, solange die vordere Hütte stünde.

  9. Sie ist ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit: es werden da Gaben und Opfer geopfert, die doch nicht können im Gewissen vollkommen machen den, der da Gottesdienst tut.

  10. Es sind nur Satzungen äußerlicher Heiligkeit über Speise und Trank und mancherlei Waschungen, die auferlegt sind bis auf die Zeit, da die richtige Ordnung kommt.

  11. Christus aber ist gekommen, daß er sei ein Hoherpriester der zukünftigen Güter, und ist durch die größere und vollkommenere Hütte eingegangen, die nicht mit Händen gemacht, das heißt: die nicht von dieser Schöpfung ist;

  12. er ist auch nicht mit der Böcke oder Kälber Blut, sondern durch sein eigen Blut ein für allemal in das Heilige eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.

  13. Denn wenn der Böcke und der Ochsen Blut und die Asche von der Kuh, gesprengt auf die Unreinen, sie heiligt zu der leiblichen Reinigkeit,

  14. wieviel mehr wird das Blut Christi, der sich selbst als ein Opfer ohne Fehl durch den ewigen Geist Gott dargebracht hat, unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott!

  15. Und darum ist er auch ein Mittler des neuen Bundes, auf daß durch seinen Tod, der geschehen ist zur Erlösung von den Übertretungen unter dem ersten Bund, die, so berufen sind, das verheißene ewige Erbe empfangen.

  16. Denn wo ein Testament* ist, da muß noch der Tod eintreten des, der das Testament gemacht hat.

    *Das griechische Wort für «Bund» bedeutet auch «Testament». Darum wird hier eine Regel, die für ein Testament gilt, auf den Bund Gottes angewandt.

  17. Denn ein Testament tritt erst in Kraft mit dem Tode; es hat noch nicht Kraft, wenn der noch lebt, der es gemacht hat.

  18. Daher ward auch der erste Bund nicht ohne Blut gestiftet.

  19. Denn als Mose alle Gebote nach dem Gesetz dem ganzen Volk vorgelegt hatte, nahm er das Blut von Kälbern und Böcken mit Wasser und Scharlachwolle und Ysop und besprengte das Buch und danach alles Volk

  20. und sprach (2. Mose 24,8): «Das ist das Blut des Bundes, den Gott für euch verordnet hat.»

  21. Und die Stiftshütte und alles Gerät des Gottesdienstes besprengte er desgleichen mit Blut.

  22. Denn nach dem Gesetz wird fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung.

  23. Es mußten also die Abbilder der himmlischen Dinge so gereinigt werden; aber sie selbst, die himmlischen Dinge, müssen bessere Opfer haben, als jene waren.

  24. Denn Christus ist nicht eingegangen in das Heilige, das mit Händen gemacht ist, welches ist ein Gegenbild des wahrhaftigen Heiligtums, sondern in den Himmel selbst, um jetzt zu erscheinen vor dem Angesicht Gottes für uns;

  25. auch nicht, damit er sich oftmals opfere, gleichwie der Hohepriester alle Jahre in das Heilige geht mit fremdem Blut;

  26. sonst hätte er oft müssen leiden von Anfang der Welt her. Nun aber, am Ende der Zeiten, ist er einmal erschienen, durch sein eigen Opfer die Sünde aufzuheben.

  27. Und wie den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht:

  28. so ist Christus einmal geopfert, wegzunehmen vieler Sünden; zum andern Mal wird er nicht um der Sünde willen erscheinen, sondern denen, die auf ihn warten, zum Heil.

Kapitel 10

  1. Denn das Gesetz hat nur den Schatten von den zukünftigen Gütern, nicht das Wesen der Güter selbst. Deshalb kann es, die da opfern, nicht für immer vollkommen machen, da man alle Jahre die gleichen Opfer bringen muß.

  2. Sonst hätte das Opfern aufgehört, weil die, die den Gottesdienst ausrichten, so sie einmal gereinigt wären, sich kein Gewissen mehr gemacht hätten über ihre Sünden.

  3. Vielmehr geschieht dadurch nur eine Erinnerung an die Sünden alle Jahre.

  4. Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Ochsen und Böcken Sünden wegzunehmen.

  5. Darum spricht er bei seinem Kommen in die Welt (Psalm 40,7-9): «Opfer und Gaben hast du nicht gewollt; einen Leib aber hast du mir bereitet.

  6. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.

  7. Da sprach ich: Siehe, ich komme – im Buch steht von mir geschrieben -, daß ich tue, Gott, deinen Willen.»

  8. Zuerst hatte er gesagt: «Opfer und Gaben, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gewollt, sie gefallen dir auch nicht», welche doch nach dem Gesetz geopfert werden!

  9. Dann aber sprach er: «Siehe, ich komme, zu tun, Gott, deinen Willen.» Da hebt er das erste auf, damit er das andre einsetze.

  10. In diesem Willen sind wir geheiligt ein für allemal durch das Opfer des Leibes Jesu Christi.

  11. Und ein jeglicher Priester ist eingesetzt, daß er alle Tage seinen Dienst tue und oftmals die gleichen Opfer bringe, welche doch nimmermehr können die Sünden wegnehmen.

  12. Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden geopfert, sitzt nun für immer zur Rechten Gottes

  13. und wartet hinfort, bis daß seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden.

  14. Denn mit einem Opfer hat er für immer vollendet, die geheiligt werden.

  15. Es bezeugt uns das aber auch der heilige Geist. Denn nachdem der Herr gesagt hat (Jeremia 31,33.34):

  16. «Das ist der Bund, den ich ihnen machen will nach diesen Tagen», spricht er: «Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich es schreiben,

  17. und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.»

  18. Wo aber Vergebung der Sünden ist, da geschieht für sie kein Opfer mehr.

Vom Bekenntnis der Hoffnung

  1. Weil wir denn nun, liebe Brüder, durch das Blut Jesu die Freiheit haben zum Eingang in das Heilige,

  2. welchen er uns bereitet hat als neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch,

  3. und haben einen Hohenpriester über das Haus Gottes:

  4. so lasset uns hinzugehen mit wahrhaftigem Herzen in völligem Glauben, besprengt in unsern Herzen und los von dem bösen Gewissen und gewaschen am Leibe mit reinem Wasser.

  5. Lasset uns halten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat;

  6. und lasset uns aufeinander achthaben, uns anzureizen zur Liebe und guten Werken,

  7. und nicht verlassen unsere Versammlung, wie etliche pflegen, sondern einander ermahnen; und das um so mehr, je mehr ihr sehet, daß sich der Tag naht.

  8. Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir hinfort kein andres Opfer mehr für die Sünden,

  9. sondern es bleibt nichts als ein schreckliches Warten auf das Gericht und das gierige Feuer, das die Widersacher verzehren wird.

  10. Wenn jemand das Gesetz des Mose bricht, der muß sterben ohne Barmherzigkeit auf zwei oder drei Zeugen hin.

  11. Wieviel ärgere Strafe, meinet ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Bundes unrein achtet, durch welches er doch geheiligt wurde, und den Geist der Gnade schmäht?

  12. Denn wir kennen den, der gesagt hat (5. Mose 32,35.36): «Die Rache ist mein, ich will vergelten», und abermals: «Der Herr wird sein Volk richten.»

  13. Schrecklich ist's, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.

  14. Gedenket aber an die vorigen Tage, in welchen ihr, nachdem ihr erleuchtet waret, erduldet habt einen großen Kampf des Leidens

  15. und zum Teil selbst durch Schmach und Trübsal ein Schauspiel wurdet, zum Teil Gemeinschaft hattet mit denen, welchen es so ging.

  16. Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisset, daß ihr eine bessere und bleibende Habe besitzet.

  17. Darum werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.

  18. Geduld aber ist euch not, auf daß ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfanget.

  19. Denn «noch über eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird's nicht hinziehen.

  20. Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben. Wer aber weichen wird, an dem wird meine Seele kein Gefallen haben» (Habakuk 2,3.4).

  21. Wir aber sind nicht von denen, die da weichen und verdammt werden, sondern von denen, die da glauben und die Seele erretten.

Der Glaubensweg im Alten Bund

Kapitel 11

  1. Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht.

  2. In solchem Glauben haben die Alten Zeugnis empfangen.

  3. Durch den Glauben erkennen wir, daß die Welt durch Gottes Wort gemacht ist, so daß alles, was man sieht, aus nichts geworden ist.

  4. Durch den Glauben hat Abel Gott ein besseres Opfer gebracht als Kain; deshalb wurde ihm bezeugt, daß er gerecht sei, da Gott selbst für seine Gaben Zeugnis gab; und durch den Glauben redet er noch, wiewohl er gestorben ist.

  5. Durch den Glauben ward Henoch weggenommen, daß er den Tod nicht sähe, und ward nicht mehr gefunden, darum daß ihn Gott wegnahm; denn vor seiner Wegnahme hat er das Zeugnis gehabt, daß er Gott gefallen habe.

  6. Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.

  7. Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche zubereitet zur Rettung seines Hauses, da er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; und durch seinen Glauben sprach er der Welt ihr Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.

  8. Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, als er berufen ward, auszugehen in ein Land, das er erben sollte, und er ging aus und wußte nicht, wo er hinkäme.

    1. Mose 12,1.4.

  9. Durch den Glauben ist er ein Gast gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung;

  10. denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.

  11. Durch den Glauben empfing auch Sara Kraft, daß sie schwanger ward über die Zeit ihres Alters hinaus; denn sie achtete den treu, der es verheißen hatte.

  12. Darum sind auch von dem einen, wiewohl er erstorbenen Leibes war, viele geboren wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Rande des Meeres, der unzählig ist.

  13. Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.

  14. Denn die solches sagen, die geben zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen.

  15. Und zwar, wenn sie das gemeint hätten, von welchem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren.

  16. Nun aber begehren sie eines besseren Vaterlandes, nämlich eines himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.

  17. Durch den Glauben opferte Abraham den Isaak, als er versucht ward, und gab dahin den einzigen Sohn, obwohl er schon die Verheißungen empfangen hatte

  18. und ihm gesagt war (1. Mose 21,12): «Was von Isaak stammt, soll dein Geschlecht heißen.»

  19. Er dachte, Gott kann auch wohl von den Toten erwecken; daher er ihn auch als Zeichen des Zukünftigen wiederbekam.

  20. Durch den Glauben segnete Isaak den Jakob und Esau auf das hin, was erst kommen sollte.

  21. Durch den Glauben segnete Jakob, als er starb, beide Söhne Josephs und neigte sich gegen seines Stabes Spitze.

  22. Durch den Glauben redete Joseph vom Auszug der Kinder Israel, als er starb, und tat Befehl über seine Gebeine.

    1. Mose 50,24.

  23. Durch den Glauben ward Mose, als er geboren war, drei Monate verborgen von seinen Eltern, weil sie sahen, daß er ein schönes Kind war, und fürchteten sich nicht vor des Königs Gebot.

  24. Durch den Glauben wollte Mose, als er groß ward, nicht mehr ein Sohn heißen der Tochter des Pharao,

  25. sondern wollte viel lieber mit dem Volk Gottes Ungemach leiden, als den vergänglichen Genuß der Sünde haben,

  26. und achtete die Schmach Christi für größern Reichtum als die Schätze Ägyptens; denn er sah hin auf die Belohnung.

  27. Durch den Glauben verließ er Ägypten und fürchtete nicht des Königs Grimm; denn er hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.

  28. Durch den Glauben hielt er das Passa und das Blutbesprengen, auf daß der Würger ihre Erstgeburten nicht träfe.

    2. Mose 12,12.13.

  29. Durch den Glauben gingen sie durchs Rote Meer wie durch trockenes Land; das versuchten die Ägypter auch und ertranken.

  30. Durch den Glauben fielen die Mauern Jerichos, als Israel sieben Tage um sie herumgezogen war.

    Josua 6,20.

  31. Durch den Glauben ward die Hure Rahab nicht umgebracht mit den Ungehorsamen, als sie die Kundschafter freundlich aufnahm.

    Josua 2,11.12; 6,17.23. Jakobus 2,25.

  32. Und was soll ich mehr sagen? Die Zeit würde mir zu kurz, wenn ich sollte erzählen von Gideon und Barak und Simson und Jephthah und David und Samuel und den Propheten,

  33. welche haben durch den Glauben Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, Verheißungen erlangt, der Löwen Rachen verstopft,

  34. des Feuers Kraft ausgelöscht, sind des Schwertes Schärfe entronnen, sind kräftig geworden aus der Schwachheit, sind stark geworden im Streit, haben der Fremden Heere zum Weichen gebracht.

  35. Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung wiederbekommen. Andere aber sind gemartert worden und haben die Freilassung nicht angenommen, auf daß sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten.

  36. Etliche haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Ketten und Gefängnis;

  37. sie wurden gesteinigt, gefoltert, zersägt, durchs Schwert getötet; sie sind umhergezogen in Schafpelzen und Ziegenfellen, mit Mangel, mit Trübsal, mit Ungemach.

  38. Deren die Welt nicht wert war, die sind im Elend umhergeirrt in den Wüsten, auf den Bergen und in den Klüften und Löchern der Erde.

  39. Diese alle haben durch den Glauben das Zeugnis Gottes empfangen und doch nicht erlangt, was verheißen war,

  40. weil Gott etwas Besseres für uns zuvor ersehen hat, damit sie nicht ohne uns vollendet würden.

Der Glaubensweg der Christen

Kapitel 12

  1. Darum auch wir, weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasset uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und lasset uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist,

  2. und aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, da er wohl hätte können Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten des Thrones Gottes.

  3. Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, auf daß ihr nicht matt werdet und nicht in eurem Mut ablasset.

  4. Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden im Kampf wider die Sünde

  5. und habt bereits vergessen des Trostes, der zu euch redet als zu seinen Kindern (Sprüche 3,11.12): «Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst.

  6. Denn welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er straft einen jeglichen Sohn, den er aufnimmt.»

  7. Gott erzieht euch, wenn ihr dulden müßt! Als seinen Kindern begegnet euch Gott; denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?

  8. Seid ihr aber ohne Züchtigung, welche sie alle erfahren haben, so seid ihr Ausgestoßene und nicht Kinder.

  9. Und so wir unsre leiblichen Väter haben zu Züchtigern gehabt und sie gescheut, sollten wir dann nicht viel mehr untertan sein dem Vater der Geister, auf daß wir leben?

  10. Denn jene haben uns gezüchtigt wenige Tage, wie es ihnen gut dünkte, dieser aber zu unserm Besten, auf daß wir an seiner Heiligkeit Teil erlangen.

  11. Alle Züchtigung aber, wenn sie da ist, dünkt uns nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; aber danach wird sie geben eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.

  12. Darum richtet wieder auf die lässigen Hände und die müden Knie

  13. und tut gewisse Tritte mit euren Füßen, daß nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde.

  14. Jaget dem Frieden nach gegen jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird,

  15. und sehet darauf, daß nicht jemand Gottes Gnade versäume; daß nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und die Gemeinde dadurch befleckt werde;

  16. daß nicht jemand sei ein Abtrünniger oder Gottloser wie Esau, der um der einen Speise willen seine Erstgeburt verkaufte.

  17. Ihr wisset ja, daß * er hernach, da er den Segen ererben wollte, verworfen ward; denn er fand keinen Raum zur Buße, wiewohl er sie mit Tränen suchte.

    *1. Mose 27,30-40.

  18. Denn ihr seid nicht gekommen zu dem Berge, den man anrühren konnte und der mit Feuer brannte, noch zu dem Dunkel und Finsternis und Ungewitter,

  19. noch zu dem Hall der Posaune und zum Schall der Worte, bei dem die Hörer baten, daß ihnen kein Wort mehr gesagt würde;

  20. denn sie vermochten's nicht zu ertragen, was da gesagt ward (2. Mose 19,13): «Und wenn auch nur ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.»

  21. Und so schrecklich war die Erscheinung, daß Mose sprach (5. Mose 9,19): «Ich bin erschrocken und zittere.»

  22. Sondern ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und den vielen tausend Engeln

  23. und zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgebornen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten

  24. und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus, und zu dem Blut der Besprengung, das da besser redet als Abels Blut.

  25. Sehet zu, daß ihr den nicht abweiset, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen sind, die Gott abwiesen, als er auf Erden redete, wieviel weniger wir, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet.

  26. Seine Stimme hat zu jener Zeit nur die Erde bewegt, nun aber verheißt er und spricht (Haggai 2,6): «Noch einmal will ich bewegen nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel.»

  27. Solches «Noch einmal» zeigt an, daß das Bewegliche soll verwandelt werden, weil es geschaffen ist, damit allein das Unbewegliche bleibe.

  28. Darum, weil wir empfangen ein unbeweglich Reich, lasset uns dankbar sein und also Gott dienen, ihm zu gefallen, in Zucht und Furcht;

  29. denn unser Gott ist ein verzehrend Feuer.

Letzte Ermahnungen

Kapitel 13

  1. Bleibet fest in der brüderlichen Liebe.

  2. Gastfrei zu sein, vergesset nicht; denn dadurch haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.

  3. Gedenket der Gebundenen als die Mitgebundenen und derer, die Trübsal leiden, als solche, die auch noch im Leibe leben.

  4. Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten.

  5. Der Wandel sei ohne Geldgier; lasset euch genügen an dem, was da ist. Denn der Herr hat gesagt (Josua 1,5): «Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.»

  6. So dürfen auch wir getrost sagen: «Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was sollte mir ein Mensch tun?» (Psalm 118,6)

  7. Gedenket an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schauet an und folget ihrem Glauben nach.

  8. Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.

  9. Lasset euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, daß das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade, nicht durch Speisegebote, davon keinen Nutzen haben, die damit umgehen.

  10. Wir haben einen Altar, davon kein Recht haben zu essen, die der Stiftshütte dienen.

  11. Denn die Leichname der Tiere, deren Blut getragen wird durch den Hohenpriester in das Heilige für die Sünde, werden außerhalb des Lagers verbrannt.

  12. Darum hat auch Jesus, damit er heiligte das Volk durch sein eigen Blut, gelitten draußen vor dem Tor.

  13. So lasset uns nun zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen.

  14. Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.

  15. So lasset uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer bringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.

  16. Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht; denn * solche Opfer gefallen Gott wohl.

    *Philipper 4,18.

  17. Gehorchet euren Lehrern und folget ihnen; denn sie wachen über eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; damit sie das mit Freuden tun und nicht mit Seufzen, denn das ist euch nicht gut.

  18. Betet für uns.

    Unser Trost ist der, daß wir ein gutes Gewissen haben und uns befleißigen, guten Wandel zu führen in allen Stücken.

  19. Ich ermahne aber desto mehr, solches zu tun, auf daß ich um so schneller euch wiedergegeben werde.

Segenswunsch und Grüße

  1. Der Gott aber des Friedens, der von den Toten ausgeführt hat den großen Hirten der Schafe durch das Blut des ewigen Bundes, unsern Herrn Jesus,

  2. der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was vor ihm gefällig ist, durch Jesus Christus; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

  3. Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, haltet das Wort der Ermahnung mir zugut; denn ich habe euch nur kurz geschrieben.

  4. Wisset, daß unser Bruder Timotheus wieder frei ist; mit ihm, wenn er bald kommt, will ich euch sehen.

  5. Grüßet alle eure Lehrer und alle Heiligen. Es grüßen euch die Brüder aus Italien.

  6. Die Gnade sei mit euch allen!

Geschrieben aus Italien durch Timotheus.

DER BRIEF DES JAKOBUS

Kapitel 1

  1. Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus,

    den zwölf Stämmen in der Zerstreuung Freude zuvor!

Der Christ in der Anfechtung

  1. Meine lieben Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallet,

  2. und wisset, daß euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.

  3. Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, auf daß ihr seid vollkommen und ohne Tadel und kein Mangel an euch sei.

  4. Wenn aber jemandem unter euch Weisheit mangelt, der * bitte Gott, der da gern gibt jedermann und allen mit Güte begegnet, so wird ihm gegeben werden.

    *Sprüche 2,3-6.

  5. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer da zweifelt, der ist gleich wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird.

  6. Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde.

  7. Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen Wegen.

  8. Ein Bruder aber, der niedrig ist, rühme sich seiner Höhe;

  9. und der da reich ist, rühme sich seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen.

  10. Die Sonne geht auf mit der Hitze, und das Gras verwelkt, und seine Blume fällt ab, und seine schöne Gestalt verdirbt: so wird der Reiche in seinen Wegen verwelken.

  11. Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.

Der Ursprung der Versuchung

  1. Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

  2. Sondern ein jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizt und gelockt wird.

  3. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert sie den Tod.

  4. Irret nicht, liebe Brüder.

  5. Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis.

  6. Er hat uns geschaffen nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, auf daß wir wären Erstlinge seiner Kreaturen.

Hörer und Täter

  1. Wisset, liebe Brüder, ein jeglicher Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.

  2. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist.

  3. Darum so leget ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmet das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist, welches kann eure Seelen selig machen.

  4. Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget.

  5. Denn so jemand ist ein Hörer des Worts und nicht ein Täter, der ist gleich einem Mann, der sein leiblich Angesicht im Spiegel beschaut.

  6. Denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergißt von Stund an, wie er gestaltet war.

  7. Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und darin beharrt und ist nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.

  8. Wenn sich jemand läßt dünken, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, dessen Gottesdienst gilt nichts.

  9. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.

Kein Ansehen der Person

Kapitel 2

  1. Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von aller Ansehung der Person.

  2. Denn so in eure Versammlung käme ein Mann mit einem goldenen Ringe und mit einem herrlichen Kleide, es käme aber auch ein Armer in einem unsaubern Kleide,

  3. und ihr sähet auf den, der das herrliche Kleid trägt, und sprächet zu ihm: Setze du dich her aufs beste! und sprächet zu dem Armen: Stehe du dort! oder: Setze dich unten her zu meinen Füßen! -

  4. ist's recht, daß ihr solchen Unterschied bei euch selbst macht und richtet nach argen Gedanken?

  5. Höret zu, meine lieben Brüder! Hat nicht Gott erwählt die Armen auf dieser Welt, daß sie am Glauben reich seien und Erben des Reichs, welches er verheißen hat denen, die ihn lieb haben?

  6. Ihr aber habt dem Armen Unehre getan. Sind es nicht die Reichen, die Gewalt an euch üben und ziehen euch vor Gericht?

  7. Verlästern sie nicht den guten Namen, der über euch genannt ist?

  8. Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift (3. Mose 19,18): «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst», so tut ihr wohl;

  9. wenn ihr aber die Person ansehet, tut ihr Sünde und werdet überführt vom Gesetz als Übertreter.

  10. Denn so jemand das ganze Gesetz hält und sündiget an einem, der ist's ganz schuldig.

  11. Denn der da gesagt hat (2. Mose 20,13.14): «Du sollst nicht ehebrechen», der hat auch gesagt: «Du sollst nicht töten.» Wenn du nun nicht die Ehe brichst, tötest aber, bist du ein Übertreter des Gesetzes.

  12. Redet so und handelt so wie Leute, die dereinst durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden.

  13. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber rühmt sich wider das Gericht.

Glaube und Werke

  1. Was hilft's, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann auch der Glaube ihn selig machen?

  2. Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester bloß wäre und Mangel hätte an der täglichen Nahrung

  3. und jemand unter euch spräche zu ihnen: Gehet hin in Frieden! Wärmet euch und sättiget euch! ihr gäbet ihnen aber nicht, was dem Leibe not ist: was hülfe ihnen das?

  4. So auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot in sich selber.

  5. Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.

  6. Du glaubst, daß nur einer Gott ist? Du tust wohl daran; die Teufel glauben's auch und zittern.

  7. Willst du aber erkennen, du törichter Mensch, daß der Glaube ohne Werke tot ist?

  8. Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?

    1. Mose 22,9.10.12.

  9. Da siehest du, daß der Glaube zusammengewirkt hat mit seinen Werken und durch die Werke der Glaube vollkommen geworden ist,

  10. und so ist die Schrift erfüllt, die da spricht (1. Mose 15,6): «Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet», und ward «ein Freund Gottes» geheißen (Jesaja 41,8).

  11. So sehet ihr nun, daß der Mensch durch Werke gerecht wird, nicht durch Glauben allein.

  12. Ist nicht desgleichen die Hure Rahab durch Werke gerecht geworden, da sie die Boten aufnahm und ließ sie auf einem andern Weg hinaus?

  13. Denn gleichwie der Leib ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.

Die Zucht der Zunge

Kapitel 3

  1. Liebe Brüder, werfe sich nicht ein jeder zum Lehrer auf, sondern bedenkt, daß wir Lehrer ein strengeres Urteil empfangen werden.

  2. Denn wir fehlen alle mannigfaltig. Wer aber auch im Wort nicht fehlet, der ist ein vollkommener Mann und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.

  3. Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, daß sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib.

  4. Siehe, auch die Schiffe, ob sie wohl so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wo der hin will, der es regiert.

  5. So ist auch die Zunge ein kleines Glied und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch einen Wald zündet's an!

  6. Und die Zunge ist auch ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. So ist die Zunge unter unsern Gliedern: sie befleckt den ganzen Leib, sie setzt des Lebens Kreis in Flammen und ist selbst von der Hölle entzündet.

  7. Denn die Natur aller Tiere und Vögel und Schlangen und Meerwunder wird gezähmt und ist gezähmt von der menschlichen Natur,

  8. aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes.

  9. Durch sie loben wir den Herrn und Vater, und durch sie fluchen wir den Menschen, die nach dem Bilde Gottes gemacht sind.

  10. Aus einem Munde geht Loben und Fluchen. Es soll, liebe Brüder, nicht so sein.

  11. Läßt denn die Quelle aus einem Loch Süßes und Bitteres fließen?

  12. Kann auch, liebe Brüder, ein Feigenbaum Ölbeeren oder ein Weinstock Feigen tragen? So kann auch eine salzige Quelle nicht süßes Wasser geben.

Die wahre Weisheit

  1. Wer ist weise und klug unter euch? Der erzeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit.

  2. Habt ihr aber bittern Neid und Zank in eurem Herzen, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit.

  3. Das ist nicht die Weisheit, die von oben herab kommt, sondern sie ist irdisch, menschlich und teuflisch.

  4. Denn wo Neid und Zank ist, da ist Unordnung und allerlei böses Ding.

  5. Die Weisheit aber von oben her ist aufs erste lauter, danach friedsam, gelinde, läßt sich etwas sagen, voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch, ohne Heuchelei.

  6. Die Frucht aber der Gerechtigkeit wird gesät im Frieden denen, die Frieden halten.

Warnung vor Unfriede und Weltsinn

Kapitel 4

  1. Woher kommt Streit und Krieg unter euch? Kommt's nicht daher: aus euren Lüsten, die da streiten in euren Gliedern?

  2. Ihr seid begierig und erlanget's damit nicht; ihr mordet und neidet und gewinnet damit nichts; ihr streitet und kämpfet. Ihr habt nicht, darum daß ihr nicht bittet;

  3. ihr bittet und empfanget nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich darum, daß ihr's in euren Lüsten verzehren wollt.

  4. Ihr Abtrünnigen, wisset ihr nicht, daß der Welt Freundschaft Gottes Feindschaft ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein.

  5. Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Der Geist, den Gott hat in uns wohnen lassen, begehrt und eifert?

  6. Er gibt aber desto reichlicher Gnade. Darum heißt es (Sprüche 3,34): «Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.»

  7. So seid nun Gott untertänig. Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch.

  8. Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch. Reiniget die Hände, ihr Sünder, und heiliget eure Herzen, ihr Wankelmütigen.

  9. Werdet eures Elends inne und traget Leid und weinet; euer Lachen verkehre sich in Weinen und eure Freude in Traurigkeit.

  10. Demütiget euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen.

  11. Verlästert einander nicht, liebe Brüder. Wer seinen Bruder verlästert oder richtet seinen Bruder, der verlästert das Gesetz und richtet das Gesetz. Richtest du aber das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern sein Richter.

  12. Einer ist Gesetzgeber und Richter, der retten und verdammen kann. Wer aber bist du, der du den andern richtest?

Der Christ vor der Zukunft

  1. Wohlan nun, die ihr saget: Heute oder morgen wollen wir gehen in die oder die Stadt und wollen ein Jahr dort zubringen und Handel treiben und Gewinn machen, -

  2. die ihr nicht wisset, was morgen sein wird. Denn was ist euer Leben? Ein Dampf seid ihr, der eine kleine Zeit währt, danach aber verschwindet er.

  3. Dafür solltet ihr sagen: So der Herr will und wir leben, wollen wir dies oder das tun.

  4. Nun aber rühmet ihr euch in eurem Übermut. All solches Rühmen ist böse.

  5. Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut's nicht, dem ist es Sünde.

Das Gericht über die Reichen

Kapitel 5

  1. Wohlan nun, ihr Reichen, weinet und heulet über das Elend, das über euch kommen wird!

  2. Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind von Motten zerfressen.

  3. Euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird wider euch Zeugnis geben und wird euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt euch Schätze gesammelt am Ende der Tage!

  4. Siehe, der Arbeiter Lohn, die euer Land abgeerntet haben, der von euch vorenthalten ist, der schreit, und das Rufen der Schnitter ist gekommen vor die Ohren des Herrn Zebaoth.

  5. Ihr habt wohlgelebt auf Erden und eure Lust gehabt und eure Herzen geweidet am Schlachttag!

  6. Ihr habt verurteilt den Gerechten und getötet, und er hat euch nicht widerstanden.

Ruf zur Geduld

  1. So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis auf den Tag, da der Herr kommt. Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen.

  2. Seid auch ihr geduldig und stärket eure Herzen; denn der Herr kommt bald.

  3. Seufzet nicht widereinander, liebe Brüder, auf daß ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter ist vor der Tür.

  4. Nehmet, liebe Brüder, zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn.

  5. Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, wie's der Herr hinausgeführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.

  6. Vor allen Dingen aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit einem andern Eid. Es sei aber euer Ja ein Ja und das Nein ein Nein, auf daß ihr nicht unter das Gericht fallet.

Die Gemeinde und ihre Kranken

  1. Leidet jemand unter euch, der bete; ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.

  2. Ist jemand unter euch krank, der rufe zu sich die Ältesten der Gemeinde, daß sie über ihm beten und ihn salben mit Öl in dem Namen des Herrn.

  3. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er hat Sünden getan, wird ihm vergeben werden.

  4. Bekennet einer dem andern seine Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.

  5. Elia war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, daß es nicht regnen sollte, und * es regnete nicht auf Erden drei Jahre und sechs Monate.

    *1. Könige 17,1. Lukas 4,25.

  6. Und er betete abermals, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.

    1. Könige 18,42.

Liebe zu den irrenden Brüdern

  1. Liebe Brüder, wenn jemand unter euch irren würde von der Wahrheit * und jemand bekehrte ihn,

    *Galater 6,1.

  2. so wisset, daß, wer * den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der wird dessen Seele vom Tode erretten und + bedecken eine Menge von Sünden.

    *Psalm 51,15. +Sprüche 10,12. 1. Petrus 4,8.

DER BRIEF DES JUDAS

  1. Judas, ein Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus,

    den Berufenen, die da geliebt sind in Gott, dem Vater, und bewahrt für Jesus Christus:

  2. Gott gebe euch viel Barmherzigkeit und Frieden und Liebe!

Gottes Gericht über die Irrlehrer

  1. Ihr Lieben, da es mir sehr am Herzen lag, euch zu schreiben von unser aller Heil, hielt ich's für nötig, euch in meinem Briefe zu ermahnen, daß ihr für den Glauben kämpfet, der ein für allemal den Heiligen übergeben ist.

  2. Denn es sind etliche Menschen neben eingeschlichen, für die schon längst geschrieben ist solches Urteil; Gottlose sind sie, mißbrauchen die Gnade unseres Gottes für ihre Lüste und verleugnen unsern alleinigen Herrscher und Herrn Jesus Christus.

  3. Ich will euch aber erinnern, die ihr dies alles ja schon wisset, daß der Herr, nachdem er dem Volk einmal aus Ägypten geholfen hatte, das andere Mal umbrachte, die da nicht glaubten.

    4. Mose 14,35. 1. Korinther 10,5.

  4. Auch * die Engel, die ihren himmlischen Stand nicht bewahrten, sondern ihre Behausung verließen, hat er behalten zum Gericht des großen Tages mit ewigen Banden in der Finsternis;

    *Johannes 8,44.

  5. wie auch Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die gleicherweise wie sie Unzucht getrieben haben und fremdem Fleisch nachgegangen sind, zum Beispiel gesetzt sind und leiden des ewigen Feuers Pein.

  6. Ihresgleichen sind auch diese Träumer, die ihr Fleisch beflecken, die Herrschaft verachten und die Majestäten lästern.

  7. * Michael aber, der Erzengel, als er mit dem Teufel stritt und mit ihm rechtete über den Leichnam des Mose, hat nicht gewagt, gegen ihn ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: + Der Herr strafe dich!

    *Daniel 12,1. +Sacharja 3,2.

  8. Diese aber lästern alles, wovon sie nichts wissen; was sie aber von Natur kennen wie die unvernünftigen Tiere, daran verderben sie.

  9. Weh ihnen! Denn sie gehen den Weg Kains und fallen in den Irrtum des Bileam um Gewinnes willen und kommen um in dem Aufruhr Korahs.

  10. Diese Schandtäter prassen bei euren Liebesmahlen ohne Scheu, weiden sich selbst; sie sind Wolken ohne Wasser, von dem Winde umgetrieben, kahle, unfruchtbare Bäume, zweimal erstorben und ausgewurzelt,

  11. wilde Wellen des Meeres, die ihre eigene Schande ausschäumen, unstete Sterne, welchen behalten ist das Dunkel der Finsternis in Ewigkeit.

  12. Es hat aber auch von ihnen geweissagt Henoch, der siebente von Adam an, und gesprochen: Siehe, der Herr kommt mit viel tausend Heiligen,

  13. Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Gottlosen für alle Werke ihres gottlosen Wandels, womit sie gottlos gewesen sind, und für all das Freche, das die gottlosen Sünder wider ihn geredet haben.

  14. Diese murren und hadern mit ihrem Geschick, aber wandeln dabei nach ihren Lüsten; und ihr Mund redet stolze Worte, aber um des Nutzens willen achten sie das Ansehen der Person.

  15. Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die zuvor gesagt sind von den Aposteln unsers Herrn Jesus Christus,

  16. da sie euch sagten, daß zu der letzten Zeit werden Spötter sein, die nach ihren eigenen gottlosen Lüsten wandeln.

  17. Diese sind es, die da Spaltungen machen, irdisch Gesinnte, die den Geist nicht haben.

Mahnung und Lobpreis

  1. Ihr aber, meine Lieben, erbauet euch auf euren allerheiligsten Glauben, betet im heiligen Geist

  2. und erhaltet euch in der Liebe Gottes und wartet auf die Barmherzigkeit unsers Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.

  3. Und erbarmet euch derer, die da zweifeln,

  4. reißet sie aus dem Feuer und rettet sie. Der andern erbarmt euch mit Furcht und hasset auch den Rock, der vom Fleische befleckt ist.

  5. Dem aber, der euch kann behüten vor dem Straucheln und stellen vor das Angesicht seiner Herrlichkeit unsträflich mit Freuden,

  6. dem einen Gott, unserm Heiland durch Jesus Christus, unsern Herrn, sei Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.

    Römer 16,27. 1. Timotheus 1,17.

DIE OFFENBARUNG DES JOHANNES

Kapitel 1

  1. Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll; und er hat sie durch seinen Engel gesandt und gedeutet seinem Knecht Johannes,

  2. der kundgetan hat das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er gesehen hat.

  3. Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.

Gruß an die sieben Gemeinden

  1. Johannes den sieben Gemeinden in der Landschaft Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die da sind vor seinem Thron,

  2. und von Jesus Christus, welcher ist der treue Zeuge und Erstgeborne von den Toten und Herr über die Könige auf Erden! Dem, der uns liebt und erlöst hat von unsern Sünden mit seinem Blut

  3. und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott, seinem Vater, ihm sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

  4. Siehe, * er kommt mit den Wolken, und es werden ihn + sehen alle Augen und alle, die ihn durchbohrt haben, und es werden wehklagen um seinetwillen alle Geschlechter der Erde. Ja, Amen.

    *Daniel 7,13. +Sacharja 12,10. Johannes 19,37.

  5. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der Herr, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.

Der Auftrag an Johannes

  1. Ich, Johannes, euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal und am Reich und im Ausharren bei Jesus, ich war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses von Jesus.

  2. Der Geist kam über mich an des Herrn Tag, und ich hörte hinter mir eine große Stimme wie von einer Posaune,

  3. die sprach: Was du siehest, das schreibe in ein Buch und sende es zu den sieben Gemeinden: nach Ephesus und nach Smyrna und nach Pergamon und nach Thyatira und nach Sardes und nach Philadelphia und nach Laodicea.

  4. Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich wandte, sah ich sieben goldene Leuchter

  5. und mitten unter den Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.

  6. Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme,

  7. und seine Füße gleichwie goldenes Erz, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen;

  8. und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht.

  9. Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

  10. und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.

  11. Schreibe, was du gesehen hast, und was ist, und was geschehen soll danach.

  12. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.

Die sieben Sendschreiben

Kapitel 2

  1. Dem Engel der Gemeinde zu Ephesus schreibe: Das sagt, der da hält die sieben Sterne in seiner Rechten, der da wandelt mitten unter den sieben goldenen Leuchtern:

  2. Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und hast geprüft die, welche sagen, sie seien Apostel, und sind's nicht, und hast sie als Lügner erfunden,

  3. und hast Geduld, und hast um meines Namens willen Last getragen, und bist nicht müde geworden.

  4. Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest.

  5. Gedenke, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wo aber nicht, werde ich über dich kommen und deinen Leuchter wegstoßen von seiner Stätte, wenn du nicht Buße tust.

  6. Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche ich auch hasse.

  7. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.

  8. Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden:

  9. Ich weiß deine Trübsal und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind des Satans Synagoge.

  10. Fürchte dich vor keinem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird etliche von euch ins Gefängnis werfen, auf daß ihr versucht werdet, und werdet Trübsal haben zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

  11. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode.

  12. Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamon schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert:

  13. Ich weiß, wo du wohnst: da des Satans Thron ist; und hältst an meinem Namen und hast den Glauben an mich nicht verleugnet auch in den Tagen, in denen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet wurde, wo der Satan wohnt.

  14. Aber ich habe ein Kleines wider dich, daß du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher den Balak lehrte, zu verführen die Kinder Israel, daß sie Götzenopfer aßen und Unzucht trieben.

  15. So hast auch du solche, die in gleicher Weise an der Lehre der Nikolaiten halten.

  16. Tue Buße; wo aber nicht, so werde ich bald über dich kommen und mit ihnen streiten durch das Schwert meines Mundes.

  17. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben einen weißen Stein; auf dem Stein aber steht ein neuer Name geschrieben, welchen niemand kennt, als der ihn empfängt.

  18. Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und seine Füße sind gleichwie goldnes Erz:

  19. Ich weiß deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und deine Geduld, und daß deine letzten Werke mehr sind als die ersten.

  20. Aber ich habe wider dich, daß du das Weib Isebel duldest, die da spricht, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Unzucht zu treiben und Götzenopfer zu essen.

  21. Und ich habe ihr Zeit gegeben, daß sie sollte Buße tun, und sie will nicht von ihrer Unzucht lassen.

  22. Siehe, ich werfe sie auf ihr Bett und werfe in große Trübsal, die mit ihr die Ehe gebrochen haben, wenn sie nicht lassen von des Weibes Werken,

  23. und ihre Kinder will ich zu Tode schlagen. Und alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der die Nieren und Herzen erforscht, und ich werde geben einem jeglichen unter euch nach euren Werken.

  24. Euch aber sage ich, den anderen zu Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans – wie sie sagen -: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last;

  25. doch was ihr habt, das haltet, bis daß ich komme.

  26. Und wer da überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden,

  27. und er soll sie weiden mit einem eisernen Stabe, und wie eines Töpfers Gefäße soll er sie zerschmeißen,

  28. wie auch ich's von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern.

  29. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Kapitel 3

  1. Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß deine Werke: Du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot.

  2. Werde wach und stärke das andre, das sterben will, denn ich habe deine Werke nicht als völlig erfunden vor meinem Gott.

  3. So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und halte es und tue Buße. Wenn du aber nicht wachen wirst, werde ich kommen * wie ein Dieb, und du wirst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde.

    *1. Thessalonicher 5,2.

  4. Aber du hast etliche zu Sardes, die ihre Kleider nicht besudelt haben; die werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind's wert.

  5. Wer überwindet, der soll * mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus + dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen ** bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.

    *Kapitel 4,4; 6,11; 7,9.13. +Philipper 4,3. **Matthäus 10,32.

  6. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  7. Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf:

  8. Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet.

  9. Siehe, ich werde geben aus des Satans Synagoge, die da sagen, * sie seien Juden, und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß + sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.

    *Kapitel 2,9. +Jesaja 60,14; 49,23.

  10. Weil du bewahrt * hast das Wort von meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.

    *Kapitel 13,10. Hebräer 10,36.

  11. Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!

  12. Wer überwindet, den will ich machen zum * Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben + den Namen meines Gottes und den Namen des ** neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und ++ meinen Namen, den neuen.

    *Galater 2,9. +Kapitel 14,1; 22,4. **Kapitel 21,2. ++Kapitel 19,12.

  13. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

  14. Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicea schreibe: Das sagt, der da Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:

  15. Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!

  16. Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.

  17. Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.

  18. Ich rate dir, daß du * Gold von mir + kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust ** und nicht offenbar werde die Schande deiner Blöße, und Augensalbe, deine Augen zu salben, daß du sehen mögest.

    *1. Petrus 1,7. +Jesaja 55,1. **Kapitel 16,15.

  19. Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich. So mache dich auf und tue Buße!

    Sprüche 3,12. 1. Korinther 11,32. Hebräer 12,6.

  20. Siehe, * ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, + zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.

    *Lukas 12,36. +Johannes 14,23.

  21. Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Thron.

    Matthäus 19,28.

  22. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!

Vor dem Throne Gottes

Kapitel 4

  1. Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel, und die erste Stimme, die ich gehört hatte mit mir reden wie eine Posaune, die sprach: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.

  2. Alsbald kam der * Geist über mich. Und siehe, + ein Thron war gesetzt im Himmel, und auf dem Thron saß einer;

    *Kapitel 1,10. +Hesekiel 1,26; 10,1. Jesaja 6,1.

  3. und der da saß, war anzusehen gleichwie der Stein Jaspis und Sarder; und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen gleichwie ein Smaragd.

  4. Und um den Thron waren vierundzwanzig Throne, und auf den Thronen saßen vierundzwanzig * Älteste +, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen.

    *Jesaja 24,23. +Kapitel 3,4; 5,10.

  5. Und von dem Thron gingen aus * Blitze, Stimmen und Donner; und + sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, welches sind die sieben ** Geister Gottes.

    *Kapitel 8,5; 11,19; 16,18. +Sacharja 4,2. **Kapitel 1,4.

  6. Und vor dem Thron war * es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und mitten am Thron und um den Thron + vier himmlische Gestalten, voll Augen vorne und hinten.

    *Hesekiel 1,22. +Hesekiel 1,5.

  7. Und die erste Gestalt war gleich einem * Löwen, und die zweite Gestalt war gleich einem Stier, und die dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war gleich einem fliegenden Adler.

    *Hesekiel 1,10; 10,14.

  8. Und eine jegliche der vier Gestalten hatte sechs Flügel, und sie waren außenherum und inwendig voll Augen, und sie hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: * Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war und der da ist und der da kommt.

    *Jesaja 6,3.

  9. Und wenn die Gestalten gaben Preis und Ehre und Dank dem, der da auf dem Thron saß, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit,

  10. fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron saß, und beteten den an, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, und legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen:

  11. Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.

Das Lamm allein ist würdig, die Siegel zu öffnen

Kapitel 5

  1. Und ich sah in der rechten Hand des, * der auf dem Thron saß, ein Buch, + beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln.

    *Kapitel 4,2. +Hesekiel 2,9.10.

  2. Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: Wer ist würdig, das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen?

  3. Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen.

  4. Und ich weinte sehr, daß niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und hineinzusehen.

  5. Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden * der Löwe, der da ist vom Geschlecht Juda, die + Wurzel Davids, aufzutun das Buch und seine sieben Siegel.

    *1. Mose 49,9.10. +Jesaja 11,1.10. Kapitel 22,16.

  6. Und ich sah: mitten zwischen dem Thron und den vier Gestalten und mitten unter den Ältesten stand * ein Lamm, wie wenn es erwürget wäre, und hatte sieben Hörner und + sieben Augen, das sind die sieben ** Geister Gottes, gesandt in alle Lande.

    *Jesaja 53,7. Johannes 1,29.36. +Sacharja 4,10. **Kapitel 4,5.

  7. Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand des, der auf dem Thron saß.

  8. Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Gestalten und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm, und ein jeglicher hatte eine Harfe und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen,

  9. und sie sangen ein * neues Lied und sprachen: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürgt und hast mit deinem Blut für Gott erkauft Menschen aus allen Geschlechtern und Sprachen und Völkern und Nationen

    *Psalm 33,3.

  10. und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und sie werden herrschen auf Erden.

  11. Und ich sah, und hörte eine Stimme * vieler Engel um den Thron und um die Gestalten und um die Ältesten her, und + ihre Zahl war vieltausendmal tausend,

    *1. Könige 22,19. +Daniel 7,10.

  12. und sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig, zu nehmen * Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

    *1. Chronik 29,11. Philipper 2,9.10.

  13. Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!

  14. Und die vier Gestalten sprachen: Amen! Und die Ältesten fielen nieder und beteten an.

    Kapitel 4,10; 19,4.

Die Öffnung der ersten sechs Siegel

Kapitel 6

  1. Und ich sah, daß das Lamm eines der sieben Siegel auftat, und ich hörte eine der vier Gestalten sagen wie mit einer Donnerstimme: Komm!

  2. Und ich sah, und siehe, * ein weißes Pferd. Und der darauf saß, hatte einen Bogen, und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus sieghaft und daß er siegte.

    *Sacharja 1,8; 6,1-3.

  3. Und da es das zweite Siegel auftat, hörte ich die zweite Gestalt sagen: Komm!

  4. Und es ging heraus ein anderes Pferd, das war feuerrot. Und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde und daß sie sich untereinander erwürgten, und ihm ward ein großes Schwert gegeben.

  5. Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich die dritte Gestalt sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd. Und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand.

  6. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Gestalten sagen: Ein Pfund Weizen um ein Silberstück und drei Pfund Gerste um ein Silberstück; aber Öl und Wein taste nicht an!

  7. Und da es das vierte Siegel auftat, hörte ich die Stimme der vierten Gestalt sagen: Komm!

  8. Und ich sah, und siehe, ein fahles Pferd. Und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgte ihm nach. Und ihnen ward Macht gegeben über den vierten Teil der Erde *, zu töten mit dem Schwert und Hunger und Tod und durch die wilden Tiere auf Erden.

    *Hesekiel 14,21. Jeremia 15,3.

  9. Und da es das fünfte Siegel auftat, sah ich unten am Altar die Seelen derer, die getötet waren um des Wortes Gottes und um ihres Zeugnisses willen.

  10. Und sie * schrien mit großer Stimme und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, + wie lange richtest du nicht und rächest nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?

    *1. Mose 4,10. +Kapitel 18,10.

  11. Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen * ein weißes Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruhen müßten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazu kämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch noch sollten getötet werden gleichwie sie.

    *Kapitel 3,4.5; 7,9.13.14.

  12. Und ich sah: als es das sechste Siegel auftat, da ward ein großes Erdbeben, und * die Sonne ward finster wie ein schwarzer Sack, und der Mond ward wie Blut,

    *Jesaja 13,10. Joel 3,3.4. Lukas 21,25.

  13. und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, * gleichwie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von großem Wind bewegt wird.

    *Jesaja 34,4.

  14. Und der Himmel entwich, wie ein Buch zusammengerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden bewegt von ihrer Stätte.

  15. Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien * verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen

    *Jesaja 2,10.19.

  16. und * sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und verberget uns vor dem Angesichte des, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes!

    *Lukas 23,30.

  17. Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?

    Römer 2,5.

Die Versiegelten

Kapitel 7

  1. Und danach sah ich vier Engel stehen an den vier Ecken der Erde, die hielten * die vier Winde der Erde, auf daß kein Wind über die Erde bliese noch über das Meer noch über irgendeinen Baum.

    *Daniel 7,2. Sacharja 6,5. Matthäus 24,31.

  2. Und ich sah einen andern Engel aufsteigen vom Aufgang der Sonne, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und rief mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war, Schaden zu tun der Erde und dem Meer,

  3. und er sprach: Tut nicht Schaden der Erde noch dem Meer noch den Bäumen, bis * daß wir versiegeln die Knechte unsres Gottes an ihren Stirnen.

    *Hesekiel 9,4.6.

  4. Und ich hörte die Zahl derer, die versiegelt wurden: hundertvierundvierzigtausend, die versiegelt waren von allen Geschlechtern Israels:

  5. von dem Geschlechte Juda zwölftausend versiegelt, von dem Geschlechte Ruben zwölftausend, von dem Geschlechte Gad zwölftausend,

  6. von dem Geschlechte Asser zwölftausend, von dem Geschlechte Naphthali zwölftausend, von dem Geschlechte Manasse zwölftausend,

  7. von dem Geschlechte Simeon zwölftausend, vom dem Geschlechte Levi zwölftausend, von dem Geschlechte Isaschar zwölftausend,

  8. von dem Geschlechte Sebulon zwölftausend, von dem Geschlechte Joseph zwölftausend, von dem Geschlechte Benjamin zwölftausend versiegelt.

Die Überwinder

  1. Danach sah ich, und siehe, eine große Schar, welche niemand zählen konnte, aus allen Nationen und Stämmen und Völkern und Sprachen, vor dem Thron stehend und vor dem Lamm, angetan mit weißen Kleidern und Palmen in ihren Händen;

  2. die riefen mit großer Stimme und sprachen: Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott und dem Lamm!

  3. Und alle Engel standen um den Thron und um die Ältesten und um die vier Gestalten und fielen vor dem Thron auf ihr Angesicht und beteten Gott an

  4. und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

    Kapitel 5,12.

  5. Und es hob der Ältesten einer an und sprach zu mir: Wer sind diese, mit den weißen Kleidern angetan, und woher sind sie gekommen?

  6. Und ich sprach zu ihm: Herr, du weißt es. Und er sprach zu mir: Diese sind's, die gekommen sind aus der * großen Trübsal und haben ihre Kleider gewaschen und haben ihre Kleider hell gemacht + im Blut des Lammes.

    *Kapitel 3,10. Matthäus 24,21. +Hebräer 9,14.

  7. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem * Tempel; und der auf dem Thron sitzt, wird über ihnen wohnen.

    *Kapitel 11,19; 14,15.17; 15,5.8; 16,1; 21,3.22.

  8. Sie wird nicht mehr hungern noch dürsten; es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgendeine Hitze;

    Jesaja 49,10.

  9. denn * das Lamm mitten auf dem Thron wird sie weiden und + leiten zu den lebendigen Wasserbrunnen, und ** Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.

    *Kapitel 5,6. +Psalm 23,2. **Kapitel 21,4. Jesaja 25,8.

Das siebente Siegel

Kapitel 8

  1. Und da das Lamm das siebente Siegel auftat, ward eine * Stille in dem Himmel bei einer halben Stunde.

    *Sacharja 2,17. Habakuk 2,20.

  2. Und ich sah die sieben Engel, die da stehen vor Gott, und ihnen wurden sieben * Posaunen gegeben.

    *Matthäus 24,31.

  3. Und ein andrer Engel kam und trat an den Altar und hatte ein goldenes Räuchergefäß, und ihm ward viel Räucherwerk gegeben, daß er es gäbe zum Gebet aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Thron.

  4. Und der Rauch des Räucherwerks stieg auf mit dem Gebet der Heiligen von der Hand des Engels vor Gott.

  5. Und der Engel nahm das Räuchergefäß und füllte es mit Feuer vom Altar und * schüttete es auf die Erde. Und da geschahen Donner und Stimmen und Blitze und Erdbeben.

    *Hesekiel 10,2.

Die ersten sechs Posaunen

  1. Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen hatten sich gerüstet und hoben an.

  2. Und der erste Engel posaunte; und es ward * ein Hagel und Feuer, mit Blut gemengt, und fiel auf die Erde; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.

    *2. Mose 9,23-26.

  3. Und der zweite Engel posaunte; und es fuhr * wie ein großer Berg mit Feuer brennend ins Meer, und der dritte Teil des Meeres ward + Blut,

    *Jeremia 51,25. +2. Mose 7,20.21.

  4. und der dritte Teil der lebendigen Kreaturen im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde.

  5. Und der dritte Engel posaunte; und es * fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und über die Wasserbrunnen.

    *Jesaja 14,12. Daniel 8,10.

  6. Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser ward Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, denn sie waren bitter geworden.

  7. Und der vierte Engel posaunte; und es ward geschlagen der dritte Teil * der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, daß ihr dritter Teil + verfinstert ward und den dritten Teil des Tages das Licht nicht schien und in der Nacht desgleichen.

    *Kapitel 6,12. +2. Mose 10,21.

  8. Und ich sah, und hörte einen Adler fliegen durch des Himmels Mitte und sagen mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen, um der andern Posaunen willen der drei Engel, die nun ihre Stimme erheben sollen!

Kapitel 9

  1. Und der fünfte Engel posaunte; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm ward der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.

  2. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es ging auf ein Rauch aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und es ward * verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens.

    *Joel 2,2.10.

  3. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen ward Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.

  4. Und es ward ihnen gesagt, daß sie nicht sollten Schaden tun dem Gras auf Erden noch allem Grünen noch einem Baum, sondern allein den Menschen, die nicht haben das Siegel Gottes an ihren Stirnen.

  5. Und es ward ihnen gegeben, daß sie die Menschen nicht töteten, sondern sie quälten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual vom Skorpion, wenn er einen Menschen sticht.

  6. Und in jenen Tagen * werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, werden begehren zu sterben, und der Tod wird von ihnen fliehen.

    *Lukas 23,30.

  7. Und die * Heuschrecken sind gleich den Rossen, die zum Kriege gerüstet sind, und auf ihrem Haupt ist's wie Kronen, dem Golde gleich, und ihr Antlitz gleich der Menschen Antlitz;

    *Joel 2,4.

  8. und hatten Haare wie Weiberhaare, und ihre Zähne waren wie die der Löwen,

  9. und hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel war wie das Rasseln der Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen,

  10. und hatten Schwänze gleich den Skorpionen, und Stacheln; und in ihren Schwänzen war ihre Macht, Schaden zu tun den Menschen fünf Monate lang,

  11. und hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds, des Name heißt auf hebräisch Abaddon, und auf griechisch hat er den Namen Apollyon.

  12. Das erste Wehe ist dahin; siehe, nach ihm kommen noch zwei Wehe.

  13. Und der sechste Engel posaunte; und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des * goldenen Altars vor Gott,

    *Kapitel 8,3. 2. Mose 30,1-3.

  14. die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Löse die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Wasserstrom Euphrat.

  15. Und es wurden die vier Engel los, die bereit waren auf die Stunde und auf den Tag und auf den Monat und auf das Jahr, daß sie töteten den dritten Teil der Menschen.

  16. Und die Zahl des reitenden Volkes war vieltausendmal tausend; ich hörte ihre Zahl.

  17. Und so sah ich im Gesicht: die Rosse und die darauf saßen, daß sie hatten feurige und blaue und schwefelgelbe Panzer; und die Häupter der Rosse waren wie die Häupter der Löwen, und aus ihren Mäulern ging Feuer und Rauch und Schwefel.

  18. Von diesen drei Plagen ward getötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihren Mäulern ging.

  19. Denn die Macht der Rosse war in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; und ihre Schwänze waren den Schlangen gleich und hatten Häupter, und mit denselben taten sie Schaden.

  20. Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, taten doch nicht * Buße für die Werke ihrer Hände, daß sie nicht mehr + anbeteten die bösen Geister und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, welche weder sehen noch hören noch wandeln können,

    *Kapitel 16,9.11.21. +1. Korinther 10,20.

  21. und taten auch nicht Buße für ihre Morde, Zauberei, Unzucht und Dieberei.

Johannes empfängt ein Büchlein

Kapitel 10

  1. Und ich sah einen andern starken Engel vom Himmel herabkommen; der war mit einer Wolke bekleidet und hatte den Regenbogen auf seinem Haupt und ein Antlitz wie die Sonne und Füße wie Feuersäulen.

  2. Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein, das war aufgetan. Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde,

  3. und er schrie mit großer Stimme, * wie ein Löwe brüllt. Und da er schrie, erhoben sieben Donner ihre Stimmen.

    *Jeremia 25,30. Hosea 11,10. Amos 1,2.

  4. Und da die sieben Donner geredet hatten, wollte ich schreiben. Da hörte ich eine Stimme vom Himmel sagen zu mir: * Halte versiegelt, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht!

    *Daniel 8,26; 12,4.9.

  5. Und der Engel, den ich stehen sah auf dem Meer und auf der Erde, hob seine rechte Hand auf gen Himmel

  6. und * schwur bei dem, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was darinnen ist, und die Erde und was darinnen ist, und das Meer und was darinnen ist, + daß hinfort keine Zeit mehr sein soll,

    *Daniel 12,7. +vergleiche Kapitel 6,11.

  7. sondern in den Tagen der Stimme des * siebenten Engels, wenn er posaunen wird, dann ist + vollendet das Geheimnis Gottes, wie er verkündigt hat seinen Knechten, den Propheten.

    *Kapitel 11,15. +Kapitel 17,17. Apostelgeschichte 3,21.

  8. Und die Stimme, die ich vom Himmel gehört hatte, redete abermals mit mir und sprach: Gehe hin, nimm das offene Büchlein von der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht!

  9. Und ich ging hin zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: * Nimm hin und verschling's! und es wird dich im Bauch grimmen; aber in deinem Munde wird's süß sein wie Honig.

    *Hesekiel 3,1-3.

  10. Und ich nahm das Büchlein von der Hand des Engels und verschlang's, und es war süß in meinem Munde wie Honig; und da ich's gegessen hatte, grimmte mich's im Bauch.

  11. Und es ward zu mir gesagt: Du mußt abermals weissagen von Völkern und Nationen und Sprachen und vielen Königen.

Die beiden Zeugen

Kapitel 11

  1. Und es ward mir ein * Rohr gegeben, einem Meßstab gleich, und er sprach: Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darinnen anbeten.

    *Hesekiel 40,3. Sacharja 2,5.6.

  2. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels laß weg und miß ihn nicht, denn er ist den Heiden gegeben; und * die heilige Stadt werden sie zertreten + zweiundvierzig Monate.

    *Lukas 21,24. + Vers 3. Kapitel 12,6.14; 13,5.

  3. Und ich will meinen zwei Zeugen geben, daß sie sollen weissagen zwölfhundertsechzig Tage, angetan mit Trauerkleidern.

  4. Das sind * die zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen.

    *Sacharja 4,3.11-14.

  5. Und wenn ihnen jemand will Schaden tun, so geht * Feuer aus ihrem Munde und verzehrt ihre Feinde; und wenn ihnen jemand will Schaden tun, der muß so getötet werden.

    *2. Könige 1,10.

  6. Diese haben Macht, * den Himmel zu verschließen, daß es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben + Macht über die Wasser, sie zu wandeln in Blut, und zu schlagen die Erde mit allerlei Plage, sooft sie wollen.

    *1. Könige 17,1. +2. Mose 7,19.20.

  7. Und wenn sie ihr Zeugnis geendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, mit ihnen Krieg führen und wird sie überwinden und wird sie töten.

  8. Und ihre Leichname werden liegen auf der Gasse * der großen Stadt, die da geistlich heißt: Sodom und Ägypten, wo auch ihr Herr gekreuzigt ist.

    *Kapitel 16,19. Jesaja 1,9.10. Lukas 13,34.

  9. Und es werden etliche aus den Völkern und Geschlechtern und Sprachen und Nationen ihre Leichname sehen drei Tage und einen halben und werden ihre Leichname nicht lassen ins Grab legen.

  10. Und die auf Erden wohnen, freuen sich über sie und sind guter Dinge und werden einander Geschenke senden; denn diese zwei Propheten quälten die auf Erden wohnten.

  11. Und nach drei Tagen und einem halben fuhr in sie der Geist des Lebens von Gott, und sie traten auf ihre Füße; und eine große Furcht fiel auf alle, die sie sahen.

  12. Und sie hörten eine große Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steiget herauf! Und sie * stiegen auf in den Himmel in einer Wolke, und es sahen sie ihre Feinde.

    *2. Könige 2,11.

  13. Und zu derselben Stunde ward ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und wurden getötet in dem Erdbeben siebentausend Menschen, und die andern erschraken und gaben Ehre dem Gott des Himmels.

  14. Das zweite Wehe ist dahin; siehe, das dritte Wehe kommt schnell.

Die siebente Posaune

  1. Und der siebente Engel posaunte; und es erhoben sich große Stimmen im Himmel, die sprachen: Es sind die * Reiche der Welt unsers Herrn und seines Christus geworden, und er wird regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

    *Daniel 2,44; 7,27. Sacharja 14,9.

  2. Und die vierundzwanzig Ältesten, die vor Gott auf ihren Thronen saßen, fielen auf ihr Angesicht und beteten Gott an

  3. und sprachen: Wir danken dir, * Herr, allmächtiger Gott, der du bist und der du warst, daß du hast an dich genommen deine große Macht und herrschest!

    *Kapitel 4,8.

  4. Die Völker sind zornig geworden; da ist gekommen * dein Zorn und die Zeit, zu richten die Toten und zu geben den Lohn deinen Knechten, den Propheten, und den Heiligen und denen, die deinen Namen fürchten, den Kleinen und den Großen, und zu verderben, die die Erde verderbt haben.

    *Kapitel 15,1. Psalm 2,1.5.12.

  5. Und * der Tempel Gottes im Himmel ward aufgetan, und die Lade seines Bundes ward in seinem Tempel gesehen; und es geschahen + Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.

    *Kapitel 15,5. +Kapitel 4,5.

Das Weib und der Drache

Kapitel 12

  1. Und es erschien ein großes Zeichen am Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.

  2. Und sie war schwanger und schrie in Kindesnöten und hatte * große Qual bei der Geburt.

    *Micha 4,10.

  3. Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen,

  4. und sein Schwanz fegte den dritten Teil * der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, die gebären sollte, auf daß, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße.

    *Daniel 8,10.

  5. Und sie gebar einen Sohn, ein Knäblein, der alle Völker sollte weiden * mit eisernem Stabe. Und ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Thron.

    *Psalm 2,9. Kapitel 19,15.

  6. Und das Weib * entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hat, bereitet von Gott, daß sie daselbst ernährt würde + zwölfhundertsechzig Tage.

    *Matthäus 2,13. +Kapitel 11,2.3.

  7. Und es erhob sich ein Streit im Himmel: * Michael und seine Engel stritten wider den Drachen. Und der Drache stritt und seine Engel

    *Daniel 10,13.21; 12,1.

  8. und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel.

  9. Und es ward * gestürzt der große Drache, die + alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.

    *Lukas 10,18. Johannes 12,31. +1. Mose 3,1.14.

  10. Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: * Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsers Gottes geworden und die Macht seines Christus, weil der Verkläger unserer Brüder verworfen ist, der sie +verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.

    *Kapitel 11,15. +Hiob 1,11. Sacharja 3,1. Lukas 22,31.

  11. Und sie haben ihn * überwunden + durch des Lammes Blut und ** durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis an den Tod.

    *Römer 8,37. +Kapitel 7,14. **Vers 17.

  12. Darum freuet euch, ihr Himmel und die darinnen wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, daß er wenig Zeit hat.

  13. Und da der Drache sah, daß er geworfen war auf die Erde, verfolgte er das Weib, die das Knäblein geboren hatte.

  14. Und es wurden dem Weibe gegeben die zwei Flügel des großen Adlers, daß sie * in die Wüste flöge an ihren Ort, wo sie ernährt würde + eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange.

    *Vers 6. +Daniel 7,25; 12,7.

  15. Und die Schlange schoß aus ihrem Rachen nach dem Weibe ein Wasser wie einen Strom, daß er sie ersäufe.

  16. Aber die Erde half dem Weibe und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen schoß.

  17. Und der Drache ward zornig über das Weib und ging hin, zu streiten wider die übrigen von ihrem Geschlecht, die da * Gottes Gebote halten und haben das + Zeugnis Jesu.

    *Kapitel 14,12. +Kapitel 19,10. 1. Johannes 5,10.

  18. Und er trat an den Strand des Meeres.

Der Antichrist und sein Prophet

Kapitel 13

  1. Und ich sah * ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen.

    *Kapitel 11,7; 17,3.9.12. Daniel 7,7.

  2. Und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie eines Löwen Rachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht.

  3. Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund, und seine tödliche Wunde ward heil. Und die ganze Erde verwunderte sich des Tieres,

  4. und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann wider es streiten?

  5. Und es ward ihm gegeben * ein Maul, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, daß es mit ihm währte + zweiundvierzig Monate lang.

    *Daniel 7,8. +Kapitel 11,2; 12,6.14.

  6. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen.

  7. Und * ihm ward gegeben, zu streiten wider die Heiligen und sie zu überwinden; und ihm ward gegeben Macht über alle Geschlechter und Völker und Sprachen und Nationen.

    *Kapitel 11,7. Daniel 7,21.

  8. Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind von Anfang der Welt in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürget ist.

  9. Hat jemand Ohren, der höre!

  10. Wenn jemand andre in das Gefängnis führt, der wird selber in das Gefängnis gehen; wenn * jemand mit dem Schwert tötet, der muß mit dem Schwert getötet werden. + Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen!

    *Matthäus 26,52. +Kapitel 14,12.

  11. Und ich sah * ein zweites Tier aufsteigen von der Erde, das hatte zwei Hörner + gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.

    *Kapitel 16,13. +Matthäus 7,15.

  12. Und es übt alle Macht des ersten Tieres vor ihm, und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war.

  13. Und es tut * große Zeichen, daß es auch macht Feuer vom Himmel fallen auf die Erde vor den Menschen;

    *Matthäus 24,24. 2. Thessalonicher 2,9.10. 1. Könige 18,24-39.

  14. und verführt, die auf Erden wohnen, * durch die Zeichen, die ihm gegeben sind, zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.

    *5. Mose 13,2-4.

  15. Und es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tieres Geist gab, damit des Tieres Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tieres Bild anbeteten, getötet würden.

  16. Und es macht, daß sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte, sich ein * Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn,

    *Kapitel 19,20.

  17. daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.

  18. Hier ist * Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die + Zahl des Tieres; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.

    *Kapitel 17,9. +Kapitel 15,2.

Das Lamm und die Seinen

Kapitel 14

  1. Und ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion und mit ihm hundertvierundvierzigtausend, die hatten seinen Namen und den Namen seines Vaters geschrieben an ihrer Stirn.

  2. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie eines großen Wassers und wie eine Stimme eines großen Donners: Und die Stimme, die ich hörte, war wie von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielen,

  3. und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Gestalten und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen außer den hundertvierundvierzigtausend, die erkauft sind von der Erde.

  4. Diese sind's, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind * jungfräulich, und folgen dem Lamme nach, wo es hingeht. Diese sind + erkauft aus den Menschen zu Erstlingen Gott und dem Lamm,

    *2. Korinther 11,2. Epheser 5,27. +Kapitel 5,9.

  5. und in ihrem Munde ist kein Falsch gefunden; sie sind unsträflich.

  6. Und ich sah einen andern Engel fliegen mitten durch den Himmel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen denen, die auf Erden wohnen, und allen Nationen und Geschlechtern und Sprachen und Völkern

  7. und sprach mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Und betet den an, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserbrunnen!

  8. Und ein zweiter Engel folgte nach, der sprach: * Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Zorneswein ihrer Unzucht getränkt alle Völker.

    *Kapitel 18,2. Jesaja 21,9. Jeremia 51,7.8.

  9. Und ein dritter Engel folgte ihnen nach und sprach mit großer Stimme: So jemand das Tier anbetet und sein Bild und nimmt das Malzeichen an seine Stirn oder an seine Hand,

  10. der soll von dem * Wein des Zornes Gottes trinken, der unvermischt eingeschenkt ist in seines Zornes Kelch, und wird + gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm.

    *Kapitel 16,19. Jeremia 25,15. +Kapitel 19,20.

  11. Und der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier anbeten und sein Bild, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt.

  12. Hier ist Geduld der Heiligen! Hier sind, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus!

  13. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie * ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.

    *Jesaja 57,2. Hebräer 4,10.

Beginn des Gerichts

  1. Und ich sah, und siehe, * eine weiße Wolke. Und auf der Wolke saß einer, der gleich war eines Menschen Sohn; der hatte eine goldene Krone auf seinem Haupt und in seiner Hand + eine scharfe Sichel.

    *Daniel 7,13. +Matthäus 13,39.41.

  2. Und ein andrer Engel kam aus dem Tempel und rief mit großer Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: * Schlag an mit deiner Sichel und ernte; denn die Zeit zu ernten ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif geworden!

    *Joel 4,13.

  3. Und der auf der Wolke saß, schlug an mit seiner Sichel an die Erde, und die Erde ward geerntet.

  4. Und ein andrer Engel kam aus dem Tempel im Himmel, der hatte auch ein scharfes Winzermesser.

  5. Und ein andrer Engel kam vom Altar, der hatte Macht über das Feuer und rief mit großer Stimme zu dem, der das scharfe Messer hatte, und sprach: Schlag an mit deinem scharfen Winzermesser und schneide die Trauben am Weinstock der Erde, denn seine Beeren sind reif!

  6. Und der Engel schlug an mit seinem Winzermesser an die Erde und schnitt die Trauben der Erde und warf sie in die große * Kelter des Zornes Gottes.

    *Kapitel 19,15.

  7. Und * die Kelter ward draußen vor der Stadt getreten, und das Blut von der Kelter ging bis an die Zäume der Pferde tausendsechshundert Feld Wegs weit.

    *Jesaja 63,3.

Das Lied der Überwinder

Kapitel 15

  1. Und ich sah * ein anderes Zeichen am Himmel, das war groß und wundersam: sieben Engel, die hatten die letzten sieben Plagen, denn mit denselben ist vollendet der + Zorn Gottes.

    *Kapitel 12,1.3. +Kapitel 11,18.

  2. Und ich * sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemengt; und die den Sieg behalten hatten + über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes ** Harfen

    *Kapitel 4,6. +Kapitel 13,15.18. **Kapitel 5,8.

  3. und sangen das * Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das + Lied des Lammes und sprachen: ** Groß und wundersam sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.

    *2. Mose 15,1.11. +Kapitel 5,9.12. **Psalm 145,17. Jeremia 10,6.7.

  4. Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker * werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.

    *Psalm 86,9.

Die Schalen des Zorns

  1. Danach sah ich: da ward aufgetan der Tempel, die Stiftshütte im Himmel,

  2. und es gingen aus dem Tempel die sieben Engel, die die sieben Plagen hatten, * angetan mit reiner, heller Leinwand und umgürtet die Brust mit goldenen Gürteln.

    *Kapitel 1,13.

  3. Und eine der vier Gestalten gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen voll vom Zorn Gottes, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

  4. Und der Tempel ward voll Rauch * von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Kraft; und niemand konnte in den Tempel gehen, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.

    *2. Mose 40,34. 1. Könige 8,10. Jesaja 6,4. Hesekiel 44,4.

Kapitel 16

  1. Und ich hörte eine große Stimme aus dem Tempel, die sprach zu den sieben Engeln: Gehet hin und gießet aus * die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde!

    *Kapitel 15,7.

  2. Und der erste ging hin und goß seine Schale aus auf die Erde; und * es ward ein böses und arges Geschwür an den Menschen, die das Malzeichen des Tieres hatten und die sein Bild anbeteten.

    *2. Mose 9,10.11.

  3. Und der zweite Engel goß aus seine Schale ins Meer; und es ward Blut wie eines Toten, und alle lebendigen Wesen im Meer starben.

    2. Mose 7,17-21.

  4. Und der dritte Engel goß aus seine Schale in die Wasserströme und in die Wasserbrunnen; und * es ward Blut.

    *2. Mose 7,19-24.

  5. Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: Gerecht bist du, der du bist und der du warst, du Heiliger, daß du solches Urteil gesprochen hast;

  6. denn sie haben das Blut der Heiligen und der Propheten vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; sie sind's wert.

  7. Und ich hörte * den Altar sagen: Ja, Herr, allmächtiger Gott, deine Gerichte sind * wahrhaftig und gerecht.

    *Kapitel 9,13. +Kapitel 19,2.

  8. Und der vierte Engel goß aus seine Schale in die Sonne, und ward ihr gegeben, die Menschen zu versengen mit Feuer.

  9. Und die Menschen wurden versengt von großer Hitze und * lästerten den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und + taten nicht Buße, ihm Ehre zu geben.

    *Vers 11.21. +Kapitel 9,20.21.

  10. Und der fünfte Engel goß aus seine Schale auf den Thron des Tieres; und sein Reich ward * verfinstert, und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerzen

    *2. Mose 10,21. Jesaja 8,21.22.

  11. und lästerten Gott im Himmel um ihrer Schmerzen und ihrer Schwären willen und taten nicht Buße für ihre Werke.

  12. Und der sechste Engel goß aus seine Schale auf den großen Wasserstrom Euphrat; und * sein Wasser vertrocknete, damit bereitet würde der Weg den Königen vom Aufgang der Sonne.

    *Jesaja 11,15.16.

  13. Und ich sah aus dem Munde * des Drachen und aus dem Munde + des Tieres und aus dem Munde ** des falschen Propheten drei ++ unreine Geister gehen, gleich Fröschen;

    *Kapitel 12,9. +Kapitel 13,1. **Kapitel 13,11. ++2. Mose 8,3. vergleiche 1. Könige 22,21-23.

  14. diese sind Teufelsgeister, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Streit auf jenen großen Tag Gottes, des Allmächtigen.

  15. Siehe, * ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und bewahrt seine Kleider, daß er nicht + nackt wandle und man nicht seine Blöße sehe.

    *1. Thessalonicher 5,2. +Kapitel 3,18.

  16. Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt auf hebräisch * Harmagedon+.

    *Richter 5,19.31. 2. Könige 9,27; 23,29. Sacharja 12,11.

    +das ist «Berg von Megiddo». Megiddo war eine Stadt in Palästina, bei der zwei vernichtende Schlachten stattfanden (Richter 4,12-24; 5,19 und 2. Könige 23,29; 2. Chronik 35,22-24).

  17. Und der siebente Engel goß aus seine Schale in die Luft; und es ging aus eine große Stimme aus dem Tempel vom Thron, die sprach: Es ist geschehen!

  18. Und es * wurden Blitze und Stimmen und Donner; und ward ein großes Erdbeben, wie solches nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden gewesen sind, solch Erdbeben, so groß.

    *Kapitel 4,5; 8,5; 11,19.

  19. Und aus * der großen Stadt wurden drei Teile, und die Städte der Heiden fielen. Und Babylon, der großen, ward gedacht vor Gott, ihr zu geben + den Kelch mit dem Wein seines grimmigen Zornes.

    *Kapitel 11,8. +Kapitel 14,10.

  20. Und * alle Inseln entflohen, und keine Berge wurden mehr gefunden.

    *Kapitel 6,14; 20,11.

  21. Und ein großer Hagel * wie Zentnerstücke fiel vom Himmel auf die Menschen; und die Menschen + lästerten Gott über der Plage des Hagels, denn seine Plage ist sehr groß.

    *2. Mose 9,23. +Vers 9.

Das große Babylon

Kapitel 17

  1. Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Hure, die an vielen Wassern sitzt,

  2. mit welcher Unzucht getrieben haben die Könige auf Erden; und die da wohnen auf Erden, sind trunken geworden von dem Wein ihrer Unzucht.

  3. Und er brachte mich im Geist in die Wüste. Und ich sah ein Weib sitzen auf einem scharlachfarbnen Tier, das war voll lästerlicher Namen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner.

  4. Und * das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und edlen Steinen und Perlen und hatte einen + goldenen Becher in der Hand, voll Greuel und Unflat ihrer Hurerei,

    *Hesekiel 28,13.16. +Jeremia 51,7.

  5. und an ihrer Stirn war geschrieben ein Name, * ein Geheimnis: + Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden.

    *2. Thessalonicher 2,7. +Kapitel 14,8; 16,19. Daniel 4,27.

  6. Und ich sah das Weib trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Und ich verwunderte mich sehr, da ich das Weib sah.

    Kapitel 18,24.

  7. Und der Engel sprach zu mir: Warum verwunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis des Weibes und des Tieres, das sie trägt und hat sieben Häupter und zehn Hörner.

  8. Das Tier, das du gesehen hast, * ist gewesen und + ist nicht und wird wieder emporsteigen aus dem Abgrund und wird fahren in die Verdammnis, und es werden sich verwundern, die auf Erden wohnen, deren Name nicht geschrieben steht von Anfang der Welt in dem ** Buch des Lebens, wenn sie sehen das Tier, daß es gewesen ist und nicht ist und wieder sein wird.

    *Kapitel 13,1.2. +Kapitel 13,3. **Kapitel 3,5.

  9. Hier ist der Sinn, zu dem Weisheit gehört!

    Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind sieben Könige.

  10. Fünf sind gefallen; einer ist; der andre ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muß er eine kleine Zeit bleiben.

  11. Und das Tier, das gewesen ist und nicht ist, das ist der achte und ist einer von den sieben und fährt in die Verdammnis.

  12. Und die * zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie Macht empfangen eine Stunde mit dem Tier.

    *Kapitel 13,1. Daniel 7,20.24.

  13. Diese haben einerlei Meinung und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.

  14. Sie werden streiten wider das Lamm, und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserwählte und Gläubige.

  15. Und er sprach zu mir: Die * Wasser, die du gesehen hast, wo die Hure sitzt, + sind Völker und Scharen und Heiden und Sprachen.

    *Vers 1. +Jesaja 8,7. Jeremia 47,2.

  16. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier, die werden die Hure hassen und werden sie einsam machen und bloß und werden ihr Fleisch essen und werden sie mit Feuer verbrennen.

  17. Denn Gott hat's ihnen gegeben in ihr Herz, zu tun seinen Ratschluß und zu tun einerlei Ratschluß und zu geben ihr Reich dem Tier, bis daß vollendet werden die Worte Gottes.

  18. Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, die die Herrschaft hat über die Könige auf Erden.

Der Untergang Babylons

Kapitel 18

  1. Und danach sah ich einen andern Engel * niederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die + Erde ward erleuchtet von seinem Glanz.

    *Kapitel 10,1. +Hesekiel 43,2.

  2. Und er schrie mit großer Stimme und sprach: Sie * ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große, und ist + eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel.

    *Kapitel 14,8. +Jesaja 13,21; 34,11.13. Jeremia 50,39.

  3. Denn * von dem Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit.

    *Jeremia 51,7. Nahum 3,4.

  4. Und ich hörte eine andre Stimme vom Himmel, die sprach: * Gehet aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht empfanget etwas von ihren Plagen!

    *Jesaja 48,20; 52,11. Jeremia 50,8; 51,6.45.

  5. Denn ihre Sünden reichen bis * an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel.

    *1. Mose 18,20.21. Jeremia 51,9.

  6. * Bezahlet ihr, wie sie bezahlt hat, und tut ihr zwiefältig nach ihren Werken; und mit welchem Kelch sie euch eingeschenkt hat, schenket ihr zwiefältig ein!

    *Psalm 137,8. Jeremia 50,15.29.

  7. Wie viel sie * sich herrlich gemacht und ihren Übermut getrieben hat, so viel schenkt ihr Qual und Leid ein! Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich + sitze da und bin eine Königin und keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen.

    *Jeremia 50,29. +Jesaja 47,7.8.

  8. Darum werden ihre Plagen * auf einen Tag kommen, Tod, Leid und Hunger, + und mit Feuer wird sie verbrannt werden; denn stark ist Gott der Herr, der sie richtet.

    *Jesaja 47,9. Jeremia 50,31. +Kapitel 17,16.

  9. Und es werden sie beweinen und sie beklagen die Könige auf Erden, die mit ihr Unzucht und Frevel getrieben haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand;

  10. und werden von ferne stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: * Weh, weh, du große Stadt Babylon, du starke Stadt, in einer Stunde ist dein Gericht gekommen!

    *Kapitel 14,8. Jesaja 21,9. Jeremia 51,8.

  11. Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen über sie, weil niemand mehr ihre Ware kaufen wird,

    Hesekiel 27,36.

  12. Gold und Silber und Edelgestein und Perlen und köstliche Leinwand und Purpur und Seide und Scharlach und allerlei wohlriechendes Holz und allerlei Gefäß von Elfenbein und allerlei Gefäß von köstlichem Holz und von Erz und von Eisen und von Marmor,

    Hesekiel 27,12.13.22.

  13. und Zimt und Salbe und Räucherwerk und Myrrhen und Weihrauch und Wein und Öl und Semmelmehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Sklaven und Menschenseelen.

  14. Und das Obst, daran deine Seele Lust hatte, ist dahin; und alles, was glänzend und herrlich war, ist von dir gewichen, und nimmermehr wird man es finden.

  15. Die Händler solcher Ware, die durch Babel sind reich geworden, werden von ferne stehen aus Furcht vor ihrer Qual, weinen und klagen

  16. und sagen: Weh, weh, du große Stadt, die bekleidet war mit köstlicher Leinwand und Purpur und Scharlach und übergoldet war mit Gold und Edelgestein und Perlen,

  17. * in einer Stunde ist verwüstet solcher Reichtum! Und alle + Schiffsherren und alle Steuerleute und die Seefahrer und die auf dem Meer hantieren, standen von ferne

    *Jesaja 23,14. +Hesekiel 27,27-29.

  18. und schrien, da sie den * Rauch von ihrem Brande sahen, und sprachen: Wer ist gleich der großen Stadt?

    *Jesaja 34,10.

  19. Und sie * warfen Staub auf ihre Häupter und schrien, weinten und klagten und sprachen: Weh, weh, du große Stadt, in welcher von ihrer Üppigkeit reich geworden sind alle, die da Schiffe auf dem Meere hatten, in einer Stunde ist sie verwüstet!

    *Hesekiel 27,30-34.

  20. Freue dich über sie, Himmel und ihr Heiligen und Apostel und Propheten; denn Gott hat sie gerichtet um euretwillen!

    *Jesaja 44,23. Jeremia 51,48.

  21. Und ein starker Engel hob einen * Stein auf wie einen großen Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: So wird im Sturm verworfen die große Stadt Babylon und nicht mehr gefunden werden.

    *Jeremia 51,63.64.

  22. * Und die Stimme der Saitenspieler und Sänger, Pfeifer und Posauner soll nicht mehr in dir gehört werden, und kein Handwerksmann irgendeines Handwerks soll mehr in dir gefunden werden, und die Stimme der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden,

    *Jesaja 24,8. Hesekiel 26,13.

  23. und das Licht der Lampe soll nicht mehr in dir leuchten, * und die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden. Denn deine + Kaufleute waren Fürsten auf Erden, und durch deine Zauberei sind verführt worden alle Völker;

    *Jeremia 7,34; 16,9; 25,10. +Jesaja 23,8.

  24. und das * Blut der Propheten und der Heiligen und aller derer, die auf Erden getötet sind, ward in ihr gefunden.

    *Kapitel 6,10; 17,6; 19,2. Matthäus 23,35.37.

Der Jubel im Himmel

Kapitel 19

  1. Danach * hörte ich eine große Stimme vieler Scharen im Himmel, die sprachen: Halleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Kraft sind unsers Gottes!

    *Kapitel 11,15.

  2. Denn * wahrhaftig und gerecht sind seine Gerichte, daß er die große Hure verurteilt hat, welche die Erde mit ihrer Unzucht verderbte, und + hat das Blut seiner Knechte von ihrer Hand gefordert.

    *Kapitel 16,7. +Kapitel 6,10. 5. Mose 32,43.

  3. Und sie sprachen zum andern Mal: Halleluja! Und * ihr Rauch steigt auf in Ewigkeit.

    *Jesaja 34,10.

  4. Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier Gestalten fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Thron saß, und sprachen: * Amen, Halleluja!

    *Kapitel 5,14. Psalm 106,48.

  5. Und eine Stimme ging aus von dem Thron: Lobet unsern Gott, alle seine Knechte, die ihn fürchten, beide, klein und groß!

  6. Und ich hörte, und es war wie eine Stimme einer großen Schar und wie eine Stimme großer Wasser und wie eine Stimme starker Donner, die sprachen: Halleluja! denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat * das Reich eingenommen!

    *Kapitel 11,15.17.

  7. Lasset uns * freuen und fröhlich sein und ihm die Ehre geben, denn die + Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Braut hat sich bereitet!

    *Psalm 118,24. +Kapitel 21,2.9.

  8. Und es ward ihr gegeben, sich * anzutun mit schöner reiner Leinwand. Die köstliche Leinwand aber ist die Gerechtigkeit der Heiligen.

    *Psalm 45,14.15. Jesaja 61,10.

  9. Und er sprach zu mir: Schreibe: * Selig sind, die zum Abendmahl + des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes.

    *Lukas 14,15. +Wörtlich: «Hochzeitsmahl».

  10. Und ich * fiel ihm zu Füßen, ihn anzubeten. Und er sprach zu mir: Siehe zu, tu es nicht! Ich bin dein und deiner Brüder Mitknecht, die das + Zeugnis Jesu haben. Bete Gott an! Das Zeugnis Jesu aber ist der Geist der Weissagung.

    *Kapitel 22,8.9. Apostelgeschichte 10,25.26. +Kapitel 12,17.

Christus der Sieger

  1. Und ich sah den Himmel aufgetan; und siehe, ein * weißes Pferd, und der darauf saß, hieß: + Treu und wahrhaftig, und ** richtet und streitet mit Gerechtigkeit.

    *Kapitel 6,2. +Kapitel 1,5; 3,14. **Jesaja 11,4.5.

  2. * Seine Augen sind eine Feuerflamme und auf seinem Haupt viele Kronen; und er trug einen + Namen geschrieben, den niemand wußte als er selbst.

    *Kapitel 1,14; 2,18. +Kapitel 3,12.

  3. Und er war angetan * mit einem Kleide, das mit Blut besprengt war, und sein Name heißt: + Das Wort Gottes.

    *Jesaja 63,1.2. +Johannes 1,1.

  4. Und ihm folgte nach das Heer im Himmel auf weißen Pferden, angetan mit weißer, reiner Leinwand.

  5. Und aus seinem Munde ging ein scharfes Schwert, daß er damit die Völker schlüge; und er wird sie * regieren mit eisernem Stabe; und + er tritt die Kelter voll vom Wein des grimmigen Zornes Gottes, des Allmächtigen;

    *Kapitel 12,5. Psalm 2,9. +Kapitel 14,19.20. Jesaja 63,3.

  6. und trägt einen Namen geschrieben auf seinem Kleid und auf seiner Hüfte: * König aller Könige und Herr aller Herren.

    *Kapitel 17,14. 1. Timotheus 6,15.

  7. Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, und er rief mit großer Stimme und sprach zu allen Vögeln, die unter dem Himmel fliegen: * Kommt, versammelt euch zu dem großen Mahl Gottes,

    *Hesekiel 39,4.17-20.

  8. daß ihr esset das Fleisch der Könige und der Hauptleute und das Fleisch der Starken und der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Knechte, der Kleinen und der Großen!

  9. Und ich sah das Tier und die Könige auf Erden und ihre Heere versammelt, Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heer.

  10. Und * das Tier ward gegriffen und mit ihm + der falsche Prophet, der die Zeichen tat vor ihm, durch welche er verführte, die das Malzeichen des Tieres nahmen und die das Bild des Tieres anbeteten. Lebendig wurden diese beiden in den ** feurigen Pfuhl geworfen, der mit Schwefel brannte.

    *Kapitel 13,1. +Kapitel 13,11-17. **Kapitel 20,10. Daniel 7,11.26.

  11. Und die andern wurden erschlagen mit dem Schwert, das aus dem Munde ging des, der auf dem Pferde saß. Und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch.

Das tausendjährige Reich

Kapitel 20

  1. Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den * Schlüssel zum Abgrund und eine große + Kette in seiner Hand.

    *Kapitel 9,1. +2. Petrus 2,4. Judas 6.

  2. Und er griff * den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre

    *Kapitel 12,9.

  3. und warf ihn in den Abgrund und verschloß ihn und tat ein Siegel oben darauf, daß er nicht mehr * verführen sollte die Völker, bis daß vollendet würden die tausend Jahre. Danach muß er los werden eine kleine Zeit.

    *2. Thessalonicher 2,9.10.

  4. Und ich * sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen ward gegeben das Gericht. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet sind um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen, und die nicht angebetet hatten das Tier noch sein Bild und nicht genommen hatten sein Malzeichen an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.

    *Daniel 7,9.22.27. Lukas 22,30. 1. Korinther 6,2.

  5. Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis daß die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung.

    1. Korinther 15,23. 1. Thessalonicher 4,16.

  6. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über solche hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.

Der letzte Kampf

  1. Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan los werden aus seinem Gefängnis

  2. und wird ausgehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, den * Gog und Magog, um sie zu versammeln zum Streit; deren Zahl ist + wie der Sand am Meer.

    *Hesekiel 38,2. +Hesekiel 38,9.15.

  3. Und sie zogen herauf auf die Breite der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel * Feuer vom Himmel und verzehrte sie.

    *Hesekiel 38,22; 39,6. Sacharja 12,9.

  4. Und der Teufel, der sie verführte, ward geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, da auch das Tier und der falsche Prophet war, und werden gequält werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Das Weltgericht

  1. Und ich sah einen großen, weißen * Thron und den, der darauf saß; und vor seinem Angesicht + floh die Erde und der Himmel, und ihnen ward keine Stätte gefunden.

    *Matthäus 25,31-46. +2. Petrus 3,7.10.12.

  2. Und ich sah die Toten, beide, groß und klein, stehen vor dem Thron, und * Bücher wurden aufgetan. Und ein andres + Buch ward aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was geschrieben steht in den Büchern, ** nach ihren Werken.

    *Daniel 7,10. +Kapitel 3,5. Philipper 4,3. **Römer 2,6.

  3. Und das Meer gab die Toten, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken.

    Johannes 5,28.29.

  4. Und * der Tod und sein Reich wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der zweite Tod: der feurige Pfuhl.

    *1. Korinther 15,26.55.

  5. Und so jemand nicht gefunden ward geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen * in den feurigen Pfuhl.

    *Kapitel 19,20. Matthäus 25,41.

Das neue Jerusalem

Kapitel 21

  1. Und ich sah einen * neuen Himmel und eine neue Erde; denn der + erste Himmel und die erste Erde vergingen, und das Meer ist nicht mehr.

    *Jesaja 65,17. 2. Petrus 3,13. +Kapitel 20,11.

  2. Und ich sah die heilige Stadt, * das neue Jerusalem, + von Gott aus dem Himmel herabfahren, bereitet wie eine ** geschmückte Braut ihrem Mann.

    *Hebräer 11,10.16. +Hebräer 12,22. Galater 4,26. **Kapitel 19,7.8.

  3. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und * er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein;

    *Hesekiel 37,27; 48,35.

  4. und * Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch + Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

    *Kapitel 7,17. Jesaja 25,8. +Jesaja 35,10.

  5. Und der * auf dem Thron saß, sprach: + Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiß!

    *Kapitel 4,2; 5,1. +2. Korinther 5,17.

  6. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von dem Brunnen des lebendigen Wassers umsonst.

  7. Wer * überwindet, der wird es alles ererben, und ich + werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.

    *Kapitel 2,7. +Sacharja 8,8.

  8. Der feigen * Verleugner aber und Ungläubigen und Frevler und + Totschläger und Unzüchtigen und Zauberer und Götzendiener und aller Lügner, deren Teil wird sein in dem Pfuhl, ** der mit Feuer und Schwefel brennt; das ist der zweite Tod.

    *Hebräer 10,38.39. +Kapitel 22,15. **Kapitel 20,14.

  9. Und es kam zu mir einer von den * sieben Engeln, welche die sieben Schalen hatten voll der letzten sieben Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm, ich will dir das + Weib zeigen, die Braut des Lammes.

    *Kapitel 15,1.6.7. +Kapitel 19,7.

  10. Und er führte mich hin im Geist auf * einen großen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem herniederfahren aus dem Himmel von Gott,

    *Hesekiel 40,2.

  11. die * hatte die Herrlichkeit Gottes. Und ihr Licht war gleich dem alleredelsten Stein, einem Jaspis, klar wie Kristall.

    *Vers 3.23. Jesaja 60,1.2.

  12. Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte * zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich der zwölf Geschlechter der Kinder Israel:

    *Hesekiel 48,31-35.

  13. von Morgen drei Tore, von Mitternacht drei Tore, von Mittag drei Tore, von Abend drei Tore.

  14. Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.

  15. Und * der mit mir redete, hatte einen Meßstab, ein goldnes Rohr, daß er die Stadt messen sollte und ihre Tore und Mauer.

    *Hesekiel 40,3.

  16. Und die Stadt liegt * viereckig, und ihre Länge ist so groß wie die Breite. Und er maß die Stadt mit dem Rohr auf zwölftausend Feld Wegs. Die Länge und die Breite und die Höhe der Stadt sind gleich.

    *Hesekiel 48,16.17.

  17. Und er maß ihre Mauer hundertvierundvierzig Ellen nach Menschenmaß, das der Engel gebrauchte.

  18. Und ihre Mauer war aus Jaspis und die Stadt aus reinem Golde, gleich dem reinen Glase.

  19. Und die Grundsteine der Mauer um die Stadt waren geschmückt * mit allerlei Edelgestein. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedon, der vierte ein Smaragd,

    *Jesaja 54,11.12.

  20. der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sarder, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyazinth, der zwölfte ein Amethyst.

  21. Und die zwölf Tore waren zwölf Perlen, und ein jegliches Tor war von einer einzigen Perle, und die * Gassen der Stadt waren lauteres Gold wie durchscheinendes Glas.

    *Kapitel 22,2.

  22. Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm.

  23. Und die Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, daß sie ihr scheinen; denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm.

    Kapitel 22,5. Jesaja 24,23; 60,19.20.

  24. Und die Völker werden wandeln in ihrem Licht; und die Könige auf Erden werden ihre Herrlichkeit in sie bringen.

    Jesaja 60,3.5.

  25. Und * ihre Tore werden nicht verschlossen des Tages; denn + da wird keine Nacht sein.

    *Jesaja 60,11. +Kapitel 22,5. Sacharja 14,7.

  26. Und man wird die Pracht und die Herrlichkeit der Völker in sie bringen.

  27. Und wird nicht hineingehen irgendein Unreines und nicht, der da Greuel tut und Lüge, sondern allein, die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes.

    Kapitel 20,15. Philipper 4,3.

Kapitel 22

  1. Und er zeigte mir einen * Strom des lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes.

    *Hesekiel 47,1. Sacharja 14,8.

  2. Auf beiden Seiten des Stromes mitten auf der * Gasse ein + Baum des Lebens, der trägt zwölfmal Früchte und bringt seine Früchte alle Monate, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.

    *Kapitel 21,21. +Hesekiel 47,12.

  3. Und es wird * nichts mehr unter dem Bann sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein, und seine Knechte werden ihm dienen

    *Sacharja 14,11.

  4. und * sehen sein Angesicht, und sein + Name wird an ihren Stirnen sein.

    *Kapitel 21,3. +Kapitel 3,12.

  5. Und wird * keine Nacht mehr sein, und sie werden nicht bedürfen einer Leuchte oder des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden + regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

    *Kapitel 21,25. +Kapitel 5,10. Daniel 7,18.27.

Der Herr kommt

  1. Und er sprach zu mir: Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig; und der Herr, der Gott der * Geister der Propheten, hat + seinen Engel gesandt, zu zeigen seinen Knechten, was bald geschehen muß.

    *4. Mose 27,16. 1. Korinther 14,32. +Kapitel 1,1.

  2. Siehe, ich komme bald. Selig ist, der da hält die Worte der Weissagung in diesem Buch.

    Vers 12.20. Kapitel 3,11; 1,3.

  3. Und ich, Johannes, bin es, der solches gehört und gesehen hat. Und da ich's gehört und gesehen, fiel ich nieder, anzubeten zu den Füßen des Engels, der mir solches zeigte.

  4. Und er spricht zu mir: Siehe zu, tu es nicht! denn ich bin dein Mitknecht und deiner Brüder, der Propheten, und derer, die da halten die Worte dieses Buches. Bete Gott an!

  5. Und er spricht zu mir: * Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch; denn die + Zeit ist nahe!

    *Kapitel 10,4. Daniel 8,26; 12,4. +Kapitel 1,3.

  6. Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.

  7. * Siehe, ich komme bald und + mein Lohn mit mir, ** zu geben einem jeglichen, wie seine Werke sind.

    *Vers 7. Kapitel 3,11. +Jesaja 40,10. **Römer 2,6.

  8. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.

    Kapitel 1,11. Hebräer 13,8.

  9. Selig sind, die ihre Kleider waschen, auf daß sie teilhaben dürfen an dem Baum des Lebens und zu den Toren eingehen in die Stadt.

  10. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Totschläger und die Götzendiener und jeder, der Lüge lieb hat und tut.

    Kapitel 21,8.27. 1. Korinther 6,9.10.

  11. Ich, Jesus, habe gesandt meinen Engel, solches euch zu + bezeugen für die Gemeinden. Ich bin die ** Wurzel und das Geschlecht Davids, der ++ helle Morgenstern.

    *Kapitel 1,1. +Kapitel 1,2. **Jesaja 11,10. Kapitel 5,5. ++Lukas 1,78.

  12. Und der * Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und + wen dürstet, der komme; und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.

    *Römer 8,23. +Kapitel 21,6. Jesaja 51,1. Johannes 7,37.

  13. Ich bezeuge allen, die da hören die Worte der Weissagung in diesem Buch: Wenn jemand etwas dazusetzt, so wird Gott zusetzen auf ihn die Plagen, * die in diesem Buch geschrieben stehen.

    *Kapitel 15,1.6.

  14. Und wenn * jemand etwas davontut von den Worten des Buchs dieser Weissagung, so wird Gott abtun seinen Anteil vom Baum des Lebens und von der heiligen Stadt, davon in diesem Buch geschrieben steht.

    *5. Mose 4,2.

  15. Es spricht, der solches bezeugt: Ja, ich komme bald. Amen, ja komm, Herr Jesus!

  16. Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!