DIE APOKRYPHEN

DAS BUCH JUDITH

Das 1. Kapitel.

Die Stadt Ekbatana; Nebukadnezars Sieg und Stolz.

  1. Arphaxad, der Meder König, hatte viel Land und Leute unter sich gebracht, und bauete eine große, gewaltige Stadt; die nannte er Ekbatana.

  2. Ihre Mauern machte er aus eitel Werkstücken, siebenzig Ellen hoch und dreißig Ellen dick.

  3. Ihre Türme aber machte er hundert Ellen hoch

  4. und zwanzig Ellen dick ins Gevierte.

  5. Und der Stadt Thore machte er so hoch als Türme; und trotzete auf seine Macht und große Heereskraft.

  6. Nebukadnezar aber, der König von Assyrien, regierte in der großen Stadt Ninive, und stritt im zwölften Jahr seines Königreichs wider den Arphaxad. Und die Völker, die am Wasser Euphrat, Tigris und Hydaspes wohneten, halfen ihm; und schlug ihn im großen Feld, Ragau genannt, welches vor Zeiten gewesen war * Arjochs, des Königs zu Ellasar.

    *1. Mose 14,1.

  7. Da ward das Reich Nebukadnezars mächtig und sein Herz stolz; und sandte Botschaften zu allen, die da wohneten in Cilicien, Damaskus, auf dem Libanon,

  8. Karmel und in Kedar; auch zu denen in Galiläa und auf dem großen Felde Esdrelom;

  9. und zu allen, die da waren in Samaria und jenseit des Jordans bis gen Jerusalem; auch ins ganze Land Gosen bis an die Grenzen des Mohrenlands.

  10. Zu denen allen sandte Nebukadnezar, der König von Assyrien, Botschaften. Aber sie schlugen's ihm alle ab, und ließen die Boten mit Schanden wieder heimziehen.

  11. Da ward der König Nebukadnezar sehr zornig wider alle diese Lande, und schwor bei seinem Königsstuhl und Reich, daß er sich an allen diesen Landen rächen wollte.

Das 2. Kapitel.

Feldzug des Holofernes.

  1. Im dreizehnten Jahr Nebukadnezars, des Königs, am zweiundzwanzigsten Tag des ersten Monats ward geratschlagt im Hause Nebukadnezars, des Königs von Assyrien, daß er sich wollte rächen.

  2. Und er forderte alle seine Räte, Fürsten und Hauptleute,

  3. und ratschlagte heimlich mit ihnen, und hielt ihnen vor, wie er gedächte, alle diese Lande unter sein Reich zu bringen.

  4. Da solches ihnen allen wohlgefiel, forderte der König Nebukadnezar Holofernes, seinen Feldhauptmann, und sprach:

  5. Zeuch (Zieh) aus wider alle Reiche, die gegen Abend liegen, und sonderlich wider die, so mein Gebot verachtet haben.

  6. Du sollst keines Reichs verschonen, und alle feste Städte sollst du mir untertänig machen.

  7. Da forderte Holofernes die Hauptleute und die Obersten des assyrischen Kriegsvolks, und rüstete das Volk zum Kriege, wie ihm der König geboten hatte, hundert und zwanzig tausend zu Fuße und zwölf tausend Schützen zu Rosse.

  8. Und er ließ all sein Kriegsvolk vor ihm hinziehen mit unzähligen Kamelen, großem Vorrat, dazu mit Ochsen und Schafen ohne Zahl für sein Volk;

  9. und ließ aus ganz Syrien Korn zuführen zu seinem Zug.

  10. Gold und Geld aber nahm er aus der Maßen viel mit sich aus des Königs Kammer.

  11. Und zog also fort mit dem ganzen Heer, mit Wagen, Reitern und Schützen, welche den Erdboden bedeckten wie Heuschrecken.

  12. Da er nun über die Grenze des assyrischen Landes gezogen war, kam er zu dem großen Gebirge Ange an der linken Seite Ciliciens, und eroberte alle ihre Flecken und festen Städte.

  13. Und zerstörete Melothi, eine berühmte Stadt, und beraubete alle Leute in Tharsis und die Kinder Ismael, die da wohneten gegen die Wüste und gegen Mittag des Landes Chellon.

  14. Er zog auch über den Euphrat, und kam nach Mesopotamien, und zerstörete alle hohe Städte, die er fand, vom Bach Mambre an bis ans Meer.

  15. Und nahm da die Gebiete ein von Cilicien an bis an die Grenzen Japhets, die gegen Mittag liegen.

  16. Und führete auch weg die Kinder Midians, und raubete all ihr Gut; und schlug alle, die ihm widerstrebten, mit der Schärfe des Schwerts.

  17. Darnach zog er hinab ins Land Damaskus in der Ernte, und verbrannte all ihr Getreide, und ließ niederhauen alle Bäume und Weinberge.

  18. Und das ganze Land fürchtete sich vor ihm.

Das 3. Kapitel.

Holofernes unterwirft die ausländischen Könige.

  1. Da schickten die Könige und Fürsten von Syrien, Mesopotamien, Syrien-Sobal (Schobal), Libyen und Cilicien ihre Botschafter aus allen Städten und Landen. Die kamen zu Holofernes, und sprachen:

  2. Wende deinen Zorn von uns;

  3. denn es ist besser, daß wir Nebukadnezar, dem großen König, dienen, und dir gehorsam seien und lebendig bleiben, denn daß wir umkommen, und gewönnen gleichwohl nichts.

  4. Alle unsre Städte, Güter, Berge, Hügel, Äcker, Ochsen, Schafe, Ziegen, Rosse und Kamele, und was wir nur haben, dazu auch unser Gesinde, ist alles dein; schaffe damit, was du willst.

  5. Ja, auch wir samt unsern Kindern sind deine Knechte. Komm zu uns, und sei unser gnädiger Herr, und brauche unsers Dienstes, wie dir's gefällt.

  6. Da zog Holofernes vom Gebirge herab mit dem ganzen Kriegsvolk, und nahm die festen Städte und das ganze Land ein.

  7. Und las da Knechte aus, das beste Volk, das er unter ihnen fand.

  8. Davon erschraken alle Lande so sehr, daß die Regenten und Vornehmsten aus allen Städten samt dem Volk ihm entgegenkamen, und nahmen ihn auf mit Kränzen, Kerzen, Reigen, Pauken und Pfeifen,

  9. und konnten dennoch mit solcher Ehre keine Gnade erlangen;

  10. denn er zerbrach ihre Städte, und haute ihre Haine um.

  11. Denn Nebukadnezar, der König, hatte ihm geboten, daß er alle Götter in den Landen vertilgen sollte, auf daß alle Völker, die Holofernes bezwingen würde, ihn allein für Gott preiseten.

  12. Da er nun Syrien-Sobal (Schobal), Apamea und Mesopotamien durchzogen hatte, kam er zu den Edomitern ins Land Gabaa, und nahm ihre Städte ein, und lag allda dreißig Tage lang. Indes forderte er sein Kriegsvolk alles zusammen.

Das 4. Kapitel.

Rüstung und Buße der Juden.

  1. Da die Kinder Israel, die im Lande Juda wohneten, solches höreten, fürchteten sie sich sehr vor ihm,

  2. und Zittern und Schrecken kam sie an; denn sie besorgeten, er möchte der Stadt Jerusalem und dem Tempel des Herrn auch so thun, wie er den andern Städten und ihren Götzenhäusern gethan hatte.

  3. Darum sandten sie ins ganze Land Samaria umher bis an Jericho, und besetzten die Höhen der Berge,

  4. und machten Mauern um ihre Flecken, und schafften Vorrat zum Kriege.

  5. Und der Priester Jojakim schrieb an alle, so gegen Esdrelom wohneten, das ist, gegen das große Feld bei Dothaim, und an alle, da die Feinde mochten durchkommen, daß sie die engen Wege im Gebirge gegen Jerusalem sollten verwahren.

  6. Und die Kinder Israel thaten, wie ihnen Jojakim, des Herrn Priester, befohlen hatte.

  7. Und alles Volk schrie mit Ernst zum Herrn, und sie und ihre Weiber demütigten sich mit Fasten und Beten.

  8. Die Priester aber zogen Säcke an, und die Kinder lagen vor dem Tempel des Herrn, und des Herrn Altar bedeckte man mit einem Sacke.

  9. Und sie schrieen zum Herrn, dem Gott Israels, einmütiglich, daß ihre Kinder und Weiber nicht weggeführet, ihre Städte nicht zerstöret, ihr Heiligtum nicht verunreiniget, und sie nicht den Heiden zur Schmach würden.

  10. Und Jojakim, der Hohepriester des Herrn, ging umher, vermahnete das ganze Volk Israel

  11. und sprach: Ihr sollt ja wissen, daß der Herr euer Gebet erhören wird, so ihr nicht ablasset mit Fasten und Beten vor dem Herrn.

  12. Gedenket an Mose, den Diener des Herrn, der nicht mit dem Schwert, sondern mit * heiligem Gebet den Amalek schlug, der sich auf seine Kraft und Macht, auf sein Heer, Schild, Wagen und Reiter verließ.

    *2. Mose 17,11.

  13. So soll es auch gehen allen Feinden Israels, so ihr euch also bessert, wie ihr angefangen habt.

  14. Nach solcher Vermahnung baten sie den Herrn, und blieben vor dem Herrn, also daß auch die Priester in Säcken gingen, und Asche auf dem Haupt hatten, und also Brandopfer dem Herrn brachten; und baten alle den Herrn von ganzem Herzen, daß er sein Volk Israel heimsuchen wollte.

Das 5. Kapitel.

Der Ammoniter Achior beschreibt dem Holofernes das jüdische Volk.

  1. Und es ward dem Holofernes, dem Feldhauptmann von Assyrien, angesagt, daß die Kinder Israel sich rüsteten und sich wehren wollten, und wie sie die engen Wege im Gebirge eingenommen hätten. Da ergrimmte Holofernes, und forderte alle Obersten und Hauptleute der Moabiter und Ammoniter, und sprach zu ihnen:

  2. Saget an, was ist dies für ein Volk, das im Gebirge wohnet? Was haben sie für große Städte? Was vermögen sie? Und was für Kriegsvolk und Könige haben sie, daß sie allein vor allen andern im Morgenland uns verachten, und sind uns * nicht entgegengegangen, daß sie uns aufnähmen mit Frieden?

    *Kapitel 3,8.

  3. Da antwortete Achior, der Oberste aller Kinder Ammon, und sprach:

  4. Mein Herr, willst du es gerne hören, so will ich dir die Wahrheit sagen, was dies für ein Volk sei, das im Gebirge wohnet, und dir nicht lügen.

  5. Dies Volk ist aus Chaldäa herkommen.

  6. Und hat erstlich in Mesopotamien gewohnet, denn sie wollten nicht folgen den Göttern ihrer Väter in Chaldäa.

  7. Darum verließen sie die Sitten ihrer Väter, welche viel Götter hatten, auf daß sie dem einigen Gott des Himmels dienen möchten, welcher ihnen auch * gebot zu ziehen von dannen, und zu wohnen in Kanaan.

    *1. Mose 12,1.

  8. Da nun in allen den Landen teure Zeit war, * reiseten sie hinab nach Ägyptenland. Da sind ihrer in vier hundert Jahren so viel worden, daß man sie nicht zählen konnte.

    *1. Mose 46,6.

  9. Da aber der König in Ägypten sie * beschwerte mit Erde führen und Ziegel machen, seine Städte zu bauen, riefen sie zu ihrem Herrn; der schlug ganz Ägypten mit mancherlei Plage.

    *2. Mose 1,11.14.

  10. Da nun die * Ägypter sie von sich ausgestoßen hatten, und die Plage von ihnen abließ, und wollten sie wieder fahen (fangen), und zu Dienst ins Land führen, that ihnen auf der Flucht der Gott des Himmels das Meer auf, also daß das Wasser auf beiden Seiten fest stund wie eine Mauer; und sie gingen trocknes Fußes auf des Meeres Grund, und kamen davon.

    *2. Mose 12,33.

  11. Da aber die Ägypter ihnen mit ihrem ganzen Heer nacheileten, wurden * sie alle ersäuft im Meer, also daß auch nicht Einer wäre überblieben, der es hätte können nachsagen.

    *2. Mose 14,28.

  12. Und da dies Volk aus dem Roten Meer kam, lagerte es sich in der Wüste des Berges Sinai, da zuvor kein Mensch wohnen noch sich aufhalten konnte.

  13. Da * ward das bittre Wasser süß, daß sie es trinken konnten, und + kriegten Brot vom Himmel vierzig Jahre lang,

    *2. Mose 15,25.+2. Mose 16,35.

  14. und wo sie zogen ohne Bogen, Pfeil, Schild und Schwert, da stritt Gott für sie und siegete.

  15. Und niemand konnte diesem Volk Schaden thun, ohne allein, wenn es abwich von den Geboten des Herrn, seines Gottes.

  16. Denn so oft sie außer ihrem Gott einen andern anbeteten, wurden sie erschlagen, und weggeführt mit allen Schanden.

    Richter 2,13-15.

  17. So oft aber sie es reuete, daß sie abgewichen waren von den Geboten ihres Gottes, gab ihnen der Gott des Himmels wiederum Sieg wider ihre Feinde.

  18. Darum * vertilgeten sie die Könige der Kananiter, der Jebusiter, der Pheresiter, der Hethiter, der Heviter, der Amoriter und alle Gewaltige zu Hesbon, und nahmen ihr Land und Städte ein;

    *Josua 12,7-24.

  19. und es ging ihnen wohl, solange sie sich nicht versündigten an ihrem Gott; denn ihr Gott hasset das Unrecht.

  20. Sie sind auch vor diesen Zeiten oft vertrieben von vielen Völkern, und weggeführt in fremde Lande, darum daß sie abgewichen waren von dem Gebot, das ihnen Gott gegeben hatte, daß sie drinnen wandeln sollten.

  21. Aber sie sind neulich wiederkommen aus dem Elend, darin sie waren, nachdem sie sich wieder bekehret haben zum Herrn, ihrem Gott; und haben sich wieder gesetzt in diesem Gebirge, und wohnen wiederum zu Jerusalem, da ihr Heiligtum ist.

  22. Darum, mein Herr, laß forschen, ob sich dies Volk versündiget hat an ihrem Gott, so wollen wir hinaufziehen, und ihr Gott wird sie dir gewißlich in die Hände geben, daß du sie bezwingest.

  23. Haben sie sich aber nicht versündiget an ihrem Gott, so schaffen wir nichts wider sie; denn ihr Gott wird sie beschirmen, und wir werden zu Spott werden dem ganzen Lande.

  24. Da Achior solches geredet hatte, wurden alle Hauptleute des Holofernes zornig, und gedachten, ihn zu töten, und sprachen unter einander:

  25. Wer ist dieser, der solches sagen darf, daß die Kinder Israel sich sollten erwehren wider den König Nebukadnezar und sein Kriegsvolk? Sind es doch eitel wehrlose Leute und keine Krieger.

  26. Daß aber Achior sehe, daß er gelogen habe, so laßt uns hinaufziehen; und wenn wir ihre besten Leute fahen (fangen), so wollen wir Achior mit ihnen erstechen lassen, auf daß alle Völker innewerden, daß Nebukadnezar ein * Gott auf Erden sei und kein andrer.

    *Kapitel 3,11.

Das 6. Kapitel.

Achior wird nach Bethulia gebracht.

  1. Darnach ergrimmte auch Holofernes über den Achior und sprach:

  2. Wie darfst du uns weissagen, daß * das Volk Israel solle von seinem Gott Schutz haben? + Wenn wir sie aber nun schlagen wie einen einigen Menschen, so wirst du sehen, daß kein andrer Gott ist denn allein Nebukadnezar; und dann sollst du auch durch der Assyrer Schwert mit ihnen erstochen werden, und ganz Israel soll mit dir umkommen. So wirst du dann innewerden, daß Nebukadnezar ein Herr sei aller Welt,

    *Kapitel 5,23.+Kapitel 5,26.

  3. wenn du mit meinem Schwert erstochen wirst, und liegst unter den Erschlagenen Israels, und mußt sterben und verderben.

  4. Meinest du aber, daß deine Weissagung gewiß ist, so darfst du nicht erschrecken noch erblassen.

  5. Wie es ihnen gehen wird, so soll es dir auch gehen; denn ich will dich jetzt zu ihnen schicken, daß ich dich mit ihnen strafe.

  6. Da befahl Holofernes seinen Knechten, daß sie Achior greifen sollten und hinein gen Bethulia führen in die Hände der Kinder Israel.

  7. Und die Knechte des Holofernes griffen ihn. Und da sie übers Blachfeld ans Gebirge kamen, zogen gegen sie heraus die Schützen.

  8. Da wichen sie auf eine Seite am Berg, und banden Achior an einen Baum mit Händen und Füßen, und ließen ihn also gebunden, und zogen wieder zu ihrem Herrn.

  9. Aber die Kinder Israel kamen herunter von Bethulia zu ihm, und machten ihn los und brachten ihn hinein gen Bethulia, und führeten ihn unter das Volk, und fragten ihn, wie das zugegangen wäre, warum ihn die Assyrer gebunden zurückgelassen hätten.

  10. Zur selbigen Zeit waren die Obersten in der Stadt Osias, der Sohn Michas, vom Stamm Simeon, und Charmi, der auch Othniel (Othniël) hieß.

  11. Vor diesen Ältesten und vor allem Volk sagte Achior alles, * was ihn Holofernes gefragt, und was er geantwortet hätte, und daß ihn des Holofernes Leute um dieser Antwort willen hätten töten wollen; aber Holofernes hätte befohlen, man sollte ihn den Kindern Israel überantworten, auf daß, wenn er die Kinder Israel geschlagen hätte, er ihn, den Achior, auch wollte strafen und umbringen;

    *Kapitel 5,2-6.8.

  12. darum daß er gesagt hatte, der Gott des Himmels würde ihr Schutz sein.

  13. Da Achior solches gesagt hatte, fiel alles Volk auf ihr Angesicht, und beteten den Herrn an, weineten alle zugleich, und beteten zum Herrn und sprachen:

  14. Herr, Gott des Himmels und der Erde, siehe an ihren Hochmut und unser Elend, und siehe deine Heiligen gnädiglich an, und beweise, daß du nicht verläßt, die auf dich trauen, und stürzest, die auf sich und auf ihre Macht trotzen.

  15. Also weineten und beteten sie den ganzen Tag, und trösteten den Achior und sprachen:

  16. Der Gott unsrer Väter, des Macht du gepriesen hast, wird dir's also vergelten, daß sie nicht ihre Lust an dir sehen, sondern daß du sehest, wie sie geschlagen und vertilget werden.

  17. Und wenn uns der Herr, unser Gott, errettet, so sei Gott mit dir unter uns. Und willst du, so sollst du mit allen den Deinen bei uns wohnen.

  18. Da nun das Volk wieder von einander ging, führte ihn Osias mit sich in sein Haus, und richtete ein groß Abendmahl zu,

  19. und bat zu sich alle Ältesten, und lebten wohl, nachdem sie lang gefastet hatten.

  20. Darnach ward das Volk wieder zusammengefordert, und beteten um Hilfe von dem Gott Israels in der Versammlung die ganze Nacht.

Das 7. Kapitel.

Belagerung der Stadt Bethulia.

  1. Des andern Tages gebot Holofernes seinem Kriegsvolk, daß man auf sein sollte wider Bethulia.

  2. Und hatte * hundert und zwanzig tausend zu Fuß und zwölf tausend zu Roß, ohne den Haufen, den er gewählet hatte an jedem Ort, wo er ein Land eingenommen hatte.

    *Kapitel 2,7.

  3. Dieses Kriegsvolk rüstete sich alles wider die Kinder Israel; und sie lagerten sich oben auf den Berg gegen * Dothaim, von Belma an bis gen Chelmon, das da liegt gegen Esdrelom.

    *Kapitel 4,5.

  4. Da nun die Kinder Israel das große Volk der Assyrer sahen, fielen sie auf die Erde, und legten Asche auf ihre Häupter, und baten alle zugleich, daß der Gott Israels seine Barmherzigkeit erzeigen wollte über sein Volk.

  5. Und sie rüsteten sich mit ihren Waffen, und legten sich in die Orte, die zu den engen Wegen im Gebirge führen, und bewahrten sie Tag und Nacht.

  6. Da aber Holofernes umherzog, merkte er, daß außerhalb der Stadt gegen Mittag ein Brunnen war, welcher durch Röhren in die Stadt geleitet war. Diese Röhren hieß er abhauen.

  7. Und wiewohl sie nicht ferne von der Mauer kleine Brünnlein hatten, da sie heimlich Wasser holeten, so war es doch kaum so viel, daß sie sich damit laben konnten.

  8. Darum kamen die Ammoniter und Moabiter zu Holofernes und sprachen:

  9. Die Kinder Israel wagen nicht, sich gegen uns zu wehren, sondern halten sich auf in den Bergen und Hügeln, darunter sie sicher sind.

  10. Darum laß nur die Brunnen verwahren, daß sie nicht Wasser holen mögen, so müssen sie ohne Schwert sterben, oder die Not wird sie dringen, daß sie die Stadt übergeben müssen, davon sie meinen, daß sie nicht zu gewinnen sei, weil sie in Bergen liegt.

  11. Dieser Rat gefiel Holofernes und seinen Kriegsleuten wohl, und legte je hundert zu jeglichem Brunnen.

  12. Da man nun zwanzig Tage die Brunnen verwahret hatte, hatten die von Bethulia kein Wasser mehr, weder in Zisternen noch sonst, daß sie einen Tag länger nach Notdurft haben möchten; und man mußte täglich den Leuten das Wasser zumessen.

  13. Da kam Weib und Mann, jung und alt, zu Osias und den Ältesten, klagten und sprachen: * Gott sei Richter zwischen euch und uns, daß ihr uns in solche Not gebracht habt damit, daß ihr nicht wolltet mit den Assyrern Frieden machen; so hat uns nun Gott in ihre Hände gegeben,

    *2. Mose 5,21.

  14. und wir haben keine Hilfe, sondern müssen vor ihren Augen vor Durst verschmachten und jämmerlich umkommen.

  15. Darum fordert das Volk zusammen, daß wir uns dem Holofernes williglich ergeben.

  16. Denn * es ist besser, daß wir uns ergeben und beim Leben bleiben, und also Gott loben, denn daß wir umkommen, und vor aller Welt zu Schanden werden, und sehen sollen, daß unsre Weiber und Kinder so jämmerlich vor unsern Augen sterben müssen.

    *Kapitel 3,3.

  17. Wir bezeugen heute vor Himmel und Erde und vor unsrer Väter Gott, der uns jetzt strafet um unsrer Sünden willen, daß wir euch gebeten haben, die Stadt dem Holofernes zu übergeben, daß wir lieber durchs Schwert alsbald umkämen, und nicht so lang vor Durst verschmachteten.

  18. Da ward ein groß Heulen und Weinen im ganzen Volk etliche Stunden lang, und schrieen zu Gott und sprachen:

  19. Wir haben gesündiget samt unsern Vätern, wir haben mißgehandelt und sind gottlos gewesen.

    Daniel 9,8.

  20. Aber du bist barmherzig, darum sei uns gnädig, oder strafe uns du selbst; und dieweil wir dich bekennen, übergieb uns nicht den Heiden, die dich nicht kennen, daß sie nicht rühmen: Wo ist nun ihr Gott?

  21. Da sie nun lang geschrieen und geweinet hatten, und es ein wenig war stille worden, stund Osias auf, weinte und sprach:

  22. Lieben Brüder, habt doch Geduld, und laßt uns noch fünf Tage der Hilfe erharren von Gott,

  23. ob er uns wolle Gnade erzeigen und seinen Namen herrlich machen.

  24. Wird uns diese fünf Tage nicht geholfen, so wollen wir thun, wie ihr gebeten habt.

Das 8. Kapitel.

Judith giebt den Ältesten Mahnung und guten Rat.

  1. Solches kam vor Judith, welche war eine Witwe, eine Tochter Meraris, des Sohns des Uz, des Sohns Josephs, des Sohns Osias, des Sohns Elais, des Sohns Jamnors, des Sohns Gideons, des Sohns Raphaims, des Sohns Achitobs, des Sohns Malchias (Malkias), des Sohns Enans, des Sohns Nathanjas, des Sohns Sealthiels, des Sohns Simeons.

  2. Und ihr Mann hatte geheißen Manasse, der war in der Gerstenernte gestorben.

  3. Denn da er auf dem Felde war bei den Arbeitern, ward er krank von der Hitze, und starb in seiner Stadt Bethulia, und ward zu seinen Vätern begraben.

  4. Der ließ die Judith nach; die war nun drei Jahre und sechs Monate eine Witwe.

  5. Und sie hatte sich oben in ihrem Hause ein sonderlich Kämmerlein gemacht, darin sie saß mit ihren Mägden;

  6. und war bekleidet mit einem Sack, und fastete täglich, ohne am Sabbath, Neumonden und andern Festen des Hauses Israel. Und sie war schön und reich, und hatte viel Gesindes und Höfe voll Ochsen und Schafe.

  7. Und hatte ein gut Gerücht bei jedermann, daß sie Gott fürchtete; und konnte niemand übel von ihr reden.

  8. Diese Judith, da sie hörte, daß Osias zugesagt hatte, die Stadt nach fünf Tagen den Assyrern zu übergeben, sandte sie zu den Ältesten Chabri und Charmi.

  9. Und da sie zu ihr kamen, sprach sie zu ihnen: Was soll das sein, daß * Osias gewilliget hat, die Stadt den Assyrern zu übergeben, wenn uns in fünf Tagen nicht geholfen wird?

    *Kapitel 7,21-24.

  10. Wer seid ihr, daß ihr Gott versuchet? Das dienet nicht, Gnade zu erwerben, sondern vielmehr Zorn und Ungnade.

  11. Wollt ihr dem Herrn nach eurem Gefallen Zeit und Tag bestimmen, wann er helfen soll?

  12. Doch der Herr * ist geduldig; darum laßt uns das leid sein und Gnade suchen mit Thränen.

    *Psalm 103,8.

  13. Denn Gott zürnet nicht wie ein Mensch, daß er sich nicht versöhnen lasse.

  14. Darum sollen wir uns demütigen von Herzen, und ihm dienen, und mit Thränen vor ihm beten, daß er nach seinem Gefallen Barmherzigkeit an uns erzeigen wolle;

  15. und wie wir jetzt trauern müssen von wegen ihres Hochmuts, daß wir uns nach diesem Jammer wieder freuen mögen, daß wir nicht gefolget sind * der Sünde unsrer Väter, die ihren Gott verließen und fremde Götter anbeteten, darum sie ihren Feinden übergeben, und von ihnen erschlagen, gefangen und geschändet sind.

    *Kapitel 5,16.

  16. Wir aber kennen keinen andern Gott, ohne ihn allein, und wollen mit Demut von ihm Hilfe und Trosts warten,

  17. so wird er, der Herr, unser Gott, unser Blut retten von unsern Feinden, und alle Heiden, die uns verfolgen, demütigen und zu Schanden machen.

  18. Und ihr, lieben Brüder, dieweil ihr seid die Ältesten des Volkes, und ihr Leben in eurer Hand ist, tröstet das Volk mit eurem Wort, daß sie bedenken, wie unsre Väter auch * versucht wurden, daß sie bewährt würden, ob sie Gott von Herzen dieneten.

    *5. Mose 13,4.

  19. Erinnert sie, wie unser Vater * Abraham auf mancherlei Weise versucht ist, und ist + Gottes Freund worden, nachdem er durch mancherlei Anfechtung bewährt ist.

    *1. Mose 22.+Jakobus 2,23.

  20. Also sind auch Isaak, Jakob, Mose und alle, die Gott lieb gewesen sind, beständig blieben, und haben viel Trübsale überwinden müssen.

  21. Die andern aber, so die Trübsale nicht haben wollen annehmen mit Gottesfurcht, sondern mit Ungeduld wider Gott gemurret und gelästert, * sind von dem Verderber und durch die Schlangen umgebracht.

    *4. Mose 14,36; 21,6. 1. Korinther 10,9.10.

  22. Darum laßt uns nicht ungeduldig werden in diesem Leiden, sondern bekennen, daß es eine Strafe ist von Gott, viel geringer denn unsre Sünden sind, und glauben, daß wir gezüchtiget werden als seine Knechte zur Besserung und nicht zum Verderben.

  23. Darauf antwortete Osias und die Ältesten: Es ist alles wahr, wie du gesaget hast, und ist an deinen Worten nichts zu strafen.

  24. Darum bitte für uns zum Herrn; denn du bist ein heilig, gottesfürchtig Weib.

  25. Und Judith sprach: Weil ihr dafür haltet, daß aus Gott sei, was ich gesagt habe, so wollet auch prüfen, ob dasjenige, so ich vorhabe zu thun, aus Gott sei, und bittet, daß Gott Glück dazu gebe.

  26. Diese Nacht wartet am Thor, wenn ich hinausgehe mit meiner Magd, und betet, daß der Herr in diesen fünf Tagen, wie ihr gesagt habt, sein Volk Israel trösten wolle.

  27. Was ich aber vorhabe, sollt ihr nicht nachforschen, sondern betet allein für mich zum Herrn, unserm Gott, bis ich euch weiter anzeige, was ihr thun sollt.

  28. Und Osias, der Fürst Judas, sprach zu ihr: Gehe hin im Frieden; der Herr sei mit dir, und räche uns an unsern Feinden! Und sie gingen also wieder von ihr.

Das 9. Kapitel.

Gebet der Judith.

  1. Darnach ging Judith in ihr Kämmerlein, und bekleidete sich mit einem Sack, und streute Asche auf ihr Haupt, und fiel nieder vor dem Herrn, und schrie zu ihm und sprach:

  2. Herr, Gott meines Vaters Simeon, dem * du das Schwert gegeben hast, die Heiden zu strafen, so die Jungfrau genotzüchtiget und zu Schanden gemacht hatten, und hast wiederum ihre Weiber und Töchter fahen (fangen) und sie berauben lassen durch deine Knechte, die da in deinem Eifer geeifert haben, hilf mir armen Witwe, Herr, mein Gott!

    *1. Mose 34,25; 49,5-7.

  3. Denn * alle Hilfe, die vor Zeiten und hernach je geschehen ist, die hast du gethan; und + was du willst, das muß geschehen.

    *Psalm 74,12.+Psalm 33,9.

  4. Denn, wenn du willst helfen, so kann's nicht fehlen; und du weißt wohl, wie du die Feinde strafen sollst.

  5. Schaue jetzt auf der Assyrer Heer, wie du * vor Zeiten auf der Ägypter Heer schauetest, da sie deinen Knechten nachjagten mit großer Macht, und trotzeten auf ihre Wagen, Reiter und großes Kriegsvolk.

    *2. Mose 14,24.

  6. Da du sie aber ansahest, wurden sie verzagt,

  7. und die Tiefe übereilte sie, und das Wasser ersäufte sie.

  8. Also geschehe auch jetzt diesen, Herr, die da trotzen auf ihre Macht, Wagen, Spieße und Geschütze, und kennen dich nicht, und denken nicht, daß du, Herr, unser Gott, der seiest, der da * den Kriegen steuert von Anfang, und heißet billig Herr.

    *Psalm 46,10.

  9. Strecke aus deinen Arm wie vor Zeiten, und zerschmettere die Feinde durch deine Macht, daß sie umkommen durch deinen Zorn, die sich rühmen, sie wollen dein Heiligtum zerstören, und die Hütte deines Namens entheiligen, und mit ihrem Schwert das Horn deines Altars abhauen.

  10. Strafe seinen Hochmut durch sein eigen Schwert; laß ihn durch seine eignen Augen gefangen werden, wenn er mich ansiehet, und durch meine freundlichen Worte betrogen werden.

  11. Gieb mir einen Mut, daß ich mich nicht entsetze vor ihm und vor seiner Macht, sondern daß ich ihn stürzen möge.

  12. Das wird deines Namens Ehre sein, daß ihn ein Weib darniedergelegt hat.

  13. Denn du, Herr, * kannst wohl Sieg geben ohne alle Menge, und + hast nicht Lust an der Stärke der Rosse. Es haben dir die ** Hoffärtigen noch nie gefallen; aber allezeit hat dir gefallen der Elenden und Demütigen Gebet.

    *1. Samuel 14,6.+Psalm 147,10.**Lukas 1,51.

  14. O Herr, du Gott des Himmels, Schöpfer der Wasser und Herr aller Dinge, erhöre mein armes Gebet, die ich allein auf deine Barmherzigkeit vertraue.

  15. Gedenke, Herr, an deinen Bund, und gieb mir ein, was ich reden und denken soll, und gieb mir Glück dazu, auf daß dein Haus bleibe, und alle * Heiden erfahren, daß du Gott bist, und kein andrer außer dir.

    *Jesaja 37,20.

Das 10. Kapitel.

Judith geht in das Zelt des Holofernes.

  1. Da sie nun ausgebetet hatte, stund sie auf,

  2. und rief ihrer Magd, und ging herunter ins Haus, legte den Sack ab, und zog ihre Witwenkleider aus,

  3. und wusch sich, und salbete sich mit köstlichem Wasser, und flocht ihr Haar ein, und setzte eine Haube auf, und zog ihre schönen Kleider an, und that Schuhe an ihre Füße,

  4. und schmückte sich mit Spangen und Geschmeide, und zog all ihren Schmuck an.

  5. Und der Herr gab ihr Gnade, daß sie lieblich anzusehen war; denn sie schmückte sich nicht aus Vorwitz, sondern Gott zu Lob.

  6. Und sie gab ihrer Magd einen Schlauch voll Wein und einen Krug mit Öl, und einen Sack, darin sie hatte Feigenkuchen, Mehl und Brot, das sie essen durfte; und sie ging dahin.

  7. Und * am Thor fand sie Osias und die Ältesten, die ihrer warteten.

    *Kapitel 8,26.

  8. Und sie wunderten sich, daß sie so schön war.

  9. Doch fragten sie nicht, was sie vorhätte, sondern ließen sie hinaus und sprachen: Der Gott unsrer Väter gebe dir Gnade, und lasse dein Vornehmen geraten, daß sich Israel dein freue, und dein Name gerechnet werde unter die Heiligen.

  10. Und alle, die da waren, sprachen: Amen, Amen.

  11. Aber Judith betete, und ging fort mit ihrer Magd.

  12. Und da sie frühmorgens den Berg hinabging, begegneten ihr die Wächter der Assyrer, und fielen sie an, und fragten sie, von wannen sie käme, und wo sie hinwollte.

  13. Und sie antwortete: Ich bin ein ebräisch (hebräisch) Weib, und bin von ihnen geflohen; denn ich weiß, daß sie euch in die Hände kommen werden, darum daß sie euch verachtet haben, und nicht wollen Gnade suchen, und sich willig ergeben.

  14. Darum hab ich mir vorgenommen, zu dem Fürsten Holofernes zu kommen, daß ich ihm ihre Heimlichkeiten offenbare, und sage ihm, wie er sie leichtlich gewinnen möge, daß er nicht Einen Mann verlieren dürfe.

  15. Dieweil sie so redete, schaueten sie sie an, und * verwunderten sich sehr, daß sie so schön war,

    *Vers 8.

  16. und sprachen: Das möchte dir helfen, daß du es so gut meinest, und zu unserm Herrn gehen willst.

  17. Denn, wenn du vor ihn kommst, so wird er dir gnädig sein, und wirst von Herzen ihm wohlgefallen.

  18. Und sie führeten sie hin in des Holofernes Gezelt, und sagten ihm von ihr.

  19. Und da sie vor ihn kam, ward er sobald entzündet gegen sie.

  20. Und seine Diener sprachen unter einander: Das ebräische (hebräische) Volk ist traun nicht zu verachten, weil es schöne Weiber hat. Sollte man um solcher schöner Weiber willen nicht kriegen?

  21. Da nun Judith den Holofernes sah sitzen unter seinem Vorhang, der schön gewirkt war mit Purpur und Gold, und mit Smaragden und viel Edelsteinen geziert, bückte sie sich, und fiel vor ihm nieder. Und Holofernes hieß sie wieder aufrichten.

Das 11. Kapitel.

Gespräch der Judith mit Holofernes.

  1. Und Holofernes sprach zu ihr: Sei getrost und fürchte dich nicht; denn ich habe nie keinem Menschen Leid gethan, der sich unter den König Nebukadnezar ergeben hat.

  2. Und hätte mich dein Volk nicht verachtet, so hätte ich nie keinen Spieß aufgehoben wider sie.

  3. Nun sage an, warum du bist von ihnen gewichen und zu mir kommen.

  4. Judith antwortete ihm und sprach: Du wollest deine Magd gnädiglich hören. Wirst du thun, wie dir deine Magd anzeigen wird, so wird's der Herr mit dir wohl ausrichten.

  5. Gott gebe Nebukadnezar Glück und Heil, dem Könige der ganzen Erde, der dich ausgeschickt hat, alle Ungehorsame zu strafen; denn du kannst ihm unterthan machen nicht allein die Leute, sondern auch alle Tiere auf dem Felde.

  6. Denn deine Vernunft und Weisheit ist hoch berühmt in aller Welt, und jedermann weiß, daß du der gewaltigste Fürst bist im ganzen Königreich, und dein gut Regiment wird überall gepriesen.

  7. So wissen wir auch, * was Achior geredet hat, und wie du dagegen mit ihm gethan hast.

    *Kapitel 5,3-6.8.

  8. Denn unser Gott ist also erzürnet über unsre Sünden, daß er durch seine Propheten hat verkündigen lassen, er wolle das Volk strafen um seiner Sünden willen.

  9. Weil nun das Volk Israel weiß, daß sie ihren Gott erzürnet haben, sind sie erschrocken vor dir.

  10. Dazu leiden sie großen Hunger, und müssen vor * Durst verschmachten;

    *Kapitel 7,14.17.

  11. und haben jetzund vor, ihr Vieh zu schlachten, daß sie desselben Blut trinken, und das heilige Opfer zu essen an Korn, Wein und Öl, das ihnen Gott verboten hat, daß sie es auch nicht anrühren sollten. Darum ist gewiß, daß sie müssen umkommen, weil sie solches thun.

  12. Und weil ich das weiß, bin ich von ihnen geflohen; und der Herr hat mich zur dir gesandt, daß ich dir solches solle anzeigen.

  13. Denn ob ich wohl zu dir bin kommen, so bin ich doch nicht darum von Gott abgefallen, sondern will meinem Gott noch dienen bei dir. Und deine Magd wird hinausgehen und Gott anbeten; der wird mir offenbaren, wann er ihnen ihren Lohn geben will für ihre Sünde. So will ich dann kommen, und will dir's anzeigen, und dich mitten durch Jerusalem führen, daß du alles Volk Israel habest wie Schafe, die keinen Hirten haben, und wird nicht ein Hund dich dürfen anbellen. Denn das hat mir Gott offenbart,

  14. weil er über sie erzürnet ist, und hat mich gesandt, daß ich dir's anzeige.

  15. Diese Rede gefiel Holofernes und seinen Knechten wohl; und sie wunderten sich ihrer Weisheit, und sprachen unter einander:

  16. Des Weibes gleichen ist nicht auf Erden von * Schöne und Weisheit.

    *Kapitel 10,15.20.

  17. Und Holofernes sprach zu ihr: Das hat Gott also geschickt, daß er dich hergesandt hat, ehe denn das Volk in meine Hand käme. Wird nun dein Gott solches ausrichten, wie du gesagt hast, so soll er auch mein Gott sein; und du sollst groß werden beim Könige Nebukadnezar, und dein Name soll gepriesen werden im ganzen Königreich.

Das 12. Kapitel.

Des Holofernes Gastmahl und Trunkenheit.

  1. Da ließ er sie hineinführen in die Schatzkammer, da sie bleiben sollte, und befahl, daß man sie von seinem Tisch speisen sollte.

  2. Aber Judith antwortete und sprach: Ich darf noch nicht essen von deiner Speise, daß ich mich nicht versündige; sondern ich habe ein wenig mit mir genommen, davon will ich essen.

  3. Da sprach Holofernes selbst: Wenn das auf ist, das du mit dir gebracht hast, woher sollen wir dir andres schaffen?

  4. Judith antwortete: Mein Herr, so gewiß du lebst, ehe deine Magd alles verzehren wird, so wird Gott durch mich ausrichten, was er vorhat.

  5. Und da sie die Knechte in das Gemach führen wollten, wie er befohlen hatte,

  6. bat sie, daß man ihr erlaubete, abends und morgens herauszugehen, und ihr Gebet zu thun zum Herrn.

  7. Da befahl Holofernes seinen Kammerdienern, daß man sie drei Tage sollte frei aus und ein lassen gehen, ihr Gebet zu thun zu Gott.

  8. Und des Abends ging sie heraus in das Thal vor Bethulia, und wusch sich im Wasser.

  9. Darnach betete sie zum Herrn, dem Gott Israels, daß * er ihr Glück gäbe, sein Volk zu erlösen.

    *Kapitel 9,15.

  10. Und ging wieder in das Gezelt, und hielt sich rein, und aß nicht vor abends.

  11. Am vierten Tage machte Holofernes ein Abendmahl seinen nächsten Dienern allein, und sprach zu Bagvas, seinem Kämmerer: Gehe hin und berede das ebräische (hebräische) Weib, daß sie sich nicht weigere, zu mir zu kommen;

  12. denn es ist eine Schande bei den Assyrern, daß ein solch Weib sollte unberühret von uns kommen, und einen Mann genarret haben.

  13. Da kam Bagvas zu Judith: Schöne Frau, ihr wollet euch nicht weigern, zu meinem Herrn zu kommen, daß er euch ehre, und ihr mit ihm esset und trinket, und fröhlich seid.

  14. Da sprach Judith: Wie darf ich's meinem Herrn versagen?

  15. Alles, was ihm lieb ist, das will ich von Herzen gerne thun all mein Leben lang.

  16. Und sie stund auf, und schmückte sich, und ging hinein vor ihn, und stund vor ihm.

  17. Da wallte dem Holofernes sein Herz; denn er * war entzündet mit Begierde zu ihr.

    *Kapitel 10,19.

  18. Und sprach zu ihr: Sitz nieder, trink, und sei fröhlich; denn du hast Gnade gefunden bei mir.

  19. Und Judith antwortete: Ja, Herr, ich will fröhlich sein, denn ich bin mein Leben lang so hoch nicht geehret worden.

  20. Und sie aß und trank vor ihm, was ihr ihre Magd bereitet hatte.

  21. Und Holofernes war fröhlich mit ihr, und trank so viel, als er nie getrunken hatte sein Leben lang.

Das 13. Kapitel.

Judith tötet den Holofernes und dankt Gott mit ihrem Volke.

  1. Da es nun sehr spät ward, gingen seine Diener hinweg in ihre Gezelte; und sie waren allesamt trunken.

  2. Und Bagvas machte des Holofernes Kammer zu und ging davon. Und Judith war allein bei ihm in der Kammer.

  3. Holofernes aber war auf sein Bett hingefallen und schlief; denn er war ganz trunken.

  4. Da sprach Judith zu ihrer Magd, sie sollte draußen warten vor der Kammer.

  5. Und Judith trat vor das Bette, und betete heimlich mit Thränen,

  6. und sprach: Herr, Gott Israels, stärke mich, und hilf mir gnädiglich das Werk vollbringen, das ich mit ganzem Vertrauen auf dich habe vorgenommen, daß du deine Stadt Jerusalem erhöhest, wie du zugesagt hast.

  7. Nach solchem Gebet trat sie zu der Säule oben am Bette, und langte das Schwert, das daran hing,

  8. und zog es aus, und ergriff ihn beim Schopf, und sprach abermal:

  9. Herr, Gott, stärke mich in dieser Stunde! Und sie hieb zweimal in den Hals mit aller Macht, und schnitt ihm den Kopf ab; darnach wälzte sie den Leib aus dem Bette, und nahm den Vorhang von den Säulen weg mit sich.

  10. Darnach ging sie heraus, und gab das Haupt des Holofernes ihrer Magd, und hieß sie es in * ihren Sack stoßen.

    *Kapitel 10,6.

  11. Und sie gingen mit einander hinaus nach ihrer Gewohnheit, als wollten sie beten gehen, durch das Lager, und gingen * umher durch das Thal, daß sie heimlich ans Thor der Stadt kamen.

    *Kapitel 12,8.

  12. Und Judith rief den Wächtern auf der Mauer von ferne: Thut die Thore auf; denn Gott ist mit uns, der hat Israel Sieg gegeben.

  13. Da nun die Wächter ihre Stimme höreten, forderten sie alsbald die Ältesten der Stadt.

  14. Da kam alles herzu, klein und groß; denn sie hatten schon verzagt, daß sie nicht würde wiederkommen.

  15. Und sie zündeten Fackeln an, und umringten sie.

  16. Sie aber trat auf einen höhern Ort, und hieß sie still sein und zuhören, und sprach also:

  17. Danket dem Herrn, unserm Gotte, der nicht verläßt diejenigen, so auf ihn trauen, und hat uns Barmherzigkeit erzeigt durch mich, seine Magd, wie er dem Hause Israel verheißen hat, und hat diese Nacht den Feind seines Volks durch meine Hand umgebracht.

  18. Und sie zog das Haupt des Holofernes heraus, und zeigte es ihnen und sprach:

  19. Sehet, dies ist das Haupt des Holofernes, des Feldhauptmanns der Assyrer; und sehet, das ist der Vorhang, darunter er lag, da er trunken war. Da hat ihn der Herr, unser Gott, durch Weibeshand umgebracht.

  20. So wahr der Herr lebt, hat er mich durch seinen Engel behütet, daß ich nicht bin verunreiniget worden, solange ich bin außen gewesen; und hat mich ohne Sünde wieder hergebracht mit großen Freuden und Sieg.

  21. Darum danket ihm alle; denn er ist gütig, und hilft immerdar.

  22. Und sie danketen alle dem Herrn, und sprachen zu ihr: Gelobt sei der Herr, der durch dich unsre Feinde heute hat zu Schanden gemacht.

  23. Und Osias, der Fürst des Volks Israel, sprach zu ihr: * Gesegnet bist du, Tochter, vom Herrn, dem höchsten Gott, vor allen Weibern auf Erden;

    *Richter 5,24.

  24. und gelobt sei der Herr, der Himmel und Erde geschaffen hat, der * dir hat Glück gegeben, den Hauptmann unsrer Feinde zu töten, und hat deinen Namen so herrlich gemacht, daß dich allezeit preisen werden alle, die des Herrn Werk achten, darum daß du deines Lebens nicht geschonet hast in der Trübsal und Not deines Volks, sondern hast es errettet vor dem Herrn, unserm Gott.

    *Kapitel 8,25.

  25. Und alles Volk sprach: Amen, Amen.

    Kapitel 10,10.

  26. Darnach forderte man den Achior; zu dem sprach Judith: Der Gott Israels, * von dem du gezeuget hast, daß er sich an seinen Feinden rächen kann, hat diese Nacht der Gottlosen Haupt umgebracht durch meine Hand.

    *Kapitel 5,3-23.

  27. Und daß du es sehest, so ist hie der Kopf des Holofernes, * der den Gott Israels trotziglich gelästert hat, und dir den Tod gedräuet (gedrohet), da er sprach:

    *Kapitel 6,1.2.

  28. Wenn das Volk Israel gefangen würde, so wollte er dich mit ihnen erstechen lassen.

    Kapitel 5,26; 6,3.

  29. Und da Achior des Holofernes Kopf sah, entsetzte er sich, daß er erstarrte.

  30. Darnach, da er wieder zu sich selbst kam, fiel er zu ihren Füßen und sprach:

  31. Gesegnet bist du von deinem Gott in allen Hütten Jakobs; denn der Gott Israels wird an dir gepriesen werden bei allen Völkern, die deinen Namen hören werden.

Das 14. Kapitel.

Der Judith Rat zum Angriff. Bestürzung der Assyrer.

  1. Darnach sprach Judith zu allem Volk: Lieben Brüder, höret mich!

  2. Sobald der Tag anbricht, * so hänget den Kopf über die Mauer hinaus, und nehmet eure Waffen, und fallet allesamt hinaus mit einem Haufen und mit großem Geschrei;

    *2. Makkabäer 15,35.

  3. so werden die in der Schildwacht fliehen, und werden dann ihren Herrn aufwecken wollen zur Schlacht.

  4. Und wenn die Hauptleute zu des Holofernes Gezelt kommen werden, und den Leichnam da sehen im Blut liegen, so werden sie erschrecken.

  5. Und wenn ihr merket, daß sie verzagt sein werden, und die Flucht geben, so dringet getrost auf sie; denn der Herr hat sie unter eure Füße gegeben.

  6. Da nun Achior sah, daß der Gott Israels geholfen hatte, verließ er die heidnische Weise und glaubte an Gott, und ließ sich beschneiden; und ist unter Israel gerechnet worden, er und alle seine Nachkommen, bis auf diesen Tag.

  7. Und da der Tag anbrach, hängten sie den Kopf über die Mauer hinaus, und nahmen ihre Wehr, und fielen hinaus mit einem Haufen und mit großem Geschrei.

  8. Und da solches die in der Schildwacht sahen, liefen sie zu des Holofernes Gezelt; und die drinnen richteten ein Poltern an vor seiner Kammer, davon er sollte aufwachen.

  9. Denn es wagte niemand, anzuklopfen, oder hineinzugehen in des Fürsten zu Assyrien Kammer.

  10. Aber da die Hauptleute der Assyrer kamen, sagten sie den Kammerdienern:

  11. Gehet hinein und wecket ihn auf; denn die Mäuse * sind herausgelaufen aus ihren Löchern, und sind kühn worden, daß sie uns nun angreifen.

    *1. Samuel 14.11.

  12. Da ging Bagvas hinein, und trat vor den Vorhang, und klatschte mit den Händen; denn er meinte, er schliefe bei Judith.

  13. Und horchte, ob er sich regen wollte. Da er aber nichts vernahm, hub er den Vorhang auf: da sah er den Leichnam ohne den Kopf in seinem Blut auf der Erde liegen. Da schrie und heulte er laut, und zerriß seine Kleider,

  14. und sah in der Judith Kammer; und da er sie nicht fand, lief er heraus zu den Kriegern und sprach: Ein einiges ebräisches (hebräisches) Weib hat das ganze Haus Nebukadnezars zu Spott und Hohn gemacht vor aller Welt; denn Holofernes liegt da tot auf der Erde, und ist ihm der Kopf abgehauen.

  15. Da das die Hauptleute von Assyrien hörten, zerrissen sie ihre Kleider, und erschraken über die Maßen sehr,

  16. und ward ein groß Zetergeschrei unter ihnen.

Das 15. Kapitel.

Flucht und Niederlage der Assyrer. Beute und Triumph der Juden.

  1. Da nun das Kriegsvolk hörte, daß Holofernes der Kopf ab war, erschraken sie, und wurden irr, und konnten nicht Rat halten, was sie thun sollten, so war ihnen der Mut entfallen;

  2. und flohen auf allen Wegen in der Ebene und im Gebirge, daß sie den Ebräern (Hebräern) entrinnen möchten; denn sie hörten, daß sie gegen sie daherzögen.

  3. Und da die Kinder Israel sahen, daß die Feinde flohen,

  4. eileten sie ihnen nach mit großem Geschrei und Drommeten (Trompeten).

  5. Weil aber der Assyrer Ordnung zertrennet war, und die Kinder Israel in ihrer Ordnung zogen, schlugen sie alle, die sie ereilen konnten.

  6. Und Osias sandte zu * allen Städten im Lande Israel,

    *Richter 7,24.

  7. daß man in allen Städten auf war, und jagte den Feinden nach bis zum Land hinaus.

  8. Aber das übrige Volk zu Bethulia fiel in der Assyrer Lager, und plünderten, und führeten hinweg, was die Assyrer dagelassen hatten, und brachten groß Gut davon.

  9. Die andern aber, da sie wiederkamen, brachten sie mit sich alles, was jene mitgeführet hatten, an Vieh und an anderm Gut; und das ganze Land ward reich von solchem Raub.

  10. Darnach kam * Jojakim, der Hohepriester, von Jerusalem gen Bethulia mit allen Priestern, daß sie Judith sähen.

    *Kapitel 4,5.

  11. Und sie ging hervor zu ihnen. Da priesen sie sie alle zugleich und sprachen:

  12. Du bist die Krone Jerusalems, du bist die Wonne Israels, du bist eine Ehre des ganzen Volks, daß du solch löbliche That gethan, und Israel so große Wohlthat erzeiget hast, daß sie Gott wiederum errettet hat. Gesegnet seist du vor Gott ewiglich!

  13. Und alles Volk sprach: Amen, Amen.

    Kapitel 10,10; 13,25.

  14. Und da man nun dreißig Tage lang die Beute gesammelt hatte,

  15. gaben sie Judith alle köstliche Geräte, so Holofernes gehabt hatte, an Gold, Silber, Kleidern und Edelsteinen.

  16. Und war jedermann fröhlich, sangen und sprangen, beide, jung und alt.

Das 16. Kapitel.

Der Judith Triumphlied und übriger Lebenslauf.

  1. Da sang Judith dem Herrn dies Lied und sprach:

  2. Spielet dem Herrn mit Pauken, und klinget ihm mit Zimbeln; * singet ihm ein neues Lied, seid fröhlich und rufet seinen Namen an!

    *Psalm 96.1; 98,1.

  3. Der Herr ist's, der * den Kriegen steuern kann; Herr heißt sein Name.

    *Kapitel 9,8.

  4. Er streitet für sein Volk, daß er uns errette von allen unsern Feinden.

  5. Assur kam vom Gebirge von Mitternacht mit einer großen Macht; seine Menge verstopfte die Bäche, und seine Pferde bedeckten das Land;

  6. er dräute (drohte), mein Land zu verbrennen, und meine Mannschaft zu erwürgen, Kinder und Jungfrauen wegzuführen.

  7. Aber der Herr, der allmächtige Gott, hat ihn gestraft, und hat ihn in eines Weibes Hände gegeben.

    Kapitel 13,19.26.

  8. Denn kein Mann, noch kein Krieger hat ihn umgebracht, und kein Riese hat ihn angegriffen, sondern Judith, die Tochter Meraris, hat ihn niedergelegt mit ihrer Schönheit.

  9. Denn sie legte ihre Witwenkleider ab, und zog ihre schönen Kleider an zur Freude den Kindern Israel;

    Kapitel 10,2.3.

  10. sie bestrich sich mit köstlichem Wasser, und flocht ihre Haare ein, ihn zu betrügen;

  11. ihre schönen Schuhe verblendeten ihn, ihre Schönheit fing sein Herz; aber sie hieb ihm den Kopf ab,

    Kapitel 12,17; 13.9.

  12. daß sich die Perser und Meder entsetzten vor solcher kühner That.

  13. Und der Assyrer Heer heulte, da meine Elenden hervorkamen, so vor Durst verschmachtet waren.

  14. Die Knaben erstachen * die Assyrer, und schlugen sie auf der Flucht wie Kinder. Sie sind vertilget von dem Heer des Herrn, meines Gottes.

    *Kapitel 15,4.5.

  15. Laßt uns singen ein neues Lied dem Herrn, unserm Gott!

    Vers 2.

  16. Herr, Gott, du bist der mächtige Gott, der große Thaten thut; und niemand kann dir widerstehen.

  17. Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn * was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut giebst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand thun.

    *Kapitel 9,3.

  18. Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.

    Psalm 97,5.

  19. Aber die dich fürchten, denen erzeigest du große Gnade. Denn * alles Opfer und Fett ist viel zu gering vor dir; aber den Herrn fürchten, das ist sehr groß.

    *Psalm 51,18.

  20. Weh den Heiden, die mein Volk verfolgen; denn der allmächtige Herr richtet sie, und suchet sie heim zur Zeit der Rache.

  21. Er wird ihren Leib plagen mit Feuer und Würmern; und werden brennen und heulen in Ewigkeit.

    Jesaja 66,24.

  22. Nach solchem Sieg zog alles Volk von Bethulia gen Jerusalem, den Herrn anzubeten, und reinigten sich, und opferten Brandopfer, und was sie gelobt hatten.

  23. Und Judith hängte auf im Tempel alle Waffen des Holofernes und den Vorhang, den sie von seinem Bette genommen hatte, daß es dem Herrn verbannet sollte sein ewiglich.

  24. Und das Volk war fröhlich zu Jerusalem bei dem Heiligtum mit der Judith drei Monate lang, und feierten den Sieg.

  25. Darnach zog jedermann wieder heim; und Judith kam auch wieder gen Bethulia,

  26. und ward hoch geehret im ganzen Land Israel.

  27. Und sie nahm keinen Mann nach ihres ersten Mannes, Manasses, Tod.

  28. Und sie ward sehr alt, und blieb in ihres Mannes Hause, bis sie hundert und fünf Jahre alt ward. Und ihre Magd machte sie frei. Darnach starb sie zu Bethulia, und man begrub sie bei ihrem Mann Manasse.

  29. Und das Volk trauerte um sie sieben Tage lang. Und ehe sie starb, teilte sie all ihr Gut unter ihre und ihres Manns Freunde.

  30. Und weil sie lebete und dazu lang hernach, wagte niemand, Israel zu überziehen.

  31. Und der Tag dieses Siegs wird bei den Ebräern (Hebräern) für ein groß Fest gehalten, und von ihnen gefeiert bis auf diesen Tag.

DIE WEISHEIT SALOMOS

Das 1. Kapitel.

Gerechtigkeit in Wort und That ist der Weg zur Weisheit.

  1. Habt Gerechtigkeit lieb, ihr Regenten auf Erden! Denket dem Herrn nach in frommem Sinn, und suchet ihn mit einfältigem Herzen!

  2. Denn er * läßt sich finden von denen, so ihn nicht versuchen, und erscheinet denen, die ihm nicht mißtrauen.

    *5. Mose 4,29.

  3. Aber * ruchloser Dünkel scheidet von Gott; und wenn die Strafe kommt, beweiset sie, was jene für Narren gewesen sind.

    *Jesaja 59,2.

  4. Denn die Weisheit kommt nicht in eine boshaftige Seele, und wohnet nicht in einem Leibe, der Sünde unterworfen.

  5. Denn der heilige Geist, so ein Geist der Zucht ist, fleucht (flieht) die Falschen, und weichet von den Ruchlosen, und wird verscheucht, wenn Ungerechtigkeit ihm nahen will.

  6. Denn ein leutseliger Geist ist die Weisheit, und lässet den Lästerer nicht ungestraft. Denn Gott ist Zeuge über alle * Gedanken, und erkennet alle Herzen gewiß, und höret alle Worte.

    *Psalm 139,2.

  7. Denn der Weltkreis ist voll Geistes des Herrn; und der allenthalben ist, kennet die Rede.

  8. Darum kann der nicht verborgen bleiben, der das Unrecht redet; und das Recht, so ihn strafen soll, wird sein nicht fehlen.

  9. Denn des Gottlosen Anschläge müssen vor Gericht, und seine Reden müssen vor den Herrn kommen, daß seine Untugend gestraft werde.

  10. Denn des * Eifrigen Ohr höret alles, und das Spotten der Lästerer wird nicht verborgen bleiben.

    *2. Mose 20,5.

  11. So * hütet euch nun vor dem schädlichen Lästern, und enthaltet die Zunge vor dem Fluchen. Denn was ihr heimlich mit einander in die Ohren redet, wird nicht so leer hingehen, und der Mund, so da lüget, tötet die Seele.

    *Psalm 34,14.

  12. Strebet nicht so nach dem Tod mit eurem Irrtum, und ringet nicht so nach dem Verderben durch eurer Hände Werk.

  13. Denn Gott hat den Tod nicht gemacht, und hat nicht Lust am Verderben der Lebendigen;

    Hesekiel 18,23.

  14. sondern er hat alles geschaffen, daß es im Wesen sein solle; und was in der Welt geschaffen wird, das ist * gut, und ist nichts Schädliches drinnen. Dazu ist der Hölle Reich nicht auf Erden;

    *1. Mose 1,31. Sirach 39,21.

  15. denn die Gerechtigkeit ist unsterblich;

  16. sondern die Gottlosen ringen nach dem Tode, beide, mit Worten und mit Werken. Denn sie halten ihn für einen Freund, und fahren dahin, und verbinden sich mit ihm; denn sie sind's auch wert, daß sie seines Teils sind.

Das 2. Kapitel.

Die Gottlosen bereden sich, daß mit dem Tode alles aus sei, und verfolgen den Gerechten.

  1. Denn es sind rohe Leute und sagen: „Es ist ein kurz und mühselig Ding um unser Leben; und wenn ein Mensch dahin ist, so ist's gar aus mit ihm; * so weiß man keinen nicht, der aus der Hölle wiederkommen sei.

    *Matthäus 22,23. Apostelgeschichte 23,8.

  2. Von ohngefähr sind wir geboren, und fahren wieder dahin, als wären wir nie gewesen. Denn das Schnauben in unsrer Nase ist ein Rauch, und der Gedanke ist ein Fünklein, das sich aus unserm Herzen regt.

  3. Wenn dasselbige verloschen ist, so ist der Leib dahin wie eine Loderasche, und der Geist zerflattert wie eine dünne Luft.

  4. Und unsers Namens wird mit der Zeit vergessen, daß niemand unsers Thuns gedenken wird. Unser Leben fähret dahin, als wäre eine Wolke dagewesen, und zergehet wie ein Nebel, von der Sonne Glanz zertrieben und von ihrer Hitze verzehret.

  5. Unsre Zeit ist, wie ein Schatten dahinfähret, und wenn wir weg sind, ist kein Wiederkehren; denn es ist fest versiegelt, daß niemand wiederkommt.

  6. Wohl her nun, und lasset uns wohlleben, weil's da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist!

    Jesaja 22,13.

  7. Wir wollen uns mit dem besten Wein und Salben füllen; laßt uns die Maienblumen nicht versäumen!

  8. Laßt uns Kränze tragen von jungen Rosen, ehe sie welk werden!

  9. Unser keiner lasse es ihm fehlen mit Prangen, daß man allenthalben spüren möge, wo wir fröhlich gewesen sind! Wir haben doch nicht mehr davon denn das.

  10. Laßt uns den armen Gerechten überwältigen, und keiner Witwe schonen; laßt uns der Greise graues Haar nicht achten!

  11. Was wir nur thun können, das soll recht sein; denn wer nicht thun kann, was ihn gelüstet, der gilt nichts.

  12. So laßt uns auf den Gerechten lauern; denn er macht uns viel Unlust, und setzet sich wider unser Thun, und schilt uns, daß wir wider das Gesetz sündigen, und rufet aus unser Wesen für Sünde.

  13. Er giebt vor, daß er Gott kenne, und rühmet sich Gottes Kind;

  14. straft, was wir im Herzen haben.

  15. Er ist uns nicht leidlich, auch nur anzusehen; denn sein Leben reimet sich nicht mit den andern, und sein Wesen ist gar ein andres.

  16. Er hält uns für untüchtig, und meidet unser Thun als einen * Unflat; und giebt vor, wie es + die Gerechten zuletzt gut haben werden; und rühmet, daß Gott sein Vater sei.

    *2. Petrus 2,20.+Jesaja 3,10.

  17. So laßt doch sehen, ob sein Wort wahr sei, und versuchen, wie es mit ihm ein Ende werden will.

  18. Ist der Gerechte Gottes Sohn, so wird er ihm helfen, und ihn erretten von der Hand der Widersacher.

    Matthäus 27,43.

  19. Mit Schmach und Qual wollen wir ihn peinigen, daß wir sehen, wie fromm er sei, und erkennen, wie geduldig er sei.

  20. Wir wollen ihn zum schändlichen Tod verdammen; denn es wird ihm ja Hilfe werden, wie er sagt.“

  21. Solches schlagen sie an, und fehlen; ihre Bosheit hat sie verblendet,

  22. daß sie Gottes heimlich Gericht nicht erkennen. Denn sie haben der Hoffnung nicht, daß ein heilig Leben belohnet werde, und achten der Ehre nicht, so unsträfliche Seelen haben werden.

  23. Denn Gott hat den Menschen geschaffen zum ewigen Leben, und * hat ihn gemacht zum Bilde, daß er gleich sein soll, wie er ist.

    *1. Mose 1,27.

  24. Aber durch des Teufels Neid ist der Tod in die Welt kommen;

    1. Mose 3,1-19. Johannes 8,44.

  25. und die seines Teils sind, müssen ihn schmecken.

Das 3. Kapitel.

Ungleicher Zustand der Frommen und der Gottlosen in diesem und jenem Leben.

  1. Aber der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rühret sie an.

    *5. Mose 33,3.

  2. Vor den Unverständigen werden sie angesehen, als stürben sie, und ihr Abschied wird für eine Pein gerechnet,

  3. und ihre Hinfahrt für ein Verderben; aber sie sind im Frieden.

  4. Ob sie wohl vor den Menschen viel Leidens haben, so sind sie doch gewisser Hoffnung, daß sie nimmermehr sterben.

    Römer 5,2.3.

  5. Sie werden ein wenig gestäupt (geschlagen), aber viel Gutes wird ihnen widerfahren; denn * Gott versucht sie, und findet sie, daß sie sein wert sind.

    *5. Mose 8,2.

  6. Er * prüfet sie wie Gold im Ofen, und nimmt sie an wie ein völliges Opfer.

    *Jesaja 48,10. Sirach 2,5.

  7. Und zur Zeit, wenn Gott drein sehen wird, werden sie helle scheinen, und daherfahren wie Flammen über den Stoppeln.

    Matthäus 13,43.

  8. Sie werden die Heiden richten, und herrschen über Völker; und der Herr wird ewiglich über sie herrschen.

  9. Die ihm vertrauen, die erfahren, daß er treulich hält; und die treu sind in der Liebe, läßt er ihm nicht nehmen. Denn seine Heiligen sind in Gnaden und Barmherzigkeit, und * er hat ein Aufsehen auf seine Auserwähleten.

    *Kapitel 4,15. Lukas 18,7.

  10. Aber die Gottlosen werden gestraft werden, nach dem sie gesinnet waren; denn sie achten des Gerechten nicht, und weichen vom Herrn.

  11. Denn wer die Weisheit und die Rute verachtet, der ist unselig; und ihre Hoffnung ist nichts, und ihre Arbeit ist umsonst, und ihr Thun ist nichts nütze.

  12. Ihre Weiber sind Närrinnen, und ihre Kinder boshaftig. Verflucht ist, was von ihnen geboren ist.

  13. Denn selig ist die Unfruchtbare, die unbefleckt ist, die da unschuldig ist des sündlichen Bettes; dieselbige wird's genießen zur Zeit, wenn man die Seelen richten wird.

  14. Desselbigen gleichen ein Unfruchtbarer, der nichts Unrechtes mit seiner Hand thut, noch Arges wider den Herrn denkt; dem wird gegeben für seinen Glauben eine sonderliche Gabe und ein besser Teil im Tempel des Herrn.

  15. Denn gute Arbeit giebt herrlichen Lohn, und die Wurzel des Verstandes verfaulet nicht.

  16. Aber die Kinder der Ehebrecher gedeihen nicht, und der Same aus unrechtem Bette wird vertilget werden.

    Kapitel 4,6.

  17. Und ob sie gleich lange lebeten, so müssen sie doch endlich zu Schanden werden, und ihr Alter wird doch zuletzt ohne Ehre sein.

  18. Sterben sie aber bald, so haben sie nichts zu hoffen, noch Trost zur Zeit des Gerichts.

  19. Denn der Ungerechten Geschlecht nimmt ein bös Ende.

    Psalm 37,38; 73,19.

Das 4. Kapitel.

Die Kinder der Ehebrecher. Vom frühzeitigen Sterben der Gerechten. Ende der Gottlosen.

  1. Besser ist's, keine Kinder haben, so man fromm ist; denn dasselbige bringet ewiges Lob; denn es wird bei Gott und den Menschen gerühmet.

  2. Ist es da, so nimmt man es zum Beispiel an; ist es aber dahin, so sehnt man sich darnach, und es pranget in ewigem Kranz, und behält den Sieg des keuschen Kampfs.

  3. Aber die fruchtbare Menge der Gottlosen ist nichts nütze; und was aus der Hurerei gepflanzt wird, das wird nicht tief wurzeln, noch gewissen Grund setzen.

    Sirach 23,35.

  4. Und ob sie eine Zeit lang an den Zweigen grünen, werden sie vom Winde bewegt, weil sie gar lose stehen, und werden vom starken Winde ausgerottet.

    Psalm 37,35.36.

  5. Und die unzeitigen Äste werden zerbrochen; und ihre Frucht ist unnütz, unreif zum Essen und zu nichts taugend.

  6. Denn die Kinder, so aus unehelichem Beischlaf geboren werden, müssen zeugen von der Bosheit wider die Eltern, wenn man sie fraget.

    Kapitel 3,16.

  7. Aber der Gerechte, ob er gleich zu zeitig stirbt, ist er doch in der Ruhe.

    Kapitel 3,1. Jesaja 57,2.

  8. Denn ein ehrliches Alter ist nicht, das lange lebet, oder viel Jahre hat:

  9. Klugheit unter den Menschen ist das rechte graue Haar, und ein unbefleckt Leben ist das rechte Alter.

  10. Er gefällt Gott wohl, und ist ihm lieb, und wird weggenommen aus dem Leben unter den Sündern,

    1. Mose 5,24.

  11. und wird hingerücket, daß die Bosheit seinen Verstand nicht verkehre, noch falsche Lehre seine Seele betrüge.

  12. Denn die bösen Beispiele verführen, und verderben einem das Gute, und die reizende Lust verkehret unschuldige Herzen.

    1. Korinther 15,33.

  13. Er ist bald vollkommen worden, und hat viel Jahre erfüllet.

  14. Denn seine Seele gefällt Gott; darum eilet er mit ihm aus dem bösen Leben.

    Vers 10.

  15. Aber die Leute, so es sehen, * achten's nicht, und nehmen's nicht zu Herzen, daß die Heiligen Gottes in Gnade und Barmherzigkeit sind, und daß er ein Aufsehen auf seine Auserwähleten hat.

    *Jesaja 57,1.

  16. Denn es verdammt der verstorbne Gerechte die lebendigen Gottlosen, und ein Junger, der bald vollkommen wird, das lange Leben des Ungerechten.

  17. Sie sehen wohl des Weisen Ende; aber sie merken nicht, was der Herr über ihm bedacht, und warum er ihn in Sicherheit gebracht hat.

  18. Sie sehen's wohl, und achten's nicht. Aber * der Herr verlachet sie, und werden darnach schändlich fallen, und eine Schmach sein unter den Toten ewiglich.

    *Psalm 2,4.

  19. Und er wird sie unversehens herniederstürzen, und wird sie aus dem Grund reißen, daß sie gar zu Boden gehen.

  20. Und sie werden in Ängsten sein, und * ihr Gedächtnis wird verloren sein. Sie werden aber kommen verzagt mit dem Gewissen ihrer Sünden, und ihre eignen Sünden werden sie unter Augen schelten.

    *Sprüche 10,7.

Das 5. Kapitel.

Die Reue der Gottlosen beim Gericht kommt zu spät.

  1. Alsdann wird der Gerechte stehen mit großer Freudigkeit wider die, so ihn geängstet haben, und so seine Arbeit verworfen haben.

    2. Thessalonicher1,6.

  2. Wenn dieselbigen dann solches sehen, werden sie grausam erschrecken vor solcher Seligkeit, der sie sich nicht versehen hätten;

  3. und werden unter einander reden mit Reue, und vor Angst des Geistes seufzen: Das ist der, welchen wir vormals für einen Spott hatten und für ein höhnisch Beispiel.

  4. Wir Narren hielten sein Leben für unsinnig und sein Ende für eine Schande.

  5. Wie ist er nun gezählet unter die Kinder Gottes, und sein Erbe ist unter den Heiligen!

  6. Darum so haben wir des rechten Weges gefehlet, und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geschienen, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen.

  7. Wir sind eitel unrechte und schädliche Wege gegangen, und gewandelt wüste Unwege; aber des Herrn Weg haben wir nicht gewußt.

  8. Was hilft uns nun die Pracht? Was bringt uns nun der Reichtum samt dem Hochmut?

  9. Es ist alles dahingefahren wie * ein Schatten und wie ein Geschrei, das vorüberfähret;

    *Kapitel 2,5.

  10. wie ein Schiff auf den Wasserwogen dahinläuft, von welchem man, so es vorüber ist, keine Spur finden kann, noch desselbigen Bahn in der Flut;

  11. oder wie ein Vogel, der durch die Luft fleuget (flieget), da man seines Weges keine Spur finden kann; denn er regt und schlägt in die leichte Luft, treibt und zerteilet sie mit seinen schwebenden Flügeln, und darnach findet man kein Zeichen solches Fluges darinnen;

  12. oder als wenn ein Pfeil abgeschossen wird zum Ziel, da die zerteilete Luft alsbald wieder zusammenfällt, daß man seinen Flug dadurch nicht spüren kann.

  13. Also auch wir, nachdem wir geboren sind gewesen, haben wir ein Ende genommen;

  14. und haben kein Zeichen der Tugend bewiesen; aber in unsrer Bosheit sind wir verzehret.

  15. Denn * des Gottlosen Hoffnung ist wie ein Staub, vom Winde verstreuet, und wie ein dünner Reif, von einem Sturm vertrieben, und wie ein Rauch, vom Winde verweht, und wie man eines vergisset, der nur einen Tag Gast gewesen ist.

    *Sprüche 10,25.28.

  16. Aber die Gerechten werden ewiglich leben, und der * Herr ist ihr Lohn, und der Höchste sorget für sie.

    *1. Mose 1,15.

  17. Darum werden sie empfahen (empfangen) * ein herrliches Reich und eine + schöne Krone von der Hand des Herrn. Denn er wird sie mit seiner Rechten beschirmen, und mit seinem Arm verteidigen.

    *Daniel 7,18.+2. Timotheus 4,8.

  18. Er wird seinen Eifer nehmen zum Harnisch, und wird die Kreatur rüsten zur Rache über die Feinde.

  19. Er wird Gerechtigkeit anziehen zum Panzer, und wird das ernste Gericht aufsetzen zum Helm.

    Jesaja 59,17.

  20. Er wird Heiligkeit nehmen zum unüberwindlichen Schilde;

  21. er wird den strengen Zorn * wetzen zum Schwert, und die Welt wird mit ihm zum Streit ausziehen wider die Unweisen.

    *Psalm 7,13.

  22. Die Geschosse der Blitze werden gleich zutreffen, und werden aus den Wolken als von einem hart gespannten Bogen fahren zum Ziel.

  23. Und wird dicker Hagel fallen aus der Schleuder des Zorns. So wird auch des Meers Wasser wider sie wüten, und die Ströme werden sich mit einander heftig ergießen.

  24. Und wird auch ein starker Wind sich wider sie legen, und wird sie wie ein Wirbel zerstreuen.

Das 6. Kapitel.

Aufforderung an die Regenten der Erde, nach Gerechtigkeit und Weisheit zu streben.

  1. Ungerechtigkeit verwüstet alle Lande, und böses Leben stürzt die Stühle der Gewaltigen.

  2. So höret nun, ihr Könige, und merket; lernet, ihr Richter auf Erden;

    Psalm 2,10.

  3. nehmet zu Ohren, die ihr über viele herrschet, die ihr euch erhebt über den Völkern!

  4. Denn euch ist die Obrigkeit gegeben vom Herrn, und die Gewalt vom Höchsten, welcher wird fragen, wie ihr handelt, und forschen, was ihr ordnet.

    Römer 13,1.

  5. Denn ihr seid seines Reichs Amtleute; aber ihr führet euer Amt nicht fein, und haltet kein Recht, und thut nicht nach dem, das der Herr geordnet hat.

  6. Er wird gar greulich und kurz über euch kommen, und es wird ein gar scharf Gericht gehen über die Oberherrn.

  7. Denn den Geringen widerfähret Gnade; aber die Gewaltigen werden gewaltiglich gestraft werden.

  8. Denn der, so aller Herr ist, wird keines Person fürchten, noch die Macht scheuen; er hat beide, die Kleinen und Großen, gemacht, und sorget für alle gleich.

  9. Über die Mächtigen aber wird ein stark Gericht gehalten werden.

  10. Mit euch, Tyrannen, rede ich, auf daß ihr Weisheit lernet, und daß ihr nicht in Sünde fallet.

  11. Denn wer heilige Lehre heiliglich behält, der wird heilig gehalten; und wer dieselbige wohl lernet, der wird wohl bestehen.

  12. So laßt euch nun meine Rede gefallen; begehrt sie, und laßt euch lehren!

  13. Denn die Weisheit ist schön und unvergänglich, und läßt sich gern sehen von denen, die sie lieb haben, und läßt sich finden von denen, die sie suchen.

    Sprüche 8,17.

  14. Ja, sie begegnet und giebt sich selbst zu erkennen denen, die sie gerne haben.

  15. Wer sie gern bald hätte, bedarf nicht viel Mühe; er findet sie vor seiner Thür auf ihn warten.

  16. Denn nach ihr trachten, das ist die rechte Klugheit; und wer wacker ist nach ihr, darf nicht lange sorgen.

  17. Denn sie gehet umher und sucht, wer ihrer wert sei, und erscheinet ihm gern unterwegen, und hat acht auf ihn, daß sie ihm begegne.

  18. Denn wer sich gern läßt weisen, da ist gewißlich der Weisheit Anfang; wer sie aber achtet, der hat sie lieb.

  19. Wer sie lieb hat, der hält ihre Gebote; wo man aber die Gebote hält, da ist unvergänglich Wesen gewiß.

  20. Wo aber unvergänglich Wesen ist, da ist man Gott nahe.

  21. Wer nun Lust hat zur Weisheit, den macht sie zum Herrn.

  22. Habt ihr nun Gefallen an Thron und Scepter, ihr Herrscher der Völker,

  23. so haltet die Weisheit in Ehren, auf daß ihr ewiglich herrschet.

  24. Was aber Weisheit ist, und woher sie komme, will ich euch verkündigen, und will euch die * Geheimnisse nicht verbergen, sondern forschen von Anfang der Kreatur, und will sie öffentlich zu erkennen dargeben, und will der Wahrheit nicht sparen.

    *Matthäus 13,35.

  25. Denn ich will mit dem giftigen Neid nicht zu thun haben; denn derselbige hat nichts an der Weisheit.

    Jakobus 3,14.15.

  26. Wenn aber der Weisen viel sind, das ist der Welt Heil; und ein kluger König ist des Volks Glück.

  27. Darum laßt euch weisen durch meine Worte; das wird euch frommen.

Das 7. Kapitel.

Der Weisheit Vortrefflichkeit.

  1. Ich bin auch ein sterblicher Mensch gleichwie die andern, geboren vom Geschlechte des ersten, aus Erde geschaffenen Menschen;

  2. und bin ein Fleisch gebildet im Mutterleibe zehn Monate lang, in Blut zusammengeronnen aus Mannssamen durch Lust im Beischlafen;

  3. und habe auch, da ich geboren war, Odem geholet aus der gemeinen Luft; und bin auch gefallen aufs Erdreich, das uns alle gleich trägt; und Weinen ist auch gleichwie der andern meine erste Stimme gewesen;

  4. und bin in den Windeln auferzogen mit Sorgen.

  5. Denn es hat kein König einen andern Anfang seiner Geburt,

  6. sondern sie haben alle einerlei Eingang in das Leben und gleichen Ausgang.

  7. Darum so bat ich, und mir ward Klugheit gegeben; ich rief, und mir kam der Geist der Weisheit.

  8. Und ich hielt sie teurer denn Königreiche und Fürstentümer, und Reichtum hielt ich für nichts gegen sie.

  9. Ich verglich ihr keinen Edelstein; denn alles Gold ist gegen sie wie geringer Sand, und Silber ist wie Kot gegen sie zu rechnen.

    Hiob 28,15.16. Sprüche 8,10.11.

  10. Ich hatte sie lieber denn gesunden und schönen Leib, und erwählete sie mir zum Licht; denn der Glanz, so von ihr gehet, verlischet nicht.

  11. Es kam mir aber alles Gute mit ihr, und unzähliger Reichtum in ihrer Hand.

    1. Könige 3,13.

  12. Ich war in allen Dingen fröhlich. Das macht, die Weisheit ging mir in denselbigen vor; ich wußte es aber nicht, daß solches von ihr käme.

  13. Einfältiglich hab ich's gelernet, mildiglich teile ich's mit; ich will ihren Reichtum nicht verbergen.

  14. Denn sie ist den Menschen ein unendlicher Schatz; die sein gebrauchen, werden Gottes Freunde, und sind angenehm, darum daß ihnen gegeben ist, sich weisen zu lassen.

  15. Gott aber gebe mir, weislich zu reden, und nach solcher Gabe der Weisheit recht zu gedenken. Denn er ist's, der auf dem Wege der Weisheit führet, und die Weisen regiert.

  16. Denn in seiner Hand sind beide, wir selbst und unsre Rede, dazu alle Klugheit und Kunst in allerlei Geschäften.

  17. Denn er hat mir gegeben gewisse Erkenntnis alles Dinges, daß ich weiß, wie die Welt gemacht ist, und die Kraft der Elemente;

  18. der Zeit Anfang, Ende und Mittel; wie der Tag zu- und abnimmt; wie die Zeit des Jahrs sich ändert,

  19. und wie das Jahr herumläuft; wie die Sterne stehen;

  20. die Art der zahmen und der wilden Tiere; wie der Wind so stürmet; und was die Leute im Sinn haben; mancherlei Art der Pflanzen und Kraft der Wurzeln.

  21. Ich weiß alles, was verborgen und offenbar ist; denn die Weisheit, so aller Kunst Meister ist, lehrte mich's.

  22. Denn es ist in ihr ein Geist, der verständig ist, heilig, einig, mannigfaltig, fein, behend, durchdringend, rein, klar, sanft, freundlich, ernst, frei, wohlthätig,

  23. leutselig, fest, gewiß, sicher; vermag alles, * siehet alles, und gehet durch alle Geister, wie verständig, lauter, fein sie sind.

    *1. Korinther 2,10.

  24. Denn die Weisheit ist das Allerbehendeste; sie fähret und gehet durch alles, so gar lauter ist sie.

  25. Denn sie ist das Hauchen der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines zu ihr kommen.

  26. Denn sie ist ein Glanz des ewigen Lichts und ein unbefleckter Spiegel der göttlichen Kraft und ein Bild seiner Gütigkeit.

    Ebräer 1,3. (Hebräer 1,3.)

  27. Sie ist einig und thut doch alles. Sie bleibt, das sie ist, und verneuet doch alles; und für und für giebt sie sich in die heiligen Seelen, und macht Gottes Freunde und Propheten.

  28. Denn Gott liebet niemand, er bleibe denn bei der Weisheit.

  29. Sie gehet einher herrlicher denn die Sonne und alle Sterne; und gegen das Licht gerechnet, gehet sie weit vor.

  30. Denn das Licht muß der Nacht weichen; aber die Bosheit überwältiget die Weisheit nimmermehr.

Das 8. Kapitel.

Der Weisheit Nutzen und Frommen.

  1. Sie reicht von einem Ende zum andern gewaltiglich, und regiert alles wohl.

  2. Dieselbige hab ich geliebt und gesucht von meiner Jugend auf, und gedachte mir sie zur Braut zu nehmen; denn ich habe ihre Schöne liebgewonnen.

  3. Sie ist herrliches Adels; denn ihr Wesen ist bei Gott, und der Herr aller Dinge hat sie lieb.

    Johannes 1,1.

  4. Sie ist der heimliche Rat in Gottes Erkenntnis und ein Angeber seiner Werke.

    Kapitel 9,9. Sprüche 8,22-31.

  5. Ist Reichtum ein köstlich Ding im Leben: was ist reicher denn die Weisheit, die alles schafft?

    Kapitel 7,8.9.

  6. Thut's aber Klugheit: wer ist unter allen ein künstlicherer Meister denn sie?

  7. Hat aber jemand Gerechtigkeit lieb: ihre Arbeit ist eitel Tugend; denn sie lehret Zucht, Klugheit, Gerechtigkeit und Stärke, welche das Allernützeste sind im Menschenleben.

  8. Begehrt einer viel Dinge zu wissen, so kann sie erraten, beide was vergangen und zukünftig ist. Sie verstehet sich auf verdeckte Worte, und weiß die Rätsel aufzulösen. Zeichen und Wunder weiß sie zuvor, und wie es zu den Zeiten und Stunden ergehen soll.

  9. Ich habe es beschlossen, mir sie * zur Gespielin zu nehmen; denn ich weiß, daß sie mir ein guter Ratgeber sein wird und ein Tröster in Sorgen und Traurigkeit.

    *Sprüche 7,4.

  10. Ich werde durch dieselbige Herrlichkeit bei dem Volk haben und Ehre bei den Alten, obschon ich jung bin.

  11. Ich werde scharf erfunden werden im Gericht, und bei den Gewaltigen wird man sich mein verwundern.

    1. Könige 3,28.

  12. Wenn ich schweige, werden sie auf mich harren; wenn ich rede, werden sie aufmerken; wenn ich fortrede, werden sie die Hände auf ihren Mund legen.

  13. Ich werde einen unsterblichen Namen durch sie bekommen, und ein ewiges Gedächtnis bei meinen Nachkommen lassen.

  14. Ich werde Leute regieren, und Heiden werden mir unterthan sein.

  15. Grausame Tyrannen werden sich fürchten, wenn sie mich hören; und bei dem Volk werde ich gütig erfunden, und im Krieg ein Held. Komme ich aber heim, so hab ich meine Ruhe an ihr.

  16. Denn es ist kein Verdruß, mit ihr umzugehen, noch Unlust, um sie zu sein, sondern Lust und Freude.

  17. Solches bedachte ich bei mir, und nahm es zu Herzen; denn welche ihre Verwandten sind, haben ewiges Wesen;

  18. und welche ihre Freunde sind, haben reine Wollust; und kommt unendlicher Reichtum durch die Arbeit ihrer Hände und Klugheit durch ihre Gesellschaft und Gespräch und ein guter Ruhm durch ihre Gemeinschaft und Rede. Darum bin ich umhergegangen zu suchen, daß ich sie zu mir brächte.

  19. Denn ich war ein Kind guter Art, und habe bekommen eine feine Seele.

  20. Oder vielmehr, da ich gut war, kam ich in einen unbefleckten Leib.

  21. Da ich aber erfuhr, daß ich nicht anders könnte züchtig sein, es gäbe mir's denn Gott (und dasselbige war auch Klugheit, erkennen, wes solche Gnade ist), trat ich zum Herrn, und bat ihn, und sprach von meinem ganzen Herzen:

Das 9. Kapitel.

Gebet zu Gott um Weisheit.

  1. O Gott meiner Väter und Herr aller Güte, der du alle Dinge durch dein Wort gemacht,

  2. und den Menschen durch deine Weisheit bereitet hast, daß er * herrschen solle über die Kreatur, so von dir gemacht ist,

    *1. Mose 1,26.28.

  3. daß er die Welt regieren solle mit Heiligkeit und Gerechtigkeit, und mit rechtem Herzen richten,

  4. * gieb mir die Weisheit, die bei dir auf deinem Throne sitzt, und verwirf mich nicht aus deinen Kindern.

    *2. Chronik 1,10.

  5. Denn ich bin * dein Knecht und deiner Magd Sohn, ein schwacher Mensch und kurzes Lebens, und zu gering im Verstand des Rechtes und Gesetzes.

    *Psalm 116,16.

  6. Und wenn gleich einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre, so gilt er doch nichts, wo er ohne die Weisheit ist, so von dir kommt.

  7. Und hast mich erwählet zum Könige über dein Volk und zum Richter über deine Söhne und Töchter;

  8. und hießest mich einen Tempel bauen auf deinem heiligen Berge und einen Altar in der Stadt deiner Wohnung, der da gleich wäre der heiligen Hütte, welche du vor Zeiten bereiten ließest,

    1. Könige 8,19.

  9. und mit dir deine Weisheit, welche deine Werke weiß, und * dabei war, da du die Welt machtest, und erkennet, was dir wohlgefällt, und was richtig ist nach deinen Geboten.

    *Sprüche 8,22.

  10. Sende sie herab aus deinem heiligen Himmel und von dem Thron deiner Herrlichkeit; sende sie, daß sie bei mir sei, und mit mir arbeite, daß ich erkenne, was dir wohlgefalle;

  11. denn * sie weiß alles und verstehet's. Und laß sie mich leiten in meinen Werken mäßiglich und mich behüten durch ihre Herrlichkeit,

    *Kapitel 8,8.

  12. so werden dir meine Werke angenehm sein, und werde dein Volk recht richten, und würdig sein des Throns meines Vaters.

  13. Denn welcher Mensch weiß Gottes Rat? oder wer kann denken, was der Herr will?

    Römer 11,34.

  14. Denn der sterblichen Menschen Gedanken sind ungewiß, und unsre Anschläge sind gefährlich.

  15. Denn der sterbliche Leib beschweret die Seele, und die irdische Hütte drückt den zerstreueten Sinn.

  16. Wir treffen das kaum, so auf Erden ist, und erfinden schwerlich, das unter Händen ist: wer will denn erforschen, das im Himmel ist?

  17. Wer will deinen Rat erfahren? Es sei denn, daß du Weisheit gebest, und sendest deinen heiligen Geist aus der Höhe,

  18. und also richtig werde das Thun auf Erden, und die Menschen lernen, was dir gefällt,

  19. und durch die Weisheit errettet werden.

Das 10. Kapitel.

Die Geschichte lehrt, das der Besitz der Weisheit glücklich, der Mangel an Weisheit unglücklich macht.

  1. Dieselbige Weisheit behütete den, so am ersten gemacht, und alleine geschaffen ward zum Vater der Welt;

    1. Mose 1,28; 2,7.

  2. und brachte ihn aus seiner Sünde, und gab ihm Kraft, * über alles zu herrschen.

    *Kapitel 9,2.

  3. Da aber der Ungerechte von ihr abfiel durch seinen Zorn, verdarb er von wegen des wütigen Brudermords.

    1. Mose 4,8.11.

  4. Und als die Erde um desselbigen willen mit der Sintflut verderbet ward, half die Weisheit wiederum, und leitete den Gerechten durch ein geringes Holz.

    Kapitel 14,5.6.

  5. Dieselbige, nachdem die Heiden in ihrer böslichen Einigkeit waren * verwirret worden, + fand sie den Gerechten, und erhielt ihn unsträflich vor Gott, und ließ ihn fest sein ** wider das väterliche Herz gegen den Sohn.

    *1. Mose 11,7.+1. Mose 12,1.**1. Mose 22,10.

  6. Dieselbige erlöste den Gerechten, da die Gottlosen umkamen, da er floh vor dem Feuer, das über die fünf Städte fiel,

    1. Mose 19,16.17.

  7. welcher verwüstet Land rauchet noch, und ist ein Zeugnis der Bosheit samt den Bäumen, so unreife Früchte tragen, und der Salzsäule, die da stehet zum Gedächtnis der ungläubigen Seele.

  8. Denn die, so die Weisheit nicht achten, haben nicht allein den Schaden, daß sie das Gute nicht kennen, sondern lassen auch ein Gedächtnis hinter sich den Lebendigen, daß sie nicht mögen verborgen bleiben in dem, darin sie irregegangen sind.

  9. Aber die Weisheit errettet die aus aller Mühsal, so sich an sie halten.

  10. Dieselbige leitete den Gerechten, so * vor seines Bruders Zorn flüchtig sein mußte, strackes Weges, und zeigte ihm das Reich Gottes, und gab ihm zu erkennen, was heilig ist, und half ihm in seiner Arbeit, daß + er wohl zunahm, und viel Guts mit seiner Arbeit gewann;

    *1. Mose 27,42.43; 28.+1. Mose 30,43.

  11. und war bei ihm, da er übervorteilet ward von denen, die ihm Gewalt thaten, und machte ihn reich;

  12. sie bewahrete ihn vor Feinden, und machte ihn sicher vor denen, so ihm nachstelleten; und * gab ihm Sieg in starkem Kampf, daß er erführe, + wie Gottseligkeit mächtiger ist denn alle Dinge.

    *1. Mose 32,29.+1. Timotheus 4,8.

  13. Dieselbige verließ den verkauften Gerechten nicht, sondern behütete ihn vor der Sünde, fuhr mit ihm hinab in den Kerker;

    1. Mose 37,28; 39,8.9.21.

  14. und in den Banden verließ sie ihn nicht, bis daß sie ihm zubrachte das Scepter des Königreichs und Obrigkeit über die, so ihm Gewalt gethan hatten; und machte die zu Lügnern, die ihn getadelt hatten; und gab ihm eine ewige Herrlichkeit.

    1. Mose 41,41.

  15. Dieselbige erlösete das heilige Volk und unsträflichen Samen aus den Heiden, die sie plagten.

    2. Mose 12,51.

  16. Sie kam in die Seele des Dieners des Herrn, und widerstund den grausamen Königen durch Wunder und Zeichen.

    2. Mose 7,10.

  17. Sie * belohnte den Heiligen ihre Arbeit, und leitete sie durch wunderliche Wege; und war ihnen + des Tages ein Schirm und des Nachts eine Flamme wie das Gestirn.

    *2. Mose 3,21.+2. Mose 13,21.

  18. Sie führte sie durchs Rote Meer, und leitete sie durch große Wasser;

    2. Mose 14,22.

  19. aber ihre Feinde ersäufte sie, und warf sie aus von dem Grunde der Tiefe.

    2. Mose 14,30.

  20. Darum nahmen die Gerechten Raub von den Gottlosen, und * priesen deinen heiligen Namen, Herr, und lobeten einmütiglich deine sieghafte Hand.

    *2. Mose 15,1-18.

  21. Denn die Weisheit öffnete der Stummen Mund, und machte der Unmündigen Zungen beredt.

    2. Mose 4,12.

Das 11. Kapitel.

Fortsetzung.

  1. Sie führte derselbigen Werke durch die Hand eines heiligen Propheten;

  2. und geleitete sie durch eine wilde Wüste, daß sie Gezelte aufschlugen in der Einöde,

    2. Mose 15,27.

  3. und ihren Feinden widerstunden, und sich rächeten an ihren Widersachern.

    2. Mose 17,10-13.

  4. Da sie dürstete, riefen sie dich an, und ihnen ward Wasser gegeben aus dem schroffen Fels, und löscheten den Durst aus hartem Stein.

    2. Mose 17,6.

  5. Und eben dadurch ihre Feinde geplagt wurden, dadurch geschah ihnen Gutes, da sie Not litten.

  6. Denn wie jene erschraken vor dem Blut, so anstatt des fließenden Wassers kam,

    2. Mose 7,20.

  7. zur Strafe des Gebots, daß * man die Kinder töten mußte: also gabest du diesen Wassers die Fülle unversehens,

    *2. Mose 1,15.16.22.

  8. und zeigtest damit an durch jener Durst, wie du die Widersacher plagest.

  9. Denn da diese versucht und mit Gnaden gezüchtiget wurden, erkannten sie, wie die Gottlosen mit Zorn gerichtet und gequälet werden.

  10. Diese zwar hast du als ein Vater vermahnet und geprüfet, jene aber als ein strenger König gestraft und verdammt.

    5. Mose 8,2. Ebräer (Hebräer) 12,6.7.

  11. Und es wurden beide, die dabei waren, und die nicht dabei waren, gleich geplagt.

  12. Denn es kam zwiefältig Leid über sie, dazu auch Seufzen, so sie des Vorigen gedachten.

  13. Denn da sie höreten, daß diesen dadurch Gutes geschah, durch welches sie gequälet wurden, fühleten sie den Herrn.

  14. Denn den sie vormals verächtlich verstoßen und verworfen hatten, und ihn verlachten, des mußten sie sich zuletzt, da es so hinausging, verwundern, da sie gar anders dürsteten denn die Gerechten.

  15. Also auch für die tollen Gedanken ihres ungerechten Wandels, durch welche sie betrogen unvernünftiges Gewürm und * verächtliche Tiere anbeteten, sandtest du unter sie die Menge der unvernünftigen Tiere zur Rache;

    *Kapitel 12,24.

  16. auf daß sie erkenneten, daß, * womit jemand sündiget, damit wird er auch geplagt.

    *Kapitel 16,1.

  17. Denn es mangelte deiner allmächtigen Hand nicht (welche hat die Welt geschaffen aus ungestaltetem Wesen), über sie zu schicken eine Menge von Bären oder mutige Löwen

  18. oder neu geschaffene, grimmige, unbekannte Tiere, oder die da Feuer spieen, oder mit grimmigem Rauch schnaubeten, oder grausame Funken aus den Augen blitzeten;

  19. welche nicht allein mit Versehrung sie mochten verderben, sondern auch wohl mit ihrem schrecklichen Anblick vernichten.

  20. Ja, sie mochten wohl ohne das durch einen einigen Odem fallen, mit Rache verfolget, und durch den Geist deiner Kraft zerstreuet werden.

  21. Aber du hast alles geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht. Denn groß Vermögen ist allezeit bei dir, und wer kann der Macht deines Arms widerstehen?

    Jesaja 40,26.

  22. Denn die Welt ist vor dir wie ein Stäublein an der Wage und wie ein Tropfen des Morgentaues, der auf die Erde fällt.

    Jesaja 40,15.

  23. Aber du erbarmest dich über alles; denn du hast Gewalt über alles, und übersiehest der Menschen Sünden, daß sie sich bessern sollen.

  24. Denn du liebest alles, das da ist, und hassest nichts, was du gemacht hast; denn du hast ja nichts bereitet, da du Haß zu hättest.

  25. Wie könnte etwas bleiben, wenn du nicht wolltest? oder wie könnte erhalten werden, das du nicht gerufen hättest?

  26. Du schonest aber aller; denn sie sind dein, Herr, * du Liebhaber des Lebens,

    *Hesekiel 18,23; 33,11.

Das 12. Kapitel.

Preis göttlicher Langmut und Gerechtigkeit.

  1. und dein unvergänglicher Geist ist in allen.

  2. Darum strafest du säuberlich die, so da fallen, und erinnerst sie mit Zucht, woran sie sündigen, auf daß sie von der Bosheit loswerden, und an dich, Herr, glauben.

  3. Denn da du feind warest den vorigen Einwohnern deines heiligen Landes,

  4. darum daß sie feindselige Werke begingen mit Zaubern,

  5. und wolltest durch unsrer Väter Hände vertilgen die ungöttlichen Opferer und unbarmherzigen Mörder ihrer Söhne,

    5. Mose 18,9-12.

  6. (die da Menschenfleisch fraßen, und greulich Blut soffen, damit sie dir Gottesdienst erzeigen wollten; und die, so Eltern waren, erwürgeten die Seelen, so keine Hilfe hatten;)

  7. auf daß das Land, so vor dir unter allen das edelste war, eine würdige Wohnung würde der Kinder Gottes:

  8. dennoch verschontest du derselbigen als Menschen, und sandtest Vortraber her vor deinem Heer, * die Hornissen, auf daß sie dieselbigen mit der Zeit vertilgten.

    *2. Mose 23,28.

  9. Es war dir zwar nicht unmöglich, die Gottlosen im Streit den Gerechten zu unterwerfen, oder durch grausame Tiere oder sonst etwa mit einem harten Wort alle zugleich zu zerschmettern;

  10. aber du richtetest sie mit der Zeit, und ließest ihnen Raum zur Buße, wiewohl dir nicht unbewußt war, daß sie böser Art waren, und ihre Bosheit ihnen angeboren, und daß sie ihre Gedanken nimmermehr ändern würden.

    Römer 2,4.

  11. Denn sie waren ein * verfluchter Same vom Anfang. So hast du auch nicht darum, daß du jemand scheutest, ihre Sünden ungestraft gelassen.

    *1. Mose 9,25.

  12. Denn wer will zu dir sagen: Was thust du? Oder wer will deinem Gericht widerstehen? Oder wer will dich schuldigen um die vertilgeten Heiden, welche du geschaffen hast? Oder wer will sich zum Rächer wider dich setzen um der ungerechten Menschen willen?

    Daniel 4,32. Römer 9,20.

  13. Denn es ist außer dir kein Gott, der du sorgest * für alle, auf daß du beweisest, wie du nicht unrecht richtest.

    *Kapitel 6,8. 1. Petrus 5,7.

  14. Es kann dir auch weder König noch Tyrann unter Augen treten für die, so du strafest.

  15. Weil du aber gerecht bist, so regierest du alle Dinge recht, und achtest deiner Majestät nicht gemäß, jemand zu verdammen, der die Strafe nicht verdienet hat.

  16. Denn deine Stärke ist eine Herrschaft der Gerechtigkeit. Und weil du über alle herrschest, so * verschonest du auch aller.

    *Psalm 145,9.

  17. Denn du hast deine Stärke bewiesen an denen, so nicht glaubeten, daß du so gar mächtig wärest, und hast dich erzeiget an denen, die sich keck wußten.

  18. Aber du, gewaltiger Herrscher, richtest mit Lindigkeit, und regierest uns mit vielem Verschonen; denn du vermagst alles, was du willst.

  19. Dein Volk aber lehrest du durch solche Werke, daß der Fromme gütig sein soll; und deinen Kindern giebst du damit zu verstehen, sie sollen guter Hoffnung sein, daß du wollest Buße für die Sünden annehmen.

  20. Denn so du die Feinde deiner Kinder, und die des Todes schuldig waren, mit solchem Verzug und Schonen gestraft hast, und gabst ihnen Zeit und * Raum, damit sie konnten von ihrer Bosheit lassen:

    *Vers 10.

  21. mit wieviel größerm Bedacht richtest du deine Kinder, mit welcher Vätern du hast Eid und Bund viel guter Verheißungen aufgerichtet!

  22. Darum, indem du uns züchtigest, plagest du unsre Feinde tausendfältig, daß wir deine Güte bedenken, wenn wir richten; ob wir aber gerichtet würden, daß wir doch auf deine Barmherzigkeit trauen sollen.

  23. Daher du auch die Ungerechten, so ein unverständig Leben führeten, mit ihren eignen Greueln quäletest.

  24. Denn sie waren so gar weit in den Irrtum geraten, daß * sie auch die Tiere, so bei ihren Feinden verachtet waren, für Götter hielten, gleichwie die unverständigen Kinder betrogen.

    *Kapitel 11,15. Römer 1,23.

  25. Darum hast du auch eine spöttliche Strafe unter sie, als unter unverständige Kinder, geschickt.

  26. Da sie aber solche spöttische Vermahnung nicht bewegte, empfanden sie die ernste Gottesstrafe.

  27. Denn sie wurden eben dadurch gequälet, das sie für Götter hielten; welches sie gar übel verdroß, da sie den sahen, den sie vorhin nicht wollten kennen, * und mußten ihn für den wahren Gott bekennen; darum auch zuletzt die Verdammnis über sie kam.

    *2. Mose 8,15.

Das 13. Kapitel.

Thorheit des Götzendienstes.

  1. Es sind zwar alle Menschen von Natur eitel, so von Gott nichts wissen, und * an den sichtbarlichen Gütern den, + der es ist, nicht kennen, und sehen an den Werken nicht, wer der Meister ist;

    *Römer 1,19-21.+2. Mose 3,14. Offenbarung 1,4.

  2. sondern halten entweder das Feuer, oder Wind, oder schnelle Luft, oder die Sterne, oder mächtiges Wasser, oder die Lichter am Himmel für Götter, die die Welt regieren.

  3. So sie aber an derselbigen schöner Gestalt Gefallen hatten, und sie also für Götter hielten, sollten sie billig gewußt haben, wie gar viel besser der sei, der über solche der Herr ist; denn der aller Schöne Meister ist, hat solches alles geschaffen.

  4. Und so sich der Macht und Kraft verwunderten, sollten sie billig an denselbigen gemerkt haben, wieviel mächtiger der sei, der solches alles zubereitet hat.

  5. Denn es kann ja an der Größe und Schöne der Geschöpfe derselbigen Schöpfer als im Bilde erkannt werden.

  6. Wiewohl über diese nicht so gar hoch zu klagen ist; denn auch sie wohl irren können, wenn sie * Gott suchen und gerne fänden.

    *Apostelgeschichte 17,27.

  7. Denn so sie mit seinem Geschöpf umgehen und nachdenken, werden sie gefangen im Ansehen, weil die Kreaturen so schön sind, die man siehet.

  8. Doch sind sie damit nicht entschuldiget.

  9. Denn haben sie so viel mögen erkennen, daß sie konnten die Welt erforschen, warum haben sie nicht viel eher den Herrn derselbigen * gefunden?

    *Vers 6.

  10. Aber die sind unselig, und setzen ihre Hoffnung auf Totes, die da Menschengemächte Gott heißen, als Gold und Silber, das künstlich zugerichtet ist, und die Bilder der Tiere oder unnütze Steine, so vor alten Jahren gemacht sind.

  11. Als wenn ein Zimmermann, der zu arbeiten sucht, etwa einen Baum absäget und behauet, und schlichtet denselbigen wohl, und macht etwas Künstliches und Feines daraus, des man braucht zur Notdurft im Leben;

    Jesaja 44,13-20.

  12. die Späne aber von solcher Arbeit braucht er, Speise zu kochen, daß er satt werde.

  13. Was aber davon überbleibt, das sonst nichts nütze ist, weil es krumm und ästig Holz ist, nimmt und schnitzet er, wenn er müßig ist, mit Fleiß, und bildet's nach seiner Kunst meisterlich, und macht's eines Menschen oder verachteten Tiers Bilde gleich;

  14. und färbet's mit roter und weißer Farbe, rot und schön, und wo ein Flecken daran ist, streicht er's zu;

  15. und macht ihm ein feines Häuslein, und setzt's an die Wand, und * heftet's fest mit Eisen,

    *Jesaja 41,7.

  16. daß es nicht falle, so wohl versorgt er's; denn er weiß, daß es sich selber nicht helfen kann; denn es ist ein Bild, und bedarf wohl Hilfe.

  17. Und so er betet für seine Güter, für sein Weib, für seine Kinder, schämet er sich nicht, mit einem Leblosen zu reden;

  18. und rufet den Schwachen um Gesundheit an, bittet den Toten ums Leben, flehet zu dem Untüchtigen um Hilfe, und zu dem, so nicht gehen kann, um glückselige Reise;

  19. und um seinen Gewinn, Gewerbe und Hantierung, daß es wohl gelinge, bittet er den, so gar nichts vermag.

Das 14. Kapitel.

Fortsetzung

  1. Desgleichen thut, der da schiffen will, und durch wilde Fluten zu fahren gedenket, und rufet an ein viel fauler Holz, denn das Schiff ist, darauf er fähret.

  2. Denn dasselbige ist erfunden, Nahrung zu suchen, und der Meister hat's mit Kunst zubereitet.

  3. Aber deine Fürsichtigkeit, o Vater, regieret es; denn du auch im Meer Wege giebst und mitten unter den Wellen sichern Lauf,

  4. und beweisest damit, wie du an allen Enden helfen kannst, ob auch gleich jemand ohne Schiff ins Meer sich begäbe.

  5. Doch weil du nicht willst, daß ledig liege, was du durch deine Weisheit geschaffen hast, geschieht's, daß die Menschen ihr Leben auch so geringem Holz vertrauen, und bewahret werden im Schiff, damit sie durch die Meereswellen fahren.

  6. Denn auch vor alters, da * die hochmütigen Riesen umgebracht wurden, flohen die, an welchen Hoffnung blieb, die Welt zu mehren, + in ein Schiff, welches deine Hand regierte, und ließen also der Welt Samen hinter sich.

    *1. Mose 6,4.+1. Mose 7,17.

  7. Denn solch Holz, durch welches Gerechtigkeit geschieht, ist Segens wohl wert;

  8. aber des Fluchs wert ist das, so mit Händen geschnitzt wird, sowohl als der, der es schnitzet: dieser darum, daß er's machet; jenes darum, daß es Gott genannt wird, so es doch ein vergänglich Ding ist.

  9. Denn Gott ist * beiden gleich feind, dem Gottlosen und seinem gottlosen Geschäfte,

    *Psalm 115,8.

  10. und wird das Werk samt dem Meister gestrafet werden.

  11. Darum werden auch die * Götzen der Heiden heimgesucht; denn sie sind aus der Kreatur Gottes zum Greuel und zum Ärgernis der Menschen Seelen und zum Stricke den Unverständigen worden.

    *Jeremia 46,25.

  12. Denn Götzen aufrichten, ist der Hurerei Anfang; und dieselbigen erdenken, ist des Lebens Verderben.

    2. Mose 34,15. Römer 1,23.24.

  13. Vom Anfang sind sie nicht gewesen, werden auch nicht ewig bleiben;

  14. sondern durch eitlen Wahn der Menschen sind sie in die Welt kommen, und darum ist ihnen auch ein schnelles Ende zugedacht.

  15. Denn ein Vater, so er über seinen Sohn, der ihm allzu frühe dahingenommen ward, Leid und Schmerzen trug, ließ er ein Bild machen, und fing an, den, so ein toter Mensch war, nun für Gott zu halten, und stiftete für die Seinen einen Gottesdienst und Opfer.

  16. Darnach mit der Zeit ward solche gottlose Weise befestigt, und für ein Recht gehalten, * daß man auch mußte Bilder ehren auf der Tyrannen Gebot.

    *Daniel 3,5.

  17. Desselbigen gleichen, welche die Leute nicht konnten unter Augen ehren, darum daß sie zu ferne wohneten, ließen sie aus fernen Landen das Angesicht abmalen, und machten ein löblich Bild des herrlichen Königs, auf daß sie mit Fleiß heucheln möchten dem Abwesenden als dem Gegenwärtigen.

  18. So trieb auch der Künstler Ehrgeizigkeit die Unverständigen, zu stärken solchen Gottesdienst.

  19. Denn welcher dem Fürsten wollte wohldienen, der machte das Bild mit aller Kunst aufs feinste.

  20. Der Haufe aber, so durch solch fein Gemächte gereizt ward, fing an, den für einen Gott zu halten, welcher kurz zuvor für einen Menschen geehret war.

  21. Aus solchem kam der Betrug in die Welt: wenn den Leuten etwas angelegen war, oder wollten den Tyrannen gefällig sein, gaben sie den Steinen und Holz solchen Namen, der doch denselbigen nicht gebührte.

  22. Darnach ließen sie sich nicht dran genügen, daß sie in Gottes Erkenntnis irreten, sondern, ob sie gleich in einem wüsten, wilden Wesen der Unweisheit lebeten, nannten sie doch solchen Krieg und Übel Frieden.

  23. Denn entweder * sie würgen ihre Kinder zum Opfer, oder pflegen Gottesdienst, der nicht zu sagen ist, oder halten wütige Fresserei nach sonderlichen Satzungen;

    *Kapitel 12,5.6.

  24. und haben fürder weder reinen Wandel noch Ehe, sondern einer erwürget den andern mit List, oder beleidigt ihn mit Ehebruch;

  25. und gehet bei ihnen unter einander her Blut, Mord, Diebstahl, Falsch, Betrug, Untreue, Pochen, Meineid, Unruhe der Frommen,

    Römer 1,28-32.

  26. Undank, der jungen Herzen Ärgernis, stumme Sünden, Blutschande, Ehebruch, Unzucht.

  27. Denn den schändlichen Götzen dienen, ist alles Bösen Anfang, Ursache und Ende.

  28. Halten sie Feiertage, so thun sie, als wären sie wütend; weissagen sie, so ist's eitel Lügen. Sie leben nicht recht, schwören leichtfertig falschen Eid.

  29. Denn weil sie glauben an die leblosen Götzen, besorgen sie sich keines Schadens, wenn sie fälschlich schwören.

  30. Doch wird aller beider Recht über sie kommen: des, daß sie nicht recht von Gott halten, weil sie auf die Götzen achten, und des, daß sie unrecht und fälschlich schwören, und achten kein Heiliges.

  31. Denn der Ungerechten Bosheit nimmt ein Ende, nicht durch die Gewalt derer, bei denen sie schwören, sondern durch die Strafe, die sie verdienen mit ihrem Sündigen.

Das 15. Kapitel.

Seligkeit der wahren Erkenntnis Gottes. Weitere Schilderung der blinden Götzendiener.

  1. Aber du, unser Gott, bist freundlich und treu und geduldig, und regierst alles mit Barmherzigkeit.

    2. Mose 34,6.

  2. Und wenn wir gleich sündigen, sind wir doch dein, und kennen deine Macht. Weil wir aber solches wissen, daß wir für die Deinigen gerechnet werden, sündigen wir nicht.

  3. Denn dich kennen, ist eine vollkommne Gerechtigkeit; und deine Macht wissen, ist eine Wurzel des ewigen Lebens.

    Johannes 17,3.

  4. Denn uns verführen nicht so der Menschen böse Fündlein, noch der Maler unnütze Arbeit, nämlich ein bunt Bild mit mancherlei Farbe,

  5. welches Gestalt die Unverständigen ärgert; und die gern Böses thun, haben auch ihre Lust an dem leblosen und toten Bilde.

  6. Sie sind auch solcher Frucht wert, beide, die sie machen, und die sie begehren und ehren.

  7. Ein Töpfer, der den weichen Thon mit Mühe arbeitet, machet allerlei Gefäß zu unserm Brauch. Er macht aber aus einerlei Thon beide, Gefäße, die zu reinen, und zugleich auch, die zu unreinen Werken dienen. Aber wozu ein jegliches derselbigen soll gebraucht werden, das stehet bei dem Töpfer.

  8. Aber das ist eine elende Arbeit, wenn er aus demselbigen Thon einen nichtigen Gott macht, so er selbst doch nicht lange zuvor * von Erde gemacht ist, und über ein kleines wieder dahinfähret, davon er genommen ist, wenn die Seele, so ihm geliehen war, von ihm + gefordert wird.

    *1. Mose 2,7; 3,19.+Lukas 12,20.

  9. Aber seine Sorge stehet darauf, nicht daß er hinsterben muß, noch daß er so ein kurz Leben hat, sondern daß er um die Wette arbeite mit den Goldschmieden und Silberschmieden, und daß er's den Rotgießern nachthun möge; und er hält's für einen Ruhm, daß er trügliche Arbeit macht.

  10. Denn seines Herzens Gedanken sind wie Asche, und seine Hoffnung geringer denn Erde, und sein Leben verächtlicher denn Thon;

  11. weil er den nicht kennet, der ihn gemacht, und ihm die Seele, so in ihm wirkt, eingegossen, und den lebendigen Odem eingeblasen hat.

  12. Sie halten auch das menschliche Leben für einen Scherz und menschlichen Wandel für einen Jahrmarkt; geben vor, man müsse allenthalben Gewinst suchen, auch durch böse Stücke.

  13. Diese wissen vor allen, daß sie sündigen, wenn sie solche lose Dinge und * Bilder aus irdischem Thon machen.

    *5. Mose 4,16.

  14. Sie sind aber thörichter und elender denn ein Kind (nämlich die Feinde deines Volks, welches sie unterdrücken),

  15. daß sie allerlei Götzen der Heiden für Götter halten, welcher Augen nicht sehen, noch ihre Nasen Luft holen, noch die Ohren hören, noch die Finger an ihren Händen fühlen können, und ihre Füße gar faul sind zu wandern.

    Psalm 115,5-7.

  16. Denn ein Mensch hat sie gemacht, und der den Odem von einem andern hat, hat sie gebildet.

  17. Ein Mensch aber kann ja nicht einmal einen Gott machen, der ihm gleich sei; denn er ist sterblich, und macht einen Toten mit seinen gottlosen Händen. Er ist ja besser denn das, dem er Gottesdienst thut; denn er lebet doch, jene aber nimmermehr.

  18. Dazu ehren sie auch die allerfeindseligsten Tiere, welche, so man sie gegen andre unvernünftige Tiere hält, sind sie viel ärger.

    Kapitel 11,16; 12,24.

  19. Denn sie sind nicht lieblich wie andre Tiere, die fein anzusehen sind, und sind von Gott weder gelobt noch gesegnet.

Das 16. Kapitel.

Strafen, welche Gott an den Ägyptern vollzog; Wohlthaten, welche er Israel erzeigte.

  1. Darum wurden sie mit derselbigen gleichen billig geplagt, und wurden durch die Menge des Ungeziefers gemartert.

    Kapitel 11,16.

  2. Gegen welche Plage thatest du deinem Volk Gutes, und bereitetest ihm ein neu Essen, nämlich Wachteln zur Nahrung, nach welcher sie lüstern waren;

    2. Mose 16,13. 4. Mose 11,31.

  3. auf daß jene, so sie nach Speise lüstern waren, wegen des scheußlichen Ansehens der zugeschickten Tiere sich auch von der nötigen Nahrung abwandten; diese aber, so eine kleine Zeit Mangel litten, einer neuen Speise genossen.

  4. Denn es sollte also gehen, daß jenen, so tyrannisch handelten, solcher Mangel widerführe, der nicht aufzuhalten wäre; diesen aber allein ein Anzeichen geschähe, wie ihre Feinde geplaget würden.

  5. Zwar es kamen über diese auch böse, zornige Tiere, und wurden gebissen und verderbet durch die krummen Schlangen.

    4. Mose 21,6.

  6. Doch blieb der Zorn nicht bis zum Ende, sondern sie wurden eine kleine Zeit erschreckt zur Warnung; denn sie hatten * ein heilsam Zeichen, auf daß sie gedächten an das Gebot in deinem Gesetze.

    *4. Mose 21,8.9.

  7. Denn welche sich zu demselbigen Zeichen kehreten, die wurden gesund, nicht durch das, so sie anschaueten, sondern durch dich, aller Heiland.

  8. Und damit bewiesest du unsern Feinden, daß du bist der Helfer aus allem Übel.

  9. Denn jene wurden durch * Heuschrecken und + Fliegen zu Tod gebissen, und konnten keine Hilfe ihres Lebens finden; denn sie waren's wert, daß sie damit geplagt wurden.

    *2. Mose 10,13.+2. Mose 8,13.

  10. Aber deinen Kindern konnten auch der giftigen Drachen Zähne nicht schaden; denn deine Barmherzigkeit kam zu Hilfe und machte sie gesund.

  11. Denn sie wurden darum also gestraft und flugs wieder geheilet, auf daß sie lerneten an deine Worte gedenken, und nicht zu tief ins Vergessen fielen, sondern blieben unabgewendet von deinen Wohlthaten.

  12. Denn es heilete sie weder Kraut noch Pflaster, sondern dein Wort, Herr, welches alles heilet.

  13. Denn du hast Gewalt, beide, über Leben und über Tod; und du führest hinunter zu der Hölle Pforten, und führest wieder heraus,

    1. Samuel 2,6.

  14. ein Mensch aber, so er jemand tötet durch seine Bosheit, so kann er den ausgefahrnen Geist nicht wiederbringen, noch die verschiedene Seele wieder holen.

  15. Aber unmöglich ist's, deiner Hand zu entfliehen.

    Tobias 13,2.

  16. Denn die Gottlosen, so dich nicht kennen wollten, sind durch deinen mächtigen Arm gestäupt (geschlagen), da sie durch ungewöhnliche Regen, Hagel, Gewässer, denen sie nicht entgehen konnten, verfolget, und durchs Feuer aufgefressen wurden.

    2. Mose 9,23.25.

  17. Und das war das Allerwunderlichste, daß das * Feuer am meisten im Wasser brannte, welches doch alles auslöschet. Denn die Welt streitet für die Gerechten.

    *Kapitel 19,19.

  18. Zuweilen that die Flamme gemach, daß sie ja nicht verbrennete die Tiere, so unter die Gottlosen geschickt waren, sondern daß sie selbst sehen mußten, wie sie durch Gottes Gericht also zerplaget wurden.

  19. Zuweilen aber brannte die Flamme im Wasser über die Macht des Feuers, auf daß es das Gewächs des ungerechten Landes verderbete.

  20. Dagegen nähretest du dein Volk mit Engelspeise, und sandtest ihnen Brot bereitet vom Himmel, ohne Arbeit, welches vermochte allerlei Lust zu geben, und war einem jeglichen eben nach seinem Geschmack.

    2. Mose 16,14.

  21. (Denn so man auf dich harret, das macht deinen Kindern offenbar, wie süß du seiest.) Denn ein jeglicher machte daraus, was er wollte, je nach dem ihn Lust ankam, so oder so zu schmecken.

  22. Und * Schnee und Eis blieben auch im Feuer und zerschmolzen nicht; auf daß sie innewürden, wie das Feuer, so auch im Hagel brannte, und im Regen blitzete, der Feinde Früchte verderbete,

    *Kapitel 19,20.

  23. und wie dasselbige Feuer seiner eignen Kraft vergessen mußte, auf daß sich die Gerechten nähreten.

  24. Denn die Kreatur, so dir, als dem Schöpfer, dienet, ist heftig zur Plage über die Ungerechten, und thut gemach zur Wohlthat über die, so dir trauen.

    Sirach 39,30.

  25. Darum ließ sie sich auch dazumal in allerlei wandeln, und dienete in der Gabe, welche alle nährete, * nach eines jeglichen Willen, wie er's bedurfte;

    *Vers 21.

  26. auf daß deine Kinder lerneten, die du, Herr, lieb hast, daß nicht die gewachsenen Früchte den Menschen ernähren, sondern * dein Wort erhält die, so an dich glauben.

    *5. Mose 8,3.

  27. Denn das, so vom Feuer nicht verzehret ward, das ward schon von einem geringen Glanz der Sonne warm, und zerschmolz.

    2. Mose 16,21.

  28. Auf daß kundwürde, daß man, ehe die Sonne aufgehet, dir danken solle, und vor dich treten, wenn das Licht aufgehet.

  29. Denn eines Undankbaren * Hoffnung wird wie ein Reif im Winter zergehen, und wie ein unnütz Wasser verfließen.

    *Kapitel 5,15.

Das 17. Kapitel.

Schauervolle Beschreibung der ägyptischen Finsternis.

  1. Groß und unsäglich sind deine Gerichte, Herr; darum fehlten auch die thörichten Leute.

  2. Denn da sie meineten, das heilige Volk zu unterdrücken, wurden sie, als die Ungerechten, * der Finsternis Gebundene und der langen Nacht Gefangene; und lagen unter den Dächern verschlossen als die Flüchtigen vor der ewigen Weisheit.

    *2. Mose 10,21-23.

  3. Und da sie meineten, ihre Sünden sollten verborgen und unter einer dunkeln Decke vergessen sein, wurden sie grausamlich zerstreuet, und durch Gespenster erschreckt.

  4. Denn auch der Winkel, darin sie waren, konnte sie nicht ohne Furcht bewahren. Da war Getöne um sie her, das sie erschreckte, und scheußliche Larven erschienen, davor sie sich entsetzten.

  5. Und das Feuer vermochte mit keiner Macht, ihnen zu leuchten, noch die hellen Flammen der Sterne konnten die elende Nacht licht machen.

  6. Es erschien ihnen aber wohl ein selbstbrennend Feuer voller Erschrecknis. Da erschraken sie vor solchem Gespenste, das doch nichts war, und dachten, es wäre noch ein ärgeres dahinten, denn das sie sahen.

  7. Das Gaukelwerk der schwarzen Kunst lag auch darnieder, und das Rühmen von ihrer Kunst ward zum Spott.

  8. Denn die sich unterwanden, die * Furcht und Schrecknis von den kranken Seelen zu treiben, wurden selbst krank, daß man auch ihrer Furcht spottete.

    *2. Mose 9,11.

  9. Und wenn sie schon keines solcher Schrecknisse hätte erschreckt, so hätten sie doch mögen vor Furcht vergehen, da die Tiere unter sie fuhren, und die Schlangen so zischeten, daß sie auch in die Luft, welcher sie doch nicht entbehren konnten, nicht gern sahen.

  10. Daß einer so verzagt ist, das macht seine eigne Bosheit, die ihn überzeugt und verdammt;

  11. und ein erschrocken Gewissen versiehet sich immerdar des Ärgesten.

  12. Denn Furcht kommt daher, daß einer sich nicht trauet zu hoffen, weil er keine Hilfe weiß.

  13. Wo aber wenig Trost im Herzen ist, da macht dasselbige Verzagen bänger denn die Plage selbst.

  14. Die aber, so zugleich dieselbige Nacht schliefen (welche eine greuliche und eine rechte Nacht, und aus der greulichen Hölle Winkeln kommen war),

  15. wurden etliche durch grausame Gespenster umgetrieben, etliche aber fielen dahin, daß sie am Leben verzagten; denn es kam über sie eine plötzliche und unversehene Furcht,

  16. daß wo einer war, der drin ergriffen ward, der war gleich wie im Kerker verschlossen, ohne Eisen verwahret;

  17. war es ein Ackermann oder Hirte oder ein Arbeiter in der Wüste, er mußte, als plötzlich erfaßt, solche unmeidliche Not tragen.

  18. Denn sie waren alle zugleich mit einerlei Kette der Finsternis gefangen.

  19. Wo etwa ein Wind hauchte, oder die Vögel süß sangen unter den dichten Zweigen, oder das Wasser mit vollem Lauf rauschte, oder die Steine mit starkem Poltern fielen, oder die springenden Tiere, die sie nicht sehen konnten, liefen, oder die grausamen wilden Tiere heuleten, oder der Widerhall aus den hohlen Bergen schallte: so erschreckte es sie, und machte sie verzagt.

  20. Die ganze Welt hatte ein helles Licht, und ging in unverhinderten Geschäften;

  21. allein über diesen stund eine tiefe Nacht, welche war ein Bild der Finsternis, die über sie kommen sollte; aber sie waren ihnen selbst eine schwerere Last denn die Finsternis.

Das 18. Kapitel.

Tod der Erstgeburt der Ägypter; Schutz und Schonung des israelitischen Volks.

  1. Aber deine Heiligen hatten ein groß Licht, und die Feinde höreten ihre Stimme wohl, aber sahen ihre Gestalt nicht.

    2. Mose 10,23.

  2. Und priesen sie selig, daß sie nicht dergleichen litten, und dankten, daß die, so von ihnen zuvor beleidigt waren, sich nicht an ihnen rächeten, und wünscheten, daß sie ja ferne von ihnen blieben.

  3. Dagegen gabest du diesen eine * feurige Säule, die ihnen den unbekannten Weg wies, und ließest die Sonne sie nicht versehren auf der herrlichen Reise.

    *2. Mose 13,21.

  4. Denn jene waren's auch wert, daß sie, des Lichts beraubt und in der Finsternis, als im Kerker gefangen lägen, so deine Kinder gefangen hielten, durch welche das unvergängliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben sollte werden.

  5. Und als sie gedachten, der * Heiligen Kinder zu töten, eines aber derselbigen + ausgesetzt, und ihnen zur Strafe erhalten ward: ** nahmst du ihnen Kinder in Haufen weg, und verderbetest sie auf Einmal in mächtigem Wasser.

    *2. Mose 1,22.+2. Mose 2,3.**2. Mose 12,29; 14,27.

  6. Dieselbige Nacht war unsern Vätern * zuvor kundworden, auf daß sie gewiß wären und sich freueten der Verheißung, daran sie glaubten.

    *2. Mose 11,4-7.

  7. Und dein Volk wartete also auf das Heil der Gerechten und auf das Verderben der Feinde.

  8. Denn womit du die Widersacher plagtest, eben damit machtest du uns, so du zu dir fordertest, herrlich.

  9. Denn die heiligen Kinder der Frommen opferten dir im Verborgnen, und nahmen einträchtig das göttliche Gesetz an, beide Gutes und Böses mit einander zu leiden, und sangen vorher die heiligen Lobgesänge der Väter.

  10. Dagegen aber erschallte der Feinde gar ungleich Geschrei, und kläglich Weinen hörte man hin und wieder über Kinder.

    2. Mose 12,30.

  11. Denn es ging gleiche Rache über Herr und Knecht, und der König mußte eben, das der gemeine Mann, leiden.

  12. Und sie hatten alle mit einander unzählige Tote, einerlei Todes gestorben, daß der Lebendigen nicht genug waren, sie zu begraben; denn in einer Stunde war dahin, was ihre edelste Geburt war.

  13. Und da sie zuvor nichts glauben wollten, durch die Zauberer verhindert, mußten sie, da die Erstgeburten alle erwürget wurden, bekennen, daß * dies Volk Gottes Sohn wäre.

    *2. Mose 4,22.23.

  14. Denn da alles still war und ruhte, und eben recht Mitternacht war,

  15. fuhr dein allmächtiges Wort herab vom Himmel aus königlichem Thron, als ein heftiger Kriegsmann, mitten in das Land, so verderbet werden sollte;

  16. und trug ein scharfes Schwert, nämlich dein ernstlich Gebot, und stund und machte es allenthalben voller Toten, und wiewohl es auf Erden stund, rührte es doch bis in den Himmel.

  17. Da erschreckte sie plötzlich das Gesicht greulicher Träume, und unversehens kam Furcht über sie,

  18. und lagen einer hie, der andre da, halb tot, daß man wohl an ihnen sehen konnte, aus was Ursache sie so stürben.

  19. Denn die Träume, so sie erschrecket hatten, zeigten's an, auf daß sie nicht verdürben unwissend, warum sie so übel geplagt wären.

  20. Es traf aber auch die Gerechten des Todes Anfechtung, und geschah in der Wüste ein Riß unter der Menge; aber der Zorn währte nicht lange.

  21. Denn eilend kam der unsträfliche Mann, der für sie stritt, und führte die Waffe seines Amts, nämlich das Gebet und Versöhnung * mit dem Räuchwerk, und widerstund dem Zorn, und schaffte dem Jammer ein Ende; damit bewies er, daß er dein Diener wäre.

    *4. Mose 17,9-15.

  22. Er überwand aber das schreckliche Wesen, nicht mit leiblicher Macht, noch mit Waffenkraft, sondern mit dem Wort warf er unter sich den Plager, da er erinnerte an den Eid und Bund, den Vätern verheißen.

  23. Denn da jetzt die Toten in Haufen über einander fielen, stund er im Mittel, und steuerte dem Zorn, und wehrte ihm den Weg zu den Lebendigen.

  24. Denn auf seinem langen Rocke war die ganze Welt abgebildet, und der Väter Ehre war in die vier Reihen der Steine gegraben, und deine Herrlichkeit an dem Hut seines Haupts.

    2. Mose 28.

  25. Solchen Stücken mußte der Verderber weichen, und solche mußte er fürchten; denn es war daran genug, daß sie den Zorn nur kosteten.

Das 19. Kapitel.

Gottes Wunder an Freund und Feind.

  1. Aber die gottlosen überfiel der Zorn ohne Barmherzigkeit bis zum Ende.

  2. Denn er wußte zuvor wohl, was sie künftig thun würden, nämlich, da sie ihnen geboten hatten wegzuziehen, und dazu sie mit Fleiß lassen geleiten, daß sie es bereuen würden, und ihnen nachjagen.

  3. Denn da sie noch * Leid trugen, und bei der Toten Gräbern klagten, + fielen sie auf ein ander thörlich Vornehmen: daß sie verfolgen wollten als die Flüchtigen, welche sie doch mit Flehen hatten ausgestoßen.

    *2. Mose 12,30.31.+2. Mose 14,5.

  4. Aber es mußte also gehen, daß sie zu solchem Ende kämen, wie sie verdienet hatten, und mußten vergessen, was ihnen widerfahren war, auf daß sie vollends die Strafe überkämen, die noch dahinten war,

  5. und dein Volk eine wunderliche Reise erführe, jene aber eine neue Weise des Todes fänden.

  6. Denn die ganze Kreatur, so ihre eigne Art hatte, veränderte sich wiederum nach deinem Gebot, dem sie dienet, auf daß deine Kinder unversehrt bewahrt würden.

  7. Da war die * Wolke, und beschattete das Heer; da zuvor Wasser stund, sah man trocken Land hervorkommen; da ward aus dem Roten Meer ein Weg ohne Hindernis und aus den mächtigen Fluten ein grünes Feld,

    *2. Mose 14,19.

  8. durch welches ging alles Volk, so unter deiner Hand beschirmet ward, die solche wunderliche Wunder sahen;

  9. und gingen wie die Rosse an der Weide, und * löcketen wie die Lämmer, und + lobten dich, Herr, der sie erlöset hatte.

    *hüpfeten.+2. Mose 15,1.

  10. Denn sie gedachten noch daran, wie es ergangen war im Elende, wie die Erde anstatt der gewöhnlichen Tiere * Fliegen brachte, und das Wasser anstatt der Fische + Frösche die Menge gab.

    *2. Mose 8,13.+2. Mose 8,2.

  11. Hernach aber sahen sie auch * eine neue Art der Vögel, da sie lüstern wurden, und um leckere Speise baten.

    *2. Mose 16,13.

  12. Denn es kamen ihnen Wachteln vom Meer, ihre Lust zu büßen.

  13. Auch kam die Strafe über die Sünder nicht ohne Zeichen, so zuvor mit mächtigem Blitzen geschahen; denn es war recht, daß sie solches litten um ihrer Bosheit willen, weil sie hatten die Gäste so gar übel gehalten. Denn * andere, wenn solche kamen, so nirgend hin wußten, nahmen sie dieselbigen nicht auf; sie aber + zwangen die Gäste, so ihnen Gutes gethan hatten, zum Dienst.

    *1. Mose 19.+2. Mose 1,11.

  14. Und das nicht allein, sondern es wird auch noch ein anders Einsehen über sie kommen;

  15. denn da jene die Fremden so unfreundlich hielten, plagten diese die, so sie * mit Freuden hatten angenommen, und Stadtrecht mitgenießen lassen, mit schwerer Arbeit.

    *1. Mose 45,18.

  16. Sie wurden aber auch mit Blindheit geschlagen, gleichwie * jene vor der Thür des Gerechten mit so dicker Finsternis überfallen wurden, daß ein jeglicher suchte den Gang zu seiner Thüre.

    *1. Mose 19,11.

  17. Denn die Elemente gingen durch einander, wie die Saiten auf dem Psalter durch einander klingen, und doch zusammen lauten, wie man solches an der That wohl siehet.

  18. Denn was auf dem Lande zu sein pflegt, das war im Wasser, und was im Wasser zu sein pflegt, ging auf dem Lande.

  19. Das Feuer war mächtig im Wasser über seine Kraft, und das Wasser vergaß seine Kraft, zu löschen.

    Kapitel 16,17.

  20. Wiederum die Flammen verzehreten nicht das Fleisch der sterblichen Tiere, so drinnen gingen, und * zerschmelzten nicht die unsterbliche Speise, die doch wie ein Eis leichtlich zerschmolz.

    *Kapitel 16,27.

  21. Herr, du hast dein Volk allenthalben herrlich gemacht, und geehret, und hast sie nicht verachtet, sondern allezeit und an allen Orten ihnen beigestanden.

DAS BUCH TOBIAS

Das 1. Kapitel.

Des alten Tobias Gottesfurcht und Kreuz.

  1. Es war ein Mann mit Namen Tobias, aus dem Stamme Naphthali, aus Thisbe, einer Stadt in Ober-Galiläa, über Aser, an der Straße zur linken Seite gegen das Meer.

  2. Derselbige * ward mit gefangen zu den Zeiten Salmanassers, des Königs in Assyrien. Und wiewohl er also unter Fremden gefangen war, ist er dennoch von Gottes Wort nicht abgefallen.

    *2. Könige 17,6; 18,9-11.

  3. Und alles, was er hatte, teilte er seinen mitgefangenen Brüdern und Verwandten mit.

  4. Und wiewohl er der jüngste Mann war des Stamms Naphthali, so hielt er sich doch nicht kindisch.

  5. Und da sonst jedermann den güldnen Kälbern dienete, welche * Jerobeam, der König Israels, hatte machen lassen, mied er doch solchen Greuel,

    *1. Könige 12,28.

  6. und hielt sich zum Tempel und Gottesdienst zu Jerusalem, und diente da dem Herrn; und betete an den Gott Israels, gab auch * seine Erstlinge und + Zehnten ganz treulich,

    *2. Mose 23,19. +5. Mose 14,22.

  7. also daß er allezeit im dritten Jahr den Fremdlingen, Witwen und Waisen ihren Zehnten gab.

    5. Mose 14,28.29.

  8. Solches hielt er von Jugend auf nach dem Gesetz des Herrn.

  9. Da er nun erwachsen war, nahm er ein Weib, auch aus dem Stamm Naphthali, mit Namen Hanna, und zeugete mit ihr einen Sohn, welchen er auch Tobias nannte;

  10. und lehrete ihn Gottes Wort von Jugend auf, daß er Gott fürchtete, und die Sünde miede.

    2. Timotheus 3,15.

  11. Und als er mit seinem ganzen Stamm, mit seinem Weib und Sohne unter den Gefangenen weggeführt ward in die Stadt Ninive,

  12. und jedermann aß von den Opfern und Speisen der Heiden, hütete er sich, und * verunreinigte sich nicht mit solcher Speise.

    *Daniel 1,8.

  13. Und weil er von ganzem Herzen den Herrn fürchtete, gab ihm Gott Gnade vor Salmanasser, dem Könige zu Assyrien,

  14. daß er ihm erlaubte, frei zu gehen, wo er hin wollte, und auszurichten, was er zu thun hatte.

  15. So zog er nun zu allen, die gefangen waren, und tröstete sie mit Gottes Wort.

  16. Und er kam in die Stadt Rages in Medien, und hatte bei sich zehn Pfund Silbers, damit ihn der König begabt hatte.

  17. Und da er unter andern Israeliten sah einen mit Namen Gabael aus seinem Stamm, der sehr arm war, lieh er ihm dasselbige Geld, und nahm eine Handschrift von ihm.

  18. Lang aber hernach, nach dem Tod Salmanassers, da sein Sohn Sanherib nach ihm regierte, welcher den Kindern Israel feind war,

  19. ging Tobias täglich zu allen Israeliten, und tröstete sie, und teilte einem jeglichen mit von seinen Gütern, was er vermochte.

  20. Die Hungrigen speiste er, die Nackten kleidete er, die Erschlagenen und Toten begrub er sorglich.

  21. Sanherib aber, der König, war geflohen aus Judäa, da * ihn Gott geschlagen hatte um seiner Lästerung willen. Da er nun wiederkam, war er ergrimmet, und ließ viel der Kinder Israel töten; derselbigen Leichname pflegte Tobias zu begraben.

    *Jesaja 37,36.37.

  22. Als aber solches der König erfuhr, hieß er ihn töten, und nahm ihm alle seine Güter.

  23. Tobias aber floh mit seinem Weibe und Sohne, und hielt sich heimlich bei guten Freunden.

  24. Aber nach fünf und vierzig Tagen * ward der König von seinen eigenen Söhnen erschlagen.

    *Jesaja 37,38.

  25. Und Tobias kam wieder heim, und all sein Gut ward ihm wiedergegeben.

Das 2. Kapitel.

Tobias wird blind und zeigt gegen seine Freunde und seine Gattin sein Gottvertrauen.

  1. Darnach am Feste der Pfingsten, da Tobias in seinem Hause ein herrlich Mahl zugerichtet hatte, sprach er zu seinem Sohne: Gehe hin und lade etliche Gottesfürchtige aus unserm Stamme, daß sie mit uns essen.

  2. Und als er wieder heimkam, sagte er dem Vater Tobias, daß einer auf der Gasse erschlagen läge.

  3. Da stund Tobias alsbald auf vom Tisch, vor dem Essen, und ging * zu dem Leichnam, und hub ihn auf, und trug ihn heimlich in ein Haus, daß er ihn des Nachts heimlich begrübe.

    *Kapitel 1,20.

  4. Und als er die Leiche heimlich versteckt hatte, wusch er sich, und aß sein Brot mit Trauern,

  5. und dachte an das Wort, welches der Herr geredet hatte * durch Amos, den Propheten:

    *Amos 8,10.

  6. Eure Feiertage sollen zu Trauertagen werden.

  7. Und des Nachts ging er hin, und begrub den Toten.

  8. Seine Freunde aber alle strafeten ihn und sprachen: Jetzt neulich hat dich der König um der Sache willen * heißen töten, und bist kaum davonkommen, und dennoch begräbst du die Toten.

    *Kapitel 1,22.23.

  9. Tobias aber fürchtete * Gott mehr denn den König, und trug heimlich zusammen die Erschlagenen, und hielt sie heimlich in dem Hause, und des Nachts begrub er sie.

    *Apostelgeschichte 5,29.

  10. Es begab sich aber auf einen Tag, da er heimkam, als er Tote begraben hatte, und müde war, und sich an die Wand des Hofes legte, weil er * verunreinigt war, und entschlief,

    *4. Mose 19,11.

  11. schmeißte eine Schwalbe aus ihrem Nest; das fiel ihm also heiß in die Augen; davon ward er blind.

  12. Solche Trübsal aber ließ Gott über ihn kommen, daß die Nachkommen ein Beispiel der Geduld hätten wie * an dem heiligen Hiob.

    *Jakobus 5,11.

  13. Denn nachdem er von Jugend auf Gott gefürchtet, und seine Gebote gehalten hatte, zürnte noch murrte er nicht wider Gott, daß er ihn hatte lassen blind werden, sondern blieb beständig in der Furcht Gottes, und dankte Gott all sein Leben lang.

  14. Und wie die Könige des heiligen Hiob spotteten, also verlachten Tobias seine eignen Freunde und sprachen:

  15. * Wo ist nun dein Vertrauen, darum du dein Almosen gegeben, und so viel Tote begraben hast?

    *Hiob 4,6.

  16. Und Tobias strafte sie und sprach:

  17. Saget nicht also; denn * wir sind Kinder der Heiligen, und warten auf ein Leben,

    *Kapitel 8,5.

  18. welches Gott geben wird denen, so im * Glauben stark und fest bleiben vor ihm.

    *Ebräer (Hebräer) 10,39.

  19. Hanna aber, sein Weib, die arbeitete fleißig mit ihrer Hand, und ernährte ihn mit Spinnen.

  20. So begab es sich, daß sie eine junge Ziege heimbrachte, die sie bekommen hatte.

  21. Und da sie ihr Mann Tobias hörte blöken, sprach er: Sehet zu, daß es nicht gestohlen sei! Gebet's dem rechten Herrn wieder; denn uns gebührt nicht, zu essen vom gestohlnen Gut, oder dasselbe anzurühren.

  22. Über diese Rede ward * seine Hausfrau zornig, antwortete und sprach: Da siehet man, daß dein Vertrauen nichts ist, und deine Almosen verloren sind

    *Hiob 2,9.

  23. Mit solchen und andern Worten mehr warf sie ihm sein Elend vor.

Das 3. Kapitel.

Gebet des alten Tobias in Ninive und der gekränkten Sara in Ekbatana.

  1. Da seufzte Tobias tief, und hub an zu weinen und zu beten, und sprach:

  2. Herr, du bist gerecht, und all dein Thun ist recht und eitel Güte und Treue.

  3. Und nun, mein Herr, sei mir gnädig, und räche nicht meine Sünden, * gedenke nicht meiner oder meiner Väter Missethaten.

    *Psalm 79,8.

  4. Denn weil wir deine Gebote nicht gehalten haben, so sind wir auch dahingegeben unsern * Feinden, daß sie uns berauben, gefangen halten, und töten, und sind zu Schanden und Spott und Hohn worden den Fremden, dahin du uns zerstreuet hast.

    *5. Mose 28,48.

  5. Und nun, Herr, schrecklich sind deine Gerichte, weil wir deine Gebote nicht gehalten, und nicht recht gewandelt haben vor dir.

  6. Ach, Herr, erzeige mir Gnade, und nimm meinen Geist weg im Frieden; denn ich will viel lieber tot sein, denn leben.

  7. Und es begab sich desselbigen Tages, daß Sara, die Tochter Raguels, in der Meder Stadt Ekbatana auch übel geschmähet und gescholten ward von einer Magd ihres Vaters.

  8. Man hatte ihr nämlich sieben Männer nach einander gegeben, und ein böser Geist, Asmodi genannt, hatte sie alle getötet, alsbald wenn sie sich zu ihr thun sollten.

  9. Da nun Sara die Magd wegen einer Verschuldung schalt, antwortete diese und sprach:

  10. Gott gebe, daß wir nimmer einen Sohn oder Tochter von dir sehen auf Erden, du Männermörderin!

  11. Willst du mich auch töten, wie du die sieben Männer getötet hast?

  12. Auf solche Worte ging sie in eine Kammer oben im Haus, und aß noch trank nicht drei Tage und drei Nächte, und hielt an mit Beten und Weinen, und bat Gott, daß er sie von der Schmach erlösen wollte.

  13. Darnach am dritten Tage, da sie ihr Gebet vollendet hatte, lobte sie Gott und sprach:

  14. Gelobet sei dein Name, Herr, du Gott unsrer Väter; * denn wenn du gezürnet hast, erzeigest du Gnade und Güte, und in der Trübsal vergiebst du Sünden denen, die dich anrufen.

    *Jesaja 54,8. Habakuk 3,2.

  15. Zu dir, mein Herr, kehre ich mein Angesicht, zu dir hebe ich meine Augen auf

  16. und bitte dich, daß du mich erlösest aus dieser schweren Schmach, oder mich von hinnen nehmest.

  17. Du weißt, Herr, daß ich keines Mannes begehrt habe, und meine Seele rein behalten von aller böser Lust,

  18. und habe mich nie zu unzüchtiger und leichtfertiger Gesellschaft gehalten.

  19. Einen Mann aber zu nehmen, habe ich gewilliget in deiner Furcht, und nicht aus Vorwitz;

  20. und entweder bin ich ihrer, oder sie sind mein nicht wert gewesen, und du hast mich vielleicht einem andern Manne behalten.

  21. Denn dein Rat stehet nicht in Menschen Gewalt.

  22. Das weiß ich aber fürwahr: Wer Gott dienet, der wird nach der Anfechtung getröstet, und aus der Trübsal erlöset, und nach der Züchtigung findet er Gnade.

  23. Denn du hast nicht Lust an unserm Verderben. Denn nach dem Ungewitter läßt du die Sonne wieder scheinen, und nach dem Heulen und Weinen überschüttest du uns mit Freuden. Deinem Namen sei ewiglich Ehre und Lob, du Gott Israels.

  24. In * der Stunde ward dieser beider Gebet erhöret von dem Herrn im Himmel.

    *Daniel 9,20.21.

  25. Und der heilige * Raphael, der Engel des Herrn, ward gesandt, daß er ihnen beiden hülfe, weil ihr Gebet gleich auf eine Zeit vor dem Herrn vorgebracht ward.

    *Kapitel 5,6.18; 12,15.

Das 4. Kapitel.

Des Tobias letzter Wille an seinen Sohn.

  1. Da nun Tobias gedachte, daß sein Gebet also erhöret wäre, daß er sterben würde, rief er seinen Sohn zu sich, und sprach zu ihm:

  2. Lieber Sohn, höre meine Worte, und behalte sie fest in deinem Herzen.

  3. Wenn Gott wird meine Seele wegnehmen, so begrabe meinen Leib, und ehre deine Mutter all dein Leben lang;

  4. denke dran, was sie für Fahr (Gefahr) ausgestanden hat, da sie dich unter ihrem Herzen trug;

  5. und wenn sie gestorben ist, so begrabe sie neben mich.

  6. Und dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen, und hüte dich, daß du in keine Sünde willigst, und thust wider Gottes Gebote.

  7. Von deinen Gütern hilf dem Armen, und wende dich nicht vom Armen, so wird dich Gott wieder gnädig ansehen.

    Sprüche 3,27. Sirach 4,1; 14,13.

  8. Wo du kannst, da hilf den Dürftigen.

  9. Hast du * viel, so gieb reichlich; hast du wenig, so gieb doch das Wenige mit treuem Herzen.

    *Sirach 35,11.12.

  10. Denn du wirst sammeln einen rechten Lohn in der Not.

  11. Denn die Almosen erlösen von allen Sünden, auch vom Tode, und lassen nicht in der Not.

    Sirach 3,33; 29,15.

  12. Almosen ist ein großer Trost vor dem höchsten Gott.

    Sprüche 19,17.

  13. Hüte dich, mein Sohn, vor aller Hurerei, und nimm dir ein Weib aus dem Geschlechte deiner Väter.

  14. Hoffart laß weder in deinem Herzen noch in deinen Worten herrschen, denn sie ist ein Anfang alles Verderbens.

    Sirach 3,20.

  15. Wer dir arbeitet, dem gieb alsbald seinen Lohn, und behalt niemand seinen verdienten Lohn vor.

    3. Mose 19,13.

  16. Was du nicht willst, daß man dir thue, das thu einem andern auch nicht.

    Matthäus 7,12.

  17. Teile dein Brot den Hungrigen mit, und bedecke die Nackten mit deinen Kleidern.

    Jesaja 58,7. Hesekiel 18,7. Matthäus 25,35.36.

  18. Gieb Almosen von deinem Brot und Wein bei dem Begräbnis der Frommen; und iß noch trinke nicht mit den Sündern.

  19. Allezeit suche Rat bei den Weisen.

  20. Und danke allezeit Gott, und bete, daß er dich regiere, und du in alle deinem Vornehmen seinem Wort folgest.

  21. Du sollst auch wissen, mein Sohn, daß ich * zehn Pfund Silbers, da du noch ein Kind warest, geliehen habe dem Gabael in der Stadt Rages in Medien; und seine Handschrift habe ich bei mir. Darum denke, wie du zu ihm kommest, und solch Geld forderst, und ihm seine Handschrift wiedergebest.

    *Kapitel 1,16.17.

  22. Sorge nur nichts, mein Sohn. Wir sind wohl arm, aber * wir werden viel Gutes haben, so wir Gott werden fürchten, die Sünde meiden, und Gutes thun.

    *Sirach 11,21-23. 1. Timotheus 6,6.

Das 5. Kapitel.

Der junge Tobias erhält einen Engel zum Geleitsmann nach Medien.

  1. Da antwortete der junge Tobias seinem Vater und sprach: Alles, was du mir gesagt hast, mein Vater, das will ich thun.

  2. Wie ich aber das Geld einmahnen soll, das weiß ich nicht; er kennet mich nicht, so kenne ich ihn auch nicht. Was soll ich ihm für ein Zeichen bringen, daß er mir Glauben gebe? So weiß ich auch den Weg nicht dahin.

  3. Da antwortete ihm sein Vater und sprach: Seine Handschrift habe ich bei mir; wenn du die ihm weisen wirst, so wird er dir alsbald das Geld geben.

  4. Gehe nun hin und suche einen treuen Gesellen, der um seinen Lohn mit dir ziehe, daß du solch Geld bei meinem Leben wiederkriegest.

  5. Da ging der junge Tobias hinaus, und fand einen feinen jungen Gesellen stehen, der hatte sich angezogen und bereitet zu wandern;

  6. und wußte nicht, daß es ein * Engel Gottes war, grüßte ihn und sprach: Von wannen (woher) bist du, guter Gesell?

    *Vers 18.

  7. Und er sprach: Ich bin ein Israeliter.

  8. Und Tobias sprach zu ihm: Weißt du den Weg ins Land Medien?

  9. Er antwortete: Ich weiß ihn wohl, und bin ihn oft gezogen, und bin zur Herberge gelegen bei unserm Bruder * Gabael, welcher wohnet in der Stadt Rages in Medien.

    *Kapitel 1,16.17; 4,21.

  10. Und Tobias sprach zu ihm: Verzeuch doch ein wenig, bis daß ich dies meinem Vater wieder sage.

  11. Und Tobias ging hinein, und sagte solches seinem Vater; und der Vater verwunderte sich, und bat den Jüngling, daß er hineinginge.

  12. Und er ging zum Alten hinein und grüßte ihn und sprach: Gott gebe dir Freude!

  13. Und Tobias sprach zu ihm: Was soll ich für Freude haben, der ich im Finstern sitzen muß, und das Licht des Himmels nicht sehen kann?

  14. Und der Jüngling sprach zu ihm: Habe Geduld, Gott wird dir bald helfen.

  15. Und Tobias sprach zu ihm: Willst du meinen Sohn geleiten in die Stadt Rages in Medien zu Gabael, so will ich dir deinen Lohn geben, wenn du wiederkommest.

  16. Und der Engel sprach zu ihm: Ich will ihn hinführen, und wieder zu dir herbringen.

  17. Und Tobias sprach zu ihm: Ich bitte dich, zeige mir an, aus welchem Geschlecht und von welchem Stamme bist du?

  18. Und der * Engel Raphael sprach: Sei zufrieden! Ist's nicht genug, daß du einen Boten hast? Was darfst du wissen, woher ich bin?

    *Kapitel 3,25.

  19. Doch, daß du desto weniger sorgen dürfest, so will ich dir's sagen: Ich bin Asarja, des großen Ananja Sohn.

  20. Und Tobias sprach: Du bist aus einem guten Geschlechte;

  21. ich bitte dich, du wollest nicht zürnen, daß ich nach deinem Geschlecht gefragt habe.

  22. Und der Engel sprach: Ich will deinen Sohn gesund hin und her wieder führen.

  23. Tobias antwortete: So ziehet hin! Gott sei mit euch auf dem Wege, und sein Engel geleite euch!

  24. Da schickte sich Tobias mit allem, was er mit wollte nehmen, und gesegnete Vater und Mutter, und zog mit seinem Gesellen dahin.

  25. Und seine Mutter fing an zu weinen, und sprach: Den Trost unsers Alters hast du uns genommen und weggeschickt.

  26. Ich wollte, daß das Geld nie gewesen wäre, darum du ihn weggeschickt hast.

  27. Wir wären wohl zufrieden gewesen mit unsrer Armut; das wäre ein großer Reichtum, daß unser Sohn bei uns wäre.

  28. Und Tobias sprach: Weine nicht; unser Sohn wird frisch und gesund hin und wieder ziehen, und deine Augen werden ihn sehen.

  29. Denn ich glaube, daß ein guter Engel Gottes ihn geleitet, und alles wohl schicken wird, das er vorhat, also daß er mit Freuden wird wieder zu uns kommen. Also schwieg seine Mutter stille, und gab sich zufrieden.

Das 6. Kapitel.

Tobias fängt im Fluß Tigris einen sonderlichen Fisch.

  1. Und Tobias zog hin, und sein Hündlein lief mit ihm. Und die erste Tagereise blieb er bei dem Wasser Tigris.

  2. Und ging hin, daß er seine Füße wüsche; und siehe, ein großer Fisch fuhr heraus, ihn zu verschlingen.

  3. Vor dem erschrak Tobias, und schrie mit lauter Stimme und sprach: O Herr, er will mich fressen!

  4. Und der Engel sprach zu ihm: Ergreif ihn bei den Floßfedern, und zieh ihn heraus!

  5. Und er zog ihn aufs Land; da zappelte er vor seinen Füßen.

  6. Da sprach der Engel: Haue den Fisch von einander; das Herz, die Galle und die Leber behalte dir, denn sie sind sehr gut zur Arznei.

  7. Und Tobias that, wie ihm der Engel gesagt hatte; den Fisch aber brieten und aßen sie. Und sie reisten weiter mit einander, bis sie kamen nahe zu Ekbatana.

  8. Da fragte Tobias den Engel und sprach zu ihm: Ich bitte dich, Asarja, mein Bruder, du wollest mir sagen, was man für Arznei machen kann von den Stücken, die du hast heißen behalten.

  9. Da sprach der Engel: Wenn du ein Stücklein vom Herzen und von der Leber legest auf glühende Kohlen, so vertreibt solcher Rauch allerlei böse Gespenster von Mann und von Frau, also daß sie nicht mehr schaden können.

  10. Und die Galle vom Fisch ist gut, die Augen damit zu salben, daß sie einem den Star vertreibe.

  11. Und Tobias sprach: Wo wollen wir denn einkehren? Und der Engel antwortete und sprach:

  12. Es ist hie ein Mann mit Namen Raguel, dein Verwandter, von deinem Stamme, der hat nur eine einige Tochter, die heißt * Sara, und sonst kein Kind

    *Kapitel 3,7.

  13. Dir sind alle seine Güter bescheret, und du wirst die Tochter nehmen.

  14. Darum wirb um sie bei ihrem Vater, so wird er sie dir geben zum Weibe.

  15. Da sprach Tobias: Ich habe gehöret, daß sie bereits * sieben Männern zuvor vertrauet war, die sind alle tot; und dazu sagt man, ein böser Geist habe sie getötet.

    *Kapitel 3,8.

  16. Darum fürchte ich mich, daß mir's nicht auch also möchte gehen; so würden dann meine Eltern vor Leide sterben, weil ich ein einiger Sohn bin.

  17. Da sprach der Engel zu ihm: Gedenkest du nicht der Worte, die dir dein Vater * geboten hat, daß du dir ein Weib aus deinem Geschlechte nehmest?

    *Kapitel 4,13.

  18. Und nun höre mich, Bruder; denn dein Weib wird sie werden, und um den bösen Geist kümmere dich nicht; denn in dieser Nacht wird dir diese zum Weibe gegeben werden.

  19. Und wenn du in die Kammer kommest, sollst du glühende Kohlen nehmen, und von dem Herzen und der Leber des Fisches darauf legen, und räuchern, so wird der böse Geist es riechen und fliehen, und in alle Ewigkeit nicht wiederkommen.

  20. Wenn du aber zu ihr nahest, so stehet beide auf, und rufet zu dem barmherzigen Gott, so wird er euch erretten, und sich erbarmen.

  21. Fürchte dich nicht; denn dir war sie bestimmt von Ewigkeit, und du wirst sie erretten, und sie wird mit dir ziehen; und ich achte, du werdest von ihr Kinder haben.

  22. Und als Tobias das hörte, gewann er sie lieb, und seine Seele hing sehr an ihr.

Das 7. Kapitel.

Der junge Tobias erhält Sara zum Weibe.

  1. Und sie kehreten bei Raguel ein, und Raguel empfing sie mit Freuden.

  2. Und er sah Tobias an und sprach zu der Hanna, seinem Weibe: Wie gleich siehet der junge Gesell unserm Vetter!

  3. Und als er das sagte, sprach er: Von wannen (woher) seid ihr, lieben Brüder?

  4. Sie sprachen: Aus dem * Stamm Naphthali sind wir, von den Gefangenen in Ninive.

    *Kapitel 1,1.11.

  5. Raguel sprach zu ihnen: Kennet ihr Tobias, meinen Bruder? Sie sprachen: Ja, wir kennen ihn wohl.

  6. Und als er nun viel Gutes von Tobias redete, sprach der Engel zu Raguel: Der Tobias, nach dem du fragest, ist dieses Jünglings Vater.

  7. Und Raguel neigte sich vor ihm, weinte, und fiel ihm um den Hals, und küßte ihn, und sprach: O mein lieber Sohn, gesegnet seiest du, denn du bist eines recht frommen Mannes Sohn!

  8. Und Hanna, sein Weib, und Sara, ihre Tochter, fingen auch an zu weinen.

  9. Darnach hieß Raguel einen Schöps schlachten, und das Mahl bereiten.

  10. Und als sie sie baten, daß sie sich wollten zu Tisch setzen, sprach Tobias: Ich will heute nicht essen noch trinken, du gewährest mir denn eine Bitte, und sagest zu, mir Sara, deine Tochter, zu geben.

  11. Da das Raguel hörte, erschrak er; denn er dachte, was den * sieben Männern widerfahren war, welchen er zuvor seine Tochter gegeben hatte, und fürchtete sich, es möchte diesem auch also gehen.

    *Kapitel 3,8.

  12. Und da er nicht antworten wollte, sprach der Engel zu ihm: Scheue dich nicht, ihm die Jungfrau zu geben; deine Tochter ist ihm bescheret zum Weibe, weil er Gott fürchtet; darum hat * deine Tochter keinem andern werden können.

    *Kapitel 3,20.

  13. Da sprach Raguel: Ich zweifle nicht, daß Gott meine heißen Thränen und Gebete erhöret habe,

  14. und glaube, daß er euch habe darum lassen zu mir kommen, daß meine Tochter diesen kriegen wird aus ihrem Geschlecht nach dem * Gesetz Moses; und nun habe keinen Zweifel, ich will dir sie geben.

    *4. Mose 36,6-8.

  15. Und nahm die Hand der Tochter, und schlug sie Tobias in die Hand und sprach: Der * Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs sei mit euch, und helfe euch zusammen, und gebe seinen Segen reichlich über euch!

    *2. Mose 3,6.

  16. Und sie nahmen einen Brief, und schrieben die Ehestiftung;

  17. und lobten Gott, und hielten Mahlzeit.

  18. Und Raguel rief zu sich Hanna, sein Weib, und hieß sie die andre Kammer zurichten.

  19. Dieselbe that also, und führete hinein Sara, ihre Tochter; und sie weinte.

  20. Und sie sprach zu ihr: Sei getrost, meine Tochter! Der Herr des Himmels gebe dir Freude für das Leid, das du erlitten hast.

Das 8. Kapitel.

Wie der junge Tobias seinen Ehestand gottselig angefangen.

  1. Und nach dem Abendmahl führeten sie den jungen Tobias zu der Jungfrau in die Kammer.

  2. Und Tobias dachte an * die Rede des Engels, und langte aus seinem Säcklein ein Stücklein von dem Herzen und der Leber des Fisches, und legte es auf die glühenden Kohlen.

    *Kapitel 6,9.19.

  3. Und der * Engel Raphael nahm den Geist gefangen, und band ihn in die Wüste ferne in Ägypten.

    *Kapitel 3,25.

  4. Darnach vermahnte Tobias die Jungfrau und sprach: Schwester, stehe auf, und laß uns beten, daß der Herr sich unser erbarme.

    Kapitel 6,20.

  5. Denn wir * sind Kinder der Heiligen, und uns gebührt nicht, solchen Stand anzufangen + wie die Heiden, die Gott verachten.

    *Kapitel 2,17. +1. Thessalonicher 4,5.

  6. Und sie stunden auf und beteten beide fleißig, daß sie Gott behüten wolle.

  7. Und Tobias betete und sprach: Herr, mein Gott, du Gott unsrer Väter, dich sollen * loben Himmel, Erde, Meer, alle Wasser und Brunnen und alle Kreaturen, die darinnen sind.

    *Psalm 148.

  8. Du hast gemacht * Adam aus einem Erdenkloß, und hast ihm gegeben Heva (Eva) zu einer Gehilfin.

    *1. Mose 2,7.18.

  9. Und nun, Herr, * du weißt, daß ich nicht böser Lust halben diese meine Schwester zum Weibe genommen, sondern daß ich möge Kinder zeugen, dadurch dein heiliger Name ewiglich gepriesen und gelobt werde.

    *Kapitel 3,17.

  10. Und Sara sprach: Herr, erbarme dich unser, daß wir beide gesund mögen unser Alter erlangen. Da schliefen die beiden die Nacht.

  11. Und um Mitternacht rief Raguel seinen Dienern, und ging mit ihnen, daß sie ein Grab machten.

  12. Denn er sprach: Es möchte ihm vielleicht auch gegangen sein wie den andern sieben, welche mit ihr vertrauet gewesen sind.

  13. Und als sie das Grab gemacht hatten, kam Raguel zu seinem Weibe und sprach:

  14. Schicke hin eine Magd, und laß sehen, ob er auch tot sei, daß wir ihn vor Tage begraben.

  15. Und die Magd schlich in die Kammer, fand sie beide gesund und frisch und schlafend bei einander.

  16. Und sie brachte ihnen die gute Botschaft.

  17. Und Raguel und sein Weib Hanna dankten Gott und sprachen: Wir danken dir, Herr, du Gott Israels, daß es nicht geschehen ist, wie wir besorgten. Denn du hast deine Barmherzigkeit an uns erzeigt, und hast unsern Feind, der uns Leid that, vertrieben.

  18. Du hast dich erbarmet über diese zwei einigen Kinder. Und nun, Herr, gieb ihnen, daß sie dich allezeit loben für solche Gnade, und dir allezeit Preis und Lob opfern, daß andre Leute an ihnen erkennen, daß du allein Gott bist in aller Welt.

  19. Und alsbald befahl Raguel, daß sie das Grab wieder fülleten, ehe es Tag würde.

  20. Und seinem Weibe befahl er, daß sie wieder ein Mahl zurichtete, und schaffte ihnen alle Notdurft auf den Weg.

  21. Und er ließ zwei feiste Rinder schlachten und vier Schafe, und lud alle seine Nachbarn und Freunde zu Gast.

  22. Und Raguel vermahnte und bat Tobias hoch, daß er zwo Wochen wollte bei ihm verziehen.

  23. Und von all seinen Gütern gab er die Hälfte dem Tobias, und machte eine Verschreibung, daß nach seinem Tode die andre Hälfte auch des Tobias werden sollte.

Das 9. Kapitel.

Gabael bezahlt seine Schuld an Tobias und kommt zu dessen Hochzeit.

  1. Da rief Tobias den Engel zu sich; denn er meinte, es wäre ein Mensch, und sprach zu ihm: * Asarja, mein Bruder, ich bitte dich, höre mein Wort;

    *Kapitel 5,19.

  2. wenn ich mich dir gleich selbst zu einem eigenen Knecht gäbe, so wäre es doch nichts gegen deine Wohlthat.

  3. Doch bitte ich dich: Nimm diese Knechte und Kamele, und zeuch (zieh) zu Gabael gen Rages in Medien, und gieb ihm diese * Handschrift, und nimm von ihm das Geld, und bitte ihn, daß er wolle zu meiner Hochzeit kommen.

    *Kapitel 4,21.

  4. Denn du weißt, mein Vater zählet Stunden und Tage; und wenn ich einen Tag zu lang außen bliebe, so würde seine Seele betrübt.

  5. Und du weißt, * wie sehr mich Raguel gebeten hat, daß ich's ihm nicht kann abschlagen.

    *Kapitel 8,22.

  6. Da nahm der Engel Raphael vier der Knechte Raguels und zwei Kamele, und zog gen Rages, und fand den Gabael, und gab ihm die Handschrift, und empfing das Geld von ihm.

  7. Und zeigte ihm an vom Sohne des Tobias alles, was geschehen war, und bat ihn zur Hochzeit.

  8. Und da sie mit einander kamen in das Haus Raguels, fanden sie Tobias über Tisch; und siehe, er stund vor ihnen auf, und sie küsseten einander. Und Gabael weinete, und lobte Gott und sprach:

  9. Es * segne dich der Gott Israels! denn du bist eines frommen, gerechten und gottesfürchtigen Mannes Sohn, der den Armen viel Gutes gethan hat.

    *Kapitel 7,7.

  10. Gesegnet sei dein Weib und eure Eltern!

  11. Und Gott gebe, daß ihr sehet eure Kinder und eure Kindeskinder bis in das dritte und vierte Geschlecht; und gesegnet sei dein Same von dem Gott Israels, der da herrschet und regieret ewiglich!

  12. Und als sie alle Amen gesprochen, setzten sie sich zu Tische; aber das * Mahl und die Freude hielten sie in Gottesfurcht.

    *Sirach 9,23.

Das 10. Kapitel.

Des jungen Tobias Heimfahrt zu seinen besorgten Eltern.

  1. Als aber der junge Tobias seiner Hochzeit halben lange außen war, fing der alte Tobias, sein Vater, an zu sorgen, und sprach: Warum wird mein Sohn so lange außen sein, und was hält ihn auf?

  2. Vielleicht ist Gabael gestorben, und niemand will ihm das Geld wiedergeben.

  3. Und wurden sehr traurig, Tobias und Hanna, seine Hausfrau, und weineten beide, daß ihr Sohn auf die bestimmte Zeit nicht wieder heimkam.

  4. * Und seine Mutter weinete, daß sie sich nicht wollte trösten lassen, und sprach:

    *Kapitel 5,25.

  5. Ach, mein Sohn, ach, mein Sohn! Warum haben wir dich lassen wandern, unsrer Augen Licht, unser einiger Trost in unserm Alter, unser Herz und unser Erbe!

  6. Wir hätten Schatzes genug gehabt, wenn wir dich nicht hätten weggelassen.

  7. Und Tobias sprach zu ihr: Schweige und sei getrost! Unserm Sohn gehet's, ob Gott will, wohl; er hat einen treuen Gesellen mit sich.

  8. Sie aber wollte sich nicht trösten lassen, und lief alle Tage hinaus, und sah auf alle Straßen, da er herkommen sollte, ob sie ihn von ferne ersähe.

  9. Raguel aber sprach zu seinem Eidam Tobias: Bleib bei uns; ich will einen Boten schicken zu Tobias, deinem Vater, und ihn wissen lassen, daß dir's wohlgehet.

  10. Und Tobias sprach: Ich weiß, daß mein Vater und Mutter jetzund alle Tage und Stunden zählen, und sind meinethalben hoch bekümmert.

  11. Und als Raguel mit vielen Worten Tobias bat, und er in keinem Weg drein willigen wollte, befahl er ihm Sara, und gab ihm die Hälfte aller seiner Güter an Knechten, Mägden, an Vieh, Kamelen und Rindern und viel Geld, und ließ ihn gesund und fröhlich von sich ziehen und sprach:

  12. Der heilige Engel des Herrn sei bei dir auf dem Wege, und bringe dich gesund wieder heim, daß du deine Eltern gesund findest; und Gott gebe, daß meine Augen mögen eure Kinder sehen, ehe ich sterbe.

  13. Und die Eltern nahmen die Tochter, und küsseten sie, und ließen sie von sich, und vermahneten sie, daß sie ja wollte ihres Mannes Eltern ehren, als ihre eignen Eltern, ihren Mann lieben, das Gesinde fleißig regieren, und sich selbst züchtiglich halten.

Das 11. Kapitel.

Tobias wird von seinen Eltern mit großer Freude empfangen und heilt die Blindheit seines Vaters.

  1. Und auf dem Wege, da sie gen Haran kamen, welches auf halbem Wege ist gegen Ninive, am elften Tage,

  2. sprach der Engel: Tobias, mein Bruder, du weißt, wie wir deinen Vater verlassen haben;

  3. wenn dir's gefiele, so wollten wir vorhinziehen, und dein Weib so gemach lassen hernachziehen mit dem Gesinde und Vieh.

  4. Und als Tobias solches gefiel, sprach Raphael: Nimm zu dir * von des Fisches Galle, denn du wirst ihrer bedürfen.

    *Kapitel 6,10.

  5. Da nahm Tobias des Fisches Galle zu sich, und zogen also vorhin.

  6. Hanna aber saß täglich am Wege auf einem Berge, daß sie konnte weit um sich sehen. Und als sie an dem Ort nach ihm sah, ward sie ihres Sohns gewahr von ferne, und kannte ihn alsbald, und lief hin und sagte es ihrem Manne und sprach: Siehe, dein Sohn kommt.

  7. Und Raphael sprach zu Tobias: Sobald du wirst ins Haus kommen, so bete, und rufe zum Herrn und danke ihm, und gehe darnach zu deinem Vater, und küsse ihn;

  8. und alsbald salbe ihm die Augen mit der Galle vom Fische, welche du bei dir hast, so werden von Stund an seine Augen geöffnet werden, und dein Vater wird das Licht des Himmels schauen, und über deinen Anblick sich freuen.

  9. Da * lief der Hund voran, welchen sie mit sich genommen hatten, und wedelte mit seinem Schwanz, sprang und stellte sich fröhlich.

    *Kapitel 6,1.

  10. Und sein blinder Vater stund eilend auf, und eilte, daß er sich stieß. Da rief er einem Knecht, der ihn bei der Hand führte seinem Sohn entgegen.

  11. Dergleichen that die Mutter, und küsseten ihn, und weineten beide * vor Freuden.

    *Kapitel 5,29.

  12. Und als sie gebetet hatten, und Gott gedankt, setzten sie sich zusammen nieder.

  13. Da nahm Tobias von der Galle des Fisches, und salbte dem Vater seine Augen. Und er litt das fast eine halbe Stunde.

  14. Und der Star ging ihm von den Augen wie ein Häutlein von einem Ei.

  15. Und Tobias nahm es, und zog es von seinen Augen, und alsbald ward er wieder sehend.

  16. Und sie priesen Gott, er und sein Weib und alle, die es erfuhren.

  17. Und Tobias sprach: Ich danke dir, Herr, du Gott Israels, daß du mich * gezüchtiget hast, und doch mir wieder geholfen, daß ich meinen lieben Sohn wieder sehen kann.

    *Kapitel 3,22.

  18. Und nach sieben Tagen kam auch Sara, seines Sohns Weib, mit alle ihrem Gesinde, Vieh und Kamelen, und brachte viel Geldes mit sich, und auch das Geld, das er empfangen hatte von dem Gabael. Und Tobias erzählte seinen Eltern so viel Gutes, das Gott bei ihm gethan hatte durch den Gesellen, der mit ihm gezogen war.

  19. Und Achior und Nabath, des Tobias Vettern, kamen zu ihm, und wünscheten ihm Glück, freueten sich mit ihm alles des Glücks, das ihm Gott gegeben hatte.

  20. Und sieben Tage lang aßen sie mit einander, und waren fröhlich.

Das 12. Kapitel.

Der bisherige Begleiter des jungen Tobias giebt sich als Engel Raphael zu erkennen und verschwindet.

  1. Darnach rief Tobias seinen Sohn zu sich und sprach: Was sollen doch wir dem heiligen Manne, deinem Gesellen, geben, der mit dir gezogen ist?

  2. Und Tobias antwortete seinem Vater: Wie können wir die großen Wohlthaten, die er mir gethan hat, vergelten?

  3. Er hat * mich gesund hin und wieder gebracht, hat das Geld selbst bei Gabael geholet, hat mir zu diesem Weibe geholfen; dazu hat er den bösen Geist vertrieben, und ihre Eltern erfreuet.

    *Kapitel 5,22.

  4. Ja, mich selbst hat er errettet, da mich der große Fisch fressen wollte, und hat dir wieder geholfen zu deinem Gesichte, und hat uns über die Maßen viel Gutes gethan.

  5. Wie können wir ihm denn solche große Wohlthaten vergelten? Aber ich bitte dich, mein Vater: Beut (Biet) ihm an die Hälfte aller Habe, die wir mit uns gebracht haben, daß er's wolle annehmen.

  6. Und beide, Vater und Sohn, forderten ihn auf einen Ort, und baten ihn, daß er wolle annehmen die Hälfte aller Güter, die sie mit sich gebracht hatten.

  7. Und er sagte heimlich zu ihnen: Lobet und danket ihr dem Gott des Himmels bei jedermann, daß er euch solche Gnade erzeiget hat.

  8. Der Könige und Fürsten Rat und Heimlichkeit soll man verschweigen; aber Gottes Werke soll man herrlich preisen und offenbaren.

  9. Ein solch Gebet mit Fasten und Almosen ist besser, denn viel Golds zum Schatz sammeln; denn die Almosen erlösen vom Tode, tilgen die Sünden, erhalten bei dem Leben.

    Kapitel 4,11.

  10. Die * Gottlosen aber bringen sich selber um ihr Leben.

    *Sprüche 14,34.

  11. So will ich nun die Wahrheit offenbaren, und den heimlichen Befehl euch nicht verbergen.

  12. Da du * so heiß weinetest und betetest, stundest von der Mahlzeit auf, und begrubest die Toten, hieltest die Leichen heimlich in einem Hause, und begrubest sie bei der Nacht, da brachte ich dein Gebet vor den Herrn.

    *Kapitel 3,1.24.

  13. Und * weil du Gott lieb warest, so mußte es so sein: + ohne Anfechtung solltest du nicht bleiben, auf daß du bewähret würdest.

    *Sprüche 3,12.+1. Petrus 1,6.7.

  14. Und nun hat mich Gott geschickt, daß ich dich solle heilen, und den bösen Geist vertreiben, der um Sara, deines Sohns Weib, war.

  15. Und ich bin * Raphael, einer von den sieben Engeln, die wir vor dem Herrn stehen.

    *Kapitel 3,25.

  16. Als sie das höreten, erschraken sie, zitterten, und fielen auf ihr Angesicht zur Erde.

  17. Und der Engel sprach zu ihnen: Seid getrost und fürchtet euch nicht!

  18. Denn Gott hat's so haben wollen, daß ich bei euch gewesen bin; den lobet und danket!

  19. Es * schien wohl, als äße und tränke ich mit euch; aber ich brauche unsichtbarer Speise und eines Trankes, den kein Mensch sehen kann.

    *Richter 13,16.

  20. Und nun ist's Zeit, daß ich zu dem wieder hingehe, der mich gesandt hat. Danket ihr Gott, und verkündiget seine Wunder!

  21. Und als er das gesagt hatte, verschwand er vor ihren Augen, und sie sahen ihn nimmer.

  22. Und sie fielen nieder drei Stunden lang, und dankten Gott; und darnach stunden sie auf, und sagten solches nach, und verkündigten seine großen Wunder.

Das 13. Kapitel.

Lobgesang des Tobias.

  1. Der alte Tobias aber that seinen Mund auf, lobte Gott und sprach:

  2. Herr, du bist ein großer, starker Gott, und dein Reich währet ewiglich. Du züchtigest, und tröstest wieder; * du kannst in die Hölle stoßen, und wieder herausführen; deiner Hand kann niemand entfliehen.

    *Weisheit 16,13.15.

  3. Ihr Kinder Israel, lobet den Herrn, und vor den Heiden preiset ihn! Denn darum hat er euch zerstreuet unter die Heiden, welche ihn nicht kennen, daß ihr seine Wunder verkündiget, und die Heiden erkennen, daß kein allmächtiger Gott ist denn er allein.

  4. Er hat uns * gezüchtiget um unsrer Sünden willen, und durch seine Güte hilft er uns wieder.

    *Kapitel 3,4.

  5. Sehet, was er an uns gethan hat. Mit Furcht und Zittern lobet ihn in seinen Werken, und preiset den, der ewiglich herrschet!

  6. Und ich will ihn auch preisen in diesem Lande, darin wir gefangen sind; denn er hat seine Wunder über ein sündlich Volk erzeigt.

  7. Darum bekehret euch, ihr Sünder, und thut Gutes vor Gott, und glaubt, daß er euch Güte erzeigt.

  8. Und ich will mich nun von Herzen freuen in Gott.

  9. Lobet den Herrn, ihr seine Auserwähleten, haltet Freudentage, und preiset ihn.

  10. Jerusalem, du Gottesstadt, Gott wird dich * züchtigen um deiner Werke willen; aber er wird sich wieder dein erbarmen.

    *Vers 4.

  11. Lobe den Herrn um seine Gaben, und preise den ewigen Gott, daß er seine Hütte in dir wieder baue, und alle deine Gefangnen wieder hole, daß du ewiglich dich freuen mögest.

  12. Du wirst wie ein heller Glanz leuchten, und an allen Enden auf Erden wird man dich ehren.

  13. Von fernen Landen wird man zu dir kommen und Geschenke bringen.

    Jesaja 60,4.9.

  14. In dir werden sie den Herrn anbeten, und du wirst das Heiligtum heißen; den großen Namen des Herrn werden sie in dir anrufen.

  15. Verflucht werden sein alle, die dich verachten; verdammt werden sein alle, die dich lästern; gesegnet werden sein alle, die dich bauen.

  16. Du aber wirst dich freuen über deinen Kindern; denn sie werden alle gesegnet, und zum Herrn gebracht werden.

  17. Wohl denen, die dich lieben, und die dir * wünschen, daß dir's wohlgehe!

    *Psalm 122,6.

  18. Meine Seele lobe den Herrn; denn der Herr, unser Gott, wird die Stadt Jerusalem von allen Trübsalen erlösen.

  19. Wohl mir, so die übrigen von meinem Samen sehen werden Jerusalem in seiner Herrlichkeit!

  20. Die Pforten Jerusalems werden von Saphir und Smaragd gebauet werden, und aus Edelsteinen ringsum all ihre Mauern.

    Jesaja 54,11.12.

  21. Mit weißem und reinem Marmor werden alle ihre Gassen gepflastert werden, und in allen Straßen wird man Hallelujah singen.

  22. Gelobet sei Gott, der sie erhöhet hat; und sein Reich bleibe ewiglich über sie! Amen.

Das 14. Kapitel.

Abschied des Vaters Tobias von seinem Sohn. Tod der Eltern und des Sohnes.

  1. Nach dieser Geschichte, als * Tobias war wieder sehend worden, lebte er noch zwei und vierzig Jahre, und sah seine Kindeskinder.

    *Kapitel 11,14.15.

  2. Und als er nun hundert und zwei Jahre alt war, ward er mit Ehren begraben zu Ninive.

  3. Denn da er sechs und fünfzig Jahre alt war,* ward er blind; und im sechzigsten Jahr ward er wieder sehend;

    *Kapitel 2,11.

  4. und hat die übrige Zeit seines Lebens fröhlich zugebracht, und nahm zu in Gottesfurcht, und starb in gutem Frieden.

  5. Vor seinem Tod aber * forderte er Tobias, seinen Sohn, zu sich, und sieben junge Knaben, seines Sohns Kinder, und sprach zu ihm:

    *1. Mose 49,1; 50,24.

  6. Zeuch (Zieh) nach Medien, mein Sohn! Ninive wird bald zu Boden gehen, denn * das Wort des Herrn wird nicht fehlen; aber in Medien wird alsdann noch eine Zeit lang Friede sein. Und unsere Brüder, die noch im Lande sind, werden zerstreuet werden aus dem guten Lande. Und Jerusalem wird wüste sein, und das Haus Gottes darin verbrannt werden, und wird wüste sein eine Zeit lang.

    *Nahum 3. Zephanja 2,13.

  7. Aber Gott wird sich ihrer wieder erbarmen, und sie in das Land zurückführen; und sie werden das Haus bauen, * nicht so wie das erste gewesen ist, bis der Zeit Lauf erfüllet ist. Und darnach werden sie zurückkehren aus ihren Gefängnissen, und Jerusalem herrlich aufbauen; und das Gotteshaus darin wird prächtig erbauet werden auf ewige Zeiten, + wie die Propheten von ihr geredet haben.

    *Esra 3,12.+Jesaja 2,2.3.

  8. Und auch die Heiden werden sich bekehren, daß sie Gott den Herrn wahrhaftiglich fürchten, und werden ihre Götzen verlassen und gen Jerusalem kommen und da wohnen.

  9. Und alle Heiden und Könige werden sich in ihr freuen, und anbeten den Gott Israels.

  10. So höret nun, meine Söhne, euren Vater: Dienet dem Herrn in der Wahrheit, und haltet euch zu ihm rechtschaffen.

  11. Thut, was er geboten hat, und lehret solches eure Kinder, daß sie auch Almosen geben, daß sie Gott allezeit fürchten, und trauen von ganzem Herzen.

  12. Und, liebe Kinder, höret mich, und bleibet nicht hie zu Ninive; sondern wenn ihr eure Mutter auch begraben habt neben mich in meinem Grabe, alsdann macht euch auf, daß ihr von hinnen ziehet.

  13. Denn ich sehe, daß die Sünde Ninives wird's mit ihr ein Ende machen.

  14. Und alsbald nach seiner Mutter Tod zog Tobias von Ninive mit seinem Weib, Kindern und Kindeskindern, und zog * gen Medien zu seinem + Schwäher und seines Weibes Freunden;

    *Vers 6.+Schwiegervater.

  15. und fand sie frisch und gesund in einem guten, ruhlichen Alter; und er pflegte ihrer. Und als sie starben, drückte er ihnen auch ihre Augen zu, und kriegte also das ganze Erbe und Güter Raguels; und lebte bis in das fünfte Geschlecht, und sah seine Kinder und Kindeskinder.

  16. Und als er neun und neunzig Jahre alt war, welche er in Gottesfurcht fröhlich zugebracht hatte, begruben ihn seine Freunde.

  17. Und all sein Geschlecht blieb in heiligem Wandel und Leben, also daß sie angenehm waren vor Gott und den Leuten und allen, die im Lande wohneten.

DAS BUCH JESUS SIRACH

Vorrede.

  1. Vieles und Großes ist uns gegeben durch das Gesetz und die Propheten und die andern, so denselbigen nachgefolget; daher man muß Israel billig loben um solche Weisheit und Lehre.

    Lukas 24,44.

  2. Darum sollen nicht allein die, so es haben und lesen, weise daraus werden, sondern auch denen in der Fremde dienen mit Lehren und Schreiben.

  3. So hat mein Großvater Jesus, nachdem er sich sonderlich befleißiget, zu lesen das Gesetz, die Propheten und die andern Bücher, so uns von unsern Vätern gelassen sind, und sich wohl drinnen geübt hatte, sich vorgenommen, auch etwas zu schreiben von Weisheit und guten Sitten;

  4. auf daß die, so gerne lernen und klug werden wollten, desto verständiger und geschickter würden, ein gut Leben zu führen.

  5. Darum bitte ich, ihr wollet es freundlich annehmen, und mit Fleiß lesen, und uns zugut halten, so wir etwa in einigen Worten gefehlt haben, obwohl wir allen Fleiß gethan haben, recht zu dolmetschen.

  6. Denn was in ebräischer (hebräischer) Sprache geschrieben ist, das lautet nicht so wohl, wenn man's bringet in eine andere Sprache;

  7. nicht allein dieses mein Buch, sondern auch das Gesetz selber und die Propheten und die übrigen Bücher lauten gar viel anders, wenn sie in ihrer eigenen Sprache geredet werden.

  8. Als ich nun gen Ägypten kam, im acht und dreißigsten Jahr des Königs Ptolemäus Euergetes, und drinnen blieb, gewann ich Raum, viel Gutes zu lesen und zu schreiben.

  9. Darum sah ich's für gut und not an, daß ich den Fleiß und die Mühe drauf legete, und dies Buch verdolmetschte.

  10. Und dieweil ich Zeit hatte, arbeitete ich, und kehrte Fleiß an, daß ich dies Buch fertig machte, und an den Tag brächte, auf daß auch die in der Fremde, so lernen wollen, sich zu guten Sitten gewöhnen, auf daß sie nach dem Gesetze des Herrn leben mögen.

Das 1. Kapitel.

Ruhm der Weisheit und der Furcht Gottes.

  1. Alle Weisheit ist von Gott, dem Herrn, und ist bei ihm ewiglich.

    Sprüche 2,6; 8,22.

  2. Wer hat zuvor gedacht, wie viel Sand im Meer, wie viel Tropfen im Regen und wie viel Tage der Welt werden sollten?

  3. Wer hat zuvor gemessen, wie hoch der Himmel, wie breit die Erde, wie tief das Meer sein sollte? Wer hat Gott je gelehret, was er machen sollte?

    Jesaja 40,12-14.

  4. Denn seine Weisheit ist vor allen Dingen.

  5. Das Wort Gottes, des Allerhöchsten, ist der Brunnen der Weisheit, und das ewige Gebot ist ihre Quelle.

  6. Wer könnte sonst wissen, wie man die Weisheit und Klugheit erlangen sollte?

  7. Einer ist weise, der Allerhöchste, der Schöpfer aller Dinge, allmächtig, ein gewaltiger König und sehr erschrecklich,

  8. der auf seinem Thron sitzet, ein herrschender Gott;

  9. der hat sie durch seinen heiligen Geist verkündiget, der hat alles zuvor gedacht, gewußt und gemessen;

  10. und hat die Weisheit ausgeschüttet über alle seine Werke und über alles Fleisch nach seiner Gnade, und giebt sie denen, so ihn lieben.

  11. Die Furcht des Herrn ist Ehre und Ruhm, Freude und eine schöne Krone.

  12. Die Furcht des Herrn macht das Herz fröhlich, und giebt Freude und Wonne ewiglich.

  13. Wer den Herrn fürchtet, dem wird's wohlgehen in der letzten Not, und wird endlich den Segen behalten.

  14. Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit,

  15. und wer sie ersiehet, der liebt sie; denn er siehet, welch große Wunder sie thut.

  16. Die * Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang, und ist im Herzensgrund allein bei den Gläubigen, und wohnet allein bei den auserwähleten Weibern, und man findet sie allein bei den Gerechten und Gläubigen.

    *Psalm 111,10. Sprüche 1,7; 9,10.

  17. Die Furcht des Herrn ist der rechte Gottesdienst;

  18. der behütet und macht das Herz fromm, und giebt Freude und Wonne.

  19. Wer den Herrn fürchtet, dem wird's wohlgehen, und wenn er Trostes bedarf, wird er gesegnet sein.

  20. Gott fürchten ist die Weisheit, die reich machet, und bringet alles Gute mit sich.

  21. Sie erfüllet das ganze Haus mit ihren Gaben und alle Gemächer mit ihrem Schatz.

  22. Die Furcht des Herrn ist eine Krone der Weisheit,

  23. und giebt reichen Frieden und Heil.

  24. Diese Weisheit macht recht kluge Leute; und wer an ihr festhält, dem hilft sie aus mit Ehren.

  25. Den Herrn fürchten ist die Wurzel der Weisheit, und ihre Zweige grünen ewiglich.

  26. Die Furcht des Herrn wehret der Sünde.

    1. Mose 39,9.

  27. Denn wer ohne Furcht fähret, der gefällt Gott nicht, und seine Frechheit wird ihn stürzen.

  28. Aber ein Demütiger erharret der Zeit, die ihn trösten wird.

  29. Denn wiewohl seine Sache eine Zeit lang unterdrückt wird,

  30. so werden doch die Frommen seine Weisheit rühmen.

  31. Dem Gottlosen ist Gottes Wort ein Greuel; denn es ist ein Schatz der Weisheit, der ihm verborgen ist.

  32. Mein Sohn, willst du weise werden, so halte die Gebote, so wird dir Gott die Weisheit geben.

  33. Denn die * Furcht des Herrn ist die rechte Weisheit und Zucht; und Glaube und Geduld gefallen Gott wohl.

    *Sprüche 15,33.

  34. Siehe zu, daß deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei, und diene ihm nicht mit falschem Herzen.

  35. Suche nicht Ruhm bei den Leuten durch Heuchelei, und siehe zu, was du redest.

  36. Und wirf dich selbst nicht auf, daß du nicht fallest und zu Schanden werdest,

  37. und der Herr deine Tücke offenbare, und stürze dich öffentlich vor den Leuten;

  38. darum daß du nicht in rechter Furcht Gott gedienet hast, und dein Herz falsch gewesen ist.

Das 2. Kapitel.

Vermahnung zur Geduld in Trübsal.

  1. Mein Kind, willst du Gottes Diener sein, so schicke dich zur Anfechtung.

    Sprüche 3,11.

  2. Halte fest und leide dich, und wanke nicht, wenn man dich davonlocket.

  3. Halt dich an Gott, und weiche nicht, auf daß du immer stärker werdest.

  4. Alles, was dir widerfähret, das leide, und sei geduldig in allerlei Trübsal.

  5. Denn gleichwie das Gold durchs Feuer, also werden die, so Gott gefallen, durchs Feuer der Trübsal bewährt.

    Sprüche 17,3. 1. Petrus 1,7; 4,12.

  6. Vertraue Gott, so wird er dir aushelfen; richte deine Wege, und hoffe auf ihn!

    Psalm 37,5.

  7. Die ihr den Herrn fürchtet, vertrauet ihm; denn es wird euch nicht fehlen.

  8. Die ihr den Herrn fürchtet, hoffet des Besten von ihm, so wird euch Gnade und Trost allezeit widerfahren.

  9. Die ihr den Herrn fürchtet, harret seiner Gnade, und weichet nicht, auf daß ihr nicht zu Grund gehet.

  10. Sehet an die Beispiele der Alten, und merket sie.

  11. Wer ist jemals zu Schanden worden, der auf ihn gehoffet hat?

  12. Wer ist jemals verlassen, der in der Furcht Gottes blieben ist? Oder wer ist jemals von ihm verschmähet, der ihn angerufen hat?

  13. Denn der Herr ist * gnädig und barmherzig, und vergiebt Sünden, und hilft in der Not.

    *2. Mose 34,6.7.

  14. Weh denen, so an Gott verzagen, und nicht festhalten, und dem Gottlosen, der hin und wieder wanket!

  15. Weh den Verzagten! denn sie glauben nicht, darum werden sie auch nicht beschirmet.

  16. Weh denen, so nicht beharren!

  17. Wie will es ihnen gehen, wenn sie der Herr heimsuchen wird?

  18. Die den Herrn fürchten, glauben seinem Wort; und die ihn lieb haben, halten seine Gebote.

  19. Die den Herrn fürchten, thun was ihm wohlgefällt;

  20. und die ihn lieb haben, halten das Gesetz recht.

  21. Die den Herrn fürchten, bereiten ihr Herz, und demütigen sich vor ihm und sprechen:

  22. Wir wollen lieber in die Hände des Herrn fallen denn in die Hände der Menschen;

    2. Samuel 24,14.

  23. denn seine Barmherzigkeit ist ja so groß, als er selber ist.

Das 3. Kapitel.

Vom Gehorsam gegen die Eltern und von wahrer Demut.

  1. Lieben Kinder, gehorchet mir, eurem Vater,

  2. und lebet also, auf daß es euch wohlgehe.

    5. Mose 5,16.

  3. Denn der Herr will den Vater von den Kindern geehret haben; und was eine Mutter die Kinder heißet, will er gehalten haben.

    2. Mose 20,12.

  4. Wer seinen Vater ehret, des Sünden wird Gott nicht strafen;

  5. und wer seine Mutter ehret, der sammelt einen guten Schatz.

  6. Wer seinen Vater ehret, der wird auch Freude an seinen Kindern haben; und wenn er betet, so wird er erhöret.

  7. Wer seinen Vater ehret, der wird desto länger leben; und wer um des Herrn willen gehorsam ist, an dem hat die Mutter einen Trost.

  8. Wer den Herrn fürchtet, der ehret auch den Vater, und dienet seinen Eltern, und hält sie für seine Herrn.

  9. Ehre Vater und Mutter mit der That, mit Worten und Geduld;

  10. auf daß ihr Segen über dich komme.

  11. Denn des Vaters Segen bauet den Kindern Häuser, aber der Mutter Fluch reißet sie nieder.

  12. Spotte deines Vaters Gebrechen nicht; denn es ist dir keine Ehre.

    1. Mose 9,25.

  13. Denn den Vater ehren, ist deine eigne Ehre, und deine Mutter verachten, ist deine eigne Schande.

  14. Liebes Kind, * pflege deines Vaters im Alter, und betrübe ihn ja nicht, solange er lebet;

    *Sprüche 23,22.

  15. und halt ihm zugut, ob er kindisch würde, und verachte ihn ja nicht darum, daß du geschickter bist.

  16. Denn der Wohlthat, dem Vater erzeigt, wird nimmermehr vergessen werden; und wird dir Gutes geschehen, ob du auch wohl ein Sünder bist.

  17. Und dein wird gedacht werden in der Not, und deine Sünden werden vergehen wie das Eis vor der Sonne.

  18. Wer seinen Vater verläßt, der ist, als der Gott lästert; und wer seine Mutter betrübet, der ist verflucht vom Herrn.

    Sprüche 19,26.

  19. Liebes Kind, bleib gern im niedrigen Stande; das ist besser denn alles, da die Welt nach trachtet.

    Römer 12,16.

  20. Je höher du bist, je mehr demütige dich, so wird dir der Herr hold sein.

  21. Denn der Herr ist der Allerhöchste und thut doch große Dinge durch die Demütigen.

  22. Stehe nicht nach höherm Stande, und denke nicht über dein Vermögen;

  23. sondern was Gott dir befohlen hat, des nimm dich stets an. Denn es frommet dir nichts, daß du gaffest nach dem, das dir nicht befohlen ist.

  24. Und was deines Amts nicht ist, da laß deinen Vorwitz.

  25. Denn dir ist schon mehr befohlen, als du kannst ausrichten.

  26. Solcher Dünkel hat viele betrogen; und ihre Vermessenheit hat sie gestürzt.

  27. Denn wer sich gern in Fahr (Gefahr) giebt, der verdirbt drinnen;

  28. und einem vermessnen Menschen gehet's endlich übel aus.

  29. Ein vermessner Mensch macht ihm selbst viel Unglücks, und richtet einen Jammer nach dem andern an.

  30. Denn Hochmut thut nimmer gut, und kann nichts denn Arges draus erwachsen.

    Kapitel 10,15. Tobias 4,14.

  31. Ein vernünftiger Mensch lernet Gottes Wort gern;

  32. und wer die Weisheit lieb hat, der höret gerne zu.

  33. Wie das Wasser ein brennend Feuer löscht, also tilget das Almosen die Sünden.

    Daniel 4,24. Tobias 4,11.

  34. Und der oberste * Vergelter wird's hernachmals gedenken, und wird ihn im Unfall erhalten.

    *Matthäus 6,3.4.

Das 4. Kapitel.

Ermahnung zur Wohlthätigkeit. Hoher Wert der Weisheit. Wahre und falsche Scham.

  1. Liebes Kind, laß den Armen nicht Not leiden, und sei nicht hart gegen den Dürftigen.

    Kapitel 14,13.14.

  2. Verachte den Hungrigen nicht, und betrübe den Dürftigen nicht in seiner Armut.

  3. Einem betrübten Herzen mache nicht mehr Leides, und verzeuch die Gabe dem Dürftigen nicht.

  4. Die Bitte des Elenden schlage nicht ab, und wende dein Angesicht nicht von dem Armen.

    Tobias 4,7.

  5. Wende deine Augen nicht von dem Dürftigen, auf daß er nicht über dich klage.

  6. Denn der ihn gemacht hat, erhöret sein Gebet, wenn er mit traurigem Herzen über dich klaget.

    Sprüche 22,2.

  7. Sei nicht zänkisch vor Gericht, und halte den Richter in Ehren.

  8. Höre den Armen gerne, und antworte ihm freundlich und sanft.

  9. Errette den, dem Gewalt geschieht, von dem, der ihm Unrecht thut; und sei unerschrocken, wenn du urteilen sollst.

  10. Halt dich gegen die Waisen wie ein Vater, und nimm dich ihrer Mutter an wie ihr Mann,

    Hiob 29,16; 31,16-18.

  11. so wirst du sein wie ein Sohn des Allerhöchsten, und er wird dich lieber haben, denn dich deine Mutter hat.

  12. Die Weisheit erhöhet die Kinder, und nimmt die auf, die sie suchen.

  13. Wer sie lieb hat, der hat das Leben lieb; und wer sie fleißig suchet, wird große Freude haben.

  14. Wer fest an ihr hält, der wird große Ehre erlangen; und was er vornimmt, da wird der Herr Glück zu geben.

  15. Wer ihr dienet, der thut den * rechten Gottesdienst; und wer sie lieb hat, den hat der Herr auch lieb.

    *1. Samuel 15,22.

  16. Wer ihr gehorchet, der kann andre Leute lehren; und wer sich zu ihr hält, der wird sicher wohnen.

  17. Wer ohne Falsch ist, der wird sie erlangen, und seine Nachkommen werden gedeihen.

  18. Und ob sie zum ersten sich anders gegen ihm stellet,

  19. und macht ihm angst und bange, und prüfet ihn mit ihrer Rute, und versucht ihn mit ihrer Züchtigung, bis sie befindet, daß er ohne Falsch sei:

  20. so wird sie dann wieder zu ihm kommen auf dem rechten Wege, und ihn erfreuen,

  21. und wird ihm offenbaren ihr Geheimnis.

  22. Wo er aber falsch befunden wird, wird sie ihn verlassen, daß er verderben muß.

  23. Liebes Kind, brauche der Zeit, und hüte dich vor unrechter Sache,

  24. und schäme dich nicht für deine Seele, das Recht zu bekennen.

  25. Denn man kann sich so schämen, daß man Sünde dran thut, und kann sich auch also schämen, daß man Gnade und Ehre davon hat.

    Kapitel 41,19. Markus 8,38.

  26. Laß dich keine Person bewegen dir zum Schaden, noch erschrecken dir zum Verderben,

  27. sondern bekenne das Recht frei,

  28. wenn man den Leuten helfen soll.

  29. Denn durch Bekenntnis wird die Wahrheit und das Recht offenbar.

  30. Rede nicht wider die Wahrheit, sondern laß den Hohn über dich gehen, wo du in der Sache gefehlet hast.

  31. Schäme dich nicht zu bekennen, wo du gefehlet hast, und strebe nicht wider den Strom.

  32. Diene einem Narren in seiner Sache nicht, und siehe seine Gewalt nicht an;

  33. sondern verteidige die Wahrheit bis in den Tod, so wird Gott der Herr für dich streiten.

  34. Sei nicht wie die, so sich mit hohen Worten erbieten, und thun doch gar nichts dazu.

  35. Sei nicht ein Löwe in deinem Hause, und nicht ein Wüterich gegen dein Gesinde.

  36. Deine Hand soll nicht aufgethan sein, immer zu nehmen, und zugeschlossen, nimmer zu geben.

Das 5. Kapitel.

Warnung vor gefährlicher Sicherheit und vor Unvorsichtigkeit im Reden.

  1. Verlaß dich nicht auf deinen Reichtum, und denke nicht: Ich habe genug für mich.

  2. Folge deinem Mutwillen nicht, ob du es gleich vermagst, und thue nicht, was dich gelüstet,

  3. und denke nicht: „Wer will mir's wehren?“ Denn der Herr, der oberste Rächer wird's rächen.

  4. Denke nicht: „Ich habe wohl mehr gesündiget, und ist mir nichts Böses widerfahren;“ denn der Herr ist wohl geduldig, aber er wird dich nicht ungestraft lassen.

  5. Und sei nicht so sicher, ob deine Sünde noch nicht gestraft ist, daß du darum für und für sündigen wolltest.

  6. Denke auch nicht: Gott ist sehr barmherzig, er wird mich nicht strafen, ich sündige, wie viel ich will.

  7. Er kann bald also zornig werden, als gnädig er ist; und sein Zorn über die Gottlosen hat kein Aufhören.

  8. Darum * verzeuch nicht, dich zum Herrn zu bekehren, und schieb es nicht von einem Tage auf den andern.

    *Kapitel 18,22.

  9. Denn sein Zorn kommet plötzlich, und wird's rächen und dich verderben.

  10. Auf unrecht Gut verlaß dich nicht; denn es hilft dich nichts, wenn die Anfechtungen kommen werden.

  11. Laß dich nicht einen jeglichen Wind führen, und folge nicht einem jeglichen Wege, wie die unbeständigen Herzen thun,

  12. sondern sei beständig in deinem Sinn, und bleibe bei einerlei Rede.

  13. Sei schnell, zu hören, und antworte, was recht ist, und übereile dich nicht.

    Jakobus 1,19.

  14. Verstehest du die Sache, so unterrichte deinen Nächsten; wo nicht, so halt dein Maul zu.

  15. Denn Reden bringet Ehre, und Reden bringet auch Schande; und den Menschen fället seine eigne Zunge.

  16. Sei nicht ein Ohrenbläser, und verleumde nicht mit deiner Zunge.

  17. Ein Dieb ist ein schändlich Ding; aber ein Verleumder ist viel schändlicher.

  18. Achte es nicht geringe, es sei klein oder groß.

Das 6. Kapitel.

Warnung vor Unbescheidenheit. Vorschriften des Umgangs mit Freunden und Feinden. Ermahnung, nach der Weisheit zu streben.

  1. Laß dich nicht bewegen, daß du deinem Freund gram werdest; denn solcher Verleumder wird endlich zu Schanden.

  2. Laß dich nicht zu klug dünken, jedermann zu tadeln,

  3. daß deine Blätter nicht verwelken, und deine Früchte verderben, und auch dermaleinst werdest wie ein dürrer Baum.

  4. Denn ein solcher giftiger Mensch schadet ihm selber, und wird seinen Feinden ein Spott.

  5. Wiederum, wer alles zum besten auslegt, der machet sich viel Freunde; und wer das Beste zur Sache redet, von dem redet man wiederum das Beste.

  6. Halt's mit jedermann freundlich; aber zum Ratgeber nimm unter tausend nur einen.

  7. Vertraue keinem Freunde, du habest ihn denn erkannt in der Not.

  8. Denn es sind viele Freunde, solange sie es genießen können; aber in der Not halten sie nicht.

    Kapitel 37,4.

  9. Und ist mancher Freund, der wird bald Feind, und machet den Streit kund, dir zur Schmach.

  10. Es sind auch etliche Tischfreunde, und halten nicht in der Not.

  11. Solange dir's wohlgehet, so ist er dein Geselle, und lebet in deinem Hause, als wäre er auch Hausherr;

  12. gehet dir's aber übel, so stehet er wider dich, und läßt sich nirgend finden.

  13. Thue dich von deinen Feinden, und hüte dich gleichwohl auch vor Freunden.

  14. Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer den hat, der hat einen großen Schatz.

  15. Ein treuer Freund ist mit keinem Geld noch Gut zu bezahlen.

  16. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens; wer Gott fürchtet, der kriegt solchen Freund.

    Kapitel 25,12.

  17. Denn wer Gott fürchtet, dem wird's gelingen mit Freunden; und wie er ist, also wird sein Freund auch sein.

  18. Liebes Kind, laß dich die Weisheit ziehen von Jugend auf, so wird ein weiser Mann aus dir.

  19. Stelle dich zu ihr wie einer, der da ackert und säet, und erwarte ihre guten Früchte.

  20. Du mußt eine kleine Zeit um ihretwillen Mühe und Arbeit haben; aber gar bald wirst du ihrer Früchte genießen.

  21. Bitter ist sie den ungebrochnen Menschen, und ein Unverständiger bleibet nicht an ihr.

  22. Denn sie ist ihm ein harter Prüfestein, und er wirft sie bald von sich.

  23. Sie rühmen wohl viel von der Weisheit, aber wissen wenig drum.

  24. Liebes Kind, gehorche meiner Lehre, und verachte nicht meinen Rat.

  25. Ergieb deine Füße in ihre Fesseln, und deinen Hals in ihr Halseisen.

  26. Bücke deine Schultern, und trage sie, und sperre dich wider ihre Bande nicht.

  27. Halte dich zu ihr von ganzem Herzen, und bleibe mit allen Kräften auf ihrem Wege.

  28. Forsche ihr nach, und suche sie, so wirst du sie finden; und wenn du sie kriegest, so laß sie nicht von dir.

  29. Denn endlich wirst du Trost an ihr haben, und wird dir dein Leib in Freude gekehret werden,

  30. und ihre Fesseln werden dir ein starker Schirm, und ihr Halseisen ein herrlich Kleid werden.

  31. Sie hat eine güldene Krone mit einer Purpurhaube.

  32. Dasselbige Kleid wirst du anziehen, und dieselbige * schöne Krone wirst du aufsetzen.

    *Sprüche 1,9.

  33. Liebes Kind, willst du folgen, so wirst du weise; und nimmst du es zu Herzen, so wirst du klug.

  34. Wirst du gern gehorchen, so wirst du sie kriegen; und wirst du deine Ohren neigen, so wirst du weise werden.

  35. Sei gern bei den Alten, und wo ein weiser Mann ist, zu dem halte dich. Höre gern jegliches Wort Gottes, und merke die guten Sprüche der Weisheit.

  36. Wo du einen vernünftigen Mann siehest, zu dem komm mit Fleiß, und gehe stets aus und ein bei ihm.

  37. Betrachte immerdar Gottes Gebote, und gedenke stets an sein Wort; der wird dein Herz vollkommen machen, und dir geben Weisheit, wie du begehrest.

    Psalm 1,2.

Das 7. Kapitel.

Warnung vor Ungerechtigkeit und vor dem Streben nach Macht und Ansehen. Vermischte Regeln der Lebensweisheit und Frömmigkeit.

  1. Thue nichts Böses, so widerfähret dir nichts Böses.

  2. Halt dich vom Unrechten, so trifft dich nicht Unglück.

  3. Säe nicht auf den Acker der Ungerechtigkeit, so wirst du sie nicht ernten siebenfältig.

    Sprüche 22,8.

  4. Dringe dich nicht in Ämter vor Gott, und ringe nicht nach Gewalt beim Könige.

  5. Laß dich's nicht dünken vor Gott, du seiest tüchtig genug dazu, und laß dich nicht dünken beim Könige, du seiest weise genug dazu.

  6. Laß dich nicht verlangen, Richter zu sein; denn durch dein Vermögen wirst du nicht alles Unrecht zu Recht bringen. Du möchtest dich entsetzen vor einem Gewaltigen, und das Recht mit Schanden fallen lassen.

  7. Richte nicht Aufruhr an in der Stadt, und hänge dich nicht an den Pöbel,

  8. auf daß du nicht tragen müssest zweifältige Schuld; denn es wird keine ungestraft bleiben.

  9. Denke auch nicht: Gott wird dafür mein groß Opfer ansehen, und wenn ich dafür dem allerhöchsten Gott opfere, so wird er's annehmen.

    Hosea 8,13.

  10. Wenn du * betest, so zweifle nicht,

    *Jakobus 1,6.

  11. und sei nicht laß, Almosen zu geben.

  12. Spotte des Betrübten nicht; denn es ist einer, der kann beides, niedrigen und erhöhen.

  13. Stifte nicht Lüge wider deinen Bruder, noch wider deinen Freund.

  14. Gewöhne dich nicht an die Lüge; denn das ist eine schädliche Gewohnheit.

  15. Sei nicht schwätzig bei den Alten; und * wenn du betest, so mache nicht viel Worte.

    *Matthäus 6,7.

  16. Ob dir's sauer wird mit deiner Nahrung und Ackerwerk, das laß dich nicht verdrießen; * denn Gott hat's so geschaffen.

    *1. Mose 3,17-19.

  17. Verlaß dich nicht drauf, daß der Haufe groß ist, mit denen du übel thust,

  18. sondern gedenke, daß dir die Strafe nicht ferne ist.

  19. Darum demütige dich von Herzen; denn * Feuer und Würmer ist Rache über die Gottlosen.

    *Jesaja 66,24.

  20. Übergieb deinen Freund um keines Guts willen, noch deinen treuen Bruder um des besten Golds willen.

  21. Scheide dich nicht von einer vernünftigen und frommen Frau; denn sie ist edler als Gold.

  22. Einen treuen Knecht und fleißigen Arbeiter halt nicht übel.

  23. Einen frommen Knecht habe lieb, und hindere ihn nicht, wo er frei werden kann.

  24. Hast du Vieh, so warte sein, und träget dir's Nutz, so behalt es.

  25. Hast du Kinder, so zeuch (erzieh) sie, und beuge ihren Hals von Jugend auf.

  26. Hast du Töchter, so bewahre ihren Leib, und verwöhne sie nicht.

  27. Verheirate deine Tochter, so hast du ein groß Werk gethan, und gieb sie einem vernünftigen Mann.

  28. Hast du ein Weib nach deinem Herzen, so laß dich nicht von ihr wenden, sie zu verstoßen; und vertraue der Feindseligen nicht.

  29. Ehre deinen Vater von ganzem Herzen, und vergiß nicht, wie sauer du deiner Mutter worden bist;

  30. und denke, daß du von ihnen geboren bist; und was kannst du ihnen dafür thun, das sie an dir gethan haben?

  31. Fürchte den Herrn von ganzem Herzen, und halt seine Priester in allen Ehren. Liebe den, der dich gemacht hat, von allen Kräften; und seine Diener verlaß nicht.

  32. Fürchte den Herrn, und ehre den Priester;

  33. und gieb ihm sein Teil, wie * dir geboten ist,

    *4. Mose 18,8-21; 5. Mose 12,19.

  34. Erstlinge und Schuldopfer

  35. und Hebopfer, und was mehr geheiliget wird zum Opfer, und allerlei heilige Erstlinge.

  36. Reiche dem Armen deine Hand, auf daß du reichlich gesegnet werdest,

    Kapitel 14,16.

  37. und deine Wohlthat dich angenehm mache vor allen lebendigen Menschen; ja, * beweise auch an den Toten deine Wohlthat.

    *2. Samuel 2,5.

  38. Laß die Weinenden nicht ohne Trost, sondern traure mit den Traurigen.

    Römer 12,15.

  39. Laß dich's nicht verdrießen, die Kranken zu besuchen, denn um deswillen wirst du geliebet werden.

  40. Was du thust, so bedenke das Ende, so wirst du nimmermehr Übels thun.

Das 8. Kapitel.

Regeln eines klugen und rechtschaffenen Betragens gegen andere.

  1. Zanke nicht mit einem Gewaltigen, daß du ihm nicht in die Hände fallest.

  2. Zanke nicht mit einem Reichen, daß er dich nicht überwiege.

  3. Denn viele lassen sich mit Geld bestechen, und es beweget auch wohl der Könige Herz.

  4. Zanke nicht mit einem Schwätzer, daß du nicht Holz zutragest zu seinem Feuer.

  5. Scherze nicht mit einem groben Menschen, daß er dein Geschlecht nicht schmähe.

  6. Rücke dem nicht auf seine Sünde, der sich bessert, und gedenke, daß wir alle auch Schuld auf uns haben.

  7. Verachte das Alter nicht; denn wir gedenken auch, alt zu werden.

  8. * Freue dich nicht, daß dein Feind stirbt; gedenke, daß wir alle sterben müssen.

    *Hiob 31,29.

  9. Verachte nicht, was die Weisen reden, sondern richte dich nach ihren Sprüchen.

    Kapitel 6,34-36.

  10. Denn von ihnen kannst du Zucht lernen, und wie du dich halten sollst gegen große Leute.

  11. Laß dich nicht klüger dünken denn die Alten, denn sie haben auch von ihren Vätern gelernet;

  12. denn von ihnen kannst du lernen, wie du sollst antworten, wo es not ist.

  13. Blase dem Gottlosen nicht sein Feuer auf, daß du nicht auch mit verbrennest.

  14. Lege dich nicht an einen Lästerer, daß er dir deine Worte nicht verkehre.

  15. Leihe nicht einem Gewaltigern, denn du bist; leihest du aber, so achte es als verloren.

  16. Werde nicht Bürge über dein Vermögen; wirst du aber Bürge, so denke, daß du bezahlest.

  17. Rechte nicht mit dem Richter; denn man spricht das Urteil, wie er will.

  18. Wandere nicht mit einem Tollkühnen, daß er dich nicht in Unglück bringe; denn er richtet an, was er will, so mußt du dann um seiner Thorheit willen Schaden leiden.

  19. Hadere nicht mit einem Zornigen, und gehe nicht allein mit ihm über Feld; denn er achtet Blutvergießen wie nichts; wenn du dann keine Hilfe hast, so erwürget er dich.

  20. Mit Narren halt keinen Rat, denn sie können kein Wort bei sich behalten.

  21. Vor einem Fremden thue nichts, das du heimlich halten willst; denn du weißt nicht, was draus kommen möchte.

  22. Offenbare dein Herz nicht jedermann; er möchte dir übel danken.

Das 9. Kapitel.

Vorsicht im Umgang mit Weibern und Freunden.

  1. Eifre nicht über das Weib, das dir vertraut ist; denn solch hartes Aufsehen bringt nichts Gutes.

  2. Laß deinem Weibe nicht Gewalt über dich, daß sie nicht dein Herr werde.

  3. Fleuch die Buhlerin, daß du nicht in ihre Stricke fallest.

  4. Gewöhne dich nicht zu der Sängerin, daß sie dich nicht fahe mit ihrem Reizen.

  5. Siehe nicht nach den Mägden, daß du nicht entzündet werdest gegen sie.

    1. Mose 34,1.2. Hiob 31,1. Matthäus 5,28.

  6. Hänge dich nicht an die Huren, daß du nicht um das Deine kommest.

  7. Gaffe nicht in der Stadt hin und wieder, und laufe nicht durch alle Winkel.

  8. Wende dein Angesicht von schönen Frauen, und siehe nicht nach der Gestalt anderer Weiber.

  9. Denn schöne Weiber haben manchen bethöret,

    2. Samuel 11,2. Judith 12,17.

  10. und böse Lust entbrennet davon wie ein Feuer.

  11. Sitze nicht bei eines andern Weib,

  12. und herze dich nicht mit ihr,

  13. und prasse nicht mit ihr, daß dein Herz nicht an sie gerate, und deine Sinne nicht bethöret werden.

  14. Gieb einen alten Freund nicht auf; denn du weißt nicht, ob du so viel am neuen kriegest.

  15. Ein neuer Freund ist ein neuer Wein; laß ihn alt werden, so wird er dir wohlschmecken.

  16. Eifre nicht über des Gottlosen große Ehren; denn du weißt nicht, wie es ein * Ende nehmen wird.

    *Psalm 73,17-20.

  17. Laß dir nicht gefallen der Gottlosen Vornehmen; denn sie werden nicht ungestraft bleiben bis in die Hölle hinein.

  18. Halt dich fern von dem, so Gewalt hat zu töten, so darfst du dich nicht besorgen, daß er dich töte.

  19. Mußt du aber um ihn sein, so vergreif dich nicht, daß er dir nicht das Leben nehme, da du dich's am wenigsten versiehest;

  20. und wisse, daß du unter Stricken wandelst, und gehest auf eitel hohen Spitzen.

  21. Erlerne mit allem Fleiß deinen Nächsten, und wo du Rat bedarfst, so suche es bei weisen Leuten.

  22. Und besprich dich mit den Verständigen, und richte alle deine Sachen nach Gottes Wort.

  23. * Geselle dich zu frommen Leuten, und + sei fröhlich, doch mit Gottesfurcht.

    *Kapitel 37,15.+Tobias 9,12.

Lob weiser Regenten. Warnung vor Stolz und Übermut.

  1. Das Werk lobet den Meister, und einen weisen Fürsten seine Rede.

  2. Es ist ein fährlich Ding in einem Regiment um einen Schwätzer; und ein jäher Wäscher wird zu Schanden.

Das 10. Kapitel.

  1. Ein weiser Regent hält sein Volk in Zucht; und wo eine verständige Obrigkeit ist, * da gehet es ordentlich zu.

    *Sprüche 28,12.

  2. Wie der Regent ist, so sind auch seine Amtleute; wie der Rat ist, so sind auch die Bürger.

  3. Ein König, der selber nicht Zucht gelernet hat, verderbet Land und Leute; wenn aber die Gewaltigen klug sind, so gedeihet die Stadt.

  4. Das Regiment im Lande stehet in Gottes Händen; derselbige giebt ihm zur rechten Zeit einen tüchtigen Regenten.

  5. Es stehet in Gottes Händen, daß es einem Regenten gerate; derselbe giebt ihm einen löblichen Kanzler.

  6. Räche nicht an deinem Nächsten alle Missethat; und kühle dein Mütlein nicht, wenn du strafen sollst.

  7. Den Hoffärtigen ist Gott und die Welt feind; denn sie handeln vor allen beiden unrecht.

  8. Um Gewalt, Unrechts und Geizes willen kommt ein Königreich von einem Volk aufs andre.

  9. Was erhebet sich die arme * Erde und Asche?

    *1. Mose 18,27.

  10. Ist er doch ein eitel schändlicher Kot, dieweil er lebet.

  11. Und wenn der Arzt schon lange dran flickt,

  12. so gehet's doch endlich also: Heute König, morgen tot.

  13. Und wenn der Mensch tot ist, so fressen ihn Schlangen und wilde Tiere und Würmer.

    Hiob 17,14.

  14. Da kommt alle Hoffart her, wenn ein Mensch von Gott abfällt, und sein Herz von seinem Schöpfer weichet.

  15. Und Hoffart treibet zu allen Sünden; und wer darin steckt, der richtet viel Greuel an.

  16. Darum hat der Herr allezeit den Hochmut geschändet und endlich gestürzet.

  17. Gott hat die Hoffärtigen Fürsten vom Stuhl heruntergeworfen, und Demütige drauf gesetzt.

    Lukas 1,52.

  18. Gott hat der stolzen Heiden Wurzel ausgerottet, und Demütige an ihre Stätte gepflanzet.

  19. Gott hat der Heiden Land umgekehret und zu Grund verderbet.

  20. Er hat sie verdorren lassen, und verstöret, und ihren Namen vertilget auf Erden.

  21. Daß die Leute hoffärtig und grimmig sind, das ist von Gott nicht geschaffen.

  22. Der Mensch ist nicht böse geschaffen,

  23. sondern welcher Gott fürchtet, der wird mit Ehren bestehen; welcher aber Gottes Gebote übertritt, der wird zu Schanden.

  24. Und die, so Gott fürchten, halten ihren Regenten in Ehren; darum behütet er sie.

  25. Es soll sich der Reiche und Arme, der Große und Kleine, keines andern rühmen, denn daß sie Gott fürchten.

    Jeremia 9,22.23.

  26. Es taugt gar nichts, daß man einen armen Verständigen verschmähe und einen reichen Gottlosen ehre.

    Jakobus 2,5.6.

  27. Fürsten, Herrn und Regenten sind in großen Ehren; aber so groß sind sie nicht als der, so Gott fürchtet.

    Kapitel 25,14.

  28. Einem weisen Knecht müssen Freie dienen, und ein vernünftiger Mann murret nicht drum.

  29. Stehe nicht auf deinem eignen Kopf in deinem Thun, und mache dich nicht stolz, wenn du anderer bedarfst;

  30. es ist besser, daß einer seines Thuns warte, dabei er gedeihet, denn sich viel vermesse, und dabei ein Bettler bleibe.

  31. Mein Kind, in Demut achte deine Seele hoch, und halte dich selbst in Ehren nach Gebühr.

  32. Denn wer wider seine Seele sündigt, wer will den gerecht sprechen? und wer will den bei Ehren erhalten, der sein eignes Leben unehret?

  33. Der Arme wird geehret um seiner Klugheit willen, und der Reiche um seiner Güter willen.

  34. Ist aber die Klugheit löblich an einem Armen, wie viel mehr an einem Reichen! Und was einem Reichen übel anstehet, das stehet viel mehr dem Armen übel an.

Das 11. Kapitel.

In demütigem Aufsehen auf Gott muß man sein Glück suchen, unter den Menschen aber Vorsicht gebrauchen.

  1. Die Weisheit des Geringen bringet ihn zu Ehren, und setzet ihn mitten unter die Fürsten.

    1. Mose 41,40. Daniel 2,48.

  2. Du sollst niemand rühmen um seines großen Ansehens willen, noch jemand verachten um seines geringen Ansehens willen.

  3. Denn die Biene ist ein klein Vögelein, und giebt doch die allersüßeste Frucht.

  4. Überhebe dich nicht deiner Kleider, und sei nicht stolz in deinen Ehren; denn der Herr ist wunderbarlich in seinen Werken, und niemand weiß, was er thun will.

  5. Viel Tyrannen haben müssen herunter auf die Erde sitzen, und ist dem die Krone aufgesetzt, auf den man nicht gedacht hätte.

  6. Viel großer Herrn sind zu Boden gegangen, und gewaltige Könige sind andern in die Hände kommen.

  7. Verdamme niemand, ehe du die Sache zuvor erkennest; erkenne es zuvor, und strafe es dann.

  8. Du sollst nicht urteilen, ehe du die Sache hörest, und laß die Leute zuvor ausreden.

  9. Menge dich nicht in fremde Sache, und sitze nicht bei unrechtem Urteil.

  10. Mein Kind, stecke dich nicht in mancherlei Händel; denn wo du dir mancherlei vornimmst, wirst du nicht viel dran gewinnen. Wenn du gleich sehr darnach ringest, so erlangest du es doch nicht; und wenn du auch davonlaufen wolltest, so kommst du doch nicht heraus.

  11. Mancher läßt es sich sauer werden, und eilet zum Reichtum, und hindert sich nur selber damit.

  12. Dagegen thut mancher gemach, der wohl Hilfe bedürfte, ist dazu schwach und arm:

  13. den siehet Gott an mit Gnaden, und hilft ihm aus dem Elend, und bringt ihn zu Ehren, daß sich sein viele verwundern.

  14. Es kommt alles von Gott, Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum.

    Hiob 1,21; 2,10.

  15. Den Frommen giebt Gott Güter, die da bleiben;

  16. und was er bescheret, das gedeihet immerdar.

  17. Mancher karget und sparet, und wird dadurch reich,

  18. und denket, er habe etwas vor sich gebracht,

  19. und spricht: Nun will ich gut Leben haben, essen und trinken von meinen Gütern; und er weiß nicht, daß sein Stündlein so nahe ist, und muß alles andern lassen und sterben.

    Lukas 12,19.20.

  20. Bleibe in Gottes Wort, und übe dich drinnen, und beharre in deinem Beruf; und laß dich nicht irren, wie die Gottlosen nach Gut trachten.

  21. Vertraue du Gott, und bleibe in deinem Beruf;

  22. denn es ist dem Herrn gar leicht, einen Armen reich zu machen.

  23. Gott segnet den Frommen ihre Güter, und wenn die Zeit kommt, gedeihen sie bald.

  24. Sprich nicht: Was hilft mich's und was hab ich nun davon?

  25. Sprich nicht: Ich habe genug, wie kann mir's nun fehlen?

    Kapitel 5,1.

  26. Wenn dir's wohlgehet, so gedenke, daß dir's wieder übel gehen kann; und wenn dir's übel gehet, so gedenke, daß dir's wieder wohlgehen kann.

    Kapitel 18,25.

  27. Denn der Herr kann einem jeglichen leichtlich vergelten im Tod, wie er's verdienet hat.

    Kapitel 17,19.

  28. Eine böse Stunde machet, daß man aller Freude vergisset; und wenn der Mensch stirbt, so wird er inne, wie er gelebt hat.

  29. Rühme niemand vor seinem Ende; denn was einer für ein Mann gewesen sei, das findet sich an seinen Nachkommen.

  30. Herberge nicht einen jeglichen in deinem Hause; denn die Welt ist voll Untreue und List.

  31. Ein falsch Herz ist wie ein Lockvogel im Korbe, und lauert, wie er dich fahen (fangen) möge.

  32. Denn was er Gutes siehet, deutet er aufs ärgste, und das Allerbeste schändet er aufs höchste.

  33. Aus einem Funken wird ein groß Feuer, und der Gottlose höret nicht auf, bis er Blut vergieße.

  34. Hüte dich vor solchen Buben, sie haben nichts Gutes im Sinn; daß sie dir nicht eine ewige Schande anhängen.

  35. Nimmst du einen Fremden zu dir ein, so wird er dir Unruhe machen, und dich aus deinem Eigentum treiben.

Das 12. Kapitel.

Wohlthätigkeit gegen den Dürftigen, Vorsicht gegen den Feind.

  1. Willst du Gutes thun, so siehe zu, wem du es thust, so verdienst du Dank damit.

  2. Thue dem Frommen Gutes, so wird dir's reichlich vergolten, wo nicht von ihm, so geschieht's gewißlich vom Herrn.

  3. Aber den bösen Buben, die nicht danken für die Wohlthat, wird's nicht wohlgehen.

  4. Gieb dem Gottesfürchtigen, und erbarme dich des Gottlosen nicht.

  5. Thue Gutes dem Elenden, und gieb dem Gottlosen nicht. Behalte dein Brot vor ihm, und gieb ihm nichts, daß er dadurch nicht gestärket werde, und dich untertrete.

  6. Du wirst noch eins so viel Bosheit durch ihn empfahen (empfangen), als du ihm Gutes gethan hast. Denn auch der Allerhöchste ist den Sündern feind, und wird die Gottlosen strafen.

  7. Wenn's einem wohlgehet, so kann man keinen Freund recht erkennen; wenn's aber übel gehet, so kann sich der Feind auch nicht bergen.

  8. Denn wenn's einem wohlgehet, das verdreußt seinen Feind; wenn's aber übel gehet, so weichen auch die Freunde von ihm.

  9. Traue deinem Feinde nimmermehr.

  10. Denn gleichwie das Eisen immer wieder rostet, also lässet er auch seine Tücke nicht.

  11. Und ob er sich schon neiget und bücket, so halt doch an dich und hüte dich vor ihm. Und wenn du gleich an ihm polierest wie an einem Spiegel, so bleibt er doch rostig.

  12. Zeuch (Zieh) ihn nicht zu dir, daß er dich nicht wegstoße und trete an deine Statt. Setze ihn nicht neben dich, daß er nicht nach deinem Stuhl trachte, und du zuletzt an meine Worte denken müssest, und dich dann gereuen wird.

  13. Gleich als wenn ein Schlangenbeschwörer gebissen wird, das jammert niemand, so wenig als das, so einer mit wilden Tieren umgehet, und von ihnen zerrissen wird: also gehet's dem auch, der sich an die Gottlosen hänget, und sich in ihre Sünden menget.

  14. Er bleibet wohl eine Weile bei dir; aber wenn du strauchelst, so beharret er nicht.

  15. Der Feind giebt wohl gute Worte, und klaget dich sehr, und stellet sich freundlich,

    Jeremia 41,6.7.

  16. kann auch dazu weinen; aber im Herzen denket er, wie er dich in die Grube fälle; und kriegt er Raum, so kann er deines Bluts nicht satt werden.

  17. Will dir jemand Schaden thun, so ist er der erste,

  18. und stellet sich, als wolle er dir helfen, und fället dich meuchlings.

  19. Seinen Kopf wird er schütteln, und in die Faust lachen, dein spotten, und das Maul aufwerfen.

Das 13. Kapitel.

Kluges Betragen gegen Reiche und Vornehme.

  1. Wer Pech angreift, der besudelt sich damit; und wer sich gesellet zum Hoffärtigen, der lernet Hoffart.

  2. Geselle dich nicht zum Gewaltigen und Reichen, du ladest sonst eine schwere Last auf dich.

  3. Was soll der irdene Topf bei dem ehernen Kessel? Denn wo sie an einander stoßen, so zerbricht er.

  4. Der Reiche thut Unrecht, und trotzt noch dazu; aber der Arme muß es leiden und dazu danken.

  5. Solange du ihm nütz bist, brauchet er dein; aber wenn du nicht mehr kannst, so läßt er dich fahren.

  6. Weil du hast, so zehret er mit dir, und bekümmert ihn nichts, daß du verdirbest.

  7. Wenn er dein bedarf, kann er dich fein äffen, und lächelt dich an, verheißt dir viel, und giebt dir die besten Worte und spricht: Bedarfst du etwas?

  8. Und ladet dich einmal oder drei zu Gast betrüglich, bis er dich um das Deine bringe, und spottet dein zuletzt.

  9. Und wenn er gleich deine Not siehet, läßt er dich doch fahren, und * schüttelt den Kopf über dich.

    *Kapitel 12,19.

  10. Darum siehe zu, daß dich deine Einfältigkeit nicht betrüge

  11. und in Unglück bringe.

  12. Wenn dich ein Gewaltiger will zu sich ziehen, so weigere dich, so wird er dich desto mehr zu sich ziehen.

  13. Dränge dich nicht selbst zu ihm, daß du nicht verstoßen werdest; entzeuch (entzieh) dich auch nicht zu sehr, daß man dich zur Not brauchen könne.

  14. Geh nicht darauf aus, mit ihm zu reden wie mit deinesgleichen, und traue nicht seinen vielen Worten; denn er versucht dich damit, und mit seinen freundlichen Gebärden holet er dich aus.

  15. Wenn er ungnädig wird, so bleibet's nicht bei solchen freundlichen Worten,

  16. und scherzet nicht mit Strafen und Gefängnis.

  17. Darum hüte dich und siehe dich wohl vor;

  18. du lebest in großer Fahr (Gefahr).

  19. Ein jeglich Tier hält sich zu seinesgleichen, und jeglicher Mensch zu dem, der ihm am nächsten ist.

  20. Jegliches Fleisch liebt seine eigne Art; so soll auch ein Mann sich gesellen zu seinesgleichen.

  21. Es ist eben, als wenn sich der Wolf zum Schaf gesellte, wenn ein Gottloser sich zum Frommen gesellet.

  22. Wie die Hyäne mit dem Hunde sich gesellet, also auch der Reiche mit dem Armen.

  23. Wie der Löwe das Wild frißt in der Heide, so fressen die Reichen die Armen.

  24. Wie beim Hoffärtigen unwert ist, was gering ist, also ist der Arme dem Reichen auch unwert.

  25. Wenn der Reiche fallen will, so helfen ihm seine Freunde auf; wenn der Arme fällt, stoßen ihn auch seine Freunde zu Boden.

  26. Wenn ein Reicher nicht recht gethan hat, so sind viele, die ihm überhelfen; wenn er sich mit Worten vergriffen hat, so muß man's lassen recht sein.

  27. Wenn aber ein Armer nicht recht gethan hat, so kann man's aufmutzen; und wenn er gleich weislich redet, so findet's doch keine Statt.

  28. Wenn der Reiche redet, so schweiget jedermann, und sein Wort hebt man in den Himmel.

    Psalm 73,9.

  29. Wenn aber der Arme redet, so spricht man: Wer ist der? und so er fehlet, so muß er herhalten.

  30. Reichtum ist gut, wenn man ihn ohne Sünde brauchet; aber Armut des Gottlosen lehret ihn viel Böses reden.

  31. Was einer im Sinn hat, das siehet man ihm an den Augen an, es sei Gutes oder Böses.

  32. Hat er Gutes im Sinn, so siehet er fröhlich auf; wer aber mit heimlichen Tücken umgehet, kann nicht Ruhe davor haben.

Das 14. Kapitel.

  1. Wohl dem, der nicht bösen Rat giebt, und davon nicht bös Gewissen hat!

  2. Wohl dem, der kein bös Gewissen hat, und seine Zuversicht ihm nicht entfallen ist!

Warnung vor Geiz

  1. Einem Knauser stehet's nicht wohl an, daß er reich ist; und was soll Geld und Gut einem kargen Hunde?

  2. Wer viel sammelt, und ihm selber nichts Gutes thut, der sammelt's andern, und andere werden's verprassen.

    Prediger 2,21; 3,8; 5,12-16; 6,2.

  3. Wer ihm selber nichts Gutes thut, was sollte der andern Gutes thun? Er wird seines Guts nimmer froh.

  4. Es ist kein schändlicher Ding, denn daß einer ihm selbst nichts Gutes gönnet; und das ist die rechte Plage für seine Bosheit.

    Sprüche 11,17.

  5. Thut er etwas Gutes, so weiß er nichts drum, und zuletzt offenbart er seine Bosheit.

  6. Das ist ein böser Mensch, der nicht sehen mag, daß man den Leuten Gutes thut, sondern wendet sein Angesicht weg, und erbarmet sich niemands.

  7. Ein vorteilischer Mensch läßt sich nimmer genügen an seinem Teil; und der Geiz macht die Seele dürre.

  8. Ein Neidischer siehet nicht gern essen, und thut ihm wehe, wenn er soll zu essen geben.

    Sprüche 23,6-8.

  9. Mein Kind, thue dir selbst Gutes von dem Deinen, und gieb dem Herrn Opfer, die ihm gebühren.

  10. Gedenke, daß der Tod nicht säumet; und du weißt ja wohl, daß du keinen Bund mit dem Tod hast.

  11. Thue Gutes dem Freund vor deinem Ende, und * reiche dem Armen nach deinem Vermögen.

    *Tobias 4,8.9.

  12. Vergiß der Armen nicht, wenn du den fröhlichen Tag hast, so wird dir auch Freude widerfahren, die du begehrest.

    Lukas 14,12-14.

  13. Du mußt doch deinen sauren Schweiß andern lassen, und deine Arbeit den Erben übergeben.

  14. * Gieb gern, so wirst du wieder empfahen (empfangen), und gönne deiner Seele Gutes.

    *Lukas 6,38.

  15. Denn wenn du tot bist, so hast du ausgezehret.

  16. Alles Fleisch verschleißt wie ein Kleid, denn es ist der alte Bund: Du mußt sterben!

    Jesaja 40,6.

  17. Wie mit den grünen Blättern auf einem schönen Baum – etliche fallen ab, etliche wachsen wieder – also gehet's mit den Leuten auch, etliche sterben, etliche werden geboren.

  18. Alles vergängliche Ding muß ein Ende nehmen;

    1. Johannes 2,17.

  19. und die damit umgehen, fahren auch mit dahin.

Vom Nutzen der Weisheit. Ursache der Sünden.

  1. Wohl dem, der stets mit Gottes Wort umgehet, und dasselbe auslegt und lehret,

    Psalm 1,2.

  2. der's von Herzen betrachtet, und gründlich verstehen lernet, und der Weisheit immer weiter nachforschet, und schleicht ihr nach, wo sie hingehet.

    Sprüche 2,2-6.

  3. Und gucket zu ihrem Fenster hinein, und horcht an der Thür,

  4. sucht Herberge nahe bei ihrem Hause, und richtet an ihrer Wand seine Hütte auf, und ist ihm eine gute Herberge.

  5. Er bringet seine Kinder auch unter ihr Dächlein, und bleibt unter ihrer Laube.

  6. Darunter wird er vor der Hitze beschirmet, und ist ihm eine herrliche Wohnung.

Das 15. Kapitel.

  1. Solches thut niemand, denn der den Herrn fürchtet, und wer sich an Gottes Wort hält, der findet sie.

  2. Und sie wird ihm begegnen wie eine Mutter, und wird ihn empfahen (empfangen) wie eine junge Braut.

  3. Sie wird ihn speisen mit Brot des Verstands, und wird ihn tränken mit Wasser der Weisheit.

  4. Dadurch wird er stark werden, daß er feststehen kann, und wird sich an sie halten, daß er nicht zu Schanden wird.

  5. Sie wird ihn erhöhen über seine Nächsten, und wird ihm seinen Mund aufthun in der Gemeine.

  6. Sie wird ihn krönen mit Freuden und Wonne, und mit ewigem Namen begaben.

  7. Aber die Narren finden sie nicht, und die Gottlosen können sie nicht ersehen.

  8. Denn sie ist fern von den Hoffärtigen, und die Heuchler wissen nichts von ihr.

  9. Das Lob Gottes ist nicht lieblich im Munde des Gottlosen; denn es kommt nicht vom Herrn.

  10. Denn zu rechtem Lobe gehöret Weisheit, so giebt Gott Gnade dazu.

  11. Du darfst nicht sagen: „Bin ich abtrünnig worden, so hat's Gott gethan.“ Denn was er hasset, das solltest du nicht thun.

    Jakobus 1,13.

  12. Du darfst nicht sagen: „Er hat mich verführet;“ denn er bedarf keines Gottlosen.

  13. Der Herr hasset alle Abgötterei, und wer ihn fürchtet, der scheuet sich davor.

  14. Er hat den Menschen von Anfang geschaffen, und ihm die Wahl gegeben.

    1. Mose 2,7.16.17.

  15. Willst du, so halt die Gebote, und thue was ihm gefällt in rechtem Vertrauen.

  16. Er hat dir Feuer und Wasser vorgestellet; greif zu welchem du willst.

  17. Der Mensch hat vor sich Leben und Tod; welches er will, das wird ihm gegeben werden.

    5. Mose 30,15.

  18. Denn die Weisheit Gottes ist groß, und er ist mächtig,

  19. und siehet alles;

    Kapitel 23,28.

  20. und * seine Augen sehen auf die, so ihn fürchten; und er weiß wohl, was recht gethan oder Heuchelei ist.

    Psalm 34,16.

  21. Er heißt niemand gottlos sein, und erlaubt niemand zu sündigen.

Das 16. Kapitel.

Unglück durch mißratene Kinder. Gerechtigkeit Gottes.

  1. Freue dich nicht, daß du viel ungeratener Kinder hast, und poche nicht darauf, daß du viel Kinder hast, wenn sie Gott nicht fürchten.

  2. Verlaß dich nicht darauf, daß sie am Leben bleiben, und traue nicht auf ihr Vermögen.

  3. Denn es ist besser Ein fromm Kind denn tausend gottlose.

  4. Und ist besser, ohne Kinder sterben, denn gottlose Kinder haben.

  5. Ein frommer Mann kann einer Stadt aufhelfen; aber wenn der Gottlosen gleich viel ist, wird sie doch durch sie verwüstet.

  6. Des hab ich meine Tage viel gesehen, und noch viel mehr gehört.

  7. Das Feuer verbrannte den ganzen Haufen der Gottlosen, und der Zorn ging an über die Ungläubigen.

  8. Er verschonte der * alten Riesen nicht, die mit ihrer Stärke zu Boden gingen.

    *1. Mose 6,4-7.

  9. Er schonte auch nicht derer, bei welchen Lot ein Fremdling war, sondern verdammte sie um ihres Hochmuts willen.

    1. Mose 19,9.24.

  10. Und er verderbte ohne Barmherzigkeit das Volk, und ließ es in seinen Sünden umkommen.

  11. Also hat er sechs hundert tausend weggerafft, darum daß sie ungehorsam waren; wie sollte denn ein einiger Ungehorsamer ungestraft bleiben?

    4. Mose 26,65; vergleiche 2. Mose 12,37.

  12. Denn * er ist wohl barmherzig, aber er ist auch zornig. Er lässet sich versöhnen, und straft auch greulich. So groß seine Barmherzigkeit ist, so groß ist auch seine Strafe; und er richtet einen jeglichen, wie er's verdienet.

    *2. Mose 20,5.6. 5. Mose 4,24.31.

  13. Der Gottlose wird mit seinem Raube nicht entgehen, und des Frommen Hoffnung wird nicht ausbleiben.

  14. Alle Wohlthat wird ihre Stätte finden; und einem * jeglichen wird widerfahren, wie er's verdienet hat.

    *Römer 2,6.

  15. Sprich nicht: Der HERR siehet nach mir nicht; wer fragt im Himmel nach mir?

    Kapitel 23,25.26. Psalm 94,7.

  16. Unter so großem Haufen denket er an mich nicht; was bin ich gegen eine so große Welt?

  17. Denn siehe, der ganze Himmel allenthalben, das Meer und die Erde beben, wenn er darein sieht.

  18. Die Berge allzumal und die Grundfesten der Erde zittern, wenn er heimsucht; sollte er denn in dein Herz nicht sehen?

  19. Aber was er thun will, das siehet niemand, und die Windsbraut, so vorhanden ist, siehet kein Mensch.

  20. Und er kann viel thun, des sich niemand versiehet; und wer kann's aussagen und ertragen, so er richtet?

  21. Aber solch Dräuen (Drohen) ist zu weit aus den Augen;

  22. und wenn's ein roher Mensch höret, bleibet er doch bei seiner Thorheit und bei seinem Irrtum.

Gottes Werke in der Schöpfung und Regierung der Welt. Mahnung zur Buße.

  1. Mein Kind, gehorche mir und lerne Weisheit, und merke auf meine Worte mit Ernst.

  2. Ich will dir eine gewisse Lehre geben, und dich klärlich unterrichten.

  3. Gott hat von Anfang seine Werke wohl geordnet,

  4. und einem jeglichen sein eigen Werk gegeben;

  5. und erhält sie für und für in solcher Ordnung, daß sie ihr Amt immerdar ausrichten, daß sie nicht müde noch matt werden, noch ablassen von ihrem Geschäft,

    Kapitel 43,11.

  6. und keins das andre hindere, sondern sind immerdar seinem Befehl gehorsam.

  7. Weiter hat er auch auf die Erde gesehen, und sie mit seinen Gütern erfüllet,

  8. und machet das Erdreich voll Tiere, welche wieder unter die Erde kommen.

Das 17. Kapitel.

  1. Gott hat den Menschen Geschaffen aus der Erde,

    1. Mose 2,7.

  2. und machte ihn wieder zur Erde;

    1. Mose 3,19.

  3. und bestimmte ihnen die Zeit ihres Lebens, und gab ihnen Macht über das, was auf Erden ist, und kleidete sie mit Kraft nach ihrer Art, und * schuf sie nach seinem Bilde.

    *1. Mose 1,27.

  4. Er gab ihnen, daß alles Fleisch sie fürchten mußte, und sie herrschen sollten über Tiere und Vögel.

  5. Er gab ihnen Vernunft, Sprache, Augen, Ohren und Verstand und Erkenntnis,

  6. und zeigte ihnen beide, Gutes und Böses;

  7. und hat sein Auge sonderlich auf sie gerichtet,

  8. ihnen zu zeigen seine große Majestät, daß sie loben sollen seinen heiligen Namen, und erzählen seine großen Thaten.

  9. Er hat sie gelehret und ein Gesetz des Lebens gegeben.

  10. Er hat einen ewigen Bund mit ihnen gemacht und seine Rechte offenbart.

  11. Sie haben mit ihren Augen seine Majestät gesehen und mit ihren Ohren seine herrliche Stimme gehöret.

  12. Und er sprach zu ihnen: Hütet euch vor allem Unrecht! und befahl einem jeglichen seinen Nächsten.

  13. Ihr Wesen ist immer vor ihm und nicht verborgen.

  14. In allen Landen hat er Herrschaften geordnet;

    Römer 13,1.

  15. aber über Israel ist er selbst Herr worden.

    1. Samuel 8,7.

  16. Alle ihre Werke sind vor ihm so offenbar wie die Sonne, und * seine Augen sehen ohne Unterlaß all ihr Wesen.

    *Kapitel 23,28.

  17. Auch sind alle ihre Bosheiten ihm unverborgen, und alle ihre Sünden sind vor ihm offenbar.

  18. Er behält die Wohlthat des Menschen wie einen Siegelring, und die guten Werke wie einen Augapfel.

  19. Und zuletzt wird er aufwachen, und einem jeglichen vergelten auf seinen Kopf, wie er's verdienet hat.

    Römer 2,6.

  20. Aber die sich bessern, läßt er zu Gnaden kommen; und die da müde werden, tröstet er, daß sie nicht verzagen.

  21. So bekehre dich nun zum Herrn, und laß dein sündlich Leben.

  22. Bitte den Herrn, und höre auf vom Bösen.

    Kapitel 21,1.

  23. Halte dich zu dem Höchsten, und wende dich vom Unrecht,

  24. und hasse mit Ernst die Abgötterei.

    1. Johannes 5,21.

  25. Wer will den Höchsten loben in der Hölle?

    Psalm 6,6.

  26. Denn allein die Lebendigen können loben; die Toten, als die nicht mehr sind, können nicht loben.

  27. Darum lobe den Herrn, dieweil du lebest und gesund bist.

Gottes unbegreifliche Barmherzigkeit. Von Wohlthätigkeit, zeitiger Buße und Behutsamkeit.

  1. O, wie ist die Barmherzigkeit des Herrn so groß, und lässet sich gnädig finden denen, so sich zu ihm bekehren!

    Psalm 103,17.

  2. Denn was kann doch ein Mensch sein, sintemal er nicht unsterblich ist?

  3. Was ist heller denn die Sonne? und dennoch wird sie verfinstert; und was * Fleisch und Blut dichtet, das ist ja böses Ding.

    *1. Mose 8,21.

  4. Das Heer der Himmelshöhe hält er in Ordnung; aber alle Menschen sind * Erde und Staub.

    *Kapitel 10,9.

Das 18. Kapitel.

  1. Der da ewig lebet, alles, was der macht, das ist vollkommen.

    1. Mose 1,31.

  2. Der Herr ist allein gerecht; niemand kann seine Werke aussprechen. Wer kann seine großen Wunder begreifen?

  3. Wer kann seine große Macht messen?

  4. Wer kann seine große Barmherzigkeit erzählen?

  5. Man kann sie weder mindern noch mehren, und kann seine großen Wunder nicht begreifen.

  6. Aber ein Mensch, wenn er gleich sein Bestes gethan hat, so ist's noch kaum angefangen; und wenn er meinet, er habe es vollendet, so fehlet es noch weit.

    Lukas 17,10.

  7. Denn was ist der Mensch? Wozu taugt er? Was kann er frommen oder Schaden thun?

  8. Wenn er * lange lebet, so lebet er hundert Jahre. Gleichwie ein Tröpflein Wassers gegen das Meer und wie ein Körnlein gegen den Sand am Meer, so gering sind seine Jahre gegen die Ewigkeit.

    *Psalm 90,10.

  9. Darum hat Gott * Geduld mit ihnen, und schüttet seine Barmherzigkeit aus über sie.

    *2. Petri 3,9.

  10. Er siehet, und weiß wohl, wie sie alle des Todes sein müssen.

  11. Darum erbarmet er sich desto reichlicher über sie.

  12. Eines Menschen Barmherzigkeit gehet allein über seinen Nächsten; aber * Gottes Barmherzigkeit gehet über alle Welt.

    *Psalm 145,9.

  13. Er strafet und züchtiget, er lehret und pfleget wie ein Hirte seiner Herde.

  14. Er erbarmet sich aller, die sich ziehen lassen, und fleißig Gottes Wort hören.

  15. Mein Kind, wenn du jemand Gutes thust, so thu´s nicht mit unnützen Reden; und wenn du etwas giebst, so betrübe ihn nicht mit harten Worten.

  16. Der Tau kühlet die Hitze; also ist ein gut Wort besser denn die Gabe.

  17. Ja, ein Wort ist oft angenehmer denn eine große Gabe; und ein holdseliger Mensch giebt sie alle beide.

  18. Ein Narr aber * rückt's einem unhöflich auf, und eine unfreundliche Gabe macht Thränen fließen.

    *Kapitel 20,15.

  19. Lerne zuvor selbst, ehe du andre lehrest.

  20. Hilf dir zuvor selber, ehe du andere arzneiest.

  21. Strafe dich zuvor selbst, ehe du andere richtest, so wirst du Gnade finden, wenn andere gestraft werden.

  22. Spare deine Buße nicht, bis du krank werdest, sondern bessere dich, weil du noch sündigen kannst. Verzeuch nicht, fromm zu werden, und harre nicht mit Besserung deines Lebens bis in den Tod.

    Kapitel 5,8.

  23. Und willst du Gott dienen, so laß dir's ernst sein, auf daß du Gott nicht versuchest.

  24. Gedenke an den Zorn, der am Ende kommen wird, und an die Rache, wenn du davon mußt.

  25. Denn wenn man satt ist, soll man gleichwohl denken, daß man wieder hungern kann; und wenn man reich ist, soll man denken, daß man wieder arm werden kann.

  26. Denn es kann vor abends wohl anders werden, als es am Morgen war; und solches alles geschieht bald vor Gott.

  27. Ein weiser Mensch ist in diesem allem sorgfältig, und hütet sich vor Sünden, weil er noch sündigen kann.

  28. Wer verständig ist, der nimmt solche Weisheit an, und wer sie kriegt, der lobet sie.

  29. Wer solche Lehre recht gelernet hat, der kann sich weislich halten, und wohl davon reden zur Besserung.

  30. Folge nicht deinen bösen Lüsten, sondern brich deinen Willen.

  31. Denn wo du deinen bösen Lüsten folgest, so wirst du dich deinen Feinden selbst zum Spott machen.

  32. Sei nicht ein Prasser, und gewöhne dich nicht zum Schlemmen,

  33. auf daß du nicht zum Bettler werdest, und wenn du nimmer Geld im Säckel hast, auf Wucher nehmen müssest.

Das 19. Kapitel.

Böse Lust, Geschwätz und Arglistigkeit zu meiden.

  1. Ein Arbeiter, der sich gern voll säuft, der wird nicht reich; und wer ein Geringes nicht zu Rat hält, der nimmt für und für ab.

  2. Wein und * Weiber bethören die Weisen;

    *1. Könige 11,3.4. Kapitel 9,9.

  3. und die sich an Huren hängen, werden wild, und kriegen Motten und Würmer zu Lohn, und verdorren, den andern zum merklichen Beispiel.

  4. Wer bald glaubet, der ist leichtfertig, und thut sich, wenn er sich so verführen läßt, selbst Schaden.

  5. Wer sich freuet, daß er Schalkheit treiben kann, der wird verachtet; wer aber solche unnütze Schwätzer hasset, der verhütet Schaden.

  6. Hörest du was Böses, das sage nicht nach, denn Schweigen schadet dir nicht.

  7. Du sollst's weder Freund noch Feinde sagen;

  8. und offenbare es nicht, wo du es ohne böses Gewissen verschweigen kannst.

  9. Denn man höret dir wohl zu und merket drauf; aber man hasset dich gleichwohl.

  10. Hast du etwas gehöret, laß es mit dir sterben, so hast du ein ruhig Gewissen; denn du wirst ja nicht davon bersten.

  11. Aber ein Narr bricht heraus, wie ein zeitig Kind heraus will.

  12. Wenn ein Wort im Narren steckt, so ist's eben, als wenn ein Pfeil in der Hüfte steckt.

  13. Sprich deinen Nächsten drum an, vielleicht hat er's nicht gethan; oder hat er's gethan, daß er's nicht mehr thue

  14. Sprich deinen Nächsten drum an, vielleicht hat er's nicht geredet; hat er's aber geredet, daß er's nicht mehr thue

  15. Sprich deinen Freund drum an, denn man lüget gern auf die Leute; drum glaube nicht alles, was du hörest.

  16. Es entfähret oft einem ein Wort, und meinet's doch nicht also; denn wer ist, dem nicht zuweilen ein Wort entfähret?

    Jakobus 3,2.

  17. Sprich deinen Nächsten drum an, ehe du mit ihm pochest, und denke an Gottes Gebot.

  18. Denn die Furcht Gottes machet weislich thun in allen Sachen, und Gottes Gebot lehret klüglich fahren in allem Handel.

    Psalm 111,10.

  19. Arglistigkeit ist nicht Weisheit, und der Gottlosen Tücken sind keine Klugheit;

  20. sondern es ist eine Bosheit und Abgötterei und eitel Thorheit und Unweisheit.

  21. Es ist besser geringe Klugheit mit Gottesfurcht denn große Klugheit mit Gottesverachtung.

  22. Es ist mancher scharfsinnig, aber ein Schalk, und kann die Sache drehen, wie er's haben will.

  23. Derselbe Schalk kann den Kopf hängen und ernst sehen, und ist doch eitel Betrug.

  24. Er schläget die Augen nieder, und horchet mit Schalksohren, und wo du nicht acht auf ihn hast, so wird er dich übereilen.

  25. Und ob er zu schwach ist, dir Schaden zu thun, so * wird er dich doch, wenn er seine Zeit siehet, berücken.

    *2. Samuel 13,28.

  26. Man siehet's einem wohl an, was er für ein Mann ist, und einen Vernünftigen merkt man an seinen Gebärden.

  27. Denn eines Mannes Kleidung, Lachen und Gang zeigen, was an ihm ist.

Das 20. Kapitel.

Vermischte Lehren und Warnungen, besonders vor Vergehungen mit der Zunge.

  1. Es strafet einer oft seinen Nächsten zur Unzeit, und thäte weislicher, daß er schwiege.

  2. Es ist besser, frei strafen, denn heimlich Haß tragen.

  3. Und wer's zu Dank annimmt, dem bringet's Frommen.

  4. Wer Gewalt übet im Gericht, der ist eben als einer, der eine Jungfrau schändet, die er bewahren soll.

  5. Der eine schweiget, und wird weise erfunden; der andre wird gehasset, weil er viel wäschet.

  6. Der eine schweiget darum, daß er sich nicht kann verantworten; der andere aber schweiget, und wartet * seiner Zeit.

    *Prediger 3,7.

  7. Ein weiser Mann schweiget, bis er seine Zeit ersiehet; aber ein jäher Narr kann der Zeit nicht erharren.

  8. Wer viel plaudert, der macht sich feindselig, und wer sich viel anmaßet, dem wird man gram.

  9. Es glückt manchem in bösen Sachen; aber es gedeihet ihm zum Verderben.

  10. Es giebt oft einer etwas, da er's übel anlegt; dagegen giebt einer, da er's sehr wohl anlegt.

  11. Wer sehr pranget, der verdirbt drüber; wer sich aber bücket, der kommt empor.

  12. Mancher kaufet am ersten wohlfeil; aber hernach muß er's teuer genug bezahlen.

  13. Ein weiser Mann machet sein Geschenk wert mit lieblichen Worten; aber was die Narren schenken, machen sie selbst unwert.

  14. Des Narren Geschenk wird dir nicht viel frommen; denn mit einem Auge giebt er, und mit sieben Augen siehet er, was er dafür kriege.

  15. Er giebt wenig, und rücket einem viel auf, und schreiet's aus als ein Ausrufer.

    Kapitel 18,18.

  16. Heute leihet er, morgen will er's wieder haben. Das sind feindselige Leute.

  17. Der Narr klagt: „Mir ist niemand treu, niemand dankt mir für meine Wohlthaten.

  18. Auch die mein Brot essen, reden nichts Gutes von mir.“

  19. O, wie oft und von vielen wird er verspottet!

  20. Er fällt fährlicher durch seine Rede, denn so er vom Söller fiele; also gehet's den Bösen, daß sie doch zuletzt plötzlich fallen müssen.

  21. Ein grober, ungezogner Mensch plaudert unvorsichtiglich, und wäscht immerfort, wie es ihm einfällt.

  22. Wenn ein Narr schon etwas Gutes redet, so taugt es doch nicht; denn er redet's nicht zu rechter Zeit.

  23. Manchem wehret seine Armut, daß er nichts Übels thut; davon hat er den Vorteil, daß er kein böses Gewissen hat.

  24. Mancher thut lieber das Ärgste, denn daß er seine Ehre verliere, und thut´s um gottloser Leute willen.

  25. Mancher scheut sich, und ist dem Freunde willfährig, und eben damit krieget er ihn zum Feinde.

  26. Die Lüge ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen, und ist gemein bei ungezognen Leuten.

  27. Ein Dieb ist nicht so böse als ein Mensch, der sich zu Lügen gewöhnet; aber zuletzt kommen sie beide an den Galgen.

  28. Lügen ist dem Menschen ein schändlich Ding, und er kann damit nimmermehr zu Ehren kommen.

  29. Ein weiser Mann bringet sich selbst zu Ehren durch seine weise Rede; und ein kluger Mann ist lieb und wert bei Fürsten.

    1. Mose 41,37.38.

  30. Wer * seinen Acker fleißig bauet, der macht seinen Haufen groß; und wer bei Fürsten sich hält, daß er lieb und wert ist, der kann vielem Bösen zuvorkommen.

    *Sprüche 12,11; 28,19.

  31. Geschenke und Gaben verblenden die Weisen, und legen ihnen einen Zaum ins Maul, daß sie nicht strafen können.

    2. Mose 23,8.

  32. Ein weiser Mann, der sich nicht brauchen läßt, und ein vergrabener Schatz, wozu sind sie beide nütze?

  33. Es ist besser, daß sich der Unweise verkrieche denn der Weise.

Das 21. Kapitel.

Warnung vor der Sünde. Unterschied zwischen dem Weisen und dem Thoren.

  1. Mein Kind, hast du gesündiget, so höre auf und bitte, daß dir die vorigen auch vergeben werden.

  2. Fleuch (Flieh) vor der Sünde wie vor einer Schlange; denn so du ihr zu nahe kommest, so sticht sie dich.

  3. Ihre Zähne sind wie Löwenzähne, und töten den Menschen.

  4. Eine jegliche Sünde ist wie ein zweischneidig Schwert, und verwundet, daß es niemand heilen kann.

  5. Wer Gewalt und Unrecht thut, muß zuletzt zum Bettler werden; und wer * stolz ist, kommt zuletzt von Haus und Hofe.

    *Kapitel 10,17.18.

  6. Denn sobald der * Elende ruft, so höret's Gott, und die Rache wird eilend kommen.

    *Psalm 34,7.

  7. Wer sich nichts sagen läßt, der ist schon auf der Bahn des Gottlosen; und wer Gott fürchtet, der nimmt's zu Herzen.

  8. Wer seine Zunge wohl brauchen kann, den kennet man von fern; aber ein Kluger merkt wohl, wenn derselbe fehlet.

  9. Wer sein Haus bauet mit andrer Leute Gut, der sammelt Steine ihm zum Grabe.

  10. Die Rotte der Gottlosen ist wie ein Haufe Wergs, das mit Feuer verzehret wird.

    1. Mose 19,24. Jesaja 1,31.

  11. Die Gottlosen gehen zwar auf einem feinen Pflaster; aber desselbigen Ende ist der Hölle Abgrund.

  12. Wer Gottes Gebot hält, der folget seinem eignen Kopf nicht;

  13. und Gott mit Ernst fürchten, ist Weisheit.

    Kapitel 1,16.

  14. Wo nicht Vernunft innen ist, das läßt sich nicht ziehen.

  15. Etliche sind vernünftig genug, richten aber damit viel Unglücks an.

  16. Eines weisen Manns Lehre fleußt (fließt) daher wie eine Flut und wie eine lebendige Quelle.

  17. Des Narren Herz ist wie ein Topf, der da rinnet, und kann keine Lehre halten.

  18. Wenn ein Vernünftiger eine gute Lehre höret, so lobet er sie, und breitet sie aus; höret sie aber ein Mutwilliger, so mißfällt sie ihm, und wirft sie hinter sich.

  19. Die Rede des Narren drücket wie eine Last auf dem Wege; aber wenn ein Weiser redet, das ist lieblich zu hören.

  20. Im Rat hat man acht, was der Weise redet; und was er rät, das gilt.

  21. Des Narren Rede siehet wie ein eingefallen Haus; und des Unverständigen Rat kann man nicht wissen, was es ist.

  22. Wenn man den Narren ziehen will, so stellet er sich, als wollte man ihm Fesseln an Hände und Füße legen;

  23. aber ein Weiser achtet's für einen güldnen Schmuck und für ein Geschmeide am rechten Arm.

  24. Ein Narr läuft frei einem ins Haus; aber ein Vernünftiger scheuet sich.

  25. Ein Narr gucket frei einem zum Fenster hinein; aber ein Vernünftiger bleibt draußen stehen.

  26. Es ist eine Ungezogenheit, einem an der Thür horchen; ein Vernünftiger hielte es für eine Schmach.

  27. Die unnützen Wäscher plaudern, das nichts zur Sache dienet; die Weisen aber wägen ihre Worte mit der Goldwage.

  28. Die Narren haben ihr Herz im Maul; aber die * Weisen haben ihren Mund im Herzen.

    *Kapitel 39,11.

  29. Ein Narr lachet überlaut; ein Weiser lächelt ein wenig.

  30. Wenn der Gottlose einem Schalk flucht, so flucht er sich selber.

  31. Die Ohrenbläser thun ihnen selbst Schaden, und hat sie niemand gern um sich.

Das 22. Kapitel.

Unglück der Thoren und Gottlosen. Vom Umgang mit Freunden.

  1. Ein fauler Mensch ist gleich wie ein Stein, der im Kot liegt;

  2. wer ihn aufhebt, der muß die Hände wieder wischen.

  3. Ein ungezogner Sohn ist seinem Vater eine Unehre, und eine thörichte Tochter ein Schade.

    Sprüche 17,25.

  4. Eine vernünftige Tochter kriegt wohl einen Mann; aber eine ungeratene Tochter läßt man sitzen, und sie bekümmert ihren Vater.

  5. Und welche wild ist, die ist dem Vater und dem Mann eine Unehre, und wird von beiden gehasset.

  6. Eine Rede, so zur Unzeit geschieht, reimet sich eben wie ein Saitenspiel, wenn einer traurig ist. Strafe und Lehre soll man zu rechter Zeit üben.

  7. Wer einen Narren lehret, der flicket Scherben zusammen, und thut eben, als wenn man einen aus einem tiefen Schlaf weckt.

  8. Wer mit einem Narren redet, der redet mit einem Schlafenden;

  9. wenn's aus ist, so spricht er: Was ist's?

  10. Über einen Toten pfleget man zu trauern, denn er hat das Licht nicht mehr; aber über einen Narren sollte man trauern, daß er keinen Verstand hat.

  11. Man soll nicht zu sehr trauern über den Toten; denn er ist zu Ruhe kommen.

  12. Aber des Narren Leben ist ärger denn der Tod.

  13. * Sieben Tage trauert man über einen Toten, aber über einen Narren und Gottlosen ihr Leben lang.

    *1. Mose 50,10.

  14. Rede nicht viel mit einem Narren, und gehe nicht viel um mit einem Unverständigen.

  15. Halte dich von ihm, daß du nicht Mühe von ihm habest, und von seinem Unflat befleckt werdest.

  16. Weiche nur von ihm, so bleibest du mit Frieden, und kommest nicht in Angst und Not über seiner Thorheit.

  17. Was ist schwerer denn Blei? und wie will man einen Narren anders heißen denn Blei?

  18. Es ist leichter, Sand, Salz und Eisen tragen denn einen unverständigen Menschen.

    Sprüche 27,3.

  19. Gleichwie ein Haus, das fest in einander verbunden ist, nicht zerfällt vom Sturmwind, also auch ein Herz, das seiner Sache gewiß ist, das fürchtet sich vor keinem Schrecken.

  20. Gleichwie eine gute Tünche an ebener Wand, also ist ein Herz, welches festhält an verständiger Erkenntnis.

  21. Wie ein Zaun auf hohem Berge wider den Wind nicht kann bestehen,

  22. also stehet das blöde Herz des Narren in seinem Vornehmen wider kein Erschrecken.

  23. Wenn man das Auge drückt, so gehen Thränen heraus;

  24. und wenn man einem das Herz trifft, so läßt er sich's merken.

  25. Wer unter die Vögel wirft, der scheucht sie weg; und wer seinen Freund schmähet, der zertrennet die Freundschaft.

  26. Wenn du gleich ein Schwert zückest gegen deinen Freund, so gieb die Hoffnung nicht auf; denn ihr könnet wohl wieder Freunde werden.

  27. Hast du gegen deinen Freund den Mund aufgethan, so sei ohne Sorge; denn man kann alles versöhnen, ausgenommen die Schmach, Verachtung, * Offenbarung der Heimlichkeit und böse Tücke. Solche Stücke verjagen den Freund.

    *Kapitel 27,23.24.

  28. Bleib treu deinem Freund in seiner Armut, daß du dich mit ihm freuen mögest, wenn's ihm wohlgehet.

  29. Halt fest bei ihm, wenn's ihm übel gehet, auf daß du seines Glücks auch genießen mögest.

  30. Ein Rauch und Dampf gehet vorher, wenn ein Feuer brennen will; also kommt's vom Schmähen zum Blutvergießen.

  31. Schäme dich nicht, deinen Freund zu schützen, und meide ihn nicht.

  32. Widerfähret dir etwas Böses von ihm, so wird sich vor ihm hüten, wer's höret.

Gebet um Beistand Gottes zur Bezähmung der Begierden. Warnung vor leichtsinnigem Schwören und vor Unzucht.

  1. O, daß * ich könnte ein Schloß an meinen Mund legen, und ein fest Siegel auf meine Lippen drücken, daß ich dadurch nicht zu Fall käme, und meine Zunge mich nicht verderbte!

    *Kapitel 28,28. Psalm 141,3.

Das 23. Kapitel.

  1. Herr, Gott, Vater und Herr meines Lebens, laß mich nicht unter die Lästerer geraten, und laß mich nicht unter ihnen verderben!

  2. O, daß ich meine Gedanken könnte im Zaum halten, und mein Herz mit Gottes Wort züchtigen, und ich mein nicht schonte, wo ich fehlete,

  3. auf daß ich nicht Sünden anrichtete, und großen Irrtum stiftete, und viel Übels beginge, damit ich nicht untergehen müßte vor meinen Feinden, und ihnen zum Spott würde!

  4. Herr, Gott, Vater und Herr meines Lebens,

  5. behüte mich vor unzüchtigem Gesicht, und wende von mir alle böse Lüste!

  6. Laß mich nicht in Schlemmen und Unkeuschheit geraten, und behüte mich vor unverschämtem Herzen!

  7. Lieben Kinder, lernet das Maul halten; denn wer es hält, der wird sich mit Worten nicht vergreifen,

  8. wie die Gottlosen darin gefangen werden, und die Lästerer und Stolzen dadurch fallen.

  9. Gewöhne deinen Mund nicht zum Schwören, und * Gottes Namen zu führen.

    *2. Mose 20,7.

  10. Denn gleichwie ein Knecht, der oft gestäupt (geschlagen) wird, nicht ohne Striemen ist,

  11. also kann der auch nicht rein von Sünden sein, der oft schwöret, und Gottes Namen führet.

  12. Wer oft schwöret, der sündiget oft, und die Plage wird von seinem Hause nicht bleiben.

  13. Schwöret er, und verstehet's nicht, so sündiget er gleichwohl; verstehet er's, und verachtet's, so sündiget er zwiefältig;

  14. schwöret er aber fälschlich, so wird er nicht losgesprochen; sein Haus wird hart gestraft werden.

  15. Es ist auch ein tödlicher Fluch; davor behüte Gott das Haus Jakob!

  16. Und die Gottesfürchtigen fliehen solches, und besudeln sich nicht mit dieser Sünde.

  17. Gewöhne deinen Mund nicht zu leichtfertigen und unreinen Reden, denn solche sind sündlich.

  18. Vergiß nicht deines Vaters und deiner Mutter, wenn du unter Herren sitzest;

  19. vergiß ihrer nicht vor ihnen, daß du nicht gewohnest der Narrheit, und zuletzt wollest, * du wärest nie geboren, und verfluchest den Tag deiner Geburt.

    *Hiob 3,3.

  20. Wer sich gewöhnet zu schmähen, der bessert sich seine Lebtage nicht.

  21. Zweierlei Art machet der Sünden viel, die dritte bringt Strafe über sich:

  22. wer in der Brunst stecket, der ist wie ein brennend Feuer, und höret nicht auf, bis er sich selbst verbrenne.

  23. Ein unkeuscher Mensch hat keine Ruhe an seinem Leibe, bis er ein Feuer anzünde.

  24. Einem unkeuschen Menschen ist alle Speise süß, und lässet nicht ab, bis er ein Ende nimmt.

  25. Ein Mann, der seine Ehe bricht, und denket bei sich selbst: Wer siehet mich?

    Hiob 24,15.

  26. Es ist finster um mich, und die Wände verbergen mich, daß mich niemand siehet; wen soll ich scheuen? * Der Allerhöchste achtet meiner Sünden nicht -

    *Kapitel 16,15. Psalm 94,7.

  27. solcher scheuet allein der Menschen Augen,

  28. und denket nicht, daß die Augen des Herrn viel tausendmal heller sind denn die Sonne, und sehen alles, was die Menschen thun, und schauen auch in die heimlichen Winkel;

    Ebräer (Hebräer) 4,13.

  29. alle Dinge sind ihm bekannt, ehe sie geschaffen werden, also wohl, als wenn sie geschaffen sind.

  30. Derselbe Mann wird öffentlich in der Stadt gestraft werden,

  31. und wird erhascht werden, wenn er sich's am wenigsten versiehet.

  32. Also wird's auch gehen dem Weibe, die ihren Mann verläßt, und einen Erben von einem andern krieget.

  33. Erstlich * ist sie dem Gebot Gottes ungehorsam; zum andern sündiget sie wider ihren Mann; zum dritten bringet sie durch ihren Ehebruch Kinder von einem andern.

    *2. Mose 20,14. 5. Mose 22,22.

  34. Eine solche wird man aus der Gemeine werfen, und ihre Kinder müssen's entgelten.

  35. Ihre Kinder werden nicht wurzeln, und ihre Zweige werden nicht Frucht bringen.

    Weisheit 3,16.

  36. Sie läßt ein verflucht Gedächtnis hinter sich, und ihre Schande wird nimmermehr vertilget.

  37. Daran lernen die Nachkommen, daß nichts besser sei, denn Gott fürchten, und nichts süßer, denn auf Gottes Gebote achten.

Das 24. Kapitel.

Ruhm der Weisheit und der heiligen Schrift.

  1. Die Weisheit preiset sich, und unter dem Volk rühmet sie sich.

  2. Sie prediget in der Gemeine Gottes,

  3. und lobet sich in seinem Reich,

  4. und spricht also: Ich bin vom Munde des Höchsten ausgegangen,

    Kapitel 1,5.

  5. und schwebte über der ganzen Erde wie die Wolken.

  6. Mein Gezelt war in der Höhe, und mein Stuhl in den Wolken.

  7. Ich allein wandelte allenthalben, so weit der Himmel ist,

    Kapitel 1,10. Sprüche 3,19.20.

  8. und so tief der Abgrund ist,

  9. allenthalben im Meer, allenthalben auf Erden,

  10. unter allen Leuten, unter allen Heiden.

  11. Bei diesen allen habe ich Wohnung gesucht, daß ich etwo eine Statt fände.

  12. Da gebot mir der Schöpfer aller Dinge, und der mich geschaffen hat, bestellte mir eine Wohnung

  13. und sprach: In Jakob sollst du wohnen, und in Israel soll dein Erbe sein.

  14. Vor der Welt, von Anfang bin ich geschaffen, und werde ewiglich bleiben.

    Kapitel 1,4. Sprüche 8,22.

  15. Ich habe vor ihm in der heiligen Hütte gedienet, und darnach zu Zion eine gewisse Stätte gefunden; er hat mich in die heilige Stadt gesetzt, daß ich zu Jerusalem regieren sollte.

  16. Ich bin eingewurzelt bei einem geehreten Volk, das Gottes Erbteil ist.

  17. Ich bin hoch gewachsen wie eine Zeder auf dem Libanon und wie eine Cypresse auf dem Gebirge Hermon.

  18. Ich bin aufgewachsen wie ein Palmbaum am Wasser und wie die Rosenstöcke, so man zu Jericho zeucht,

  19. wie ein schöner Ölbaum auf freiem Felde; ich bin aufgewachsen wie Ahorne.

  20. Ich gab einen leiblichen Geruch von mir wie Zimmet und köstliche Würze und wie die beste Myrrhe,

  21. wie Galban und Onyx und Stakte und wie der Weihrauch in dem Tempel.

  22. Ich breitete meine Zweige aus wie eine Eiche; und meine Zweige waren schön und lustig.

  23. Ich sproßte lieblich wie der Weinstock;

  24. und meine Blüte brachte herrliche und reiche Frucht.

  25. Kommet her zu mir, alle, die ihr mein begehrt,

    Matthäus 11,28.

  26. und sättiget euch von meinen Früchten.

  27. Mein gedenken ist süßer denn Honig, und mich haben süßer denn Honigseim.

    Psalm 19,11; 119,103.

  28. Wer von mir isset, den hungert immer nach mir,

  29. und wer von mir trinket, den dürstet immer nach mir.

  30. Wer mir gehorchet, der wird nicht zu Schanden,

  31. und wer mir folget, der wird unschuldig bleiben.

  32. Dies alles ist eben das Buch des Bundes, mit dem höchsten Gotte gemacht,

  33. nämlich das Gesetz, welches Mose dem Hause Jakob zum Schutz befohlen hat,

  34. daraus die Weisheit geflossen ist wie * das Wasser Pison (Pischon), wenn es groß ist,

    *1. Mose 2,11.

  35. und wie das Wasser Tigris, wenn es übergehet im Lenze;

  36. daraus der Verstand geflossen ist wie der Euphrat, wenn er groß ist, und wie * der Jordan in der Ernte.

    *Josua 3,15.

  37. Aus demselben ist hervorgebrochen die Zucht wie das Licht und wie das Wasser Nilus im Herbst.

  38. Er ist nie gewesen, der es ausgelernet hätte, und wird nimmermehr werden, der es ausgründen möchte.

  39. Denn sein Sinn ist reicher denn kein Meer, und sein Wort * tiefer denn kein Abgrund.

    *Römer 11,33.

  40. Ich aber ging hervor wie ein Bächlein aus dem Strom und wie eine Wasserleitung in den Lustgarten.

  41. Ich sprach: Ich will wässern meinen Garten,

  42. und tränken meine Wiese.

  43. Da ward mein Bächlein zum Strom,

  44. und mein Strom ward zum Meer.

  45. Denn meine Lehre leuchtet so weit als der lichte Morgen, und scheinet ferne.

  46. Auch schüttet meine Lehre Weissagung aus, die ewig bleiben muß.

  47. Da sehet ihr, daß ich nicht allein für mich arbeite, sondern für alle, die der Weisheit begehren.

Das 25. Kapitel.

Lob der Eintracht, der Weisheit, besonders im Alter, und der Gottesfurcht. Schilderung des bösen Weibes.

  1. Drei schöne Dinge sind, die Gott und den Menschen wohlgefallen:

  2. wenn * Brüder eins sind, und die Nachbarn sich lieb haben, und Mann und Weib mit einander wohl umgehen.

    *Psalm 133,1.

  3. Drei Stücke sind, denen ich von Herzen feind bin, und ihr Wesen verdreußt mich übel:

  4. wenn ein Armer hoffärtig ist, und ein Reicher gern lüget, und ein alter Narr ein Ehebrecher ist.

  5. Wenn du in der Jugend nicht sammelst, was willst du im Alter finden?

  6. O wie fein stehet's, wenn die grauen Häupter weise, und die Alten klug,

  7. und die Herren vernünftig und vorsichtig sind!

  8. Das ist der Alten Krone, wenn sie viel erfahren haben; und ihre Ehre ist, wenn sie Gott fürchten.

  9. Neun Stücke sind, die ich in meinem Herzen hoch zu loben halte, und das zehnte will ich mit meinem Munde preisen:

  10. Ein Mann, der Freude an seinen Kindern hat. Wer erlebet, daß er seine Feinde untergehen siehet.

  11. Wohl dem, der * ein vernünftig Weib hat! Wer mit seinem Reden keinen Schaden thut. Wer nicht dienen muß denen, so es nicht wert sind.

    *Kapitel 26,1.

  12. Wohl dem, der * einen treuen Freund hat! Wohl dem, der klug ist! Und der da lehret, da man's gern höret!

    *Kapitel 6,14.

  13. O wie groß ist der, so weise ist!

  14. Aber wer Gott fürchtet, über den ist niemand;

    Kapitel 10,27.

  15. denn die Furcht Gottes gehet über alles.

  16. Wer dieselbige festhält, wem kann man den vergleichen?

  17. Es ist kein Wehe so groß als Herzeleid.

  18. Es ist keine List über Frauenlist.

  19. Es ist kein Lauern über des * Neidharts Lauern.

    *Neiders.

  20. Es ist keine Rachgier über der Feinde Rachgier.

  21. Es ist kein Kopf so listig als der Schlange Kopf, und ist kein Zorn so bitter als Frauenzorn.

  22. Ich wollte lieber bei Löwen und Drachen wohnen denn bei einem bösen Weibe.

  23. Wenn sie böse wird, so * verstellet sie ihre Gebärde, und wird so finster wie ein schwarzer Sack.

    *1. Mose 4,6.

  24. Ihr Mann muß sich ihrer schämen; und wenn man's ihm vorwirft, so thut´s ihm im Herzen weh.

  25. Alle Bosheit ist gering gegen der Weiber Bosheit; es geschehe ihr, was den Gottlosen geschieht.

  26. Ein schwätzig Weib ist einem stillen Mann wie ein sandiger Weg den Berg hinauf einem alten Mann.

  27. Laß dich nicht betrügen, daß sie schön ist, und begehre ihrer nicht darum.

  28. Wenn das Weib den Mann reich macht,

  29. so ist da eitel Hader, Verachtung und große Schmach.

  30. Ein böses Weib macht ein betrübt Herz, traurig Angesicht und das Herzeleid.

  31. Ein Weib, da der Mann keine Freude an hat, die macht ihn verdrossen zu allen Dingen.

  32. Die Sünde kommt her von einem Weibe, und um ihretwillen müssen wir alle sterben.

    1. Mose 3,6.

  33. Wie man dem Wasser nicht Raum lassen soll, also soll man einem bösen Weibe seinen Willen nicht lassen.

  34. Will sie dir nicht zur Hand gehen, so scheide dich von ihr.

Das 26. Kapitel.

Lob des guten Weibes, Tadel des bösen.

  1. Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat, des lebet er noch eins so lange.

  2. Ein häuslich Weib ist ihrem Manne eine Freude, und macht ihm ein fein ruhig Leben.

  3. Ein tugendsam Weib ist eine edle Gabe, und wird dem gegeben, der Gott fürchtet.

    Sprüche 18,22; 19,14.

  4. Er sei reich oder arm, so ist's ihm ein Trost, und macht ihn allezeit fröhlich.

  5. Drei Dinge sind schrecklich, und das vierte ist greulich:

  6. Verräterei, Aufruhr, Afterreden;

  7. welche alle ärger sind denn der Tod.

  8. Das ist aber das Herzeleid, wenn ein Weib wider das andre eifert, und schändet sie bei jedermann.

  9. Wenn einer ein böses Weib hat, so ist's eben als ein ungleich Paar Ochsen, die neben einander ziehen sollen.

  10. Wer sie krieget, der krieget einen Skorpion.

  11. Ein trunken Weib ist eine große Plage, denn sie kann ihre Schande nicht decken.

  12. Ein hurisch Weib kennet man bei ihrem unzüchtigen Gesicht und an ihren Augen.

  13. Ist deine Tochter nicht schamhaft, so halte sie hart, auf daß sie nicht ihren Mutwillen treibe, wenn sie so frei ist.

  14. Wenn du merkest, daß sie frech um sich siehet, so siehe dich wohl vor; wo nicht, und sie sündiget wider dich, so laß dich's auch nicht wundern.

  15. Wie ein Fußgänger, der durstig ist, lechzet sie, und trinkt das nächste Wasser, das sie krieget, und setzet sich, wo sie einen Stock findet, und nimmt an, was ihr werden kann.

  16. Ein freundlich Weib erfreuet ihren Mann, und wenn sie vernünftig mit ihm umgehet, erfrischt sie ihm sein Herz.

  17. Ein Weib, das schweigen kann, das ist eine Gabe Gottes.

  18. Ein wohlgezogen Weib ist nicht zu bezahlen.

    Sprüche 31,10.

  19. Es ist nichts Liebers auf Erden denn ein züchtig Weib,

  20. und ist nichts Köstlichers denn ein keusches Weib.

  21. Wie die Sonne, wenn sie aufgegangen ist, an dem hohen Himmel des Herrn eine Zierde ist, also ist ein tugendsam Weib eine Zierde in ihrem Hause.

  22. Ein schön Weib, das fromm bleibt, ist wie die helle Lampe auf dem heiligen Leuchter.

  23. Ein Weib, das ein beständig Gemüt hat,

  24. ist wie die güldnen Säulen auf den silbernen Füßen.

Betrug im Handel. Weisheit im Reden. Heiligkeit der Geheimnisse. Hinterlist.

  1. Zwei Stücke sind, die mich verdrießen, und das dritte erregt mir Zorn:

  2. wenn man einen streitbaren Mann zuletzt Armut leiden läßt; und die * weisen Räte zuletzt verachtet;

    *1. Könige 12,8.

  3. und wer von der Gerechtigkeit abfällt zur Sünde; diesen hat Gott zum Schwert verdammt.

  4. Ein Kaufmann kann sich schwerlich hüten vor Unrecht, und ein Krämer vor Sünden.

Das 27. Kapitel.

  1. Denn um eitlen Gutes willen thun viele unrecht; und die * reich werden wollen, wenden die Augen ab.

    *Kapitel 31,5. 1. Timotheus 6,9.

  2. Wie ein Nagel in der Mauer zwischen zween Steinen steckt,

  3. also steckt auch Sünde zwischen Käufer und Verkäufer.

  4. Hält er sich nicht mit Fleiß in der Furcht des Herrn, so wird sein Haus bald zerstöret werden.

  5. Wenn man siebet, so bleibet Unrat drinnen; also, was der Mensch vornimmt, so klebet immer etwas Unreines dran.

  6. Gleichwie der Ofen bewährt die neuen Töpfe, also bewährt die Trübsal des Menschen Sinn.

    Kapitel 2,5.

  7. An den Früchten merket man, wie des Baums gewartet ist; also merket man an der Rede, wie das Herz geschickt ist.

  8. Du sollst niemand loben, du habest ihn denn gehöret; denn an der Rede erkennet man den Mann.

  9. Folgest du der Gerechtigkeit nach, so wirst du sie kriegen, und anziehen wie einen schönen Rock.

  10. Die Vögel gesellen sich zu ihresgleichen; also hält sich die Wahrheit zu denen, die ihr gehorchen.

  11. Wie der Löwe auf den Raub lauert, also ergreifet zuletzt die Sünde den Übelthäter.

    Kapitel 21,3.

  12. Ein Gottesfürchtiger redet allezeit, das heilsam ist; ein Narr aber ist wandelbar wie der Mond.

  13. Wenn du unter den Unweisen bist, so merke, was die Zeit leiden will; aber unter den Weisen magst du fortfahren.

  14. Des Narren Rede ist über die Maßen verdrießlich, und ihr Lachen ist eitel Sünde, und kitzeln sich doch damit.

  15. Wo man viel schwören höret, da gehen einem die Haare zu Berge; und ihr Hadern macht, daß man die Ohren zuhalten muß.

  16. Wenn die Hoffärtigen mit einander hadern, so folget Blutvergießen darnach; und ist verdrießlich zu hören, wenn sie sich so zerschelten.

  17. Wer Heimlichkeit offenbart, der verliert den Glauben, und wird nimmermehr einen treuen Freund kriegen.

    Kapitel 19,10. Sprüche 20,19; 25,9.

  18. Halt deinen Freund wert, und halt ihm Glauben.

  19. Wo du aber seine Heimlichkeit offenbarest, so wirst du ihn nicht wieder kriegen.

  20. Wer seinen Freund verliert, dem geschieht wohl so übel, als dem sein Feind entgehet.

  21. Gleich als wenn du einen Vogel aus der Hand lässest, also ist's, wenn du deinen Freund verlässest.

  22. Du fähest ihn nicht wieder, du darfst ihm nicht nachlaufen; er ist zu fern weg, er ist entsprungen wie ein Reh aus dem Netze.

  23. Wunden kann man verbinden, Scheltworte kann man sühnen;

  24. aber wer Heimlichkeit offenbart, mit dem ist's aus.

    Vers 17. Kapitel 22,27.

  25. Wer mit den Augen winket, der hat Böses im Sinn, und lässet sich nicht davon wenden.

    Sprüche 10,10; 16,30.

  26. Vor dir kann er süß reden, und lobet sehr, was du redest; aber hinterwärts redet er anders, und verkehret dir deine Worte.

  27. Ich bin keinem Ding so feind als dem; und der Herr ist ihm auch feind.

  28. Wer den Stein in die Höhe wirft, dem fällt er auf den Kopf; wer heimlich sticht, der verwundet sich selbst.

  29. Wer eine Grube gräbt, der fällt selbst drein; wer einem andern eine Falle stellet, der fähet sich selbst.

    Psalm 7,16.

  30. Wer dem andern Schaden thun will, dem kommt's selbst über seinen Hals, daß er nicht weiß, woher.

  31. Die Hoffärtigen höhnen und spotten; aber die Rache lauert auf sie wie ein Löwe.

  32. Die sich freuen, wenn's den Frommen übel gehet, werden im Strick gefangen; das Herzeleid wird sie verzehren, ehe sie sterben.

  33. Zorn und Wüten sind Greuel, und der Gottlose treibt sie.

Das 28. Kapitel.

Warnung vor Rachsucht, vor Hader und Verleumdung.

  1. Wer sich rächet, an dem wird sich der Herr wieder rächen, und wird ihm seine Sünden auch behalten.

  2. Vergieb deinem Nächsten, was er dir zu leide gethan hat, und bitte dann, so werden dir deine Sünden auch vergeben.

    Matthäus 6,14. Markus 11,25.

  3. Ein Mensch hält gegen den andern den Zorn, und will bei dem Herrn Gnade suchen!

  4. Er ist unbarmherzig gegen seinesgleichen, und will für seine Sünden bitten!

  5. Er ist nur Fleisch und Blut, und hält den Zorn; wer will denn ihm seine Sünden vergeben?

  6. Gedenke an das Ende, und laß die Feindschaft fahren.

    Kapitel 18,24.

  7. Gedenke an den Tod und das Verderben, und bleibe in den Geboten.

  8. Gedenke an die Gebote, und laß dein Dräuen (Drohen) wider deinen Nächsten.

  9. Gedenke an den Bund des Höchsten, und vergieb die Unwissenheit.

  10. Laß ab vom Hader, so unterbleiben viel Sünden.

  11. Denn * ein zorniger Mensch zündet Hader an, und der Gottlose verwirret gute Freunde, und hetzet wider einander, die guten Frieden haben.

    *Sprüche 26,21; 29,22.

  12. Wenn des Holzes viel ist, wird des Feuers desto mehr; und wenn die Leute gewaltig sind, wird der Zorn desto größer; und wenn die Leute reich sind, wird der Zorn desto heftiger; und wenn der Hader lange währet, so brennet's desto mehr.

  13. Jäh sein zu Hader, zündet Feuer an, und jäh sein zu zanken, vergeußt (vergießt) Blut.

  14. Bläsest du ins Fünklein, so wird ein groß Feuer draus; speiest du aber ins Fünklein, so verlöscht es; und beides kann aus deinem Munde kommen.

  15. Die Ohrenbläser und falsche böse Mäuler sind verflucht; denn sie verwirren viele, die guten Frieden haben.

  16. Ein böses Maul macht viel Leute uneins, und treibet sie aus einem Land ins andre.

  17. Es zerbricht feste Städte, und zerstöret Fürstentümer.

  18. Ein böses Maul verstößet redliche Weiber,

  19. und beraubt sie alles, das ihnen sauer worden ist.

  20. Wer ihm gehorcht, der hat nimmer Ruhe, und kann nirgend mit Frieden bleiben.

  21. Die Geißel macht Striemen; aber ein böses * Maul zerschmettert das Gebein.

    *Sprüche 18,8.

  22. Viele sind gefallen durch die Schärfe des Schwerts; aber nirgend so viele als durch böse Mäuler.

  23. Wohl dem, der vor bösem Maul bewahret ist, und von ihm ungeplagt bleibt, und sein Joch nicht tragen muß, und in seinen Stricken nicht gebunden ist!

  24. Denn sein Joch ist eisern, und seine Stricke ehern.

  25. Seine Plage ist bitterer denn der Tod und ärger denn die Hölle.

  26. Aber es wird den Gottesfürchtigen nicht unterdrücken, und er wird in desselben Feuer nicht brennen.

  27. Wer den Herrn verlässet, der wird drein fallen, und drin brennen, und es wird nicht ausgelöschet werden; es wird ihn überfallen wie ein Löwe, und aufreiben wie ein Parder.

  28. Du verzäunest deine Güter mit Dornen; warum * machst du nicht vielmehr deinem Munde Thür und Riegel?

    *Kapitel 22,33.

  29. Du wägest dein Gold und Silber ein; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwage?

  30. Hüte dich, daß du nicht dadurch gleitest, und fallest vor deinen Feinden, die auf dich lauern.

Das 29. Kapitel.

Empfehlung der Wohlthätigkeit und Genügsamkeit, der Vorsicht im Leihen und Bürgewerden.

  1. Wer seinem Nächsten * leihet, der thut ein Werk der Barmherzigkeit, und wer Güter hat, der soll solches thun.

    *Psalm 37,26.

  2. Leihe deinem Nächsten, wenn er's bedarf; und du andrer, gieb´s auch wieder zu bestimmter Zeit.

  3. Halt, was du geredet hast, und handle nicht betrüglich mit ihm, so findest du allezeit deine Notdurft.

  4. Mancher meinet, es sei gefunden, was er borget, und machet den unwillig, so ihm geholfen hat.

  5. Er küsset einem die Hand, dieweil man ihm leihet, und redet so demütiglich um des Nächsten Geld;

  6. aber wenn er's soll wiedergeben, so verzeucht er's, und klagt sehr, es sei schwere Zeit.

  7. Und ob er's wohl vermag, giebt er's kaum die Hälfte wieder, und rechnet's jenem für einen Gewinn zu.

  8. Vermag er's aber nicht, so bringt er jenen ums Geld. Derselbe hat ihm dann selber einen Feind gekauft mit seinem eignen Gelde;

  9. und jener bezahlet ihn mit Fluchen und Schelten, und giebt im Schmähworte für Dank.

  10. Mancher leihet ungerne um solcher Bosheit willen; denn er muß fürchten, er komme um das Seine.

  11. Doch * habe Geduld mit deinem Nächsten in der Not, und laß ihn auf das Almosen nicht zu lange warten.

    *Matthäus 18,29.

  12. Hilf dem Armen um des * Gebots willen, und laß ihn in der Not nicht leer von dir.

    *5. Mose 15,11.

  13. Verlier gerne dein Geld um deines Bruders und Nächsten willen, und vergrabe es nicht unter einen Stein, da es doch umkommt.

  14. * Sammle dir einen Schatz nach dem Gebot des Allerhöchsten; der wird dir besser sein denn kein Gold.

    *Matthäus 6,20. 5. Mose 15,10.

  15. Lege dein Almosen an einen besondern Ort; dasselbe wird dich erretten aus allem Unglück.

  16. Es wird für dich streiten wider deinen Feind,

  17. besser denn kein Schild oder Spieß.

  18. Ein frommer Mann wird Bürge für seinen Nächsten;

  19. aber ein Unverschämter läßt seinen Bürgen stecken.

  20. Vergiß nicht der Wohlthat deines Bürgen;

  21. denn er hat sich selbst für dich versetzt.

  22. Der Gottlose bringt seinen Bürgen in Schaden,

  23. und ein Undankbarer läßt seinen Erlöser stecken.

  24. Bürge werden hat viel reiche Leute * verderbt, und hin und wieder geworfen wie die Wellen im Meer.

    *Sprüche 11,15.

  25. Es hat große Leute vertrieben, daß sie in fremden Landen mußten in der Irre gehen.

  26. Ein Gottloser, so er Bürge ist worden, und gehet mit Ränken um, daß er sich auswickele, der wird der Strafe nicht entgehen.

  27. Hilf deinem Nächsten aus, soviel du kannst; und siehe dich vor, daß du nicht selbst drüber zu Schaden kommst.

  28. Es ist genug zu diesem Leben, wer Wasser und Brot, Kleider und Haus hat, damit er seine Notdurft decken kann.

    1. Timotheus 6,8.

  29. Es ist besser geringe Nahrung unter einem bretternen eignen Dach denn köstlicher Tisch unter den Fremden.

  30. Laß dir's gefallen, du habest wenig oder viel; denn es ist ein schändlich Leben, von Haus zu Haus ziehen.

  31. Und wo einer fremd ist, darf er sein Maul nicht aufthun;

  32. er muß herbergen, und mit ihm trinken lassen, und keinen Dank haben;

  33. muß dazu bittere Worte hören, nämlich: Du Fremder, gehe hin und bereite den Tisch, laß mich mit dir essen, was du hast.

  34. Oder: Zeuch (Zieh) aus, ich habe einen werten Gast gekriegt; ich muß das Haus haben, mein Bruder zeucht (zieht) zu mir ein.

  35. Solches ist schwer einem vernünftigen Mann, daß er um der Herberge willen solche Worte fressen muß, und daß man ihm aufrücket, wenn man ihm geliehen hat.

Das 30. Kapitel.

Lob guter Kinderzucht. Wert der Gesundheit.

  1. Wer sein Kind lieb hat, der hält es stets unter der Rute, daß er hernach Freude an ihm erlebe.

    Sprüche 13,24; 23,13; 29,15.17.

  2. Wer sein Kind in der Zucht hält, der wird sich sein freuen, und darf sich sein bei den Bekannten nicht schämen.

  3. Wenn einer sein Kind zeucht (zieht), das verdreußt seinen Feind, und erfreuet seine Freunde;

  4. denn wo sein Vater stirbt, so ist's, als wäre er nicht gestorben; denn er hat seinesgleichen hinter sich gelassen.

  5. Da er lebete, sah er seine Lust, und hatte Freude an ihm; da er starb, durfte er nicht sorgen;

  6. denn er hat hinter sich gelassen einen Schutz wider seine Feinde, und der den Freunden wieder dienen kann.

  7. Wer aber seinem Kinde zu weich ist, der klaget seine Striemen, und erschrickt, so oft es weinet.

  8. Ein verwöhnet Kind wird mutwillig wie ein wild Pferd.

  9. Zärtle mit deinem Kinde, so mußt du dich hernach vor ihm fürchten; spiele mit ihm, so wird es dich hernach betrüben.

  10. Scherze nicht mit ihm, auf daß du nicht mit ihm hernach trauern und zuletzt die Zähne zusammenbeißen müssest.

  11. Laß ihm seinen Willen nicht in der Jugend, und entschuldige seine Thorheit nicht.

  12. Beuge ihm den Hals, weil es noch jung ist; bleue ihm den Rücken, weil es noch klein ist, auf daß es nicht halsstarrig und dir ungehorsam werde.

  13. Zeuch (Zieh) dein Kind, und laß es nicht * müßig gehen, daß du nicht über ihm zu Schanden werdest.

    *Kapitel 33,29.

  14. Es ist besser, einer sei arm und dabei frisch und gesund denn reich und ungesund.

  15. Gesund und frisch sein ist besser denn Gold, und ein gesunder Leib ist besser denn groß Gut.

  16. Es ist kein Reichtum zu vergleichen einem gesunden Leibe, und keine Freude des Herzens Freude gleich.

  17. Der Tod ist besser denn ein siech Leben oder stäte Krankheit.

  18. Es ist eben als ein gut Gericht vor einem Maul, das nicht essen kann, und wie die Speise, so man bei eines Toten Grab setzt.

  19. Denn was ist dem Götzen das Opfer nütze? Kann er doch weder essen noch riechen.

  20. So ist's mit dem Reichen auch, den Gott siech macht.

  21. Er siehet es wohl mit den Augen, und seufzet darnach, und ist wie ein Verschnittener, der eine Jungfrau in den Armen hält, und seufzet.

  22. Mache dich selbst nicht traurig, und plage dich nicht selbst mit deinen eignen Gedanken.

  23. Denn ein fröhlich Herz ist des Menschen Leben, und seine Freude ist sein langes Leben.

    Sprüche 15,13.15; 17,22.

  24. Thue dir Gutes, und tröste dein Herz, und treibe Traurigkeit fern von dir.

  25. Denn Traurigkeit tötet viel Leute, und dienet doch nirgend zu.

    2. Korinther 7,10.

  26. Eifer und Zorn verkürzen das Leben, und Sorge macht alt vor der Zeit.

  27. Einem fröhlichen Menschen schmeckt alles wohl, was er isset.

Das 31. Kapitel.

Gefahr des Geizes. Warnung vor Unmäßigkeit.

  1. Wachen nach Reichtum verzehret den Leib, und darum sorgen, läßt nicht schlafen.

  2. Wenn einer liegt und sorget, so wachet er immer auf, gleichwie große Krankheit immer aufweckt.

  3. Der ist reich, der da arbeitet, und sammelt Geld, und höret auf, und genießt sein auch.

  4. Der ist aber arm, der da arbeitet, und es gedeihet nicht; und wenn er schon aufhöret, so ist er doch ein Bettler.

  5. Wer Geld lieb hat, der bleibet nicht ohne Sünde; und wer Vergängliches sucht, der wird mit vergehen.

  6. Viele kommen zu Unfall um Geldes willen, und verderben drüber vor ihren Augen.

    1. Timotheus 6,9.

  7. Die ihm opfern, die stürzt es, und die Unvorsichtigen fähet es.

  8. Wohl dem Reichen, der unsträflich gefunden wird, der nicht das Geld sucht!

  9. Wo ist der? so wollen wir ihn loben; denn er thut große Dinge unter seinem Volk.

  10. Der bewährt hierin und rechtschaffen erfunden ist, der wird billig gelobet. Er konnte wohl Übels thun, und that´s doch nicht; Schaden thun, und that´s auch nicht.

  11. Darum bleiben seine Güter, und die Gemeine preiset seine Almosen.

  12. Wenn du bei eines reichen Mannes Tisch sitzest, so sperre deinen Rachen nicht auf

    Sprüche 23,1.

  13. und denke nicht: Hie ist viel zu fressen;

  14. sondern gedenke, daß ein neidisches Auge ein arges Ding ist;

  15. denn was ist neidischer als das Auge? Darum weinet es, wo es siehet einen zugreifen.

  16. Greif nicht nach dem, wohin der andre siehet;

  17. und nimm nicht, das vor ihm in der Schüssel liegt.

  18. Nimm's bei dir selbst ab, was dein Nächster gern oder ungern hat, und halte dich vernünftig in allen Stücken.

  19. Iß wie ein Mensch, was dir vorgesetzt ist; und friß nicht zu sehr, auf daß man dir nicht gram werde.

  20. Um der Zucht willen höre du am ersten auf, und sei nicht ein unersättlicher Fraß, daß du nicht Ungunst erlangest.

  21. Wenn du bei vielen sitzest, so greif nicht am ersten zu.

  22. Ein sittiger Mensch läßt sich am Geringen genügen; drum darf er in seinem Bette nicht so keuchen.

  23. Und wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schläft man sanft, so kann einer des Morgens früh aufstehen, und ist fein bei sich selbst.

  24. Aber ein unersättlicher Fraß schläft unruhig, und hat das Grimmen und Bauchwehe.

  25. Wenn du genötigt worden bist, viel zu essen, so stehe auf und gehe weg, so wirst du Ruhe haben.

  26. Mein Kind, gehorche mir, und verachte mich nicht, so wirst du zuletzt meine Worte wahr finden.

  27. Nimm dir etwas vor zu arbeiten, so widerfähret dir keine Krankheit.

  28. Einen gastfreien Mann loben die Leute und sagen, er sei ein trefflicher Mann; und solches ist ein guter Ruhm;

  29. aber von einem kargen Filze redet die ganze Stadt übel, und man saget recht daran.

  30. Sei nicht ein Weinsäufer; denn der Wein bringet viel Leute um.

  31. Die Esse prüfet den Stahl, wenn er in Wasser getaucht ist; also prüfet der Wein der Frevler Herzen, wenn sie trunken sind.

  32. Der Wein erquickt den Menschen das Leben, so man ihn mäßiglich trinkt.

    Psalm 104,15.

  33. Und was ist das Leben, da kein Wein ist?

  34. Der Wein ist geschaffen, daß er die Menschen fröhlich soll machen.

  35. Der Wein, zur Notdurft getrunken, erfreuet Leib und Seele.

  36. Aber so man sein zu viel trinket, bringet er das Herzeleid, dieweil man sich reizet und wider einander streitet.

  37. Die Trunkenheit macht einen tollen Narren noch toller,

  38. daß er trotzt und pocht, bis er wohl gebleuet, geschlagen und verwundet wird.

  39. Schilt deinen Nächsten nicht beim Wein, und schmähe ihn nicht in seiner Freude.

  40. Gieb ihm nicht böse Worte, und dränge ihn nicht, zu bezahlen, was er dir schuldig ist.

Das 32. Kapitel.

Regeln der Bescheidenheit und Gottesfurcht.

  1. Hat man dich zum Speisemeister bestellt, so überhebe dich des nicht, sondern halte dich gleich wie ihrer einen. Sorge erst für sie, dann magst du dich setzen.

  2. Und wenn du alles gethan hast, was dir zu thun gebührt, dann setze dich zu ihnen;

  3. auf daß sie mit dir fröhlich sein mögen, damit du die Ehre davon kriegst, daß man dich einen sittigen, holdseligen Mann heißet.

  4. Der Älteste soll reden, denn es gebühret ihm, als der erfahren ist.

  5. Und irre die Spielleute nicht.

  6. Und wenn man Lieder singet, so wasche nicht drein, und spare deine Weisheit bis zur andern Zeit.

  7. Wie ein Rubin in feinem Golde leuchtet, also zieret ein Gesang das Mahl.

  8. Wie ein Smaragd in schönem Golde stehet,

  9. also zieren die Lieder beim guten Wein.

  10. Ein Jüngling mag auch wohl reden einmal oder zwei, wenn's not ist;

  11. und wenn man ihn fragt, soll er's kurz machen,

  12. und sich halten, als der nicht viel wisse, und lieber schweige;

  13. und soll sich nicht den Herren gleich achten; und wenn ein Alter redet, nicht drein waschen.

  14. Vor dem Donner leuchtet der Blitz, so geht vor dem Verschämten Lieblichkeit einher.

  15. Stehe auch beizeit auf, und sei nicht der letzte;

  16. sondern gehe eilend heim und sei nicht mutwillig; dort scherze und thue, was du willst; doch das du nichts Übels thust durch übermütige Rede;

  17. sondern danke für das alles dem, der dich geschaffen und mit seinen Gütern gesättiget hat.

  18. Wer den Herrn fürchtet, der lässet sich gern ziehen, und wer sich frühe dazu schickt, der wird Gnade finden.

  19. Wer nach Gottes Wort fraget, der wird's reichlich überkommen; wer's aber nicht mit Ernst meinet, der wird nur ärger dadurch.

  20. Wer den Herrn fürchtet, der trifft die rechte Lehre, und macht die Gerechtigkeit leuchten wie ein Licht.

  21. Ein Gottloser * läßt sich nicht strafen, und weiß sich zu helfen mit andrer Leute Beispiel in seinem Vornehmen.

    *Sprüche 12,1.

  22. Ein vernünftiger Mann verachtet nicht guten Rat;

  23. aber ein wilder und hoffärtiger fürchtet sich nicht, und hat er was angerichtet, so weiß er sich selbst nicht zu raten.

  24. Thue nichts ohne Rat, so gereuet's dich nicht nach der That.

  25. Gehe nicht den Weg, da du fallen möchtest, noch da du dich an die Steine stoßen möchtest.

  26. Verlaß dich nicht drauf, daß der Weg eben sei; ja, hüte dich auch vor deinen eignen Kindern.

  27. Was du vornimmst, so traue dir selbst; denn auch das ist ein Halten der Gebote.

  28. Wer Gottes Wort glaubet, der achtet die Gebote; und wer dem Herrn vertrauet, * dem wird nichts mangeln.

    *Psalm 23,1; 84,12.

Das 33. Kapitel.

Von Gottes wunderbaren Wegen. Regeln fürs häusliche Leben.

  1. Wer Gott fürchtet, dem widerfähret kein Leid; sondern wenn er angefochten ist, wird er wieder erlöset werden.

  2. Ein Weiser läßt ihm Gottes Wort nicht verleiden; aber ein Heuchler schwebet wie ein Schiff auf dem ungestümen Meer.

  3. Ein verständiger Mensch * hält fest an Gottes Wort, und Gottes Wort ist ihm gewiß wie eine klare Rede.

    *Titus 1,9.

  4. Werde der Sache gewiß, darnach rede davon; laß dich zuvor wohl lehren, so kannst du antworten.

  5. Des Narren Herz ist wie ein Rad am Wagen, und seine Gedanken laufen um wie die Nabe.

  6. Wie ein Schelhengst, der unter jeglichem Reiter wiehert, also ist ein Freund, der Lust zu Spötterei hat.

  7. Warum muß ein Tag heiliger sein denn der andre, so doch die Sonne zugleich alle Tage im Jahr macht?

  8. Die Weisheit des Herrn hat sie so unterschieden, und er hat die Zeiten und Feiertage also geordnet.

  9. Er hat etliche auserwählet und geheiliget vor andern Tagen,

  10. gleichwie alle Menschen aus der Erde und Adam aus dem Staube geschaffen ist,

    1. Mose 2,7.

  11. und doch der Herr sie unterschieden hat nach seiner mannigfaltigen Weisheit, und hat mancherlei Weise unter ihnen geordnet.

  12. Etliche hat er gesegnet, erhöhet und geheiliget, und zu seinem Dienst gefördert; etliche aber hat er verflucht und geniedriget, und aus ihrem Stande gestürzt.

  13. Denn sie sind in seiner Hand wie der Thon in des Töpfers Hand; er macht alle seine Werke, wie es ihm gefällt;

    Jesaja 45,9.

  14. also sind auch die Menschen in der Hand des, der sie gemacht hat, und giebt einem jeglichen, wie es ihn gut deucht.

  15. Also ist das Gute wider das Böse, und das Leben wider den Tod, und der Gottesfürchtige wider den Gottlosen geordnet.

  16. Also schaue alle Werke des Höchsten: so sind * immer zwei und zwei, und eines wider das andre geordnet.

    *Kapitel 42,25.

  17. Ich bin am letzten erwachet, wie einer, der im Herbst nachlieset; und Gott hat mir den Segen dazu gegeben, daß ich meine Kelter auch voll gemachet habe wie im vollen Herbst.

  18. Schauet, wie ich nicht für mich gearbeitet habe, sondern für alle, die gern lernen wollten.

  19. Gehorcht mir, ihr großen Herrn, und ihr, Regenten im Volk, nehmet's zu Herzen.

    Weisheit 6,2.3.

  20. Laß dem Sohn, der Frau, dem Bruder, dem Freunde nicht Gewalt über dich, weil du lebest; und übergieb niemand deine Güter, daß dich's nicht gereue, und müssest sie darum bitten.

  21. Dieweil du lebest und Odem hast, untergieb dich keinem andern Menschen.

  22. Es ist besser, daß deine Kinder dein bedürfen, denn daß du ihnen müssest in die Hände sehen.

  23. Bleib du der Oberste in deinen Gütern, und laß dir deine Ehre nicht nehmen.

  24. Wenn dein Ende kommt, daß du davon mußt, alsdann teile dein Erbe aus.

  25. Dem Esel gehört sein Futter, Geißel und Last; also dem Knecht sein Brot, Strafe und Arbeit.

  26. Halt den Knecht zur Arbeit, so hast du Ruhe vor ihm; lässest du ihn müßig gehen, so will er Junker sein.

  27. Das Joch und die Seile beugen den Hals; einem bösen Knechte Stock und Knüttel!

  28. Treibe ihn zur Arbeit, daß er nicht müßig gehe.

  29. Müßiggang lehret viel Böses.

  30. Lege ihm Arbeiten auf, die einem Knecht gebühren; gehorcht er dann nicht, so setze ihn in den Stock; doch lege keinem zu viel auf, und halt Maß in allen Dingen.

  31. Hast du einen Knecht, so halt über ihm, als über dir selbst; denn wer ihm was thut, der meinet dein Leib und Leben. Hast du einen Knecht, so laß ihn halten, als wärest du's selber; denn du bedarfst sein wie deines eignen Lebens.

    Kapitel 7,22.

  32. Hältst du ihn aber übel, daß er sich erhebt, und von dir läuft: wo willst du ihn wieder suchen?

Das 34. Kapitel.

Täuschung durch Träume. Wert des Vertrauens auf Gott. Warnung vor falschem Opfer.

  1. Unweise Leute betrügen sich selbst mit thörichten Hoffnungen, und Narren verlassen sich auf Träume.

  2. Wer auf Träume hält, der greift nach dem Schatten, und will den Wind haschen.

  3. Träume sind nichts anders denn Bilder ohne Wesen.

  4. Was unrein ist, wie kann das rein sein? Und was falsch ist, wie kann das wahr sein?

  5. Eigne Weissagung und Deutung und Träume sind nichts, und machen doch einem schwere Gedanken,

  6. und wo es nicht kommt durch Eingebung des Höchsten, so halt nichts davon.

  7. Denn Träume betrügen viel Leute, und es fehlet denen, die darauf bauen.

  8. Man bedarf keiner Lüge dazu, daß man das Gebot halte; und man hat genug am Wort Gottes, wenn man recht lehren will.

  9. Ein wohlgeübter Mann verstehet viel, und ein wohlerfahrner kann von Weisheit reden.

  10. Wer nicht geübt ist, verstehet wenig,

  11. wer aber weit herumkommen ist, der ist voll Klugheit.

  12. Dieweil ich weit herumkam, konnte ich viel lernen, und ich weiß mehr, denn ich sage.

  13. Oft bin ich in Fahr (Gefahr) des Todes kommen, und durch solches daraus erlöset worden.

  14. Der Geist der Gottesfürchtigen wird beim Leben erhalten;

  15. denn ihre Hoffnung stehet auf dem, der ihnen helfen kann.

  16. Wer den Herrn fürchtet, der darf vor nichts erschrecken, noch sich entsetzen; denn er ist seine Zuversicht.

    Psalm 112,7.8.

  17. Wohl dem, der den Herrn fürchtet!

  18. Worauf verlässet er sich? Wer ist sein Trotz?

  19. Die Augen des Herrn sehen auf die, so ihn lieb haben. Er ist ein gewaltiger Schutz, eine große Stärke, ein Schirm wider die Hitze, eine + Hütte wider den heißen Mittag, eine Hut wider das Straucheln, eine Hilfe wider den Fall;

    *Kapitel 15,20. Psalm 33,18.+Jesaja 4,6.

  20. der das Herz erfreuet, und das Angesicht fröhlich macht, und giebt Gesundheit, Leben und Segen.

  21. Wer von unrechtem Gut opfert, des Opfer ist ein Gespött;

    Sprüche 21,27.

  22. und solch Gespött der Gottlosen gefällt Gott nimmermehr.

  23. Die Gaben der Gottlosen gefallen dem Höchsten gar nicht; und Sünden lassen sich nicht versöhnen mit viel Opfern.

  24. Wer von des Armen Gut opfert, der thut eben, als der den Sohn vor des Vaters Augen schlachtet.

  25. Der Arme hat nichts denn ein wenig Brots; wer ihn darum bringet, der ist ein Mörder.

  26. Wer einem seine Nahrung nimmt, der tötet seinen Nächsten.

  27. Wer dem Arbeiter seinen Lohn nicht giebt, der ist ein Bluthund.

  28. Wenn einer bauet, und der andre einreißt: was haben sie davon denn Arbeit?

  29. Wenn einer betet, und der andre flucht: wes Stimme soll der Herr erhören?

  30. Wer * sich wäscht, wenn er einen Toten angerühret hat, und rühret ihn wieder an: was hilft den sein Waschen?

    *4. Mose 19,18.19.

  31. Also ist der Mensch, der für seine Sünden fastet, und sündiget immer wieder: wer soll des Gebet erhören, und was hilft ihn sein Fasten?

Das 35. Kapitel.

Gott wohlgefällige Opfer. Erhörung des Gebets.

  1. Gottes Gebote halten, das ist ein reich Opfer.

    1. Samuel 15,22.

  2. Gottes Gebote groß achten, das ist das rechte Dankopfer.

  3. Wer Gott dankt, das ist das rechte Semmelopfer.

  4. Wer Barmherzigkeit übet, das ist das rechte Lobopfer.

    Ebräer (Hebräer) 13,16.

  5. Von Sünden lassen, das ist ein Gottesdienst, der dem Herrn gefällt; und aufhören, unrecht zu thun, das ist ein recht Sühnopfer.

  6. Du sollst aber darum nicht leer vor dem Herrn erscheinen;

    5. Mose 16,16.

  7. denn solches muß man auch thun um Gottes Gebots willen.

  8. Des Gerechten Opfer machet den Altar reich, und sein * Geruch ist süß vor dem Höchsten.

    *1. Mose 8,21.

  9. Des Gerechten Opfer ist angenehm, und desselben wird nimmermehr vergessen.

  10. Gieb Gott seine Ehre mit fröhlichen Augen, und * deine Erstlinge, ohne zu kargen.

    *2. Mose 23,19.

  11. Was du giebst, das gieb gern, und heilige deine * Zehnten fröhlich.

    *3. Mose 27,30.32.

  12. Gieb dem Höchsten, nach dem er dir bescheret hat; und was deine Hand vermag, das * gieb mit fröhlichen Augen.

    *2. Korinther 9,7.

  13. Denn der Herr, der ein Vergelter ist, wird dir's siebenfältig vergelten.

  14. Verstümmle deine Gabe nicht; denn es ist nicht angenehm.

    3. Mose 22,20.

  15. Suche nicht Vorteil, wenn du opfern sollst; denn der Herr ist ein Rächer, und vor ihm gilt kein Ansehen der Person.

  16. Er hilft dem Armen, und siehet keine Person an, und erhöret das Gebet des Beleidigten.

  17. Er verachtet des Waisen Gebet nicht, noch die Witwe, wenn sie klagt.

    2. Mose 22,22.

  18. Die Thränen der Witwe fließen wohl die Backen herab;

  19. sie schreien aber über sich wider den, der sie herausdringet.

  20. Wer Gott dienet mit Lust, der ist angenehm, und sein Gebet reicht bis in die Wolken.

  21. Das Gebet der Elenden dringet durch die Wolken, und lässet nicht ab, bis es hinzukomme, und höret nicht auf, bis der Höchste dreinsehe.

  22. Und der Herr wird recht richten, und strafen, und nicht verziehen, noch es die Länge leiden, bis er den Unbarmherzigen die Lenden zerschmettere,

  23. und sich an solchen Leuten räche, und vertilge alle, die jene beleidigen, und die Gewalt der Ungerechten stürze,

  24. und gebe einem jeglichen nach seinen Werken, und lohne ihnen, wie sie es verdienet haben,

  25. und räche sein Volk, und erfreue sie mit seiner Barmherzigkeit.

  26. Gleichwie der Regen wohl kommt, wenn es dürre ist, also kommt die Barmherzigkeit auch in der Not zu rechter Zeit.

Das 36. Kapitel.

Gebet des Volks Gottes um Hilfe.

  1. Herr, allmächtiger Gott, erbarme dich unser!

  2. Und * siehe drein, und erschrecke alle Völker.

    *Psalm 80,17.

  3. Hebe deine Hand auf über die Fremden, daß sie deine Macht sehen.

  4. Wie du vor ihren Augen dich heilig erwiesen hast an uns, also erzeige dich herrlich an ihnen vor unsern Augen,

  5. auf daß sie erkennen, gleichwie wir erkennen, daß kein andrer Gott sei, denn du, Herr.

    2. Könige 19,19.

  6. Thue neue Zeichen und neue Wunder.

  7. Erzeige deine Hand und rechten Arm herrlich.

  8. Errege den Grimm, und schütte Zorn aus.

  9. Reiß den Widersacher dahin, und vertilge den Feind,

  10. und eile damit, und denke an deinen * Eid, daß man deine Wunderthaten preise.

    *5. Mose 32,40.41.

  11. Der Zorn des Feuers müsse sie verzehren, die so sicher leben; und die deinem Volk Leid thun, müssen umkommen.

  12. Zerschmettre den Kopf der Fürsten, die uns feind sind und sagen: Wir sind's allein.

  13. Versammle alle Stämme Jakobs, und laß sie dein Erbe sein wie von Anfang.

  14. Erbarme dich deines Volks, das von dir den Namen hat, und des Israel, den du * nennest deinen ersten Sohn.

    *2. Mose 4,22.

  15. Erbarme dich der Stadt Jerusalem, da dein Heiligtum ist, und da du wohnest.

    Psalm 102,14.

  16. Richte Zion wieder an, daß daselbst dein Wort wieder aufgehe, daß deine Ehre im Volk groß werde.

  17. Erzeige dich gegen die, so von Anfang dein Eigentum gewesen sind; und erfülle die Weissagungen, die in deinem Namen verkündiget sind.

  18. Vergilt denen, so auf dich harren, daß deine Propheten wahrhaftig erfunden werden.

  19. Erhöre, Herr, das Gebet derer, die dich anrufen, nach dem * Segen Aarons über dein Volk; auf daß alle, so auf Erden wohnen, erkennen, daß du, Herr, der ewige Gott bist.

    *4. Mose 6,23-26.

Lob der guten Hausfrau. Warnung vor falschen Freunden und Ratgebern. Ermahnung zur Mäßigkeit.

  1. Der Bauch nimmt allerlei Speise zu sich; doch ist eine Speise besser denn die andre.

  2. Wie die Zunge das Wildbret kostet, also merkt ein verständig Herz die falschen Worte.

  3. Ein tückischer Mensch kann einen in ein Unglück bringen; aber ein erfahrner weiß sich davor zu hüten.

  4. Ein Weib wird jeden Mann annehmen; aber unter den Töchtern nimmt man die eine lieber denn die andre.

  5. Eine schöne Frau erfreuet ihren Mann, und ein Mann hat nichts Liebers.

  6. Wo sie dazu freundlich und fromm ist, so findet man des Manns gleichen nicht.

    Kapitel 26,16.

  7. Wer eine Hausfrau hat, der bringet sein Gut empor, und er hat eine treue Gehilfin und eine Säule, der er sich trösten kann.

  8. Wo kein Zaun ist, wird das Gut verwüstet, und wo keine Hausfrau ist, da gehet's dem Hauswirt, als ginge er in der Irre.

  9. Wie man nicht vertrauet einem Straßenräuber, der von einer Stadt in die andre schleicht, also trauet man auch nicht einem Mann, der kein Nest hat, und einkehren muß, wo er des Abends hinkommt.

Das 37. Kapitel.

  1. Ein jeglicher Freund spricht wohl: „Ich bin auch Freund;“ aber etliche sind allein mit dem Namen Freunde.

  2. Wenn Freunde einander feind werden, so bleibet der Gram bis in den Tod.

  3. Ach, wo kommt doch das böse Ding her, daß alle Welt so voll Falschheit ist?

  4. Wenn's dem Freund wohlgehet, so freuen sie sich mit ihm; wenn's ihm aber übel gehet, werden sie seine Feinde.

    Kapitel 6,8.

  5. Sie mühen sich mit ihm um des Bauchs willen; aber wenn die Not hergehet, so halten sie sich hinter dem Schilde.

  6. Vergiß deines Freundes nicht, wenn du fröhlich bist,

  7. und gedenke an ihn, wenn du reich wirst.

  8. Ein jeglicher Ratgeber will raten; aber etliche raten auf ihren eignen Nutz.

  9. Darum hüte dich vor dem Ratgeber; bedenke zuvor, was sein Vorteil sei. Denn er gedenkt vielleicht, ihm selbst zu raten, und will dich's wagen lassen,

  10. und spricht, du seiest auf der rechten Bahn; und er stehet gleichwohl wider dich, und merkt, wie es dir geraten will.

  11. Halt keinen Rat mit dem, der einen Argwohn zu dir hat, und nimm nicht zu Rat, die dich neiden.

  12. Gleich als wenn du ein Weib um Rat fragest, wie man ihrer Feindin freundlich sein soll, oder einen Verzagten, wie man kriegen soll, oder einen Kaufmann, wie hoch er deine Ware gegen seine achten wolle, oder einen Käufer, wie teuer du geben sollst,

  13. oder einen Neidischen, wie man wohlthun, oder einen Unbarmherzigen, wie man Gnade erzeigen soll, oder einen Faulen, wie man viel arbeiten könne,

  14. oder einen Taglöhner, der nirgend ansässig ist, wie man die Arbeit zu Ende bringen soll, oder einen trägen Hausknecht, wie man viel vor sich bringen könne. * Solche Leute nimm nicht zu Rat,

    *Kapitel 9,21.

  15. sondern halt dich stets zu gottesfürchtigen Leuten, da du weißt, daß sie Gottes Gebote halten;

  16. die gesinnet sind, wie du bist, die Mitleiden mit dir haben, wo du strauchelst.

  17. Und bleibe bei derselben Rat; denn du wirst keinen treuern Rat finden.

  18. Und solcher einer kann oft etwas besser ersehen denn sieben Wächter, die oben auf der Warte sitzen.

  19. Doch in dem allem rufe auch den Allerhöchsten an, daß er dein Thun gelingen und nicht fehlen lasse.

  20. Ehe du was anfängest, so frage zuvor; und ehe du was thust, so nimm Rat dazu.

  21. Denn wo man was Neues vorhat, da muß der vier eines kommen: daß es gut oder böse werde, daß Leben oder Tod draus folge; und dies alles regiert allezeit die Zunge.

  22. Mancher ist wohl geschickt, andern zu raten, und ist ihm selber nichts nütze.

  23. Mancher will klüglich raten, und man höret ihn doch nicht gern, und er bleibt ein Bettler;

  24. denn er hat nicht vom Herrn die Gnade dazu, und ist keine Weisheit in ihm.

  25. Mancher ist weise durch eigne Erfahrung; der schafft mit seinem Rat Nutz, und trifft's.

  26. Ein weiser Mann kann sein Volk lehren, und schafft mit seinem Rat Nutz, und trifft's.

  27. Ein weiser Mann wird hoch gelobt, und alle, die ihn sehen, preisen ihn.

  28. * Ein jeglicher hat eine bestimmte Zeit zu leben; aber Israels Zeit hat keine Zahl.

    *Hiob 14,5.

  29. Ein Weiser hat bei seinen Leuten ein groß Ansehen, und sein Name bleibet ewiglich.

  30. Mein Kind, prüfe, was deinem Leibe gesund ist; und siehe, was ihm ungesund ist, das gieb ihm nicht.

  31. Denn allerlei dienet nicht jedermann; so mag auch nicht jedermann allerlei.

  32. Überfülle dich nicht mit allerlei leckerer Speise, und friß nicht zu gierig.

  33. Denn viel Fressen macht krank, und ein unersättlicher Fraß kriegt das Grimmen.

    Kapitel 31,24.

  34. Viele haben sich zu Tod gefressen; wer aber mäßig ist, der lebet desto länger.

Das 38. Kapitel.

Lob des Arztes. Trauer über Verstorbene. Von Handarbeit.

  1. Ehre den Arzt mit gebührlicher Verehrung, daß du ihn habest zur Not;

  2. denn der Herr hat ihn geschaffen, und die Arznei kommt von dem Höchsten, und Könige ehren ihn.

  3. Die Kunst des Arztes erhöhet ihn, und macht ihn groß bei Fürsten und Herrn.

  4. Der Herr läßt die Arznei aus der Erde wachsen, und ein Vernünftiger verachtet sie nicht.

  5. Ward * doch das bittre Wasser süß durch ein Holz, auf daß man seine Kraft erkennen sollte.

    *2. Mose 15,25.

  6. Und er hat solche Kunst den Menschen gegeben, daß er gepriesen würde in seinen Wunderwerken.

  7. Damit heilet er, und vertreibt die Schmerzen; und der Apotheker macht Arznei draus.

  8. Gottes Werke kann man nicht alle erzählen; und er giebt alles, was gut ist auf Erden.

  9. Mein Kind, wenn du krank bist, so verachte dies nicht, sondern bitte den Herrn, so wird er dich gesund machen.

  10. Laß von der Sünde, und mache deine Hände unsträflich, und reinige dein Herz von aller Missethat.

    Kapitel 35,5.

  11. Opfre süßen Geruch und Semmelmehl zum Gedenkopfer; und gieb ein fett Opfer, als müssest du davon.

  12. Darnach laß den Arzt zu dir, denn der Herr hat ihn geschaffen; und laß ihn nicht von dir, weil du sein doch bedarfst.

  13. Es kommen Zeiten, da dem Kranken auch durch jene muß geholfen werden;

  14. denn auch sie werden den Herrn bitten, daß er's ihnen gelingen lasse, auf daß es mit ihm besser werde, und er Gesundheit kriege, länger zu leben.

  15. Wer vor seinem Schöpfer sündigt, der müsse dem Arzt in die Hände kommen!

    Psalm 107,17.18. Johannes 5,14.

  16. Mein Kind, wenn einer stirbt, so beweine ihn, und klage ihn, als sei dir groß Leid geschehen, und verhülle seinen Leib gebührlicherweise, und bestatte ihn ehrlich zum Grabe.

  17. Du sollst bitterlich weinen, und herzlich betrübt sein, und Leid tragen, darnach er gewesen ist,

  18. zum wenigsten einen Tag oder zween, auf daß man nicht übel von dir reden möge; und * tröste dich auch wieder, daß du nicht allzu traurig werdest.

    *Kapitel 22,11.

  19. Denn von Trauern kommt der Tod, und des Herzens Traurigkeit schwächet die Kräfte.

    Kapitel 30,25. Sprüche 17,22.

  20. Mit der Anfechtung bleibt auch die Traurigkeit, und Armut thut dem Herzen wehe.

  21. Laß die Traurigkeit nicht in dein Herz, sondern schlage sie von dir, und denke ans Ende, und vergiß es nicht.

  22. Denn da ist kein Wiederkommen; es hilft ihn nichts, und du thust dir Schaden.

  23. Gedenke an ihn; wie er gestorben, so mußt du auch sterben. Gestern war's an mir, heute ist's an dir.

  24. Weil der Tote nun in der Ruhe liegt, so * höre auch auf, sein zu gedenken, und tröste dich wieder über ihn, weil sein Geist von hinnen geschieden ist.

    *2. Samuel 12,20.

  25. Wer die Schrift lernen soll, der kann keiner andern Arbeit warten; und wen man lehren soll, der muß sonst nichts zu thun haben.

  26. Wie kann der der Lehre warten, der pflügen muß, und der gerne die Ochsen mit der Geißel treibet, und mit dergleichen Werken umgehet, und weiß nichts, denn von Ochsen zu reden?

  27. Er muß denken, wie er ackern soll, und muß spät und früh den Kühen Futter geben.

  28. Also auch die Tischler und Zimmerleute, die Tag und Nacht arbeiten, und schnitzen Bildwerke, und Fleiß haben, mancherlei Arbeit zu machen, die müssen denken, daß es recht werde, und früh und spät dran sein, daß sie es vollenden.

  29. Also ein Schmied, der muß bei seinem Amboß sein, und seiner Schmiede warten, und wird matt vom Feuer, und arbeitet sich müde über der Esse.

  30. Das Hämmern schlägt ihm die Ohren voll, und er siehet drauf, wie er das Werk recht mache,

  31. und muß denken, wie er's fertige, und früh und spät dran sein, daß er's fein ausarbeite.

  32. Also ein Töpfer, der muß bei seiner Arbeit sein, und die Scheibe mit seinen Füßen umtreiben, und muß immer mit Sorgen sein Werk machen, und hat sein gewiß Tagwerk.

  33. Er muß mit seinen Armen aus dem Thon sein Gefäß formieren, und muß sich zu seinen Füßen müde bücken.

  34. Er muß denken, wie er's fein glasiere, und früh und spät den Ofen fegen.

  35. Diese alle trösten sich ihres Handwerks, und ein jeglicher fleißiget sich, daß er seine Arbeit könne.

  36. Man kann ihrer in der Stadt nicht entbehren.

  37. Aber man kann sie nirgend hinschicken; sie können der Ämter auch nicht warten, noch in der Gemeine regieren.

  38. Sie können den Verstand nicht haben, die Schrift zu lehren, noch das Recht und Gerechtigkeit zu predigen.

  39. Weise Sprüche werden bei ihnen nicht gefunden, sondern sie müssen der zeitlichen Nahrung warten, und denken nicht weiter, denn was sie mit ihrer Arbeit gewinnen mögen.

Das 39. Kapitel.

Von Schriftgelehrsamkeit. Ermahnung zum Lob Gottes.

  1. Wer sich aber darauf geben soll, daß er das Gesetz des Höchsten lerne, der muß die Weisheit aller Alten erforschen, und in den Propheten studieren.

  2. Er muß die Geschichten der berühmten Leute merken, und denselben nachdenken, was sie bedeuten und lehren.

  3. Er muß die geistlichen Sprüche lernen, und in den tiefen Reden sich üben.

  4. Der kann den Fürsten dienen, und bei den Herren sein.

  5. Er kann sich schicken lassen in fremde Lande; denn er hat versucht, was bei den Leuten taugt oder nicht taugt;

  6. und denkt, wie er früh aufstehe, den Herrn zu suchen, der ihn geschaffen hat; und betet vor dem Höchsten.

  7. Er thut seinen Mund getrost auf, und betet für seine Sünden.

  8. Und wenn dann der Herr also versöhnet ist, so * giebt er ihm den Geist der Weisheit reichlich,

    *Jakobus 1,5.

  9. daß er weisen Rat und Lehre geben kann gewaltiglich, dafür er dem Herrn dankt in seinem Gebet.

  10. Und der Herr giebt Gnade dazu, daß sein Rat und Lehre fortgehen.

  11. Und er * betrachtet's zuvor bei sich selbst; darnach sagt er seinen Rat und Lehre heraus, und beweiset's mit der heiligen Schrift.

    *Kapitel 6,37.

  12. Und viele verwundern sich seiner Weisheit, und sie wird nimmermehr untergehen.

  13. Sein wird nimmermehr vergessen, und sein Name bleibet für und für.

  14. Was er gelehret hat, wird man weiter predigen, und die Gemeine wird ihn rühmen.

  15. Dieweil er lebt, hat er einen größern Namen denn andere tausend; und nach seinem Tod bleibt ihm derselbige Name.

  16. Ich habe noch etwas mehr zu sagen; denn ich bin von Gedanken voll wie der volle Mond.

  17. Gehorcht mir, ihr heiligen Kinder, und wachset wie die Rosen, an den Bächlein gepflanzet,

  18. und gebt süßen Geruch von euch wie Weihrauch; blühet wie die Lilien, und riechet wohl.

  19. Singet löblich und lobet den Herrn in allen seinen Werken, preiset seinen Namen herrlich.

  20. Danket ihm und lobet ihn mit Singen und Klingen, und sprecht also im Danken:

  21. Alle * Werke des Herrn sind sehr gut, und was er gebeut, das geschieht zu rechter Zeit.

    *1. Mose 1,31.

  22. Und man darf nicht sagen: Was ist das? was soll das? Denn zu ihrer Zeit kommen sie alle erwünschet; gleich als da durch sein Gebot * das Wasser stund wie Mauern, und durch sein Wort die Wasser stunden, als wären sie gefasset.

    *2. Mose 14,22. Josua 3,16.

  23. Denn was er durch sein Gebot schaffet, das ist lieblich, und man darf über keinen Mangel klagen an seiner Hilfe.

  24. Aller Menschen Werke sind vor ihm, und vor seinen Augen ist nichts verborgen.

  25. Er siehet alles von Anfang der Welt bis ans Ende der Welt, und vor ihm ist kein Ding neu.

    Kapitel 15,19.

  26. Man darf nicht sagen: Was ist das? was soll das? Denn er hat ein jegliches geschaffen, daß es zu etwas dienen soll.

  27. Denn sein Segen fleußt daher wie ein Strom, und tränket die Erde wie eine * Sintflut.

    *große Flut.

  28. Wiederum sein Zorn trifft die Heiden, als wenn er ein wasserreich Land verdorren läßt.

  29. Sein Thun ist bei den Heiligen recht aber die Gottlosen stoßen sich dran.

    Psalm 18,27.

  30. Alles, was von Anfang geschaffen ist, das ist den Frommen gut, aber den Gottlosen schädlich.

    Weisheit 16,24.

  31. Der Mensch bedarf zu seinem Leben Wasser, Feuer, Eisen, Salz, Mehl, Honig, Milch, Wein, Öl und Kleider.

  32. Solches alles kommt den Frommen zugut, und den Gottlosen zu Schaden.

  33. Es sind auch die Winde ein Teil zur Rache geschaffen, und durch ihr Stürmen thun sie Schaden;

  34. und wenn die Strafe kommen soll, so toben sie, und richten den Zorn aus des, der sie geschaffen hat.

  35. Feuer, Hagel, Hunger, Tod, solches alles ist zur Rache geschaffen.

  36. Die wilden Tiere, Skorpione, Schlangen und das Schwert sind auch zur Rache geschaffen, zu verderben * die Gottlosen.

    *Kapitel 40,10.

  37. Mit Freuden * thun sie seinen Befehl, und sind bereit, wo er ihrer bedarf auf Erden; und wenn das Stündlein kommt, lassen sie nicht ab.

    *Psalm 148,8.

  38. Das ist's, das ich anfing und gedachte, zu schreiben:

  39. daß alle Werke des Herrn gut sind, und ein jegliches zu seiner Zeit nütz ist;

    Vers 21.

  40. daß man nicht sagen darf: „Es ist nicht alles gut;“ denn es ist ein jegliches zu seiner Zeit köstlich.

  41. Darum soll man den Namen des Herrn loben, und danken mit Herzen und Munde.

Das 40. Kapitel.

Klage über der Menschen Elend. Wert und Unwert zeitlicher Güter. Vom Bettel.

  1. Es ist ein * elend jämmerlich Ding um aller Menschen Leben von Mutterleib an, bis sie in die Erde begraben werden, die unser aller Mutter ist.

    *Psalm 90,10.

  2. Da ist immer Sorge, Furcht, Hoffnung und zuletzt der Tod,

  3. sowohl bei dem, der in hohen Ehren sitzt, als bei dem Geringsten auf Erden;

  4. sowohl bei dem, der Purpur und Krone trägt, als bei dem, der einen groben Kittel anhat. Da ist immer Zorn, Eifer, Widerwärtigkeit, Unfriede und Todesfurcht, Neid und Zank.

  5. Und wenn einer des Nachts auf seinem Bette ruhen und schlafen soll, fallen ihm mancherlei Gedanken ein.

  6. Wenn er gleich ein wenig ruhet, so ist's doch nichts; denn er erschrickt im Traum, als sehe er die Feinde kommen.

  7. Und wenn er aufwacht, und siehet, daß er sicher ist, so ist ihm, als der aus der Schlacht entronnen ist, und ist wunderfroh, daß die Furcht nichts ist gewesen.

  8. Solches widerfähret allem Fleisch, sowohl Menschen als Vieh, aber den Gottlosen siebenmal mehr:

  9. Mord, Blut, Hader, Schwert, Unglück, Hunger, Verderben und Plage.

  10. Solches alles ist geordnet wider die Gottlosen; denn auch * die Sintflut um ihretwillen kommen mußte.

    *1. Mose 6,13.

  11. Alles, was aus der Erde kommt, * muß wieder zu Erde werden, wie + alle Wasser wieder ins Meer fließen.

    *1. Mose 3,19.+Prediger 1,7.

  12. Alle Geschenke und unrecht Gut müssen untergehen; aber die Wahrheit bleibet ewiglich.

  13. Der Gottlosen Güter versiegen wie ein Bach, wie ein Donner verrauscht im Regen.

  14. Sie sind fröhlich, solange sie Geschenke nehmen; aber zuletzt gehen sie doch zu Boden.

  15. Die Nachkommen der Gottlosen werden keine Zweige kriegen, und der Ungerechten Wurzel stehet auf einem bloßen Felsen.

    Kapitel 23,35.

  16. Und wenn sie gleich sehr feucht und am Wasser stünden, werden sie doch ausgerottet eher denn alles Gras.

  17. Wohlthun aber ist wie * ein gesegneter Garten, und Barmherzigkeit bleibt ewiglich.

    *Vers 28.

  18. Wer sich mit seiner Arbeit nähret, und läßt ihm genügen, der hat ein fein ruhig Leben. Das heißt einen Schatz über alle Schätze finden.

  19. Kinder zeugen und die Stadt bessern, machet ein ewig Gedächtnis; aber ein * untadelig Weib mehr denn beides.

    *Sprüche 31,28.

  20. Wein und Saitenspiel erfreuen das Herz; aber die Weisheit ist lieblicher denn die beide.

  21. Pfeife und Harfe lauten wohl; aber eine * freundliche Rede besser denn die beide.

    *Sprüche 12,25.

  22. Dein Auge siehet gern, was lieblich und schön ist; aber eine grüne Saat lieber denn beides.

  23. Ein Freund kommt zum andern in der Not; aber Mann und Weib viel mehr.

  24. Ein Bruder hilft dem andern in der Not; aber Barmherzigkeit hilft viel mehr.

  25. Gold und Silber erhalten einen Mann; aber viel mehr ein guter Rat.

  26. Geld und Gut machet Mut; aber viel mehr die Furcht des Herrn.

  27. Die Furcht des Herrn mangelt nichts, und sie bedarf keiner Hilfe.

  28. Die Furcht des Herrn ist * ein gesegneter Garten, und ist nichts so schön, als sie ist.

    *Vers 17.

  29. Mein Kind, gieb dich nicht aufs Betteln; es ist besser sterben, denn betteln.

  30. Wer sich auf eines andern Tisch verläßt, der gedenkt sich nicht mit Ehren zu nähren; denn er muß sich versündigen um fremder Speise willen;

  31. aber davor hütet sich ein vernünftiger, weiser Mann.

  32. Bettelei schmeckt wohl dem unverschämten Maul; aber er wird zuletzt ein böses Fieber davon kriegen.

Das 41. Kapitel.

Von der Todesfurcht. Fluch der Gottlosen. Guter Name. Falsche und löbliche Scham.

  1. O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich gedenkt ein Mensch, der gute Tage und genug hat, und ohne Sorge lebt,

  2. und dem es wohlgehet in allen Dingen, und der noch wohl essen mag!

  3. O Tod, wie wohl thust du dem Dürftigen,

  4. der da schwach und alt ist, der in allen Sorgen steckt, und nichts Bessers zu hoffen, noch zu gewarten hat!

  5. Fürchte den Tod nicht. Gedenke, daß es also vom Herrn geordnet ist über * alles Fleisch, beide, derer, die vor dir gewesen sind, und nach dir kommen werden.

    *Psalm 89,49.

  6. Und was weigerst du dich wider Gottes Willen, du lebest zehn, hundert oder tausend Jahre?

  7. Denn im Tod fraget man nicht, wie lange einer gelebt habe.

  8. Die Kinder der Gottlosen, und die sich zu den Gottlosen gesellen, werden eitel Greuel.

    Weisheit 3,12.

  9. Das Erbgut der Kinder von Gottlosen kommt um, und ihre Nachkommen müssen verachtet sein.

  10. Die Kinder müssen klagen über den gottlosen Vater; denn um seinetwillen sind sie verachtet.

    Weisheit 4,6.

  11. Weh euch, Gottlose, die ihr des Höchsten Gesetz verlaßt!

  12. Ihr lebt oder sterbt, so seid ihr * verflucht.

    *5. Mose 27,26.

  13. Gleichwie alles, so aus der Erde kommt, wiederum zu Erde wird, also kommen die Gottlosen aus dem Fluch zur Verdammnis.

  14. Eines Menschen Leiden mag hie währen, solange er lebet; aber * der Gottlosen Name muß vertilget werden, denn er taugt nicht.

    *Sprüche 10,7.

  15. Siehe zu, daß du einen guten Namen behaltest; der bleibet dir gewisser denn tausend große Schätze Goldes.

  16. Ein Leben, es sei wie gut es wolle, so währet es eine kleine Zeit; aber ein guter Name bleibt ewiglich.

  17. Meine Kinder, wenn's euch wohlgehet, so sehet zu und bleibet in Gottesfurcht.

  18. So schämet euch nun des, das ich nennen will.

  19. Man schämet sich oft, da man sich nicht schämen sollte; und billigt oft, das man nicht billigen sollte.

    Kapitel 4,25.

  20. Es schäme sich Vater und Mutter der Hurerei; ein Fürst und Herr der Lüge;

  21. ein Richter und Rat des Unrechten; die Gemeine und Volk des Ungehorsams;

  22. ein Nächster und Freund, Leid zu thun; ein Nachbar des Stehlens.

  23. Schäme dich, daß du mit deinem Arm auf dem Brot über Tisch liegest.

  24. Schäme dich, daß du übel bestehest, wenn du Rechnung thun sollst; und nicht dankest, wenn man dich grüßet.

  25. Schäme dich, nach den Huren zu sehen; und dein Angesicht von deinen Blutsfreunden zu wenden.

  26. Schäme dich, das Erbteil und Morgengabe zu entwenden; und eines andern Weib zu begehren.

  27. Schäme dich, eines andern Magd zu begehren, und um ihr Bette zu stehen.

  28. Schäme dich, deinem Freunde aufzurücken; und wenn du ihm etwas giebst, so verweise es ihm nicht.

    Kapitel 18,15; 20,15.

  29. Schäme dich, nachzusagen alles, was du gehöret hast, und zu offenbaren heimlich vertrauete Rede. Also schämest du dich recht, und wirst allen Leuten lieb und wert sein.

    Kapitel 27,17.19.24.

Das 42. Kapitel.

Von Weibern und Töchtern.

  1. Aber dieser Stücke schäme dich keines, und um niemands willen thue unrecht: nämlich des Gesetzes und Bundes des Höchsten;

  2. den Gottesfürchtigen bei Recht zu erhalten;

  3. treulich handeln gegen den Nächsten und Gesellen; den Freunden das Erbteil zuzuwenden;

  4. fleißig sein; rechtes Maß und Gewicht zu halten; zufrieden sein, du gewinnest viel oder wenig;

  5. recht handeln mit zeitlichem Gut in Kaufen und Verkaufen; die Kinder mit Fleiß ziehen; den bösen Knecht wohl stäupen (schlagen);

  6. vor einem bösen Weib das Deine wohl bewahren; wo viel Zugreifens ist, alles wohl verschließen;

  7. was man ihnen muß unter die Hände geben, alles zählen und abwägen; alle Ausgabe und Einnahme anschreiben;

  8. die Unverständigen und Thoren unterweisen; auch die gar alten Leute, daß sie sich nicht mit den jungen hadern. Also wirst du ein recht wohlgeschickter Mensch, und bei allen Leuten gelobt.

  9. Eine Tochter macht dem Vater viel Wachens, davon niemand weiß, und das Sorgen für sie nimmt ihm viel Schlafs: weil sie jung ist, daß sie möchte veralten, oder wenn sie einen Mann krieget, daß er ihr möchte gram werden;

  10. oder weil sie noch Jungfrau ist, daß sie möchte geschändet, und in des Vaters Hause schwanger werden; oder wenn sie bei dem Mann ist, daß sie sich nicht recht halten, oder er kein Kind mit ihr haben möchte.

  11. Wenn deine Tochter nicht schamhaft ist, so halt sie hart, daß sie dich nicht deinen Feinden zum Spott mache, und die ganze Stadt von dir sage, und du von einem jeden Schande hören, und dich vor allen Leuten schämen müssest.

    Kapitel 26,13.

  12. Siehe * dich nicht um nach schönen Menschen, und sei nicht so gern um die Weiber.

    *Hiob 31,1.

  13. Denn gleichwie aus den Kleidern Motten kommen, also kommt von Weibern viel Böses.

  14. Es ist sicherer, bei einem bösen Mann zu sein, denn bei einem freundlichen Weibe, die einen zu Hohn und Spott macht.

Gottes Herrlichkeit in der Natur.

  1. Ich will nun preisen des Herrn Werke, und was ich gesehen habe, verkündigen. * Durch das Wort des Herrn sind seine Werke worden.

    *1. Mose 1,3.

  2. Die Sonne giebt aller Welt Licht, und des Herrn Werk ist seiner Herrlichkeit voll.

  3. Es ist auch den Heiligen von dem Herrn noch nie gegeben, daß sie alle seine Wunder aussprechen könnten; denn der allmächtige Herr hat sie zu groß gemacht, und alle Dinge sind zu groß, sie nach Würden zu loben.

    Kapitel 18,2-5.

  4. Er allein erforschet den Abgrund und der Menschen Herzen, und weiß, was sie gedenken.

    Psalm 139. Jeremia 17,9.10.

  5. Denn der Herr weiß alle Dinge, und siehet, zu welcher Zeit ein jegliches geschehen werde.

  6. Er verkündigt, was vergangen und was zukünftig ist, und offenbart, was verborgen ist; er vestehet alle Heimlichkeit, und ist ihm keine Sache verborgen.

  7. Er beweiset seine große Weisheit herrlich, und er ist von Ewigkeit bis in Ewigkeit.

  8. Man kann ihn weder größer noch geringer machen, und er * bedarf keines Rats.

    *Römer 11,34.

  9. Wie * lieblich sind alle seine Werke, wiewohl man kaum ein Fünklein davon erkennen kann.

    *Kapitel 39,23.

  10. Es lebt alles, und bleibet für und für; und wozu er ihrer bedarf, sind sie alle gehorsam.

  11. Es sind immer zwei und zwei, eins gegen eins; und was er macht, daran ist kein Fehl.

    Kapitel 33,16.

  12. Und hat ein jegliches geordnet, daß eins dem andern nütze sein soll.

Das 43. Kapitel.

  1. Und wer kann sich seiner Herrlichkeit satt sehen? Man siehet seine Herrlichkeit an der mächtig großen Höhe, an dem hellen Firmament, an dem schönen Himmel.

  2. Die Sonne, wenn sie aufgehet, verkündiget sie den Tag; sie ist ein Wunderwerk des Höchsten.

  3. Des Mittags trocknet sie die Erde, und wer kann vor ihrer Hitze bleiben?

  4. Sie macht's heißer denn viel Öfen, und brennet die Berge, und bläset eitel Hitze von sich, und giebt so hellen Glanz von sich, daß sie die Augen blendet.

    Psalm 19,7.

  5. Das muß ein großer Herr sein, der sie gemacht hat, und hat sie heißen so schnell laufen.

  6. Und der Mond in aller Welt muß scheinen zu seiner Zeit, und die Monate unterscheiden, und das Jahr einteilen.

  7. Nach dem Mond rechnet man die Feste; es ist ein Licht, das abnimmt und wieder zunimmt.

  8. Er machet den Monat; er wächst und verändert sich wunderbarlich.

  9. Es leuchtet auch das ganze himmlische Heer in der Höhe, am Firmament, und die hellen Sterne zieren den Himmel.

  10. Also hat sie der Herr in der Höhe heißen die Welt erleuchten.

  11. Durch Gottes Wort halten sie ihre Ordnung, und wachen sich nicht müde.

  12. Siehe den Regenbogen an, und lobe den, der ihn gemacht hat; denn er hat sehr schöne Farben.

    1. Mose 9,13.

  13. Er hat über den Himmel hin einen glänzenden Kreis gemacht; die Hand des Höchsten hat ihn ausgebreitet.

  14. Durch sein Wort fällt ein großer Schnee; und er lässet es wunderlich durch einander blitzen, daß sich der Himmel aufthut,

  15. und die Wolken schweben, wie die Vögel fliegen.

  16. Er macht durch seine Kraft die Wolken dicht, daß Hagelsteine herausfallen.

  17. Sein Donner erschreckt die Erde, und Berge zittern vor ihm.

  18. Durch seinen Willen wehet der Südwind und der Nordwind.

  19. Und wie die Vögel fliegen, so wenden sich die Winde, und wehen den Schnee durch einander, daß er sich zu Haufen wirft, als wenn sich die Heuschrecken niederthun.

  20. Er ist so weiß, daß er die Augen blendet, und das Herz muß sich verwundern solches seltsamen Regens.

  21. Er schüttet den * Reif auf die Erde wie Salz; und wenn es gefrieret, so werden Eiszacken wie die Spitzen an den Stecken.

    *Psalm 147,16.

  22. Und wenn der kalte Nordwind wehet, so wird das Wasser zu Eis; wo Wasser ist, da wehet er überher, und zeucht (zieht) dem Wasser einen Harnisch an.

  23. Er verderbt die Gebirge, und verbrennet die Wüste, und verdorret alles, was grün ist, wie ein Feuer.

  24. Dawider hilft ein dicker Nebel, und ein Tau nach der Hitze, der erquickt alles wieder.

  25. Durch sein Wort brachte er das Meer zu Ruhe; und hat Inseln drein gesäet.

  26. Die auf dem Meer fahren, die sagen von seiner Fährlichkeit, und die wir's hören, verwundern uns.

  27. Daselbst sind seltsame Wunder, mancherlei Tiere und Walfische; durch dieselben schifft man hin.

  28. Durch sein Wort bestehet alles.

    Psalm 33,6.

  29. Wenn wir gleich viel sagen, so können wir's doch nicht erreichen; kurz: er ist alles.

    Psalm 106,2.

  30. Wenn wir gleich alles hoch rühmen, was ist das? Er ist doch noch viel höher denn alle seine Werke.

  31. Der Herr ist unaussprechlich groß, und seine Macht ist wunderbarlich.

  32. Lobet und preiset den Herrn, so hoch ihr vermögt; er ist doch noch höher.

  33. Preiset ihn aus allen Kräften, und laßt nicht ab;

  34. dennoch werdet ihr's nicht erreichen.

  35. Wer hat ihn gesehen, daß er von ihm sagen könnte? Wer kann ihn so hoch preisen, als er ist?

  36. Wir sehen seiner Werke das wenigste; denn viel größere sind uns noch verborgen.

  37. Denn alles, was da ist, hat der Herr gemacht, und das giebt er den Gottesfürchtigen zu wissen.

Das 44. Kapitel.

Lob der Erzväter: des Henoch, Noah, Abraham, Isaak, Jakob.

  1. Laßt uns loben die berühmten Männer und unsere Väter nach einander!

  2. Viel herrliche Dinge hat der Herr bei ihnen gethan von Anfang durch seine große Macht.

  3. Sie haben ihre Königreiche wohl regieret, und löbliche Thaten gethan. Sie haben weislich geraten und geweissaget.

  4. Sie haben Land und Leute regiert mit Rat und Verstand der Schrift.

  5. Sie haben die Musik gelernet, und geistliche Lieder gedichtet.

  6. Sie sind auch reich gewesen, und haben große Güter gehabt, und im Frieden regieret, solange sie hie gewesen sind.

  7. Also sind sie alle zu ihren Zeiten löblich gewesen, und bei ihrem Leben gerühmt.

  8. Und sie haben einen herrlichen Namen hinter sich gelassen.

  9. Aber die andern haben keinen Ruhm, und sind umkommen, als wären sie nie gewesen. Und da sie noch lebeten, waren sie eben, als lebeten sie nicht; und ihre Kinder nach ihnen auch also.

  10. Aber jenen heiligen Leuten, welcher Gerechtigkeit nicht vergessen wird, ist ein gut Erbe blieben samt ihren Kindern.

  11. Ihre Nachkommen sind im Bund blieben, und um ihretwillen sind ihre Kindeskinder immer für und für blieben;

  12. und ihr Lob wird nicht untergehen.

  13. Sie sind im Frieden begraben; aber ihr Name lebt ewiglich.

  14. Die Leute reden von ihrer Weisheit,

  15. und die Gemeine verkündiget ihr Lob.

  16. Henoch gefiel dem Herrn wohl, und ist weggenommen, daß er der Welt eine Vermahnung zur Buße wäre.

    1. Mose 5,24.

  17. Noah ward erfunden unsträflich, und zur Zeit des Zorns hat er Gnade gefunden,

    1. Mose 6,9; 7,1.

  18. und ist übrig behalten auf Erden, da die Sintflut kam.

  19. Er empfing den Bund für die Welt, daß nicht mehr alles Fleisch durch die Sintflut vertilget werden sollte.

    1. Mose 9,15.

  20. Abraham, * der hochberühmte Vater vieler Völker, hat seinesgleichen nicht in der Ehre.

    *1. Mose 17,2.5.

  21. Er hielt das Gesetz des Höchsten, und Gott machte mit ihm einen Bund, und stiftete denselben Bund * an seinem Fleisch; und er + ward treu erfunden, da er versucht ward.

    *1. Mose 17,13.+1. Mose 22,12.

  22. Darum verhieß ihm Gott mit einem Eide, daß durch seinen Samen die Heiden sollten gesegnet werden, und er wie der Staub der Erde gemehret sollte werden,

  23. und sein Same erhöhet wie die Sterne, und Erben werden von einem Meer bis ans andre, und vom Strom an bis an der Welt Ende.

  24. Und hat denselben Segen über alle Menschen und den Bund auch also bestätigt * mit Isaak um seines Vaters Abraham willen;

    *1. Mose 26,3.4.

  25. und hat's auf Jakob kommen und bleiben lassen.

    1. Mose 28,14.

  26. Er hat ihn gnädiglich gesegnet, und ihm das Erbe gegeben, und sein Teil * abgesondert, und in die zwölf Stämme geteilet.

    *5. Mose 32,8.9.

Das 45. Kapitel.

Von Mose, Aaron und Pinehas (Pinhas).

  1. Er hat aus ihm kommen lassen den heiligen Mann Mose, der * aller Welt lieb und wert war, und beide Gott und Menschen, ihm hold waren, des Name hoch gepriesen wird.

    *2. Mose 11,3.

  2. Er hat ihn auch geehret wie die heiligen Väter, und hoch erhoben, daß ihn die Feinde fürchten mußten; und ließ ihn mit Worten viel Zeichen thun.

  3. Er machte ihn herrlich vor Königen, und gab ihm Befehl an sein Volk, und * zeigte ihm seine Herrlichkeit.

    *2. Mose 33,18-34,7.

  4. Er hat ihn auserkoren zum heiligen Stand um seiner * Treue und Sanftmut willen, und aus allen Menschen erwählet.

    *4. Mose 12,7.

  5. Er ließ ihn hören seine Stimme, und führte ihn in die finstre Wolke.

    2. Mose 19,16-20.

  6. Er hat ihm die Gebote gegeben * von Angesicht zu Angesicht, das Gesetz des + Lebens und der ** Weisheit, daß er Jakob sollte den Bund lehren und Israel seine Rechte.

    *2. Mose 33,11. +5. Mose 30,19.**5. Mose 4,6.

  7. Er hat * Aaron, seinen Bruder, aus demselben Stamm Levi, auch erhöhet, und ihm gleich auserkoren.

    *2. Mose 4,14; 28.

  8. Er machte einen ewigen Bund mit ihm, und gab ihm das Priestertum im Volk.

  9. Er hat ihn prächtig und schön gekleidet, und legte ihm einen herrlichen Rock an, und zog ihm allerlei Schmuck an.

  10. Er rüstete ihn mit köstlichem Geschmeide, und legte ihm an die Niederkleider, den langen Rock und Leibrock,

  11. und hing viel güldener Granatäpfel und Schellen umher an ihn, daß es klänge, wenn er aus- und einginge, und der Klang gehört würde im Heiligtum, damit seines Volks vor Gott gedacht würde;

  12. ja, den heiligen Rock mit Golde, blauem und rotem Purpur gestickt;

  13. das Amtsschildlein auf der Brust mit dem Licht und Recht, künstlich gewirkt, mit den edlen Steinen, darin die Namen der zwölf Stämme Israels gegraben und in Gold gefasset durch die Steinschneider, daß ihrer gedacht würde vor Gott;

  14. das güldene Stirnblatt an dem Hut, darin gegraben war: Heilig dem Herrn; welches alles war herrlich, köstlich, lieblich und schön.

  15. Man hat desgleichen vor ihm nie gesehen.

  16. Es durfte sie auch kein andrer anziehen, ohne seine Kinder allein und Kindeskinder für und für.

  17. Seine Opfer sollten täglich zweimal vollbracht werden immerdar.

    2. Mose 29,38.

  18. Mose * füllte ihm die Hände, und salbete ihn mit dem heiligen Öle.

    *2. Mose 29,9.33. 3. Mose 8,30-33.

  19. Es ward der Bund mit ihm gemacht, daß er und * seine Söhne ewiglich, solange die Tage des Himmels währen, ihm dienen, Priester sein, und + sein Volk in seinem Namen segnen sollten.

    *2. Mose 40,15. 5. Mose 18,5.+4. Mose 6,23-27.

  20. Er hat ihn erwählet aus allen Lebendigen, daß er dem Herrn opfern sollte Speisopfer und Räuchopfer zum süßen Geruch und Gedächtnis, das Volk zu versöhnen.

  21. Er befahl ihm das Amt seines Worts, daß er Jakob seine Zeugnisse lehren, und Israel mit seinem Gesetze erleuchten sollte.

    5. Mose 33,10.

  22. Es rotteten sich wohl andere wider ihn, und neideten ihn in der Wüste: die mit Dathan und Abiram waren, und die wütende Rotte Korahs;

    4. Mose 16.

  23. aber der Herr sah es, und gefiel ihm nicht; und sie wurden verschlungen im grimmigen Zorn.

  24. Er erzeigete ein schrecklich Wunder an ihnen, und verschlang sie mit seinem Feuer.

  25. Er ehrte Aaron noch weiter, und gab ihm ein Erbteil, nämlich alle Erstlinge teilte er ihm zu; vor allem andern verordnete er ihnen Brots genug;

    4. Mose 18,8-20.

  26. denn sie sollten essen des Herrn Opfer, die er ihm und seinem Samen gab.

  27. Aber sie durften kein Teil am Lande haben, noch mit dem Volk erben, sondern der Herr war ihr Teil und Erbe.

  28. Pinehas (Pinhas), der Sohn Eleasars, war der dritte in solcher Ehre; der eiferte in Gottesfurcht.

  29. Und da das Volk abfiel, stund er treulich, fest und keck, und versöhnte Israel.

    4. Mose 25,7-13.

  30. Darum ward ihm gegeben der Bund des Friedens, daß er dem Heiligtum und dem Volk vorstehen, und er und sein Same die priesterliche Würdigkeit ewiglich haben sollte.

  31. Gleichwie mit David aus dem Stamm Juda der Bund gemacht ist, daß allein aus seinen Söhnen einer König sein soll:

  32. also sollen auch Aaron und sein Same die Erben sein, daß man uns Weisheit lehre, und sein Volk recht regiere; auf daß ihr Stand und Herrlichkeit nicht untergehe, sondern für und für bei ihnen bleibe.

Das 46. Kapitel.

Von Josua und Kaleb, den Richtern und Samuel.

  1. * Jesus, der Sohn Nuns, war ein Held im Streit und ein Prophet nach Mose,

    *Josua.5. Mose 34,9.

  2. der große Siege behielt für die Auserwähleten Gottes, wie sein Name giebt, und sie rächte an den Feinden, von welchen sie angegriffen wurden, auf daß Israel sein Erbe kriegete.

  3. Er hat Ehre erlanget, da er * die Hand ausreckte, und das Schwert zückte wider die Städte.

    *Josua 8,18.19.26.

  4. Wer ist jemals so dagestanden? Er fing die Feinde des Herrn.

  5. Um seinetwillen stund die Sonne, und ward ein Tag so lang als zween.

    Josua 10,12-14.

  6. Er rief an den Höchsten und Mächtigen, da er seine Feinde allenthalben drängte; und der Herr, der Große, erhörte ihn, und ließ sehr große * Hagelsteine fallen auf die Feinde;

    *Josua 10,11.

  7. und schlug die Widersacher tot, da sie herunterzogen. Und die Heiden wurde gewahr, was diese für Geschütz hatten,

  8. und daß der Herr selbst gegenwärtig wäre in dem Streit, darum daß er * dem Allmächtigen treulich gefolget war.

    *Josua 14,8.9.

  9. Und zur Zeit Moses that er und Kaleb, der Sohn Jephunnes, ein gut Werk: da stunden sie wider den Haufen, und wehreten dem Volk die Sünde, und stilleten den schädlichen Aufruhr.

    4. Mose 14,6-9.

  10. Darum sind sie zween allein erhalten unter sechs hundert tausend Mann, und haben das Volk zum Erbe gebracht ins Land, da Milch und Honig innen fleußt.

  11. Und der Herr erhielt * den Kaleb bei Leibeskräften bis in sein Alter, daß er hinaufzog aufs Gebirge im Lande, und sein Same besaß das Erbe;

    *Josua 14,11.

  12. auf daß alle Kinder Israel sähen, wie gut es ist, dem Herrn gehorchen.

  13. Und die Richter, ein jeglicher nach seinem Namen, welche nicht Abgötterei trieben, noch vom Herrn abfielen, werden auch gepriesen.

  14. Ihre Gebeine grünen noch immer, da sie liegen;

    Kapitel 49,12.

  15. und ihr Name wird gepriesen in ihren Kindern, auf welche er geerbet ist.

  16. Und Samuel, der Prophet des Herrn, von seinem Gott geliebt, richtete ein Königreich an, und salbete Fürsten über sein Volk.

    1. Samuel 10,1; 16,13.

  17. Er richtete die Gemeine nach dem Gesetze des Herrn, und der Herr sah Jakob wieder an.

  18. Und der Prophet ward rechtschaffen und treu erfunden, und man erkannte, daß seine Weissagungen gewißlich wahr wurden.

  19. Er rief an den Herrn, den Mächtigen, da seine Feinde allenthalben drängten, und opferte ein junges Lamm.

  20. Und der Herr donnerte vom Himmel herab, und ließ sich hören in einem großen Wetter,

    1. Samuel 7,9.10; 12,18.

  21. und zerschlug die Fürsten der Feinde und alle Herren der Philister.

  22. Und vor seinem Ende, ehe er starb, bezeugte er vor dem Herrn und seinem Gesalbeten, daß er von keinem Menschen Geld, auch nicht einen Schuh genommen hätte; und kein Mensch konnte ihn etwas zeihen.

    1. Samuel 12,3-5.

  23. Und da er nun entschlafen war, weissagte er, und verkündigte dem Könige sein Ende, und ließ sich hören aus der Erde hervor, und weissagte, daß die gottlosen Leute sollten umkommen.

    1. Samuel 28,15-19.

Das 47. Kapitel.

Von den Königen David, Salomo, Rehabeam und Jerobeam.

  1. Darnach zur Zeit Davids weissagete Nathan.

    2. Samuel 7,4; 12,1.

  2. Und David war unter den Kindern Israel auserkoren, wie das Fette am Opfer Gott geeignet ist.

  3. Er ging mit Löwen um, als scherzte er mit Böcklein, und mit Bären als mit Lämmern.

    1. Samuel 17,34.35.

  4. In seiner Jugend schlug er den Riesen tot, und nahm weg die Schmach von seinem Volk.

    1. Samuel 17,49-51.

  5. Auf hub er seine Hand, und warf mit der Schleuder, und schlug den stolzen Goliath darnieder.

  6. Denn er rief den Herrn, den Höchsten, an, der stärkte ihm seine Hand, daß er erwürgte den starken Krieger, und erhöhte das Horn seines Volks.

  7. Er ließ ihn * rühmen als zehn tausend Mann wert, und ehrte ihn mit göttlichem Segen, daß er die königliche Krone kriegte.

    *1. Samuel 18,7.

  8. Er schlug die Feinde allenthalben, und vertilgte die Philister, seine Widersacher, und zerbrach ihr Horn, wie es noch heutiges Tages zerbrochen ist.

    2. Samuel 8,1.

  9. Für ein jegliches Werk dankte er dem Heiligen, dem Höchsten, mit einem schönen Liede.

  10. Er sang von ganzem Herzen, und liebete den, der ihn gemacht hatte.

  11. Er stiftete Sänger vor den Altar, und ließ sie süße Lieder singen.

    1. Chronik 25.

  12. Und ordnete, die Feiertage herrlich zu halten, und daß man die Jahrfeste durchs ganze Jahr schön begehen sollte, loben den Namen des Herrn und singen des Morgens im Heiligtum.

  13. Der Herr * vergab ihm seine Sünden, und + erhöhte sein Horn ewiglich, und machte einen Bund mit ihm, daß ** das Königreich und königlicher Stuhl in Israel bei ihm bleiben solle.

    *2. Samuel 12,13. +Psalm 89,25.**2. Samuel 7,12-16.

  14. Nach * ihm ward König sein kluger Sohn Salomo, dem der Vater gute Ruhe geschafft hatte, daß er im Frieden regierte.

    *1. Könige 2,12.

  15. Denn Gott hatte alles umher stille gemacht, daß er seinem Namen ein Haus bauete, und ein Heiligtum aufrichtete, das für und für bliebe.

    1. Könige 5,17-19.

  16. O wie wohl lerntest du in deiner Jugend, und warest * voll Verstandes, wie ein Wasser das Land bedeckt!

    *1. Könige 5,9-14.

  17. Und hast alles mit Sprüchen und Lehren erfüllet. Und dein Name ward genannt fern in den Inseln, und um deines Friedens willen warest du lieb und wert gehalten.

  18. Alle Lande verwunderten sich deiner Lieder, Sprüche, Gleichnisse und Auslegungen,

  19. und lobeten den Herrn, der da heißet der Gott Israels.

    1. Könige 10,9.

  20. Du brachtest so viel Gold zuwege als Zinn und so viel Silber als Blei.

    1. Könige 10,27.

  21. Dein Herz hing sich an die Weiber, und ließest dich durch sie bethören, und hingest deiner Ehre einen Schandflecken an,

    1. Könige 11,1-13.

  22. und machtest, daß deine Kinder verworfen sein mußten, und der Zorn über deine Nachkommen ging zur Strafe deiner Thorheit,

  23. da das Königreich zerteilet ward, und in Ephraim ein abgöttisch Königreich entstund.

  24. Aber der Herr wandte sich nicht von seiner Barmherzigkeit, und änderte nicht sein verheißen Werk, und vertilgete nicht gar seines Auserwähleten Nachkommen, und that nicht weg den Samen * seines Liebhabers,

    *Vers 10.

  25. sondern behielt noch etwas übrig dem Volk Jakob und eine Wurzel von David.

  26. Und Salomo entschlief mit seinen Vätern,

  27. und ließ hinter sich seines Samens Rehabeam, * einen unweisen Mann, das Volk zu regieren,

    *1. Könige 12,13.

  28. der keinen Verstand hatte, der das Volk mit seinem Eigensinn abfällig machte;

  29. dazu Jerobeam, den Sohn Nebats, der Israel zur Abgötterei brachte, und führte Ephraim in Sünde.

    1. Könige 12,28.

  30. Und ihrer Sünden wurde sehr viel, daß sie zuletzt aus ihrem Lande vertrieben wurden.

    2. Könige 17,6-23.

  31. Denn sie erdachten allerlei Abgötterei, bis die Rache über sie kam.

Das 48. Kapitel.

Von Elia, Elisa, dem König Hiskia und Jesaja.

  1. Und der Prophet Elia brach hervor wie ein Feuer, und sein Wort brannte wie eine Fackel;

    1. Könige 17,1.

  2. und brachte die teure Zeit über sie, und machte sie geringer an der Zahl durch seinen Eifer.

  3. Denn durch das Wort des Herrn * schloß er den Himmel zu; + dreimal brachte er Feuer herab.

    *Lukas 4,25. +1. Könige 18,38. 2. Könige 1,10.12.

  4. O wie herrlich bist du gewesen, Elia, mit deinen Wunderzeichen! Wer ist so herrlich als du?

  5. Durch das Wort des Höchsten hast du einen Toten auferweckt, und wieder aus der Hölle gebracht.

    1. Könige 17,22.

  6. Du hast Könige gestürzt und umgebracht, und aus ihrem Bette, die herrlich gehalten waren.

    1. Könige 21,19.29. 2. Könige 1,4.16.

  7. Du hast auf dem Berge Sinai gehöret die zukünftige Strafe und in Horeb die Rache.

    1. Könige 19,17.

  8. Du hast Könige gesalbet, die da strafen sollten, und Propheten nach dir verordnet.

    1. Könige 19,15.16.19.

  9. Du bist weggenommen in einem Wetter mit einem feurigen Wagen und Rossen.

    2. Könige 2,11.

  10. Du bist verordnet, daß du strafen sollst zu seiner Zeit, zu stillen den Zorn, ehe der Grimm kommt, das Herz der Väter zu den Kindern zu kehren, und die Stämme Jakobs wiederzubringen.

    Maleachi 3,23.24.

  11. Wohl denen, die dich sehen, und mit Liebe geschmückt sein werden!

  12. Da werden auch wir das rechte Leben haben.

  13. Da Elia im Wetter weg war, da * kam sein Geist auf Elisa reichlich. Zu seiner Zeit erschrak er vor keinem Fürsten, und niemand konnte ihn überwinden.

    *2. Könige 2,9.15.

  14. Nichts war ihm zu schwer, und da er * tot war, weissagte noch sein Leichnam.

    *2. Könige 13,21.

  15. Da er lebte, that er Zeichen, und da er tot war, that er Wunder.

  16. Doch half das alles nicht, daß sich das Volk gebessert, und von ihren Sünden gelassen hätte, bis sie aus ihrem Lande vertrieben, und in alle Lande zerstreuet wurden,

  17. und ein klein Häuflein überblieb, und ein Fürst im Hause David.

  18. Unter welchen etliche thaten, was Gott gefiel; aber etliche sündigten sehr.

  19. Hiskia befestigte seine Stadt, und leitete Wasser hinein; er ließ in den Fels graben und Brunnen machen.

    2. Könige 20,20.

  20. Zu seiner Zeit zog herauf Sanherib, und sandte Rabsake (Rabschake); er hub seine Hand auf wider Zion, und trotzte mit großem Hochmut.

    2. Könige 18,13.17.

  21. Da erzitterten ihre Herzen und Hände, und ward ihnen bange wie einem Weibe in Kindsnöten.

  22. Und sie riefen den barmherzigen Herrn an, und huben ihre Hände auf zu ihm.

  23. Und der Heilige im Himmel erhörte sie bald, und erlöste sie durch Jesaja.

    Jesaja 37.

  24. Er schlug das Heer der Assyrer, und sein Engel vertilgte sie.

    2. Könige 19,35.

  25. Denn Hiskia that, was dem Herrn wohlgefiel, und blieb beständig auf dem Wege Davids, seines Vaters, wie ihn lehrete Jesaja, der ein großer und wahrhaftiger Prophet war in seiner Weissagung.

  26. Zu desselbigen Zeit ging die Sonne wieder zurück, und er verlängerte dem Könige das Leben.

    2. Könige 20,5-11.

  27. Er weissagte mit reichem Geist, was zuletzt geschehen sollte, und gab den Betrübten zu Zion * Trost, damit sie sich für und für trösten möchten.

    *Jesaja 40,1.

  28. Er verkündigte das Zukünftige und Verborgne, ehe denn es kam.

    Jesaja 46,10; 48,5.

Das 49. Kapitel.

Von Josia und den Königen in Juda, mehreren Propheten, berühmten Männern und Erzvätern.

  1. Der Name Josias ist wie ein edel Räuchwerk aus der Apotheke;

  2. er ist süß wie Honig im Munde und wie ein Saitenspiel beim Wein.

  3. Er hatte große Gnade, das Volk zu bekehren, und die Greuel der Abgötterei abzuthun.

    2. Könige 23,1-25.

  4. Er wagte es mit ganzem Herzen auf den Herrn; er richtete den rechten Gottesdienst wieder auf, da das Land voll Abgötterei war.

  5. Alle Könige, ausgenommen David, Hiskia und Josia, haben sich verschuldet;

  6. denn sie verließen das Gesetz des Höchsten.

  7. Darnach war es aus mit den Königen Judas; denn sie mußten ihr Königreich andern lassen und ihre Herrlichkeit einem fremden Volk.

  8. Die verbrannten die auserwählete Stadt des Heiligtums, und machten ihre Gassen wüste, wie * Jeremia geweissagt hatte,

    *Jeremia 21,10; 34,2; 37,8; 38,23.

  9. welchen sie übel plagten; der * in Mutterleib zum Propheten auserkoren war, daß er ausrotten, zerbrechen und zerstören, und wiederum auch bauen und pflanzen sollte.

    *Jeremia 1,4-10.

  10. Hesekiel sah die Herrlichkeit des Herrn im Gesichte, welche er ihm zeigte auf dem Wagen der Cherubim.

    Hesekiel 1,4-28.

  11. Er hat geweissaget wider die Feinde, und Trost verkündiget denen, die da rechtthun.

  12. Und der zwölf Propheten * Gebeine grünen noch, da sie liegen. Denn sie haben Jakob getröstet, und Erlösung verheißen, der sie gewiß hoffen sollten.

    *Kapitel 46,14.

  13. Wie wollen wir * Serubabel preisen, der wie ein + Siegelring an der rechten Hand war?

    *Esra 3,2. +Haggai 2,23.

  14. und * Jesus, den Sohn Jozadaks? welche zu ihrer Zeit den Tempel baueten, und das heilige Haus dem Herrn wieder aufrichteten, das da bleiben sollte zu ewiger + Herrlichkeit.

    *Esra 3,2. +Haggai 2,7.9.

  15. Und * Nehemia ist allezeit zu loben, der uns die zerstöreten Mauern wieder aufgerichtet hat, und die Thore mit Schlössern gesetzt, und unsre Häuser wieder gebauet.

    *Nehemia 2,17; 7,1.

  16. Niemand ist auf Erden geschaffen, der Henoch gleich sei; denn er ist von der Erde weggenommen.

    1. Mose 5,24.

  17. Dem Joseph auch nicht, welcher war ein Herr über seine Brüder und Erhalter seines Volks.

    1. Mose 42,6; 50,20.

  18. Seine Gebeine wurden wiederum heimgebracht.

    1. Mose 50,25. Josua 24,32.

  19. * Seth und + Sem sind unter den Leuten in großen Ehren gewesen.

    *1. Mose 4,25. +1. Mose 9,26.

  20. Adam aber ist geehret über alles, was da lebt, daß * er der erste von Gott geschaffen ist.

    *1. Mose 2,7.

Das 50. Kapitel.

Lob des Hohenpriesters Simon. Dankgebet und Schluß des Buches.

  1. Simon, des Onias Sohn, der Hohepriester, der zu seiner Zeit das Haus besserte, und den Tempel befestigte,

  2. und den Grund noch eins so hoch aufführte, und oben den Umgang am Tempel wieder zurichtete;

  3. zu seiner Zeit war der Brunnen verfallen, den faßte er mit Kupfer;

  4. er sorgete für den Schaden seines Volks, und machete die Stadt fest wider die Feinde.

  5. Wie herrlich prangte er, wenn das Volk umzog!

  6. Wenn er hinter dem Vorhang hervorging, so leuchtete er wie der Morgenstern durch die Wolken, wie der volle Mond;

  7. wie die Sonne scheinet auf den Tempel des Höchsten; wie der Regenbogen mit seinen schönen Farben;

  8. wie eine schöne Rose im Lenze; wie die Lilien am Wasser, wie der Weihrauchbaum zur Sommerszeit;

  9. wie ein angezündeter Weihrauch im Räuchfaß;

  10. wie ein Kelch von getriebenem Gold, mit allerlei Edelsteinen gezieret;

  11. wie ein fruchtbarer Ölbaum und wie der höchste Cypressenbaum.

  12. Wenn er den schönen langen Rock anlegte, und * den ganzen Schmuck anzog, und zum heiligen Altar trat, so zierte er das ganze Heiligtum umher.

    *2. Mose 28,4.

  13. Wenn er aber aus der Priester Händen die Opferstücke nahm, und bei dem Feuer stund, das auf dem Altar brannte,

  14. so stunden seine Brüder rings um ihn her wie die Zedern, auf dem Libanon gepflanzt, und umringeten ihn wie Palmzweige;

  15. und alle Kinder Aaron in ihrem Schmuck, und hatten des Herrn Opfer in ihren Händen vor der ganzen Gemeine Israel.

  16. Und er richtete sein Amt aus auf dem Altar, und that also dem Höchsten, dem Allmächtigen, ein feines Opfer.

  17. Er reckte seine Hand aus mit dem Trankopfer, und opferte roten Wein, und goß an den Boden des Altars zum süßen Geruch dem Höchsten, der aller König ist.

  18. Da riefen die Kinder Aaron laut, und * bliesen mit Drommeten (Trompeten), und töneten hoch, daß ihrer gedacht würde vor dem Höchsten.

    *2. Chronik 7,6.

  19. Da fiel alsobald alles Volk mit einander zur Erde auf ihr Angesicht, und beteten zum Herrn, ihrem allmächtigen, höchsten Gott.

  20. Und die Sänger lobeten ihn mit Psalmen, und das ganze Haus erscholl von dem süßen Getöne.

  21. Und das Volk betete zum Herrn, dem Höchsten, daß er gnädig sein wolle, bis der Gottesdienst aus war, und sie ihr Amt vollendet hatten.

  22. Wenn er nun wieder herabging, so reckte er seine Hand aus über die ganze Gemeine der Kinder Israel, und gab ihnen den Segen des Herrn mit seinem Munde, und wünschte ihnen Heil in seinem Namen.

  23. Da beteten sie abermal, und nahmen den Segen an von dem Höchsten.

  24. Nun danket alle Gott, der große Dinge thut an allen Enden; der uns von Mutterleib an lebendig erhält, und thut uns alles Gute.

    *Joel 2,21.

  25. Er gebe uns ein fröhlich Herz, und verleihe immerdar Frieden zu unsrer Zeit in Israel,

  26. und daß seine Gnade stets bei uns bleibe, und erlöse uns, solange wir leben.

  27. Zweierlei Volk bin ich von Herzen feind; dem dritten aber bin ich so gram als sonst keinem:

  28. dem Volk, das da wohnet * auf dem Gebirge Seir, den Philistern und dem tollen Pöbel zu Sichem.

    *1. Mose 36,8.9.

  29. Diese Lehre und Weisheit hat in dies Buch geschrieben Jesus, der Sohn Sirachs, von Jerusalem, und aus seinem Herzen solche Lehre geschüttet.

  30. Wohl dem, der sich hierin übet! Und wer's zu Herzen nimmt, der wird weise werden.

  31. Und wo er darnach thut, so wird er zu allen Dingen tüchtig sein; denn des Herrn Licht leitet ihn.

Das 51. Kapitel.

Gebet und Schlußvermahnung.

Ein Gebet Jesu, des Sohns Sirachs.

  1. Ich danke dir, Herr, mein König, und lobe dich, Gott, meinen Heiland.

  2. Ich danke deinem Namen, daß du mein Schutz und Hilfe bist,

  3. und meinen Leib aus dem Verderben, vom Strick der falschen Zunge und den Lügenmäulern erlöset hast;

  4. und hast mir geholfen wider die Feinde, und hast mich errettet nach deiner großen und hochgerühmten Barmherzigkeit von dem Brüllen derer, die mich fressen wollten;

  5. aus der Hand derer, die mir nach dem Leben stunden, aus vielen Trübsalen, darin ich lag;

  6. aus dem Brande, der mich umgeben hatte, mitten aus dem Feuer, das ich nicht angezündet hatte, aus dem tiefen Rachen der Hölle;

  7. von den falschen Kläffern und Lügnern vor dem Könige und von ungerechtem Urteil.

  8. Ich war dem Tode nahe, und mein Leben war schier zur Hölle gesunken;

  9. ich war umringet, und niemand half mir;

  10. ich suchte Hilfe bei den Menschen, und fand keine.

  11. Da gedachte ich, Herr, an deine Barmherzigkeit, und wie du allezeit geholfen hast;

  12. denn du errettest alle, die auf dich harren, und erlösest sie aus den Händen der Heiden.

  13. Ich betete zu Gott wider ihren Grimm, und flehte um Erlösung vom Tod;

  14. und rief an den Herrn, meinen Vater und Herrscher, daß er mich nicht verließe in der Not, und wenn die Stolzen trotzeten, und ich keine Hilfe hatte.

  15. Ich lobe deinen Namen ohne Unterlaß, und ich preise und danke dir; denn mein Gebet ist erhöret,

  16. und du hast mich errettet aus dem Verderben und von allem Übel.

  17. Darum will ich dir, Herr, danken und loben, und deinen Namen preisen.

  18. Da ich noch jung war, ehe ich verführet ward, * suchte ich die Weisheit ohne Scheu mit meinem Gebet.

    *1. Könige 3,9.

  19. Im Tempel bat ich drum, und will sie bis an mein Ende suchen.

  20. Mein Herz freute sich über ihr, als wenn die Trauben reifen.

  21. Ich ging strackes Weges zu ihr, und forschte von Jugend auf nach ihr; ich horchte drauf, und nahm sie an.

  22. Da lernte ich wohl, und nahm sehr zu durch sie.

  23. Darum danke ich dem, der mir Weisheit gab.

  24. Ich setzte mir vor, darnach zu thun, und mich zu fleißigen des Guten; und ich werde nicht zu Schanden werden.

  25. Ich rang von Herzen darnach, und war fleißig, darnach zu thun.

  26. Ich hub meine Hände auf gen Himmel;

  27. da ward meine Seele erleuchtet durch die Weisheit, daß ich meine Thorheit erkannte.

  28. Ich stund mit Ernst nach ihr; sie und ich wurden Ein Herz von Anfang, und fand sie rein. Darum werde ich nicht verworfen werden.

  29. Meinem Herzen verlangte nach ihr, und ich kriegte einen guten Schatz.

  30. Der Herr hat mir durch sie eine neue Zunge gegeben, damit will ich ihn loben.

  31. Macht euch her zu mir, ihr Unerfahrnen, und kommt zu mir in die Schule;

  32. und was euch fehlet, das könnt ihr hie lernen; denn ihr seid gewißlich sehr durstig.

  33. Ich habe meinen Mund aufgethan, und gelehret. Denkt nun, und kauft euch Weisheit, weil ihr sie * ohne Geld haben könnt.

    *Jesaja 55,1.

  34. Und ergebt euren Hals unter ihr Joch, und laßt euch ziehen; man findet sie jetzt in der Nähe.

  35. Sehet mich an; ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt, und habe großen Trost gefunden.

  36. Nehmet die Lehre an wie einen großen Schatz Silbers, und behaltet sie wie einen großen Haufen Goldes.

  37. Freuet euch der Barmherzigkeit Gottes, und schämet euch seines Lobens nicht.

  38. Thut, was euch geboten ist, weil ihr * die Zeit habt, so wird er's euch wohl belohnen zu seiner Zeit.

    *Galater 6,10.

DAS BUCH BARUCH

Das 1. Kapitel.

Schreiben der Juden in Babel an ihre Brüder in Jerusalem. Mahnung zur Buße.

  1. Dies sind die Reden, welche * Baruch, der Sohn Nerias, des Sohns Mahsejas (Machsejas), des Sohns Zedekias, des Sohns Hasadjas, des Sohns Hilkias, in ein Buch geschrieben hat zu Babel,

    *Jeremia 32,12; 51,59.

  2. im fünften Jahr, am siebenten Tage des Monats, zur Zeit, da die Chaldäer Jerusalem gewonnen und mit Feuer verbrannt hatten.

  3. Und Baruch las dies Buch vor * Jechonja, dem Sohn Jojakims, dem Könige Judas, und vor den Ohren alles Volks, das dazukam,

    *2. Könige 24,6.12.15.

  4. und vor den Ohren der Fürsten und Söhne der Könige und vor den Ältesten und vor allem Volk, klein und groß, das da wohnete zu Babel am Wasser Sud.

  5. Und sie weineten, fasteten und beteten mit Ernst vor dem Herrn.

  6. Und legten zuhauf, was ein jeglicher vermochte;

  7. und sandten es hin gen Jerusalem zu Jojakim, dem Sohn * Hilkias, des Sohns Sallums (Schallums), dem Priester, und zu den andern Priestern und zu allem Volk, das mit ihm war zu Jerusalem,

    *1. Chronik 5,39.

  8. als Baruch die Gefäße des Hauses des Herrn empfing, die aus dem Tempel weggenommen waren, daß sie wieder ins Land Juda gebracht würden, am zehnten Tage des Monats Sivan (Siwan); nämlich die silbernen Gefäße, welche hatte machen lassen * Zedekia, der Sohn Josias, der König Judas,

    *2. Könige 24,17.

  9. da Nebukadnezar, der König zu Babel, weggeführet hatte den Jechonja und die Fürsten und die Gefangenen und die Gewaltigen und das Landvolk von Jerusalem, und hatte sie gebracht gen Babel.

  10. Und schrieben ihnen also: Siehe, wir senden euch Geld; dafür kaufet Brandopfer und Sündopfer, Weihrauch und Speisopfer, und opfert es auf dem Altar des Herrn, unsers Gottes.

  11. Und * bittet für das Leben Nebukadnezars, des Königs zu Babel, und für das Leben + Belsazers, seines Sohns, daß ihre Tage auf Erden seien, solange die Tage des Himmels währen.

    *Jeremia 29,7. +Daniel 5,1.

  12. So wird der Herr uns genug und gute Tage schaffen, und werden leben unter dem Schatten Nebukadnezars, des Königs zu Babel, und unter dem Schatten Belsazers, seines Sohns, und ihnen dienen lange Zeit, und Gnade vor ihnen finden.

  13. Auch bittet für uns zu dem Herrn, unserm Gott; denn wir haben uns versündiget an dem Herrn, unserm Gott, und sein Grimm und Zorn ist von uns nicht gewandt bis auf den heutigen Tag.

  14. Und leset dies Buch; denn wir haben es darum zu euch gesandt, daß ihr's lesen sollt im Hause des Herrn an den Feiertagen und Jahrzeiten.

    (Vers 15 – Kapitel 2,20: vergleiche Daniel 9,4-19.)

  15. Und sprechet: Der * Herr, unser Gott, ist gerecht, wir aber tragen billig unsre Schande; wie es denn jetzt gehet denen von Juda und denen von Jerusalem

    *Kapitel 2,6

  16. und unsern Königen und unsern Fürsten und unsern Priestern und unsern Propheten

  17. um deswillen, daß wir vor dem Herrn gesündiget und ihm nicht geglaubt haben,

  18. und nicht gehorcht der Stimme des Herrn, unsers Gottes, daß wir gewandelt wären nach seinen Geboten, die er uns gegeben hat.

  19. Ja, von der Zeit an, da der Herr unsre Väter aus Ägyptenland geführet hat, bis auf diesen heutigen Tag sind wir dem Herrn, unserm Gott, ungehorsam gewesen, und haben verachtet, seiner Stimme zu gehorchen.

  20. Darum ist nun über uns kommen die Strafe und der Fluch, den der Herr * verkündiget hat durch Mose, seinen Knecht, da der Herr unsre Väter aus Ägyptenland führete, daß er uns ein Land gäbe, darin Milch und Honig fleußt.

    *5. Mose 28,15.64.

  21. Und wir gehorchten nicht der Stimme des Herrn, unsers Gottes, wie uns die Propheten sagten, die er zu uns sandte;

  22. sondern ein jeglicher * ging nach seines bösen Herzens Gedünken, und dieneten fremden Göttern, und thaten Böses vor dem Herrn, unserm Gott.

    *Jesaja 65,2. Jeremia 7,24.

Das 2. Kapitel.

Bußgebet des jüdischen Volks.

  1. Und der Herr hat sein Wort gehalten, das er geredet hat zu uns und unsern Richtern, Königen und Fürsten, die Israel regieren sollten, und zu denen von Israel und Juda;

  2. und hat solche große Strafe über uns gehen lassen, desgleichen unter allem Himmel nicht geschehen ist, wie über Jerusalem gegangen ist; gleichwie geschrieben stehet * im Gesetze Moses,

    *5. Mose 28,53.

  3. daß ein Mensch seines Sohns und seiner Tochter Fleisch fressen soll.

  4. Und er gab sie dahin zu Knechten in alle Königreiche, die umher liegen, zur Schmach und zum Fluch unter alle Völker, die um uns sind, unter welche sie der Herr zerstreuet hat.

  5. Und sie werden immer unterdrückt, und können nicht wieder aufkommen; denn wir haben uns versündiget an dem Herrn, unserm Gott, in dem, daß wir seiner Stimme nicht gehorchet haben.

  6. Der Herr, unser Gott, ist gerecht; wir aber und unsere Väter tragen billig unsre Schande, wie es denn jetzt gehet;

    *Kapitel 1,15.

  7. alles Unglück, das der Herr wider uns geredet hat, ist über uns kommen.

  8. Und wir haben nicht geflehet dem Herrn, daß sich ein jeglicher gekehret hätte von den Gedanken seines bösen Herzens.

  9. Und der Herr hat gewachet über uns zum Unglück, das er über uns hat gehen lassen. Denn der Herr ist gerecht in allen seinen Werken, die er uns hat geboten;

  10. wir aber gehorcheten nicht seiner Stimme, daß wir gewandelt wären nach den Geboten des Herrn, die er uns gegeben hat.

  11. Und nun, Herr, Israels Gott, der du dein Volk aus Ägyptenland geführet hast mit starker Hand, mit großer Macht und hoher Gewalt, durch Zeichen und Wunder, und hast dir einen Namen gemachet, wie er jetzt ist:

  12. wir haben ja gesündiget, und sind leider gottlos gewesen, und haben gethan wider alle deine Gebote.

  13. Ach, Herr, unser Gott, * lasse ab von deinem Grimm über uns; denn wir sind sehr gering worden unter den Heiden, dahin du uns zerstreuet hast.

    *Psalm 123,3.

  14. Erhöre, Herr, unser Gebet und unser Flehen, und hilf uns um deinetwillen; und laß uns Gnade finden bei denen, die uns weggeführt haben,

  15. auf daß alle Welt erkenne, daß du, Herr, unser Gott bist; denn Israel und sein Same ist ja nach dir genannt.

  16. Siehe, Herr, von deinem heiligen Hause, und gedenke doch an uns; neige, Herr, dein Ohr, und höre doch;

  17. thu auf, Herr, deine Augen, und siehe doch! Denn die * Toten in der Hölle, welcher Geist aus ihrem Leibe gefahren ist, rühmen nicht die Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Herrn,

    *Psalm 6,6.

  18. sondern eine Seele, die sehr betrübt ist, und gebücket und voll Jammers einhergehet, und ihre Augen schier ausgeweinet hat, und hungrig ist, die rühmet, Herr, deine Herrlichkeit und Gerechtigkeit.

    Psalm 74,21.

  19. Und nun, Herr, unser Gott, wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht von wegen der Gerechtigkeit unsrer Väter und unsrer Könige,

  20. sondern von wegen deiner Barmherzigkeit; nachdem du deinen Grimm und Zorn hast über uns gehen lassen, wie du geredet hast durch die Propheten, deine Knechte, und gesaget:

  21. So spricht der Herr: Neiget eure Schultern, und ergebt euch dem König zu Babel, so werdet ihr im Lande bleiben, welches ich euren Vätern gegeben habe;

    Jeremia 27,12; 38,2.

  22. wo ihr aber der Stimme des Herrn nicht gehorchen werdet, euch zu ergeben dem Könige zu Babel,

  23. so will ich in den Städten Judas und von Jerusalem wegnehmen das Geschrei der Freude und Wonne und die Stimme des Bräutigams und der Braut; und das ganze Land soll wüste stehen, und niemand drinnen wohnen.

    Jeremia 7,34; 16,9.

  24. Wir aber gehorchten nicht deiner Stimme, daß wir uns ergeben hätten dem Könige zu Babel. Darum hast du * dein Wort gehalten, das du geredet hast durch die Propheten, deine Knechte, daß man die Gebeine unsrer Könige und die Gebeine unsrer Väter aus ihren Gräbern geworfen hat, und zerstreuet,

    *Jeremia 8,1.2.

  25. daß sie am Tage an der Sonne und des Nachts im Tau gelegen sind; und sie sind sehr jämmerlich umkommen durch Hunger, Schwert und Pestilenz.

  26. Und um der Missethat willen des Hauses Israel und des Hauses Juda hast du dein Haus, darin man deinen Namen angerufen hat, so zerstören lassen, wie es jetzt stehet.

  27. Und du, Herr, unser Gott, hast ganz gnädiglich und nach aller deiner großen Barmherzigkeit mit uns gehandelt,

  28. wie du * durch Mose, deinen Knecht, geredet hast am Tage, da du ihm gebotest, zu schreiben dein Gesetz vor den Kindern Israel, und sprachst:

    *5. Mose 4,25-31.

  29. Wo ihr meiner Stimme nicht gehorchen werdet, so soll gewiß dieser Haufe, des eine große Menge ist, ganz gering werden unter den Heiden, dahin ich sie zerstreuen will.

  30. Denn * ich weiß doch wohl, daß sie mir nicht gehorchen werden; denn es ist ein halsstarrig Volk. + Sie werden sich aber wieder bekehren im Land, darin sie gefangen sind,

    *5. Mose 31,27. +5. Mose 30,1.2.

  31. und werden erkennen, daß ich, der Herr, ihr Gott bin. Und ich will ihnen * ein verständig Herz geben und Ohren, die da hören.

    *5. Mose 29,3; 30,6.

  32. Dann werden sie mich preisen im Lande, darin sie gefangen sind, und werden an meinen Namen gedenken,

  33. und sich von ihrem harten Nacken und von ihren Sünden kehren. Denn sie werden dran gedenken, wie es ihren Vätern gegangen ist, welche vor dem Herrn sündigten.

  34. Und ich will sie wiederbringen in das Land, das ich ihren Vätern, Abraham, Isaak und Jakob, geschworen habe, und sie sollen drin herrschen, und ich will sie mehren, und nicht mindern.

  35. Und will einen ewigen * Bund mit ihnen aufrichten, daß ich ihr Gott will sein, und sie mein Volk. Und will mein Volk Israel nicht mehr treiben aus dem Lande, das ich ihnen gegeben habe.

    *3. Mose 26,42-45.

Das 3. Kapitel.

Fortsetzung des Bußgebets. Aufforderung an Israel, die göttliche Weisheit zu suchen.

  1. Allmächtiger Herr, du Gott Israels, in dieser großen Angst und Not schreie ich zu dir:

  2. Höre, und sei gnädig, Herr; denn wir haben wider dich gesündiget.

  3. Du regierest für und für; wir aber vergehen immerdar.

  4. Allmächtiger Herr, du Gott Israels, höre nun das Gebet Israels, die dem Tod im Rachen stecken, und das Gebet der Kinder, die sich an dir versündiget, und der Stimme des Herrn, ihres Gottes, nicht gehorcht haben; darum ist auch die Strafe stets hinter uns her gewesen.

  5. Gedenke nicht der Missethaten unsrer Väter, sondern gedenke jetzt an deine Hand und an deinen Namen.

  6. Denn du bist ja, Herr, unser Gott; so wollen wir, Herr, dich loben.

  7. Denn darum hast du deine Furcht in unser Herz gegeben, daß wir deinen Namen anrufen, und dich in unserm Gefängnis loben sollen. Denn alle Missethat unsrer Väter, die vor dir gesündiget haben, gehet zu Herzen uns,

  8. die wir jetzt sind in unserm Gefängnis, dahin du uns verstoßen hast zur Schmach, zum Fluch und Greuel um aller Missethat willen unsrer Väter, die von dem Herrn, ihrem Gott, abgewichen sind.

  9. Höre, Israel, die Gebote des Lebens, merket fleißig drauf, daß ihr Klugheit lernet.

  10. Wie kommt es, Israel, daß du in der Heiden Land verschmachtest?

  11. daß du in einem fremden Lande bist? daß du dich verunreinigst unter den Toten? daß du unter * die gerechnet bist, die in die Hölle fahren?

    *Psalm 143,7.

  12. Das ist die Ursache: daß du den * Brunnen der Weisheit verlassen hast.

    *Sirach 1,5.

  13. Wärest du auf Gottes Wege blieben, du hättest wohl immerdar im Frieden gewohnet.

  14. So lerne nun rechte Weisheit, auf daß du erfahrest, wer der sei, der langes Leben, Güter, Freude und Frieden giebt.

  15. Wer weiß, wo sie wohnet? Wer ist in ihr Kämmerlein kommen?

  16. Wo sind die Fürsten der Heiden, und die, so über das Wild auf Erden herrschten?

  17. Die da spielten mit den Vögeln des Himmels? die Silber und Gold sammelten, darauf die Menschen ihr Vertrauen setzen, und können sein nimmer satt werden?

  18. (Denn sie werben Geld, und sind geflissen drauf, und ist doch alles vergeblich.)

  19. Sie sind vertilget, und in die Hölle gefahren, und andere sind an ihre Statt kommen.

  20. Die Nachkommen sahen zwar wohl das Licht, und wohnten auf dem Erdboden, und trafen doch den Weg nicht, da man die Weisheit findet;

  21. denn sie verachteten sie; dazu ihre Kinder sind auch irregegangen.

  22. In Kanaan höret man nichts von ihr: zu Theman (Teman) siehet man sie nicht.

  23. Die Kinder Hagars forschen der irdischen Weisheit zwar wohl nach, desgleichen die Kaufleute von Merran und die zu Theman (Teman), die sich klug dünken; aber sie treffen doch den Weg nicht, da man die Weisheit findet.

  24. O Israel, wie herrlich ist das Haus Gottes! Wie weit und groß ist die Stätte, die er besitzet!

  25. Sie hat kein Ende, und ist unermeßlich hoch.

  26. Da waren vorzeiten Riesen, große, berühmte Leute und gute Krieger;

  27. dieselbigen hat der Herr nicht erwählet, noch ihnen den Weg der Erkenntnis offenbart.

  28. Und weil sie die Weisheit nicht hatten, sind sie untergegangen in ihrer Thorheit.

  29. Wer ist * gen Himmel gefahren, und hat sie geholet, und aus den Wolken herabgebracht?

    *5. Mose 30,12.13.

  30. Wer ist über Meer geschiffet, und hat sie gefunden, und um köstlich Gold hergebracht?

  31. Es ist niemand, der den Weg wisse, da man die Weisheit findet.

  32. Der aber alle Dinge weiß, kennet sie, und hat sie durch seinen Verstand gefunden; der den Erdboden bereitet hat auf ewige Zeit, und ihn erfüllet mit allerlei Tieren;

  33. der das Licht läßt aufgehen, und wenn er ihm wieder ruft, muß es ihm gehorchen.

  34. Die Sterne leuchten in ihrer Ordnung mit Freuden, und wenn er sie hervorrufet, antworten sie:

  35. Hie sind wir! und leuchten mit Freuden um deswillen, der sie geschaffen hat.

  36. Das ist unser Gott, und keiner ist ihm zu vergleichen.

  37. Der hat die Weisheit gefunden, und hat sie gegeben Jakob, seinem Diener, und Israel, seinem Geliebten.

  38. Darnach ist sie erschienen auf Erden, und hat bei den Leuten gewohnet.

Das 4. Kapitel.

  1. Diese Weisheit ist * das Buch von den Geboten Gottes und das Gesetz, das ewig ist. Alle, die fest an ihr halten, werden leben; die sie aber verlassen, werden sterben.

    *Sirach 24,32.33.

  2. Kehre dich wieder zu ihr, Jakob, und nimm sie an; wandle solchem Licht nach, das dir vorleuchtet.

  3. Übergieb nicht deine Ehre einem andern und deinen Schatz einem fremden Volk.

  4. O, selig sind wir, Israel! denn Gott hat uns seinen Willen offenbart.

    Psalm 147,19.20.

Klage Jerusalems über das Schicksal des Volks. Trostvolle Aussicht auf Erlösung von Feinden.

  1. Sei getrost, mein Volk, die ihr übrig blieben seid, daß Israels noch gedacht werde!

  2. Ihr seid verkauft den Heiden, nicht zum Verderben; darum aber, daß ihr Gott erzürnet habt, seid ihr euren Feinden übergeben.

  3. Denn ihr habt den, der euch erschaffen hat, entrüstet in dem, daß ihr nicht Gott, sondern den Teufeln geopfert habt.

    5. Mose 32,15-18.

  4. Ihr habt vergessen des ewigen Gottes, der euch geschaffen hat, und Jerusalem, die euch hat auferzogen, habt ihr betrübet.

  5. Denn sie hat gesehen den Zorn Gottes, der über euch kam, und gesagt: Höret zu, ihr Nachbarinnen Zions, Gott hat mir großes Leid zugeschickt;

  6. denn ich habe gesehen das Gefängnis meiner Söhne und Töchter, welches der Ewige über sie gebracht hat.

  7. Ich habe sie mit Freuden auferzogen; mit Weinen aber und Herzeleid habe ich sie sehen wegführen.

  8. Niemand freue sich über mich, daß ich eine Witwe, und von vielen verlassen bin; ich bin zur Wüste gemacht um der Sünden willen meiner Kinder.

    Klagelieder 1,1.7.

  9. Denn sie sind vom Gesetze Gottes abgewichen, und haben nicht erkannt seine Rechte; sie haben nicht gelebt nach Gottes Befehl, und sind nicht gewandelt auf den Pfaden der Zucht in seiner Gerechtigkeit.

  10. Kommt her, ihr Nachbarinnen Zions, und gedenket des Gefängnisses meiner Söhne und Töchter, das der Ewige über sie gebracht hat.

  11. Denn er hat über sie gebracht ein Volk von ferne, ein frech Volk und einer unbekannten Sprache,

    5. Mose 28,49.50.

  12. die sich nicht scheuen vor den Alten, noch sich der Kinder erbarmen; dieselben haben weggeführt die lieben Söhne der Witwe, und die Einsame ihrer Töchter beraubet.

  13. Aber wie kann ich euch helfen?

  14. Denn der über euch gebracht hat dies Unglück, wird euch von eurer Feinde Hand erretten.

  15. Ziehet hin, ihr lieben Kinder, ziehet hin! Ich aber bin verlassen einsam.

  16. Ich habe mein Freudenkleid ausgezogen, und das Trauerkleid angezogen; ich will schreien zu dem Ewigen für und für.

  17. Seid getrost, Kinder! Schreiet zu Gott, so wird er euch erlösen von der Gewalt und Hand der Feinde;

  18. denn ich hoffe schon, daß der Ewige euch helfen wird; und ich werde Freude haben von dem Heiligen um der Barmherzigkeit willen, die euch schnell widerfahren wird von unserm ewigen Heiland.

  19. Ich habe euch ziehen lassen mit Trauern und Weinen; Gott aber wird euch mir wiedergeben mit Wonne und Freude ewiglich.

  20. Und gleichwie die Nachbarinnen Zions nun gesehen haben euer Gefängnis, also werden sie auch bald sehen die Hilfe von eurem Gott, die über euch kommen wird mit großer Herrlichkeit und Glanz des Ewigen.

  21. Ihr Kinder, leidet geduldiglich den Zorn, der von Gott über euch kommet. Denn dein Feind hat dich verfolget; und du wirst sehen in kurzem sein Verderben, und auf ihre Hälse wirst du treten.

  22. Meine zarten Kinder mußten gehen auf rauhem Wege; sie sind weggeführt wie eine Herde, von den Feinden geraubet.

  23. Seid getrost, ihr Kinder, und schreiet zu Gott! denn der euch hat wegführen lassen, wird euer nicht vergessen.

  24. Denn wie ihr euch geflissen habt, von Gott abzuweichen, also bekehret euch nun, und fleißiget euch zehnmal mehr, * den Herrn zu suchen.

    *5. Mose 4,29.

  25. Denn der über euch diese Strafe hat lassen gehen, der wird euch helfen und ewiglich erfreuen.

  26. Jerusalem, sei getrost! denn der wird dich trösten, nach dem du genannt bist.

  27. Unselig müssen sein, die dir Leid gethan, und * über deinem Falle sich gefreuet haben.

    *Psalm 137,7.

  28. Unselig müssen sein die Städte, welchen deine Kinder gedienet haben; und unselig müsse sein, die deine Kinder gefangen hält.

  29. Denn wie sie über deinem Falle gejauchzet, und über deinem Verderben sich gefreuet hat, also soll sie betrübet sein, wenn sie verwüstet wird.

  30. Und ich will wegnehmen ihres Volkes Menge, darauf sie trotzet, und ihren Ruhm in Klage verwandeln.

  31. Denn ein Feuer wird über sie kommen von dem Ewigen viele Tage lang, und * Teufel werden ihre Wohnung in ihr haben lange Zeit.

    *Jesaja 34,14.

  32. Sieh umher, Jerusalem, gegen Morgen, und schaue den Trost, der dir von Gott kommt.

  33. Siehe, deine Kinder, die weggeführt sind, kommen; ja, sie kommen versammelt vom Morgen und vom Abend, durch das Wort des Heiligen, und rühmen Gottes Ehre.

    Jesaja 49,12; 60,4.

Das 5. Kapitel.

Jerusalem wird zur Freude über die Rückkehr des Volks ermuntert.

  1. Zeuch (Zieh) aus, Jerusalem, dein Trauerkleid, und zeuch an den herrlichen Schmuck von Gott ewiglich!

  2. Zeuch (Zieh) an den Rock der Gerechtigkeit Gottes, und setze die Krone der Herrlichkeit des Ewigen auf dein Haupt!

    Jesaja 61,10.

  3. Gott wird deine Herrlichkeit unter allem Himmel offenbaren;

  4. denn dein Name wird von Gott genannt werden ewiglich: Friede der Gerechtigkeit, Preis der Gottseligkeit.

  5. Mache dich auf, Jerusalem, und tritt auf die Höhe, und siehe umher gegen Morgen, und schaue deine Kinder, die vom Abend und vom Morgen versammelt sind durch das Wort des Heiligen, und freuen sich, daß Gott wieder ihrer gedacht hat.

    Jesaja 49,18; 60,4.

  6. Sie sind zu Fuße von dir durch die Feinde weggeführt; Gott aber bringet sie zu dir, * getragen mit Ehren, als + Kinder des Reichs.

    *Jesaja 49,22. +Matthäus 8,12.

  7. Denn Gott will alle hohe Berge und die Hügel, so dastehen für und für, niedrigen, und die Thäler füllen, auf daß das Land eben werde, und Israel sicher wandere durch Gottes Herrlichkeit.

  8. Die Wälder aber und alle wohlriechende Bäume werden Israel aus Gottes Befehl Schatten geben.

  9. Denn Gott wird Israel herwiederbringen mit Freuden durch das Licht seiner Herrlichkeit, mit Barmherzigkeit und seiner Gerechtigkeit.

Das 6. Kapitel, so auch Brief des Jeremia heißt.

Warnung vor Abgötterei, an die nach Babel wegzuführenden Gefangenen gerichtet.

  1. Dies ist die Abschrift des Briefes, den Jeremia gesandt hat an die, so gefangen weggeführt sollten werden gen Babel von dem König zu Babel, darin er ihnen solches verkündigte, wie ihm Gott befohlen hatte.

  2. Um eurer Sünden willen, die ihr gethan habt wider Gott, werdet ihr gen Babel gefangen weggeführet werden von Nebukadnezar, dem Könige zu Babel.

  3. Und ihr werdet zu Babel bleiben müssen viele Jahre und eine lange Zeit bis zum siebenten Geschlechte; darnach will ich euch von dannen wieder herausführen mit Frieden.

    Jeremia 29,10.

  4. Unterdes aber werdet ihr sehen zu Babel, daß man auf den Achseln tragen wird die * silbernen, güldnen und hölzernen Götzen, vor welchen sich die Heiden fürchten.

    *Psalm 115,4.

  5. Darum sehet euch vor, daß ihr ihnen solches nicht nachthut, und den Heiden nicht gleich werdet.

  6. Und wenn ihr sehet das Volk, das vor- und nachgehet, die Götzen anbeten, so sprecht in eurem Herzen: Herr, dich soll man anbeten!

  7. Denn mein Engel soll bei euch sein, und ich will eure Seelen rächen.

  8. Ihre Zunge ist vom Werkmeister fein gemacht, und sie sind mit Gold und Silber gezieret; aber es sind Werke der Lüge, und können nicht reden.

  9. Sie schmücken sie mit Gold wie eine Metze zum Tanz, und setzen ihnen Kronen auf.

  10. Es geschieht aber auch, daß die Pfaffen das Gold und Silber von den Götzen stehlen, und es umbringen mit den Huren im Hurenhaus.

  11. Und sie schmücken die silbernen, güldnen und hölzernen Götzen mit Kleidern, als wären's Menschen.

  12. Sie können sich aber nicht verwahren vor Rost und Motten.

  13. Und wenn man ihnen ein Purpurkleid anzeucht (anzieht), so muß man ihnen den Staub abwischen, der dick auf ihnen liegt.

  14. Und er trägt ein Scepter (Zepter) in der Hand wie ein König; und kann doch niemand strafen, der ihm Leid thut.

  15. Er hat auch ein Schwert und eine Axt in der Hand; er kann sich aber des Kriegsvolks und der Räuber nicht erwehren. * Daran siehet man wohl, daß sie nicht Götter sind. Darum fürchtet sie nicht!

    *Verse 23.29.50.52.65.

  16. Gleichwie ein Gefäß, das ein Mensch brauchet, wenn es zerbrochen wird, unnütze ist, ebenso sind ihre Götzen.

  17. Wenn man sie in ihre Häuslein setzt, werden sie voll Staubs von den Füßen derer, die hineingehen.

  18. Die Priester verwahren der Götzen Tempel mit Thüren, Schlössern und Riegeln, daß sie von den Räubern nicht gestohlen werden; eben als wenn man einen gefangen legt und verwahret, der sich am König vergriffen hat, und zum Tode verurteilt ist.

  19. Sie zünden ihnen Lampen an, und deren viel mehr, denn sie für sich selbst anzünden; und sehen doch nichts.

  20. Sie sind wie die Balken im Hause, und die Würmer, so auf der Erde kriechen, fressen ihr Herz und ihre Kleider; und sie fühlen's doch nicht.

  21. In ihrem Angesicht sind sie schwarz vom Rauch im Hause.

  22. Und die Nachteulen, Schwalben und andre Vögel setzen sich auf ihre Leiber und auf ihre Köpfe, desgleichen auch die Katzen.

  23. Daran ihr ja merken könnet, daß es nicht Götter sind. Darum fürchtet sie nicht.

    Vers 15.

  24. Das Gold, das man um sie hänget, sie damit zu schmücken, gleißet nicht, wenn man den Rost nicht abwischet. Da man sie gegossen hat, fühleten sie es nicht.

  25. Aus * allerlei, das köstlich ist, hat man sie gemacht, und ist doch kein Leben darin.

    *Jesaja 46,6.

  26. Weil sie nicht gehen können, muß man sie auf den Achseln tragen; daran die Leute sehen können, daß es schändliche Götter seien.

    Jesaja 46,7.

  27. Es * müssen sich auch ihrer schämen, die sie ehren, darum daß sie weder von sich selber können aufstehen, so sie auf die Erde fallen, noch sich regen, so man sie aufgerichtet hinsetzet, noch sich aufrichten, so man sie lehnet. Und wie man den Toten Gaben vorsetzet, also setzet man ihnen auch vor.

    *Psalm 97,7. Jesaja 42,17.

  28. Was ihnen aber geopfert wird, das bringen ihre Priester um; desgleichen auch ihre Weiber salzen davon ein, und geben weder dem Armen noch dem Kranken etwas davon.

  29. Unreine Weiber und Sechswöchnerinnen rühren ihre Opfer an. Daran ihr ja merken könnet, daß es nicht Götter sind. Darum fürchtet sie nicht!

    Vers 15.

  30. Denn woher sollen sie Götter heißen? Denn die Weiber pflegen der silbernen, güldnen und hölzernen Götzen.

  31. Und die Priester sitzen in ihren Tempeln mit weiten Chorröcken, scheren den Bart ab, und tragen Platten, sitzen da mit bloßen Köpfen,

  32. heulen und schreien vor ihren Götzen, wie man pflegt an der Toten Begängnissen.

  33. Die Pfaffen stehlen ihnen ihre Kleider, und kleiden ihre Weiber und Kinder davon.

  34. Man thue ihnen Böses oder Gutes, so können sie es doch nicht vergelten. Sie vermögen weder einen König einzusetzen noch abzusetzen.

  35. Sie können weder Geld noch Gut geben. Gelobet ihnen jemand etwas, und hält es nicht, so fordern sie es nicht.

  36. Sie können einen Menschen vom Tod nicht erretten, noch einem Schwächern helfen wider den Starken;

  37. sie können keinen Blinden nicht sehend machen; sie * können einem Menschen in der Not nicht helfen;

    *5. Mose 32,37.38.

  38. sie erbarmen sich der Witwen nicht, und helfen den Waisen nicht.

  39. Denn sie sind hölzern, mit Gold und Silber gezieret, den Steinen gleich, die man aus dem Berg hauet. Darum, * die sie ehren, müssen zu Schanden werden.

    *Vers 27.

  40. Wie soll man sie denn für Götter halten, oder so heißen, da doch auch die Chaldäer nicht groß von ihnen halten?

  41. Wenn sie einen Stummen sehen, der nicht reden kann, bringen sie den Bel herbei und sagen, der Stumme solle ihn anrufen, gleich als verstünde er's.

  42. Und wiewohl sie wissen, daß kein Leben in ihnen ist, doch laufen sie ihnen nach.

  43. Die Weiber aber sitzen an den Wegen, mit Stricken umgürtet, und bringen Obst zum Opfer.

  44. Und wenn jemand vorübergehet, und eine von ihnen hinwegnimmt, und bei ihr schläft, rühmet sie sich wider die andre, daß jene nicht sei wert gewesen wie sie, daß ihr der Gurt aufgelöset würde.

  45. Alles, was durch sie geschieht, ist eitel Trügerei. Wie soll man sie denn für Götter halten, oder so heißen?

    Vers 40.

  46. Von Werkmeistern und Goldschmieden sind sie gemacht, und was die Werkmeister wollen, muß draus werden und nichts anders.

  47. Und die, so sie gemacht haben, können nicht lange leben. Wie sollten denn das Götter sein, so von ihnen gemacht sind?

  48. Darum geben sie den Nachkommen nur Ärgernis und Ursache zur schändlichen Abgötterei.

  49. Denn wenn Krieg oder sonst ein Unglück über sie kommet, ratschlagen die Pfaffen unter einander, wo sie sich zugleich mit den Götzen verbergen wollen.

  50. Darum * kann man wohl merken, daß es keine Götter sind, weil sie sich selber weder vor Krieg, noch anderm Unglück schützen können.

    *Vers 15.

  51. Denn es sind doch nur hölzerne, vergüldete und übersilberte Götzen. Darum wird man hinfort wohl erkennen, * daß es Trügerei ist; allen Heiden und Königen wird offenbar werden, daß sie + nicht Götter sind, sondern von Menschenhänden gemacht, und ist keine Gottheit in ihnen.

    *Jeremia 10,14; 51,17. +Jeremia 2,11.

  52. Darum kann jedermann wohl merken, daß es nicht Götter sind.

    Vers 15.

  53. Denn sie erwecken keinen König im Lande, sie * geben den Menschen nicht Regen,

    *Jeremia 14,22.

  54. und nehmen sich keines Regierens noch Strafens an, so wenig als die Krähen, so in der Luft hin und wieder fliegen.

  55. Wenn das Haus der hölzernen, vergüldeten und übersilberten Götzen vom Feuer angehet, so laufen die Pfaffen davon, und verwahren sich vor Schaden; sie aber verbrennen wie die Balken.

  56. Sie können weder Königen noch keinem Kriegsvolk nicht widerstehen. Wie soll man sie denn für Götter halten oder nennen?

  57. Die hölzernen, übersilberten und vergüldeten Götzen können sich nicht schützen vor Dieben und Räubern.

  58. Denn die sie in ihre Gewalt bekommen, ziehen ihnen das Gold und Silber ab, und das Gewand, damit sie bekleidet sind, und gehen davon; so können sie ihnen selber nicht helfen.

  59. Darum ist's viel besser, ein König sein, der seine Macht beweisen kann, oder ein nützlicher Hausrat sein, der im Hause nütze ist, oder eine Thür, die das Haus verwahret, oder eine hölzerne Säule in einem königlichen Saal, denn ein solcher ohnmächtiger Götze.

  60. Sonne, Mond und Sterne scheinen, und sind gehorsam, wie sie Gott heißt.

  61. Desgleichen der Blitz leuchtet, daß man ihn siehet; der Wind wehet in allen Landen,

  62. und die Wolken fahren durch die ganze Welt, und thun, was sie Gott heißt.

  63. Also auch das Feuer von oben her schlägt Berge und Wälder, und thut, was ihm geboten ist.

  64. Die Götzen aber sind diesen weder an Gestalt noch an Kräften zu vergleichen. Darum soll man sie nicht für Götter halten oder so heißen; denn sie können weder strafen noch helfen.

  65. Weil ihr denn wisset, daß es nicht Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen.

    Vers 15.

  66. Denn sie können die Könige weder verfluchen noch segnen.

  67. Sie können auch kein Zeichen am Himmel den Heiden anzeigen; sie können es nicht licht machen wie die Sonne, noch einen Schein geben wie der Mond.

  68. Die unvernünftigen Tiere sind besser denn sie; die können doch in eine Höhle fliehen und sich verwahren.

  69. Darum ist allerdinge offenbar, daß sie keine Götter sind.

  70. Denn wie ein Scheusal im Garten nichts verwahren kann, also sind auch ihre hölzernen, vergüldeten und übersilberten Götzen nichts nütz.

  71. Und wie eine Hecke im Garten ist, darauf allerlei Vögel nisten, oder wie ein Toter, der im Grabe liegt, also sind ihre hölzernen, vergüldeten und übersilberten Götzen.

  72. Auch kann man es daran merken, daß sie nicht Götter sind: der Scharlach, den sie umhaben, wird von den Motten zerfressen, und sie selbst endlich auch dazu, daß ihrer jedermann spottet.

  73. Wohl dem Menschen, der gerecht ist, und keine Götzen hat! Der wird nicht zu Spott.

DAS ERSTE BUCH DER MAKKABÄER

Das 1. Kapitel.

Von des Antiochus Epiphanes Gottlosigkeit und Tyrannei.

  1. Alexander, der Sohn des Philippus, König zu Macedonien, der erste Monarch in Griechenland, ist ausgezogen aus dem Lande Chittim, und hat große Kriege geführt, viel feste Städte erobert, und der Perser und Meder König Darius geschlagen,

  2. hernach andere Könige in allen Landen unter sich gebracht;

  3. und ist immer fortgezogen, und hat alle Lande und Königreiche eingenommen.

  4. Und hat sich niemand wider ihn setzen dürfen; und hatte ein gewaltig gut Kriegsvolk.

  5. Da er nun die Königreiche innehatte, ward er stolz, und fiel in Krankheit.

  6. Da er aber merkte, daß er sterben würde,

  7. forderte er zu sich seine Fürsten, die mit ihm von Jugend auf erzogen waren, und setzte sie zu Hauptleuten über die Länder bei seinem Leben.

  8. Hernach ist Alexander gestorben, als er regiert hatte zwölf Jahre.

  9. Nach seinem Tod ist das Reich auf seine Fürsten kommen; die nahmen die Länder ein, ein jeglicher Hauptmann seinen Ort.

  10. Und machten sich alle zu Königen, und regierten sie und ihre Nachkommen lange Zeit. Und sind große Kriege zwischen ihnen gewesen, und ist allenthalben in der ganzen Welt viel Jammers worden.

  11. Von dieser Fürsten einem ist geboren eine schädliche, böse Wurzel, Antiochus, genannt der Edle,* der zu Rom als Geisel gewesen ist für seinen Vater, den großen Antiochus. Und dieser Antiochus der Edle fing an zu regieren im hundert und sieben und dreißigsten Jahr des griechischen Reichs.

    *Kapitel 8,7.

  12. Zu dieser Zeit waren in Israel böse Leute; die hielten an bei dem Volk und sprachen: Laßt uns einen Bund machen mit den Heiden umher, und ihre Gottesdienste annehmen; denn wir haben viel leiden müssen seit der Zeit, da wir uns von den Heiden abgesondert haben.

  13. Diese Meinung gefiel ihnen wohl.

  14. Und wurden etliche vom Volk zum König gesandt; der erlaubte ihnen, heidnische Weise anzufangen.

  15. Da richteten sie zu Jerusalem ein heidnisches Spielhaus her,

    2. Makkabäer 4,12.

  16. und hielten die Beschneidung nicht mehr, und fielen ab vom heiligen Bund, und hielten sich als Heiden, und wurden ganz verstockt, alle Schande und Laster zu treiben.

  17. Als nun Antiochus sein Reich gewaltig innehatte, unterstund er sich, das Königreich Ägypten auch an sich zu bringen, daß er beide Königreiche hätte;

  18. und zog nach Ägypten, wohl gerüstet mit Wagen, Elefanten, Reisigen und viel Schiffen;

  19. und kriegte mit Ptolemäus, dem König Ägyptens. Aber Ptolemäus fürchtete sich und floh; und sind viel Ägypter umkommen.

  20. Und Antiochus hatte die festen Städte in Ägypten eingenommen, und groß Gut da geraubet und davongebracht.

  21. Als aber Antiochus in Ägypten gesieget hatte, und wieder heimzog * im hundert und drei und vierzigsten Jahr, reiste er durch Israel;

    *Vers 11.

  22. und kam gen Jerusalem mit einem großen Volk,

    2. Makkabäer 5,11-23.

  23. und ging * trotziglich in das Heiligtum, und ließ wegnehmen den güldnen Altar, Leuchter und was dazu gehört, den Tisch, darauf die Schaubrote lagen, die Becher, Schalen, die güldnen Kellen, den Vorhang, die Kronen und güldnen Schmuck vorn am Tempel, und zerschlug's alles.

    *Daniel 8,11.12.

  24. Und nahm das Silber und Gold und köstliche Gefäße und die verborgnen Schätze, soviel er fand, und führte es mit sich in sein Land.

  25. Und ließ viel Leute töten und lästerliche Gebote ausrufen.

  26. Da war überall in ganz Israel groß Herzeleid.

  27. Die Fürsten und Ältesten trauerten, die Jungfrauen und Jünglinge sahen jämmerlich;

  28. Mann und Weib klagten;

  29. und das ganze Land ward betrübet von wegen der Wüterei, die darin geschah; und das ganze Haus Jakob war voll Jammers.

  30. Und nach zweien Jahren * sandte der König einen Rentmeister nach Juda; der kam mit einem großen Kriegsvolk gen Jerusalem,

    *2. Makkabäer 5,24-26.

  31. und begehrte, man sollte ihn einlassen, so wollte er keinen Schaden thun; aber es war eitel Betrug.

  32. Da sie ihm nun glaubten, und ließen ihn ein, überfiel er die Stadt verräterisch, und erschlug viel Leute von Israel;

  33. und plünderte die Stadt, und verbrannte die Häuser, riß die Mauern nieder,

  34. und führte Weib und Kind und Vieh weg;

  35. und befestigte die Stadt Davids mit starken Mauern und Türmen, und sie wurde ihre Burg.

  36. Und besetzte sie mit einem gottlosen Haufen, der allen Mutwillen drauf übte;

  37. und raubeten Waffen und Speise aus der Stadt Jerusalem, und schafften's auf die Burg;

  38. und belagerten da das Heiligtum, und lauerten auf die Leute, die in den Tempel gingen, und fielen heraus aus der Burg in das Heiligtum, den Gottesdienst zu wehren;

  39. und vergossen viel unschuldiges Bluts bei dem Heiligtum, und entheiligten es.

  40. Und die Bürger zu Jerusalem flohen weg, und die Fremden blieben zu Jerusalem, und die, so daselbst geboren waren, mußten weichen.

  41. Das * Heiligtum ward wüste, die Feiertage wurden eitel Trauertage, die Sabbathe eitel Jammer, und alle ihre Herrlichkeit ward zunichte.

    *Daniel 8,11.12.

  42. So herrlich und hoch Jerusalem zuvor gewesen war, so jämmerlich und elend mußte es dazumal sein.

  43. Und Antiochus ließ ein Gebot ausgehen durch sein ganz Königreich, daß alle Völker zugleich einerlei Gottesdienst halten sollten.

  44. Da verließen alle Völker ihre Gesetze, und willigten in die Weise des Antiochus.

  45. Und viele aus Israel willigten auch darein, und opferten den Götzen, und entheiligten den Sabbath.

  46. Antiochus sandte auch Briefe gen Jerusalem und in alle Städte Judas, darin er gebot, daß sie der Heiden Gottesdienst annehmen sollten,

  47. und die Brandopfer, Speisopfer, Sündopfer im Heiligtum,

  48. Sabbathe und andere Feste abthun.

  49. Und befahl, daß man das Heiligtum und das heilige Volk Israel entheiligen sollte.

  50. Und ließ Altäre, Tempel und Götzen aufrichten, und Saufleisch opfern und andere unreine Tiere.

  51. Und die Beschneidung verbot er, und gebot, die Leute zu gewöhnen zu allen Greueln, daß sie Gottes Gesetz und Recht vergessen, und andre Weise annehmen sollten.

  52. Und wer dem König nicht gehorsam sein würde, den sollte man töten.

  53. Dies Gebot ließ er ausgehen durch sein ganz Königreich, und verordnete Hauptleute, die das Volk zwingen sollten, solches zu halten.

  54. Diese richteten in Juda Opfer an, und geboten, die zu halten.

  55. Und viele vom Volk fielen ab von Gottes Gesetz zu ihnen.

    Vers 45.

  56. Allen Mutwillen trieben sie im Lande, und verjagten das Volk Israel, daß es sich verbergen und verstecken mußte in die Höhlen als die Flüchtigen.

  57. Im * hundert und fünf und vierzigsten Jahr, am fünfzehnten Tage des Monats Chislev (Kislew), ließ der König Antiochus + den Greuel der Verwüstung auf Gottes Altar setzen, und ließ in allen Städten Judas Altäre aufrichten,

    *Vers 11. +Daniel 11,31. 2. Makkabäer 6,1-7.

  58. daß man öffentlich in Gassen, und ein jeder vor seinem Haus räucherte und opferte;

  59. und ließ die Bücher des Gesetzes Gottes zerreißen und verbrennen,

  60. und alle, bei denen man die Bücher des Bundes Gottes fand, und alle, so Gottes Gesetz hielten, totschlagen.

  61. Und das thaten sie mit ihrem Kriegsvolk alle Monate, wenn das Volk zusammenkam in die Städte.

  62. Am fünf und zwanzigsten Tage des Monats opferten sie auf dem Altar, den sie auf den Altar des Herrn gesetzt hatten.

  63. Die Weiber, welche ihre Kinder beschnitten, wurden getötet, wie Antiochus geboten hatte.

    2. Makkabäer 6,10.

  64. Die Eltern wurden in ihren Häusern erwürget, und die Kinder drinnen aufgehängt.

  65. Aber viele vom Volk Israel waren beständig, und wollten nichts Unreines essen,

    2. Makkabäer 6,18-7,42.

  66. und ließen sich lieber töten, denn daß sie sich verunreinigten,

  67. und wollten nicht vom heiligen Gesetz Gottes abfallen; darum wurden sie umgebracht.

  68. Und es war ein sehr großer Zorn über Israel.

Das 2. Kapitel.

Des Priesters Mattathias Eifer. Auswanderung und Gegenwehr der Frommen. Ermahnung des sterbenden Mattathias an seine Söhne.

  1. Es war aber ein Priester, Mattathias, der Sohn des Johannes, des Sohns Simeons, aus dem Geschlecht Jojaribs von Jerusalem, der wohnte in Modin,

  2. und hatte fünf Söhne: Johannes, mit dem Zunamen Gaddis,

  3. Simon, mit dem Zunamen Thassi,

  4. Judas, mit dem Zunamen Makkabäus,

  5. Eleasar, mit dem Zunamen Awaran, und Jonathan, mit dem Zunamen Apphus.

  6. Diese jammerte sehr das große Elend in Juda und Jerusalem.

  7. Und Mattathias klagte: Ach, daß ich dazu geboren bin, daß ich meines Volks und der heiligen Stadt Zerstörung sehen muß, und dazu stillsitzen, und die Feinde ihren Mutwillen treiben lassen!

  8. Die Fremden haben das Heiligtum inne, und der Tempel Gottes ist wie ein ehrloser Mensch.

  9. Seinen * Schmuck hat man weggeführet. Die Kindlein sind auf den Gassen erschlagen, und die junge Mannschaft ist von Fremden erstochen.

    *Kapitel 1,23.24.

  10. Das Reich ist allen Heiden zu teil worden, die es plündern.

  11. Alle seine Herrlichkeit ist weg. Es war eine Königin, nun ist's eine Magd.

  12. Siehe, unser Heiligtum und unser Ruhm und Preis ist weg; die Heiden haben's verwüstet.

  13. Wen sollte noch gelüsten zu leben?

  14. Und Mattathias zerriß seine Kleider, er und seine Söhne, und zogen Säcke an und trauerten sehr.

  15. Da nun des Antiochus Hauptleute auch dahin kamen, die so geflohen waren in die Stadt Modin, auch zu dringen, von Gottes Gesetze abzufallen, und zu opfern und zu räuchern,

  16. da fielen viele vom Volk Israel zu ihnen. Aber Mattathias und seine Söhne blieben beständig.

  17. Und die Hauptleute des Antiochus sprachen zu Mattathias: Du bist der Vornehmste und Gewaltigste in dieser Stadt, und hast viel Söhne und eine große Freundschaft;

  18. darum tritt du zuerst hin und thue, was der König geboten hat, wie alle Länder gethan haben und die Leute Judas und die, so noch zu Jerusalem sind, so wirst du und deine Söhne einen gnädigen König haben, und begabet werden mit Gold und Silber und großen Gaben.

  19. Da sprach Mattathias frei heraus: Wenn schon alle Länder dem Antiochus gehorsam wären, und jedermann abfiele von seiner Väter Gesetz, und willigten in des Königs Gebot,

  20. so wollen doch ich und meine Söhne und Brüder im Bunde unsrer Väter wandeln.

  21. Da sei Gott vor! Das wäre uns nicht gut, daß wir von Gottes Wort und Gottes Gesetz abfielen.

  22. Wir wollen nicht willigen in das Gebot des Antiochus, und wollen nicht opfern, und von unserm Gesetz abfallen, und eine andere Weise annehmen.

  23. Da er also ausgeredet hatte, gehet ein Jude hin vor ihrer aller Augen, und opfert auf dem Götzenaltar zu Modin, wie der König geboten hatte.

  24. Das sah Mattathias, und ging ihm durchs Herz, und sein Eifer entbrannte um das Gesetz,

  25. und lief hinzu und tötete bei dem Altar den Juden und den Hauptmann des Antiochus, und warf den Altar um.

  26. Und eiferte um das Gesetz, wie * Pinehas (Pinhas) that dem Simri, dem Sohn Salus.

    *4. Mose 25,7-15.

  27. Und Mattathias schrie laut durch die ganze Stadt: Wer um das Gesetz eifert, und den Bund halten will, der ziehe mit mir aus der Stadt!

  28. Also * flohen er und seine Söhne aufs Gebirge, und verließen alles, das sie hatten in der Stadt.

    *Kapitel 1,40. 2. Makkabäer 5,27.

  29. Und viel frommer Leute zogen hinaus in die Wüste,

  30. und hielten sich da mit Weib und Kind und ihrem Vieh; denn die Tyrannei war allzugroß worden.

  31. Da aber des Königs Volk zu Jerusalem in * der Stadt Davids hörte, daß etliche sich wider des Königs Gebot setzten, und sich aus den Städten gethan hätten, sich heimlich in der Wüste zu verstecken und aufzuhalten, und daß viel Volks zu ihnen gezogen war,

    *Kapitel 1,35.

  32. erhuben sie sich eilend am Sabbath, sie zu überfallen;

  33. und ließen ihnen sagen: Wollt ihr noch nicht gehorsam sein? Ziehet heraus, und thut, was der König geboten hat, so sollt ihr sicher sein.

  34. Darauf antworteten sie: Wir wollen nicht herausziehen, gedenken auch, den Sabbath nicht zu entheiligen, wie der König gebeut.

  35. Und die draußen stürmeten den Felsen;

  36. und die drinnen wehreten sich nicht, warfen nicht einen Stein heraus, machten auch die Höhlen nicht zu,

  37. und sprachen: Wir wollen also sterben in unsrer Unschuld; Himmel und Erde werden Zeugen sein, daß ihr uns mit Gewalt und Unrecht umbringet.

  38. Also wurden die drinnen am Sabbath überfallen, und ihre Weiber und Kinder samt dem Vieh umgebracht, bei tausend Personen.

    2. Makkabäer 6,11.

  39. Da Mattathias und seine Freunde solches höreten, that es ihnen sehr weh;

  40. und sprachen unter einander: Wollen wir alle thun wie unsere Brüder, und uns nicht wehren wider die Heiden, unser Leben und Gesetz zu retten, so haben sie uns leichtlich ganz vertilget.

  41. Und beschlossen bei sich: So man uns am Sabbath angreifen würde, wollen wir uns wehren, daß wir nicht alle umkommen, wie unsre Brüder in den Höhlen ermordet sind.

  42. Und es sammelte sich zuhauf eine große Menge der Frommen, tapfere Leute aus Israel, die alle beständig blieben im Gesetz;

  43. und kamen zu ihnen alle die, so vor der Tyrannei flohen, und mehreten ihre Stärke.

  44. Darum rüsteten sie sich auch, und erschlugen viel Gottlose und Abtrünnige in ihrem Eifer und Zorn; die übrigen aber gaben die Flucht, und entrannen zu den Heiden.

  45. Darnach zog Mattathias und seine Freunde umher im Lande Israel, und rissen die Altäre wieder nieder,

  46. und beschnitten die Kinder, so noch unbeschnitten waren, mit Gewalt,

  47. und griffen die Gottlosen an; und es ist ihnen gelungen,

  48. daß sie das Gesetz erhielten wider alle Macht der Heiden und Könige, daß die Gottlosen nicht über sie Herrn wurden.

  49. Da aber Mattathias sehr alt war, sprach er vor seinem Tod zu seinen Söhnen: Es ist große Tyrannei und Verfolgung und ein großer Grimm und harte Strafe über uns kommen.

  50. Darum, lieben Söhne, eifert um das Gesetz, und waget euer Leben für den Bund unsrer Väter;

  51. und gedenket, welche Thaten unsre Väter zu ihren Zeiten gethan haben, so werdet ihr rechte Ehre und einen ewigen Namen erlangen.

  52. Abraham ward versucht, und blieb fest im Glauben; das ist ihm gerechnet worden zur Gerechtigkeit.

    1. Mose 22,1; 15,6.

  53. Joseph hielt das Gebot in seiner Trübsal, und ist Herr in Ägypten worden.

    1. Mose 39,12; 41,40.41.

  54. Pinehas (Pinhas), unser Vater, eiferte Gott zu Ehren, und erlangte den Bund, daß das Priestertum auf ihm bleiben sollte.

    4. Mose 25,7.13.

  55. Josua richtete den Befehl aus, der ihm gegeben war; darum ward er der oberste Fürst in Israel.

    Josua 1,2.16.

  56. Kaleb * gab Zeugnis, und strafte das Volk; darum hat er ein + besonder Erbe erlanget.

    *4. Mose 14,6-9. +Josua 14,13.14.

  57. David blieb treu und rechtschaffen an Gott; darum erbte er das Königreich ewiglich.

    2. Samuel 7,16.

  58. Elia * eiferte um das Gesetz, und + ward gen Himmel geführt.

    *1. Könige 18,21; 19,10. +2. Könige 2,11.

  59. Hananja, Asarja und Misael (Mischaël) glaubten, und wurden aus dem Feuer errettet.

    Daniel 3,16-30.

  60. Daniel ward von wegen seiner Unschuld errettet von den Löwen.

    Daniel 6,21-24.

  61. Also bedenket, was zu jeder Zeit Geschehen ist, so werdet ihr finden, daß alle, so auf Gott vertrauen, erhalten werden.

  62. Darum fürchtet euch nicht vor der Gottlosen Trotz; denn ihre Herrlichkeit ist Kot und Würmer.

  63. Heute schwebet er empor, morgen liegt er darnieder, und ist nichts mehr, so er wieder zu Erde worden ist; und sein Vornehmen ist zunichte worden.

  64. Derhalben, lieben Kinder, seid unerschrocken, und haltet fest ob dem Gesetz, so wird euch Gott wiederum herrlich machen.

  65. Euer Bruder Simon ist weise; demselbigen gehorchet allezeit als einem Vater.

  66. Judas Makkabäus ist stark und ein Held von Jugend auf; der soll Hauptmann sein, und den Krieg führen.

  67. Und fordert zu euch alle, so das Gesetz halten. Rächet die Gewalt, an eurem Volk geübet;

  68. und bezahlet die Heiden, wie sie verdienet haben; und haltet mit Ernst ob dem Gesetz.

  69. Darnach segnete er sie, und ward versammelt zu seinen Vätern,

  70. und starb im * hundert und sechs und vierzigsten Jahr. Und die Söhne begruben ihn in seiner Väter Grabe zu Modin; und ganz Israel trauerte sehr um ihn.

    *Kapitel 1,11.

Das 3. Kapitel.

Judas, der Makkabäer, schlägt den Apollonius. Antiochus rüstet mächtig zum Kampf.

  1. Und * Judas Makkabäus kam an seines Vaters Statt.

    *Kapitel 2,66. 2. Makkabäer 8,1-7.

  2. Und seine Brüder und alle, die sich zum Vater gehalten hatten, halfen ihm, und stritten für Israel mit Freuden.

  3. Judas erlangte dem Volk große Ehre; er zog in seinem Harnisch wie ein Held, und schützte sein Heer mit seinem Schwert.

  4. Er war mutig wie ein Löwe, kühn wie ein junger brüllender Löwe, so er etwas jagt.

  5. Er suchte die Abtrünnigen und die Gottlosen, die das Volk drangen, vom Gesetz abzufallen, und strafte und verbrannte sie,

  6. daß allenthalben seine Feinde vor ihm erschraken und flohen, und die Abtrünnigen wurden gedämpft; und er hatte Glück und Sieg.

  7. Das verdroß viel Könige; aber Jakob war es eine Freude und ihm ein ewiger Ruhm und Ehre.

  8. Er zog durch die Städte Judas, und vertilgte darinnen die Gottlosen, daß er den Zorn von Israel abwendete.

  9. Und er war allenthalben im Lande berühmt, daß alle Unterdrückte zu ihm liefen.

  10. Dagegen brachte * Apollonius ein groß Heer zusammen von Heiden und von Samaria, wider Israel zu streiten.

    *Kapitel 1,30.

  11. Da Judas das hörte, zog er ihm entgegen, und that eine Schlacht mit ihm, und erschlug ihn und einen großen Haufen Feinde mit ihm; die übrigen aber flohen.

  12. Und Judas gewann den Raub, und nahm des Apollonius Schwert; das führte er hernach sein Leben lang.

  13. Darnach, da Seron, der Hauptmann zu Syrien, hörte, daß die Frommen sich zu Judas hielten, und daß ein groß Volk bei einander war, sprach er:

  14. Ich will Ehre einlegen, daß ich im ganzen Königreich gepriesen werde, und will Judas und seinen Haufen, der des Königs Gebot verachtet, schlagen.

  15. Darum rüstete er sich, und zog mit ihm eine große Macht Gottloser, daß sie ihm hülfen und sich an Israel rächeten, und kamen, bis wo man hinaufgehet gen Beth-Horon.

  16. Da zog Judas ihm entgegen mit einem kleinen Haufen.

  17. Als sie aber die Feinde sahen, sprachen sie zu Judas: Unser sind wenige, dazu sind wir heute matt von Fasten; wie sollen wir uns mit einem solchen großen und starken Haufen schlagen?

  18. Aber Judas sprach: Es kann wohl geschehen, daß wenige einen großen Haufen überwinden; denn * Gott kann ebensowohl durch wenige Sieg geben als durch viele.

    *1. Samuel 14,6.

  19. Denn der Sieg kommt vom Himmel, und wird nicht durch große Menge erlanget.

  20. Sie trotzen auf ihre große Macht, und wollen uns, unsre Weiber und Kinder ermorden und berauben.

  21. Wir aber müssen uns wehren, und für unser Leben und Gesetz streiten.

  22. Darum wird sie Gott vor unsern Augen vertilgen; ihr sollt sie nicht fürchten.

  23. Da er also ausgeredet hatte, griff er die Feinde an, ehe sie sich's versahen, und schlug den Seron und sein Volk in die Flucht,

  24. und jagte sie von Beth-Horon herunter ins Blachfeld, und schlug bei acht hundert zu Tod; die übrigen flohen in der Philister Land.

  25. Also kam eine Furcht in alle Völker umher vor Judas und seinen Brüdern.

  26. Und in allen Ländern sagte man von Judas und seinen Thaten, und es kam auch vor den König.

  27. Da nun solches alles Antiochus hörte, ergrimmte er sehr, und schickte aus, und ließ aufbieten im ganzen Königreich, und brachte eine große Macht zusammen;

  28. und griff seine Schätze an, und ordnete Sold auf ein Jahr, und gebot, daß man stets sollte gerüstet sein.

  29. Da er aber sah, daß er nicht Gelds genug hatte, und daß das Land von wegen der Zwietracht und des Kriegs, den er führte wider die alten Gesetze, nicht viel geben konnte,

  30. besorgte er, er vermöchte die großen Kosten länger nicht zu tragen wie bisher, da er Sold und Gaben ausgegeben hatte mehr denn alle Könige vor ihm.

  31. Darum ward er betrübt, und zog nach Persien, dasselbige Land zu schätzen, und viel Geld aufzubringen.

  32. Und ließ im Lande einen Fürsten aus königlichem Stamm, mit Namen Lysias, den machte er zum Hauptmann über das ganze Königreich, vom Euphrat an bis an Ägypten;

  33. und befahl ihm seinen Sohn, den jungen Antiochus, dieweil er außer dem Lande sein würde.

  34. Und ließ ihm die Hälfte des Kriegsvolks und die Elefanten, und that ihm Befehl von allen Sachen, auch von Judäa und Jerusalem,

  35. daß er mehr Volks dahin schicken sollte, auszurotten die übrigen Leute in Israel und Jerusalem,

  36. und das Land den Fremden auszuteilen, und Heiden allenthalben darein zu setzen.

  37. Im * hundert und sieben und vierzigsten Jahr nahm der König die andre Hälfte des Kriegsvolks, und zog aus von seiner Stadt Antiochien über den Euphrat hinauf in die oberen Länder.

    *Kapitel 1,11.

  38. Aber Lysias wählte etliche Fürsten, des Königs Freunde, zu Hauptleuten, nämlich Ptolemäus, den Sohn des Dorymenes, Nikanor und Gorgias;

    2. Makkabäer 8,8-11.

  39. und gab ihnen vierzig tausend Mann zu Fuß und sieben tausend zu Roß, daß sie das Land Juda überziehen sollten, und die Juden ausrotten, wie der König befohlen hatte.

  40. Nachdem sie nun mit diesem Heer ausgezogen waren, lagerten sie sich bei Emmaus auf dem Blachfeld.

  41. Da solches die Kaufleute in den Landen umher höreten, kamen sie in das Lager, und brachten viel Gelds und Fesseln mit sich, die Kinder Israel zu kaufen, daß sie ihre Knechte sein müßten. Und aus Syrien und von andern Heiden zog ihnen mehr Kriegsvolk zu.

  42. Da nun Judas und seine Brüder sahen, daß die Verfolgung größer ward, und daß die Feinde an der Grenze lagen, und vernahmen, daß der König geboten hatte, ganz Juda zu vertilgen,

  43. waren sie unerschrocken, und vereinigten sich, sie wollten ihr Volk retten, und für das Heiligtum streiten.

  44. Darum brachten sie ihr Kriegsvolk zusammen, daß sie bei einander wären, und warteten, wenn man die Feinde angreifen müßte, daß sie auch mit einander beteten um Gnade und Hilfe von Gott.

  45. Aber die Zeit war Jerusalem wüste, und wohnte kein Bürger mehr da, und das Heiligtum war zertreten; und die Heiden hatten die Burg inne, und war alle Herrlichkeit von Jakob weggenommen, und man hörte da weder Pfeife noch Harfe.

  46. Darum kam das Volk zusammen gen Mizpa, gegen Jerusalem über, denn Israel hatte vorzeiten zu Mizpa angebetet.

  47. An diesem Ort kamen sie jetzt auch zusammen, fasteten da, und zogen Säcke an, streueten Asche auf ihre Häupter, und zerrissen ihre Kleider;

  48. und trugen hervor die Bücher des Gesetzes, welche die Heiden suchen ließen, ihre Götzen darein zu schreiben und zu malen.

  49. Sie brachten auch dahin die priesterlichen Kleider, die Erstlinge und Zehnten, und ließen herbeikommen die * Nasiräer, welche ihre bestimmte Zeit erfüllet hatten.

    *4. Mose 6,2-21.

  50. Und schrieen kläglich gen Himmel: Wo sollen wir diese hinführen?

  51. Denn dein Heiligtum ist zertreten und verunreiniget, deine Priester sind in Trauer und Niedrigkeit.

  52. Und siehe, alle Heiden empören sich wider uns, daß sie uns ganz vertilgen. Du weißt, was sie wider uns im Sinn haben.

  53. Wie können wir vor ihnen bleiben, du helfest uns denn, unser Gott?

  54. Darnach ließ Judas das Volk zusammenrufen mit der Posaune,

  55. und machte ein Feldregiment, Oberste, Hauptleute, Unterhauptleute und Weibel.

  56. Auch ließ er ausrufen, daß * diejenigen, so Häuser baueten, oder freieten, oder Weinberge pflanzten, oder die + voll Furcht waren, wieder heimziehen möchten, wie solchen das Gesetz erlaubet.

    *5. Mose 20,5-8. +Richter 7,3.

  57. Darnach zogen sie fort und schlugen ihr Lager auf bei Emmaus gegen Mittag.

  58. Und Judas vermahnte sein Volk und sprach: Rüstet euch und seid unerschrocken, daß ihr morgen frühe bereit seid, zu streiten wider diese Heiden, die uns und unser Heiligtum gedenken zu vertilgen.

  59. Uns ist leidlicher, daß wir im Streit umkommen, denn daß wir solchen Jammer an unserm Volk und Heiligtum sehen.

  60. Aber * was Gott im Himmel will, das geschehe.

    *1. Chronik 19,13.

Das 4. Kapitel.

Judas schlägt den Gorgias und Lysias, reinigt den Tempel und stiftet das Fest der Tempelweihe.

  1. Und * Gorgias nahm fünf tausend zu Fuß und tausend Reisige, die besten, und rückte bei Nacht heimlich hinan an der Juden Lager,

    *Kapitel 3,38.

  2. sie unversehens zu überfallen; und führten den Haufen etliche, die auf der Burg in Besatzung gelegen waren.

  3. Aber Judas war zuvor auf mit dem besten Haufen, daß er eher käme, und die Feinde, so bei Emmaus waren, übereilte und schlüge sie,

  4. dieweil sie noch zerstreuet hin und her lagen.

  5. Da nun Gorgias des Nachts an des Judas Lager kam, und niemand da fand, zog er ihnen nach in das Gebirge, und meinte, sie wären vor ihm geflohen.

  6. Aber Judas eilte, daß er morgens frühe ins Blachfeld käme mit drei tausend Mann, die doch keinen Harnisch hatten, sondern allein ihre Kleider und Schwerter.

  7. Da sie nun sahen, daß die Feinde wohl gerüstet waren mit Harnisch, und hatten eine starke Reiterei, und waren rechte Kriegsleute,

  8. sprach Judas zu seinem Volk: Fürchtet euch nicht vor dieser großen Menge, und vor ihrer Macht erschreckt nicht.

  9. Gedenkt, wie unsre Väter im Roten Meer errettet sind, da ihnen Pharao mit einem großen Heer nacheilte.

    2. Mose 14,22.

  10. Laßt uns gen Himmel rufen, so wird uns der Herr auch gnädig sein, und an den Bund gedenken, den er mit unsern Vätern gemacht hat, und wird unsere Feinde heute vor unsern Augen vertilgen.

  11. Und alle Heiden sollen innewerden, daß es Gott ist, der sich Israels annimmt, hilft und errettet.

  12. Da nun die Heiden sahen, daß Judas gegen sie kam,

  13. zogen sie auch aus dem Lager, Judas anzugreifen. Judas * aber ließ drommeten (trompeten),

    *4. Mose 10,9.

  14. und griff die Feinde an; und die Heiden wurden in die Flucht geschlagen, daß sie über das Blachfeld flohen, und die letzten erstochen wurden.

  15. Denn Judas jagte ihnen nach bis gen Assaremoth und bis ins Gefilde von Idumäa und gegen Asdod und Jamnia; und blieben tot bei drei tausend Mann.

  16. Da aber Judas wieder umkehrte, gebot er seinem Volk

  17. und sprach: Ihr sollt nicht plündern; denn wir müssen noch eine Schlacht thun.

  18. Gorgias und sein Haufe ist vor uns im Gebirge; darum bleibt in der Ordnung, und wehret euch. Darnach, so ihr die Feinde geschlagen habt, könnt ihr plündern sicher und ohne Fahr (Gefahr).

  19. Da Judas also redet, thut sich ein Haufe aus dem Gebirge hervor.

  20. Und Gorgias sah, daß seine Leute geschlagen waren, und das Lager angezündet; denn er sah den Rauch; davon konnte er abnehmen, was geschehen war.

  21. Dazu sahen sie Judas und sein Kriegsvolk im Blachfeld, gerüstet zur Schlacht; darum erschraken sie sehr,

  22. und flohen alle in der Heiden Land.

  23. Also kehrte Judas wieder um, das Lager zu plündern, und eroberte einen großen Raub, viel Gold, Silber, blauen und roten Purpur und groß Volk.

  24. Darnach zogen sie heim, dankten und lobeten Gott mit Gesang, und sprachen: * Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

    *Psalm 118,1; 136,1.

  25. Auf diesen Tag hat Israel herrlichen Sieg gehabt.

  26. Die Heiden aber, so entronnen waren, kamen zu * Lysias und sagten ihm, wie es ihnen gegangen war.

    *Kapitel 3,32.

  27. Als Lysias solches hörte, ward er sehr bestürzt, daß nicht geraten war, was er Israel hatte thun wollen, und was der König befohlen hatte.

  28. Darum brachte Lysias im folgenden Jahr wiederum viel Kriegsvolk zusammen, sechzig tausend Mann zu Fuß und fünf tausend Reisige, die Juden zu vertilgen.

  29. Dies Heer zog gegen Idumäa, und lagerte sich bei Bethzur. Dahin kam Judas auch mit zehn tausend Mann.

    2. Makkabäer 11,5.

  30. Da er aber sah, daß die Feinde so ein groß Volk hatten, betete er und sprach: Lob sei dir, du Heiland Israels, der * du durch die Hand deines Knechts David den großen Riesen erschlagen hast, und + hast ein ganz Heer der Heiden gegeben in die Hände Jonathans, Sauls Sohns, und seines Waffenträgers.

    *1. Samuel 17,49. +1. Samuel 14,13.

  31. Ich bitte dich, du wollest diese unsre Feinde auch in die Hände deines Volks Israel geben, daß sie mit ihrer Macht und Reisigen zu Schanden werden.

  32. Gieb ihnen ein erschrocken und verzagt Herz;

  33. schlage sie nieder mit dem Schwert derer, so dich lieben, daß dich loben und preisen alle, so deinen Namen kennen!

  34. Darnach griff er sie an. Und Lysias verlor bei fünf tausend Mann.

  35. Da aber Lysias sah, daß die Seinen flohen, und daß die Juden unerschrocken waren, und daß sie bereit waren, beide ehrlich zu leben, oder ehrlich zu sterben, zog er ab gen Antiochien, wiederum Kriegsvolk aufzubringen, und die Juden noch stärker zu überziehen.

    (Vers 36-59: vergleiche 2. Makkabäer 10,1-8.)

  36. Judas aber und seine Brüder sprachen: Dieweil unsere Feinde verjaget sind, so laßt uns hinaufziehen, und das Heiligtum wieder reinigen!

  37. Darum kam das Kriegsvolk alles zusammen, und zogen mit einander auf den Berg Zion.

  38. Und da sie sahen, wie das Heiligtum verwüstet war, der Altar entheiliget, die Pforten verbrannt, und daß der Platz umher mit Gras bewachsen war wie ein Wald oder Gebirge, und der Priester Zellen zerfallen waren:

  39. da * zerrissen sie ihre Kleider, und hatten eine große Klage, streueten Asche auf ihre Häupter,

    *Kapitel 2,14.

  40. fielen nieder auf ihr Angesicht, und bliesen die * Halldrommeten (Halltrompeten), und schrieen gen Himmel.

    *4. Mose 10,9.

  41. Und Judas wählte einen Haufen, den Feinden in der Burg zu wehren, daß sie nicht herausfielen, dieweil er das Heiligtum reinigen ließe.

  42. Und nahm dazu Priester, die sich nicht verunreinigt hatten, sondern beständig im Gesetz geblieben waren.

  43. Diese reinigten das Heiligtum, und trugen die unreinen Steine weg an unheilige Orte.

  44. Und weil der Altar des Brandopfers entheiliget war, hielten sie Rat, wie sie es damit halten sollten.

  45. Und fanden einen guten Rat, nämlich, daß man ihn ganz einreißen sollte, daß nicht Ärgernis davon käme, dieweil ihn die Heiden entheiliget hatten; darum ward er ganz eingerissen.

  46. Und verwahrten die Steine auf dem Berge bei dem Haus an einem besondern Ort, bis ein Prophet käme, der anzeigete, was man damit thun sollte.

  47. Sie nahmen aber andere neue, ungehauene Steine, wie * das Gesetz lehret, und baueten einen neuen Altar, gleichwie der zuvor gewesen war.

    *2. Mose 20,25.

  48. Und baueten das Heiligtum wieder und das Inwendige des Hauses, und weiheten die Vorhöfe.

  49. Und ließen neue heilige Gefäße machen, den güldnen Leuchter, den Räucheraltar und den Tisch; und brachten's wieder in den Tempel.

  50. Und stelleten das Räuchwerk auf den Altar, und zündeten die Lampen auf dem Leuchter an, daß sie im Tempel leuchteten.

  51. Auf den Tisch legten sie die Brote, und hängeten die Vorhänge auf, und richteten den Tempel ganz wieder her.

  52. Und am fünf und zwanzigsten Tag des neunten Monats, der da heißt Chislev (Kislew), im * hundert und acht und vierzigsten Jahr,

    *Kapitel 1,11.

  53. stunden sie früh auf, und opferten wiederum nach dem Gesetz auf dem Altar des Brandopfers.

  54. Eben * auf die Zeit und auf den Tag, da die Heiden das Heiligtum verunreiniget haben, ward dieses Opfer wieder angerichtet mit Gesang und mit Pfeifen, Harfen und Zimbeln.

    *Kapitel 1,62.

  55. Und alles Volk fiel nieder auf das Angesicht, beteten an und lobten den Herrn im Himmel, der ihnen Glück und Sieg gegeben hatte.

  56. Und hielten das Fest des neuen Altars acht Tage, und opferten darauf Brandopfer und Dankopfer mit Freuden;

  57. und schmückten die vordere Seite des Tempels mit güldnen Kränzen und Schilden, und machten neue Thore und Zellen.

  58. Und war sehr große Freude im Volk, daß die Schande von ihnen genommen war, die ihnen die Heiden angethan hatten.

  59. Und Judas und seine Brüder und alles Volk Israel beschlossen, daß man * jährlich vom fünf und zwanzigsten Tage an des Monats Chislev (Kislew) acht Tage des neuen Altars Fest halten sollte mit Freuden und Danksagung.

    *Johannes 10,22.

  60. Und sie baueten feste Mauern und Türme um das Heiligtum auf dem Berge Zion, daß die Heiden das Heiligtum nicht einnehmen und zertreten könnten wie zuvor.

  61. Und Judas legte Kriegsvolk darein, das Heiligtum zu bewahren. Er befestigte auch Bethzur, daß das Volk eine Festung innehätte gegen Idumäa, darin sie sich aufhalten und wehren konnten.

Das 5. Kapitel.

Siege des Judas über die Heiden umher. Niederlage der Juden unter Joseph und Asarja.

  1. Da aber die Heiden umher höreten, daß der Altar wieder aufgerichtet, und das Heiligtum gereiniget war, ergrimmeten sie sehr,

  2. und nahmen vor, das Geschlecht Jakobs in ihrer Mitte auszurotten, und fingen an, die Juden in ihren Grenzen zu töten.

  3. Aber Judas zog in Idumäa wider die Kinder Esau, und überfiel sie zu Akrabattine, da sie die Kinder Israel belagert hatten, und schlug viel Idumäer tot und plünderte sie.

    2. Makkabäer 10,17.

  4. Dieweil auch die Kinder Bean auf den Straßen Untreue und Mord getrieben hatten wider Israel,

  5. hat's ihnen Judas auch gedacht, und belagerte und verbannte sie, und verbrannte ihre Burgen mit allen, so darin waren.

  6. Darnach zog er wider Ammon; die waren wohl gerüstet, und hatten viel Kriegsvolk und einen Hauptmann * Timotheus.

    *2. Makkabäer 10,24.

  7. Darum that Judas viel Schlachten mit ihnen, und hatte Sieg.

  8. Und gewann die Stadt * Jaser mit andern umliegenden Flecken. Darnach zog er wieder heim nach Judäa.

    *4. Mose 21,32.

  9. Es waren aber die Heiden auch auf in Gilead wider Israel an ihrer Grenze, sie zu vertilgen; aber das Volk floh auf die Burg Dathema,

  10. und schrieben an Judas und seine Brüder also:

  11. Die Heiden umher haben sich versammelt wider uns, daß sie uns alle umbringen; ihr Hauptmann ist Timotheus, und wollen unsre Burg, darein wir geflohen sind, stürmen.

  12. Darum bitten wir, du wollest uns zu Hilfe kommen und uns retten; denn unser sind wenige, denn die Feinde haben viele umgebracht,

  13. und im Lande * Tob bei tausend Mann getötet, und ihre Weiber, Kinder und Güter weggeführet.

    *Richter 11,3. 2. Samuel 10,6.

  14. Da man diesen Brief las, kamen mehr Boten aus Galiläa, die * zerrissen ihre Kleider,

    *Kapitel 2,14.

  15. und sagten kläglich, daß die Heiden aus allen Städten umher mit Macht Galiläa überzogen hätten, aus Ptolemais, Tyrus und Sidon, und daß ganz Galiläa voll Feinde wäre, Israel auszurotten.

  16. Als Judas und das Volk solches höreten, hielt man Rat, wie sie ihren Brüdern in dieser Not helfen könnten.

  17. Und Judas befahl seinem Bruder Simon, daß er sich einen besondern Haufen wählen sollte, und nach Galiläa ziehen, die Brüder da zu retten; so wollten er und sein Bruder Jonathan nach Gilead ziehen.

  18. Und machte Joseph, den Sohn des Zacharias, und Asarja zu Hauptleuten über das übrige Volk daheim, Judäa zu bewahren.

  19. Und befahl ihnen, sie sollten das Volk regieren und nicht ausziehen, die Feinde anzugreifen, bis er wiederkäme.

  20. Und Simon zog nach Galiläa mit drei tausend Mann, Judas nach Gilead mit acht tausend.

  21. Da nun Simon nach Galiläa kam, that er viel Schlachten mit den Heiden, und siegte, und jagte sie bis gen Ptolemais an das Thor,

  22. daß bei drei tausend Heiden umkamen; und Simon plünderte sie.

  23. Darnach kam er wieder zu seinen Brüdern in Galiläa und zu Arbatta, und hieß sie mit Weib und Kind mit ihm nach Judäa ziehen, und führte sie dahin mit großen Freuden.

  24. Aber Judas Makkabäus und Jonathan, sein Bruder, zogen über den Jordan in die Wüste drei Tagreisen.

  25. Da kamen zu ihnen die Nabatäer, und empfingen sie freundlich, und zeigeten ihnen an, wie es ihren Brüdern in Gilead ginge,

  26. und daß viele eingeschlossen wären in Bozra, Bosor, Alema, Chasphor, Maked und Karnaim (Karnajim), welches eitel große und feste Städte waren;

  27. daß auch viele in andern Städten in Gilead eingeschlossen wären, und die Feinde beschlossen hätten, daß sie des Morgens alsbald ihre Befestigungen überziehen und stürmen wollten.

  28. Und Judas kehrte um zurück eine Tagreise, und stürmte die Stadt Bosor, ehe sie sich's versahen, und eroberte sie, und ließ alle Mannsbilde drinnen erstechen, und plünderte und verbrannte die Stadt.

  29. Darnach zog er fort bei Nacht zu der * Burg, da seine Brüder belagert waren.

    *Vers 9.

  30. Und da er des Morgens dahin kam, sah er eine große, mächtige Menge Volks ohne Zahl da, welche Leitern und Kriegsrüstung zum Sturm trugen und den Sturm anfingen;

  31. und war in der Stadt ein kläglich Geschrei, das in den Himmel schallte.

  32. Da vermahnte Judas sein Volk, daß sie für ihre Brüder streiten wollten, sie zu retten.

  33. Und machte drei Rotten, und griff sie von hinten an, und ließ drommeten (trompeten); und das Volk schrie laut und betete zu Gott.

  34. Als aber das Heer des Timotheus sah, daß Judas hinter ihnen war, flohen sie, und wurden hart geschlagen, daß aus ihnen diesen Tag bei acht tausend tot blieben.

  35. Darnach zog Judas gen Maspha, stürmte und eroberte sie, und ließ alle Mannsbilde drinnen töten, und plünderte und verbrannte die Stadt.

  36. Darnach gewann er * Chasphor, Maked, Bosor und die andern Städte in Gilead.

    *Vers 26.

  37. Aber Timotheus brachte wiederum ein groß Heer zusammen, und lagerte sich gegen Raphon jenseit des Bachs.

    2. Makkabäer 12,20.

  38. Da schickte Judas Kundschafter hin, und ließ besehen, wie stark die Feinde wären, und wie sie lägen. Diese sagten ihm wieder, daß ihrer eine sehr große Menge wäre aus allen Heiden umher;

  39. daß sie auch Kriegsknechte aus Arabien bei sich hätten, denen sie Sold müßten geben, und daß sich das Heer jenseit des Bachs gelagert hätte, und wären gerüstet zur Schlacht. Darum zog Judas aus wider sie.

  40. Und Timotheus sprach zu seinen Hauptleuten: Wenn Judas an den Bach kommt, und so mutig ist, daß er herüberzieht, so können wir ihm nicht widerstehen, sondern er wird uns schlagen.

  41. Wenn er sich aber fürchtet, und nicht über den Bach herübergeht, so wollen wir über das Wasser, und ihn angreifen und schlagen.

  42. Da nun Judas an den Bach kam, stellte er die Amtleute an das Wasser, und gebot ihnen, sie sollten alles Volk hinübertreiben, daß sie die Feinde hülfen schlagen, und niemand sollte dahinten bleiben.

  43. Da nun also Judas und sein Heer zuerst über das Wasser kamen, flohen die Feinde, und ließen ihre Wehr fallen, und kamen in einen Tempel in der Stadt * Karnaim (Karnajim).

    *Vers 26.

  44. Aber Judas eroberte die Stadt und verbrannte den Tempel und alle, die darin waren; und Karnaim ward überwältigt, und konnte sich nicht schützen vor Judas.

  45. Darnach ließ Judas alles Volk Israel, das in Gilead war, klein und groß, Weib und Kind, zusammenkommen, * daß es mit nach Judäa zöge.

    *Vers 23.

  46. Und auf dem Wege kamen sie zu einer großen festen Stadt, Ephron, die an der Straße lag, da man durch mußte, und nicht nebenhin ziehen konnte.

  47. Nun wollten die Leute zu Ephron Judas nicht durchlassen,

  48. sondern machten sich in die Stadt, und hielten die Thore zu.

  49. Aber Judas sandte zu ihnen, sagte ihnen Frieden zu, und bat freundlich,

  50. daß man sie durchließe; denn ihnen sollte kein Schade von den Seinen geschehen; er begehrte nichts, denn allein durchzuziehen. Aber die von Ephron wollten sie nicht einlassen.

  51. Da ließ Judas ausrufen im ganzen Heer, daß das Kriegsvolk eine Ordnung machen sollte, und Sturm laufen, ein jeder Haufe an seinem Ort. Also stürmeten sie die Stadt den ganzen Tag und die ganze Nacht, und eroberten sie.

    2. Makkabäer 12,27.28.

  52. Und Judas ließ erstechen alle Mannsbilde drinnen, plünderte und zerstörte sie, und zog durch über die toten Körper hin; und kamen über den Jordan auf das Blachfeld gegenüber Bethsan.

  53. Und Judas trieb das Volk fort, das sich dahinten säumte, und tröstete sie die ganze Reise über, bis er sie ins Land Judäa brachte.

  54. Da zogen sie auf den Berg Zion mit großen Freuden, und opferten Brandopfer, daß ihnen Gott Sieg gegeben, und sie mit Frieden wieder heimgebracht hatte.

  55. Dieweil aber Judas und Jonathan in Gilead waren, und Simon, ihr Bruder, in Galiläa vor Ptolemais,

  56. höreten * Joseph, der Sohn des Zacharias, und Asarja, die Hauptleute, von ihrem Sieg und großen Thaten, und sprachen:

    *Vers 18.

  57. Wir wollen auch Ehre einlegen, und die Heiden um uns her angreifen.

  58. Und geboten ihrem Kriegsvolk, daß sie sollten auf sein, und zogen gen Jamnia.

  59. Da zog wider sie heraus Gorgias mit seinem Heer,

  60. und schlug den Joseph und Asarja in die Flucht, und jagte sie bis ins Land Juda. Und Israel verlor den Tag viel Volks, nämlich bei zwei tausend Mann,

  61. darum daß sie des Judas und seines Bruders * Befehl nicht gehorcht hatten, und sich aus eigener Vermessenheit unterstanden, einen Ruhm zu erjagen,

    *Vers 19.

  62. so sie doch nicht aus dem Geschlecht der Männer waren, denen Gott verliehen hatte, daß Israel durch sie geholfen würde.

  63. Aber Judas und seine Brüder wurden groß geachtet bei dem ganzen Israel und bei allen Heiden,

  64. und wo man sie nannte, wurden sie gepriesen.

  65. Und Judas zog aus mit seinen Brüdern * wider die Kinder Esau gegen Mittag, und eroberte Hebron und die Flecken umher, und riß ihre Mauern nieder und verbrannte ihre Türme.

    *Vers 3.

  66. Und kehrte um in der Philister Land, und zog durch Samaria.

  67. Da sind viel Priester umkommen, welche auch zu kühn waren, und die Feinde ohne Rat und Befehl angriffen.

  68. Und Judas zog gen Asdod in der Philister Land, und riß die Götzenaltäre ein, und verbrannte die Götzen, und plünderte die Städte, und kam wieder heim ins Land Juda.

Das 6. Kapitel.

Antiochus Epiphanes stirbt unter bitterer Reue. Sein Sohn bekriegt den Judas, muß aber Frieden schließen und den Juden Religionsfreiheit gestatten.

(Verse 1-16: vergleiche 2. Makkabäer 9)

  1. Da aber der König Antiochus * oben im Königreich hin- und herzog, hörte er von einer berühmten Stadt in Elymais in Persien, daß viel Gold und Silber und großer Reichtum da wäre;

    *Kapitel 3,37.

  2. und daß im Tempel groß Gut und die güldnen Kleider, Harnische und Schilde wären, die der Sohn des Philippus, Alexander, der König aus Macedonien, dahin gegeben hatte.

  3. Darum kam Antiochus vor die Stadt, sie zu erobern und zu plündern; aber die in der Stadt waren verwarnet.

  4. Darum waren sie auf, sich zu wehren. Und Antiochus konnte nichts schaffen, sondern mußte fliehen, und zog wieder ab mit großem Unmut, daß er umkehrte gen Babylon.

  5. Da kam ihm Botschaft nach Persien, daß sein Heer, das er in das Land Juda gesandt hatte, geschlagen wäre,

  6. und daß * Lysias hätte fliehen müssen, und daß die Juden in seinem Lager groß Gut und viele Waffen gewonnen, damit sie sich hernach besser gerüstet hätten, und mächtiger worden wären;

    *Kapitel 4,35.

  7. und hätten den * Greuel, den er auf den Altar zu Jerusalem gebaut hatte, + zerstört, und das Heiligtum wieder mit festen Mauern bewahret wie zuvor, dazu auch ** Bethzur befestiget.

    *Kapitel 1,57. +Kapitel 4,36-60. **Kapitel 4,61.

  8. Da Antiochus solches hörte, erschrak er sehr, und ward hoch betrübet, legte sich nieder und ward vor Leid krank, daß sein Vornehmen nicht geraten war.

  9. Und blieb lange daselbst; denn der Kummer ward je länger je größer, und machte ihn so schwach, daß er sah, daß er sterben müßte.

  10. Darum forderte er seine Freunde zu sich und sprach zu ihnen: Ich kann keinen Schlaf mehr haben vor großem Kummer und Herzeleid, das ich habe.

  11. Ach, wie hat sich's so gar mit mir umgekehret! Solange ich regiert habe, hab ich Freude und Sieg gehabt, und bin bei den Meinen auch lieb und wert gewesen.

  12. Aber nun bin ich so herzlich betrübet, und gedenke an das Übel, das ich * zu Jerusalem gethan habe, da ich alle güldne und silberne Gefäße aus dem Tempel wegführte, und ließ unschuldige Leute in Judäa töten.

    *Kapitel 1,23.25.39.

  13. Daher kommt mir jetzt alles Unglück, und muß in einem fremden Lande von dieser Traurigkeit sterben.

  14. Und er forderte einen seiner Freunde, Philippus; den verordnete er zum Hauptmann über das ganze Königreich;

  15. und gab ihm die Krone, Mantel und Ring, und befahl ihm, seinen Sohn, den jungen Antiochus, aufzuziehen, und in das Königreich einzusetzen.

  16. Darnach starb Antiochus daselbst * im hundert neun und vierzigsten Jahr.

    *Kapitel 1,11.

  17. Da nun Lysias hörte, daß der König tot war, machte er zum König den Sohn des Antiochus des Edlen, den jungen Antiochus, welches Zuchtmeister er gewesen war, und nannte ihn Eupator.

    2. Makkabäer 10,10.11.

  18. Nun thaten die Heiden, so die Burg noch innehatten, dem Volk Israel im Heiligtum viel Schaden; denn sie hatten eine gute Festung.

  19. Darum nahm Judas vor, sie zu belagern, damit er sie vertilgen möchte.

  20. Und das Volk kam zusammen * im hundert und fünfzigsten Jahr, und brachten davor allerlei Kriegsrüstung und Geschütz.

    *Kapitel 1,11.

  21. Und etliche Heiden kamen aus der Burg, daß sie zum Könige zögen, Hilfe zu suchen. Zu diesen thaten sich viel Abtrünnige aus Israel; die zogen mit ihnen zum Könige und sprachen:

  22. Warum willst du nicht strafen, und unsre Brüder rächen?

  23. Denn wir wollten deinem Vater unterthan und seinen Geboten gehorsam sein.

  24. Da fiel unser Volk von uns ab; und wo sie unser einen ergriffen, töteten sie ihn, und teileten unser Erbe unter sich;

  25. und plagten nicht allein uns, sondern trieben solches im ganzen Lande.

  26. Und jetzt belagern sie die Burg zu Jerusalem, sie zu erobern, und * haben das Heiligtum und Bethzur befestiget.

    *Kapitel 4,60.61.

  27. Wo du nicht eilen wirst, ihnen zu wehren, werden sie stärker werden, und mehr Schaden thun, und wirst sie nicht mehr bezwingen können.

  28. Da der König * solches hörte, ergrimmte er sehr, und ließ zusammenfordern seine Fürsten und Hauptleute über das Fußvolk und über die Reisigen;

    *Kapitel 3,27. 2. Makkabäer 13,9.

  29. und nahm fremde Knechte an aus andern Königreichen und aus den Inseln;

  30. und brachte zusammen hundert tausend Mann zu Fuß, zwanzig tausend zu Roß und zwei und dreißig Elefanten, zum Krieg gewöhnet.

  31. Dies Heer zog durch Idumäa; und da sie ans Land kamen, belagerten sie Bethzur, und machten davor mancherlei Kriegsrüstung zum Sturme; aber die Juden fielen heraus und verbrannten diese Werke, und stritten ritterlich.

    2. Makkabäer 13,19.

  32. Und Judas zog ab von der Burg, und kam mit dem Heer gen Bethzachara, gegen des Königes Lager.

  33. Da war der König morgens früh auf vor Tag, und führte das Heer an die Straße vor Bethzachara, und ließ die Schlachtordnung machen, und drommeten (trompeten),

  34. und den Elefanten roten Wein und Maulbeersaft vorhalten, sie anzureizen und zu erzürnen;

  35. und teileten die Elefanten in die Haufen, also daß je zu einem Elefanten tausend Mann zu Fuß in eisernen Helmen und Harnischen und fünf hundert Pferde verordnet wurden.

  36. Diese warteten also auf den Elefanten, daß sie nicht von ihm wichen, und wohin man den Elefanten wandte, da mußten sie auch hin.

  37. Und trug ein jeder Elefant einen hölzernen Turm, darin waren je zwei und dreißig Krieger und der Inder, so die Bestie regierte.

  38. Die übrige Reiterei ordnete er auf beiden Seiten, das Fußvolk zu bewahren, daß es nicht zertrennet würde.

  39. Und da die Sonne aufging, und schien auf die güldnen und ehernen Schilde, leuchtete das ganze Gebirge davon, als wäre es eitel Feuer.

  40. Und des Königs Heer zog ein Teil auf dem Gebirge, ein Teil unten im Blachfeld, in guter Ordnung und vorsichtiglich.

  41. Und wer sie hörte, der entsetzte sich vor dem grausamen Getöne und der großen Menge und Getümmel, das sie mit dem Harnisch und Eisen machten; denn es war ein sehr groß und wohlgerüstet Volk.

  42. Und Judas zog auch gegen sie in seiner Ordnung, sich zu wehren, und schlug sechs hundert tot aus des Königs Heer.

  43. Und * Eleasar Awaran merkte einen Elefanten, der war höher und besser gerüstet denn die andern, und dachte, der König wäre darauf;

    *Kapitel 2,5.

  44. und wagte sich, daß er das Volk Israel errettete, und einen ewigen Namen erlangte,

  45. lief mit großer Kühnheit hinzu, drang durch die Feinde und tötete ihrer viel auf beiden Seiten.

  46. Und machte sich unter den Elefanten, und stach ihn, daß der Elefant umfiel auf ihn, und starb, und schlug ihn auch tot.

  47. Dieweil aber die Juden sahen, daß des Königs Heer eine solche große Macht war, wichen sie von ihnen beiseits.

  48. Darum zog des Königs Heer fort gen Jerusalem, und kam nach Judäa.

  49. Aber die * auf Bethzur konnten Hungers halben nicht länger darin bleiben; denn es war das + siebente Jahr, darin man die Felder mußte feiern lassen; und sie erlangten Geleit vom Könige, daß sie sicher heraus möchten gehen.

    *Vers 31. +3. Mose 25,4.

  50. Da nahm der König Bethzur ein, und legte Kriegsvolk darein, diese Festung zu bewahren.

  51. Und zog fort gen Zion, und belagerte das Heiligtum eine lange Zeit, und richtete dagegen auf allerlei Geschütz.

  52. Es wehrte sich aber das Volk Israel im Heiligtum viel Tage, und machten auch Geschütz und Kriegsrüstung wider die Feinde.

  53. Es hatte aber auch nicht zu essen, dieweil es das siebente Jahr war; und die * fremden Juden, so aus der Heiden Ländern nach Judäa um Sicherheit willen geführt waren, hatten allen Vorrat verzehret.

    *Kapitel 5,23.45.

  54. Und es blieben sehr wenige im Heiligtum, denn der Hunger nahm überhand; darum mußten sie von einander ziehen, und sich in andere Städte teilen.

  55. Mittlerzeit vernahm Lysias, daß * Philippus, dem des Königs Vater Antiochus den jungen König und das Reich bei Leben befohlen hatte,

    *Kapitel 6,14.

  56. wiederkommen war aus Persien und Medien mit dem Kriegsvolk, das der König dahin geführt hatte, und daß sich Philippus des Regiments unterstund.

  57. Darum eilte er, wegzuziehen aus Judäa wieder ins Königreich, und sprach zum Könige und zu den Hauptleuten: Wir leiden hie Not, und haben nichts zu essen, und verlieren viel Leute, und dieser Ort ist sehr fest, so wir doch daheim nötigere Sachen zu thun haben, Frieden im Königreich zu erhalten.

  58. Laßt uns Frieden mit diesem Volk machen

  59. und zulassen, daß sie ihr Gesetz halten wie zuvor; denn sie zürnen und streiten allein darum, daß wir ihnen ihr Gesetz abthun wollen.

  60. Diese Meinung gefiel dem König und den Fürsten wohl. Und der König schickte zu ihnen, einen * Frieden mit ihnen aufzurichten; und sie nahmen es an.

    *2. Makkabäer 13,23.

  61. Und da der König und die Fürsten schwuren, kamen sie aus ihrer Festung heraus, und der König zog hinein auf den Berg Zion.

  62. Da er aber sah, daß der Ort so fest war, hielt er seinen Eid nicht, sondern gebot, die Mauer umher wieder einzureißen.

  63. Darnach zog er eilend weg gen Antiochien. Da vernahm er, daß sich Philippus aufgeworfen hatte zum Herrn der Stadt. Mit dem stritt er, und eroberte die Stadt wiederum.

Das 7. Kapitel.

Veränderungen im syrischen Reich. Alcimus wird Hoherpriester. Sieg des Judas über Nikanor.

(Vergleiche 2. Makkabäer 14; 15.)

  1. Im * hundert und ein und fünfzigsten Jahr ging Demetrius, des Seleukus Sohn, von Rom weg, und kam in eine Stadt am Meer mit wenig Männern, und regierte da als ein König.

    *Kapitel 1,11.

  2. Und da er in die Hauptstadt Antiochien kam, fing das Kriegsvolk Antiochus und Lysias, dieselben dem Demetrius zu überantworten.

  3. Da aber solches Demetrius angezeigt ward, gebot er, man sollte sie nicht vor seine Augen kommen lassen.

  4. Darum tötete sie das Kriegsvolk. Da nun Demetrius das Reich innehatte,

  5. kamen zu ihm viel gottlose und abtrünnige Leute aus Israel; und war der vornehmste unter ihnen Alcimus, der wäre gerne Hoherpriester worden.

  6. Diese verklagten Judas und ihr eigen Volk und sprachen: Judas und seine Brüder haben alle, so dir wollten gehorsam sein, umgebracht, und uns aus unserm Lande verjaget.

    Kapitel 6,21.

  7. Darum sende jemand dahin, dem du vertrauest, daß er sehe, wie sie uns und des Königs Land verderbet haben, und laß sie und allen ihren Anhang strafen.

  8. Darum erwählte der König Bacchides, seinen Freund, der Hauptmann war über das Land jenseit des Euphrats und gewaltig im Reich, und dem der König viel vertraute.

  9. Und schickte mit ihm den abtrünnigen Alcimus, den er zum Hohenpriester gemacht hatte, und befahl ihm, das Volk Israel zu strafen.

  10. Und sie zogen ins Land Juda mit einem großen Heer, und schickten Botschafter zu Judas und seinen Brüdern, vom Frieden zu handeln; und stelleten sich, als wollten sie Frieden mit ihnen halten.

  11. Aber es war eitel Betrug. Darum glaubte ihnen Judas nicht; denn er sah, daß sie wohl gerüstet waren, und ein groß Heer mit sich führeten.

  12. Aber viel Schriftgelehrte kamen zu Alcimus und Bacchides, und viele von den Frommen in Israel;

  13. die versahen sich Gutes zu Alcimus, und begehreten Frieden

  14. und sprachen: Ein Priester aus dem Geschlechte Aaron ist mit dem Heere kommen; er wird uns keine Untreue beweisen.

  15. Und Alcimus sagte ihnen Frieden zu, und that einen Eid und sprach: Wir wollen euch und euren Freunden kein Leid thun.

  16. Da sie ihm also glaubten, ließ er sechzig aus ihnen fahen (fangen), und tötete sie alle auf Einen Tag, wie die Schrift spricht:

  17. „Das Fleisch deiner Heiligen haben sie den Tieren gegeben; sie haben Blut vergossen um Jerusalem umher wie Wasser; und war niemand, der sie begrub.“

    Psalm 79,2.3.

  18. Darum kam eine sehr große Furcht und Schrecken in das Volk, welches klagte, daß weder Glaube noch Treue in Alcimus wäre; denn er hielt seinen Eid nicht.

  19. Und Bacchides zog weg von Jerusalem, und belagerte Bethzeth, und sandte aus, und ließ viele fahen (fangen), so zuvor sich an ihn ergeben, und von wegen der Untreue wieder von ihm flohen, und ließ ihrer viele töten, die warf er in eine große Grube.

  20. Darnach befahl Bacchides das Land Alcimus, und ließ Kriegsvolk bei ihm, und er zog wieder zum König.

  21. Und Alcimus unterstund sich, mit Gewalt Hoherpriester zu werden.

  22. Und hängte an sich alle Abtrünnigen in Israel, und brachte das Land Juda mit Gewalt unter sich, und plagte das Volk Israel sehr hart.

  23. Da nun Judas sah, daß Alcimus und die Abtrünnigen aus Israel viel größern Schaden in Israel thaten denn die Heiden,

  24. zog er abermal umher durch das ganze Land Juda, und strafte die Abtrünnigen, und wehrete ihnen, daß sie nicht mehr also im Lande hin- und herziehen durften.

  25. Da aber Alcimus sah, daß Judas und sein Volk wieder gewaltig war, und daß er ihnen nicht widerstehen konnte, zog er wieder zum König, und verklagte sie hart.

  26. Darum sandte der König einen großen Fürsten, Nikanor, dahin, der dem Volk Israel sehr gram war, und gebot ihm, das Volk Israel ganz zu vertilgen.

  27. Und Nikanor zog mit einem großen Heer gen Jerusalem, und schickte Boten zu Judas und seinen Brüdern betrüglich, die sich stellen sollten, als wollte er Frieden mit ihnen halten, und sprechen:

  28. Wir wollen Frieden mit einander halten, ich und ihr, und will mit wenig Volk kommen friedlich, daß ich dich anspreche.

  29. Also kam Nikanor zu Judas, und sie empfingen und sprachen einander friedlich an; aber es war bestellet, daß man den Judas da fahen (fangen) sollte.

  30. Dies ward Judas verkundschaftet, daß Nikanor darum zu ihm kommen wäre, ihn mit diesem Betrug zu fahen (fangen); darum hütete er sich vor ihm, und wollte nicht mehr zu ihm kommen.

  31. Und da Nikanor merkte, daß sein Vornehmen war offenbar worden, zog er wider Judas, und that eine Schlacht mit ihm bei Kaphar Salama.

  32. Da verlor Nikanor bei fünf tausend Mann, und sein Heer mußte fliehen auf Davids Burg.

  33. Darnach kam Nikanor auch zum Heiligtum auf den Berg Zion. Und die Priester und die Ältesten gingen heraus, ihn friedlich zu empfahen (empfangen), und ihm zu zeigen, daß sie für den König große Opfer thäten.

  34. Aber Nikanor verspottete und verlachte sie, und that ihnen Schimpf an und lästerte,

  35. und schwur einen Eid und sprach: Werdet ihr mir Judas und sein Heer nicht überantworten in meine Hand, so will ich dieses Haus verbrennen, sobald ich glücklich wiederum herkomme; und zog weg mit großem Grimme.

  36. Aber die Priester gingen hinein, und traten vor den Altar im Tempel, und weineten und sprachen:

  37. Ach, Herr, dieweil du dieses Haus erwählet hast, daß man dich da anrufen und zu dir beten soll,

  38. so bitten wir, du wollest an diesem Nikanor und seinem Heer Rache üben und daran gedenken, daß sie dein Heiligtum und dich gelästert haben, und wollest sie aus dem Lande verjagen und vertilgen.

  39. Und Nikanor zog von Jerusalem weg, und lagerte sich bei Beth-Horon. Da kam noch ein Heer aus Syrien zu ihm, ihm zu helfen.

  40. Aber Judas lagerte sich bei Adasa mit drei tausend Mann, und betete zu Gott, und sprach also:

  41. Herr, Gott, da dich die Boten des Königes Sanherib lästerten, * schicktest du einen Engel, der schlug tot hundert und fünf und achtzig tausend Mann.

    *Jesaja 37,36.

  42. Also schlag diese unsre Feinde heute vor unsern Augen, und richte diesen Nikanor nach seiner großen Missethat, daß die andern Leute erkennen, daß du ihn darum gestraft hast, daß er dein Heiligtum gelästert hat.

  43. Und am dreizehnten Tag des Monats Adar thaten sie eine Schlacht mit einander, und Nikanor kam zum allerersten um.

  44. Und da sein Heer solches sah, warfen sie die Waffen von sich und flohen.

  45. Aber Judas jagte ihnen nach eine Tagreise, von Adasa bis gen Gazera, und * ließ hinter ihnen her die Halldrommeten (Halltrompeten) blasen,

    *Kapitel 4,13.

  46. daß das Volk aus allen Flecken umher auf dem Lande heraus zu ihm liefe, und hülfe die Feinde schlagen; und kamen zu Judas, und hielten sich wieder zu ihm. Also ward das Heer Nikanors geschlagen, und kam niemand davon.

  47. Und Judas plünderte sie, und führte den Raub mit sich weg. Dem Nikanor aber ließ er den Kopf abhauen und die rechte Hand, die er zum Eid ausgereckt hatte, da er lästerte, und dem Heiligtum dräute (drohte); und ließ beide, Kopf und Hand, mitführen, und zu Jerusalem aufhängen.

  48. Da ward das Volk wieder sehr fröhlich, und feierten diesen Tag mit großen Freuden.

  49. Und verordneten, daß man jährlich diesen Tag, nämlich den dreizehnten Tag des Monats Adar, feiern sollte.

  50. Also ward wieder Friede im Lande Juda eine kleine Zeit.

Das 8. Kapitel.

Judas schließt ein Bündnis mit den Römern.

  1. Es hörte aber Judas von den Römern, daß sie sehr mächtig wären, und fremde Völker gerne in Schutz nähmen, die Hilfe bei ihnen suchten, und daß sie Treue und Glauben hielten.

  2. Denn er hörte, wie ehrliche Thaten sie gethan wider die Gallier, welche sie bezwungen, und unter sich gebracht hatten;

  3. auch welche große Kriege sie in Hispanien geführt hatten, und die Bergwerke erobert, da man Gold und Silber gräbt, und daß sie viel Länder fern von Rom mit großer Vernunft und Ernst gewonnen hätten und erhielten;

  4. daß sie auch viel gewaltige Könige, die ihnen in ihr Land mit Macht gezogen sind, geschlagen und verjagt hätten und ihre Königreiche unter sich gebracht;

  5. und daß sie neulich den König von Chittim, Philippus, und hernach seinen Sohn Perseus überwunden hätten;

  6. auch von dem großen Antiochus, dem König in Asien, der wider die Römer gezogen war mit hundert und zwanzig Elefanten, mit Reitern und Wagen und sehr vielem Volk; aber die Römer hatten sein Heer geschlagen,

  7. und ihn gezwungen, daß er um Frieden bitten mußte; und haben ihm und seinen Erben nach ihm eine große Schatzung aufgelegt, die sie jährlich den Römern geben mußten; * dazu mußte er den Römern Geiseln schicken.

    *Kapitel 1,11.

  8. Sie nahmen ihm auch Jonien (Ionien), Asien und Lydien und andre der edelsten Länder, und gaben sie dem Könige Eumenes.

  9. Es setzten sich auch die Griechen mit großer Macht wider sie.

  10. Aber sie schickten einen Feldhauptmann wider die Griechen; der schlug sie, und nahm das Land ein, und ließ in den Städten die Mauern niederreißen, daß sie mußten Frieden halten und gehorsam sein.

  11. Solchen Ernst zeigeten sie gegen alle ihre Feinde, daß sie alle diejenigen bezwangen, die sich wider sie setzten.

  12. Aber mit den Freunden und Bundesgenossen hielten sie guten Frieden, und * hielten Glauben, und waren mächtig und gefürchtet in allen Landen.

    *Vers 1.

  13. Wem sie halfen, der ward geschützt und erhalten bei seinem Königreich; welchen sie aber strafen wollten, der ward von Land und Leuten verjaget; und wurden sehr mächtig.

  14. Und war solche Tugend bei ihnen, daß sich keiner zum Könige machte; es war auch kein König da,

  15. sondern der Rat, das waren drei hundert und zwanzig Mann, die regierten wohl.

  16. Und jährlich wählte man einen Hauptmann, der in allen ihren Landen zu gebieten hatte; dem mußten sie alle gehorsam sein. Und war keine Hoffart, Neid noch Zwietracht bei ihnen.

  17. Und Judas wählte Eupolemus, den Sohn des Johannes, des Sohns des Akkos, und Jason, Eleasars Sohn, und sandte sie gen Rom, mit den Römern Freundschaft und einen Bund zu machen,

  18. daß sie ihnen hülfen, daß Israel nicht unterdrückt würde von dem Königreich der Griechen.

  19. Diese zogen gen Rom einen weiten Weg, und kamen vor den Rat, und sprachen also:

  20. Judas Makkabäus und seine Brüder und das jüdische Volk haben uns zu euch gesandt, einen Frieden und Bund mit euch zu machen, daß ihr uns in Schutz nehmen wollt als Freunde und Bundesgenossen.

  21. Das gefiel den Römern;

  22. und ließen den Bund auf eherne Tafeln schreiben, und schickten die Abschrift gen Jerusalem zu einem Gedächtnis des aufgerichteten Friedens und Bundes. Und lautete also:

  23. Mögen die Römer und die Juden Glück und Frieden haben zu Land und zu Wasser, und behütet bleiben vor Krieg und Feinden ewiglich!

  24. Wo aber die Römer Krieg haben würden zu Rom oder in ihren Landen und Gebieten,

  25. so sollen die Juden den Römern getreulich Hilfe thun, darnach es die Not fordert;

  26. und sollen der Römer Feinden nicht Speise, Waffen, Geld, Schiffe und andre Dinge zuschicken. Dieses fordern die Römer von den Juden; und sollen die Juden solche Stücke treulich halten ohne allen Betrug.

  27. Dagegen auch, so die Juden Krieg haben würden, sollen ihnen die Römer getreulich helfen, darnach es die Not fordert;

  28. und sollen der Juden Feinden nicht Speise, Waffen, Geld, Schiffe oder andre Dinge zuschicken. Das sagen die Römer zu, und wollen solchen Bund * treulich und ohne Betrug halten.

    *Vers 1,12.

  29. Also ist der Bund zwischen den Römern und den Juden aufgerichtet.

  30. So aber hernach dieser oder jener Teil bedächten, mehr Stücke dazuzusetzen, oder etwas davonzuthun, so sollen beide Teile darüber sich vertragen. Und was sie dazusetzen, oder davonthun werden, soll alles stät und fest gehalten werden.

  31. Daß auch der König Demetrius an den Juden Gewalt übet, davon haben wir ihm geschrieben also: Warum plagest du unsre Freunde und Bundesgenossen?

  32. Wo sie weiter über dich klagen werden, so müssen wir sie schützen, und wollen dich zu Land und Wasser angreifen.

Das 9. Kapitel.

Judas fällt im Treffen gegen die Syrer. Sein Bruder Jonathan tritt an seine Stelle. Alcimus stirbt. Vergeblicher Zug des Bacchides.

  1. Mittlerzeit, da Demetrius vernahm, daß * Nikanor mit seinem Heer geschlagen und umkommen war, sandte er wiederum nach Judäa diese zween, + Bacchides und Alcimus, und mit ihnen den Teil seines Kriegsvolks, der auf der rechten Seite stund.

    *Kapitel 7,43. +Kapitel 7,5.8.

  2. Diese zogen gegen Galgala, und belagerten und eroberten Masloth in Arbela, und töteten da viel Leute.

  3. Darnach im * hundert und zwei und fünfzigsten Jahr, im ersten Monat, zogen sie gen Jerusalem,

    *Kapitel 1,11.

  4. und von dannen gen Berea mit zwanzig tausend Mann zu Fuß und zwei tausend zu Roß.

  5. Und Judas lagerte sich bei * Laisa mit drei tausend auserlesenen Leuten.

    *Jesaja 10,30.

  6. Da aber sein Volk sah, daß die Feinde eine solche große Macht hatten, erschraken sie und flohen davon, daß nicht mehr bei Judas blieben denn acht hundert Mann.

  7. Da Judas sah, daß sein Heer nicht bei einander blieb, und doch die Feinde auf ihn drangen, ward ihm bang. Und da er sah, daß er nicht Raum hatte, sein Volk wieder zusammenzubringen,

  8. sprach er in dieser Angst zu den übrigen: Auf, und laßt uns versuchen, ob wir die Feinde angreifen und schlagen möchten!

  9. Aber sie wollten nicht, und wehreten ihm und sprachen: Es ist nicht möglich, daß wir etwas schaffen; sondern laßt uns auf diesmal weichen, und wieder abziehen, und unsre Brüder, die von uns gelaufen sind, wieder zusammenbringen; dann wollen wir wiederum an die Feinde ziehen und sie angreifen; jetzt sind unser viel zu wenig.

  10. Aber Judas sprach: Das sei ferne, daß wir fliehen sollten! Ist unsre Zeit kommen, so wollen wir ritterlich sterben um unsrer Brüder willen, und unsre Ehre nicht lassen zu Schanden werden.

  11. Und die Feinde waren auf und machten ihre Ordnung also: Im Vorzug waren die Schleuderer und Bogenschützen, und die besten Krieger stunden vorn an der Spitze. Die Reiterei war geteilet in zween Haufen, auf jede Seite einen.

  12. Der Hauptmann Bacchides war auf der rechten Seite. Mit dieser Ordnung zogen sie daher mit großem Geschrei und Drommeten (Trompeten).

  13. Da * ließ Judas auch drommeten (trompeten), und zog an sie, und that eine Schlacht von Morgen an bis auf den Abend, daß die Erde bebte von dem großen Getümmel.

    *Kapitel 4,13.

  14. Da nun Judas sah, daß auf der rechten Seite Bacchides selbst samt der großen Macht war, da griff er daselbst an, er und die andern, die ihr Leben wageten, und erschreckten sie,

  15. und schlugen denselbigen Haufen auf der rechten Seite in die Flucht, und jageten ihnen nach bis an den Berg bei Asdod.

  16. Da aber die auf der linken Seite solches sahen, daß Judas jenen nachjagte, eileten sie dem Judas auch nach.

  17. Da mußte sich Judas gegen diese kehren, und wehrte sich lang. Und geschah da eine harte Schlacht, daß viele verwundet wurden und umkamen auf beiden Seiten,

  18. bis Judas auch zuletzt umkam. Da flohen die übrigen.

  19. Und Jonathan und Simon nahmen den Leichnam ihres Bruders Judas, und begruben ihn in seiner Väter Grabe in Modin.

  20. Und alles Volk Israel trauerte um Judas lange Zeit, und klagte ihn sehr und sprachen:

  21. Ach, daß der Held umkommen ist, der Israel geschützet und errettet hat!

  22. Dies ist die Geschichte von Judas. Er hat aber sonst noch viel mehr großer Thaten gethan, welche um der Menge willen nicht alle beschrieben sind.

  23. Nach dem Tod des Judas wurden die gottlosen und abtrünnigen Leute wieder gewaltig im ganzen Land Israel.

  24. Und zu dieser Zeit war großer Hunger im Lande, daß sich alles Volk dem Bacchides ergab.

  25. Da erwählete Bacchides gottlose Männer, die machte er zu Amtleuten.

  26. Und ließ allenthalben des Judas Anhang und Freunde suchen, und vor sich bringen, daß er sich an ihnen rächte, und seinen Mutwillen an ihnen übete.

  27. Und war in Israel solche Trübsal und Jammer, desgleichen nicht gewesen ist, seit daß man keine Propheten gehabt hat.

  28. Darum kam des Judas Anhang zusammen, und sprachen zu Jonathan:

  29. Nach deines Bruders Judas Tod haben wir niemand mehr seinesgleichen, der uns schütze wider unsre Feinde und Bacchides, die uns verfolgen.

  30. Darum wählen wir dich an seine Statt zum Fürsten und Hauptmann, diesen Krieg zu führen.

  31. Also ward Jonathan ihr Fürst, und regierte an seines Bruders Statt.

  32. Da solches Bacchides inneward, ließ er ihn suchen, daß er ihn umbrächte.

  33. Als aber Jonathan und Simon, sein Bruder, solches merkten, flohen sie und alle, so bei ihnen waren, in * die Wüste Thekoa, und schlugen ein Lager am Wasser Asphar.

    *2. Chronik 20,20.

  34. Solches vernahm Bacchides am Sabbath, und machte sich auf, und zog wider sie über den Jordan.

  35. Nun hatte Jonathan seinen Bruder Johannes, einen Hauptmann, zu seinen Freunden, den * Nabatäern, gesandt, sie zu bitten, daß sie ihre Habe und Güter zu sich nehmen und bewahren wollten.

    *Kapitel 5,25.

  36. Aber die Kinder Jambri zogen aus Medeba, und überfielen den Johannes, und fingen ihn, und nahmen alles, das er mit sich führte, und brachten's in ihre Stadt.

  37. Darnach ward Jonathan und Simon, seinem Bruder, verkundschaftet, daß die Kinder Jambri eine große Hochzeit anrichteten, und würden die Braut holen von Nadabath mit großer Pracht; denn sie war eines Fürsten Tochter aus Kanaan.

  38. Nun gedachten Jonathan und Simon, daß diese ihren Bruder Johannes getötet hatten; darum zogen sie hinauf, und versteckten sich neben den Berg, und lauerten auf die Kinder Jambri.

  39. Da nun der Bräutigam daherzog mit seinen Freunden und mit viel Volks und Gütern, mit Pauken und Pfeifen und köstlichem Schmuck,

  40. da fielen Jonathan und Simon aus dem Gebirg heraus, und griffen sie an, und schlugen viele tot, daß die übrigen ins Gebirg entrinnen mußten, und raubten alle ihre Güter.

  41. Da ward aus der Hochzeit ein Herzeleid, und aus dem Pfeifen ward ein Heulen.

  42. Also rächeten diese den Mord, an ihrem Bruder begangen, und kehreten wieder um, und zogen an den Jordan.

  43. Nun kam Bacchides auch an den Jordan mit einem großen Heer am Sabbath.

  44. Da sprach Jonathan zu seinem Volk: Auf, und rüstet euch zur Schlacht! Denn jetzt könnt ihr nicht still hie liegen wie zuvor.

  45. Denn die Feinde sind da, und wir müssen uns wehren, dieweil wir doch nicht entrinnen können. Denn wir haben Feinde vor uns und hinter uns; so ist der Jordan auf einer Seite, auf der andern sind Lachen und Gebirg.

  46. Darum sollt ihr schreien gen Himmel, daß ihr von den Feinden errettet werdet.

  47. Und sie griffen an, und Jonathan schlug nach Bacchides; aber Bacchides wich zurück.

  48. Da sprang Jonathan und sein Volk in den Jordan, und kamen über das Wasser; und des Bacchides Volk war nicht so kühn, daß sie sich ins Wasser begeben hätten.

  49. Und sind auf diesen Tag umkommen aus dem Heer des Bacchides tausend Mann.

  50. Darum zog Bacchides wieder ab, und kam gen Jerusalem, und fing an, die Städte im Lande zu befestigen. Er ließ Thore und hohe Mauern bauen um Jericho, Emmaus, Beth-Horon, Beth-El (Bethel), * Thimnath (Timna), Pharaton, Tephon;

    *Richter 14,1.

  51. und legte Kriegsvolk darein zur Besatzung, die Israel sollten plagen.

  52. Desgleichen ließ er befestigen Bethzur, Gazara und die Burg zu Jerusalem, und legte auch Kriegsvolk darein, und versorgte sie mit Speise.

  53. Und nahm der vornehmsten Leute Kinder zu Geiseln, und behielt sie auf der Burg zu Jerusalem.

  54. Im * hundert und drei und fünfzigsten Jahr, im zweiten Monat, gebot Alcimus, die Mauer des inneren Vorhofs am Tempel, welche die heiligen + Propheten hatten bauen lassen, einzureißen.

    *Kapitel 1,11. +Esra 6,14.

  55. Und da man solches anfing, strafte Gott den Alcimus, daß das angefangne Werk wieder verhindert ward; denn der Schlag rührte ihn, daß er nicht mehr reden konnte, oder etwas ordnen und schaffen von seinen Sachen;

  56. und starb also mit großen Schmerzen.

  57. Da aber Bacchides sah, daß Alcimus tot war, zog er wieder weg zum Könige. Da ward Friede und Ruhe im Lande zwei Jahre.

  58. Aber die Abtrünnigen im Lande hielten Rat und sprachen: Jonathan und sein Anhang sitzen still, und haben Frieden, und sind sicher. Laßt und Bacchides wieder fordern, der könnte sie jetzt in Einer Nacht alle fahen (fangen).

  59. Also zogen sie zu Bacchides, und sagten ihm ihren Rat.

  60. Da machte sich Bacchides auf mit einem großen Heer, und schickte Briefe heimlich zu seinem Anhang im Lande Juda, daß sie Jonathan und alle, so bei ihm waren, fahen (fangen) sollten. Aber dieser Anschlag ward Jonathan verkundschaftet; darum schafften sie nichts,

  61. sondern Jonathan fing bei fünfzig, die Vornehmsten des abtrünnigen und gottlosen Haufens, und ließ sie töten.

  62. Darnach wichen Jonathan und Simon und ihr Volk in die Wüste, in einen zerstöreten Flecken, Bethbasi; den baute er wiederum, und machte ihn fest.

  63. Da nun Bacchides solches vernahm, war er auf mit seinem ganzen Heer, und ließ die Juden auch aufbieten;

  64. und zog vor Bethbasi, und belagerte es lange, und stürmte, und machte Geschütz und Kriegsrüstung davor.

  65. Aber Jonathan befahl die Stadt seinem Bruder Simon, und er zog mit einem Haufen heraus;

  66. und schlug Odoarres und desselbigen Brüder und die Kinder Phaserons in ihren Hütten. Dieweil es ihm aber also glückte, liefen mehr Leute zu ihm, daß er stärker ward.

  67. Mittlerzeit fiel Simon auch aus der Stadt in der Feinde Lager, und verbrannte die Kriegsrüstung,

  68. und schlug den Bacchides in die Flucht. Und Bacchides härmte sich sehr, daß sein Anschlag und Zug vergeblich war;

  69. und ergrimmte sehr über die abtrünnigen Juden, die ihm geraten hatten, wieder in das Land zu kommen, und ließ ihrer viel töten; und rüstete sich, wieder weg in sein Land zu ziehen.

  70. Da Jonathan solches vernahm, schickte er Boten zu ihm, einen Frieden mit ihm zu machen, und bat ihn, daß er den Raub und die Gefangnen wieder ledig geben wollte.

  71. Das bewilligte Bacchides gern, und that solches, wie Jonathan begehrte, und schwur ihm einen Eid, daß er ihm sein Leben lang kein Leid mehr thun wollte.

  72. Und gab ihm den Raub und die Gefangenen aus Juda wieder ledig, und kehrte um, und zog in sein Land, und kam nicht wieder in das Land Juda.

  73. Also ward wieder Friede in Israel. Und Jonathan wohnte zu Michmas, und regierte da über das Volk, und vertilgte die Abtrünnigen aus Israel.

Das 10. Kapitel.

Alexander und Demetrius, welche um die Krone Syriens streiten, suchen Jonathans Freundschaft. Jonathan hält es mit Alexander und wird Hoherpriester und Landpfleger.

  1. Im * hundert und sechzigsten Jahr kam Alexander, Antiochus des Edlen Sohn, und nahm die Stadt Ptolemais ein und regierte da.

    *Kapitel 1,11.

  2. Da aber Demetrius solches vernahm, brachte er ein groß Heer zusammen, und zog wider Alexander, ihn zu verjagen.

  3. Darum schrieb Demetrius an den Jonathan, und sagte ihm zu, er wollte Frieden mit ihm halten, und wollte ihm alles Gute thun.

  4. Denn er dachte: Es ist besser, daß ich ihn zuvor an mich bringe, ehe denn er sich zu Alexander schlage wider mich;

  5. darum daß ich seinen Bruder umgebracht, dazu ihm und seinem Volk viel Leids gethan habe.

  6. Und Demetrius schrieb an Jonathan, und erlaubte ihm Kriegsvolk anzunehmen und zu halten, und Kriegsrüstung zu machen, und daß er sein Bundesgenoß sein sollte; und befahl, daß man die * Geiseln auf der Burg dem Jonathan wieder ledig geben sollte.

    *Kapitel 9,53.

  7. Darum kam Jonathan gen Jerusalem, und ließ diese Briefe vor allem Volk und vor denen in der Burg lesen.

  8. Da sie nun höreten, daß ihm der König erlaubte, Kriegsvolk anzunehmen, und Kriegsrüstung zu machen, und daß ihn der König als einen Bundesgenossen hielt, fürchteten sie sich sehr vor ihm,

  9. und gaben ihm die Geiseln ledig; und Jonathan gab sie ihren Eltern wieder.

  10. Also fing Jonathan an, zu Jerusalem zu wohnen, und die Stadt wieder zu bauen und zu bessern,

  11. und ließ die Mauern wieder aufrichten, und den Berg Zion wieder befestigen mit guten starken Mauern von eitel Werkstücken.

  12. Also ward Jerusalem wiederum fest gebauet.

  13. Und die Heiden in den Flecken, die Bacchides hatte lassen festmachen, flohen davon weg in ihr Land.

  14. Allein Bethzur behielten sie inne; und dahin liefen die Abtrünnigen, denn daselbst hatten sie ihren Aufenthalt.

  15. Da nun Alexander vernahm, daß Demetrius bei Jonathan Freundschaft suchte, und hörte die löblichen Thaten, die Jonathan und seine Brüder gethan hatten, sprach er:

  16. Des Mannes gleichen findet man nicht; darum wollen wir ihm schreiben, daß er unser Freund und Bundesgenoß werde.

  17. Und schrieb ihm also:

  18. Der König Alexander entbietet seinem Bruder Jonathan seinen Gruß.

  19. Wir hören dich preisen für einen trefflichen Mann und wert, daß du unser Freund seiest.

  20. Darum setzen wir dich zum Hohenpriester über dein Volk, und sollst des Königs Freund heißen; und schicken dir hiemit einen Purpur und güldne Krone. Darum wollest du dich treulich zu uns halten, und unser Freund bleiben.

  21. Also zog Jonathan an das priesterliche Kleid im * hundert und sechzigsten Jahr im siebenten Monat, am Lauberhüttenfest; und brachte ein Heer zusammen, und ließ viel Kriegsrüstung machen.

    *Kapitel 1,11.

  22. Da aber Demetrius solches vernahm, ward er sehr betrübet,

  23. daß Alexander die Juden von ihm abwandte zu sich, und dadurch stärker ward; und bedachte,

  24. er wollte ihnen auch freundlich schreiben, und Ehre und Gut verheißen, daß sie ihm Hilfe zusagten.

  25. Und schrieb ihnen also: Der König Demetrius entbietet den Juden seinen Gruß.

  26. Wir haben gern gehört, und ist uns eine große Freude, daß ihr nicht von uns abfallet zu unsern Feinden, sondern haltet mit allen Treuen an uns.

  27. Darum bitten wir, ihr wollt also forthin treulich an mir halten, und euch nicht von mir wenden lassen.

  28. Diese eure Treue wollen wir vergelten, und euch viel Bürden erlassen, und mehr Freiheit geben und Gnaden thun.

  29. Und erlasse jetzt allen Juden den Schoß, den Zins vom Salz, die Kronsteuer, den dritten Scheffel vom Getreide, die Hälfte, die mir vom Obst gebührt.

  30. Von diesen Bürden soll nun forthin das Land Juda und die drei Vogteien, so dazu gehören in den Landen Samaria und Galiläa, gefreiet sein allezeit.

  31. Und Jerusalem soll heilig und frei sein von allen Bürden, Schoß und Zehent.

  32. Ich will auch die Burg zu Jerusalem wiederum räumen lassen, und dem Hohenpriester übergeben, daß er sie einnehme, und Leute darauf lege, wen er will, sie zu bewahren.

  33. Und alle gefangene Juden in meinem Königreich sollen freigelassen werden ohne Lösegeld, und sollen sie und ihr Vieh vom Schoß gefreiet sein.

  34. Auch sollen sie Freiheit haben in alle meinem Königreich, ihre Sabbathe, Neumonde und andre bestimmte Feste zu halten;

  35. und drei Tage vor und nach dem Fest von jedermann unverhindert sein an ihrem Gottesdienst, und soll auch sonst niemand sie beschweren.

  36. Und man soll dreißig tausend Mann in Judäa wählen; denen will ich Sold geben, wie meinem andern Kriegsvolk, und sie sollen in die großen Festungen des Königs verordnet werden.

  37. Und aus ihnen sollen gewählet werden etliche, die der König in seinen höchsten Händeln als vertrauete Räte gebrauchen wird. Die Juden sollen auch nicht fremde, sondern eigene Hauptleute haben, aus ihnen gewählet, daß sie ihre Gesetze halten mögen wie im Lande Juda.

  38. Und die drei Vogteien im Lande Samaria und Galiläa, so zu Judäa gehören, sollen niemand unterthan sein denn allein dem Hohenpriester, daß man wisse, daß er allein Herr darüber sei.

  39. Die Stadt Ptolemais und die Landschaft, so dazu gehört, gebe ich dem Tempel zu Jerusalem zu den Kosten, die auf das Opfer gehen.

  40. Ich will auch jährlich fünfzehn tausend Lot Silbers von meinem eignen Einkommen geben aus den bequemsten Orten.

  41. Und was von * alters her meine Amtleute schuldig gewesen, zum Tempel zu geben, das soll forthin gereicht werden.

    *Esra 6,9; 7,20.

  42. Und auch die fünf tausend Lot Silbers, welche sie von des Tempels jährlichem Einkommen entwendet haben, sollen den Priestern wiederum zufallen.

  43. Es soll der Tempel auch diese Freiheit haben: Wer in meinem ganzen Königreich eine Strafe verwirkt hat, und fliehet in den Tempel oder dessen Zugehör, der soll da sicher sein mit Leib und mit Gut.

  44. Zum Bau und Besserung des Tempels und der Mauern und Türme zu Jerusalem

  45. und sonst im Lande will der König die Kosten auch legen von seinem eignen Einkommen.

  46. Da man aber diesen Brief Jonathan und dem Volk las, wollten sie ihm nicht trauen, und nahmen's nicht an; denn sie wußten wohl, welche Untreue und grausame Tyrannei er zuvor gegen Israel geübt hatte;

  47. und beschlossen, dem Alexander Hilfe zu thun, der zuvor Freundschaft bei ihnen gesucht hatte, und Frieden zugesagt; diesem thaten sie Hilfe sein Leben lang.

  48. Da nun Alexander und Demetrius wider einander zogen,

  49. und einander angriffen, da floh des Demetrius Heer, und Alexander eilte ihm nach;

  50. und thaten eine grausame Schlacht vom Morgen an bis an den Abend; und Demetrius ward denselben Tag erschlagen.

  51. Darnach sandte Alexander Boten zu Ptolemäus, dem Könige in Ägypten, mit dieser Werbung:

  52. Nachdem ich wieder in mein Reich kommen bin, und sitze auf dem königlichen Thron, und habe das Regiment wieder an mich gebracht, und habe Demetrius zunichte gemacht, und mein Erbland wieder erobert,

  53. begehre ich Freundschaft mit dir zu machen, und bitte dich, du wollest mir deine Tochter zur Ehe geben;

  54. so will ich mich gegen dich als dein Eidam halten, und dir und ihr Geschenke geben, die dein würdig sind.

  55. Darauf antwortete Ptolemäus, und wünschte dem Alexander Glück, daß er wieder in sein Vaterland kommen war, und sein Königreich erobert;

  56. und sagte ihm zu, das zu thun, wie er begehrt hatte; und begehrte, er wollte zu ihm gen Ptolemais kommen, da wollten sie einander selbst ansprechen, und die Heirat vollziehen.

  57. Im * hundert und zwei und sechzigsten Jahr zog Ptolemäus mit seiner Tochter Kleopatra aus Ägypten, und kamen gen Ptolemais.

    *Kapitel 1,11.

  58. Dahin kam auch der König Alexander. Und Kleopatra ward dem Alexander vermählet, und die Hochzeit ward mit großer königlicher Pracht gehalten.

  59. Und der König Alexander schrieb Jonathan, und forderte ihn zu sich.

  60. Da kam Jonathan mit großer Herrlichkeit gen Ptolemais zu beiden Königen, und schenkte ihnen und ihren Freunden köstliche Gaben von Gold und Silber, und fand Gnade bei ihnen.

  61. Und etliche Abtrünnige aus Israel kamen dahin, den Jonathan zu verklagen; aber der König wollte sie nicht hören,

  62. sondern befahl, daß Jonathan seine Kleider ablegen, und einen Purpur anziehen sollte; welches also geschah.

  63. Da setzte ihn der König neben sich; und * befahl seinen Fürsten, daß sie mit ihm in der Stadt umherziehen sollten, und ausrufen lassen, daß ihn niemand verklagen sollte, oder sonst beleidigen.

    *Esther 6,9.10.

  64. Da aber seine Verkläger sahen, daß ihn der König so hoch ehrte, daß er ihn hatte einen Purpur heißen anziehen, und solches von ihm ausrufen ließ, flohen sie alle davon.

  65. Und der König that ihm große Ehre, und ließ ihn schreiben unter seine vornehmsten Freunde, und machte ihn zum Hauptmann und zum Landpfleger.

  66. Darnach zog Jonathan wiederum gen Jerusalem mit Freuden und in gutem Frieden.

  67. Im * hundert und fünf und sechzigsten Jahr kam der König Demetrius, des vorigen Demetrius Sohn, aus Kreta in sein Erbkönigreich.

    *Kapitel 1,11.

  68. Da erschrak Alexander sehr, und wandte sich gen Antiochien.

  69. Aber Demetrius bestätigte den Apollonius, den Hauptmann in Nieder-Syrien; der brachte ihm ein Kriegsvolk zusammen, und lagerte sich zu Jamnia. Und sandte zu Jonathan, * dem Hohenpriester, und ließ ihm sagen:

    *Vers 20.

  70. Niemand thut uns Widerstand, denn du allein, und machest, daß man mich verachtet. Du trotzest wohl im Gebirg;

  71. aber wenn du auf deine Kriegsmacht vertrauest, so ziehe herunter in das Blachfeld, und laß uns mit einander versuchen; denn mit mir ist die Macht der Städte.

  72. Wenn du fragen wirst, wie stark wir sind, ich und die andern, so mir zuziehen und helfen, so wird man dir sagen: Ihr werdet nicht bleiben können vor diesen Leuten, von welchen eure Väter zweimal in ihrem eignen Lande geschlagen sind.

  73. Viel weniger kannst du im Blachfeld vor solchem großen Volk zu Roß und Fuß bestehen, da keine Berge und Felsen sind, dahin man fliehen könnte.

  74. Da Jonathan solch Rühmen hörte, erzürnte er, und wählte zehn tausend Mann, und zog aus von Jerusalem; und sein Bruder Simon kam zu ihm, ihm zu helfen; und lagerten sich vor Joppe.

  75. Aber die in der Stadt Joppe ließen ihn nicht ein; denn Apollonius hatte Volk darein gelegt als Besatzung; darum stürmte sie Jonathan.

  76. Da erschraken die in der Stadt, und thaten die Thore auf. Also eroberte Jonathan die Stadt Joppe.

  77. Da Apollonius dies vernahm, legte er sich vor Joppe mit drei tausend Reisigen und mit einem großen Fußvolk. Und stellte sich, als wollte er weg gen Asdod ziehen, daß er Jonathan herauslockte auf das Blachfeld; denn er hatte viel Reiterei, auf die verließ er sich.

  78. Jonathan eilte ihm nach gen Asdod, und die Heere gerieten an einander.

  79. Aber Apollonius hatte hinter sich im Lager heimlich tausend Reisige gelassen.

  80. Nun merkte Jonathan, daß Leute hinter ihm heimlich versteckt waren; darum, da sie von allen Seiten an sein Volk kamen, hielt Jonathan in seiner Ordnung.

  81. Da schossen die Reisigen den ganzen Tag vom Morgen an bis auf den Abend auf das Volk, bis ihre Pferde müde wurden.

  82. Darnach nahm Simon sein Heer, und griff die Feinde an. Da flohen die Reisigen, denn sie waren müde;

  83. und wurden zerstreuet hin und her im Felde, und flohen gen Asdod, und eileten in den Tempel des Götzen * Dagon, ihr Leben da zu retten.

    *1. Samuel 5,2.

  84. Aber Jonathan plünderte die Stadt Asdod und die Flecken umher, und zündete sie an. Er verbrannte auch den Götzentempel mit allen, so darein geflohen waren.

  85. Und die Summe der Erschlagenen und Verbrannten zusammen war bei acht tausend Mann.

  86. Darnach zog Jonathan mit dem Heer vor Askalon. Da gingen ihm die Bürger aus der Stadt heraus entgegen, und ergaben sich, und empfingen ihn mit großer Pracht.

  87. Also zog Jonathan wieder gen Jerusalem mit seinem Heer und Raube.

  88. Und da Alexander solches hörte, ehrte er Jonathan noch höher;

  89. und sandte ihm eine güldne Spange, wie man allein eines Königs gebornen Freunden giebt. Dazu schenkte er ihm Ekron, und das dazu gehört, zum Eigentum.

Das 11. Kapitel.

Ptolemäus bekriegt seinen Tochtermann Alexander. Neuer Wechsel im syrischen Reich und Jonathans Bestätigung. Wechselndes Glück.

  1. Und der König in Ägypten brachte Volk zusammen, soviel des Sands am Meer ist, und viel Schiffe; und unterstund sich, das Reich Alexanders mit Betrug an sich zu bringen, daß er beide Königreiche hätte.

  2. Darum zog er nach Syrien mit diesem Schein, als käme er wie ein Freund. Da that man ihm alle Städte auf, und zogen ihm entgegen, und empfingen ihn herrlich, wie denn Alexander befohlen hatte, dieweil dieser sein * Schwäher war.

    *Schwiegervater.

  3. Aber in welche Stadt Ptolemäus kam, da ließ er einen Haufen Kriegsvolk darin zur Besatzung.

  4. Und da er gen Asdod kam, zeigten sie ihm, wie * Jonathan den Tempel Dagons, dazu die Stadt und die Flecken umher verbrannt und verwüstet hatte, und die Leichname hin und her zerstreuet lagen, und Hügel aufgeworfen waren am Wege, darunter man die Erschlagenen mit Haufen begraben hatte.

    *Kapitel 10,84.

  5. Und sagten dem Könige, daß Jonathan diesen Schaden gethan hätte, damit sie ihm einen ungnädigen König machten. Aber der König schwieg still dazu.

  6. Und Jonathan zog auch dem König entgegen gen Joppe; da sprachen sie einander an, und blieben über Nacht da bei einander.

  7. Und Jonathan geleitete den König bis an das Wasser, genannt Eleutherus. Darnach zog er wieder heim gen Jerusalem.

  8. Und der König Ptolemäus nahm die Städte ein bis gen Seleucia am Meer, und gedachte, Alexander zu vertreiben.

  9. Und schickte Boten zu Demetrius, daß er zu ihm kommen sollte, einen Bund mit ihm zu machen, so wollte er ihm seine Tochter geben, die Alexander hatte, und wollte ihm helfen, daß er König würde.

  10. Und sprach, es hätte ihn gereuet, daß er Alexander die Tochter gegeben hätte.

  11. Und gab Alexander schuld, er hätte ihm nach dem Leben und Königreich getrachtet.

  12. Er erzeigte auch seinen Haß öffentlich, und wandte sich von Alexander, und nahm ihm die Tochter, und gab sie dem Demetrius.

  13. Und da Ptolemäus gen Antiochien kam, setzte er beide Kronen auf, des Reichs Ägypten und des Reichs Asien.

  14. Aber der König Alexander war dazumal in Cilicien; denn etliche Städte waren daselbst von ihm abgefallen.

  15. Da er nun von Ptolemäus hörte, zog er wider ihn, mit ihm zu kriegen. Aber Ptolemäus war stark gerüstet, und zog ihm entgegen, und verjagte ihn.

  1. Und Alexander floh nach Arabien, daß er da sicher wäre. Aber der König Ptolemäus war sehr mächtig;

  2. darum ließ Zabdiel, der Araber, seinem Gast, dem Alexander, den Kopf abhauen, und schickte ihn dem Könige Ptolemäus.

  3. Und Ptolemäus starb am dritten Tag hernach. Da wurden die Krieger, so Ptolemäus in die Städte gelegt hatte, auch umgebracht vom Volk in den Städten.

  4. Also nahm Demetrius das Reich ein im * hundert und sieben und sechzigsten Jahr.

    *Kapitel 1,11.

  5. Zu dieser Zeit brachte Jonathan sein Volk im Lande Juda zusammen, die Burg zu Jerusalem wieder zu erobern; und ließ Bollwerke und Geschütz davor aufrichten.

  6. Da zogen etliche Abtrünnige zum Könige Demetrius, und verklagten den Jonathan, und sagten, daß er die Burg belagert hätte.

  7. Da erzürnte der König sehr, und zog eilend gen Ptolemais, und schrieb dem Jonathan, daß er die Burg nicht belagern sollte, und sollte eilend zu ihm gen Ptolemais kommen; da wollte er mit ihm von etlichen Sachen reden.

  8. Da aber Jonathan diese Botschaft zukam, ließ er nicht ab von der Belagerung, und wählte etliche Ältesten in Israel und Priester, die mit ihm ziehen sollten, und machte sich auf, und wagte sein Leben.

  9. Und nahm viel köstlicher Kleinode mit sich von Gold, Silber und Kleidern, und zog gen Ptolemais zum Könige, und * fand Gnade bei ihm.

    *Kapitel 10,60.

  10. Da ihn nun die * Abtrünnigen seines Volks verklagten,

    *Kapitel 10,61.

  11. hielt ihn der König herrlich, wie er zuvor gehalten war, und that ihm große Ehre vor allen seinen Fürsten;

  12. und bestätigte ihn in seinem Hohenpriesteramt und in allen andern Ehren, die er bisher gehabt hatte, und hielt ihn für einen seiner vornehmsten Freunde.

  13. Jonathan bat auch den König, daß er dem ganzen Judäa und den dreien Vogteien in Samaria und Galiläa den Schoß erlassen wollte; und erbot sich, um diese Freiheit zu geben drei hundert Zentner Silbers.

  14. Das bewilligte der König, und gab Jonathan Briefe darüber; die lauteten also:

  15. Der König Demetrius entbietet seinem Bruder Jonathan und dem jüdischen Volk seinen Gruß.

  16. Wir senden euch eine Abschrift des Briefs, den wir an unsern Verwandten, den Lasthenes, eurethalben geschrieben haben, daß ihr solches wissen mögt.

  17. Der König Demetrius entbietet Lasthenes, seinem Vater, seinen Gruß.

  18. Wir gedenken, unsern Freunden und treuen Bundesgenossen, den Juden, Gutes zu thun von wegen ihrer Treue und Freundschaft gegen uns.

  19. Darum so bestätigen wir, daß sie das ganze Judäa und die drei Vogteien Apherema und Lydda und Ramatha und ihre Zugehör innehaben sollen.

  20. Wir erlassen auch allen, so zu Jerusalem opfern, alles, das sie zuvor dem Könige haben jährlich geben müssen: Getreide, Obst, Zehent, Schoß, Salzzins, Kronsteuer.

  21. Von diesen allen sollen sie forthin gefreiet sein, und solche Freiheit soll ihnen fest und stät gehalten werden.

  22. Dieses Briefs Abschrift soll man Jonathan geben, daß man's auf den heiligen Berg stelle, als an einen öffentlichen Ort.

  23. Da nun der König Demetrius sah, daß im ganzen Königreich Friede war, und sich niemand mehr wider ihn setzte, da ließ er sein Kriegsvolk von sich, das im Königreich daheim war, einen jeden wieder in seine Stadt; aber das fremde Kriegsvolk, das er in den Inseln hin und her angenommen hatte, behielt er bei sich; darum ward ihm das einländische Volk sehr gram.

  24. Da aber Tryphon, ein Hauptmann, der vormals des Alexanders Freund gewesen war, sah, daß das Kriegsvolk einen Haß wider den König Demetrius gefasset hatte, zog er zu dem Araber Emalkuel, der den jungen Antiochus, den Sohn Alexanders, erzog.

  25. Bei diesem hielt er an, daß er ihm den Knaben geben sollte, so wollte er ihn wiederum in seines Vaters Reich einsetzen. Und sagte dem Araber, wie und warum das Kriegsvolk den König Demetrius hassete. Und blieb also eine Zeit lang bei dem Araber.

  26. Mittlerzeit schrieb Jonathan dem König Demetrius, und bat ihn, er wollte denen, so auf der Burg zu Jerusalem und in den Festungen lagen, gebieten, selbige zu räumen, und ihm zu übergeben; denn sie thaten Israel viel Schaden.

  27. Da schrieb Demetrius dem Jonathan also: Nicht allein dieses, so du begehrest, sondern viel mehr Ehre und Gutes will ich dir und deinem Volk thun, sobald ich kann.

  28. Aber jetzt bin ich in großer Fahr (Gefahr). Darum thue so wohl an mir, und schicke mir Hilfe; denn all mein Kriegsvolk ist von mir abgefallen, und setzet sich wider mich.

  29. Darum schickte ihm Jonathan drei tausend guter Krieger; die kamen gen Antiochien zum Könige, und der König ward ihrer Ankunft sehr erfreuet.

  30. Nun richtete das Volk in der Stadt einen Aufruhr an, bei hundert und zwanzig tausend Mann, und wollten den König totschlagen.

  31. Aber der König floh in seine Burg. Da nahm das Volk die Gassen ein, und wollten die Burg stürmen.

  32. Darum forderte der König die Juden, ihn zu schützen. Da liefen die Juden alle dem Könige zu, und teileten sich in die Gassen;

  33. und erschlugen denselbigen Tag hundert tausend Mann, und zündeten die Stadt an, und plünderten sie. Also retteten sie den König.

  34. Da nun das Volk in der Stadt sah, daß die Juden der Stadt mächtig waren worden, verzagten sie, und schrieen zum Könige, und baten um Frieden;

  35. daß die Juden aufhörten, das Volk zu töten, und die Stadt nicht ganz wüste machten.

  36. Da ward Friede, und legten die Juden ihre Waffen von sich, und wurden hoch geehret vom König, und gerühmet im ganzen Reich; und zogen wieder heim gen Jerusalem, und brachten groß Gut mit sich, das sie im Krieg gewonnen hatten.

  37. Da nun Demetrius wieder sicher war, und das Reich mit Ruhe innehatte,

  38. hielt er Jonathan der Dinge keines, die er ihm verheißen hatte, und wandte sich ganz von ihm, und war ihm undankbar für seine Wohlthaten, und erzeigte ihm alle Untreue.

  39. Nicht lange hernach kam * Tryphon wiederum mit dem jungen Antiochus. Dieser Antiochus ward König, und setzte die Krone auf.

    *Vers 39.

  40. Und kam zu ihm alles Kriegsvolk, welches Demetrius beurlaubet hatte. Da sie nun mit Demetrius stritten, schlugen sie ihn in die Flucht, und verjagten ihn.

  41. Und Tryphon nahm die Elefanten, und gewann Antiochien.

  42. Und der junge Antiochus schrieb Jonathan, und bestätigte ihn in seinem Hohenpriesteramt, und willigte, daß er die vier Vogteien besitzen und behalten sollte, und * des Königs Freund sein;

    *Kapitel 10,20.65.

  43. und sandte ihm güldene Gefäße, und erlaubte ihm, Gold zu Tisch zu brauchen, und Purpur und * eine güldene Spange zu tragen.

    *Kapitel 10,89.

  44. Und Simon, den Bruder Jonathans, machte er zum Hauptmann übers Land von Tyrus an bis an Ägypten.

  45. Da nun Jonathan auszog über den Jordan, und in die Städte umher kam, da zog ihm zu alles Kriegsvolk in Syrien, ihm zu helfen. Und da er vor Askalon kam, * gingen ihm die Bürger entgegen, und empfingen ihn mit Ehren, und ergaben sich.

    *Kapitel 10,86.

  46. Darnach zog er vor Gaza; aber die von Gaza wollten ihn nicht einlassen; darum belagerte er die Stadt, und verbrannte die Flecken umher, und plünderte sie.

  47. Da baten die von Gaza um Frieden. Und Jonathan machte einen Frieden mit ihnen, und nahm die Kinder ihrer Obersten zu Geiseln, und schickte sie gen Jerusalem; er aber zog fort durchs Land bis gen Damaskus.

  48. Da er aber hörte, daß des Königs Demetrius Hauptleute mit einem großen Heer gen Kedes in Galiläa kommen waren, ihn in seinem Vornehmen zu hindern,

  49. da zog er wider sie, und ließ seinen Bruder Simon im Lande.

  50. Der zog vor Bethzur, und belagerte es lange Zeit so hart, daß sie nicht herausfallen konnten.

  51. Darum baten sie um Frieden; und Simon machte Frieden mit ihnen, und ließ sie frei abziehen, und nahm die Stadt ein, und legte Kriegsvolk darein als Besatzung.

  52. Aber Jonathan zog mit seinem Heer an den See Genezareth, und war morgens früh auf, und kam in das Blachfeld Hazor.

  53. Da zogen die Heiden ihm entgegen im Blachfeld, und hatten einen Haufen versteckt im Gebirge.

  54. Da nun Jonathan den andern Haufen angriff, fiel der versteckte Haufe heraus aus dem Gebirge, und griff auch an.

  55. Da floh das ganze Heer Jonathans, und blieb niemand denn allein die Hauptleute, Mattathias, der Sohn Absaloms, und Judas, der Sohn Kalphis.

  56. Da * zerriß Jonathan seine Kleider, und streute Erde auf sein Haupt, und betete,

    *Kapitel 2,14.

  57. und rannte die Feinde wiederum an, und schlug sie in die Flucht.

  58. Da nun sein Volk, das zuvor geflohen war, solches sah, kehreten sie wieder um, Jonathan zu helfen, und jagten den Feinden nach bis gen Kedes in ihr Lager; und sie machten da auch ein Lager.

  59. Und sind diesen Tag umkommen bei drei tausend Heiden. Darnach zog Jonathan wieder gen Jerusalem.

Das 12. Kapitel.

Jonathan schickt Gesandte an die Römer und Spartaner. Er befestigt Jerusalem und andere Städte, wird aber von Tryphon hinterlistigerweise gefangen.

  1. Da aber Jonathan sah, daß er nun Raum gewonnen hatte, wählte er etliche, die er gen Rom sandte, den * Bund mit den Römern zu erneuen und wiederum aufzurichten.

    *Kapitel 8,22.

  2. Er schrieb auch denen von Sparta und an andere Orte mehr.

  3. Da nun die Boten gen Rom kamen, gingen sie vor den Rat und sprachen: Jonathan, der Hohepriester, und das jüdische Volk haben uns gesandt, den Bund, so zwischen uns vormals gemacht ist, wiederum zu erneuen.

  4. Und die Römer gaben ihnen Briefe und Geleit, daß sie sicher wiederum heimzögen.

  5. Und also schrieb Jonathan denen von Sparta:

  6. Jonathan, der Hohepriester, und die Ältesten des Volks und die Priester und das jüdische Volk entbieten ihren Brüdern, denen von Sparta, ihren Gruß.

  7. Schon vormals hat euer König Areus an unsern Hohenpriester Onias geschrieben, daß ihr unsre * Brüder seid, wie denn derselbige Brief lautet.

    *Vers 21.

  8. Und Onias empfing euren Boten mit Ehren, und nahm die Freundschaft und den Bund an, davon im Brief geschrieben war.

  9. Wiewohl wir nun jetzt nicht fremder Hilfe bedürfen, und Trost haben an Gottes Wort, das wir täglich lesen,

  10. so senden wir doch Botschaft zu euch, die Bruderschaft und Freundschaft zwischen uns zu erneuen und zu bestätigen, daß wir derselben nicht vergessen; denn es ist nun eine lange Zeit, daß ihr zu uns geschickt habt.

  11. Darum wisset, daß wir allezeit an Feiertagen und allen andern Tagen, so man opfert, in unserm Gebet und Opfer euer gedenken, wie sich's denn gebührt, der Brüder zu gedenken.

  12. Und eure Ehre und Wohlfahrt ist uns eine Freude.

  13. Aber wir haben mittlerzeit große Not gelitten, und schwere Kriege gehabt mit den Königen umher.

  14. Wir haben aber euch und andere unsrer Freunde und Bundesgenossen nicht bemühen wollen in diesen unsern Kriegen.

  15. Denn wir haben Hilfe vom Himmel gehabt; und Gott hat uns geschützt wider unsere Feinde, und die Feinde unterdrückt.

  16. Dieweil wir aber jetzt diese unsre Boten, Numenius, des Antiochus Sohn, und Antipater, den Sohn Jasons, zu den Römern senden, die Freundschaft und Bündnis mit ihnen wiederum zu erneuen,

  17. haben wir ihnen dabei befohlen, daß sie auch zu euch ziehen sollen, und euch unsern Gruß sagen, und diesen Brief überantworten, unsre Bruderschaft zu erneuen.

  18. Und bitten um Antwort.

  19. Dies aber ist die Abschrift des Briefes, welchen * Areus, der König zu Sparta, uns vormals gesandt hatte:

    *Vers 7.

  20. Areus, der König zu Sparta, entbietet Onias, dem Hohenpriester, seinen Gruß.

  21. Wir finden in unsern alten Schriften, daß die von Sparta und die Juden Brüder sind, dieweil beide Völker von Abraham herkommen.

  22. Nachdem wir nun solches wissen, bitten wir, ihr wollet uns schreiben, wie es euch gehet.

  23. Und so es euch gefällt, so soll unser Vieh, Habe und Gut, und was wir vermögen, sein, als wäre es euer eigen; und das eure soll sein, als wäre es unser eigen. Dies haben wir befohlen, euch anzuzeigen.

  24. Darnach hörte Jonathan, daß des Demetrius Hauptleute wiederum mit größerer Macht denn zuvor kamen, und wollten ihn überziehen.

  25. Darum zog er aus von Jerusalem wider sie in das Land Hamath; denn er wollte nicht harren, daß sie ihm zuvor in sein Land fielen.

  26. Da er nun Kundschafter in der Feinde Lager sandte, kamen sie und sagten, daß die Feinde beschlossen hätten, diese Nacht ihn zu überfallen.

  27. Darum gebot Jonathan seinem Heer des Abends, daß sie wachen, und die ganze Nacht im Harnisch und gerüstet sein sollten; und verordnete Leute ums Lager umher in die Schildwacht.

  28. Da aber die Feinde sahen, daß Jonathan zur Schlacht gerüstet war, kam sie eine Furcht an, daß sie aufbrachen und wegzogen. Und daß man ja solches nicht merken sollte, ließen sie viel Feuer im Lager hin und her machen.

  29. Darum dachte Jonathan nicht, daß sie wegzögen, bis morgens frühe; denn er sah die Feuer hin und her im Lager.

  30. Morgens aber jagte er ihnen nach, und konnte sie nicht ereilen; denn sie waren bereits über das Wasser Eleutherus.

  31. Da kehrte sich Jonathan gegen die Araber, welche heißen Zabadäer, schlug und plünderte sie;

  32. und kehrte sich wieder gen Damaskus, und durchzog das ganze Land.

  33. Simon aber zog gen Askalon, und in die festen Städte dabei; darnach kehrte er sich gegen Joppe.

  34. Denn er vernahm, daß sie sich wollten des Demetrius Hauptleuten ergeben. Darum kam er zuvor, und nahm Joppe ein, und legte Kriegsvolk darein, die Stadt zu bewahren.

  35. Darnach kam Jonathan wieder heim, und hielt Rat mit den Ältesten im Volk, daß man etliche Städte befestigen sollte in Judäa,

  36. und die Mauern zu Jerusalem höher machen, und zwischen der Burg und der Stadt eine hohe Mauer bauen, daß die Stadt von der Burg abgesondert würde, daß die auf der Burg nicht in die Stadt herausfallen könnten, und daß man ihnen nichts zuführen, noch abkaufen möchte.

  37. Da nun das Volk zusammenkam und anfing zu bauen, dieweil die Mauer am Bach gegen Morgen verfallen war, baueten sie dasselbige Stück wieder, das da heißt Kaphnata.

  38. Und Simon bauete die Burg Adida in der Sephela, und machte sie fest, und bewahrte sie mit starken Thoren.

  39. Nun hatte * Tryphon vor, das Königreich Asien an sich zu bringen, und die Krone aufzusetzen, und den jungen Antiochus, den König, zu töten.

    *Kapitel 11,54.

  40. Dieweil er aber besorgte, Jonathan würde es wehren, und wider ihn ziehen, trachtete er auch darnach, wie er Jonathan fahen (fangen) und umbringen möchte. Darum zog er gen Bethsan.

  41. Da kam Jonathan auch dahin mit vierzig tausend Mann, wohl gerüstet.

  42. Da aber Tryphon sah, daß Jonathan eine große Macht bei sich hatte, fürchtete er sich, öffentlich etwas wider ihn vorzunehmen;

  43. sondern empfing ihn herrlich, und befahl ihn seinen Freunden in Ehren zu halten, und gab ihm Geschenke; und gebot dem Heer Jonathans, daß sie ihm gehorsam sein sollten wie ihm selbst.

  44. Und sprach zu Jonathan: Warum machest du dem Volk solche Mühe, so wir doch keinen Krieg haben?

  45. Laß sie wieder heimziehen. Allein wähle dir wenig Leute, die bei dir bleiben, und zeuch (zieh) mit mir gen Ptolemais. Diese Stadt will ich dir übergeben und die andern festen Städte, und will dir alles Kriegsvolk und Amtleute befehlen; denn ich muß wiederum wegziehen. Auch bin ich allein derhalben jetzt herkommen; darum wollest du mit mir ziehen.

  46. Jonathan glaubte ihm, und ließ sein Volk von sich heimziehen ins Land Juda,

  47. und behielt allein drei tausend bei sich; davon ließ er zwei tausend in Galiläa, das eine Tausend aber zog mit ihm.

  48. Da nun Jonathan in die Stadt Ptolemais kam, ließ Tryphon die Thore zuschließen, und nahm Jonathan gefangen, und ließ seine Leute erstechen.

  49. Und schickte Fußvolk und Reisige nach Galiläa aufs weite Feld, das andre Kriegsvolk Jonathans auch umzubringen.

  50. Da sie aber vernahmen, daß Jonathan * gefangen und umkommen war samt seinen Leuten, vermahneten sie einander, und rüsteten sich zur Schlacht, und zogen getrost gegen die Feinde.

    *Kapitel 13,12.

  51. Da aber die Feinde sahen, daß es ihnen ihr Leben gelten sollte, dieweil sich diese wehren wollten,

  52. kehreten sie wieder um und zogen weg. Da zog das Volk auch wiederum heim ins Land Juda mit Frieden, und * klagte den Jonathan und die andern, die mit ihm umkommen waren; und ganz Israel trauerte sehr um Jonathan.

    *Kapitel 9,20.

  53. Und alle Heiden umher fingen an, das Volk zu drängen und zu plagen und sprachen:

  54. Sie haben kein Haupt und keinen Schutz mehr; nun wollen wir sie überziehen und ausrotten, und ihren Namen auf Erden vertilgen.

Das 13. Kapitel.

Simon tritt an die Stelle seines Bruders Jonathan, welcher mit seinen Söhnen von Tryphon getötet wird, schließt mit Demetrius einen Vertrag und macht sich unabhängig.

  1. Da nun Simon hörte, daß Tryphon ein groß Heer bei einander hatte, das Land Juda zu überziehen und zu verderben,

  2. und sah, daß dem Volk sehr bang und angst war, kam er gen Jerusalem, und versammelte das Volk,

  3. und tröstete sie und sprach: Ihr wisset, welche schwere Kriege ich und meine Brüder und mein Vater für das Gesetz und Heiligtum geführet haben, und habt die Not gesehen, darin ganz Israel gewesen ist;

  4. in welcher um Israels willen alle meine Brüder umkommen sind, und lebet keiner mehr denn ich.

  5. Nun begehre ich nicht, meines Lebens zu schonen in dieser Trübsal; denn ich bin nicht besser denn meine Brüder, und begehre nicht, es besser zu haben denn sie;

  6. sondern will mein Volk, unser Heiligtum und unsre Weiber und Kinder rächen. Denn * alle Heiden umher sind auf uns ergrimmet, und rotten sich zusammen, uns zu vertilgen.

    *Kapitel 12,53.

  7. Von diesem Trost kriegte das Volk wieder ein Herz, und faßte einen Mut;

  8. und antworteten darauf und schrieen: Du sollst unser Hauptmann sein an Judas und Jonathans, deiner Brüder, Statt, unsern Krieg zu führen.

  9. Und wir wollen dir gehorsam sein in allem, das du uns heißest.

  10. Da forderte Simon das Kriegsvolk zusammen. Auch schaffte er, daß man eilend die Mauern zu Jerusalem ausbauen mußte, daß die Stadt ganz umher wohl bewahret und fest wäre.

  11. Und schickte Jonathan, den Sohn Absaloms, mit einem Heer gen Joppe. Und Jonathan trieb die Feinde aus Joppe, und behielt die Stadt inne.

  12. Da zog Tryphon von Ptolemais aus mit großer Macht, einzufallen ins Land Juda, und führte * Jonathan gefangen mit sich.

    *Kapitel 12,48.

  13. Aber Simon zog gegen ihn, und lagerte sich vorn am Blachfeld bei Adida.

  14. Da aber Tryphon vernahm, daß Simon an seines Bruders Jonathan Statt Hauptmann worden wäre, und gedächte sich mit ihm zu schlagen, da sandte er Boten zu Simon, und ließ ihm sagen:

  15. Ich habe Jonathan von wegen einer Summe Gelds, die er dem König schuldig blieben ist aus den Ämtern, behalten;

  16. willst du mir nun hundert Zentner Silbers schicken, und seine zween Söhne zu Geiseln geben, daß er nicht von uns abfalle, und sich darnach wider uns setze, wenn er los worden ist, so will ich dir ihn ledig geben.

  17. Wiewohl aber Simon wohl merkte, daß es eitel Betrug war, schaffte er dennoch, daß dem Tryphon das Geld und die Kinder geschickt wurden, daß das Volk nicht über ihn klagte,

  18. Jonathan hätte derhalben müssen umkommen, daß er ihn nicht hätte lösen wollen.

  1. Drum schickte er dem Tryphon die Kinder samt den hundert Zentnern. Aber Tryphon hielt nicht Glauben, und wollte Jonathan nicht ledig geben.

  2. Darnach zog Tryphon fort, daß er ins Land käme und möchte einen Schaden thun, und zog um das Land herum auf der Straße, die gen Adora gehet. Aber Simon war ihm mit seinem Heer stets auf der Seite, und wo er hereinfallen wollte, da wehrte ihm Simon.

  3. Es schickten auch die auf der Burg einen Boten zu Tryphon, daß er durch die Wüste zu ihnen ziehen sollte, ehe sich's Simon versähe, und sollte ihnen Speise zuführen lassen.

  4. Darum wollte Tryphon mit seiner ganzen Reiterei eilend auf sein und zu ihnen kommen. Aber in derselbigen Nacht fiel ein sehr tiefer Schnee, der verhinderte ihn, daß er nicht kam. Darnach zog er nach Gilead,

  5. und bei Baskama ließ er Jonathan töten; und er wurde da begraben.

  6. Darnach zog Tryphon wiederum in sein Land weg.

  7. Da schickte Simon dahin, und ließ seines Bruders Leichnam holen, und legte ihn in seines Vaters Grab zu Modin.

  8. Und ganz Israel trauerte kläglich um Jonathan lange Zeit.

  9. Und Simon ließ ein hohes Grab von gehauenen Steinen machen seinem Vater und seinen Brüdern,

  10. und darauf setzen sieben Pyramiden, eine gegen der andern über, dem Vater, der Mutter und den vier Brüdern.

  11. Und ließ um dieselben her große Säulen setzen, und an den Säulen Harnische machen zum ewigen Gedächtnis, und neben den Harnischen ausgehauene Schiffe, so daß es alle, die auf dem Meer fahren, sehen konnten.

  12. Dies Grab zu Modin stehet noch auf diesen Tag.

  13. Aber Tryphon ging mit dem jungen Antiochus betrüglich um, bis daß er ihn heimlich tötete.

  14. Darnach setzte er selbst die Krone auf, und ward König in Asien, und plagte das Land hart.

  15. Aber Simon baute und befestigte viel Städte im Lande Juda mit dicken Mauern und hohen Türmen und starken Thoren, und schaffte Speise in die festen Städte;

  16. und schickte Boten zu dem Könige Demetrius, und bat um Erlassung der Last, die ihm Tryphon aufgelegt hatte; denn Tryphon trieb eitel Raub und Mord im Lande.

  17. Darauf antwortete Demetrius und schrieb also:

  18. Der König Demetrius entbietet Simon, dem Hohenpriester und Freunde der Könige, und den Ältesten und dem jüdischen Volk seinen Gruß.

  19. Die güldne Krone samt der Palme, die ihr mir geschickt habt, haben wir empfangen, und sind bereit, einen guten Frieden mit euch zu machen, und den Amtleuten zu schreiben, daß sie euch erlassen alle Last, die wir euch zuvor zu erlassen zugesagt haben.

  20. Und was wir euch verheißen haben, das soll treulich, stät und fest gehalten werden. Alle Festungen, die ihr gebauet habt, sollt ihr behalten und innehaben.

  21. Und vergeben euch, was ihr mittlerzeit wider uns gethan habt. Die * Kronsteuer und andere Schosse, so Jerusalem hat geben müssen, erlassen wir euch.

    *Kapitel 10,29.

  22. Und welche unter euch tüchtig sind, in unsrer Leibwache zu dienen, die wollen wir annehmen; und soll zwischen uns guter Friede und Einigkeit sein.

  23. Im * hundert und siebenzigsten Jahr ward Israel erst wieder frei von den Heiden,

    *Kapitel 1,11.

  24. und fing an, zu schreiben in Briefen und Verträgen also: Im ersten Jahr Simons, des großen Hohenpriesters und Feldhauptmanns und Fürsten der Juden.

  25. Zu dieser Zeit belagerte Simon die Stadt Gazara, und richtete auf davor Bollwerke und Geschütz, und stürmte die Stadt, und eroberte einen Turm.

  26. Und dieselbigen, so auf den Turm kamen, sprangen in die Stadt. Da erschrak das Volk in der Stadt, und verzagte ganz;

  27. und liefen mit Weib und Kindern auf die Mauer, und zerrissen ihre Kleider, und schrieen laut, und baten um Gnade und sprachen:

  28. Strafe uns nicht nach unsrer Bosheit, sondern sei uns gnädig, so wollen wir gerne gehorsam sein.

  29. Dieses jammerte Simon, daß er sie nicht tötete. Aber er gebot ihnen, wegzuziehen aus der Stadt, und ließ die Häuser wieder reinigen, darein sie Götzen gestellet hatten.

  30. Darnach zog er hinein in die Stadt, und dankte und lobte Gott; und ließ alle Greuel wegthun und ausrotten, und setzte Leute hinein, die Gottes Gesetz hielten; und machte die Stadt fest, und bauete sich selbst ein Haus darein.

  31. Und die auf der Burg zu Jerusalem waren belagert, daß niemand aus- oder einkommen, und da weder kaufen noch verkaufen konnte; und litten so großen Hunger, daß viele Hungers sterben mußten.

  32. Darum riefen sie zu Simon, und baten um Frieden, und ergaben sich. Da that ihnen Simon Gnade, und ließ sie leben; aber sie mußten aus der Burg weg. Und Simon ließ die Burg wieder reinigen von allen Greueln,

  33. und nahm sie ein am drei und zwanzigsten Tag des zweiten Monats im * hundert und ein und siebenzigsten Jahr. Und zog drein mit Lobgesang und Palmenzweigen und allerlei Saitenspiel; und dankte Gott, daß sie dieser großen Tyrannei aus Israel waren los worden.

    *Kapitel 1,11.

  34. Und gebot, daß man diesen Tag jährlich mit Freuden begehen sollte.

  35. Auch machte er den Berg des Tempels neben der Burg noch fester, und wohnte droben, er und die, so er bei sich hatte.

  36. Und dieweil er sah, daß sein Sohn Johannes ein tüchtiger Mann war, machte er ihn zum Hauptmann über alles Kriegsvolk, und ließ ihn zu Gazara wohnen.

Das 14. Kapitel.

Friedliches Regiment Simons, des Hohenpriesters.

  1. Im * hundert und zwei und siebenzigsten Jahr rüstete sich der König Demetrius, und zog nach Medien um Hilfe wider den Tryphon.

    *Kapitel 1,11.

  2. Da aber Arsaces, der König in Persien und Medien, vernahm, daß ihm Demetrius ins Königreich gezogen war, schickte er einen Hauptmann aus wider ihn, und befahl, daß er ihn fahen (fangen) und lebendig zu ihm bringen sollte.

  3. Dieser Hauptmann schlug des Demetrius Volk, und fing ihn, und brachte ihn seinem König, dem Arsaces. Da hielt ihn Arsaces gefänglich, und ließ ihn bewahren.

  4. Da kam das Land Juda zu Ruhe, und blieb guter Friede, solange Simon lebte. Und Simon regierte sehr wohl, und that dem Lande viel Gutes, daß sie ihn gerne zum Herrn hatten sein Leben lang.

  5. Zu dem, was er sonst Rühmliches that, eroberte er auch die Stadt Joppe und die Anfurt dabei, und machte einen Zugang für die Schiffe von den Inseln des Meeres.

  6. Und gewann seinem Volk mehr Land, und machte die Grenzen weiter, und erledigte viele, die zuvor unterdrückt und gefangen waren.

  7. Er hatte Gazara inne und Bethzur und die Burg zu Jerusalem, und hat sie wieder * gereiniget; und durfte sich niemand wider ihn setzen.

    *Kapitel 13,50.

  8. Jedermann baute sein Feld in gutem Frieden; und das Land war fruchtbar, und die Bäume trugen wohl.

  9. Die Ältesten saßen im Regiment unverhindert, und hielten gute Ordnung; und die Bürger besserten sich sehr an ihrer Nahrung, und schaffeten Waffen und Vorrat zum Krieg.

  10. Simon schaffete auch in den Städten Vorrat von Korn, und rüstete sie aus mit Bollwerken; und war berühmt in aller Welt.

  11. Er hielt Frieden im Lande, daß eitel Freude in Israel war.

  12. Und ein jeder besaß seinen Weinberg und seinen Garten mit Frieden, und durfte sich nichts besorgen, denn niemand durfte sie überziehen.

    3. Mose 26,6. Micha 4,4.

  13. Und die Könige in Syrien konnten ihnen die Zeit nicht mehr Schaden thun.

  14. Und er hielt Recht im Lande, und schützte die Armen unter seinem Volk wider Gewalt, und strafte alles Unrecht, und vertilgte die Gottlosen.

  15. Das Heiligtum richtete er auch wiederum herrlich an, und ließ mehr heilig Geräte darein machen.

  16. Und da man zu Rom und zu Sparta hörte, wie * Jonathan umkommen war, war es jedermann leid.

    *Kapitel 13,23.

  17. Da aber die Römer höreten, daß Simon, sein Bruder, Hoherpriester war, und das Land innehatte, und die Feinde verjaget hätte,

  18. erneueten sie den * Bund, den sie zuvor mit Judas und Jonathan, seinen Brüdern, gemacht hatten, und schrieben ihn auf eherne Tafeln, und schickten's ihm.

    *Kapitel 8,22; 12,1.

  19. Diese Schrift las man zu Jerusalem vor dem Volk.

  20. Auch schrieben die von * Sparta an Simon also: Der Rat und die Bürger zu Sparta entbieten dem Hohenpriester Simon und den Ältesten und den Priestern und dem übrigen jüdischen Volk, ihren Brüdern, ihren Gruß.

    *Kapitel 12,2.

  21. Eure Boten sind zu uns kommen, und haben uns angesprochen, und erzählet, daß ihr eure Feinde gedämpft habt mit großen Ehren, und nun guten Frieden habt; das ist uns eine große Freude.

  22. Wir haben auch in unser öffentlich Stadtbuch schreiben lassen, was sie gesagt haben, also: Der Juden Boten, * Numenius, des Antiochus Sohn, und Antipater, der Sohn Jasons, sind zu uns kommen, zu erneuen die Freundschaft zwischen den Juden und uns.

    *Kapitel 12,16.

  23. Und wir haben beschlossen, daß man diese Boten mit Ehren empfahen (empfangen) sollte, und ihre Rede in unser Stadtbuch schreiben lassen zum Gedächtnis. Diese Antwort schrieben sie dem Hohenpriester Simon.

  24. Darnach sandte Simon den Numenius wiederum gen Rom, einen großen güldnen Schild dahin zu bringen, tausend Pfund schwer, und den Bund zu erneuen.

  25. Da nun das Volk diese Dinge hörete, sprach es: Wir sollen billig dem Simon und seinen Kindern Dank erweisen.

  26. Denn er und seine Brüder und seines Vaters Haus haben sich ritterlich gehalten, und Israels Feinde vertrieben, und ihm die Freiheit verschafft. Und sie ließen es auf eherne Tafeln schreiben, daß man's an die Pfeiler auf dem Berge Zion anheften sollte.

  27. Und die Schrift lautete also: „Am achtzehnten Tag des Monats Elul im * hundert und zwei und siebenzigsten Jahr, im dritten Jahr des Hohenpriesters Simon,

    *Kapitel 1,11.

  28. zu Saramel, in der großen Versammlung der Priester und des Volks und der Obersten des Volks und der Ältesten aus dem ganzen Lande Juda: Jedermann sei kund und offenbar, daß in den großen, schweren Kriegen, die in unserm Lande gewesen sind,

  29. Simon, der Sohn des Mattathias, aus dem Geschlecht Jojaribs, und seine Brüder ihr Leben gewaget haben, und den Feinden ihres Volks Widerstand gethan, daß das Heiligtum und Gottes Gesetz nicht vertilget würde, und ihrem Volk große Ehre erlanget haben.

  30. Denn * Jonathan brachte das Volk wieder zusammen, und ward ihr Hoherpriester, und wurde zu seinem Volk versammelt.

    *Kapitel 9,73; 10,20.

  31. Aber die Feinde kamen wieder, und wollten das Land verderben, und das Heiligtum verwüsten.

    Kapitel 13,1.

  32. Da machte sich Simon auf, und führte den Krieg wider unsre Feinde, und schaffte unserm Heer Waffen, und gab ihnen Sold von seinem eignen Geld und Gut;

  33. und befestigte die Städte im Lande Juda, und Bethzur an der Grenze, darauf die Feinde zuvor ihre Waffen und Kriegsrüstung hatten, und legte Juden darein als Besatzung.

  34. Er befestigte auch Joppe am Meer und Gazara an den Grenzen von Asdod; denn Gazara * war zuvor der Feinde Festung gewesen; aber Simon eroberte es, und setzte Juden darein, und machte ein gut Regiment daselbst.

    *Kapitel 13,43-48.

  35. Dieweil nun das Volk die große Treue Simons erfahren hatte, und wußte die Wohlthat, die er dem Volk that; wählte ihn das Volk zu ihrem * Fürsten und Hohenpriester von wegen seiner Frömmigkeit und Treue, die er dem ganzen Volk erzeigte, und weil er in alle Wege Fleiß ankehrte, sein Volk zu erhöhen.

    *Kapitel 13,42.

  36. Denn zu seiner Zeit gab Gott Glück durch seine Hände, daß die Heiden aus unserm Lande und von Jerusalem und * aus der Burg vertrieben wurden, darin sie sich aufhielten, und fielen heraus, und verwüsteten das Heiligtum, und verstöreten den reinen Gottesdienst.

    *Kapitel 13,50.51.

  37. Aber Simon eroberte die Burg, und legte Juden darein, und befestigte sie, um die Stadt und das Land zu schützen, und baute die Mauern zu Jerusalem höher.

  38. Und der König Demetrius bestätigte ihn im Hohenpriesteramt,

    Kapitel 13,36.

  39. und hielt ihn als seinen Freund, und that ihm große Ehre.

  40. Denn er vernahm, daß die Römer der Juden Botschaft mit Ehren aufgenommen hatten, und hatten einen Bund mit ihnen gemacht, und sie in ihren Schutz genommen,

  41. und daß das jüdische Volk und ihre Priester gewilliget hatten, daß Simon ihr Fürst und Hoherpriester sein sollte für und für, so lang, bis ihnen Gott * einen rechten Propheten erweckte;

    *Kapitel 4,46.

  42. daß er auch Feldhauptmann sein sollte, und sollte das Heiligtum bewahren, und Amtleute setzen im Lande, und alle Kriegsrüstung und Festungen in seiner Gewalt haben;

  43. und soll ihm jedermann gehorsam sein, und alle Gebote sollen in seinem Namen ausgehen; und soll tragen Purpur und Gold.

  44. Dieses alles soll treulich und fest gehalten werden vom ganzen Volk und allen Priestern, und soll sich niemand dawider setzen. Es soll auch niemand Macht haben, das Volk zusammenzufordern im Lande, oder * Purpur und eine güldene Spange tragen, denn er allein.

    *Kapitel 11,58.

  45. Wer aber dawider handeln, oder sich unterstehen würde, diese Ordnung zu zerrütten oder abzuthun, der soll im Bann sein.“

  46. Also gelobte das ganze Volk, dem Simon gehorsam zu sein.

  47. Und Simon willigte darein, und ward Hoherpriester und Feldhauptmann und Fürst der Juden.

  48. Und das Volk befahl, daß man diese Schrift auf eherne Tafeln schreiben sollte, und sollte dieselbigen aufhängen auf dem Umgang am Tempel an einen öffentlichen Ort,

  49. und eine Abschrift in die Schatzkammer legen, daß sie Simon und seine Nachkommen allezeit zu finden wüßten.

Das 15. Kapitel.

Vertrag des Königs Antiochus von Syrien und Freundschaft der Römer. Treulosigkeit des Antiochus und Krieg.

  1. Es schrieb auch der König Antiochus, des Demetrius Sohn, aus den Inseln an Simon und das jüdische Volk also:

  2. Der König Antiochus entbietet dem Hohenpriester und Fürsten Simon und dem jüdischen Volk seinen Gruß.

  3. Nachdem mir etliche Aufrührer mein Erbkönigreich genommen haben,

  4. gedenke ich, es wieder einzunehmen, und wieder auf die rechten Erben zu bringen. Und habe darum fremd Kriegsvolk angenommen, und Schiffe machen lassen, und will in das Königreich ziehen, daß ich die Aufrührer strafe, die großen Schaden in meinem Königreich thun, und viel Städte wüst gemacht haben.

  5. Darum erlasse ich dir alles, so dir die Könige zuvor erlassen haben,

  6. und gebe dir Gewalt, eigene Münze in deinem Lande zu schlagen;

  7. und * Jerusalem und das Heiligtum sollen frei sein. Du sollst auch behalten alle Festungen, die du gebauet und bisher inne gehabt hast, und alle Kriegsrüstung, die du gemacht hast.

    *Kapitel 10,31.

  8. Und erlasse dir alles, so man dem Könige schuldig ist, oder sonst dem Könige gebührt, von dieser Zeit an für und für.

  9. Und so wir unser Königreich wieder erobern, wollen wir dir und deinem Volk und dem Tempel noch größre Ehre thun, daß ihr im ganzen Königreich sollt gerühmet werden.

  10. Im * hundert und vier und siebenzigsten Jahr kam Antiochus wieder in sein Erbland. Und alles Kriegsvolk fiel ab von Tryphon zu ihm, und blieb sehr wenig bei Tryphon.

    *Kapitel 1,11.

  11. Da ihm nun der König Antiochus nachzog, floh er gen Dora ans Meer;

  12. denn er sah, daß es mit ihm aus war, und daß das Kriegsvolk von ihm abfiel.

  13. Aber Antiochus zog ihm nach gen Dora mit hundert und zwanzig tausend Mann zu Fuß und acht tausend zu Roß,

  14. und belagerte die Stadt zu Land und zu Wasser, daß niemand aus oder ein konnte.

  15. Um diese Zeit kamen von Rom * Numenius und die andern, so mit ihm gesandt waren, und brachten Briefe an die Könige und Lande, welche also lauteten:

    *Kapitel 12,16; 14,24.

  16. „Lucius, Konsul zu Rom, entbeut dem König Ptolemäus seinen Gruß.

  17. Simon, der Hohepriester, und das jüdische Volk haben Boten zu uns gesandt, die Freundschaft und Bündnis zwischen uns zu erneuen;

  18. und haben uns dabei einen güldnen Schild von tausend Pfunden geschickt.

  19. Darum schreiben wir an die Könige und Lande, daß sie nichts wider die Juden thun sollen, und sie und ihre Städte und Land nicht überziehen; daß sie auch niemand wider sie helfen sollen;

  20. denn wir haben den Schild von ihnen angenommen.

  21. Wo auch etliche Ungehorsame aus ihrem Lande zu euch geflohen wären, so wollet dieselbigen dem Hohenpriester Simon zustellen, daß er sie nach seinem Gesetze strafe.“

  22. Also schrieben sie auch an den König Demetrius, an Attalus, an Ariarathes, an Arsaces

  23. und in alle Lande, auch gen Sampsame und denen zu Sparta, gen Delos, Myndos, Sicyon, Karien, Samos, Pamphylien, Lycien, Halikarnassus, Rhodus, Phaselis, Kos, Side, Aradus, Gortyna, Knidus, Cypern und Kyrene.

  24. Und dieser Briefe Abschrift sandten sie dem Hohenpriester Simon.

  25. Mittlerzeit brachte Antiochus sein Heer vor Dora, die Stadt härter zu belagern, und machte Kriegsrüstung davor, und stürmte die Stadt heftig, daß Tryphon darin verschlossen war, und konnte weder ein- noch auskommen.

  26. Und Simon schickte dem Antiochus zu Hilfe zwei tausend Mann gut auserlesen Volk und viel Gold und Silber und Waffen.

  27. Aber Antiochus nahm solches nicht an, und hielt nicht, was er zuvor gesagt hatte, und wandte sich ganz von Simon;

  28. und sandte seiner Freunde einen, genannt Athenobius, zu ihm, daß er mit ihm handeln sollte und also sagen: Ihr habt eingenommen Joppe und Gazara und die Burg zu Jerusalem, welches alles zu meinem Königreich gehöret,

  29. und das Land umher verheeret, und großen Schaden in meinem Königreich gethan, und mir mein Erbland genommen.

  30. Darum fordere ich die Städte wieder von euch, die ihr mir genommen habt, und allen Schoß der Orte, welche ihr innehabt außer dem Lande Juda.

  31. Wo ihr mir aber solches nicht wieder zustellen wollt, so gebet mir für die Städte fünf hundert Zentner Silbers und für den Schaden, den ihr gethan habt, und den Schoß der Städte andre fünf hundert Zentner. Wo ihr aber dieses auch nicht gedenket zu thun, so wollen wir euch überziehen.

  32. Da nun Athenobius, des Königs Freund, gen Jerusalem kam, und sah das herrliche Wesen Simons und die Pracht mit Gold und Silber, und wie er sonst gerüstet war, wunderte es ihn sehr, und hielt ihm vor, was ihm der König befohlen hatte.

  33. Darauf gab ihm Simon diese Antwort: Das Land, das wir wieder erobert haben, ist unser väterlich Erbe, und gehört sonst niemand. Unsre Feinde haben's aber eine Zeit lang mit Gewalt und Unrecht innegehabt.

  34. Darum haben wir seiner Zeit das Unsre wieder zu uns gebracht, und niemand das Seine genommen.

  35. Daß du aber klagest darüber, daß wir Joppe und Gazara eingenommen haben, ist diese Ursache: Man that daraus unserm Lande und unserm Volk großen Schaden. Doch wollen wir dafür bezahlen hundert Zentner. Darauf gab Athenobius keine Antwort,

  36. sondern zürnte und zog wieder davon zum Könige, und sagte ihm Simons Antwort und von seiner Herrlichkeit, und was er gesehen hatte. Da ergrimmte der König sehr.

  37. Tryphon aber machte sich davon auf dem Wasser, und floh gen Orthosias.

  38. Da machte der König den Cendebäus zum Hauptmann über das Land am Meer, und ließ ihm ein Kriegsvolk zu Roß und zu Fuß;

  39. und befahl ihm, daß er sich lagern sollte an der Grenze Judäas, und sollte da befestigen die Stadt Kedron samt ihren Thoren; und sollte den Juden ins Land fallen. Aber der König jagte dem Tryphon nach, ihn zu fahen (fangen).

  40. Da nun Cendebäus gen Jamnia kam, griff er die Juden an, verheerte ihr Land, und ließ viel Volks umbringen, und fing viel Leute, und führte sie weg; und befestigte die Stadt Kedron,

  41. und legte ein Kriegsvolk darein, daß sie an der Grenze sollten herausfallen, und die Straßen Judäas wüst machen, wie der König befohlen hatte.

Das 16. Kapitel.

Die Syrer werden von den Söhnen Simons geschlagen. Simon selbst wird mit zwei Söhnen von seinem Tochtermann Ptolemäus ermordet.

  1. Darum zog * Johannes von Gazara hinauf zu seinem Vater Simon, und zeigte ihm an, daß ihnen Cendebäus ins Land gefallen wäre, und hätte Schaden gethan.

    *Kapitel 13,54.

  2. Da forderte Simon seine zween ältesten Söhne vor sich, Judas und Johannes, und sprach zu ihnen: Ich und meine Brüder und meines Vaters Haus haben von Jugend auf bis zu dieser Zeit Kriege geführt wider die Feinde des Volks Israel; und Gott hat uns Glück gegeben, daß Israel oft durch unsre Hände errettet ist.

  3. Dieweil ich aber nun alt und schwach bin, und ihr durch göttliche Gnade in den rechten Jahren seid, so sollt ihr an meine und meiner Brüder Statt treten, und sollt ausziehen, und für euer Volk streiten. Gott wolle euch vom Himmel helfen, und bei euch sein!

  4. Und er ließ im Lande wählen zwanzig tausend Mann und etliche Reisige. Mit diesem Haufen zogen Johannes und Judas wider Cendebäus, und lagen über Nacht zu Modin.

  5. Morgens aber, da sie von Modin ins Blachfeld kamen, zog ein groß Heer zu Roß und Fuß gegen sie daher. Nun war ein Bach zwischen beiden Heeren.

  6. Da zog Johannes an den Bach, und kehrte sich gegen die Feinde. Da er aber sah, daß das Volk eine Scheu hatte, sich in das Wasser zu begeben, da wagte er sich zuerst hinein, und kam über das Wasser. Da der Haufe dieses sah, folgeten sie ihm nach.

  7. Darnach machte Johannes seine Ordnung zur Schlacht, und ordnete die Reisigen zwischen das Fußvolk. Aber die Feinde hatten eine viel mächtigere Reiterei.

  8. Da aber Johannes * drommeten (trompeten) ließ mit der Priester Posaunen, und die Feinde angriff, da gab Cendebäus die Flucht samt seinem Heer, und wurden viele verwundet und erstochen; die übrigen aber flohen in + die Festung.

    *4. Mose 10,9. +Kapitel 15,39.40.

  9. In dieser Schlacht ward Judas, des Johannes Bruder, auch verwundet; aber Johannes jagte den Feinden nach bis an die Festung Kedron.

  10. Und die Feinde flohen in die Türme auf dem Lande bei Asdod. Da verbrannte Johannes dieselbigen Türme, daß den Feinden bei zwei tausend Mann umkamen. Darnach zog Johannes wieder heim ins Land Juda mit Frieden.

  11. Es war aber ein Hauptmann über das Land Jericho, mit Namen Ptolemäus, der Sohn Abubs, der war sehr reich,

  12. und der Hohepriester Simon hatte ihm eine Tochter gegeben.

  13. Darum war er stolz, und trachtete darnach, daß er Herr im Lande würde; und unterstund sich, den Simon und seine Söhne mit Listen umzubringen.

  14. Da nun Simon umherzog im Lande Juda, die Städte zu besehen und ihr Regiment zu bestellen, und gen Jericho kam mit zween Söhnen, Mattathias und Judas, im * hundert und sieben und siebenzigsten Jahr, im elften Monat, welcher heißt Sebat:

    *Kapitel 1,11.

  15. da empfing sie der Sohn Abubs in seine Burg, welche heißt Dok, und richtete ihnen ein herrlich Mahl zu; aber es war eitel Betrug, denn heimlich versteckte er Kriegsvolk darein.

  16. Und da Simon und seine Söhne fröhlich waren, und wohl getrunken hatten, machte sich Ptolemäus auf mit seinen Knechten, und nahmen ihre Waffen, und fielen ein zu Simon ob dem Mahl, und schlugen ihn samt den zween Söhnen und den Knechten tot.

  17. Diese schändliche Untreue that Ptolemäus in Israel, und that ihm solche Bosheit für seine Wohlthat.

  18. Darnach schrieb er solches dem König Antiochus, und bat, daß er ihm Kriegsvolk zu Hilfe schicken wollte, das Land und die Städte mit aller Nutzung einzunehmen.

  19. Er sandte auch einen Haufen gen Gazara, den Johannes umzubringen, und schrieb an die Hauptleute, daß sie zu ihm kommen sollten, so wollte er ihnen großen Sold und Geschenke geben.

  20. Auch schickte er Kriegsvolk, Jerusalem und das Heiligtum einzunehmen.

  21. Aber ein Bote kam zuvor gen Gazara, der sagte Johannes, daß sein Vater und seine Brüder umkommen waren, und daß bestellet wäre, daß man ihn auch umbringen sollte.

  22. Da Johannes solches hörte, entsetzte er sich sehr, und ließ die Leute fahen (fangen), die geschickt waren, ihn umzubringen. Und da er befand, daß sie ihn wollten ermordet haben, ließ er sie töten.

  23. Was aber Johannes hernach weiter gethan hat, und die Kriege, die er geführt hat, und wie er regiert und die Mauern gebauet hat,

  24. das ist alles beschrieben in einem eignen Buch von der Zeit seines Regiments, solange er nach seinem Vater Hoherpriester gewesen ist.

DAS ZWEITE BUCH DER MAKKABÄER

Das 1. Kapitel.

Zwei Briefe der Juden zu Jerusalem an ihre Brüder in Ägypten von der Tempelweihe und der Auffindung des heiligen Feuers.

  1. Wir Juden, eure Brüder, so zu Jerusalem und durch das ganze jüdische Land sind, wünschen euch Juden, unsern Brüdern, so in Ägypten sind, Glück und Heil.

  2. Gott segne euch, und gedenke an seinen * Bund, den er Abraham, Isaak und Jakob, seinen treuen Knechten, zugesagt hat;

    *2. Mose 2,24.

  3. und gebe euch ein rechtschaffen Herz, daß ihr in seinem Gesetze fest und beständig bleibet;

  4. und verleihe euch, daß ihr fleißig seid in seinen Geboten; und tröste euch.

  5. Er erhöre euer Gebet, und sei euch gnädig, und lasse euch nicht in der Not.

  6. Also bitten wir stets für euch.

  7. Zu der Zeit des Königs Demetrius im * hundert und neun und sechzigsten Jahr haben wir Juden an euch geschrieben in unsrer höchsten Not, da Jason und sein Anhang von dem heiligen Land und von dem Königreich abtrünnig ward,

    *1. Makkabäer 1,11.

  8. und verbrannten unsere Thore, und vergossen das unschuldige Blut. Da beteten wir, und der Herr erhörte uns. Und wir opferten ihm Opfer und Semmelmehl, und zündeten die Lampen an, und legten die Schaubrote auf.

  9. Und begehren, daß ihr jetzt wollt die * Kirchweihe mit uns halten des Monats Chislev (Kislew). Datum im + hundert und acht und achtzigsten Jahr.

    *1. Makkabäer 4,59. +1. Makkabäer 1,11.

  10. Wir zu Jerusalem und im ganzen Judäa samt den Ältesten und Judas wünschen dem Aristobulus, des Königs Ptolemäus Lehrer, der von dem hohenpriesterlichen Stamme ist, und den andern Juden, so in Ägypten sind, Glück und Heil.

  11. Wir danken Gott billig, daß er uns aus so großer Not erlöset hat, die wir uns gegen einen so mächtigen König wehren mußten.

  12. Denn Gott hat unsre Feinde aus der heiligen Stadt weggetrieben.

  13. Denn als der König mit seinem unüberwindlichen Heere nach Persien kommen war, wurde er im Tempel der Nanäa erwürget aus List der Priester der Nanäa.

  14. Denn da Antiochus dahin kam samt seinen Freunden, als wollte er die Göttin freien, und alles Geld aus dem Tempel zur Morgengabe nehmen,

  15. und da es die Priester der Nanäa hervortrugen, und er mit etlichen in das Heiligtum gegangen war, schlossen sie den Tempel hinter ihm zu,

  16. und öffneten die verborgene Thür der Decke, und warfen ihn und alle, die mit ihm waren, mit Steinen zu Tod. Darnach hieben sie ihn zu Stücken, und warfen sie heraus.

  17. Gott habe immer Lob, daß er die Gottlosen so hat weggerichtet.

  18. Demnach, weil wir auf den * fünf und zwanzigsten Tag des Monats Chislev (Kislew) gedenken die Reinigung des Tempels zu begehen, haben wir's euch wollen anzeigen, daß ihr auch mit uns dasselbe Fest begehet, wie man begehet das Laubhüttenfest und den Tag, daran Nehemia das Feuer gefunden hat, da er den Tempel und den Altar baute, und wieder opferte.

    *1. Makkabäer 4,59.

  19. Denn da unsre Väter nach Persien weggeführt wurden, haben die frommen Priester das * Feuer vom Altar in einen tiefen, trocknen Brunnen versteckt und erhalten, daß es niemand erführe.

    *Kapitel 2,1.

  20. Als nun nach vielen Jahren Nehemia nach dem Willen Gottes vom Könige heimgesandt ward, schickte er derselben Priester Nachkommen, die das Feuer verborgen hatten, daß sie es wieder sucheten. Aber wie sie uns berichtet haben, haben sie kein Feuer, sondern ein dickes Wasser gefunden.

  21. Dasselbe hat er sie heißen schöpfen und bringen. Da es nun alles zum Opfer zugerüstet war, hat Nehemia befohlen, sie sollten das Wasser über das Holz und das Opfer, das auf dem Holz lag, gießen.

  22. Als sie dasselbe gethan hatten, und die Sonne wohl heraufkommen war, und die Wolken vergangen, da zündete sich ein großes Feuer an; des verwunderten sie sich alle.

  23. Da fingen die Priester und das Volk an, zu beten, bis das Opfer verbrannt war. Und Jonathan sang vor, die andern aber sprachen ihm nach mit Nehemia.

  24. Dies aber war das Gebet Nehemias: Herr, unser Gott, der du alle Dinge geschaffen hast, und bist schrecklich, stark und gerecht und barmherzig, und allein der rechte König und Wohlthäter,

  25. der du allein alle Gaben giebst, der du allein gerecht, allmächtig und ewig bist, der du * Israel erlösest aus allem Übel, der du unsere Väter erwählet, und sie geheiliget hast,

    *Psalm 130,8.

  26. nimm das Opfer an für das ganze Volk Israel, und bewahre und heilige dein Erbe.

  27. Bringe uns Zerstreuete wieder zusammen, erlöse die, so den Heiden dienen müssen, und siehe uns Verachtete an, davor jedermann ein Grauen hat: daß doch die Heiden erfahren, daß du unser Gott seiest.

  28. Strafe, die uns unterdrücken, und mit großem Pochen uns alle Schande anlegen.

  29. Pflanze dein Volk wieder an deinen heiligen Ort, wie Mose gesagt hat.

    2. Mose 15,17.

  30. Darnach sangen die Priester Lobgesänge dazu, bis das Opfer verzehret ward.

  31. Darnach hieß Nehemia das übrige Wasser auf die großen Steine gießen.

  32. Da ging auch eine Flamme auf; aber sie ward verzehret von der Flamme des Feuers auf dem Altar.

  33. Dies ist bald lautbar worden, und vor den König der Perser kommen, wie man an dem Ort, da man das Feuer versteckt hatte, Wasser gefunden, und dasselbe die Opfer angezündet hätte.

  34. Da prüfte es der König, und ließ den Ort aussondern und umfriedigen;

  35. und gab viel Gelds dazu.

  36. Und des Nehemia Gesellen nannten selbiges Wasser Nephthar, auf deutsch Reinigung; etliche heißen es auch Nephtha.

Das 2. Kapitel.

Jeremia verbirgt die Bundeslade. Hinweis auf ältere Schriften.

  1. Man findet auch in den Schriften, daß Jeremia, der Prophet, die, so weggeführet waren, geheißen habe, daß sie vom * Feuer sollten nehmen, wie oben angezeiget,

    *Kapitel 1,19.

  2. und ihnen das Gesetz mitgegeben, und befohlen habe, daß sie ja des Herrn Gebote nicht vergäßen, und sich nicht ließen verführen, wenn sie die güldnen und silbernen Götzen und ihren Schmuck sähen;

  3. und habe ihnen dergleichen viel mehr befohlen, daß sie das Gesetz nicht aus ihrem Herzen wollten lassen.

  4. So stund das auch in derselben Schrift, daß der Prophet nach göttlichem Befehl sie geheißen habe, daß sie die Hütte des Zeugnisses und die Lade sollten mitnehmen.

  5. Als sie nun an den Berg kamen, da * Mose auf gewesen, und des Herrn Erbland gesehen hatte, fand Jeremia eine Höhle; darein versteckte er die Hütte und die Lade und den Altar des Räuchopfers, und verschloß das Loch.

    *5. Mose 34,1.

  6. Aber etliche, die auch mitgingen, wollten das Loch merken und zeichnen, sie konnten's aber nicht finden.

  7. Da das Jeremia erfuhr, strafte er sie und sprach: Diese Stätte soll kein Mensch finden, noch wissen, bis der Herr sein Volk wieder zuhauf bringen, und ihnen gnädig sein wird.

  8. Dann wird es ihnen der Herr wohl offenbaren; und man wird dann des Herrn Herrlichkeit sehen in einer Wolke, wie er zu Moses Zeiten erschien, und wie Salomo bat, daß er die Stätte wollte heiligen.

  9. Und Jeremia erzählte ihnen auch, wie * Salomo geopfert hatte, den Tempel einzuweihen, da er fertig ward;

    *1. Könige 8,5.63.

  10. und wie Mose den Herrn gebeten, und das * Feuer vom Himmel das Opfer verzehret hatte, also bat auch Salomo, und + das Feuer verzehrte das Brandopfer.

    *3. Mose 9,24. +2. Chronik 7,1.

  11. Und Mose * sagte, daß das Sündopfer sei vom Feuer verzehret worden, weil man's nicht gegessen habe.

    *3. Mose 10,16.

  12. Also hat Salomo auch * acht Tage gefeiert.

    *1. Könige 8,66.

  13. Das alles findet man in den Schriften, die zu Nehemias Zeiten geschrieben sind, und wie er der Könige, Propheten und Davids Bücher und die Briefe der Könige von den Weihgeschenken zusammengesucht, und ein Bücherhaus zugerichtet hat.

  14. Also hat auch Judas die Bücher, so verloren gegangen waren, weil Kriege im Lande gewesen sind, alle wieder zusammengebracht.

  15. Und wir haben sie hie. Wollt ihr sie nun lesen, so lasset sie bei uns holen.

  16. Dieweil wir nun solches Fest begehen wollen, haben wir's euch wollen schreiben; denn es gebührt euch, daß ihr's auch haltet.

  17. Wir hoffen aber zu Gott, daß der Herr, der seinem Volk hilft, und das Erbe uns wiedergiebt, nämlich das Reich und das Priestertum,

  18. wie er's im * Gesetze verheißen hat, werde sich unser bald erbarmen, und werde uns aus der weiten Welt an den heiligen Ort wieder zusammenbringen,

    *5. Mose 30,3. Psalm 106,47.

  19. wie er uns bereits aus großem Unglück errettet, und den Ort gereiniget hat. -

  20. Die Geschichten aber von Judas, dem Makkabäer, und seinen Brüdern und von der Reinigung des großen Tempels, und wie man den Altar geweihet hat;

  21. und von dem Krieg wider den Antiochus den Edlen, und seinen Sohn Eupator;

  22. und von den Zeichen vom Himmel, die denen, so das Judentum redlich beschützet haben, offenbaret sind; daß ihrer so ein kleiner Haufe das ganze Land wieder erobert, und eine große Menge der Heiden in die Flucht geschlagen und ihnen nachgeeilet haben;

  23. und weiter von dem Tempel, der in aller Welt berühmt ist, wie sie ihn wieder erlangt, und die Stadt befreiet haben; daß die Gesetze, welche man aufheben wollte, wieder aufgerichtet worden sind, weil der Herr ihnen wohlwollte und gnädig war:

  24. dies und andres mehr, das Jason von Kyrene in fünf Büchern verzeichnete, gedenken wir hie auf das kürzeste zusammenzuziehen.

  25. Denn wir sehen, wie der Zahlen so viel sind, und daß es schwer will sein, die Geschichten, weil sie also auf einem Haufen liegen, recht zu fassen.

  26. Darum haben wir's also machen wollen, daß man's gerne lese und leichter behalten könne, und jedermann möge nützlich sein.

  27. Und wir merken zwar, daß es uns eben nicht leicht will werden, daß wir uns der Mühe unterstanden haben; denn es gehöret viel Arbeit und großer Fleiß dazu,

  28. gleichwie es ohne Arbeit nicht zugehet, wenn man eine Mahlzeit zurichten und den Gästen gütlich thun will. Dennoch wollen wir dasselbe nicht ansehen, und diese Mühe, den andern damit zu dienen, gern auf uns nehmen.

  29. In den Geschichten an ihnen selbst wollen wir nichts ändern, sondern bleiben lassen, wie sie vorhin geschrieben sind, außer daß wir's kürzer wollen zusammenziehen.

  30. Und gleichwie ein Zimmermann, wenn er ein neues Haus bauet, nicht weiter denkt, denn daß er's also mache, daß es einen Bestand habe; wie man es aber malen und schmücken soll, da läßt er einen andern für sorgen:

  31. also wollen wir auch thun und den, der zum ersten die Geschichte geschrieben hat, dafür sorgen lassen, wie er's alles geredet und alle Stücke mit Fleiß durchgearbeitet habe.

  32. Wir aber wollen nicht mehr thun, denn aufs kürzeste die Summe fassen.

  33. Und wollen nun zu der Geschichte greifen, und dies also zum Eingang gesagt haben, daß nicht die Vorrede größer werde denn die ganze Historie.

Das 3. Kapitel.

Der Schatz im Tempel wird wider Heliodorus wunderbar beschützt.

  1. Als man nun in gutem Frieden zu Jerusalem wohnete, und das Gesetz fein im Schwang ging, weil der * Hohepriester Onias so fromm war und so fleißig darüber hielt,

    *Kapitel 15,12.

  2. wurden auch die Könige beweget, die Stadt zu ehren, und schickten herrliche Geschenke in den Tempel,

  3. also daß Seleukus, der König in Asien, aus seinen Ämtern verordnen ließ alle Kosten, so man zum Opfer bedurfte.

  4. Nun war dazumal ein Vogt des Tempels, der hieß Simon, ein Benjaminiter; der war dem Hohenpriester feind, darum daß er ihm seines Mutwillens in der Stadt nicht gestatten wollte.

  5. Weil ihm aber Onias zu mächtig war, zog er zu Apollonius, des Thrasäus Sohn, dem Hauptmann in Nieder-Syrien und Phönizien;

  6. und sagte ihm, wie der Gotteskasten zu Jerusalem über die Maßen reich von Geld wäre, und sehr viel übrig, das man nicht bedürfte zum Opfer; und der König möchte es wohl zu sich nehmen.

  7. Da nun Apollonius zum Könige kam, sagte er ihm an, was ihm Simon vom Gelde angezeigt hatte. Da verordnete der König den Heliodorus, seinen Kämmerer, und gab ihm Befehl, er sollte dasselbe Geld bringen.

  8. Der machte sich alsbald auf, und wandte vor, er müßte Renten einnehmen in Nieder-Syrien und Phönizien. Seine Meinung aber war, daß er des Königs Befehl wollte ausrichten.

  9. Als Heliodorus nun gen Jerusalem kam, und der Hohepriester ihn freundlich empfangen hatte, erzählte er ihm, was seinem Herrn berichtet worden, und warum er da wäre; und fragte, ob es also wäre oder nicht.

  10. Da antwortete ihm der Hohepriester: Es ist ein Teil hinterlegt zu treuer Hand, das Witwen und Waisen gehört.

  11. Das andre ist des Hirkanus, des Tobias Sohns, eines trefflichen Mannes. Und es hält sich gar nicht also, wie der Verräter Simon gesagt hat; denn es sind nicht mehr denn vier hundert Zentner Silbers und zwei hundert Zentner Golds.

  12. So wäre es ein großer Frevel, daß man es so hinwegnähme, und die, so das Ihre vertrauet haben dem heiligen Tempel, der in aller Welt so hoch geehret und gefreiet ist, sollte um das Ihre betrügen.

  13. Aber Heliodorus bestund auf dem Befehl des Königs, er müßte es zu sich nehmen;

  14. und kam auf einen bestimmten Tag in den Tempel, und wollte es besehen. Da erhub sich ein großer Jammer durch die ganze Stadt.

  15. Die Priester lagen in ihrem heiligen Schmuck vor dem Altar, und riefen Gott im Himmel an, der selbst geboten hat, daß man das Hinterlegte nicht soll veruntreuen, daß er den Leuten das Ihre, so sie an den Ort zu treuen Händen hinterlegt hatten, wollte erhalten.

  16. Der Hohepriester aber stellte sich so jämmerlich, daß ihn niemand ohne großes Mitleiden ansehen konnte; denn man sah es ihm an, weil er sich so im Angesicht entfärbet hatte, daß er in großen Ängsten war.

  17. Denn er war so gar erschrocken, daß er ganz zitterte; daraus man leichtlich spüren konnte, wie übel ihm zu Sinn war.

  18. Die Leute aber liefen haufenweise aus den Häusern zusammen, und beteten mit einander, weil sie sahen, daß der Tempel in Verachtung sollte kommen.

  19. Und die Weiber legten Säcke an, liefen auf den Gassen um; und die Jungfrauen, so sonst nicht unter die Leute gingen, liefen unter die Thore und auf die Mauern; etliche lagen in den Fenstern;

  20. und huben alle ihre Hände auf gen Himmel und beteten.

  21. Es war beides erbärmlich, daß das Volk unter einander so gar erschrocken, und der Hohepriester so in Ängsten war.

  22. Wie sie also den allmächtigen Gott anriefen, daß er das Gut denen, so es hinterlegt hatten, erhalten wollte,

  23. gedachte Heliodorus sein Vornehmen auszurichten. Und da er bei dem Gotteskasten stehet mit Kriegsknechten,

  24. that der allmächtige Gott ein groß Zeichen, daß er und die um ihn waren, sich vor der Macht Gottes entsetzten, und in eine große Furcht und Schrecken fielen;

  25. denn sie sahen ein Pferd, das wohl geschmückt war, darauf saß ein schrecklicher Reiter; das rannte mit aller Macht auf den Heliodorus zu, und stieß ihn mit den vordern zweien Füßen; und der Reiter auf dem Pferd hatte einen güldnen Harnisch an.

  26. Sie sahen auch zween junge Gesellen, die stark und schön waren und sehr wohl gekleidet; die stunden dem Heliodorus zu beiden Seiten und schlugen getrost auf ihn,

  27. daß er vor Ohnmacht zur Erde sank, und ihm das Gesicht verging.

  28. Da nahmen sie ihn, der soeben mit großer Pracht und allen seinen Kriegsknechten in die Schatzkammer gegangen war, und trugen ihn in einer Sänfte davon; und seine Gewalt half ihn gar nichts,

  29. daß man öffentlich die Kraft des Herrn merken mußte. Und er lag also für tot und redete kein Wort.

  30. Die Juden aber lobten Gott, daß er seinen Tempel so geehret hatte. Und der Tempel, der zuvor voll Furcht und Schrecken gewesen war, ward voll Freuden und Wonne nach diesem Zeichen des allmächtigen Gottes.

  31. Aber etliche des Heliodorus Freunde kamen und baten Onias, daß er doch den Herrn bitten wollte, daß er dem Heliodorus, der jetzt in den letzten Zügen lag, das Leben wollte schenken.

  32. Weil aber der Hohepriester besorgte, der König würde einen Argwohn auf die Juden haben, als hätten sie dem Heliodorus etwas gethan, opferte er für ihn, daß er gesund würde.

  33. Und da er betete, erschienen die zween jungen Gesellen wieder in ihrer vorigen Kleidung, und sagten zum Heliodorus: Danke dem Hohenpriester Onias fleißig, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenket;

  34. und verkündige allenthalben die große Kraft des Herrn, weil du vom Himmel herab gestäupt (geschlagen) bist. Und da sie dies geredet hatten, verschwanden sie.

  35. Heliodorus aber opferte dem Herrn und gelobete ihm viel, daß er ihm das Leben wiedergegeben hatte; und dankete dem Onias, und reisete darnach wieder zum Könige,

  36. und sagte jedermann, wie er mit seinen Augen die Werke des höchsten Gottes gesehen hätte.

  37. Als ihn aber der König fragte, wen er meinte, den er gen Jerusalem schicken könnte, der etwas ausrichtete, antwortete ihm Heliodorus:

  38. Wenn du einen Feind hast oder einen, der dich aus dem Reich gedenket zu stoßen, den schicke hin. Wenn derselbe also gestäupt (geschlagen) wird wie ich, und mit dem Leben davonkommt, so magst du ihn wohl wieder annehmen.

  39. Denn es ist wahrhaftig eine Kraft Gottes an dem Ort, und der seine Wohnung im Himmel hat, siehet darauf und rettet ihn; und die ihn beschädigen wollen, strafet er und schlägt sie zu Tod.

  40. Dies sei genug von der Schatzkammer und Heliodorus.

Das 4. Kapitel.

Die Hohenpriester Onias, Jason und Menelaus. Zerrüttung des Staats, Einführung griechischer Sitten.

  1. Simon aber, der * den Schatz und sein Vaterland so verraten hatte, redete dem Onias übel nach, wie er solch Unglück gestiftet hätte, das + Heliodorus widerfahren war;

    *Kapitel 3,6. +Kapitel 3,9.23-29.

  2. und gab ihm schuld, daß er trachtete, Herr im Lande zu werden; so er doch der Stadt alles Gute that, und sein Volk mit Treuen meinete, und fest hielt über Gottes Geboten.

  3. Da nun der Haß und Neid so groß war, daß des Simon Anhang etliche drob erwürgeten;

  4. und Onias sah, daß viel Unheils aus solcher Uneinigkeit kommen würde, weil * Apollonius, der Hauptmann in Nieder-Syrien, also wütete und des Simon Mutwillen stärkete: machte er sich auf zum Könige,

    *Kapitel 3,5.

  5. nicht, sein Volk zu verklagen, sondern Land und Leuten zugut.

  6. Denn er sah, wenn der König nicht würde dazuthun, so wäre es nicht möglich, in die Länge Frieden zu erhalten, noch Simons Mutwillen zu steuern.

  7. Da aber Seleukus gestorben war, und das Regiment auf Antiochus den Edlen kam, stund Jason, des Onias Bruder, nach dem Hohenpriesteramt,

  8. und verhieß dem Könige, wenn er's zuwege brächte, drei hundert und sechzig Zentner Silbers und von anderm Einkommen achtzig Zentner.

  9. Und über das verhieß er ihm auch sonst zu verschreiben hundert und fünfzig Zentner, wenn man ihm zulassen wollte, daß er ein Spielhaus da herrichten möchte, und die Antiochier, die zu Jerusalem wohnten, als Bürger einzuschreiben.

  10. Da solches der König bewilligte, und Jason das Priestertum kriegte, gewöhnete er alsobald seine Leute auf der Heiden Sitten.

  11. Und die den Juden freundlichen Rechte, von den Königen geordnet durch Johannes, den Vater des * Eupolemus, welcher gen Rom geschickt wurde, mit den Römern einen Bund zu machen, that er gar ab, und tilgete die alten ehrlichen Gesetze, und richtete andere, unehrliche Weise an.

    *1. Makkabäer 8,17.

  12. Gerade unter der Burg bauete er * ein Spielhaus, und verordnete, daß sich die stärksten jungen Gesellen darin üben mußten.

    *1. Makkabäer 1,15.

  13. Und das griechische Wesen nahm also überhand durch den gottlosen Hohenpriester Jason,

  14. daß die Priester des Opfers noch des Tempels nicht mehr achteten, sondern liefen in das Spielhaus und sahen, wie man den Diskus warf und andre Spiele trieb;

  15. und ließen also ihrer Väter Sitten fahren, und hielten die griechischen für köstlich.

  16. Sie mußten's auch wohl bezahlen; denn Gott schickte über sie eben die, welchen sie solche Spiele wollten nachthun, daß sie sie mußten strafen.

  17. Denn * es ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen; es findet sich doch zuletzt.

    *Galater 6,7.

  18. Da man nun das Kampfspiel zu Tyrus hielt, das alle fünf Jahre gefeiert wurde, und der König selbst dabei war,

  19. schickte der Bösewicht Jason etliche Antiochier, als wären sie von Jerusalem, als Gesandte, daß sie das Spiel besähen; und schickte mit ihnen drei hundert Drachmen, daß man dem Herkules davon opferte. Die aber, denen solches befohlen war, sahen, daß es sich nicht schicken würde; wollten's derhalben dazu nicht brauchen, sondern an etwas andres wenden.

  20. Darum, ob er's gleich zu des Herkules Opfer gesendet hatte, bestelleten sie doch die Schiffrüstung dafür.

  21. Nachdem aber Ptolemäus Philometor, der junge König in Ägypten, seinen ersten Reichstag ausgeschrieben hatte, da schickte Antiochus den Apollonius, des Mnesteus Sohn, auf denselbigen Reichstag nach Ägypten. Da er aber vernahm, daß man ihm dort abgünstig geworden war, gedachte er, wie er sein Reich in Frieden erhalten möchte, und kam gen Joppe und von dannen gen Jerusalem.

  22. Und ward von Jason und der ganzen Stadt herrlich empfangen und eingeleitet mit Fackeln und großem Triumph. Darnach zog er wieder nach Phönizien.

  23. Aber nach dreien Jahren schickte Jason den Menelaus, des * obgedachten Simon Bruder, daß er dem Könige das Geld brächte, und ihn etlicher nötiger Sachen halben erinnerte.

    *Vers 1. Kapitel 3,4.

  24. Und da er bei dem Könige in Gnaden kam, heuchelte er ihm, und brachte das Hohepriestertum an sich, und gab dem Könige drei hundert Zentner Silbers mehr denn Jason.

  25. Und kam also mit des Königs Befehl wieder gen Jerusalem, und handelte nicht wie ein Hoherpriester, sondern wie ein wütiger Tyrann und wie ein grausam wildes Tier.

  26. Also ward Jason, der seinen Bruder von seinem Amt abgestoßen hatte, wieder durch einen andern davongestoßen, und mußte in der Ammoniter Land fliehen;

  27. und Menelaus behielt das Regiment. Da er aber das Geld, das er dem Könige versprochen hatte, nicht konnte ausrichten, da es Sostratus, der Hauptmann in der Burg, von ihm forderte,

  28. wie ihm der König befohlen hatte, ließ sie der König beide vor sich laden.

  29. Und Menelaus hinterließ an seiner Statt seinen Bruder Lysimachus als Hohenpriester, Sostratus aber den Krates, den Amtmann in Cypern.

  30. Da es nun also bestellet war, richteten die Tharser und Malloter einen Aufruhr an, darum daß sie der König seinem Kebsweibe Antiochis geschenkt hatte.

  31. Da machte sich der König eilends auf, daß er den Aufruhr stillete, und ließ hinter ihm den Fürsten Andronikus zum Statthalter.

  32. Da das Menelaus inneward, gedachte er, daß er Gelegenheit hätte, daß er wiederum zu seinem alten Stand kommen könnte, und stahl etliche güldne Kleinode aus dem Tempel, und schenkte sie dem Andronikus, und verkaufte etliches gen Tyrus und in andere umliegende Städte.

  33. Da das Onias erfuhr, begab er sich an einen befreieten Ort zu Daphne, das vor Antiochien liegt, und strafte ihn.

  34. Aber Menelaus kam zu Andronikus allein und ermahnte ihn, daß er Onias umbringen sollte. Das that er, und ging zu ihm, und beredete ihn mit Listen, gab ihm auch seine Hand und den Eid darauf, daß er aus der Freiheit zu ihm kam; denn er wußte, daß sich Onias nichts Gutes zu ihm versah. Und da er ihn also überredet hatte, erstach er ihn wider alles Recht.

  35. Das that nicht allein den Juden wehe, sondern verdroß auch viel Heiden, daß er den frommen Mann so umgebracht hatte.

  36. Da nun der König alle Sachen in Cilicien verrichtet hatte, und wieder heimreisete, liefen ihn die Juden in allen Städten an und auch etliche Heiden, und klagten ihm, daß Onias unschuldiglich ermordet wäre.

  37. Und Antiochus bekümmerte sich herzlich darum, und jammerte ihn, daß der fromme, ehrbare Mann so jämmerlich war umkommen;

  38. und ergrimmte über den Andronikus, und ließ ihm das Purpurkleid samt dem andern Schmuck abziehen, und ihn also in der ganzen Stadt umherführen, und zuletzt richten an dem Ort, da er Onias erstochen hatte. Also hat ihn Gott nach seinem Verdienst wieder gestrafet.

  39. Als aber Lysimachus aus Rat seines Bruders Menelaus viel aus dem Tempel gestohlen hatte, und das Geschrei unter die Leute kommen war, sammelte sich die Gemeine wider Lysimachus, da der güldnen Kleinode schon viel hinwegkommen waren.

  40. Da sich nun die Gemeine gesammelt und sehr zornig war, rüstete Lysimachus drei tausend Mann, und wollte sich mit Gewalt schützen; und setzte über sie einen alten listigen Mann, der hieß Tyrannus.

  41. Da dies die Bürger sahen, nahmen etliche Steine, etliche starke Stangen, etliche warfen die Leute des Lysimachus mit Asche unter die Augen,

  42. daß ihrer also viele wund wurden, und etliche gar zu Boden geschlagen, die andern alle davonliefen. Und den Tempelräuber erschlugen sie bei der Schatzkammer.

  43. Darnach zogen sie den Menelaus vor Gericht.

  44. Und weil der König gen Tyrus kommen war, ließen ihrer drei, des Rats Gesandte, den Handel vor ihn gelangen, daß er darin sollte Urteil sprechen.

  45. Als aber Menelaus überwiesen ward, verhieß er * Ptolemäus, dem Sohne des Dorymenes, viel Geldes, wenn er ihn beim König möchte ausbitten.

    *1. Makkabäer 3,38.

  46. Da ging Ptolemäus mit dem Könige in einen Saal, da er sich inne kühlte, und beredete den König,

  47. daß er Menelaus, der alles Unglück angerichtet hatte, losließ, und die armen Leute zum Tod verurteilte, die doch auch bei Scythen unschuldig erfunden und erkannt wären worden.

  48. Also wurden die, so des Volks und des Tempels Sachen auf das treulichste gehandelt hatten, unschuldiglich erwürget.

  49. Das that etlichen zu Tyrus weh, und ließen sie ehrlich zur Erde bestatten.

  50. Menelaus aber blieb beim Amt durch Hilfe etlicher Gewaltigen am Hofe, die sein genossen, und ward je länger je ärger, und legte den Bürgern alles Unglück an.

Das 5. Kapitel.

Antiochus wütet in Jerusalem und plündert den Tempel.

  1. Um dieselbige Zeit zog Antiochus zum andernmal nach Ägypten.

  2. Man sah aber durch die ganze Stadt vierzig Tage nach einander in der Luft Reiter in güldnem Harnisch mit langen Spießen in einer Schlachtordnung;

  3. und man sah, wie sie auf einander trafen und mit den Schilden und Spießen sich wehreten, und wie sie die Schwerter zückten und auf einander schossen, und wie die güldnen Rüstungen schimmerten, und wie sie mancherlei Harnische hatten.

  4. Da betete jedermann, daß es ja nichts Böses bedeuten sollte.

  5. Aber es kam ein erlogen Geschrei aus, wie Antiochus sollte tot sein. Da nahm Jason bei tausend Mann zu sich, und griff unversehens die Stadt an. Und als er die Mauer mit den Seinen erstiegen und die Stadt erobert hatte,

  6. floh Menelaus auf die Burg. Jason aber würgte seine Brüder jämmerlich, und gedachte nicht, weil es ihm so glückte wider seine Freunde, daß es sein großes Unglück wäre, sondern ließ sich dünken, er siegte wider seine Feinde, und nicht wider seine Bürger.

  7. Er konnte aber gleichwohl das Regiment nicht erlangen, sondern kriegte seinen Lohn, wie er verdienet hatte, und floh mit Schanden wieder in der Ammoniter Land.

  8. Da ward er zuletzt verklaget vor Aretas, der Araber König, daß er von einer Stadt in die andre fliehen mußte und nirgend sicher war. Und jedermann war ihm feind als einem, der von seinem Gesetz abtrünnig war. Auch verfluchte ihn jedermann als einen Verräter und Feind seines Vaterlandes; und ist also nach Ägypten verstoßen worden.

  9. Und wie er viel Leute aus ihrem Vaterland vertrieben hatte, so mußte er auch selbst im Elend sterben, in Lacedämon, da er verhoffte einen Aufenthalt zu finden, weil sie mit einander gefreundet waren.

  10. Aber wie er viele unbegraben hingeworfen hat, so ist er auch hingestorben, daß niemand um ihn Leid getragen; und hat nicht allein nicht das Glück gehabt, daß er in seinem Vaterland wäre begraben worden, sondern hat auch in der Fremde kein ehrlich Grab finden können.

  11. Als solches vor den König kam, gedachte er, ganz Judäa würde von ihm abfallen. Und zog in einem Grimm aus Ägypten, und nahm Jerusalem mit Gewalt ein.

    1. Makkabäer 1,21-29.

  12. Und hieß die Kriegsknechte erschlagen ohne alle Barmherzigkeit, was sie fanden auf der Gasse und in den Häusern.

  13. Da würgte man durch einander jung und alt, Mann und Weib, Kinder und Jungfrauen, ja auch die Kinder in der Wiege,

  14. daß also in dreien Tagen achtzig tausend zu Grunde gingen, indem vierzig tausend getötet und ebensoviele verkauft wurden.

  15. Aber Antiochus ließ sich an diesem nicht genügen, sondern griff auch die heiligste Stätte auf Erden an; und Menelaus, der Verräter, führete ihn hinein.

  16. Da raubte er mit seinen unreinen Händen die heiligen Gefäße; und alles, was die andern Könige zum Tempel gegeben hatten zum Schmuck und Zierde, das raffte er mit seinen sündigen Händen hinweg;

  17. und überhub sich sehr, und sah nicht, daß der Herr solches verhängte über die, so in der Stadt waren, um ihrer Sünden willen. Das war die Ursache, daß Gott die heilige Stätte so schändlich zurichten ließ.

  18. Sonst sollte es dem Antiochus eben gegangen sein wie dem Heliodorus, der vom Könige Seleukus gesandt war, die * Schatzkammer zu besichtigen, und ward wohl drob zerschlagen, daß er mußte von seinem freveln Vornehmen abstehen.

    *Kapitel 3,23-29.

  19. Denn Gott hat das Volk nicht auserwählet um der Stätte willen, sondern die Stätte um des Volks willen.

  20. Darum mußte der heilige Tempel auch mit leiden, da das Volk gestraft ward, wie er auch wiederum der Wohlthaten genoß, die dem Volke erzeigt wurden. Denn wie der Tempel von den Feinden eingenommen ward, da der Herr zürnte, also ist er wieder zu Ehren und zu Recht kommen, da der Herr ihnen wieder gnädig ward.

  21. Die Summe aber alles des, was Antiochus aus dem Tempel geraubet hat, sind achtzehn hundert Zentner Silbers; die nahm er mit sich und zog flugs gen Antiochien mit einem solchen Stolz und Hoffart, daß er gedachte, er wollte nun die Erde machen, daß man darauf schiffte wie auf dem Meer, und das Meer, daß man darauf wandelte wie auf der Erde.

  22. Und ließ hinter sich zu Jerusalem etliche Amtleute, böse Buben: Philippus aus Phrygien, der noch ärger und wilder war denn sein Herr;

  23. zu Garizim Andronikus und neben den beiden Menelaus, welcher über die andern alle war, daß er sein eigen Volk so plagte.

  24. Weil aber Antiochus den Juden so gar feind war, * schickte er ihnen den schändlichen Buben Apollonius mit zwei und zwanzig tausend Mann ins Land, und gebot ihm, er sollte alle erwachsene Männer erwürgen, die Weiber aber und das junge Volk verkaufen.

    *1. Makkabäer 1,30-39.

  25. Als er nun vor Jerusalem kam, stellte er sich friedlich bis auf den Sabbathtag, da die Juden an feiern; da gebot er flugs seinen Leuten, sie sollten sich rüsten.

  26. Als nun jedermann zulief und sehen wollte, was da werden würde, ließ er sie alle erstechen; und kam also mit seinem Heer in die Stadt und erschlug eine große Menge.

  27. Aber Judas Makkabäus machte sich davon mit neun andern in die Wildnis und das Gebirge, und erhielt sich da mit allen, so sich zu ihm geschlagen hatten, von den Kräutern, daß er nicht müßte unter den unreinen Heiden leben.

    1. Makkabäer 2,28.

Das 6. Kapitel.

Verunreinigung des Tempels. Eleasars Zeugentod.

  1. Nicht lange darnach sandte der König einen alten Mann von Athen, daß er die Juden zwingen sollte, daß sie von ihrer Väter Gesetz abfielen und Gottes Gesetz nicht mehr hielten,

  2. und daß er den Tempel zu Jerusalem sollte verunreinigen, und ihn heißen des Jupiter Olympius Tempel, und den zu Garizim des Jupiter Xenius Tempel, dieweil fremde Leute daselbst wohneten.

  3. Aber solch wüstes Wesen that jedermann sehr wehe.

  4. Denn die Heiden schwelgeten und prasseten im Tempel, und trieben allerlei Unzucht mit den Weibern an der heiligen Stätte, und trugen viel hinein, das sich nicht gebührte.

  5. Man opferte auf dem Altar verbotene Opfer im Gesetz,

    1. Makkabäer 1,57.62.

  6. und hielt weder Sabbathe noch andere gewöhnliche Feiertage; und durfte sich gar niemand merken lassen, daß er ein Jude wäre;

  7. sondern man trieb sie mit Gewalt alle Monate zum Opfer, wenn des Königs Geburtstag war. Wenn man aber des Bacchus Fest beging, da zwang man die Juden, daß sie in Kränzen von Epheu dem Bacchus zu Ehren einhergehen mußten.

  8. Man hatte auch auf des Ptolemäus Angeben ein Gebot lassen ausgehen an die Städte der Heiden, die um Jerusalem waren, daß sie die Juden allenthalben zum Opfer zwingen sollten;

  9. und so etliche darauf bestünden, daß sie es nicht mit den Heiden halten wollten, die sollte man flugs erstechen. Da sah man einen großen Jammer.

  10. Zwo Frauen wurden vorgeführt, daß * sie ihre Söhne beschnitten hatten. Denen band man die Kindlein an die Brust, und führete sie herum durch die ganze Stadt, und warfen sie zuletzt über die Mauer hinab.

    *1. Makkabäer 1,63.

  11. Etliche hatten sich in der Nähe verkrochen in die Höhlen, daß sie den Sabbath halten möchten. Dieselbigen, als es Philippus angezeiget ward, verbrannte man; denn sie wollten sich nicht wehren, daß sie sich am Sabbath nicht vergriffen.

    1. Makkabäer 2,34.

  12. Ich muß aber hie den Leser vermahnen, daß er sich nicht ärgere an diesem Jammer, sondern gedenke, daß unserem Volke die Strafen nicht zum Verderben, sondern zur Warnung widerfahren.

  13. Denn das ist eine große Gnade, daß Gott den Sündern steuert, daß sie nicht fortfahren, und ist alsbald hinter ihnen her mit der Strafe.

  14. Denn unser Herr, Gott, siehet uns nicht so lang zu als den andern Völkern, die er läßt hingehen, bis sie ihr Maß der Sünden erfüllet haben, daß er sie darnach strafe; sondern wehret uns, daß wir's nicht zu viel machen, und er zuletzt sich nicht an uns rächen müsse.

  15. Derhalben hat er seine Barmherzigkeit noch nie von uns gar genommen; und ob er uns mit einem Unglück gezüchtiget hat, hat er dennoch sein Volk nicht gar verlassen.

  16. Dies habe ich zu einer Ermahnung hie sagen wollen.

  17. Nun wollen wir wieder auf die Geschichte kommen.

  18. Es war der vornehmsten Schriftgelehrten einer, Eleasar, ein betagter und doch sehr schöner Mann, demselben sperreten sie mit Gewalt den Mund auf, daß er sollte Schweinefleisch essen.

  19. Aber er wollte lieber ehrlich sterben, denn so schändlich leben, und spie es aus.

    1. Makkabäer 1,65-67.

  20. Und da er freiwillig zur Marter ging, strafte er die, so verboten Fleisch aßen aus Liebe des zeitlichen Lebens.

  21. Die nun verordnet waren, daß sie die Leute zu Schweinefleisch wider das * Gesetz bringen sollten, weil sie ihn so eine lange Zeit gekannt hatten, nahmen sie ihn auf einen Ort und sagten, sie wollten ihm Fleisch bringen, das er wohl essen dürfte; er sollte sich aber stellen, als wäre es geopfert Schweinefleisch, und sollte es dem König zulieb essen;

    *3. Mose 11,7.

  22. daß er also beim Leben bliebe und der alten Freundschaft genösse.

  23. Aber er bedachte sich also, wie es seinem großen Alter und eisgrauen Kopf, auch seinem guten Wandel, den er von Jugend auf geführet hatte, und dem heiligen, göttlichen Gesetz gemäß war, und sagte dürre heraus: Schickt mich immer unter die Erde hin ins Grab.

  24. Denn es will meinem Alter übel anstehen, daß ich auch so heuchle, daß die Jugend gedenken muß, Eleasar, der nun neunzig Jahre alt ist, sei auch zum Heiden worden,

  25. und sie also durch meine Heuchelei verführet werden, daß ich mich so vor den Leuten stelle, und mein Leben so eine kleine Zeit, die ich noch zu leben habe, also friste. Das wäre mir eine ewige Schande.

  26. Und zwar, was habe ich davon, wenn ich schon jetzt der Menschen Strafe also entflöhe, weil ich Gottes Händen, ich sei lebendig oder tot, nicht entfliehen mag?

  27. Darum will ich jetzt fröhlich sterben, wie es mir altem Mann wohl anstehet,

  28. und der Jugend ein gut Beispiel hinter mir lassen, daß sie willig und getrost um des herrlichen, heiligen Gesetzes willen sterben.

  29. Da er diese Worte also geredet hatte, brachte man ihn an die Marter. Die ihn aber führeten und ihm zuvor freundlich gewesen waren, ergrimmeten über ihn um solcher Worte willen; denn sie meineten, er hätte es aus einem Trotz gesagt.

  30. Als sie ihn aber geschlagen hatten, daß er jetzt sterben sollte, seufzte er und sprach: Der Herr, dem nichts verborgen ist, der weiß es, daß ich die Schläge und großen Schmerzen, die ich an meinem Leibe trage, wohl hätte mögen umgehen, wo ich gewollt hätte; aber der Seele nach leide ich's gerne um Gottes willen.

  31. Und ist also verschieden; und hat mit seinem Tod ein tröstlich Beispiel hinter sich gelassen, das nicht allein die Jugend, sondern jedermann zur Tugend ermahnen soll.

Das 7. Kapitel.

Märtyrertod der sieben Brüder und ihrer Mutter.

  1. Es wurden auch sieben Brüder samt ihrer Mutter gefangen, und mit Geißeln und Riemen gestäupt (geschlagen), und gedrungen vom Könige, daß sie sollten Schweinefleisch essen, das ihnen im Gesetz verboten war.

  2. Da sagte der Älteste unter ihnen also: Was willst du viel fragen und von uns wissen? Wir wollen eher sterben, denn etwas wider unser väterlich Gesetz handeln.

  3. Da ergrimmte der König und gebot, man sollte eilends Pfannen und Kessel über das Feuer setzen.

  4. Da man das gethan hatte, gebot er, man sollte dem Ältesten die Zunge ausschneiden, und Hände und Füße abhauen, daß die andern Brüder und die Mutter sollten zusehen.

  5. Als er nun so verstümmelt war, ließ er ihn zum Feuer führen und in der Pfanne braten. Und da die Lohe allenthalben in die Pfanne schlug, ermahneten sie sich unter einander samt der Mutter, daß sie unverzagt stürben, und sprachen:

  6. Gott der Herr wird das Recht ansehen und uns gnädig sein, wie Mose in seinem Gesang, darin er ins Angesicht wider sie zeuget, verkündiget und * spricht: „Und seinen Knechten wird er gnädig sein.“

    *5. Mose 32,36.43.

  7. Als der erste so verschieden war, führte man den andern auch hin, daß sie ihren Mutwillen mit ihm trieben; und zogen ihm vom Kopf Haut und Haar ab, und frageten ihn, ob er Saufleisch essen wollte oder den ganzen Leib mit allen Gliedern martern lassen?

  8. Er aber antwortete auf seine Sprache und sagte: Ich will's nicht thun.

  9. Da nahmen sie ihn und marterten ihn wie den ersten. Als er nun jetzt in den letzten Zügen lag, sprach er: Du verruchter Mensch, du nimmst mir wohl das zeitliche Leben; aber der Herr aller Welt wird uns, die wir um seines Gesetzes willen sterben, * auferwecken zu einem ewigen Leben.

    *Daniel 12,2.

  10. Darnach nahmen sie den dritten, und trieben auch ihren Mutwillen mit ihm. Und da sie es von ihm forderten, reckte er die Zunge frei heraus, und streckte die Hände dar und sprach getrost:

  11. Diese Gliedmaßen sind mir vom Himmel gegeben; darum will ich sie gerne fahren lassen um seines Gesetzes willen; denn ich hoffe, er werde mir sie wohl wiedergeben.

  12. Der König aber und seine Diener verwunderten sich, daß der Jüngling so freudig war und die Marter so gar nichts achtete.

  13. Da dieser auch tot war, peinigten sie den vierten auch und geißelten ihn.

  14. Da er aber jetzt sterben wollte, sprach er: Das ist ein großer Trost, daß wir hoffen, wenn uns die Menschen erwürgen, daß uns Gott wird wieder auferwecken; du aber wirst * nicht auferweckt werden zum Leben.

    *Daniel 12,2.

  15. Darnach nahmen sie den fünften und geißelten ihn auch. Der sah Antiochus an und sprach zu ihm:

  16. Du bist ein Mensch und mußt sterben. Weil du aber gewaltig auf Erden bist, so thust du, was du willst. Das sollst du aber nicht in den Sinn nehmen, daß uns Gott gar verlassen habe.

  17. Verzieh eine kleine Weile, so sollst du erfahren, wie mächtig Gott ist, der * dich und dein Geschlecht plagen wird.

    *Kapitel 9,5.6.

  18. Nach diesem führeten sie den sechsten auch herzu. Derselbige sagte auch, da er jetzt sterben sollte: Betrüge dich nicht so vergeblich; denn wir haben dies Leiden wohl verdienet, darum daß wir uns an unserm Gott versündiget haben; und er handelt schrecklich mit uns.

  19. Aber es wird dir nicht so hingehen, daß du also wider Gott tobest.

  20. Es war aber ein großes Wunder an der Mutter, und ist ein Beispiel, das wohl wert ist, daß man's von ihr schreibe. Denn sie sah ihre Söhne alle sieben auf Einen Tag nach einander martern, und litt es mit großer Geduld um der Hoffnung willen, die sie zu Gott hatte.

  21. Dadurch ward sie so mutig, daß sie einen Sohn nach dem andern auf ihre Sprache tröstete, und faßte ein männlich Herz, und sprach zu ihnen:

  22. Ich bin ja eure Mutter und habe euch geboren; aber den Odem und das Leben habe ich euch nicht gegeben, noch eure Gliedmaßen also gemacht.

  23. Darum so wird der, der die Welt und alle Menschen geschaffen hat, euch den Odem und das Leben gnädiglich wiedergeben, wie ihr's jetzt um seines Gesetzes willen waget und fahren lasset.

  24. Da Antiochus dies hörte, meinte er, sie verachtete und schmähete ihn auf ihre Sprache; und nahm den jüngsten Sohn vor sich, der noch übrig war, und vermahnte ihn mit guten Worten, und verhieß ihm mit einem Eide, wenn er von seinem väterlichen Gesetze abtreten wollte, so sollte er einen gnädigen Herrn an ihm haben, und wollte ihn reich und einen Herrn aus ihm machen.

  25. Da er sich aber nicht wollte bereden lassen, ließ der König die Mutter vor sich kommen, und vermahnte sie, sie wollte doch den Sohn dahin bereden, daß er bei dem Leben erhalten würde.

  26. Da er sie mit viel Worten gebeten hatte, sagte sie ihm zu, sie wollte es thun.

  27. Aber sie spottete nur des Tyrannen. Denn sie ging zum Sohne, und redete heimlich auf ihre Sprache mit ihm und sprach:

  28. Du mein liebes Kind, das ich neun Monate unter meinem Herzen getragen, und bei drei Jahren gesäuget, und mit großer Mühe auferzogen habe, erbarme dich doch über mich! Siehe an Himmel und Erde und alles, was darin ist; dies hat Gott alles aus nichts gemacht, und wir Menschen sind auch so gemacht.

  29. Darum fürchte dich nicht vor diesem Henker, sondern stirb gerne, wie deine Brüder, daß dich der gnädige Gott samt deinen Brüdern wieder lebendig mache und mir wiedergebe.

  30. Da die Mutter noch mit dem Sohn also redete, sprach der Jüngling: Worauf harret ihr? Gedenkt nur nicht, daß ich dem Tyrannen hierin gehorsam sein will; sondern ich will das Gesetz halten, das unsern Vätern durch Mose gegeben ist.

  31. Du aber, der du den Juden alles Leid anlegest, sollst unserm Herrn, Gott, nicht entlaufen.

  32. Wir leiden um unsrer Sünden willen, das ist wahr.

  33. Und obwohl der lebendige Gott eine Weile über uns zornig ist, und uns strafet und züchtiget, so wird er doch seinen Knechten wiederum gnädig werden.

  34. Aber du gottloser, unreiner Mensch, überhebe dich deiner Gewalt nicht zu sehr, und trotze nicht auf eitle Hoffnungen, daß du die Kinder Gottes verfolgest.

  35. Denn du bist dem Gericht des allmächtigen Gottes, der alle Dinge siehet, noch nicht entlaufen.

  36. Meine Brüder, die eine kleine Zeit sich haben martern lassen, die warten jetzt des ewigen Lebens nach der Verheißung Gottes. Du aber sollst nach dem Urteil Gottes gestraft werden, wie du mit deinem Hochmut verdienet hast.

  37. Ich will mein Leib und Leben um des Gesetzes meiner Väter willen dahingeben, wie meine Brüder, und zu Gott schreien, daß er bald seinem Volk gnädig werde; du aber wirst noch * selbst bekennen müssen durch große Marter und Qual, daß er allein der rechte Gott sei.

    *Kapitel 9,13.

  38. Aber Gottes Zorn wird sich an mir und meinen Brüdern wenden, welcher billig über unser ganzes Volk ergangen ist.

  39. Da dies der König hörte, ward er toll und thöricht, und ließ ihn noch härter martern denn die andern; denn es verdroß ihn, daß sie sein noch dazu spotteten.

  40. Also ist dieser auch rein dahingestorben, und hat allen seinen Trost auf Gott gestellet.

  41. Zum letzten ward die Mutter auch hingerichtet.

  42. Dies sei genug von den heidnischen Opfern und der grausamen Marter.

Das 8. Kapitel.

Judas siegt über Nikanor.

  1. Aber Judas Makkabäus und seine Gesellen gingen heimlich hin und wieder in die Flecken, und riefen zuhauf ihre Freundschaft, und was sonst bei der Juden Glauben blieben war, daß er bei sechs tausend Mann zuhauf brachte.

  2. Und sie riefen Gott an, daß er das arme Volk, welches von jedermann geplagt war, ansehen wollte, und sich erbarmen über den Tempel, welchen die gottlosen Menschen entheiliget hatten,

  3. und über die Stadt, die also verderbet und gar wüste ward; und daß er doch das unschuldige Blut, so zu ihm rief, hören,

  4. und der unschuldigen Kindlein, so wider alles Recht umgebracht wurden, gedenken wollte, und die Lästerung seines Namens rächen.

  5. Und Makkabäus mit seinem Haufen plagte die Heiden wohl; denn der Herr ließ von seinem Zorn und ward ihnen wieder gnädig.

    1. Makkabäer 3,1-26.

  6. Er überfiel unversehens Städte und Flecken, und steckte sie an, und nahm ein die bequemsten Orte, und that den Feinden großen Schaden.

  7. Am meisten aber trieb er das bei Nacht, daß man weit und breit von seinen Thaten sagte.

  8. Da aber Philippus sah, daß er je länger je stärker ward, weil es ihm so glückte, schrieb er an * Ptolemäus, den Hauptmann in Nieder-Syrien und Phönizien, um Hilfe; denn es lag dem Könige viel daran.

    *Kapitel 4,45.

  9. Da schickte Ptolemäus seinen besten Freund, den Nikanor, des Patroklus Sohn, mit zwanzig tausend Mann, daß er die Juden gar ausrotten sollte; und gab ihm einen Hauptmann zu, mit Namen Gorgias, welcher ein erfahrner Krieger war.

    1. Makkabäer 3,38-41.

  10. Nikanor aber gedachte, er wollte aus den gefangenen Juden das Geld lösen, das der König den Römern jährlich geben mußte, nämlich zwei tausend Zentner.

  11. Darum schickte er alsbald in die Städte am Meer hin und wieder, und ließ ausrufen, wie er die Juden verkaufen wollte, neunzig Juden um einen Zentner; denn er gedachte nicht, daß ihm die Strafe von Gott so nahe wäre.

  12. Da nun Judas hörte von dem Zug, den Nikanor vorhatte, hielt er es seinen Juden vor, die bei ihm waren, wie ein Heer kommen würde.

  13. Welche nun verzaget waren, und hatten das Vertrauen nicht zu Gott, daß er strafen würde, die liefen davon und flohen.

    1. Makkabäer 3,56.

  14. Die andern aber verkauften alles, was sie hatten, und baten den Herrn, daß er sie ja erretten wollte, welche der Nikanor verkauft hatte, ehe er sie gefangen hatte.

  15. Und wollte er's nicht um ihretwillen thun, daß er's doch thäte um des Bundes willen, den er mit ihren Vätern gemacht hatte, und um seines herrlichen, großen Namens willen, darnach sie genannt sind.

  16. Als nun Makkabäus seine Leute zuhauf gebrach hatte bei sechs tausend, vermahnte er sie zum ersten, daß sie sich nicht entsetzen sollten vor den Feinden, noch sich fürchten vor der großen Menge der Heiden, die sie wider Recht und unbillig plagten;

  17. sondern sich tapfer wehren und gedenken an die Schmach, die sie der heiligen Stätte angelegt, und wie sie die Stadt verhöhnet und geplaget, und das väterliche Gesetz abgethan hätten.

  18. Sie * verlassen sich, sprach er, auf ihren Harnisch, und sind voll Trotzes; aber wir verlassen uns auf den allmächtigen Gott, welcher kann in einem Augenblick nicht allein die, so jetzt wider uns ziehen, sondern auch die ganze Welt zu Boden schlagen.

    *Psalm 20,8.

  19. Er erzählte ihnen aber auch alle Geschichten, wie Gott so oft gnädiglich ihren Vätern geholfen hätte; wie * Sanherib mit hundert und fünf und achtzig tausend Mann in Einer Nacht umkommen wäre;

    *2. Könige 19,35.

  20. wie es in der Schlacht zu Babylon wider die Galater gegangen, wie sie alle in große Not kommen seien, acht tausend Juden und vier tausend Macedonier; wie die Macedonier aus Furcht stillegehalten, und die acht tausend Juden allein mit der Hilfe Gottes hundert und zwanzig tausend Mann erschlagen, und groß Gut dadurch erlanget hätten.

  21. Da er ihnen mit solchen Worten ein Herz gemacht hatte, daß sie um des Gesetzes und ihres Vaterlands willen gerne sterben wollten,

  22. machte er vier Haufen und ordnete seine Brüder vorn an die Spitze, daß sie dieselben führen sollten, nämlich Simon, Joseph und Jonathan, und gab einem jeden fünfzehn hundert Mann zu.

  23. Darnach ließ er Eleasar das heilige Buch lesen, und gab ihnen die Losung: Gott unsre Hilfe! und zog also vorn an der Spitze vor den andern her, und traf mit dem Nikanor zusammen.

  24. Aber der allmächtige Gott stund ihnen bei, daß sie das ganze Heer in die Flucht schlugen, und viele wund macheten und verstümmelten, und bei neun tausend erschlugen.

  25. Denen aber, * die da kommen waren, daß sie die Juden kaufen wollten, nahmen sie das Geld.

    *Vers 11. 1. Makkabäer 3,41.

  26. Und nachdem sie den Feinden lange nachgejagt hatten, mußten sie wieder umkehren; denn es war der Abend vor dem Sabbath. Das war die Ursache, daß sie aufhöreten, jenen nachzueilen.

  27. Darnach plünderten sie, und nahmen den Harnisch und Wehre und hielten den Sabbath, und lobten und priesen Gott, der sie auf den Tag erhalten, und wieder angefangen hatte, seine Gnade zu erzeigen.

  28. Nach dem Sabbath teileten sie von dem Raub aus unter die Bedrängten, Witwen und Waisen; und das übrige behielten sie für sich und ihre Kinder.

  29. Und sie hielten ein gemein Gebet, daß der barmherzige Gott wollte seinen Zorn gar von ihnen abwenden.

  30. Darnach thaten sie viel Schlachten mit * Timotheus und + Bacchides, und erschlugen über zwanzig tausend Mann, und eroberten starke Festungen, und teileten den Raub gleich unter sich und unter die Bedrängten, Waisen, Witwen und Alten.

    *1. Makkabäer 5,6.34. +1. Makkabäer 9,1.

  31. Und da sie die Waffen gesammelt hatten, brachten sie dieselben auf die Festungen, und führeten auch großen Raub gen Jerusalem;

  32. und brachten um einen Hauptmann bei Timotheus, einen gottlosen Mann, der die Juden sehr geplaget hatte.

  33. Sie feierten aber den Sieg daheim zu Jerusalem, und verbrannten den Kallisthenes und einige andere, welche die heiligen Thore angezündet hatten und in ein kleines Haus geflohen waren, daß sie also den verdienten Lohn ihres gottlosen Wesens empfingen.

  34. Der Erzbösewicht Nikanor aber, der die tausend Kaufleute mitgebracht hatte, daß sie die Juden kaufen sollten,

  35. wurde durch die Hilfe des Herrn von denen gedemütigt, die er für die allergeringsten gehalten hatte. Und nachdem er sein prächtiges Gewand abgelegt hatte, kam er ganz allein wie ein entlaufener Knecht mitten durchs Land nach Antiochien, und war über die Maßen traurig, daß sein Heer zunichte worden war.

  36. Und der sich unterwunden hatte, * er wollte von den Gefangenen Jerusalems das Geld lösen, das den Römern jährlich zu bezahlen war, der mußte verkündigen, daß Gott für die Juden streite, und daß die Juden darum unüberwindlich seien, weil sie wandelten in den Geboten, die Gott ihnen gegeben hat.

    *Vers 10.

Das 9. Kapitel.

Schreckliches Ende des Antiochus.

(Vergleiche 1. Makkabäer 6,1-16.)

  1. Um dieselbe Zeit mußte Antiochus mit Schanden aus Persien abziehen.

  2. Denn als er gen Persepolis gezogen war, und hatte sich da unterstanden, den Tempel zu plündern und die Stadt einzunehmen, waren die Bürger auf, und wehreten sich, und trieben den Antiochus zurück, daß er mit Schanden mußte abziehen.

  3. Als er nun zu Ekbatana war, kam es vor ihn, wie es Nikanor und Timotheus gegangen wäre.

  4. Da ergrimmte er, und gedachte die Schmach an den Juden zu rächen; und fuhr Tag und Nacht, daß er ja bald hinkäme. Denn es trieb ihn Gottes Zorn, daß er so * frech geredet hatte, sobald er gen Jerusalem käme, so wollte er aus der Stadt eine Totengrube machen.

    *Vers 14.

  5. Darum strafte ihn der allmächtige Herr, der Gott Israels, mit einer heimlichen Plage, die niemand heilen konnte. Denn sobald er solches geredet hatte, kam ihn ein solches Reißen im Leib an, und so ein großes Grimmen in den Därmen, daß man ihm nicht helfen konnte.

  6. Und zwar es geschah ihm eben recht, darum daß er andre Leute mit mancherlei und zuvor unerhörter Marter geplaget hatte.

  7. Dennoch ließ er von seinem Trotz nicht ab, sondern ward noch wütiger, und brannte vor Bosheit wider die Juden, und eilete; und im Rennen fiel er von dem Wagen so hart, daß es ihn an allen seinen Gliedern riß.

  8. Da mußte der, so zuvor sich vor großer Hoffart dünken ließ, er wollte dem * Meer gebieten und die Berge auf einander setzen, von einem einigen Fall sich in einer Sänfte tragen lassen, daß frei jedermann an ihm sah die Gewalt Gottes.

    *Kapitel 5,21.

  9. Es wuchsen auch Maden aus dem Leibe des Gottlosen, und er verfaulte mit großen Schmerzen, daß ganze Stücke von seinem Leibe fielen, und stank so übel, daß niemand vor dem Gestank bleiben konnte.

  10. Und der sich zuvor dünken ließ, er rührete an den Himmel, den konnte niemand tragen um des unleidlichen Gestanks willen.

  11. Da mußte er von seinem Hochmut ablassen, und sich erkennen, weil er von Gott so angegriffen war, und die Schmerzen immer größer wurden.

  12. Und da er zuletzt den Gestank selbst nicht mehr erleiden konnte, da sprach er: Es ist ja recht, daß * man sich vor Gott demütige, und daß ein sterblicher Mensch nicht so vermessen sei, daß er sich dünken lasse, er sei Gott gleich.

    *Kapitel 7,37.

  13. Und der Bösewicht hub an, und betete zu dem Herrn, der sich nun nicht mehr über ihn erbarmen wollte;

  14. und verhieß, daß er die heilige Stadt, die er zuvor gedachte zu vertilgen und eine * Totengrube draus zu machen, frei wollte lassen.

    *Vers 4.

  15. Und die Juden, die er zuvor nicht wert geachtet, daß sie sollten begraben werden, sondern den Vögeln und Tieren zu fressen geben wollte, die wollte er frei lassen wie die Bürger zu Athen.

  16. Und den heiligen Tempel, den er zuvor beraubet hatte, wollte er mit allerlei Schmuck wieder zieren, und viel mehr heiliges Geräts dahin geben, denn zuvor da gewesen wäre; und was jährlich auf die Opfer ginge, das wollte er von seinen eignen Renten reichen.

  17. Dazu wollte er selbst ein Jude werden, und an allen Orten die Gewalt Gottes preisen und verkündigen.

  18. Da aber die Krankheit nicht wollte nachlassen (denn es war Gottes gerechter Zorn zu hart über ihn kommen), verzweifelte er an seinem Leben, und schrieb diese demütige Schrift an die Juden, wie folget:

  19. Antiochus, der König und Heerfürst, entbietet seinen Bürgern, den frommen Juden, seinen Gruß.

  20. So ihr samt euren Kindern frisch und gesund seid, und gehet euch wohl, des dankete ich Gott, der ich meine Hoffnung auf den Himmel setze.

  21. Ich aber bin sehr krank. Dieweil ich gern wollte einen gemeinen Frieden erhalten, wie es denn die Not fordert, nachdem ich auf der Reise aus Persien krank bin worden, denke ich gnädiglich an eure Treue und Freundschaft:

  22. wiewohl ich fest hoffe, daß es soll besser mit mir werden.

  23. Und nachdem mein Vater, als er in die obern Länder zog, einen König nach ihm machte,

  24. damit man wüßte, wo sich etwa ein Unfall zutrüge, oder sonst Unfriede würde, wer Herr sein sollte, und das Reich nicht zerrüttet würde:

  25. also auch ich, weil ich sehe, daß die umliegenden Fürsten nach meinem Königreich trachten, wo mir's übel ginge, hab ich meinen Sohn Antiochus zum Könige gemacht, welchen ich euch oft treulich befohlen habe, wenn ich in die obern Länder gezogen bin; denselben befehle ich euch jetzt auch.

  26. Derhalben vermahne und bitte ich euch um aller Wohlthat willen, so ich allen insgemein und insonderheit gegen einen jeglichen erzeigt habe, daß ihr mir und meinem Sohn fortan freundlich und treulich sein wollet.

  27. Denn ich versehe mich's zu ihm, er werde sich gnädiglich und freundlich gegen euch halten, und meiner Weise folgen.

  28. Also starb der Mörder und Gotteslästerer Antiochus in großen Schmerzen, wie er andern Leuten gethan hatte, in einem fremden Lande und in der Wildnis eines jämmerlichen Todes.

  29. Und Philippus, der mit ihm auferzogen war, bestattete ihn zur Erde. Und weil er sich vor des Antiochus Sohn besorgte, floh er nach Ägypten zum Könige Ptolemäus Philometor.

Das 10. Kapitel.

Reinigung des Tempels. Siege des Makkabäers Judas über die Edomiter und Timotheus.

(Verse 1-8: vergleiche 1. Makkabäer 4,36-59.)

  1. Also gab Gott dem Makkabäus und seinem Haufen den Mut, daß sie den Tempel und die Stadt wieder einnahmen;

  2. und zerstöreten die andern Altäre und Tempel, so die Heiden hin und wieder auf den Gassen hatten aufgerichtet.

  3. Und nachdem sie den Tempel gereiniget hatten, machten sie einen andern Altar, und nahmen Feuersteine, und schlugen Feuer auf, und opferten wieder, welches in zweien Jahren und sechs Monaten nicht geschehen war, und opferten Räuchwerk, und zündeten die Lampen an, und legten die Schaubrote auf.

  4. Da nun solches alles geschehen war, fielen sie auf ihr Angesicht nieder vor dem Herrn und beteten, daß er sie ja nicht mehr in solchen Jammer wollte kommen lassen; sondern ob sie sich mehr an ihm versündigen würden, daß er sie gnädiglich strafen und nicht in der Gotteslästerer, der grausamen Heiden, Hände geben wollte.

  5. Und Gott schickte es also, daß auf den Tag der Tempel gereiniget ward, auf welchen ihn die Heiden verunreiniget hatten, nämlich auf den fünf und zwanzigsten Tag des Monats Chislev (Kislew).

  6. Und sie hielten mit Freuden acht Tage Feier wie ein Fest der Lauberhütten, und gedachten daran, daß sie vor einer kleinen Zeit ihr Lauberhüttenfest in der Wildnis und in der Höhle wie die wilden Tiere gehalten hatten.

  7. Und trugen Maien und grüne Zweige und Palmen, und lobeten Gott, der ihnen den Sieg gegeben hatte, seinen Tempel zu reinigen.

  8. Sie ließen auch ein Gebot ausgehen durch das ganze Judentum, daß man diesen Tag jährlich feiern sollte.

  9. Also nahm Antiochus der Edle ein Ende.

  10. Nun wollen wir auf's kürzeste erzählen von dem * Antiochus Eupator, des gottlosen Antiochus Sohn, was für Kriege unter ihm für und für gewesen sind.

    *1. Makkabäer 6,17.

  11. Da Eupator König ward, setzte er Lysias, der zuvor Hauptmann in Phönizien und Cölesyrien war, zum obersten Fürsten.

  12. Aber Ptolemäus Makron, der die Juden gern bei Recht geschützt hätte, weil sie bisher so viel Gewalt und Unrechts erlitten hatten, arbeitete dahin, daß man sie sollte mit Frieden lassen.

  13. Derhalben verklagten ihn die Freunde des Königs bei dem Eupator, und hießen ihn öffentlich einen Verräter, darum daß er die Insel Cypern, welche ihm Philometor befohlen, verlassen hatte, und zu Antiochus dem Edlen übergegangen war; und da er nicht mehr mit Ehren sein Amt hatte, grämte er sich so, daß er sich selbst mit Gift umbrachte.

  14. Da nun Gorgias über dieselben Orte Hauptmann ward, nahm er fremde Kriegsknechte an, und legte sich sonderlich wider die Juden.

  15. Desselbengleichen unterstunden sich auch die Edomiter. Da sie feste und gelegene Flecken innehatten, machten sie den Juden viel zu schaffen, und nahmen zu sich die abtrünnigen Juden, aus Jerusalem verjagt.

  16. Da machte sich Makkabäus und sein Haufe zusammen, und beteten, daß ihnen Gott wollte beistehen,

  17. und fielen den * Edomitern in die festen Flecken, und eroberten sie mit Gewalt, und erwürgeten alles, was sich auf den Mauern zur Gegenwehr stellte, und an was sie sonst kamen, bis in die zwanzig tausend.

    *1. Makkabäer 5,3.

  18. Es entrannen ihnen aber bei neun tausend auf zween starke Türme, die wider den Sturm wohl gerüstet waren.

  19. Da verordnete Makkabäus den Simon, Joseph und Zachäus, und ließ ihnen so viel Leute, daß sie stark genug waren zum Sturm; er aber zog fort vor andre Städte.

  20. Aber die Leute bei Simon ließen sich durch etliche, die in den Türmen waren, mit Geld bewegen, und nahmen siebenzig tausend Drachmen von ihnen, und ließen sie davonkommen.

  21. Da es nun Makkabäus erfuhr, brachte er die Hauptleute zusammen und klagte sie an, daß sie ihre Brüder ums Geld verkauft und die Feinde davon hätten kommen lassen,

  22. und ließ sie töten als Verräter, und stürmte alsbald die zween Türme.

  23. Und es glückte ihm, und erwürgte in den zweien Festungen mehr denn zwanzig tausend Mann.

  24. Timotheus aber, welchen die Juden zuvor geschlagen hatten, rüstete sich mit einer Menge fremdes Volks, und sammelte viel Reiterei aus Asien und kam, der Meinung, daß er die Juden ganz vertilgen wollte.

    *1. Makkabäer 5,6.7.

  25. Und da er ans Land kam, betete Makkabäus und sein Haufe zum Herrn;

  26. und streueten Asche auf ihre Häupter, und legten Säcke an, und fielen nieder vor den Altar und baten, daß ihnen Gott gnädig und ihren Feinden ungnädig sein wollte, und sich wider die setzen, so sich wider sie setzten, wie im Gesetz * geschrieben stehet.

    *2. Mose 23,22.

  27. Da sie nun also gebetet hatten, nahmen sie ihre Wehr, und zogen einen guten Weg vor die Stadt hinaus, bis sie zu den Feinden kamen.

  28. Und sobald die Sonne aufging, trafen sie an einander, wiewohl es ein ungleiches Heer war; denn die Juden hatten eine freudige Zuversicht * zum Herrn, welche ein gewiß Zeichen des Siegs ist; jene aber hatten's angefangen aus eitel Trotz und Vermessenheit.

    *Kapitel 8,18.

  29. Als nun die Schlacht am heftigsten war, erschienen den Feinden vom Himmel fünf herrliche Männer auf Pferden mit güldnen Zäumen, die vor den Juden herzogen;

  30. und zween hielten neben dem Makkabäus, und beschützeten ihn mit ihrer Wehr, daß ihn niemand verwunden konnte; und schossen Pfeile und Donnerstrahlen in die Feinde, daß sie geblendet und flüchtig wurden.

  31. Und wurden erschlagen zwanzig tausend und fünf hundert zu Fuß und sechs hundert Reisige.

  32. Timotheus aber entfloh gen Gazara, in einen festen Flecken, welchen der Hauptmann Chäreas innehatte.

  33. Da lagerte sich Makkabäus und sein Haufe davor vier Tage.

  34. Aber die in dem Flecken verließen sich darauf, daß er so fest war, und lästerten und schmäheten über die Maßen sehr.

  35. Aber am fünften Tage ergrimmeten zwanzig junge Männer um der Lästerung willen, und liefen männlich mit einem Sturm an die Mauer, und erwürgeten im Grimm, was ihnen entgegenkam.

  36. Denen folgeten die andern, und erstiegen auf einer andern Seite den Flecken, und zündeten die Türme an, und verbrannten die Gotteslästerer.

  37. Etliche hieben die Thore auf, daß der ganze Haufe hineinkonnte, und eroberten also die Stadt, und erschlugen den Timotheus, der sich in einer Grube versteckt hatte, und den Chäreas, seinen Bruder, und Apollophanes.

  38. Als sie solches alles ausgerichtet hatten, priesen sie den Herrn mit Lobgesang, der Israel so große Wohlthat erzeiget und ihnen den Sieg gegeben hatte.

Das 11. Kapitel.

Neuer Sieg des Judas über den Lysias. Antiochus schließt Frieden mit den Juden. Die Römer bieten sich zur Vermittlung an.

  1. Da nun * Lysias, des Königs Vormund und Vetter und oberster Rat, dies alles erfuhr, that es ihm sehr wehe.

    *1. Makkabäer 3,32; 4,26.

  2. Und brachte zusammen achtzig tausend Mann und die ganze Reiterei, und zog wider die Juden, der Meinung, daß er Heiden in die Stadt setzen,

  3. und den Tempel zu seinem jährlichen Nutz brauchen wollte wie andre Heidentempel, und das Hohepriestertum jährlich um Geld verleihen.

  4. Er gedachte aber nicht, daß Gott noch mächtiger wäre, sondern trotzte auf den großen Haufen, den er zu Roß und Fuß hatte, und auf die achtzig Elefanten.

  5. Als er nun nach Judäa kam, lagerte er sich vor einen festen Flecken, * Bethzur genannt, der bei fünf Feld Wegs von Jerusalem lag.

    *1. Makkabäer 4,29.

  6. Da aber Makkabäus und die Seinen höreten, daß er die Festungen belagerte, baten sie und der ganze Haufe mit Seufzen und Thränen den Herrn, daß er einen guten Engel senden wollte, der Israel hülfe.

  7. Und Makkabäus war der erste, der sich rüstete, und vermahnte die andern, daß sie sich mit ihm wagen und ihren Brüdern helfen wollten.

  8. Und zogen also gutes Muts mit einander aus. Sobald sie aber vor die Stadt Jerusalem hinauskamen, erschien ihnen einer zu Roß in einem weißen Kleide und güldenem Harnisch, und zog vor ihnen her.

  9. Da lobten sie alle den barmherzigen Gott, und wurden keck, daß sie ihre Feinde schlagen wollten, wenn sie gleich die wildesten Tiere und eiserne Mauern vor sich hätten.

  10. Mit einem solchen Mut zog das ganze Heer fort samt ihrem Gehilfen, den ihnen der barmherzige Gott vom Himmel gesandt hatte.

  11. Und griffen ihre Feinde an wie die Löwen, und erschlugen ihrer elf tausend zu Fuß und sechzehn hundert zu Roß.

  12. Und trieben die andern alle in die Flucht, daß der meiste Haufe, so davonkam, verwundet ward. Und Lysias selbst floh auch schändlich und entrann.

  13. Es war aber Lysias ein vernünftiger Mann. Da er nun die Schlacht, die er verloren hatte, bei sich selbst bedachte und sah, daß das jüdische Volk unüberwindlich war, weil ihnen Gott der Allmächtige so beistund, schickte er zu ihnen und bot ihnen Frieden an auf billige Bedingungen;

  14. und verhieß ihnen daneben, er wollte den König dahin vermögen, daß er ihr guter Freund würde.

  15. Makkabäus ließ es sich wohlgefallen; denn er sah, daß es das beste war. Und der König willigte in den Vertrag, den Lysias mit Makkabäus und den Juden gemacht hatte.

  16. Und der Brief, den Lysias den Juden zuschrieb, lautete also: Lysias entbeut den Juden seinen Gruß.

  17. Johannes und Absalom, eure Gesandten, haben einen Brief gebracht, und gebeten um die Sache, derhalben sie gesandt waren.

  18. Was nun dem König anzuzeigen gewesen ist, hab ich gethan, und er hat alles, was nützlich ist, bewilliget.

  19. Werdet ihr nun Treue und Glauben halten, so will ich auch hinfort mich befleißigen, daß ich euer Bestes schaffe.

  20. Und von jeglichem Stück insonderheit haben eure und meine Gesandten Befehl, euch weiter zu unterrichten. Gehabt euch wohl!

  21. Gegeben im * hundert und acht und vierzigsten Jahre, am vier und zwanzigsten Tage des Monats Dioskorus.

    *1. Makkabäer 1,11.

  22. Des Königs Brief lautete also: König Antiochus entbietet seinem Bruder Lysias seinen Gruß.

  23. Nachdem unser Vater von hinnen geschieden und ein Gott worden ist, ist uns nichts Liebers, denn daß Friede in unserm Reich sei, damit jedermann des Seinen warten könne.

  24. Nun hören wir, daß die * Juden nicht haben wollen willigen in die Veränderung ihres Gottesdiensts auf griechische Weise, sondern wollen bei ihrem Glauben bleiben, und bitten derhalben, daß man sie dabei wolle bleiben lassen.

    *1. Makkabäer 6,59.

  25. Weil wir es nun für gut ansehen, daß dies Volk auch im Frieden lebe und stille sei, so ist unsre Meinung, daß man ihnen ihren Tempel wiedergebe, und sie bei ihrem Regiment und Wesen, wie es ihre Vorfahren gehalten, bleiben lasse.

  26. Darum wollest du etliche zu ihnen senden, und Frieden mit ihnen aufrichten, auf daß sie, wenn sie unsre Meinung wissen, sicher seien und ihres Thuns ohne alle Sorge warten mögen.

  27. Des Königs Brief an die Juden lautete also: Der König Antiochus entbietet dem Rat und der Gemeine der Juden seinen Gruß.

  28. Wenn es euch allen wohlginge, das höreten wir gerne; uns gehet es noch wohl.

  29. Es hat uns Menelaus berichtet, wie ihr begehrt zu dem Eurigen zurückzukehren, und euer Gewerbe zu treiben.

  30. Darum alle die Juden, so zwischen hie und dem dreißigsten Tag des Aprils reisen werden, sollen frei, sicher Geleit haben,

  31. sich zu halten mit Essen und anderm nach ihrem Gesetz wie zuvor. Es soll auch keinem kein Leid widerfahren um deswillen, so bis anher wider uns gethan ist.

  32. Des zum Zeugnis hab ich Menelaus zu euch senden wollen, euch davon weiter zu berichten.

  33. Gehabt euch wohl! Im * hundert und acht und vierzigsten Jahr, am fünfzehnten Tage des Aprils.

    *1. Makkabäer 1,11.

  34. Es schrieben auch die Römer den Juden, wie folget: Quintus Memmius, Titus Manlius, der Römer Botschafter, entbieten den Juden ihren Gruß.

  35. Alles, was euch Lysias, des Königs Vetter, nachgelassen hat, bewilligen wir auch.

  36. Weil er aber für gut ansiehet, daß man etliches an den König gelangen lasse, so beratschlaget euch unter einander, und sendet auf das förderlichste jemand zu uns, daß wir uns mit einander vereinigen; denn wir ziehen jetzt gen Antiochien.

  37. Darum fördert euch, und sendet etliche, daß wir wissen, wie ihr gesinnet seid.

  38. Gehabt euch wohl! Im * hundert und acht und vierzigsten Jahr, am fünfzehnten Tage Aprils.

    *1. Makkabäer 1,11.

Das 12. Kapitel.

Verschiedene Siege des Judas über die Einwohner von Joppe und Jamnia, über die Araber und über einige Statthalter. Sühnopfer für die Erschlagenen.

  1. Da dieser Vertrag also beschlossen war, zog Lysias zum Könige; die Juden aber warteten ihres Ackerbaues.

  2. Aber die Hauptleute an denselben Örtern, Timotheus und Apollonius, des Gennäus Sohn, und Hieronymus und Demophon samt dem Nikanor, dem Hauptmann in Cypern, ließen ihnen keinen Frieden noch Ruhe.

  3. Und die zu Joppe übeten eine verräterische That. Denn sie beredeten die Juden, so bei ihnen wohneten, daß sie mit ihren Weibern und Kindern in die Schiffe, so von ihnen bestellet waren, treten wollten, als wären's gute Freunde mit ihnen.

  4. Da nun die Juden solches thaten, wie es in der Stadt beschlossen war, und besorgten sich nichts Unfriedliches, und sie auf das Meer kamen, ersäuften sie sie alle, in die zwei hundert Personen.

  5. Als nun Judas hörte, wie greulich man mit seinen Brüdern gehandelt hatte, bot er seine Leute auf;

  6. und rief zu Gott, dem gerechten Richter, und zog wider die, so seine Brüder ermordet hatten, und zündete bei Nacht den Hafen an, und verbrannte die Schiffe alle; und was für Leute im Hafen waren, erwürgte er mit dem Schwert.

  7. Weil aber die Stadt verschlossen war, zog er ab in der Meinung, daß er bald wiederkommen und die Stadt schleifen wollte.

  8. Es ward ihm auch angezeigt, wie die zu Jamnia gleich solches wider die Juden, so bei ihnen wohneten, vorhatten.

  9. Darum fiel er auch bei Nacht zu ihnen ein und verbrannte ihnen den Hafen und alle Schiffe, daß man das Feuer zu Jerusalem sah, welches doch zwei hundert und vierzig Feld Wegs davon lag.

  10. Darnach zog er neun Feld Wegs fort wider den Timotheus; da stießen bei fünf tausend Araber und fünf hundert Reiter auf ihn,

  11. und schlugen sich mit ihm, und thaten eine große Schlacht; und Judas mit seinem Haufen durch göttliche Hilfe behielt den Sieg. Und weil die Araber darniederlagen, baten sie ihn um Frieden, und verhießen ihm, sie wollten ihm Vieh geben und auch sonst Hilfe thun.

  12. Judas gedachte, wie es denn auch wahr war, sie möchten ihm auch wohl nütz sein, und sagte ihnen Frieden zu. Und da sie es einander gelobt hatten, zogen sie wieder heim.

  13. Er fiel auch in eine Stadt, die mit Brücken wohl bewahret und mit einer Mauer beschlossen war, da mancherlei Volk innen wohnte, und hieß Kaspin.

  14. Aber die in der Stadt verließen sich auf ihre festen Mauern und großen Vorrat von Speise, und fragten nicht viel nach Judas und den Seinen; ja sie spotteten ihrer noch dazu, und lästerten, und fluchten ihnen übel.

  15. Da rief Judas und sein Haufe zu dem mächtigen Herrn aller Welt, der zu Josuas Zeiten * ohne alle Kriegsrüstung, so man zum Sturm brauchet, Jericho in einander geworfen hatte.

    *Josua 6,20.

  16. Und liefen mit einem Grimm an die Mauer, und eroberten mit Gottes Willen die Stadt, und würgeten unsäglich viel Menschen, daß der Teich, der dabei lag und wohl zwei Feld Wegs weit war, sah wie eitel Blut.

  17. Darnach zogen sie weiter sieben hundert und fünfzig Feld Wegs, und kamen gen Charak zu den Juden, die man Tubianer heißet.

  18. Aber sie fanden Timotheus nicht; denn er hatte sich davongemacht und nichts da ausgerichtet, außer daß er einen Flecken stark besetzt hatte.

  19. Da machten sich zween Hauptmänner aus des Makkabäus Haufen auf, nämlich Dositheus und Sosipater, und brachten sie alle um, die Timotheus in der Besatzung gelassen hatte, mehr denn zehn tausend Mann.

  20. Makkabäus aber ordnete sein Volk, und teilte es in etliche Haufen, und zog wider * Timotheus, welcher hundert und zwanzig tausend Fußknechte und fünfzehn hundert Reisige bei sich hatte.

    *1. Makkabäer 5,37.

  21. Da nun Timotheus erfuhr, daß Judas wider ihn zöge, schickte er Weib und Kind, und was nicht in den Krieg taugte, in einen Flecken Karnion, welches im engen Gebirge lag, daß man's nicht belagern konnte.

  22. Als er aber den ersten Haufen des Makkabäus ansichtig ward, kam die Feinde eine Furcht und Schrecken an, weil der wider sie war und sich sehen ließ, * der alle Dinge siehet; und huben an zu fliehen, einer da, der andre dort hinaus, daß sie sich selbst unter einander beschädigten und verwundeten.

    *Kapitel 7,35; 15,21.

  23. Judas aber drückte nach, und schlug die Gottlosen, und brachte ihrer in die dreißig tausend um.

  24. Und Timotheus kam dem Dositheus und Sosipater in die Hände, und bat sie sehr, daß sie ihn nicht töteten; denn er hätte viel ihrer Väter und Brüder, die auch sterben müßten, wo er getötet würde.

  25. Da er sich nun verbürget hatte, daß er auf einen bestimmten Tag sie unbeschädigt ihnen überantworten wollte, ließen sie ihn um ihrer Brüder willen ledig.

  26. Darnach zog Makkabäus gen Karnion und Atargation, und erwürgete bei fünf und zwanzig tausend Menschen.

  27. Nach diesem Zug und Schlacht brach Judas auf wider die feste Stadt Ephron, in welcher Lysias und sonst viel Volks war. Die junge Mannschaft aber, die vor der Stadt stund, wehrte sich tapfer; denn sie hatten Geschütz und Wehr genug.

    1. Makkabäer 5,45-52.

  28. Da riefen sie zu dem Herrn, der mit Gewalt der Feinde Stärke zerbricht, und eroberten die Stadt, und erwürgeten fünf und zwanzig tausend Menschen.

  29. Darnach zogen sie von dannen wider Scythopolis, die sechs hundert Feld Wegs von Jerusalem liegt.

  30. Weil aber die Juden, so daselbst wohneten, denen zu Scythopolis Zeugnis gaben, daß sie ihnen alle Freundschaft in den schweren Zeiten bewiesen hätten, stelleten sie sich auch freundlich gegen sie,

  31. und dankten ihnen darum, und baten sie, sie wollten weiter gegen ihre Leute so gutwillig sein. Und zogen also wieder gen Jerusalem, und kamen eben auf die Pfingsten wieder heim.

  32. Nach Pfingsten aber zogen sie wider Gorgias, der Edomiter Hauptmann.

  33. Der begegnete ihnen mit drei tausend Fußknechten und vier hundert Reisigen.

  34. Und da es an die Schlacht ging, kamen wenig Juden um.

  35. Und Dositheus, ein starker Reiter aus des Bakenor Haufen, erhaschte Gorgias, und hielt ihn beim Mantel, und führete ihn mit Gewalt, und wollte ihn lebendig fangen. Aber ein Reiter aus Thracien rannte auf ihn zu, und hieb ihm den Arm ab, daß der Gorgias davon entrann gen Maresa.

  36. Da nun des Esdris Haufe länger sich wehrte, und Not vorhanden war, rief Judas zum Herrn, daß er ihnen helfen und für sie streiten wollte;

  37. und schrie seine Leute an auf ebräisch (hebräisch), und fing einen Gesang an. Da wandte sich des Gorgias Volk unversehens in die Flucht.

  38. Und Judas zog mit seinem Volk in die Stadt Adullam; und weil der siebente Tag herbeikam, reinigten sie sich nach dem Gesetze, und hielten den Sabbath daselbst.

  39. Am andern Tage darnach kamen sie zu Judas, daß sie ihre Toten holeten, wie man pflegt, und bei ihren Vätern begrüben.

  40. Da sie sie nun auszogen, fanden sie bei einem jeden Erschlagenen unter dem Hemde Kleinode von den Götzen aus Jamnia, welches den Juden im Gesetz verboten ist. Da ward es offenbar vor jedermann, warum diese erschlagen wären.

  41. Da dankten sie Gott, * dem gerechten Richter, der das Heimliche so an den Tag gebracht hatte,

    *Vers 6.

  42. und baten ihn, er wollte ja um dieser Sünde willen sie nicht alle vertilgen. Und der Held Judas vermahnte den Haufen, daß sie sich forthin vor Sünden bewahren wollten, weil sie vor ihren Augen sähen, daß diese um ihrer Sünde willen erschlagen wären.

  43. Darnach hieß er sie eine Steuer zusammenlegen, zwei tausend Drachmen Silbers; die schickte er gen Jerusalem zum Sündopfer. Und that wohl und fein dran, dieweil er dachte an die Auferstehung.

  44. Denn wo er nicht gehoffet hätte, daß die, so erschlagen waren, würden auferstehen, wäre es vergeblich und eine Thorheit gewesen, für die Toten zu bitten.

  45. Weil er aber bedachte, daß die, so im rechten Glauben sterben, Freude und Seligkeit zu hoffen haben, ist es eine gute und heilige Meinung gewesen.

  46. Darum hat er auch für die Toten gebeten, daß ihnen die Sünde vergeben würde.

Das 13. Kapitel.

Neuer glücklicher Kampf des Judas gegen den König Antiochus Eupator, der mit den Juden Frieden schließt.

  1. Im * hundert und neun und vierzigsten Jahr kam es vor Judas und die Seinen, daß Antiochus Eupator mit einer großen Macht wider Judäa zöge,

    *1. Makkabäer 1,11.

  2. und Lysias, sein Vormund und oberster Rat, mit ihm; und hätten hundert und zehn tausend griechischer Fußknechte und fünf tausend und drei hundert zu Roß und zwei und zwanzig Elefanten und drei hundert Wagen mit Sicheln.

  3. Darüber schlug sich * Menelaus auch zu ihnen, und vermahnte Antiochus mit großer Heuchelei zum Verderben seines Vaterlands, daß er dadurch das Hohenpriesteramt erlangete.

    *Kapitel 4,23.

  4. Aber der * König aller Könige erweckte des Antiochus Mut, daß er den abtrünnigen Schalk strafte. Denn Lysias zeigte ihm an, wie er eine Ursache wäre aller dieser Unruhe; darum ließ er ihn gen Beröa führen und nach ihrer Landesweise am selben Ort töten.

    *1. Timotheus 6,15.

  5. Denn es war ein Turm da, fünfzig Ellen hoch, voll Asche; und über der Asche war ein umlaufend schaukelnd Rad.

  6. Da stieß man die Gotteslästerer und großen Übelthäter hinab, daß sie umkamen.

  7. Eines solchen Todes mußte der abtrünnige Menelaus auch sterben und nicht begraben werden.

  8. Und geschah ihm recht. Denn * weil er sich so oft an des Herrn Altar, da das heilige Feuer und Asche war, versündigt hatte, hat er auch in der Asche müssen getötet werden.

    *Weisheit 11,16.

  9. Der König aber war sehr ergrimmet auf die Juden und gedachte es ja so greulich zu machen mit ihnen, als es sein Vater gemacht hatte.

    1. Makkabäer 6,28.

  10. Solches erfuhr Judas und gebot dem ganzen Volk, sie sollten Tag und Nacht den Herrn anrufen, daß er ihnen jetzt, wie oftmals zuvor, wider die helfen wollte, die sie des Gesetzes, des Vaterlands und des heiligen Tempels berauben wollten;

  11. und daß er das Volk, das sich kaum ein wenig erholet hatte, nicht wollte in der verruchten Heiden Hände geben.

  12. Daß sie nun solches einhellig mit einander thaten, und baten den barmherzigen Gott mit Weinen und Fasten, und lagen drei ganze Tage auf der Erde, tröstete sie Judas und hieß sie bereit sein.

  13. Und da er und die Ältesten beisammen waren, beratschlagte er mit ihnen, er wollte, ehe der König mit seinem Heer nach Judäa käme und die Stadt einnähme, ihm entgegenziehen und die Sache mit Gottes Hilfe enden.

  14. Und befahl sich also dem Schöpfer der Welt, und vermahnte sein Volk, daß sie wollten getrost bis in den Tod streiten, zu erhalten das Gesetz, den Tempel, die Stadt, das Vaterland und Regiment.

  15. Und er lagerte sich bei Modin, und gab diese Worte ihnen zur Losung: Gott giebt Sieg. Darnach machte er sich bei Nacht auf mit den besten Kriegsknechten, und fiel dem Könige in sein Lager, und erschlug bei vier tausend Mann und den vordersten * Elefanten samt allen, die im Türmlein waren.

    *1. Makkabäer 6,46.

  16. Damit brachten sie einen großen Schrecken und Furcht in das ganze Lager, und zogen mit Ehren und glücklich davon

  17. am Morgen, da der Tag anbrach; denn Gott war ihr Helfer gewesen.

  18. Der König aber, als er versucht hatte, daß die Juden so mutig wären, trachtete, die Orte mit List in seine Gewalt zu bringen;

  19. und führte sein Volk vor * die Festung der Juden, Bethzur. Aber er ward auch in die Flucht geschlagen, und richtete nichts aus, und nahm Schaden.

    *1. Makkabäer 6,31.

  20. Denn Judas schickte alle Notdurft in die Festung.

  21. Es war aber einer unter den Juden, Rodokus, der verriet den Feinden alle Heimlichkeiten. Aber man verkundschaftete ihn, und fing ihn, und warf ihn ins Gefängnis.

  22. Darnach ward der König anders zu Rat, und * machte Frieden mit denen zu Bethzur, und zog davon, und schlug sich mit Judas, und verlor die Schlacht.

    *1. Makkabäer 6,49.

(Verse 23-26: vergleiche 1. Makkabäer 6,55-63.)

  1. Und weil er erfahren hatte, daß Philippus abgefallen war, den er hinter sich zu Antiochien zum Statthalter gelassen hatte, erschrak er sehr, und ließ mit den Juden verhandeln, und vertrug sich mit ihnen, und schwur, den Vertrag zu halten, und ward also ihr Freund, und opferte, und ehrte den Tempel, und hielt sich freundlich gegen die Stadt,

  2. und nahm Makkabäus an zum Freund, und machte den Hegemonides zum Hauptmann von Ptolemais an bis an die Gerrener.

  3. Als aber der König gen Ptolemais kam, sahen die Ptolemaier den Vertrag nicht gerne; denn sie waren besorgt und hätten ihn gern aufgehoben.

  4. Da trat Lysias öffentlich auf, und entschuldigte den König, und beredete sie, daß sie zufrieden waren, und stillte sie, daß sie sich alles Gutes zu ihnen versehen sollten; darnach kehrte er wieder zurück gen Antiochien. So ist's mit dieses Königs Reise und Wiederheimzuge gegangen.

Das 14. Kapitel.

Alcimus und der König Demetrius; desselben Feldherr Nikanor und Judas. Der Jude Rhazis stürzt sich in den Tod.

(Verse 1-36: vergleiche 1. Makkabäer 7,1-38.)

  1. Nach dreien Jahren darnach vernahm Judas und die Seinen, daß Demetrius, des Seleukus Sohn, zu Tripolis mit großem Volk und viel Schiffen ankommen wäre,

  2. und das Land eingenommen und Antiochus samt Lysias, desselben Vormund, erschlagen hätte.

  3. Alcimus aber, der zuvor Hoherpriester gewesen und schändlich abgefallen war zur Zeit der Verfolgung, und nun dachte, daß er weder beim Leben bleiben, noch wieder zum Hohenpriesteramt kommen möchte,

  4. der zog zum Könige Demetrius im * hundert und ein und fünfzigsten Jahr, und brachte ihm eine güldene Krone und Palmen und dazu Ölzweige, die in den Tempel gehöreten;

    *1. Makkabäer 1,11.

  5. und den ersten Tag verzog er, bis er seine Zeit ersah, die ihm hülfe zu seiner Wüterei. Da ihn nun Demetrius in den Rat fordern und fragen ließ, wie es um die Juden stünde, und was sie vorhätten,

  6. antwortete er also: Diejenigen Juden, die sich die Frommen nennen, welcher Hauptmann ist Judas Makkabäus, erregen immerdar Krieg und Aufruhr, und lassen deinem Reich keinen Frieden;

  7. haben auch mich meiner väterlichen Herrlichkeit, nämlich des Hohenpriestertums, beraubet. Darum bin ich hieher kommen;

  8. zum ersten dem Könige zugut, und daß ich's treulich meine; zum andern, daß ich auch meinem Volk gern wollte Rat schaffen; denn mit solcher Unordnung wird unser ganzes Geschlecht untergehen.

  9. Darum wolle der König in die Sache sehen, und nach seiner berühmten Gütigkeit dem Lande und unserm bedrängten Geschlecht in dieser Sache raten und helfen.

  10. Denn weil Judas lebet, ist es nicht möglich, daß Friede im Lande werde.

  11. Da er solches geredet hatte, verhetzten auch die andern, welche wider den Judas ergrimmet waren, den Demetrius wider ihn,

  12. daß er alsbald Nikanor, den Hauptmann über die Elefanten, forderte, und ihn zum Hauptmann wider die Juden verordnete,

  13. und befahl ihm, daß er Judas umbringen, und seinen Haufen zertrennen, und Alcimus zum Hohenpriester einsetzen sollte.

  14. Da schlugen sich zum Nikanor alle die Heiden, so Judas aus dem Lande verjaget hatte, und hoffeten, der Juden Unglück sollte ihr Glück sein.

  15. Als nun Judas und die Seinen höreten, daß Nikanor wider sie zöge, und die Heiden allenthalben sich mit Haufen zu ihm schlügen, bestreueten sie sich mit Asche und riefen Gott an, der sein Volk auf ewige Zeiten zubereitet hat, und immerdar seinem Erbteil offenbarlich hilft.

  16. Da ihnen nun ihr Hauptmann gebot, machten sie sich auf, und stießen auf die Feinde beim Flecken Dessau.

  17. Simon aber, des Judas Bruder, stieß auf Nikanor, und wäre * schier geschlagen, weil ihn die Feinde angriffen, ehe er ihrer gewahr ward.

    *bald.

  18. Da aber Nikanor hörte, daß Judas solche kühne Leute bei sich hätte, die Leib und Gut getrost wagten für ihr Vaterland, fürchtete er sich, und wollte keine Schlacht mit ihnen thun;

  19. sondern sandte zu ihm Posidonius, Theodotus und Mattathias, Frieden mit ihm zu machen.

  20. Da sie nun lang drob beratschlagten, und ihr Hauptmann dem Volk alle Sachen vorhielt, und sie der Sachen einig waren, willigten sie in den Vertrag,

  21. und bestimmeten einen Tag, da die beiden allein zusammenkommen sollten. Da nun der Tag kam, setzte man jeglichem einen Stuhl.

  22. Und Judas verordnete etliche in ihrem Harnisch nicht fern davon, daß die Feinde nicht unversehens ihm eine Tücke bewiesen; und redeten mit einander, was not war.

  23. Und Nikanor blieb eine Zeit lang zu Jerusalem, und nahm nichts vor wider sie, und ließ sein Kriegsvolk abziehen.

  24. Und hielt den Judas herrlich vor den Leuten, und that sich freundlich zu ihm;

  25. vermahnte ihn auch, daß er ein Weib nehmen, und Kinder zeugen sollte. Also nahm Judas ein Weib, und hatte guten Frieden, und wartete seiner Nahrung.

  26. Da nun Alcimus sah, daß diese zween eins mit einander waren, und Frieden gemacht hatten, zog er wiederum zum Demetrius, und verklagte den Nikanor, daß er untreu worden wäre; denn er hätte Judas, des Königs Feind, an seine Statt zum Hohenpriester gemacht.

  27. Da ward der König durch des Bösewichts Lügen bewegt und sehr zornig, und schrieb dem Nikanor, daß ihm gar nicht gefiele, daß er einen Frieden mit den Juden gemacht hätte, und gebot ihm, er sollte eilends den Makkabäus fahen (fangen), und gen Antiochien schicken.

  28. Als nun solcher Befehl dem Nikanor zukam, ward er betrübt, und war übel zufrieden, daß er nicht sollte Glauben halten, so doch Judas nichts verschuldet hätte.

  29. Aber doch, weil er nicht wider den König handeln durfte, gedachte er, ihn mit List zu fahen (fangen).

  30. Da aber Makkabäus merkte, daß er sich unfreundlicher gegen ihn stellte denn zuvor, und ließ sich wohl dünken, es bedeutete nichts Gutes, nahm er etliche zu sich, und verbargen sich vor ihm.

  31. Als nun Nikanor sah, daß ihm Makkabäus klüglich zuvorkommen war, ging er hinauf zu dem schönen, heiligen Tempel, und gebot den Priestern, so da opferten, sie sollten ihm den Mann herausgeben.

  32. Da sie aber hoch und teuer schwuren, sie wüßten nicht, wo er wäre, reckte er seine rechte Hand gegen den Tempel,

  33. und schwur: Werdet ihr mir den Judas nicht gebunden überantworten, so will ich dies Gotteshaus schleifen, und den Altar umreißen, und dem Bacchus einen schönen Tempel an die Statt setzen.

  34. Und da er dies geredet hatte, ging er davon. Die Priester aber reckten ihre Hände auf gen Himmel und riefen den an, der allezeit unser Volk beschützt hat,

  35. und sprachen: Herr, wiewohl du keines Dings bedarfst, hat es dir dennoch wohlgefallen, daß dein Tempel, darin du wohnest, unter uns sein sollte.

  36. Darum, du heiliger Gott, dem allein gehöret alles, was heilig ist, bewahre fortan dein Haus, welches wir neulich gereinigt haben, daß es nicht wieder verunreiniget werde, und stopfe die bösen Mäuler.

  37. Es ward aber dem Nikanor angezeigt einer aus den Ältesten zu Jerusalem, mit Namen Rhazis, daß er ein Mann wäre, der das väterliche Gesetz lieb und allenthalben ein gut Lob und solche Gunst unter seinen Bürgern hätte, daß ihn jedermann der Juden Vater hieße.

  38. Auch war er vor dieser Zeit darum verklagt und verfolget gewesen, und hatte Leib und Leben mannlich gewagt über der Juden Glauben.

  39. Da nun Nikanor sich erzeigen wollte, wie bitter feind er den Juden wäre, sandte er über fünf hundert Kriegsknechte, die ihn sollten fahen (fangen).

  40. Denn er meinte, wenn er ihn gefangen hätte, er würde ihnen einen großen Schaden zuwenden.

  41. Da sie aber an dem Turm, darin er war, das Thor des Hofes stürmeten, und Feuer bringen hießen und das Thor anzündeten, und er merkte, daß er gefangen wäre, wollte er sich selbst erstechen;

  42. denn er wollte lieber ehrlich sterben, denn den Gottlosen in die Hände kommen, und von ihnen schändlich gehöhnet werden. Aber in der Angst traf er sich nicht recht.

  43. Da sie nun mit Haufen zu ihm einfielen, entlief er auf die Mauer, und stürzte sich mannlich hinab unter die Leute.

  44. Sie wichen ihm aber, daß er Raum hätte; und er fiel mitten auf den leeren Platz.

  45. Er lebte aber gleichwohl noch, und machte sich in einem Grimm auf, wiewohl er sehr blutete, und die Wunden ihm weh thaten, und lief durch das Volk, und trat auf einen hohen Felsen.

  46. Und da er gar verblutet hatte, nahm er noch die Därme aus dem Leibe, und warf sie unter die Kriegsknechte, und rief zu Gott, der über Leben und Geist Herr ist, er wollte ihm * dies alles wiedergeben; und starb also.

    *Kapitel 7,11.

Das 15. Kapitel.

Großer Sieg des Judas über den übermütigen Nikanor, welcher selbst getötet wird. Schluß des Buchs.

  1. Da aber Nikanor hörte, daß Judas mit den Seinen in Samaria sich aufhielte, gedachte er, er wollte sie des Sabbaths ohne alle Fahr (Gefahr) angreifen.

  2. Und da ihn die Juden, so er genötigt hatte, mitzuziehen, vermahneten, er wollte sie nicht so jämmerlich umbringen, sondern des heiligen Tages schonen, den Gott selbst geehret und geheiliget hätte,

  3. fragte sie der Erzbösewicht: Der den Sabbath geboten hat, ist der der Herr im Himmel?

  4. Und da sie ihm antworteten: Ja, es ist der lebendige Herr, er ist der Herr im Himmel, der * den siebenten Tag zu feiern geboten hat;

    *2. Mose 20,8.

  5. sprach er drauf: So bin ich der Herr auf Erden, und gebiete euch, ihr sollt euch rüsten, und des Königs Befehl ausrichten.

  6. Aber er konnte sein Vornehmen gleichwohl nicht vollbringen. Und Nikanor rühmte und trotzte und war gewiß, daß er wollte große Ehre einlegen wider den Judas.

  7. Aber Makkabäus hatte eine stäte Zuversicht und Hoffnung, der Herr würde ihm beistehen;

  8. und tröstete die, so um ihn waren, sie wollten sich vor den Heiden, so wider sie zögen, nicht fürchten, sondern gedenken an die Hilfe, die ihnen vormals oft vom Himmel herab geschehen wäre, und jetzt auch auf den künftigen Sieg und Hilfe, die ihnen der Herr schicken würde, hoffen.

  9. Also tröstete er sie aus dem Gesetz und den Propheten, und erinnerte sie der glückseligen Schlachten, die sie zuvor gethan hatten, und machte ihnen also ein Herz.

  10. Und da er sie also ermahnet hatte, erzählte er ihnen auch, wie die Heiden keine Treue gehalten hätten, und wider ihre Eidespflicht thäten.

  11. Und rüstete sie also, nicht mit Trotz auf Spieß oder Schild, sondern mit Trost auf Gottes Wort. Er sagte ihnen auch ein Gesicht, das glaublich war, das er gesehen hatte, davon alle einen Mut kriegten.

  12. Und das war dies Gesicht: Onias, der Hohepriester, ein trefflicher, ehrlicher, gütiger, wohlberedter Mann, der sich * von Jugend auf aller Tugend geflissen hatte, der reckte seine Hände aus, und betete für das ganze Volk der Juden.

    *Kapitel 3,1.

  13. Darnach erschien ihm ein andrer alter herrlicher Mann in köstlichen Kleidern und in einer ganz herrlichen Gestalt.

  14. Und Onias sprach zu Judas: Dieser ist Jeremias, der Prophet Gottes, der deine Brüder sehr lieb hat, und betet stets für das Volk und die heilige Stadt.

  15. Darnach gab Jeremias mit seinen Händen dem Judas ein gülden Schwert,

  16. und sprach zu ihm: Nimm hin das heilige Schwert, das dir Gott schenket; damit sollst du die Feinde schlagen.

  17. Da sie nun Judas mit solchen schönen Worten, die einem ein Herz und Mut machen, getröstet hatte, beschlossen sie, sie wollten kein Lager machen, sondern stracks an die Feinde ziehen, und sie männlich angreifen, und der Sache ein Ende machen; denn es stund die Stadt, der Gottesdienst und der Tempel in Fahr (Gefahr).

  18. Und zwar der Weiber und Kinder, Brüder und Freunde Fahr (Gefahr) achteten sie nicht so hoch, sondern ihre höchste Sorge war für den heiligen Tempel.

  19. Und die in der Stadt blieben, waren in großer Sorge für ihr Kriegsvolk draußen im Felde.

(Verse 20-37: vergleiche 1. Makkabäer 7,39-50.)

  1. Da es nun gelten sollte zum Treffen, und die Feinde sich versammelt und ihre Ordnung gemacht, und die Elefanten an ihren Ort verordnet, und die Reiterei zu beiden Seiten angehänget hatten,

  2. und Makkabäus die Feinde sah, und ihre mancherlei Rüstung und die schrecklichen Tiere: reckte er seine Hände gen Himmel und bat den wunderbarlichen Gott, der * alles siehet; denn er wußte wohl, daß der Sieg nicht käme durch Harnische, sondern Gott gäbe ihn, wem er's gönnte.

    *Kapitel 7,35; 12,22.

  3. Und betete also: Herr, du hast deinen Engel zur Zeit Hiskias, der Juden Königs, gesandt; und derselbe * erschlug in des Sanherib Lager hundert und fünf und achtzig tausend Mann.

    *Jesaja 37,36. Kapitel 8,19.

  4. So schicke nun auch, du Herr im Himmel, einen guten Engel vor uns her, die Feinde zu erschrecken.

  5. Laß die erschrecken vor deinem starken Arm, die mit Gotteslästerung wider dein heiliges Volk ziehen. Und damit hörte Judas auf.

  6. Also zog Nikanor und sein Haufe her mit Drommeten (Trompeten) und großem Geschrei.

  7. Judas aber und die Seinen griffen die Feinde an mit dem Gebet und Rufen zu Gott; und mit den Händen schlugen sie,

  8. mit dem Herzen aber schrieen sie zu Gott, und erschlugen in die fünf und dreißig tausend Mann; und freueten sich sehr, daß sich Gott so gnädig erzeigt hatte.

  9. Da nun die Schlacht vollendet war, und sie wieder abzogen, kannten sie Nikanor am Harnisch, daß er auch erschlagen war.

  10. Da erhub sich ein groß Geschrei und Jauchzen, und sie lobten Gott auf ihre Sprache.

  11. Und Judas, der Leib und Gut für sein Volk dargestreckt, und von Jugend auf seinem Volk viel Gutes gethan hatte, gebot, man solle dem Nikanor den Kopf und die Hand samt der Schulter abhauen, und mit gen Jerusalem führen.

  12. Als er nun hinkam, rief er sein Volk zuhauf, und stellte die Priester vor den Altar, und schickte nach den Feinden auf die Burg;

  13. und zeigte des Nikanor Kopf und des Lästerers Hand, welche er gegen das heilige Haus des Allmächtigen ausgereckt, und sich hoch vermessen hatte.

  14. Er schnitt auch dem gottlosen Nikanor die Zuge ab, und hieß sie zu Stücken für die Vögel zerhauen; und die Hand, damit er die Unsinnigkeit geübt hatte, gegen dem Tempel über aufhängen.

  15. Und das ganze Volk lobte Gott im Himmel und sprachen: Gelobt sei der, der seine Stadt bewahret hat, daß sie nicht ist verunreinigt worden!

  16. Und er steckte des Nikanor Kopf auf, daß es jedermann aus der Burg sehen konnte, zu einem öffentlichen Zeichen, daß ihnen der Herr geholfen hatte.

  17. Es ward auch einträchtig von allen beschlossen, man sollte den Tag nicht vergessen,

  18. sondern feiern, nämlich den dreizehnten Tag des zwölften Monats, der Adar auf syrisch heißt, einen Tag vor des Mardochai Fest.

  19. So will ich nun hiemit dies Buch beschließen, nachdem Nikanor umkommen, und die Juden die Stadt wieder erobert haben.

  20. Und hätte ich's lieblich gemacht, das wollte ich gerne. Ist's aber zu gering, so habe ich doch gethan, soviel ich vermochte.

  21. Denn allezeit Wein oder Wasser trinken, ist nicht lustig, sondern zuweilen Wein, zuweilen Wasser trinken, das ist lustig; also ist's auch lustig, so man mancherlei lieset. Das sei das Ende.

STÜCKE ZU ESTHER

Aus der griechischen Übersetzung des Buch Esther.

Das 1. Kapitel.

Zusatz zu Esther Kapitel 3.

Des Königs Artaxerxes Blutbefehl.

  1. So lautete aber der Brief: Der große König Artaxerxes entbietet den hundert und sieben und zwanzig Fürsten von Indien bis an Mohrenland samt den Amtleuten, die ihnen untergeben sind, seinen Gruß.

  2. Wiewohl ich ein mächtiger König bin und der größte Herr auf Erden, hab ich doch mich meiner Gewalt nicht wollen überheben, sondern mich geflissen, gnädiglich und sanft zu regieren, und den lieben Frieden, des sich jedermann freuet, zu halten, damit ein jeglicher ruhiglich leben und werben möchte.

  3. Demnach hielt ich mit meinen Fürsten Rat, wie solches geschehen möchte. Da zeigte mir an Haman, mein klügster, liebster und treuester Rat, der nach dem König der Höchste ist, wie ein Volk sei, das, in allen Landen zerstreuet, sonderliche Gesetze halte wider aller Lande und Leute Weise, und stets der Könige Gebote verachte, dadurch sie Frieden und Einigkeit im Reich verhindern.

  4. Da wir nun vernahmen, daß sich ein einiges Volk wider alle Welt sperrete, und seine eigne Weise hielte, und unsern Geboten ungehorsam wäre, dadurch sie großen Schaden thäten, und Frieden und Einigkeit in unserm Reich zerstöreten: befahlen wir, daß, welche Haman, der oberste Fürst und der Höchste nach dem Könige, unser zweiter Vater, anzeigen wird, mit Weib und Kind durch ihrer Feinde Schwert ohne alle Barmherzigkeit umgebracht, und niemand verschonet werde; und das auf den vierzehnten Tag Adars, des zwölften Monats, in diesem Jahre; auf daß, die von alters her bis jetzt ungehorsam gewesen sind, alle auf Einen Tag erschlagen werden, und ein beständiger Friede in unserm Reich bleiben möge.

Das 2. Kapitel.

Zusatz zu Esther Kapitel 4.

Mardochais Gebet.

  1. Und Mardochai betete zum Herrn, und gedachte aller seiner Wunderwerke, und sprach: Herr, Gott, du bist der allmächtige König; es stehet alles in deiner Macht, und deinem Willen kann niemand widerstehen, wenn du Israel helfen willst.

  2. Du hast Himmel und Erde gemacht und alles, was wunderbar ist unter dem Himmel.

  3. Du bist aller Herr, und niemand kann dir widerstehen.

  4. Du weißt alle Dinge, und hast's gesehen, daß ich aus keinem Trotz noch Hoffart, noch Ehrgeiz vor dem stolzen Haman nicht habe niederfallen wollen; denn ich wäre bereit, Israel zugut auch seine Füße williglich zu küssen; sondern habe es gethan aus Furcht, daß ich nicht die Ehre, so meinem Gotte gebühret, einem Menschen gäbe, und vor niemand anders niederfiele denn vor meinem Gott.

  5. Und nun, Herr, du König, Gott Abrahams, erbarme dich über dein Volk; denn unsere Feinde wollen uns vertilgen und dein Erbe, das du von Anfang gehabt hast, ausrotten.

  6. Verachte dein Häuflein nicht, das du aus Ägypten erlöset hast.

  7. Erhöre mein Gebet, und sei gnädig deinem Volk, und wende unser Trauern in Freude, auf daß wir leben und deinen Namen preisen; und laß den Mund nicht verderben derer, so dich loben!

  8. Und das ganze Israel rief aus allen Kräften zum Herrn; denn sie waren in Todesnöten.

Das 3. Kapitel.

Fortsetzung des vorigen Zusatzes.

Gebet der Königin Esther.

  1. Und die Königin Esther kehrte sich auch zum Herrn in solchem Todeskampf,

  2. und legte ihre königlichen Kleider ab, und zog Trauerkleider an, und statt des edlen Wassers und Balsams streute sie Asche und Staub auf ihr Haupt, und demütigte ihren Leib mit Fasten; und überall, da sie zuvor fröhlich gewesen war, raufte sie ihr Haar aus.

  3. Und betete zu dem Gott Israels und sprach:

  4. Herr, der du allein unser König bist, hilf mir Elenden. Ich habe keinen andern Helfer denn dich; und die Not ist vor Augen.

  5. Ich habe von Kind auf in meines Vaters Geschlechte gehöret, Herr, daß du Israel aus allen Heiden gesondert, und unsre Väter von alters her zum ewigen Erbe angenommen, und ihnen gehalten, was du geredet hast.

  6. Wir haben vor dir gesündigt; darum hast du uns übergeben in unsrer Feinde Hände. Herr, du bist gerecht; denn wir haben ihre Götter geehret.

  7. Aber nun lassen sie sich nicht dran genügen, daß sie uns in großem Zwang halten, sondern sie haben ihre Hände gelegt auf ihrer Götzen Hände, daß sie wollen deine Verheißung zunichte machen, und dein Erbe ausrotten, und den Mund derer, so dich loben, verstopfen, und die Ehre deines Tempels und Altars vertilgen, und den Heiden das Maul aufthun, zu preisen die Macht der Götzen, und ewiglich zu rühmen einen sterblichen König.

  8. Herr, gieb nicht dein Scepter denen, die nichts sind, daß sie nicht unsers Jammers spotten, sondern wende ihr Vornehmen wider sie und zeichne den, der das wider uns anrichtete.

  9. Gedenke an uns, Herr, und erzeige dich in unsrer Not, und stärke mich, Herr, du König aller Götter und Herrschaften. Lehre mich, wie ich reden soll vor dem Löwen, und wende sein Herz, daß er unserm Feinde gram werde, auf daß derselbe samt seinem Anhang umkomme.

  10. Und errette uns durch deine Hand, und hilf mir, deiner Magd, die keine andre Hilfe hat denn dich, Herr, allein, der du alle Dinge weißt,

  11. und erkennest, daß ich keine Freude habe an der Ehre, die ich bei den Gottlosen habe, auch keine Lust an der heidnischen und fremden Heirat. Du weißt, daß ich's thun muß, und nicht achte den herrlichen Schmuck, den ich auf meinem Haupte trage, wenn ich prangen muß, sondern halte es wie ein unrein Tuch, und trage es nicht außer dem Gepränge. Auch hab ich nie mit Haman gegessen, noch Freude gehabt am königlichen Tisch, noch getrunken vom Opferwein. Und deine Magd hat sich nie gefreuet, seit ich bin hieher gebracht, bis auf diese Zeit,

  12. ohne dein allein, Herr, du Gott Abrahams. Erhöre die Stimme der Verlassenen, du starker Gott über alle, und errette uns von der Gottlosen Hand, und erlöse mich aus meinen Nöten.

Das 4. Kapitel.

Zusatz zu Esther Kapitel 5.

Esther geht zum Könige.

  1. Und am dritten Tage legte sie die Bußkleider ab, und zog ihren königlichen Schmuck an;

  2. und war sehr schön, und rief Gott, den Heiland, an, der alles siehet; und nahm zwo Mägde mit sich, und lehnte sich zierlich auf die eine; die andre aber folgte ihr, und trug ihr die Schleppe am Rocke.

  3. Und ihr Angesicht war sehr schön, lieblich und fröhlich gestaltet; aber ihr Herz war voll Angst und Sorge.

  4. Und da sie durch alle Thüren hineinkam, trat sie gegen den König, da er saß auf seinem königlichen Stuhl in seinen königlichen Kleidern, die voll Gold und Edelsteine waren, und war schrecklich anzusehen.

  5. Da er nun sein Angesicht erhub, das von Herrlichkeit strahlte, und sah sie zorniglich an, erblaßte die Königin, und sank in eine Ohnmacht, und legte das Haupt auf die Magd.

  6. Da wandelte Gott dem Könige sein Herz zur Güte, und ihm ward bange für sie, und sprang von seinem Stuhl, und umfing sie mit seinen Armen, bis sie wieder zu sich kam, und sprach sie freundlich an: Was ist dir, Esther? Ich bin dein Bruder, fürchte dich nicht; du sollst nicht sterben. Denn dies Verbot betrifft alle andre, aber dich nicht.

  7. Tritt herzu!

  8. Und er hub den güldnen Scepter auf, und legte ihn auf ihre Achsel, und küßte sie und sprach: Sage an!

  9. Und sie antwortete: Da ich dich ansah, o Herr, deuchte mich, ich * sähe einen Engel Gottes; darum erschrak ich vor deiner großen Majestät.

    *2. Samuel 19,28.

  10. Denn du bist sehr schrecklich, und deine Gestalt ist ganz herrlich.

  11. Und als sie so redete, sank sie abermal in eine Ohnmacht, und fiel darnieder.

  12. Der König aber erschrak samt seinen Dienern, und trösteten sie.

Das 5. Kapitel.

Zusatz zu Esther Kapitel 8.

Artaxerxes nimmt seinen Befehl gegen die Juden zurück.

  1. Artaxerxes, der große König, entbietet den hundert und sieben und zwanzig Fürsten von Indien bis an Mohrenland samt den Landpflegern und allen, die es mit uns wohlmeinen, seinen Gruß.

  2. Wir befinden, daß viele sind, welche der Fürsten Gnade mißbrauchen, und von der Ehre, so ihnen widerfähret, stolz und böse werden, also daß sie nicht allein die Unterthanen drängen, sondern auch gedenken, die Herren selbst, von denen sie erhöhet sind, unter die Füße zu treten;

  3. und thun nicht allein wider natürliche Billigkeit durch Undankbarkeit, sondern sind durch Hoffart so verblendet, daß sie auch meinen, Gott, der auf die Frommen siehet, strafe solche Untreue nicht.

  4. Sie betrügen auch fromme Fürsten, auf daß sie unschuldig Blut vergießen, und diejenigen, so treulich und redlich dienen, in alles Unglück bringen möchten.

  5. Davon man Beispiele findet nicht allein in den alten Geschichten, sondern auch noch täglich erfähret, wie viel solche untreue Räte Unglück stiften.

  6. Weil uns denn gebührt, darauf zu sehen, daß hinfort Friede im Reich bleibe,

  7. müssen wir nach Gelegenheit der Sachen zuweilen die Gebote ändern, wo wir's anders finden, denn wir berichtet waren, und nicht zu geschwind fahren.

  8. Nachdem nun Haman, der Sohn Hammedathas, aus Macedonien, und nicht der Perser Geblüt, auch nicht unsrer gütigen Art, sondern bei uns ein Gast ist, dem wir, wie wir pflegen gegen alle Nationen, alle Gnade erzeigt, und ihn also erhöhet haben, daß wir ihn unsern Vater nannten, und von jedermann als der nächste nach dem Könige geehret ward, ist er so stolz worden, daß er sich unterstanden hat, uns um unser Königreich und Leben zu bringen.

  9. Denn er hat Mardochai, der durch seine Treue und Wohlthat unser Leben errettet hat, und unser unschuldig Gemahl, die Königin Esther, samt ihrem ganzen Volk fälschlich und böslich verklaget, daß sie alle sollten umgebracht werden. Und alsdann, wenn die hin weg wären, die uns bewahren, hat er gedacht, uns auch zu erwürgen, und der Perser Reich an die Macedonier zu bringen.

  10. Wir befinden aber, daß die Juden, welche der verruchte Bube wollte töten lassen, unschuldig sind, die besten Gesetze haben, und Kinder des höchsten, größesten und ewigen Gottes sind, der unsern Vorfahren und uns dies Reich gegeben hat, und noch erhält.

  11. Darum sollt ihr euch nicht halten nach dem Briefe, welchen Haman ausgebracht hat.

  12. Denn um solcher That willen ist er mit alle seinem Geschlecht vor dem Thor zu Susan an den Galgen gehängt; und hat ihm also Gott bald vergolten, wie er's verdienet hat.

  13. Aber dies Gebot, das wir euch jetzt zuschicken, sollt ihr in allen Städten verkündigen, daß die Juden mögen ihr Gesetz frei halten.

  14. Und wo man ihnen Gewalt thun wollte am dreizehnten Tage des zwölften Monats, der da heißet Adar, da sollt ihr sie schützen, daß sie sich an jenen rächen mögen. Denn denselbigen Tag hat ihnen der allmächtige Gott zur Freude gemacht, daran sie, das auserwählete Volk, sollten umkommen sein.

  15. Darum sollt auch ihr neben andern Feiertagen diesen Tag feiern in allen Freuden, auf daß es uns wohlgehe und allen, so den Persern treu sind, und ein Beispiel sei, wie Untreue gestraft werde.

  16. Welches Land aber oder Stadt dies Gebot nicht halten wird, die soll mit Schwert und Feuer vertilget werden, also daß weder Mensch noch Tier noch Vogel hinfort drinnen wohnen könne.

Das 6. Kapitel.

In der griechischen Übersetzung vor Esther Kapitel 1.

Traum des Mardochai.

  1. Im andern Jahr des großen Königs Artaxerxes, am ersten Tage des Monats Nisan, hatte Mardochai einen Traum, der ein Jude war, ein Sohn Jairs, des Sohns Simeis, des Sohns des Kis, vom Stamm Benjamin, und wohnte in der Stadt Susan, ein vornehmer Mann und am königlichen Hofe wohlgehalten.

  2. Er war aber der Gefangenen einer, so Nebukadnezar, der König zu Babel, weggeführet hatte von Jerusalem, mit * Jechonja, dem Könige Judas. Und das war sein Traum:

    *2. Könige 24,15.

  3. Es erhub sich ein Geschrei und Getümmel, Donner und Erdbeben und ein Schrecken auf Erden. Und siehe, da waren zween große Drachen, die gingen gegen einander, zu streiten.

  4. Und das Geschrei war so groß, daß alle Länder sich aufmachten, zu streiten wider ein heilig Volk.

  5. Und es war ein Tag großer Finsternis, Trübsal und Angst, und war ein großer Jammer und Schrecken auf Erden.

  6. Und das heilige Volk war hoch betrübt, und fürchteten sich vor ihrem Unglück, und verzagten an ihrem Leben.

  7. Und sie schrieen zu Gott. Und nach solchem Geschrei ergoß sich ein großer Wasserstrom aus einem kleinen Brunnen.

  8. Und die Sonne ging auf, und es ward helle; und die Elenden gewannen, und brachten um die Stolzen.

  9. Als nun Mardochai erwachte nach dem Traum, dachte er, was Gott damit meinte, und behielt den Traum in seinem Herzen, und dachte ihm nach bis in die Nacht, und hätte gern gewußt, was er bedeutete.

Das 7. Kapitel.

Zusatz zu Esther Kapitel 10.

Auslegung des Traums von der Rettung der Juden.

  1. Und Mardochai sprach: Gott hat das alles geschickt.

  2. Ich denke an meinen Traum; und es ist eben ergangen, wie mir geträumet hat.

  3. Der kleine Brunnen, der ein großer Wasserstrom ward, da die Sonne schien, und es helle ward, das ist Esther, welche der König zum Gemahl genommen, und zur Königin gemacht hat.

  4. Die zween Drachen sind ich und Haman.

  5. Der eine bedeutet die Heiden, so zusammenkamen und den Namen der Juden austilgen wollten;

  6. der andre bedeutet mein Volk Israel, welches zum Herrn rief, und der Herr half seinem Volk, und erlöste uns von diesem Unglück. Er thut große Zeichen und Wunder unter den Heiden. Denn er hat allezeit Unterschied gehalten zwischen seinem Volk und den Heiden. Und wenn das Stündlein kommen ist, daß die Heiden am stolzesten, und wir am schwächsten gewesen sind, und daß Gott hat richten sollen, so hat er an sein Volk gedacht, und seinem Erbe den Sieg gegeben.

  7. Und diese Tage soll man halten im Monat Adar, auf den vierzehnten und fünfzehnten Tag desselben Monats, in allen Freuden und mit hohem Fleiß, wenn das Volk zusammenkommt; und soll ewiglich also gehalten werden im Volk Israel.

Unterschrift des Buches Esther in der griechischen Übersetzung.

(Sonst Kapitel 5)

Im vierten Jahr des Königs Ptolemäus und der Kleopatra brachten Dositheus, welcher sich für einen Priester aus dem Stamm Levi ausgab, und Ptolemäus, sein Sohn, diesen Brief der Purim, und sagten, daß Lysimachus, ein Sohn des Ptolemäus, denselbigen verdolmetscht hätte zu Jerusalem.

GESCHICHTE VON DER SUSANNA UND DANIEL

Dieses und die folgenden vier Stücke sind genommen aus der griechischen Übersetzung des Buches Daniel.

  1. Es war ein Mann zu Babylon mit Namen Jojakim;

  2. der hatte ein Weib, die hieß Susanna, eine Tochter Hilkias, die war sehr schön und dazu gottesfürchtig.

  3. Denn sie hatte fromme Eltern, die sie unterwiesen hatten nach dem Gesetz Moses.

  4. Und ihr Mann Jojakim war sehr reich, und hatte einen schönen Garten an seinem Hause. Und die Juden kamen stets bei ihm zusammen, weil er der vornehmste Mann war unter ihnen allen.

  5. Es wurden aber im selben Jahr zween Älteste aus dem Volk zu Richtern gesetzt, das waren solche Leute, von welchen der Herr gesagt hatte: Ihre Richter üben alle Bosheit zu Babylon.

  6. Dieselbigen kamen täglich zu Jojakim, und wer eine Sache hatte, mußte daselbst vor sie kommen.

  7. Und wenn das Volk hinweg war um den Mittag, pflegte die Susanna in ihres Manns Garten zu gehen.

  8. Und da sie die Ältesten sahen täglich darin umhergehen, wurden sie gegen sie entzündet mit böser Lust;

  9. und wurden drüber zu Narren, und warfen die Augen so gar auf sie, daß sie nicht konnten gen Himmel sehen, und gedachten weder an Gottes Wort noch Strafe.

  10. Sie waren aber beide zugleich gegen sie entbrannt;

  11. und schämte sich einer dem andern es zu offenbaren; und jeglicher hätte gern mit ihr gebuhlet.

  12. Und warteten täglich mit Fleiß auf sie, daß sie sie nur sehen möchten. Es sprach aber einer zum andern:

  13. Ei, laß uns heimgehen; denn es ist nun Zeit Essens.

  14. Und wenn sie von einander gegangen waren, kehrte danach jeglicher wieder um, und kamen zugleich wieder zusammen. Da nun einer den andern fragte, bekannten sie beide ihre böse Lust. Danach wurden sie mit einander eins, darauf zu warten, wann sie das Weib möchten allein finden.

  15. Und da sie einen bequemen Tag bestimmt hatten, auf sie zu lauern, kam die Susanna nur mit zwo Mägden, wie ihre Gewohnheit war, in den Garten, * sich zu baden; denn es war sehr heiß.

    *2. Samuel 11,2.

  16. Und es war kein Mensch im Garten, ohne diese zween Ältesten, die sich heimlich versteckt hatten, und auf sie lauerten.

  17. Und sie sprach zu ihren Mägden: Holet mir Balsam und Seife, und schließet den Garten zu, daß ich mich bade.

  18. Und die Mägde taten, wie sie befohlen hatte, und schlossen den Garten zu, und gingen hinaus zur Hintertür, daß sie ihr brächten, was sie haben wollte, und wurden der Männer nicht gewahr, denn sie hatten sich versteckt.

  19. Da nun die Mägde hinaus waren, kamen die zween Ältesten hervor, und liefen zu ihr, und sprachen:

  20. Siehe, der Garten ist zugeschlossen, und * niemand siehet uns, und wir sind entbrannt in deiner Liebe; darum so tu unsern Willen.

    *Sirach 23,26.

  21. Willst du aber nicht, so wollen wir auf dich bekennen, * daß wir einen jungen Gesellen allein bei dir gefunden haben, und daß du deine Mägde darum habest hinausgeschickt.

    *Vers 37.

  22. Da erseufzte Susanna und sprach: Ach, wie bin ich in so großen Ängsten! Denn wo ich solches tue, so bin ich des Tods; tue ich's aber nicht, so komme ich nicht aus euren Händen.

  23. Doch will ich lieber unschuldig in der Menschen Hände kommen, denn wider den Herrn sündigen.

  24. Und fing an laut zu schreien; aber die Ältesten schrieen auch über sie.

  25. Und der eine lief hin zu der Tür des Gartens, und tat sie auf.

  26. Da nun das Gesinde solch Geschrei hörete, liefen sie heraus in den Garten durch die Hintertür, zu sehen, was ihr widerfahren wäre.

  27. Und die Ältesten fingen an, von ihr zu sagen, daß sich die Knechte ihrethalben schämeten; denn desgleichen war zuvor nie von Susanna gehöret worden.

  28. Und des andern Tages, da das Volk in Jojakims, ihres Mannes, Hause zusammenkam, da kamen auch die zween Ältesten voll solcher List wider Susanna, daß sie ihr zum Tod hülfen;

  29. und sprachen zu allem Volk: Schickt hin, und lasset Susanna, die Tochter Hilkias, Jojakims Weib, herholen.

  30. Und da sie gefordert war, kam sie mit ihren Eltern und Kindern und ihrer ganzen Freundschaft.

  31. Sie war aber sehr zart und schön;

  32. darum hießen diese Bösewichter ihr den Schleier wegreißen, damit sie verhüllet war, auf daß sie sich ergötzten an ihrer Schönheit.

  33. Und alle, die bei ihr stunden, und die sie kannten, weineten um sie.

  34. Und die zween Ältesten traten auf mitten unter dem Volk, und legten die Hände auf ihr Haupt.

  35. Sie aber weinete, und hub die Augen auf gen Himmel; denn ihr Herz hatte ein Vertrauen zu dem Herrn.

  36. Und die Ältesten fingen an und sprachen: Da wir beide allein in dem Garten umhergingen, kam sie hinein mit zwo Mägden, und schloß den Garten zu, und schickte die Mägde von ihr.

  37. Da kam ein junger Geselle zu ihr, der sich versteckt hatte, und legte sich zu ihr.

  38. Da wir aber in einem Winkel im Garten solche Schande sahen, liefen wir eilend hinzu, und fanden sie bei einander.

  39. Aber des Gesellen konnten wir nicht mächtig werden; denn er war uns zu stark, und stieß die Tür auf, und sprang davon.

  40. Sie aber ergriffen wir und fragten, wer der junge Gesell wäre? Aber sie wollte es uns nicht sagen. Solches zeugen wir.

  41. Und das Volk glaubte den zweien als Richtern und Obersten im Volk, und verurteileten die Susanna zum Tode.

  42. Sie aber schrie mit lauter Stimme und sprach: Herr, ewiger Gott, der du kennest alle Heimlichkeiten, und weißt alle Dinge zuvor, ehe sie geschehen,

  43. du weißt, daß diese falsch Zeugnis wider mich gegeben haben. Und nun siehe, ich muß sterben, so ich doch solches unschuldig bin, das sie böslich über mich gelogen haben.

  44. Und Gott erhörte ihr Rufen.

  45. Und da man sie hin zum Tode führte, erweckte Gott den Geist eines jungen Knaben, der hieß Daniel, der fing an laut zu rufen:

  46. Ich will unschuldig sein an diesem Blut!

  47. Und alles Volk wandte sich um zu ihm und fragte ihn, was er mit solchen Worten meinete?

  48. Er aber trat unter sie und sprach: Seid ihr von Israel solche Narren, daß ihr eine Tochter Israels verdammt, ehe ihr die Sache erforschet und gewiß werdet?

  49. Kehret wieder um vors Gericht; denn diese haben falsch Zeugnis wider sie geredet.

  50. Und alles Volk kehrte eilend wieder um. Und die Ältesten sprachen zu Daniel: Setze dich her zu uns, und berichte uns, weil dich Gott zu solchem Richteramt fordert.

  51. Und Daniel sprach zu ihnen: Tut sie von einander, so will ich jeglichen sonderlich verhören.

  52. Und da sie von einander getan waren, forderte er den einen und sprach zu ihm: Du böser alter Schalk, jetzt treffen dich deine Sünden, die du vorhin getrieben hast,

  53. da du * unrecht Urteil sprachest, und die Unschuldigen verdammtest, aber die Schuldigen lossprachest; so doch der Herr + geboten hat: Du sollst die Frommen und Unschuldigen nicht töten.

    *Sprüche 17,15. +2. Mose 23,7.

  54. Hast du nun diese gesehen, so sage an, unter welchem Baum hast du sie bei einander gefunden? Er aber antwortete: Unter einer Linden.

  55. Da sprach Daniel: O recht! der Engel des Herrn wird dich finden, und zerscheitern; denn mit deiner Lüge bringest du dich selbst um dein Leben.

  56. Und da dieser hinweg war, hieß er den andern auch vor sich kommen und sprach zu ihm: Du * Kanaans Art, und nicht Judas, die Schöne hat dich betöret, und die böse Lust hat dein Herz verkehret.

    *Hesekiel 16,3.

  57. Also habt ihr mit den Töchtern Israels verfahren, und sie haben aus Furcht müssen euren Willen tun. Aber diese Tochter Judas hat nicht in eure Bosheit gewilliget.

  58. Nun sage an: Unter welchem Baum hast du sie bei einander ergriffen? Er aber antwortete. Unter einer Eichen.

  59. Da sprach Daniel: O recht! der Engel des Herrn wird dich zeichnen, und wird dich zerhauen; denn mit deiner Lüge bringest du dich selbst um dein Leben.

  60. Da fing alles Volk an mit lauter Stimme zu rufen und priesen Gott, der da hilft denen, so auf ihn hoffen und vertrauen.

  61. Und traten auf wider die zween Ältesten, weil sie Daniel aus ihren eignen Worten überwiesen hatte, daß sie falsche Zeugen wären.

  62. Und taten ihnen nach dem * Gesetz Moses, wie sie gedacht hatten, ihrem Nächsten zu tun, und töteten sie. Also ward desselben Tages das unschuldige Blut errettet.

    *5. Mose 19,18.19.

  63. Aber Hilkia samt seinem Weibe lobten Gott um Susanna, ihre Tochter, mit Jojakim, ihrem Mann, und der ganzen Freundschaft, daß nichts Unehrliches an ihr erfunden ward.

  64. Und Daniel ward groß vor dem Volk von dem Tage an und hernach für und für.

VON DEM BEL ZU BABEL

  1. Nach dem Tod des Astyages kam das Königreich an Cyrus aus Persien. Und * Daniel war stets um den König, und ehrlicher gehalten denn alle Freunde des Königs.

    *Daniel 6,29.

  2. Nun hatten die zu Babylon einen Abgott, der hieß Bel; dem mußte man täglich opfern zwölf Malter Weizen und vierzig Schafe und drei Eimer Weins.

  3. Und der König diente dem Abgott selbst, und ging täglich hinab, denselben anzubeten; aber Daniel betete seinen Gott an.

  4. Und der König sprach zu ihm: Warum betest du nicht auch den Bel an? Er aber sprach: Ich diene nicht den Götzen, die mit Händen gemacht sind, sondern dem lebendigen Gott, der Himmel und Erde gemacht hat, und ein Herr ist über alles, was da lebet.

  5. Da sprach der König zu ihm: Hältst du denn den Bel nicht für einen lebendigen Gott? Siehest du nicht, wie viel er täglich isset und trinket?

  6. Aber Daniel lachte und sprach: Herr König, laß dich nicht verführen; denn dieser Bel ist inwendig nichts denn Lehm und auswendig ehern, und * hat noch nie nichts gegessen.

    *Sirach 30,19.

  7. Da ward der König zornig, und ließ alle seine Priester rufen, und sprach zu ihnen: Werdet ihr mir nicht sagen, wer dies Opfer verzehret, so müsset ihr sterben.

  8. Könnet ihr aber beweisen, daß der Bel solches verzehre, so muß Daniel sterben, denn er hat den Bel gelästert. Und Daniel sprach: Ja, Herr König, es geschehe also, wie du geredet hast.

  9. Es waren aber ihrer siebenzig Priester des Bel, ohne ihre Weiber und Kinder. Und der König ging mit Daniel in den Tempel des Bel.

  10. Da sprachen die Priester desselben: Siehe, wir wollen hinausgehen; und du, Herr König, sollst die Speise und den Trank selbst darsetzen, und die Thür nach dir zuschließen, und mit deinem eignen Ringe versiegeln.

  11. Und wenn du morgens frühe wiederkommest, und findest, daß der Bel nicht alles verzehret habe, so wollen wir gerne sterben; oder Daniel muß getötet werden, der solches auf uns gelogen hat.

  12. Sie verließen sich aber darauf, daß sie hatten einen heimlichen Gang unter dem Tisch gemacht; durch denselben gingen sie allezeit hinein, und verzehreten was da war.

  13. Da nun die Priester hinaus waren, ließ der König dem Bel die Speise vorsetzen. Aber Daniel befahl seinen Knechten, daß sie Asche holeten, und ließ dieselbige streuen durch den ganzen Tempel vor dem Könige. Darnach gingen sie hinaus, und schlossen die Thür zu, und versiegelten sie mit des Königs Ringe, und gingen davon.

  14. Die Priester aber gingen des Nachts hinein nach ihrer Gewohnheit mit ihren Weibern und Kindern, fraßen und soffen alles, was da war.

  15. Und des Morgens sehr frühe war der König auf, und Daniel mit ihm.

  16. Und der König sprach: Ist das Siegel unversehrt?

  17. Er aber antwortete: Ja, Herr König. Und sobald die Thür aufgethan war, sah der König auf den Tisch, und rief mit lauter Stimme: Bel, du bist ein großer Gott, und ist nicht Betrug mit dir!

  18. Aber Daniel lachte und hielt den König, daß er nicht hineinging, und sprach: Siehe auf den Boden und merke, wes sind diese Fußstapfen?

  19. Der König sprach: Ich sehe wohl Fußstapfen von Männern und Weibern und Kindern.

  20. Da ward der König zornig, und ließ die Priester fahen (fangen) mit ihren Weibern und Kindern. Und sie mußten ihm zeigen die heimlichen Gänge, dadurch sie waren ein- und ausgegangen, und verzehret hatten, was auf dem Tisch war.

  21. Und der König ließ sie töten, und gab Daniel den Bel in seine Gewalt; derselbe zerstörte ihn und seinen Tempel.

 

VOM DRACHEN ZU BABEL

  1. Es war auch ein großer Drache daselbst, den die zu Babel anbeteten.

  2. Und der König sprach zu Daniel: Wie? willst du von dem auch sagen, daß er nichts denn ein eherner Götze sei? Siehe, er lebet ja, denn er isset und trinket; und kannst nicht sagen, daß er nicht ein lebendiger Gott sei. Darum so bete ihn an!

  3. Aber Daniel antwortete: Ich will den Herrn, meinen Gott anbeten; denn derselbige ist der lebendige Gott.

  4. Du aber, Herr König, erlaube mir, so will ich diesen Drachen umbringen ohne einiges Schwert oder Stange. Und der König sprach: Ja, es sei dir erlaubt.

  5. Da nahm Daniel Pech, Fett und Haare, und kochte es unter einander, und machte Küchlein daraus, und warf's dem Drachen ins Maul; und der Drache barst davon mitten entzwei. Und Daniel sprach: Siehe, das sind eure Götter!

  6. Da nun die zu Babel solches höreten, verdroß sie es sehr, und machten einen Aufruhr wider den König, und sprachen: Unser König ist ein Jude worden; denn er hat den Bel zerstöret, und den Drachen getötet, und die Priester umgebracht.

  7. Und sie traten vor den König und sprachen: Gieb uns den Daniel her; wo nicht, so wollen wir dich und dein ganzes Haus umbringen.

  8. Da nun der König sah, daß sie mit Gewalt auf ihn drangen, mußte er ihnen den Daniel übergeben.

  9. Und sie warfen ihn zu den Löwen in den Graben; darin lag er sechs Tage lang.

  10. Und es waren sieben Löwen im Graben, denen gab man täglich zween Menschen und zwei Schafe. Aber diese Tage gab man ihnen nichts, auf daß sie Daniel fressen sollten.

  11. Es war aber ein Prophet Habakuk in Judäa; der hatte einen Brei gekocht, und Brot eingebrocket in eine tiefe Schüssel, und ging damit aufs Feld, daß er's den Schnittern brächte.

  12. Und der Engel des Herrn sprach zu Habakuk: Du mußt das Essen, das du trägst, dem Daniel bringen gen Babel in den Löwengraben.

  13. Und Habakuk antwortete: Herr, ich habe die Stadt Babel nie gesehen, und weiß nicht, wo der Graben ist.

  14. Da * faßte ihn der Engel oben bei dem Schopf, und führte ihn wie ein starker Wind gen Babel an den Graben.

    *Hesekiel 8,3.

  15. Und Habakuk rief und sprach: Daniel, Daniel, nimm hin das Essen, das dir Gott gesandt hat!

  16. Und Daniel sprach: Herr, Gott, du gedenkest ja noch an mich, und verlässest die nicht, die dich anrufen und dich lieben.

  17. Und er stund auf und aß. Aber der Engel Gottes brachte Habakuk von Stund an wieder an seinen Ort.

  18. Und der König kam am siebenten Tage, Daniel zu klagen. Und da er zum Graben kam, und hineinschaute, siehe, da saß Daniel mitten unter den Löwen.

  19. Und der König rief laut und sprach: O Herr, du Gott Daniels, du bist ein großer Gott, und ist sonst kein Gott denn du!

  20. Und er ließ ihn aus dem Graben nehmen; aber die andern, so ihn zum Tode wollten gebracht haben, ließ er in den Graben werfen; und wurden sobald vor seinen Augen von den Löwen verschlungen.

    Daniel 6,24.25.

 

DAS GEBET ASARJAS

Zusatz zu Daniel Kapitel 3.

  1. Und Asarja stund mitten im glühenden Ofen, und that seinen Mund auf, betete mit seinen Genossen, und sprach:

  2. Gelobt seiest du, Herr, der Gott unsrer Väter, und dein Name müsse gepriesen und geehret werden ewiglich!

  3. Denn du bist gerecht in allem, das du uns gethan hast; alle deine Werke sind rechtschaffen, und was du thust, das ist recht, und alle deine Gerichte sind unsträflich.

  4. Du thust uns recht, daß du uns gestrafet hast mit solcher Strafe, die du über uns hast gehen lassen und über Jerusalem, die heilige Stadt unsrer Väter; ja, du thust recht und wohl daran um unsrer Sünden willen.

  5. Denn wir haben gesündigt und übel gethan, damit daß wir von dir gewichen sind, und allenthalben wider dich gethan haben,

  6. und deinen Geboten nicht gehorchet, noch ihrer geachtet, daß wir darnach thäten, wie du uns befohlen hast, auf daß es uns wohlginge.

  7. Darum hast du rechtgethan, daß du solches alles über uns hast gehen lassen,

  8. und uns gegeben in die Hände unsrer Feinde, der gottlosen, bösen Leute, und dem ungerechten, grausamsten Könige auf Erden.

  9. Und wir dürfen unsern Mund nicht aufthun, so sind deine Knechte und alle, die dich fürchten, zu Schanden und zu Spott worden.

  10. Aber doch verstoße uns nicht gar um deines heiligen Namens willen, und verwirf deinen Bund nicht,

  11. und nimm deine Barmherzigkeit nicht von uns um Abrahams, deines geliebten Freundes willen, und deines Knechts Isaak, und Israels, deines Heiligen,

  12. * welchen du verheißen hast, ihren Samen zu mehren wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Meer.

    *1. Mose 22,17; 26,4.

  13. Denn wir sind geringer worden denn alle Heiden, und sind jetzt die Verachtetsten auf Erden um unsrer Sünden willen,

  14. daß wir nun keinen Fürsten, Propheten noch Lehrer mehr haben, und weder Brandopfer noch täglich Opfer noch Speisopfer noch Räuchwerk; und haben keine Stätte, da wir vor dir opfern und Gnade finden möchten;

  15. sondern mit betrübtem Herzen und * zerschlagenem Geist kommen wir vor dich,

    *Psalm 51,19.

  16. als brächten wir Brandopfer von Widdern und Rindern und viel tausend fetter Schafe. Also wollest du unser Opfer heute vor dir gelten und angenehm sein lassen; denn du lässest nicht zu Schanden werden die, so auf dich hoffen.

  17. Also kommen wir nun mit ganzem Herzen, und suchen dein Angesicht mit Furcht.

  18. Darum laß uns nicht zu Schanden werden, sondern thu uns, Herr, nach deiner Gnade und nach deiner großen Barmherzigkeit.

  19. Und errette uns nach deinen Wunderthaten, und gieb deinem Namen die Ehre,

  20. daß sich schämen müssen alle, die deinen Knechten Leid thun, und zu Schanden werden vor deiner großen Macht und Gewalt, daß ihre Macht zerstöret werde;

  21. damit sie erfahren, daß du bist der Herr, der einige Gott, herrlich auf dem ganzen Erdboden.

  22. Und die Diener des Königs, die sie in den Ofen geworfen hatten, höreten nicht auf, und warfen immer zu Erdharz und Pech und Werg und dürre Reiser,

  23. daß die Lohe oben aus dem Ofen schlug bei neun und vierzig Ellen hoch;

  24. und fraß um sich, und verbrannte die Chaldäer, die es erreichte vor dem Ofen.

  25. Aber der Engel des Herrn trat mit Asarja und denen, die bei ihm waren, in den Ofen,

  26. und stieß die Lohe vom Feuer aus dem Ofen, und machte es im Ofen wie einen kühlen Tau, daß das Feuer sie gar nicht anrührete, noch schmerzete oder beschädigte.

DER GESANG DER DREI MÄNNER IM FEUEROFEN

Fortsetzung des Zusatzes.

  1. Da fingen diese drei mit einander an zu singen, priesen und lobeten Gott in dem Ofen, und sprachen:

  2. Gelobet seist du, Herr, der Gott unsrer Väter, und müssest gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

  3. Gelobet sei dein herrlicher und heiliger Name, und müsse gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

  4. Gelobet seiest du in deinem heiligen, herrlichen Tempel, und müssest gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

  5. Gelobet seiest du, der * du sitzest auf den Cherubim, und siehest in die Tiefen, und müssest gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

    *Psalm 80,2; 99,1.

  6. Gelobet seiest du auf deinem herrlichen königlichen Stuhl, und müssest gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

  7. Gelobet seiest du in der Feste des Himmels, und müssest gepriesen und hoch gerühmet werden ewiglich!

    Psalm 148.

  8. Es loben den Herrn alle seine Werke, und müssen ihn preisen und rühmen ewiglich!

  9. Ihr Himmel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  10. Lobet den Herrn, * ihr Engel des Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

    *Psalm 103,20.

  11. Alle Wasser droben am Himmel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  12. Alle Heerscharen des Herrn, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  13. Sonne und Mond, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  14. Alle Sterne am Himmel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  15. Regen und Tau, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  16. Alle Winde, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  17. Feuer und Hitze, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  18. Schloßen und Hagel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  19. Tag und Nacht, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  20. Licht und Finsternis, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  21. Eis und Frost, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  22. Reif und Schnee, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  23. Blitze und Wolken, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  24. Die Erde lobe den Herrn, preise und rühme ihn ewiglich!

  25. Berge und Hügel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  26. Alles, was aus der Erde wächst, lobe den Herrn, Preise und rühme ihn ewiglich!

  27. Ihr Brunnen, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  28. Meer und Wasserströme, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  29. Walfische und alles, was sich reget im Wasser, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  30. Alle Vögel unter dem Himmel, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  31. Alle wilde Tiere und Vieh, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  32. Ihr Menschenkinder, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  33. Israel, lobe den Herrn, preise und rühme ihn ewiglich!

  34. Ihr Priester des Herrn, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  35. Ihr * Knechte des Herrn, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

    *Psalm 113,1; 134,1.

  36. Ihr Geister und Seelen der Gerechten, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  37. Ihr Heiligen, so elend und betrübt sind, lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich!

  38. Hananja, Asarja und Misael (Mischaël), lobet den Herrn, preiset und rühmet ihn ewiglich! Denn er hat uns erlöset aus der Hölle, und hat uns geholfen von dem Tode, und hat uns errettet aus dem glühenden Ofen, und hat uns mitten im Feuer erhalten.

  39. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.

    Psalm 136,1.

  40. Alle, die den Herrn fürchten, lobet den Gott aller Götter, preiset ihn und rühmet, daß seine Güte ewiglich währet!

DAS GEBET MANASSES, DES KÖNIGS IN JUDA, DA ER GEFANGEN WAR ZU BABEL

Zu 2. Chronik 33,12.13.18.

  1. Herr, Allmächtiger, * Gott unsrer Väter, Abrahams, Isaaks und Jakobs, und ihres gerechten Samens,

    *2. Mose 3,6.

  2. der du Himmel und Erde und alles, was drinnen ist, gemacht hast,

  3. und hast das Meer gebunden mit deinem Gebot, und hast die Tiefe verschlossen und versiegelt,

  4. zu Ehren deinem schrecklichen und herrlichen Namen, daß jedermann muß vor dir erschrecken, und sich fürchten vor deiner großen Macht.

  5. Denn * unerträglich ist dein Zorn, den du dräuest (drohest) den Sündern.

    *5. Mose 32,22.

  6. Aber die Barmherzigkeit, so du verheißest, ist unermeßlich und unausforschlich.

  7. Denn du bist der Herr, der Allerhöchste über den ganzen Erdboden, von großer Geduld und sehr gnädig; und * strafest die Leute nicht gerne, und hast nach deiner Güte verheißen Buße zur Vergebung der Sünden.

    *Klagelieder 3,33.

  8. Aber weil du bist ein Gott der Gerechten, hast du die Buße nicht gesetzt den Gerechten, Abraham, Isaak und Jakob, welche nicht wider dich gesündiget haben.

    Apostelgeschichte 17,30. Römer 3,23; 4,2-5.

  9. Ich aber habe gesündigt, und meiner Sünden ist mehr denn des Sands am Meer; und bin gekrümmet in schweren, eisernen Banden, und habe keine Ruhe,

  10. darum, daß ich deinen Zorn erweckt habe, und groß Übel vor dir gethan, damit daß ich solche Greuel und so viel Ärgernisse angerichtet habe.

  11. Darum beuge ich nun die Kniee meines Herzens, und bitte dich, Herr, um Gnade.

  12. Ach, Herr, ich habe gesündiget, ja, ich habe gesündiget, und erkenne meine Missethaten.

  13. Ich bitte und flehe, vergieb mir; o Herr, vergieb mir's!

  14. Laß mich nicht in meinen Sünden verderben, und laß die Strafe nicht ewiglich auf mir bleiben!

  15. Sondern wollest mir Unwürdigem helfen nach deiner großen Barmherzigkeit, so will ich mein Leben lang dich loben.

  16. Denn dich lobet alles Himmelsheer, und dich soll man preisen immer und ewiglich. Amen.

DAS EVANGELIUM NACH JUDAS ISKARIOT

In einer deutschen Übersetzung
von Bernhard Siebert
 
EINFÜHRUNG: EINSETZUNG
Die geheimen Worte der Offenbarung, die Jesus während einer Woche, drei Tage bevor er das
Passah-Fest feierte, zu Judas Iskariot sprach.
 
DIE FRÜHEN WERKE JESU
Als Jesus auf Erden erschien, vollführte er viele Wunder und Zeichen zur Rettung der
Menschheit. Und seitdem einige den Weg der Rechtschaffenheit beschritten, während Andere
in ihre Sünden liefen, wurden die Zwölf Jünger berufen.
Er begann, mit ihnen über die Geheimnisse hinter der Welt und was am Ende
stattfinden wird, zu sprechen. Oft erschien er seinen Jüngern nicht als er selbst, sondern er
wurde unter ihnen in Gestalt eines Kindes gefunden.
 
KAPITEL 1:
Jesus im Dialog mit seinen Jüngern: Das Dankgebet oder das Heilige Abendmahl
Eines Tages war er mit seinen Jüngern in Judäa und er fand sie bei Tische versammelt in
Frömmigkeit. Als er [auf] sie [zuging,] die sie bei Tische versammelt waren, ein Dankgebet
über das Brot sprechend, lachte [er].
Die Jünger sprachen zu ihm, „Meister, warum lachst du über [unser] Dankgebet? Wir
haben getan, was Recht ist.“
Er aber antworte und sprach zu ihnen, „Ich lache nicht über euch. [Ihr] habt
dies nicht aufgrund eures eigenen Willens getan, sondern damit euer Gott dadurch gepriesen
[wird].
Sie aber sprachen, „Meister, du bist [...] der Sohn unseres Gottes.“
Jesus aber sprach zu ihnen, „Woher kennt ihr mich? Wahrlich, [ich] sage euch, kein
Menschengeschlecht ist unter euch, das mich kennen wird.“
 
DIE JÜNGER WERDEN ZORNIG
Als seine Jünger dies vernahmen, wurden sie zornig und begannen rasend zu werden und
fingen an, ihn in ihren Herzen zu verfluchen.
Als Jesus ihren Mangel an [Verständnis] sah, [sprach] er zu ihnen, „Warum hat euch
diese Nachricht zum Zürnen verführt? Euer Gott, der mit euch ist und [...] [35] hat euren Zorn
hervorgerufen [in] euren Seelen. [Lasst] einen jeden unter euch, der [stark genug] ist, von den
Menschen, den perfekten Menschen hervorzubringen und ihn vor mein Angesicht führen.“
Und sie alle sprachen, „Wir haben die Stärke.“
Doch ihre Gemüter waren zu schwach, sich [ihm] entgegen zu stellen, außer dem des
Judas Iskariot. Er war fähig, vor sein Angesicht zu treten, doch konnte er ihm nicht in die
Augen blicken und senkte sein Angesicht.
Judas [sprach] zu Jesus, „Ich weiß, wer du bist und von wo du gekommen bist. Du
kommst aus dem ewigen Reich Barbelos (Barbelo - Gnostisches Urprinzip, in etwa zeitgleich
mit diesem Evangelium entstanden) und ich bin es nicht wert, den Namen dessen, der
dich gesandt hat, auszusprechen.
 
JESUS SPRICHT ALLEIN MIT JUDAS
Wissend, dass Judas etwas Erhabenes wiedergab, sprach Jesus zu ihm, „Tritt beiseite von den
Anderen und ich werde dir die Geheimnisse dieses Reiches offenbaren. Du hast die
Möglichkeit, dieses Reich zu erlangen, jedoch wirst du großes Leid erfahren. [36] Sonst muss
jemand Anderes deine Aufgabe erfüllen, damit die Zwölf wieder Eins mit ihrem Gott werden
können.“
Judas aber sprach zu ihm, „Wann wirst du mir diese Dinge offenbaren und wann wird
der große Tag des Lichtes über diesem Geschlecht anbrechen?“
Als er aber dies sprach, verließ ihn Jesus.
 
KAPITEL 2:
Jesus erscheint erneut seinen Jüngern
Am nächsten Morgen, nachdem dies geschah, [erschien] Jesus erneut vor seinen Jüngern.
Sie aber sprachen zu ihm, „Meister, wo bist du hingegangen und was hast du getan,
während du fort warst?“
Jesus aber sprach zu ihnen, „Ich ging zu einem anderen großartigen und heiligen
Geschlecht.“
Seine Jünger aber sprachen zu ihm, „Herr, welches ist dieses großartige Geschlecht,
das uns überlegen ist und das heiliger ist als wir, welches nicht von diesem Reich ist?“
Als Jesus dies hörte, lachte er und sprach zu ihnen, „Warum denkt ihr in euren Herzen
über jenes starke und heilige Geschlecht nach? [37] Wahrlich, [ich] sage euch, niemand, der
in dieser Welt geboren wird, wird jenes Geschlecht sehen und kein Heer von Engeln der
Sterne wird über jenes Geschlecht herrschen und kein Sterblicher wird jemals mit jenem
Geschlecht verkehren können, denn jenes Geschlecht kommt nicht von [...] welches wurde
[...]. Dieses Geschlecht der Menschen, zu dem [ihr] zählt, ist von dem Geschlecht der
Menschheit [...] Macht, welche [... die] anderen Kräfte [...] durch [die] ihr herrscht.
Als [seine] Jünger dies vernahmen, war jeder unter ihnen aufgewühlt im Geiste. Sie
brachten kein Wort hervor.
Eines anderen Tages kam Jesus zu [ihnen]. Sie sprachen zu [ihm], „Meister, wir haben
dich in einer [Vision] gesehen, als wir große [Träume ...] gehabt haben [...] Nacht [...].
[Er aber sprach zu ihnen], „Warum habt [ihr ... als] seid <ihr> untergetaucht?“
 
DIE JÜNGER SEHEN DEN TEMPEL UND DISKUTIEREN DARÜBER
Sie [sagten, „Wie sahen] ein großes [Haus mit einem großen] Altar [darin und] zwölf
Männern, die wir Priester nennen würden und einem Namen; Und eine Menge Menschen
wartete an jenem Altar, [bis] die Priester [... und empfingen] die Gaben. [Doch] wir warteten
weiterhin.
[Jesus sprach,] „Wie waren [die Priester]?“
Sie [aber sagten, „Einige ...] zwei Wochen; [Einige] opferten ihre eigenen Kinder,
andere ihre Ehefrauen in Ruhm und Demut untereinander; Einige schliefen mit Männern;
Einige waren in [Schlachten] verwickelt; Einige begingen eine große Zahl von Sünden und
Taten der Gesetzlosigkeit. Und die Männer, die vor dem Altar standen, riefen deinen [Namen]
an [39] und in allen Taten ihrer Unzulänglichkeit wurden die Opfer ihrer Vollendung
zugeführt [...].“
Nachdem sie dies gesagt hatten schwiegen sie, denn sie waren sehr aufgewühlt.
 
JESUS FÜHRT EINE SINNBILDLICHE INTERPRETATION DER VISION MIT DEM TEMPEL AN
Jesus aber sprach zu ihnen, „Warum seid ihr aufgewühlt? Wahrlich, ich sage euch, alle die
Priester, die vor dem Altar stehen, rufen meinen Namen an. Erneut sage ich euch, dass mein
Name geschrieben steht auf diesem [...] der Geschlechter der Sterne, durch alle
Menschengeschlechter. [Und sie] pflanzten Bäume, die keine Frucht trugen in meinem
Namen, in schändlicher Manier.
Jesus aber sprach zu ihnen, „Diese, die ihr am Altar die Gaben empfangen sehen habt,
diese sind die, die ihr seid. Dies ist der Gott, dem ihr dient und ihr seid die zwölf Männer, die
ihr gesehen habt. Die zur Opferung gebrachte Herde, die ihr saht, sind die vielen Menschen,
die ihr vom rechten Weg verführt habt, [40] vor diesen Altar. [...] wird stehen und meinen
Namen auf diese Weise nutzen und Generationen von Frommen werden ihm treu bleiben.
nach [...] danach wird dort ein anderer Mann von [den Hurenböcken] stehen und ein Anderer
Mann von den Kindermördern und ein Anderer Mann von denen, die mit Männern schlafen
und diejenigen, die enthaltsam leben und der Rest des Volkes von Unreinheit und
Gesetzlosigkeit und Verfehlungen und diese, die sagen, „Wir sind wie Engel“; diese sind die
Sterne, die alles zur Vollendung bringen. Zu dem Menschengeschlechtern wurde gesagt,
Siehe, Gott hat dein Opfer von den Händen eines Priesters empfangen“ - welcher ein Diener
der Verfehlungen ist. Doch es ist der Herr, der Herr des Universums, welcher spricht, ‚Am
letzten Tag werden sie in Schande gestürzt werden.’“ [41]
Jesus sprach [zu ihnen], „Hört auf, zu opf[ern ...] welche ihr habt [...] über den Altar,
die sie über euren Sternen und euren Engeln sind und bereits zu ihrer Vollendung dort
gekommen sind. So lasst sie [umgarnt] sein bevor euch und lasst sie gehen [etwa 15 Zeilen
fehlen] Geschlechter [...]. Ein Bäcker kann nicht alle Wesen [42] unter [dem Himmel]
ernähren. Und [...] zu ihnen [...] und [...] zu uns und [...].“
Jesus sprach zu ihnen, „Hört auf, gegen mich zu kämpfen. Jeder unter euch hat seinen
eigenen Stern und jeder [ungefähr 17 Zeilen fehlen] [43] in [...] der gekommen ist [...
Frühling] für den Baum [...] dieser Welt [...] für eine Zeit [...] doch muss er kommen, Gottes
Paradies zu wässern und das [Geschlecht], das bestehen bleiben wird, da [er] den [Lauf des
Lebens dieses] Geschlechtes nicht besudeln wird, aber [...] bis in alle Ewigkeit.
 
JUDAS BEFRAGT JESUS ÜBER DIESES GESCHLECHT UND MENSCHLICHE GESCHLECHTER
Judas sagte zu [ihm, „Rabb]i, welche Art von Frucht wird dieses Geschlecht vorweisen?“
Jesus aber sagte, „Die Seelen aller Geschlechter der Menschen werden sterben. Wenn
diese Menschen allerdings die Zeit des Königreiches vollendet haben und der Geist sie
verlässt, werden ihre Körper sterben, doch ihre Seelen werden lebendig sein und sie werden
erhoben werden.“
Judas sprach, „Und was wird der Rest der Menschengeschlechter machen?“
Jesus sprach, „Es ist unmöglich [44], Samen auf einen [Felsen] zu säen und seine
Früchte zu ernten. [Dies] ist auch der Weg [...] die [besudelten] Geschlechter [...] und
bestechliche Sophia (Sophia - Personifikation der Weisheit in der Gnosis) [...] die
Hand, die sterbliche Menschen erschuf, sodass ihre Seelen in die
ewigen Reiche aufsteigen. [Wahrlich] Ich sage dir, [...] Engel [...] Macht wird dies sehen
können [...] jene, zu welchen [...] heilige Geschlechter [...].“
Nachdem Jesus dies sagte, ging er von dannen.
 
KAPITEL 3:
Judas erzählt von einer Vision und Jesus antwortet
Judas sprach, „Meister, da du nun sie alle angehört hast, höre nun auch mich an, denn ich
habe eine großartige Vision gesehen.“
Als Jesus dies hörte, lachte er und sprach zu ihm, „Du Dreizehnter Geist, warum
versuchst du es nur immer wieder? Aber sprich, ich werde es mit dir durchstehen.“
Judas sprach zu ihm, „In der Vision sah ich mich selbst, wie die zwölf Jünger mich
steinigten [45] und [mich ernsthaft] verfolgten. Und ich kam zu dem Platz, wo [...] nach dir.
Ich sah [ein Haus ...] und meine Augen konnten seine Größe nicht [begreifen]. Große
Menschen umgaben es und das Haus <hatte> ein Dach von Laub und in der Mitte des Hauses
war eine Menschenmenge [2 Zeilen fehlen], sagten ‚Meister, führe mich einher mit diesen
Menschen.’“
[Jesus] antwortete und sprach, „Judas, dein Stern hat dich in die Irre geführt.“ Er fuhr
fort, „Kein Sterblicher ist würdig, das Haus zu betreten, das du sahst, denn dieser Ort ist den
Heiligen vorbehalten. Weder die Sonne noch der Mond werden dort herrschen, noch der Tag,
doch die Heiligen werden dort ewiglich bleiben, in ewiger Herrschaft mit den heiligen
Engeln. Siehe, ich habe dir die Geheimnisse des Reiches offenbart [46] und ich habe dich
über den Fehler der Sterne unterrichtet und [...] es geschickt [...] auf die zwölf Zeitalter.
 
JUDAS FRAGT NACH SEINEM EIGENEN SCHICKSAL
Judas sprach, „Meister, kann es sein, dass mein Samen von den Herrschern kontrolliert wird?“
Jesus antwortete ihm und sprach, „Siehe, ich [ 2 Zeilen fehlen ] doch du wirst dich
sehr grämen, wenn du das Königreich und alle seine Geschlechter siehst.“
Als er dies hörte, sprach Judas zu ihm, „Wofür ist es gut, dass ich dies empfangen
werde? Das du mich auserwählt hast, von diesem Geschlecht.“
Jesus aber antwortete und sprach, „Du wirst der Dreizehnte werden und du wirst
verflucht werden von den kommenden Generationen - und du wirst kommen, über sie zu
herrschen. In den letzten Tagen werden sie deine Erhebung [47] in das [Geschlecht] der
Heiligen verfluchen.“
 
JESUS LEHRT JUDAS DIE KOSMOLOGIE: DER GEIST UND DER EWIGE (der
Ewige: Wörtl. „The Self-Created“, „Der, der sich selbst erschuf“)
Jesus sprach, „[Komm], damit ich dir [Geheimnisse] lehren kann, die kein Mensch jemals
zuvor erblickte. Denn es existiert ein großes, unendliches Reich, dessen Ausdehnung kein
Geschlecht von Engeln jemals sah, [in welchem] [ein] großer, unsichtbarer [Geist] ist,
Den kein Auge eines Engels jemals sah,
kein Gedanke des Herzens konnte ihn jemals begreifen,
und man rief ihn nie bei einem Namen.
Und es erschien eine glänzende Wolke und er sprach, ‚Erschaffe einen Engel als
meinen Diener.’
Ein großartiger Engel, der erleuchtete göttliche Ewige, erschien aus jener Wolke.
Durch ihn entstanden vier weitere Engel aus einer anderen Wolke und sie wurden Diener für
den himmlischen Ewigen. Der Ewige sprach, [48] ‚Lasse [...] entstehen [...],’ und es entstand
[...]. Und er [erschuf] das erste Gestirn, es zu beherrschen. Er sprach, ‚Erschaffe Engel, [ihm]
zu dienen’, und es erschienen Engelsscharen ohne Zahl. Er sprach, ‚Erschaffe eine erleuchtete
Welt,’ und sie wurde erschaffen. Er erschuf das zweite Gestirn [um] es zu beherrschen,
zusammen mit zahllosen Engelsscharen, die ihm ihre Dienste darboten. Auf diese Weise
erschuf er auch die anderen erleuchteten Welten. Er ließ sie über sie herrschen und er erschuf
für sie unzählige Engelsscharen, ihnen zu helfen.
 
ADAMAS UND DIE GESTIRNE
Adamas war in der ersten glänzenden Wolke, die kein Engel jemals sah, darunter all jene,
die ‚Gott’ genannt werden. Er [49] [...] das [...] das Bild [...] und nach der Gestalt dieses
Engels. Er ließ das unbestechliche [Geschlecht] Seths erscheinen [...] die Zwölf [...] die
zweiundvierzig [...]. Er ließ zweiundsiebzig Gestirne erscheinen, in jenem unbestechlichen
Geschlecht, nach dem Willen des Geistes. Die zweiundsiebzig Gestirne selbst ließen
dreihundertsechzig Gestirne erscheinen, unter der unbestechlichen Generation, nach dem
Willen des Geistes, sodass ihre Zahl fünf für jeden betrug.
Die zwölf Welten der zwölf Gestirne begründen ihren Vater mit sechs Himmeln für
jede Welt, sodass es zweiundsiebzig Himmel für die zweiundsiebzig Gestirne gibt und für alle
[50] [von ihnen fünf] Firmamente, [für eine Gesamtheit von] dreihundertsechzig
[Firmamenten ...]. Ihnen wurde die Herrschaft in die Hand gegeben und sie bekamen ein
[großes] Heer von Engeln [ohne Zahl], zu Ruhm und Verehrung [und danach ebenso]
unberührte Geister, zu Ruhm und [Verehrung] aller Welten und der Himmel und ihrer
Firmamente.
 
KOSMOS, CHAOS UND UNTERWELT
Die Vielzahl dieser Unsterblichen wird Kosmos genannt — das ist Verderben — durch den
Vater und die zweiundsiebzig Gestirne, die mit dem Ewigen sind und seine zweiundsiebzig
Welten. In ihm erschien der erste Mensch mit seinen unbestechlichen Kräften. Und das
Zeitalter, das mit diesem Geschlecht anbrach, das Zeitalter in welchem eine Wolke von
Wissen und der Engel sind, wird [51] [...] genannt [...] Zeitalter [...] danach [...] sagte,
Erschaffe zwölf Engel, das Chaos und die [Unterwelt] zu beherrschen.’ Und siehe, aus der
Wolke erschien ein Engel, von dessen Angesicht Flammen zuckten und dessen Erscheinung
besudelt war mit Blut. Sein Name war Nebro, was ‚Rebell’ bedeutet; Andere nennen ihn
Yaldabaoth. Ein anderer Engel, Saklas, kam ebenfalls aus dieser Wolke. Nebro erschuf sechs
Engel, ebenso wie Saklas, als Diener und diese erschufen zwölf Engel in den Himmeln, von
denen ein jeder einen Anteil in den Himmeln empfing.
 
DIE HERRSCHER UND ENGEL
Die zwölf Herrscher sprachen mit den zwölf Engeln: ‚Lasst einen jeden von euch [52] [...]
und lasst sie [...] Geschlecht [ eine Zeile fehlt ] Engel’:
Der erste ist [S]eth, welcher Christus genannt wird.
Der [zweite] ist Harmathoth, welcher [...].
Der [dritte] ist Galila.
Der Vierte ist Yobel.
Der fünfte [ist] Adonaios.
Diese sind die fünf, die über die Unterwelt herrschten und vor allem über das Chaos.
 
DIE ERSCHAFFUNG DER MENSCHHEIT
Dann sprach Saklas zu seinen Engeln, ‚Lasst uns ein menschliches Wesen erschaffen nach
der Gestalt und nach dem Bildnis.’ Sie gestalteten Adam und seine Frau Eva, die in der
Wolke Zoe genannt wird. Durch diesen Namen suchen alle Geschlechter den Mann und jedes
ruft die Frau bei diesen Namen. Nun aber [...] Sakla [...] tat nicht [...] [53] komm[andieren ...]
außer [...] die Gesch[lechter ...] das [...]. Und der [Herrscher] sagte zu Adam, ‚Du wirst lange
leben mit deinen Kindern.’“
 
JUDAS FRAGT NACH DEM SCHICKSAL VON ADAM UND DER MENSCHHEIT
Judas sprach zu Jesus, „[Welches] ist die große Spanne der Zeit, in der das
Menschengeschlecht leben wird?“
Jesus sprach, „Warum wunderst du dich darüber, dass Adam mit seinem Geschlecht
die Spanne seines Lebens an dem Ort gelebt hat, an dem er sein Königreich empfing in
Langlebigkeit mit seinem Herrscher?“
Judas sprach zu Jesus, „Kann der menschliche Geist sterben?“
Jesus sprach, „Dies ist der Grund dafür, dass Gott Michael den Befehl gab, den
Menschen ihre Geister als eine Leihgabe zu geben, sodass sie ihm dienen können, doch der
Großartige gab Gabriel den Befehl, Geister dem großen Geschlecht, das keinen Herrscher
über sich hat, zu gönnen — das sind der Geist und die Seele. Außerdem [der Rest] der Seelen
[54] [—eine Zeile fehlt—].
 
JESUS SPRICHT MIT JUDAS UND ANDEREN ÜBER DIE VERNICHTUNG DER BÖSEN
[...] Licht [—etwa zwei Zeilen fehlen—] um [...] lass [...] Geist, [welcher] in dir wohnt, in
[diesem Fleisch] mitten unter Generationen von Engeln. Doch Gott veranlasste es, dass Adam
und denen, die mit ihm waren, Wissen gegeben wurde, sodass die Könige von Chaos und
Unterwelt nicht über sie herrschen können.“
Judas sprach zu Jesus, „Also was wird dieses Geschlecht tun?“
Jesus sprach, „Wahrlich, ich sage euch, für jeden unter ihnen werden ihre
Angelegenheiten von den Sternen zu Ende gebracht. Wenn Saklas die ihm bestimmte
Zeitspanne vollendet hat, wird ihr erster Stern mit den Geschlechtern erscheinen und sie
werden vollenden, was sie versprochen haben. Dann werden sie Unzucht treiben in meinem
Namen und ihre Kinder töten [55] und sie werden [...] und [—etwa 6.5 Zeilen fehlen—]
meinem Namen und er wird [...] dein Stern über dem dreizehnten Zeitalter.“
Daraufhin [lachte] Jesus.
[Judas sprach], „Meister, [warum lachst du uns aus]?“
[Jesus] antwortete [und sprach], „Ich lache nicht [euch aus], sondern die Fehler der
Sterne, denn diese sechs Sterne ziehen umher mit diesen fünf Kampfesgegnern und sie alle
werden gemeinsam mit ihren Geschöpfen untergehen.“
 
JESUS SPRICHT ÜBER DIEJENIGEN, DIE GETAUFT SIND UND DEN VERRAT DES JUDAS
Judas sprach zu Jesus, „Siehe, was werden diejenigen, die getauft sind, in deinem Namen,
tun?“
Jesus aber sprach, „Wahrlich, ich sage [dir], diese Taufe [56] [...] meinem Namen [—
etwa 9 Zeilen fehlen—] mir. Wahrlich, [ich] sage dir, Judas, [diese, welche] Saklas Opfer
darbringen [...] Gott [—3 Zeilen fehlen—] alles Böse.
Doch du wirst sie alle übertreffen. Für dich wird der Mann opfern, der mich kleidet.
Schon wurde dein Horn erhoben,
Dein Zorn wurde entfacht,
Dein Stern zeigte sich strahlend,
und dein Herz [...]. [57]
Wahrlich [...] dein letzt- [...] wurde [—etwa 2.5 Zeilen fehlen—], schmerzen [—etwa
zwei Zeilen fehlen—] der Herrscher, denn er wird vernichtet werden. Und dann wird das Bild
der großen Generation Adams erhöht werden, über Himmel, Erde und die Engel, denn jenes
Geschlecht, das aus dem ewigen Reich stammt, existiert. Siehe, dir wurde nun alles gesagt.
Erhebe dein Angesicht und sieh in die Wolke und das Licht darin und die Sterne, die sie
umgeben. Der Stern, der <sie auf dem> Weg entlang führt, ist dein Stern.“
Judas erhob sein Angesicht und sah die glänzende Wolke und ging in sie hinein.
Diejenigen, die am Boden standen, vernahmen eine Stimme, die aus der Wolke kam und
sagte, [58] [...] großartiges Geschlecht [...] ... Bild [...] [—Etwa fünf Zeilen fehlen—].
 
ABSCHLUSS: JUDAS VERRÄT JESUS
[...] Ihre Hohepriester raunten, da [er] in das Gästezimmer gegangen ist, um zu beten. Aber
einige Schriftgelehrte, die dort waren, beobachteten ihn genau, um ihn während seines
Gebetes zu verhaften, da sie sich vor dem Volk fürchteten, da ihn alle für einen Propheten
hielten.
Sie traten an Judas heran und sprachen zu ihm, „Was tust du hier? Du bist ein Jünger
Jesu’.“
Judas aber antwortete ihnen, wie sie es wünschten. Und er empfing ein wenig Geld und
lieferte ihn ihnen aus.
 
Dieser Text basiert nicht auf dem koptischen Originaltext, sondern auf der englischen
Übersetzung des Judas-Evangeliums durch Rodolphe Kasser, Marvin Meyer und Gregor Wurst.

DAS EVANGELIUM NACH THOMAS


1) Und er sagte: Wer die Interpretation dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.

(2) Jesus sagte: Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet; und wenn er findet, wird er bestürzt sein; und wenn er bestürzt ist, wird er verwundert sein, und er wird über das All herrschen.

(3) Jesus sagte: Wenn die, die euch führen, euch sagen: seht, das Königreich ist im Himmel, so werden euch die Vögel des Himmels vorangehen; wenn sie euch sagen: es ist im Meer, so werden euch die Fische vorangehen. Aber das Königreich ist in eurem Inneren, und es ist außerhalb von euch. Wenn ihr euch erkennen werdet, dann werdet ihr erkannt, und ihr werdet wissen, daß ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht erkennt, dann werdet ihr in der Armut sein, und ihr seid die Armut.

(4) Jesus sagte: Der alte Mensch wird nicht zögern in seinem Alter, ein kleines Kind von sieben Tagen zu befragen über den Ort des Lebens, und er wird leben; denn viele Erste werden die Letzten werden, und sie werden ein einziger werden.

(5) Jesus sagte: Erkenne das, was vor dir ist, und das, was vor dir verborgen ist, wird dir enthüllt werden; denn es gibt nichts Verborgenes, was nicht offenbar werden wird.

(6) Seine Jünger fragten ihn (und) sagten zu ihm: Willst du, daß wir fasten? Und wie sollen wir beten (und) Almosen geben? Wie beachten wir die Frage der Speisen? Jesus sagte: lügt nicht und, was ihr verabscheut, das tut nicht; denn alles ist offenbar im Angesicht des Himmels; denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht offenbar werden wird, und es gibt nichts Verhülltes, das bleibt, ohne enthüllt zu werden.

(7) Jesus sagte: Selig ist der Löwe, selig ist den der Mensch ißt, und der Löwe wird Mensch werden; und verflucht sei der Mensch, den der Löwe frißt, und der Löwe wird Mensch werden.

(8) Und er sagte: Der Mensch gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf; er zog es aus dem Meer voll von Meinen Fischen; unter ihnen fand er einen großen schönen Fisch, der weise Fischer; er warf alle kleinen Fische ins Meer, er wählte den großen Fisch ohne Anstrengung. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

(9) Jesus sagte: Siehe, da ging ein Sämann hinaus, füllte seine Hand (und) warf (die Samen). Ein Teil davon fiel auf den Weg; die Vögel kamen, sie aufzusammeln. Andere fielen auf den Felsen, und sie schlugen keine Wurzeln in der Erde und brachten keine Ähren hervor gen Himmel. Und andere fielen auf die Dornen; sie erstickten die Saat und der Wurm fraß sie. Und andere fielen auf die gute Erde, und sie gab eine gute Frucht gen Himmel; sie brachte sechzig des Maßes und hundertzwanzig des Maßes.

(10) Jesus sagte: Ich habe ein Feuer auf die Welt geworfen, und seht, ich wache über es, bis es sich entzündet.

(11) Jesus sagte: Dieser Himmel wird vergehen. Und derjenige, der darüber ist, wird vergehen; und die, die tot sind, sind nicht lebendig, und die, die lebendig sind, werden nicht sterben. In den Tagen, in denen ihr eßt von dem, was tot ist, macht ihr daraus, was lebendig ist. Wenn ihr Licht sein werdet, was werdet ihr tun? An dem Tag, da ihr eins gewesen seid, seid ihr zwei geworden. Aber wenn ihr zwei geworden seid, was werdet ihr tun?

(12) Die Jünger sagten zu Jesus: Wir wissen, daß du uns verlassen wirst; wer ist es, der groß über uns werden wird? Jesus sagte zu ihnen: Da, wo ihr hingegangen sein werdet, werdet ihr auf Jakobus, den Gerechten, zugehen, für den Himmel und Erde gemacht worden sind.

(13) Jesus sagte zu seinen Jüngern: Vergleicht mich, sagt mir, wem ich gleiche. Simon Petrus sagte zu ihm: Du gleichst einem gerechten Engel. Matthäus sagte zu ihm:

(p. 35) Du gleichst einem weisen Philosophen. Thomas sagte zu ihm: Meister, mein Mund wird es absolut nicht zulassen, daß ich sage, wem du gleichst. Jesus sagte: Ich bin nicht dein Meister, denn du hast dich berauscht an der sprudelnden Quelle, die ich hervorströmen ließ (?). Und er nahm ihn (und) zog sich zurück (und) sagte ihm drei Worte. Als Thomas aber zu seinen Gefährten zurückgekehrt war, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt? Thomas sagte zu ihnen: Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen (und) sie gegen mich werfen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen (und) euch verbrennen.

(14) Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr fastet, werdet ihr euch eine Sünde zuschreiben; und wenn ihr betet, werdet ihr verdammt werden; und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr Böses an eurem Pneuma tun. Und wenn ihr in irgendein Land eintreten werdet und in den Gebieten wandert, wenn man euch empfängt, dann eßt, was auch vorgesetzt wird; heilt die unter ihnen, die krank sind. Denn das, was in euren Mund hineingeht, wird euch nicht beflecken; aber das, was euren Mund verläßt, das ist es, was euch beflecken wird.

(15) Jesus sagte: Wenn ihr den seht, der nicht aus der Frau geboren ist, werft euch mit dem Gesicht zur Erde (und) betet ihn an; dieser ist euer Vater.

(16) Jesus sagte: Vielleicht denken die Menschen, daß ich gekommen bin, um Frieden auf die Welt zu werfen; und sie wissen nicht, daß ich gekommen bin, Uneinigkeiten auf die Erde zu werfen, Feuer, Schwert, Krieg. Denn es werden fünf sein, die in einem Haus sein werden: drei werden gegen zwei und zwei werden gegen drei sein, der Vater gegen den Sohn, der Sohn gegen den Vater, und sie werden als Einzelne dastehen.

(17) Jesus sagte: Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen und was kein Ohr gehört und was keine Hand berührt hat und was nicht zum Herzen des Menschen aufgestiegen ist.

(18) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende sein wird. Jesus sagte: Da ihr entdeckt habt den Anfang, warum sucht ihr das Ende? Denn da, wo der Anfang ist, wird auch das Ende sein. Selig, wer sich an den Anfang (im Anfang) halten wird, und er wird das Ende erkennen, und er wird den Tod nicht schmecken.

(19) Jesus sagte: Selig der, der war, bevor er wurde. Wenn ihr mir Jünger werdet (und) wenn ihr auf meine Worte hört, werden diese Steine euch dienen. Denn ihr habt fünf Bäume im Paradies, die verändern sich nicht, weder im Sommer noch im Winter, und deren Blätter fallen nicht. Derjenige, der sie kennt, wird den Tod nicht schmecken.

(20) Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, was mit dem Himmelreich zu vergleichen ist. Er sagte zu ihnen: Es ist gleich einem Senfkorn, dem kleinsten unter allen Samen; aber wenn es auf beackerten Boden fällt, kommt aus ihm ein großer Zweig hervor, der ein Schutz für die Vögel des Himmels wird.

(21) Mariham sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger? Er sagte: Sie gleichen kleinen Kindern, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das ihnen nicht gehört. Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Laßt uns unser Feld. Sie sind ganz nackt in ihrer Gegenwart, damit sie es ihnen lassen und ihnen ihr Feld geben. Darum sage ich: Wenn der Herr des Hauses weiß, daß der Dieb kommen wird, wird er wachen, bevor er kommt; (und) er wird ihn nicht eindringen lassen in das Haus seines Königreiches, um seine Dinge mitzunehmen. Ihr aber, wacht angesichts der Welt; gürtet eure Lenden mit einer großen Kraft, daß die Räuber keinen Weg finden, um zu euch zu kommen. Denn der Lohn, auf den ihr rechnet, sie werden ihn finden. Wäre (doch) unter euch ein weiser Mann! Als die Frucht gereift ist, ist er sofort gekommen, seine Sichel in der Hand, und hat sie gemäht. Wer Ohren hat, zu hören, der höre.

(22) Jesus sah Kleine, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern: Diese Kleinen, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Königreich eingehen. Sie sagten zu ihm: Wenn wir also Kinder werden, werden wir in das Königreich eingehen? Jesus sagte zu ihnen: Wenn ihr aus zwei eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr aus dem Männlichen und dem Weiblichen eine Sache macht, sodaß das Männliche nicht männlich und das Weibliche nicht weiblich ist und wenn ihr Augen macht statt eines Auges und eine Hand statt einer Hand und einen Fuß statt eines Fußes, ein Bild statt eines Bildes, dann werdet ihr in das [Königreich] eingehen.

(23) Jesus sagte: Ich werde euch erwählen (auswählen), einen unter tausend und zwei unter zehntausend, und sie werden dastehen, als wären sie ein einziger.

(24) Seine Jünger sagten: Belehre uns über den Ort, an dem du bist, denn es ist eine Notwendigkeit für uns, daß wir ihn suchen. Er sagte zu ihnen: Wer Ohren hat, der höre! Es ist Licht im Inneren des Menschen des Lichts, und er erleuchtet die ganze Welt. Wenn er nicht scheint, das ist die Finsternis.

(25) Jesus sagte: Liebe deinen Bruder wie deine Seele; wache über ihn wie über deinen Augapfel.

(26) Jesus sagte: Den Splitter, der im Auge deines Bruders ist, siehst du; aber den Balken, der in deinem Auge ist, siehst du nicht. Wenn du den Balken aus deinem Auge gezogen hast, dann wirst du (klar) sehen; um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen.

(27) Jesus sagte: Wenn ihr nicht fastet gegenüber der Welt, werdet ihr das Königreich nicht finden; wenn ihr den Sabbat nicht feiert wie den Sabbat, werdet ihr den Vater nicht sehen.

(28) Jesus sagte: Ich stand in der Mitte der Welt, und ich habe mich ihnen im Fleisch offenbart. Ich habe sie alle betrunken gefunden; ich habe niemanden unter ihnen durstig gefunden, und meine Seele wurde betrübt über die Söhne der Menschen; denn sie sind blind in ihrem Herzen, und sie sehen nicht, daß sie leer in die Welt gekommen sind, leer auch die Welt zu verlassen suchen. Aber nun sind sie betrunken. Wenn sie ihren Wein abschütteln, so werden sie bereuen (Buße tun).

(29) Jesus sagte: Wenn das Fleisch zur Existenz gelangt ist wegen des Geistes, so ist das ein Wunder. Aber wenn der Geist (zur Existenz gelangt ist) wegen des Leibes, so ist das ein Wunder der Wunder. Aber ich, ich wundere mich darüber, wie dieser große Reichtum in dieser Armut gewohnt hat.

(30) Jesus sagte: Wo drei Götter sind, da sind es Götter; wo zwei oder einer ist, da werde ich mit ihm sein.

(31) Jesus sagte: Kein Prophet wird in seinem Dorf aufgenommen, kein Arzt heut die, die ihn kennen.

(32) Jesus sagte: Eine Stadt, die auf einem Berg gebaut ist, erhöht und befestigt, kann nicht fallen, noch kann sie verborgen werden.

(33) Jesus sagte: Das, was du mit deinem Ohr (und) mit dem anderen Ohr hörst, verkünde es auf euren Dächern. Denn niemand zündet eine Lampe an, um sie unter den Scheffel zu stellen, noch um sie an einen verborgenen Ort zu stellen; sondern man stellt sie auf einen Leuchter, damit jeder, der eintritt und hinausgeht, ihr Licht sieht.

(34) Jesus sagte: Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen sie beide hinunter in eine Grube.

(35) Jesus sagte: Es ist nicht möglich, daß jemand in das Haus des Mächtigen eintritt (und) es mit Gewalt nimmt, es sei denn, er bände ihm die Hände; dann wird er sein Haus umdrehen.

(36) Jesus sagte: Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen, mit was ihr euch bekleiden werdet.

(37) Seine Jünger sagten: An welchem Tag wirst du dich uns offenbaren, und an welchem Tag werden wir dich sehen? Jesus sagte: Wenn ihr eure Scham nackt gemacht habt, wenn ihr eure Kleider nehmen und unter eure Füße legen werdet wie die kleinen Kinder (und) auf sie tretet, dann [werdet ihr sehen] den Sohn des Lebendigen und ihr werdet euch nicht fürchten.

(38) Jesus sagte: Oft habt ihr gewünscht, diese Worte zu hören, die ich euch sage, und ihr habt keinen anderen, von dem ihr sie hören könnt. Tage werden kommen, da ihr mich suchen (und) nicht finden werdet.

(39) Jesus sagte: Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis erhalten, (und) sie haben sie versteckt. Sie sind auch nicht eingetreten, und die, die eintreten wollten, haben sie nicht eintreten lassen. Aber ihr, seid klug wie die Schlangen und rein wie die Tauben.

(40) Jesus sagte: Ein Weinstock ist gepflanzt worden außerhalb des Vaters; und da er nicht befestigt ist, wird er ausgerissen werden mit seiner Wurzel, (und) er wird verderben.

(41) Jesus sagte: Wer in seiner Hand hat, dem wird gegeben werden; und dem, der nicht hat, wird man auch das Wenige, das er hat, nehmen.

(42) Jesus sagte: Seid Vorübergehende!

(43) Seine Jünger sagten zu ihm: Wer bist du, der du uns das sagst? Jesus sagte zu ihnen: Von dem, was ich euch sage, wißt ihr nicht, wer ich bin? Doch ihr seid wie die Juden geworden; denn sie lieben den Baum (und) hassen seine Frucht, und sie lieben die Frucht (und) hassen den Baum.

(44) Jesus sagte: Wer den Vater lästert, dem wird man verzeihen, und wer den Sohn lästert, dem wird man verzeihen; aber dem, der den Heiligen Geist lästert, dem wird man nicht verzeihen, weder auf der Erde noch im Himmel.

(45) Jesus sagte: Man erntet nicht Trauben von Dornsträuchern, noch pflückt man Feigen von Weißdornsträuchern, sie geben keine Frucht. Denn ein guter Mensch bringt Gutes aus seinem Schatz hervor; ein böser Mensch bringt böse Dinge aus seinem Schatz hervor, der sein Herz ist, und er sagt böse Dinge, denn aus dem Überfluß des Herzens bringt er böse Dinge hervor.

(46) Jesus sagte: Von Adam bis Johannes dem Täufer ist unter den Kindern der Frauen keiner höher als Johannes der Täufer, denn seine Augen waren nicht zerstört (?). Aber ich habe gesagt: Wer unter euch klein wird, wird das Königreich erkennen und wird höher sein als Johannes.

(47) Jesus sagte: Es ist nicht möglich, daß ein Mensch zwei Pferde besteigt, (noch daß) er zwei Bogen spannt; und es ist nicht möglich, daß ein Diener zwei Herren dient, es sei denn, er ist ehrerbietig gegenüber dem einen, und den anderen verhöhnt er. Niemand trinkt alten Wein und wünscht sofort, neuen Wein zu trinken. Und man gießt nicht neuen Wein in alte Schläuche, damit sie nicht verderben; und man gießt nicht alten Wein in einen neuen Schlauch, damit er ihn nicht verdürbe. Man näht nicht einen alten Flecken auf ein neues Gewand, denn es würde ein Riß entstehen.

(48) Jesus sagte: Wenn zwei Frieden schließen unter sich in diesem einen Haus, werden sie dem Berg sagen: Versetze dich, und er wird sich versetzen.

(49) Jesus sagte: Selig die Einsamen und die Erwählten, denn ihr werdet das Königreich finden, denn ihr seid hervorgekommen aus ihm, (und) aufs neue werdet ihr dahin zurückkehren.

(50) Jesus sagte: Wenn sie zu euch sagen: Woher kommt ihr?, dann sagt zu ihnen:

Wir kommen aus dem Licht, daher, wo das Licht aus sich selbst heraus geboren ist. Es hat [sich aufgestellt], und es hat sich in ihrem Bild offenbart. Wenn sie zu euch sagen: Wer seid ihr?, dann sagt: Wir sind seine Söhne, und wir sind die Erwählten des lebendigen Vaters. Wenn sie euch fragen: Welches ist das Zeichen eures Vaters in euch?, sagt zu ihnen: Es ist Bewegung und Ruhe.

(51) Seine Jünger sagten zu ihm: An welchem Tag wird die Ruhe der Toten eintreten, und an welchem Tag wird die neue Welt kommen? Er sagte zu ihnen: Die, die ihr erwartet, ist gekommen, aber ihr erkennt sie nicht.

(52) Seine Jünger sagten zu ihm: Vierundzwanzig Propheten haben in Israel gesprochen, und sie haben alle von dir gesprochen. Er sagte zu ihnen: Ihr habe (habt?) den vor euren Augen Lebendigen ausgelassen, und ihr habt von den Toten gesprochen.

(53) Seine Jünger sagten zu ihm: Ist die Beschneidung nützlich oder nicht? Er sagte zu ihnen: Wenn sie nützlich wäre, würde ihr Vater sie schon beschnitten in ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geist hat vollen Nutzen gehabt.

(54) Jesus sagte: Selig sind die Armen, denn euer ist das Himmelreich.

(55) Jesus sagte: Wer seinen Vater und seine Mutter nicht haßt, kann nicht mein Jünger werden. Und (wer nicht) seine Brüder und seine Schwestern haßt (und) wer (nicht) sein Kreuz trägt wie ich, wird meiner nicht würdig sein.

(56) Jesus sagte: Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden; und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

(57) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Menschen, der eine [gute] Saat hatte. Sein Feind kam in der Nacht und säte Unkraut unter die gute Saat. Der Mensch erlaubte ihnen nicht, das Unkraut auszureißen. Er sagte zu ihnen: Damit ihr nicht geht, das Unkraut auszureißen, (und) den Weizen mit ihm ausreißt. Am Tag der Ernte wird das Unkraut sichtbar werden; man wird es ausreißen (und) verbrennen.

(58) Jesus sagte: Selig der Mensch, der gelitten hat; er hat das Leben gefunden.

(59) Jesus sagte: Schaut auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und sucht, ihn zu sehen und werdet ihn nicht sehen können.

(60) Sie sahen einen Samariter, der, ein Lamm tragend, nach Judäa ging. Er sagte zu seinen Jüngern: (Was will) dieser mit dem Lamm (tun)? Sie sagten zu ihm: Es töten und essen. Er sagte zu ihnen: Während es lebt, wird er es nicht essen, sondern (nur), wenn er es tötet (und) wenn es ein Leichnam wird. Sie sagten: Anders kann er es nicht tun. Er sagte zu ihnen: Auch ihr, sucht einen Ort zur Ruhe, damit ihr nicht ein Leichnam werden (werdet?) und gegessen werdet.

(61) Jesus sagte: Zwei werden ruhen auf einem Bett, einer wird sterben, der andere wird leben. Salome sagte: Wer bist du, Mensch, wessen Sohn? Du bist auf mein Bett gestiegen und hast an meinem Tisch gegessen. Jesus sagte zu ihr: Ich bin der, der aus dem hervorkommt, der gleich ist; es sind mir Dinge meines Vaters gegeben. Salome sagte: ich bin deine Jüngerin. Jesus sagte zu ihr: Darum sage ich: Wenn er gleich ist, ist er voller Licht; aber wenn er geteilt ist, wird er voller Dunkelheit sein.

(62) Jesus sagte: Ich sage meine Geheimnisse denen, die [würdig sind meiner] Geheimnisse. Was deine Rechte tut, deine Linke soll nicht wissen, was sie tut.

(63) Jesus sagte: Es war einmal ein reicher Mann, der hatte viel Besitz. Er sagte: ich werde mein Vermögen benutzen, um zu säen, zu ernten, zu pflanzen, meine Speicher mit Früchten zu füllen, auf daß mir nichts fehle. So waren seine Gedanken in seinem Herzen; und in dieser Nacht starb er. Wer Ohren hat, der höre.

(64) Jesus sagte: Ein Mann hatte Gäste; und nachdem er das Mahl zubereitet hatte, schickte er seinen Diener, um die Gäste einzuladen. Er ging zum ersten und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Der sagte: Ich habe Geld bei Kaufleuten; sie werden heute Abend zu mir kommen, ich werde gehen (und) ihnen Aufträge geben. Ich entschuldige mich für das Mahl. Er ging zu einem anderen (und) sagte zu ihm: Mein Herr hat dich eingeladen. Dieser sagte zu ihm: Ich habe ein Haus gekauft; und man braucht mich für einen Tag. Ich werde keine Zeit haben. Er ging zu einem anderen (und) sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Dieser sagte zu ihm: Mein Freund wird sich verheiraten, und ich mache das Mahl. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich für das Mahl. Er ging zu einem anderen, er sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein. Er sagte zu ihm: Ich habe einen Bauernhof gekauft; ich werde gehen, den Zins zu erhalten. Ich kann nicht kommen. Ich entschuldige mich. Der Diener kam zurück (und) sagte zu seinem Herrn: Die, die du eingeladen hast zum Mahl, lassen sich entschuldigen. Der Herr sagte zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Wege, bring die mit, die du finden wirst, damit sie essen. Die Verkäufer und Händler [werden] nicht den Ort meines Vaters [betreten].

(65) Er sagte: Ein ehrbarer Mann hatte einen Weinberg; er gab ihn Winzern, damit sie in ihm arbeiteten (und) er die Früchte von ihnen bekäme. Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Frucht des Weinbergs gäben. Diese ergriffen seinen Diener, schlugen ihn, (und) sie hätten ihn beinahe erschlagen. Der Diener ging davon (und) sagte es seinem Herrn. Sein Herr sagte: Vielleicht hat er sie nicht erkannt. Er schickte einen anderen Diener; die Winzer schlugen auch diesen. Nun schickte der Herr seinen Sohn. Er sagte: Vielleicht werden sie Respekt haben vor meinem Sohn. Diese Winzer, als sie erfuhren, daß er der Erbe des Weinbergs wäre, packten ihn und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.

(66) Jesus sagte: Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben: er ist der Eckstein.

(67) Jesus sagte: Wer das All erkennt, sich selbst (aber) verfehlt, der verfehlt das All.

(68) Jesus sagte: Selig seid ihr, daß man euch hassen wird und daß man euch verfolgen wird, und sie werden keinen Platz finden, wo man euch verfolgt hat.

(69) Jesus sagte: Selig sind die, die man verfolgt hat in ihrem Herzen; es sind diese, die den Vater in Wahrheit erkannt haben. Selig sind die Hungrigen, denn man wird den Bauch dessen, der (es) wünscht, füllen.

(70) Jesus sagte: Wenn ihr dies in euch erworben habt, wird euch das, was ihr habt, retten. Wenn ihr dies nicht in [euch] habt, [wird] das, was ihr nicht in euch habt, euch sterben lassen.

(71) Jesus sagte: Ich werde [dieses] Haus zerstören, und niemand wird in der Lage sein, es [wieder] aufzubauen.

(72) [Ein Mann sagte] zu ihm: Sage meinen Brüdern, daß sie die Güter meines Vaters mit mir teilen sollen. Er sagte zu ihm: O Mensch, wer hat mich zu einem Teiler gemacht? Er wandte sich seinen Jüngern zu. Er sagte ihnen: Bin ich denn ein Teiler?

(73) Jesus sagte: Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet aber den Herrn, daß er Arbeiter für die Ernte schickt.

(74) Er sagte: Herr, es sind viele um den Brunnen, aber keiner ist in dem Brunnen.

(75) Jesus sagte: Es gibt viele, die an der Tür stehen, aber es sind die Einsamen, die in das Brautgemach eintreten werden.

(76) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Kaufmann, der eine Ware hatte (und) der eine Perle fand. Dieser Kaufmann war weise. Er verkaufte die Ware, er kaufte die Perle allein. Sucht auch ihr den Schatz, der nicht aufhört und dauert, dort, wo die Motte nicht hinkommt, um zu fressen, und (wo) auch kein Wurm zerstört.

(77) Jesus sagte: Ich bin das Licht, das über allen ist. Ich bin das All; das All ist aus mir hervorgegangen, und das All ist zu mir gelangt. Spaltet das Holz, ich bin da. Hebt einen Stein auf, und ihr werdet mich dort finden.

(78) Jesus sagte: Warum seid ihr ausgezogen auf das Feld? Um ein Schilfrohr im Winde schwankend zu sehen? Und um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider an hat? [Seht eure] Könige und Vornehmen, diese haben weiche Kleider an, und sie [können] die Wahrheit nicht erkennen.

(79) Eine Frau aus der Menge sagte zu ihm: Glücklich der Leib, der dich getragen hat, und die Brüste, die dich genährt haben. Er sagte zu [ihr]: Glücklich sind die, die das Wort des Vaters gehört haben (und) die es bewahrt haben in Wahrheit. Denn es werden Tage kommen, da ihr euch sagen werdet: Glücklich der Leib, der nicht empfangen hat, und die Brüste, die nicht Milch gegeben haben.

(80) Jesus sagte: Wer die Welt erkannt hat, hat den Leib gefunden; aber wer den Leib gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.

(81) Jesus sagte: Wer reich geworden ist, soll herrschen, und wer die Macht besitzt, soll sie aufgeben.

(82) Jesus sagte: Wer mir nahe ist, der ist dem Feuer nahe, und wer fern von mir ist, ist fern vom Königreich.

(83) Jesus sagte: Die Bilder sind dem Menschen offenbart, und das Licht, das in ihnen ist, ist verborgen im Bild des Lichtes des Vaters. Er wird sich offenbaren, und sein Bild ist durch sein Licht verborgen.

(84) Jesus sagte: Wenn ihr eure Ebenbilder seht, werdet ihr erfreut sein. Aber wenn ihr eure Ebenbilder seht, die vor euch existierten, die nicht sterben noch sich offenbaren, wieviel werdet ihr dann ertragen?

(85) Jesus sagte: Adam ist aus einer großen Kraft hervorgekommen und aus einem großen Reichtum, und er war eurer nicht würdig; denn wenn er würdig gewesen wäre, [hätte] er nicht den Tod [geschmeckt].

(86) Jesus sagte: [Die Füchse haben Höhlen] und die Vögel haben [ihr] Nest, aber der Sohn des Menschen hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen [und] sich ausruhen kann.

(87) Jesus sagte: Elend ist der Leib, der von einem Leib abhängig ist, und elend ist die Seele, die von diesen beiden abhängt.

(88) Jesus sagte: Die Engel und die Propheten werden zu euch kommen, und sie werden euch geben, was euer ist. Und ihr selbst, was in euren Händen ist, gebt es ihnen (und) sagt euch selbst: An welchem Tag werden sie kommen, um zu empfangen, was das ihre ist?

(89) Jesus sagte: Warum wascht ihr das Äußere der Trinkschale? Versteht ihr nicht, daß der, der das Innere gemacht hat, auch der ist, der das Äußere gemacht hat?

(90) Jesus sagte: Kommt zu mir, denn mein Joch ist angenehm, und meine Herrschaft ist mild, und ihr werdet Ruhe für euch finden.

(91) Sie sagten zu ihm: Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben. Er sagte zu ihnen: Ihr erkundet (prüft?) das Gesicht des Himmels und der Erde, und den, der vor euch ist, habt ihr nicht erkannt, und diesen Augenblick wißt ihr nicht zu erkunden (prüfen?)?

(92) Jesus sagte: Sucht, und ihr werdet finden; aber was ihr mich in diesen Tagen gefragt habt und was ich euch nicht gesagt habe, jetzt gefällt es mir, es zu sagen, und ihr fragt nicht danach.

(93) Jesus sagte: Gebt nicht, was heilig ist, den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen. Werft keine Perlen vor die Schweine, damit sie sie nicht ... .] machen.

(94) Jesus [sagte]: Wer sucht, der wird finden, [und der, der anklopft] an das Innere, dem wird geöffnet werden.

(95) [Jesus sagte:] Wenn ihr Geld habt, verleiht es nicht mit Wucher, sondern gebt ... .] dem, von dem [ihr] es nicht wiederbekommen werdet.

(96) Jesus [sagte]: Das Königreich des Vaters ist gleich [einer] Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, [verbarg] ihn in dem Teig (und) machte davon große Brote. Wer Ohren hat, der höre.

(97) Jesus sagte: Das Königreich des [Vaters] ist gleich einer Frau, die einen Krug voller Mehl trug. Sie ging [auf einem] weiten Weg. Der Henkel des Kruges brach, das Mehl verstreute sich hinter ihr auf den Weg. Sie wußte es nicht, sie hatte das Unheil nicht wahrgenommen. Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug auf den Boden (und) fand ihn leer.

(98) Jesus sagte: Das Königreich des Vaters ist gleich einem Mann, der wollte einen Edlen töten. Er zog das Schwert in seinem Haus, er durchstach die Mauer, um herauszufinden, ob seine Hand stark (genug) wäre. Dann tötete er den Edlen.

(99) Die Jünger sagten zu ihm: Deine Brüder und deine Mutter sind draußen. Er sagte zu ihnen: Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, die sind meine Brüder und meine Mutter; sie sind es, die in das Königreich meines Vaters eingehen werden.

(100) Sie zeigten Jesus ein Goldstück und sagten zu ihm: Die Leute des Kaisers verlangen von uns Steuern. Er sagte zu ihnen: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist; gebt Gott, was Gottes ist. Und was mein ist, gebt es mir.

(101) Jesus sagte: Wer nicht seinen Vater und seine Mutter haßt, wird nicht [mein Jünger] werden können. Und wer seinen [Vater nicht] liebt und seine Mutter wie ich, wird nicht mein [Jünger] werden. Denn meine Mutter ... .], aber [meine] wahre [Mutter], sie gab mir das Leben.

(102) Jesus sagte: Wehe den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hund, der in dem Trog der Rinder liegt; denn er frißt nicht, noch läßt er die Rinder fressen.

(103) Jesus sagte: Selig der Mensch, der weiß, [in welchem] Teil (der Nacht) die Diebe kommen werden, daß er aufstehe, sein [...]sammle und sich die Lenden gärte, bevor sie eintreten.

(104) Sie sagten [zu ihm]: Komm, laß uns heute beten und fasten. Jesus sagte:

Welches ist denn die Sünde, die ich begangen habe, oder in was bin ich besiegt worden? Aber wenn der Bräutigam aus der Brautkammer hinausgegangen sein wird, dann laßt sie fasten und beten.

(105) Jesus sagte: Wer den Vater und die Mutter kennt, wird Sohn einer Hure genannt werden.

(106) Jesus sagte: Wenn ihr aus zwei eins macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden; und wenn ihr sagt: Berg, gehe weg, wird er sich wegbewegen.

(107) Jesus sagte: Das Königreich ist gleich einem Hirten, der hundert Schafe hatte; eines, das das größte war, verirrte sich; er ließ (die) neunundneunzig (und) suchte das eine, bis er es gefunden hatte. Danach, als er so viel Mühe gehabt hatte, sagte er zu dem Schaf: ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.

(108) Jesus sagte: Wer von meinem Mund trinkt, wird werden wie ich, und ich werde wie er, und die verborgenen Dinge werden sich ihm offenbaren.

(109) Jesus sagte: Das Königreich ist gleich einem Mann, der in seinem Acker einen [versteckten] Schatz hatte, von dem er nichts wußte. Und [nachdem] er gestorben war, vererbte er ihn seinem [Sohn. Der] Sohn wußte (davon) nichts; er nahm (p. 51) dieses Feld und verkaufte es. Und der, der es gekauft hatte, kam; er pflügte (und) [er fand] den Schatz; er begann, Geld gegen Zinsen zu verleihen an die, die er wollte.

(110) Jesus sagte: Wer die Welt gefunden hat (und) reich geworden ist, der soll auf die Welt verzichten.

(111) Jesus sagte: Die Himmel werden sich aufrollen, ebenso die Erde in eurer Gegenwart, und der Lebendige, (hervorgegangen) aus dem Lebendigen, wird nicht sehen Tod noch Furcht, weil Jesus sagt: Wer sich selbst findet, dessen ist die Welt nicht würdig.

(112) Jesus sagte: Wehe dem Fleisch, das von der Seele abhängig ist; wehe der Seele, die vom Fleisch abhängig ist.

(113) Seine Jünger sagten zu ihm: Das Königreich, an welchem Tage wird es kommen? Jesus sagte: Es wird nicht kommen, indem man darauf wartet; man wird nicht sagen: Seht, hier ist es, oder: Seht, dort ist es; sondern das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.

(114) Simon Petrus sagte zu ihnen: Mariham soll aus unserer Mitte fortgehen, denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig. Jesus sagte: Seht, ich werde sie ziehen, um sie männlich zu machen, damit auch sie ein lebendiger Geist wird, vergleichbar mit euch Männern. Denn jede Frau, die sich männlich macht, wird in das Himmelreich gelangen.